Ich bin immer etwas skeptisch, wenn man mir einen Roman unter dem Etikett »Jugendbuch« andienen möchte. Allzu oft sind das Kinderbücher im Teenager-Gewand, oder speziell auf weibliche Heranwachsende gezielt – und da ich weder das eine noch das andere bin, also definitiv nicht zur Zielgruppe gehöre, findet solches in meinen Augen kein Gefallen.
Dabei habe ich gar nichts gegen Kinderbücher im Allgemeinen, darunter findet man gerade im Phantastik-Bereich oft wirklich Lesenswertes, ich will gar nicht erst mit dem britischen Zauberlehrling anfangen, man könnte auch noch LARKLIGHT als Beispiel nennen.
Natürlich muss ich aber einen Blick auf ein Jugendbuch werfen, das unter Steampunk einsortiert wird und den vielversprechenden Titel ÆTHERMAGIE trägt. Angesichts der Praktik gewisser großer Verlage, beliebige Inhalte mit Zahnrädern zu versehen (so auch hier geschehen), und sie dann fälschlicherweise als Steampunk zu deklarieren (hier nicht geschehen), hatte ich immer noch Bedenken.
Ich hätte nicht weiter daneben liegen können – Susanne Gerdoms ÆTHERMAGIE ist ein wahres Kleinod. Diese Besprechung enthält minimale Spoiler, erläutert aber nichts von der Handlung, was den Lesespaß beeinträchtigen könnte.
Das ist die richtige Nachbarschaft. Die Familie Oswalt ist gerade noch beim Ausladen des Umzug-LKWs, als der örtliche Sheriff schon Ärger macht. Geht da etwa etwas Dubioses vor in diesem Örtchen, wenn der Ordnungshüter die Familie ungeniert zum Verlassen des Städtchens auffordert? Ja, es ist etwas ganz und gar nicht in Ordnung, und SINISTER lässt sich nicht viel Zeit mit Erklärungen. Denn nicht der Sheriff ist das Problem, sondern Ellison Oswalt selbst, der mit Sachbüchern über wahre Verbrechen sein Geld verdient. Nach dem Besuch des Sheriffs macht ihm seine Frau Tracy sofort die Hölle heiß, ob die Familie jetzt schon wieder in die Nähe eines dieser Horror-Häuser gezogen wäre. Diese Frage kann Ellison guten Gewissens mit einem klaren Nein beantworten.
Das stand in krassem Widerspruch zu einer Aussage des Justiziars des Börsenvereins, die ich im Januar diesen Jahres erhalten hatte. Deswegen fragte ich nochmal bei der Rechtsabteilung des Börsenvereins nach und erhielt vom Justiziar Dr. Christian Sprang sehr kurzfristig eine Antwort. Hierfür möchte ich mich bedanken. Nachfolgend die Stellungnahme:
Sowohl der Börsenverein des Deutschen Buchhandels als auch Prof. Dr. Christian Russ, unser Preisbindungstreuhänder von der Kanzlei Fuhrmann Wallenfels, erklären dazu Folgendes:
Bislang waren Bücher aus Selbstverlagen nicht preisgebunden, weil Sie (sic!) im Buchhandel keine Rolle spielten und daher nicht »buchhandelstypisch« waren. Nun erleben wir gerade, dass bei E‑Books viele »Selbstverleger« mit Ihren (sic!) Büchern bei Amazon, Apple und ähnlichen Plattformen nicht unerhebliche Verkaufszahlen generieren. Damit ändert sich wohl gerade auch die Antwort auf die Frage der Buchhandelstypizität. Die Preisbindungstreuhänder streben daher vorausschauend eine Regelung an, wonach Selbstverleger, die ihre E‑Books über Internet- Großbuchhändler anbieten, die Preise einheitlich festlegen müssen. Anders Printverleger, die in kleiner Stückzahl ihre Privatdrucke unter die Leute bringen.
Aha. :) Man darf davon ausgehen, dass es in dieser Sache gerade einige »Kommunikation hinter den Kulissen« gegeben haben dürfte, um es mal vorsichtig auszudrücken. Die Formulierungen »bisher« und »ändert sich wohl gerade« deuten allerdings darauf hin, dass damit die pauschale Aussage aus dem Januar, dass Selbstverleger auf alle Fälle der Buchpreisbindung unterliegen, in dieser Ausschließlichkeit (nicht nur) zum damaligen Zeitpunkt nicht ganz korrekt gewesen sein dürfte. Auch der Hinweis, dass man »eine Regelung für Selfpublisher anstrebt«, weist darauf hin, dass es seitens der Treuhänder derzeit eben noch keine konkrete Regelung gibt.
Hochinteressant aus meiner Sicht zudem, dass jetzt auf einmal die Frage nach einer Geltung des BuchPrG für Selfpublisher an Absatzzahlen festgemacht wird, anstatt am Buchformat. Was denn nun?
Rechtssicherheit für Selbstverleger stellt das alles nicht gerade her.
Ein großer Name schien ein Garant dafür zu sein, via der Crowdfunding-Plattform Kickstarter von loyalen (und nostalgischen) Fans einen haufen Kohle für ein Computerspieleprojekt einzusammeln. Gelungen ist das beispielsweise Tim Schafer mit nebulösen Ankündigungen zu einem Point&Click-Game namens DOUBLE FINE ADVENTURE, Obsidian Games mit einer modernisierten Version von BALDURS GATE unter dem Namen PROJECT ETERNITY sammelte insgesamt 4 Millionen Dollar. Der letzte Gewinner war WING COMMANDER-Erfinder Chris Roberts, der über Crowdfunding bei Kickstarter und seine eigene Seite 5,5 Millionen Dollar für eine Weltraum-Shooter- und Handelssimulation zusammen bekommen konnte.
Aber ein Name reicht nicht, man muss zum einen auch ein sexy Konzept vorlegen können und zum anderen darf man offenbar nicht als notorischer Angeber bekannt sein. Peter Molyneux ist jemand, der immer wieder bahnbrechende Spiele ankündigte, die dann hinter den derart geweckten Ankündigungen Lichtjahre zurück blieben. Auf Kickstarter sucht er jetzt nach Geldgebern für sein PROJECT GODUS (eine Neuerfindung von POPULOUS) – doch er erntet auch herbe Kritik, da etliche Spieler keinen Bock auf noch ein übermäßig gehyptes Game haben, das dann nicht in der Lage ist, seine Vorschusslorbeeren zu verdienen. Es wurden Stimmen laut die sagten »niemals wieder«.
Dennoch: das Plegde-Goal ist 450000 britische Pfund, nach zwei von 30 Tagen sind fast 100000 davon zusammen, ich würde mal die Vorhersage wagen, dass das klappen dürfte, auch wenn andere Projekte ihre Kohle bereits innerhalb von zwei Tagen zusammen hatten.
Auf der Plus-Seite muss man sehen, dass man das Spiel als Backer für gerade mal 15 GBP bekommen kann und an der Beta teilnehmen darf.
Gegen modernisierte Fassungen von Klassikern ist erst einmal nichts einzuwenden, wenn sie auch erkennbar innovativ werden. Ein großer Name kann – wie man sieht – auch schaden, wenn die Reputation nicht stimmt. Und wann kommen endlich die großen Alten des Spieledesigns mit ganz neuen Ideen aus der digitalen Höhle, statt nur Altes aufzuwärmen? Wobei ich zugeben muss, dass manches Aufgewärmte äußerst schmackhaft ist …
Arrr! Ich hatte auf PhantaNews bereits über NBCs neue Piratenserie mit dem Arbeitstitel CROSSBONES berichtet. Die Show wird entwickelt und geschrieben von Neil Cross (LUTHER), es produzieren Walter Parkes und Laurie MacDonald. Jetzt wird gemeldet, dass sich Hugh Laurie, bekannt in letzter Zeit insbesondere als unkonventioneller Arzt in der Serie DR. HOUSE, die Hauptrolle übernehmen soll. Es handelt sich dabei um keinen anderen, als den berüchtigten Piraten Blackbeard alias Edward Teach. Es handelt sich, wie gesagt, derzeit noch um Verhandlungen, man wird abwarten müssen, wie die ausgehen werden.
Bei CROSSBONES handelt es sich um eine auf zehn Teile angelegte Serie, die im Jahr 1715 spielt und auf der und um die Bahamas-Insel New Providence handelt. Dort regiert der diabolische Pirat Edward Teach, alias Blackbeard, über eine Nation von Dieben, Außgestoßenen und schurkischen Seefahrern – und eine frühe amerikanische Demokratie. Die Ansiedlung ist eine Barackenstadt und ein Paradies für Marodeure, ein Ort wie kein anderer auf der Welt. Doch sie stellt eine wachsende Bedrohung für den internationalen Handel dar – und das gefällt vielen nicht …
Die Show basiert auf Colin Woodards Buch THE REPUBLIC OF PIRATES und steht in direkter Konkurrenz zur sich ebenfalls für Starz in Entwicklung befindenden Reihe BLACK SAILS von Michael Bay. Bisher hätte ich nicht darauf gewettet, dass CROSSBONES gegen eine Starz-Serie anstinken kann, aber mit Hugh Laurie als Blackbeard ..? Shiver me timbers!
Liebe Qualitätsmedien. Habt ihr wieder alle bei der dpa abgeschrieben? Oder bei einer anderen Agentur? Anders kann ich es mir eigentlich nicht erklären, dass ich allenthalben im Web die Überschrift »Tolkien-Erben klagen gegen HOBBIT-Produzenten« und Variationen davon lesen muss. Beispielsweise beim Focus, beim Tagesspiegel, bei Der Westen, Berliner Zeitung, fr-online, Börsenblatt (wo ich das zum ersten Mal fand) und zahllosen mehr (liebe Leser, wenn ihr nach »Tolkien« und »Produzenten« googlet, findet ihr reichlich Treffer).
Ihr müsst jetzt ganz stark sein: nein, liebe Qualitätsmedien, das stimmt so nicht.
Korrekt ist, dass das Tolkien-Estate (und noch ein paar mehr) Warner Bros. Entertainment wegen angeblich unerlaubter digitaler Verwertung im Rahmen von »Glücksspielen« und Online-Games wie LOTRO, sowie der »Schädigung des Ansehens Tolkiens und seiner Werke« vor einem kalifornischen Gericht verklagt hat. Bis hierhin nicht schlecht.
Inkorrekt ist aber, dass Warner Bros. Produzent des HOBBITS ist. Warner Bros. ist vielmehr der Distributor. Die produzierenden Firmen der Filmreihe sind: New Line Cinema, Metro-Goldwyn-Mayer (MGM), WingNut Films und 3Foot7. Warner produziert zwar auch Filme, aber in diesem Fall nicht direkt, sondern höchstens indirekt über die Firmen, die ihm gehören – sie treten aber definitiv nicht offiziell als Produzent der HOBBIT-Verfilmung auf. Der Warner-Konzern macht aber auch noch eine ganze Menge anderer Dinge, beispielsweise durch seine Marke Warner Bros. Interactive – die stehen letztlich auch hinter dem bemängelten HERR DER RINGE ONLINE und unter anderem wegen dieses MMORPGs (ich habe den Begriff für euch verlinkt, falls ihr den nicht kennt) ist der Konzern verklagt worden. Warum muss dann in der Schlagzeile was vom »HOBBIT-Produzenten« stehen? Weil das Thema HOBBIT so angesagt ist und garantierte Hits verspricht? Weil irgendeine Agentur, bei der ihr alle copy&pastet, es so verlauten ließ?
DER HOBBIT und dessen Produktion hat mit der Klage erst einmal exakt nichts zu tun – höchstens indirekt, weil das Tolkien-Estate eine Promo-Seite mit einem Slotmachine-Spiel, in dem Konterfeis der Helden aus HOBBIT und HERR DER RINGE auftauchten, idiotischerweise als »Glücksspiel« bezeichnete und bemängelte. Warner produziert den HOBBIT nicht. Korrekt wäre es also gewesen, wenn die Schlagzeile beispielsweise gelautet hätte: »Tolkien-Erben verklagen Warner Bros.«. So wie bei mir gestern.
Aber ihr lest das hier ja eh nicht. :)
Update: auf einigen Webseiten ändern die Zeitungen die Titel inzwischen, in den Google Ergebnissen finden sich aber noch die alten Überschriften.
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Bild Produzent – Distributor von mir. CC BY-NC-SA.
Am 17. und 18. November 2012 fand in München Trudering der diesjährige MucCon statt. Miriam Pharo hatte sich freundlicherweise bereit erklärt, für PhantaNews von dort zu berichten. Vielen Dank dafür! Der Red.
Um es vorweg zu nehmen: Am letzten Wochenende sind in München Trudering keine Aliens gelandet. Auch wenn einige Mitglieder des SFCD – nachfolgend »la Famiglia« genannt – sich nicht darüber einig waren, ob der Begriff »Aliens« als Subjekt oder Akkusativobjekt gemeint war. Ich kann bezeugen: Es handelte sich um harmlose Strichzeichnungen im Rahmen des MucCon-Programms. Am Sonntag bot Multitalent Gabi Behrend neben einem Schreibworkshop ein Zeichenworkshop an, eben unter jenem Motto »Aliens zeichnen«.
Bereits am 19. November verstarb der russische Science Fiction-Autor Boris Strugatzki. Er gehörte mit seinem Bruder Arkadi (1925–1991) zu den bedeutendsten Vertretern russischer Phantastik; sie verfassten zahllose Romane und Kurzgeschichten. Die Gesamtauflage ihrer Bücher liegt bei über 50 Millionen Exemplaren, sie wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt.
Beide Brüder wuchsen im damaligen Leningrad, dem heutigen Sankt Petersburg, auf. Nach dem zweiten Weltkrieg studierte er an der dortigen Universität, danach arbeitete er zeitweilig in dieser Stadt auch als Programmierer für das Pulkowo-Observatorium.
Etliche Bücher der Strugatzki-Brüder sind im sogenannten »Mittags-Universum« angesiedelt. Die Menschheit hat hier einen hohen gesellschaftlichen, wissenschaftlichen und technischen Standard erreicht. Da jedermann einer Beschäftigung nach den eigenen Interessen nachgeht und damit für das Gemeinwohl arbeitet, hat Geld an Bedeutung verloren. Eine forgeschrittene, mysteriöse Zivilisation, die Wanderer, scheinen immer wieder in die Entwicklung der Menschheit einzugreifen.
George Lucas hat schon vor langer Zeit betont, dass er sich nach Abschluss der jüngsten STAR-WARS-Trilogie zurückziehen wolle, um sich kleinen persönlichen Filmen widmen zu können. RED TAILS kann nicht dieser kleine persönliche Film sein. Von der ersten Minute an ist er ein reißerisches Effekte-Abenteuer, das die letzten Errungenschaften der Computeranimation in vollem Umfang ausnutzt. Der Film startet mitten in dem Versuch, ob Afro-Amerikaner tauglich wären, für die U.S.-Streitkräfte Kampfflugzeuge zu fliegen. Tatsächlich gab es eine ärztliche Studie aus den Neunzehnhundertzwanzigerjahren, in der bescheinigt wurde, dass Schwarze nicht in der Lage sind, Flugzeuge zu steuern. 1944 sitzt ein komplettes Geschwader schwarzer Piloten mit überalterten Maschinen irgendwo in Italien und wartet auf die Chance, sich zu beweisen und den rassistischen Vorurteilen entgegenzuwirken.
Ich hatte kürzlich gegenüber für Sean O’Connells Blog »Wortwellen« einige Fragen im Zusammenhang mit der Zukunft von Buchhandel und Verlagen beantwortet. Dabei hatte ich mich unter anderem auch dazu geäußert, dass der hiesige Buchhandel tief und fest schläft, wenn es um eBooks geht. Es gibt beispielsweise bei kaum einem Händler die Möglichkeit, eBooks vor Ort zu erwerben.
Dass das auch ganz anders geht, zeigt die Kette Orell Füssli in der Schweiz laut einem Bericht beim Buchreport. Dort kann der Kunde nicht nur diverse eReader-Modelle testen – und wird auch noch dazu beraten (versucht das mal in Deutschland, bei meinen Tests bestand die Beratung aus »damit kann man Bücher lesen«). Zusätzlich gibt es »Surfstationen«, über die man sofort an Material für den eReader kommen kann.
Es geht also doch. Natürlich sind Investitionen in eine entsprechende Infrastruktur nötig und es wird sich auch nicht jeder kleine Buchhändler öffentliche »Surfstationen« in den Laden stellen wollen. Das Beispiel zeigt aber deutlich, was möglich ist – und mir fallen auf Anhieb noch weitere Möglichkeiten ein, wie man eBooks auch am »Point Of Sale« an die Kunden bekommen könnte, damit das Geschäft nicht ausschließlich online gemacht wird – wenn man nur wollte.
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