Der 2004 durch Ernst Wurdack gegründete Wurdack-Verlag aus Nittendorf bei Regensburg schließt seine Pforten, da der Betreiber in eine wohlverdiente Rente geht. Für deutschsprachige Phantastik-Fans ist das eine schlechte Nachricht, denn Wurdack gehörte zu den Standbeinen deutscher Science Fiction und Fantasy abseits der auf Profit gebürsteten Sortimente der großen Publikumsverlage. Beispielsweise legte man beim Verlag ein Augenmerk auf Storysammlungen, die andere Herausgeber in Deutschland nicht mal mit der Kneifzange anfassen, weil die in Deutschland angeblich niemand kauft.
Die Publikationen des Verlags wurden immer wieder ausgezeichnet, beispielsweise mit dem Deutschen Phantastik-Preis, dem Kurd Laßwitz-Preis oder den Deutschen Science Fiction-Preis.
Dem Vernehmen nach listen die Barsortimenter die Bücher aus dem Verlag bis Ende August aus, bis Ende November wird man Restbestände noch über die Webseite bei Wurdack direkt ordern können. Auch die eBooks werden dann nicht mehr verfügbar sein.
Wer noch Bücher kaufen möchte, sollte sich deswegen beeilen.
Genauer müsste man sagen, erscheint die Hardcover-Version, denn Taschenbuch und eBook gibt es bereits seit November 2023. Der Roman von Miye Lee wurde von Sandy Joosun Lee aus dem Koreanischen übersetzt, nachdem er dort über eine Million mal verkauft wurde. Die Prämisse ist wie folgt:
What if there was a store that sold dreams? Which would you buy? And who might you become when you wake up?
In a mysterious town hidden in our collective subconscious there’s a department store that sells dreams. Day and night, visitors both human and animal shuffle in to purchase their latest adventure. Each floor specializes in a specific type of dream: childhood memories, food dreams, ice skating, dreams of stardom. Flying dreams are almost always sold out. Some seek dreams of loved ones who have died.
For Penny, an enthusiastic new hire, working at Dallergut is the opportunity of a lifetime. As she uncovers the workings of this whimsical world, she bonds with a cast of unforgettable characters, including Dallergut, the flamboyant and wise owner, Babynap Rockabye, a famous dream designer, Maxim, a nightmare producer, and the many customers who dream to heal, dream to grow, and dream to flourish.
Ich finde, das hört sich sehr vielversprechend und vor allem originell an.
Im Verlag Saphir Im Stahl erscheint seit einiger Zeit die Romanreihe STERNENLICHT. Dabei handelt es sich im Prinzip um eine Fortschreibung der Kult-Fernsehserie RAUMPATROUILLE in einer ferneren Zukunft. Die Kontextbeschreibung lautet wie folgt:
Man schreibt das Jahr 3166. Seit den Verhängnisvollen Kriegen gegen die Frogs sind über einhundert Jahre vergangen. Das Staatsgebilde der Menschheit, die von kühnen Raumpionieren erschlossene Raumkugel, ist in eine Vielzahl von kleineren Reichen zerfallen oder wird von Hasardeuren und Piraten beherrscht. Eines der aufstrebendsten neuen Reiche ist die Sternenlicht Vereinigung mit der Hauptwelt Tyros. Die Sternenlicht Vereinigung sieht sich in der Nachfolge der Menschheit, wie sie vor den Kriegen bestand. Die Frogs verschwanden so plötzlich, wie sie auftauchten.
In diesem Rahmen erschien soeben der von Joachim Stahl verfasste Band 22 mit dem Titel IRRFLUG INS VERDERBEN. Der Klappentext liest sich wie folgt:
Man schreibt das Jahr 3170. Seit den verhängnisvollen Kriegen gegen die Frogs sind über hundert Jahre vergangen. Die erschöpfte Erde wurde von den Menschen weitgehend verlassen und fristet nur noch ein Schattendasein. In dem Machtvakuum ist eine Vielzahl neuer Reiche entstanden. Eines davon ist die Sternenlicht Vereinigung, in der sich zwölf von Menschen besiedelte Planetensysteme verbündet haben. Sie sehen sich in der politischen und kulturellen Nachfolge der Menschheit vor dem Erscheinen der Frogs, die plötzlich und geheimnisvoll auf der kosmischen Bildfläche erschienen und wieder verschwanden.
Terroranschläge gegen Angehörige der Raumflotte erschüttern die Sternenlicht Vereinigung. Vieles deutet darauf hin, dass die Drahtzieher dahinter geistesmanipulierende Intelligenzwesen aus den Tiefen des Alls sind. Der moranische Forschungskreuzer GIORDANO BRUNO‑I/DIANA unter dem Kommando von Major Petrus Taunsend bekommt den Geheimauftrag, zum Heimatplaneten der Wesen zu fliegen, um sie durch eine Demonstration der Stärke einzuschüchtern. Gleichzeitig versucht auf Moran Kriminalinspektor Zauner, eine von den Vlock gelenkte Terrorgruppe zu überführen.
STERNENLICHT 22 – IRRFLUG INS VERDERBEN ist 240 Seiten stark und kostet als Taschenbuch mit der ISBN: 978–3‑96286–082‑0 13,00 Euro. Erhältlich ist der Roman zum Beispiel über die Shopseite von Saphir im Stahl. Eine eBook-Fassung gibt es ebenfalls, die kostet 4,99 Euro.
STERNENLICHT-Ausschreibung
Weiterhin gibt es passend zur Neuerscheinung von IRRFLUG INS VERDERBEN eine Ausschreibung für eine Storysammlung zum Thema STERNENLICHT, deren Text ich hier ebenfalls wiedergeben möchte:
Mit dem eigenen Raumschiff durch die Galaxie
Der Verlag Saphir im Stahl sucht Science Fiction Autoren für Kurzgeschichten … und noch mehr.
„Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion“. Wer bei diesem zugegebenermaßen sperrigen Titel der 1960er Jahre TV Serie aufhorcht, könnte hier eine interessante Chance erhalten. Doch auch ambitionierten Freunden der Science Fiction, die diese Serie nicht kennen, kann sich eine Gelegenheit bieten, eine spannende Kurzgeschichte über ein Raumschiff mit einer siebenköpfigen Besatzung zu verfassen. Im besten Fall landet die eigene Geschichte dann sogar in einer Kurzgeschichtensammlung, die im Verlag Saphir im Stahl veröffentlicht werden soll. Aber das ist noch nicht alles.
Autoren, die das Sternenlicht-Team mit ihrer Geschichte besonders überzeugen, winkt die Möglichkeit, sich dem Team anzuschließen und selbst einen, oder auch mehrere Romane in der Reihe schreiben zu dürfen.
Interessiert? Dann am besten gleich die Homepage der Ausschreibung unter saphir-im-stahl.de besuchen und eine phantastische Geschichte schreiben.
(Text: Verlag Saphir im Stahl / Peter R. Krüger)
Für sämtliche Details folgt man am besten dem obigen Links zur Ausschreibungsseite. Wer mehr über Sternenlicht erfahren möchte um zu sehen, ob ihm oder ihr das Thema liegt, kann auch einen Blick ins Sternenlicht-Wiki werfen.
Soeben ist die 29. Ausgabe des Magazins PHANTAST erschienen, diesmal ist das Thema der langjährig erscheinenden Publikation »Near Future«, man findet darin Artikel, die sich mit den Themen Climate Fiction, Cyberpunk und Solarpunk beschäftigen.
- Interviews mit Christian Endres, Caroline Hofstätter und Christian
Günther
– Aiki Mira schreibt über »Near Future: SF als Gegenwartsliteratur«
– Alessandra Reß schreibt über Solarpunk als »Naher Optimismus, ferne
Utopie«
– Swantje Niemann schreibt über »Climate Fiction als Kosmischer Horror«
– weitere Artikel zu Climate Fiction und Cyberpunk
– diverse Rezensionen und Illustrationen zum Thema
Aus einer Pressemitteilung der Stadt Wetzlar:
Phantastikpreis geht an Maja Illisch
Die Autorin Maja Illisch ist für ihr Buch UNTEN mit dem Phantastikpreis 2023 der Stadt Wetzlar ausgezeichnet worden. Oberbürgermeister Manfred Wagner übergab die mit 4.000 Euro dotierte Urkunde am Freitag, den 8. September in der Phantastischen Bibliothek Wetzlar. Mit dem Preis werden seit 1983 sowohl die Preisträger gewürdigt, als auch das Ansehen der phantastischen Literatur gesteigert. 130 Bücher wurden für den Preis eingereicht und von einer Jury aus Wetzlarer Bürgern, die durch ihre berufliche Tätigkeit an Universitäten Schulen, Bibliotheken und Redaktionen eine enge Beziehung zur Literatur haben, bewertet.
In der Begründung für das preisgekrönte Buch heißt es, Illisch gelinge es, für jüngere Leser die Frustration an einer Welt greifbar zu machen, die sich aufgrund ihrer Regeln dem gesunden Menschenverstand entziehe.
Die Laudatio hielt die stellvertretende Leiterin des Kreisjugendamtes, Eva Schleifer. Mit dem Buch von Maja Illisch werde die Wirklichkeit unseres Lebens in voller Bandbreite abgebildet. Das Buch sei wie ein apokalyptischer Ritt durch unsere Gesellschaft. Ein unscheinbares Mädchen lehne sich gegen das System auf und überwinde die eigene Angst.
Die Autorin sagte in ihrer Dankesrede, ihr Buch sei mit dem Corona-Lockdown von der Wirklichkeit eingeholt worden. 2019 habe sie sich eine Welt ausgedacht, die in einem einzigen Haus wohnt und wo niemand mehr vor die Tür treten kann.
Das Buch UNTEN von Maja Illisch ist im Hamburger Dressler-Verlag erschienen.
Foto: v.l. Oberbürgermeister Wagner, Preisträgerin Maja Illisch und Laudatorin Eva Schleifer (Copyright Foto: Stadt Wetzlar)
Lovelybooks, Goodreads und ähnliche Plattformen sind Soziale Medien, die als zentrales Thema den Austausch von Buchliebhaber°Innen haben. Man kann listen welche Bücher man besitzt und man kann Rezensionen verfassen.
Das Problem daran: Diese Plattformen sind fest in der Hand von Konzernen. Goodreads gehört Amazon, Lovelybooks gehört der Verlagsgruppe Holtzbrinck, einer der größten Verlagsmoloche überhaupt. Da sollte einen nicht wundern, dass es zum einen Algorithmen für Sichtbarkeit gibt. Und zum anderen ist der Hauptzweck der Plattformen eben NICHT der Austausch zwischen Buchenthusiast°Innen, sondern das Generieren von Kohle für die Betreiber. Alle Links die man zu den jeweiligen Büchern auf den Plattformen findet, sind Affiliate-Links, durch die die Betreiber an jedem Verkauf mitverdienen (oder im Fall von Goodreads verdient Amazon direkt), das ist der Hauptgrund für die Existenz dieser Seiten.
Aber es existiert eine nichtkommerzielle Alternative. Ich hatte in meinem letzten Jahresend-Grußwort bereits über das Fediverse geschrieben, eine Reihe von Web-Applikationen wie Mastodon, Peertube, Pixelfed, Funkwhale, Hubzilla und viele weitere. Die haben alle unterschiedliche Zwecke (Mastodon ist ein Twitter-Ersatz, Peertube eine Youtube-Alternative, Pixelfed sowas Ähnliches wie instagram, Funkwhale für Podcasting, oder Hubzilla ähnlich wie Facebook). Alle diese Server sind miteinander vernetzt und bilden das sogenannte Fediverse. Und sie können über das Protokoll ActivityPub miteinander kommunizieren. Alle diese Plattformen sind Open Source, also quelloffen, und im Prinzip kann jede/r einen Server aufsetzen. Das schaltet den Plattformkapitalismus aus, denn man ist nicht monolithischen Plattformen wie Meta oder einem bekloppten Milliardär wie Musk ausgeliefert, ebenfalls nicht deren toxischen Algorithmen, die Hass und Streit bevorzugen, um Aufmerksamkeit zu binden. Wenn einem der Admin der Plattform, auf der man im Fediverse zuhause ist, nicht zusagt, zieht man einfach um und nimmt seine Follower°Innen via Export/Import mit.
Seitdem Elon Musk Twitter gekauft hat und zugrunde richtet, hat insbesondere Mastodon immensen Zuwachs.
Und jetzt kommen wir wieder zu den Buchliebhabern:
Auch für die gibt es eine Fediverse-Applikation. Die nennt sich Bookwyrm und ist eine weitere spezialisierte Art von Fediverse-Software, wie die oben bereits angesprochenen. Wie auch im restlichen Fediverse ist das unkommerziell und nicht von einer monolithischen, kapitalistischen Plattform abhängig, die Dich nur sehen lassen will, was gut für sie ist.
Man kann sehen, dass das älteren, kommerziellen Buchplattformen ähnelt. Man bekommt bibliografische Angaben zum Buch, eine Liste passender Genres oder Themen, und eine Liste von Besprechungen verschiedener Leser°Innen von verschiedenen Bookwyrm-Instanzen. Unterhalb der Rezensionen finden sich zudem Sterne-Bewertungen von Personen, die das Buch bewertet haben, aber keine Besprechung schrieben. Und es findet sich oft ein Link zur Open Library des Internet Archive. Auch Buchlisten gibt es. Benutzer°Innen habe eine Profilseite mit ihren Büchern und Links zu ihren anderen Profilen im Fediverse oder Webpräsenzen anderswo. Wenn man das auf einem Smartphone nutzt, kann man sogar einen Buch-Barcode scannen und damit auf der Instanz nach dem Buch suchen (man könnte meinen, man wäre im 21. Jahrhundert … ;) ).
Wie kann man mitmachen und die kapitalismusgetriebenen, algorithmischen und monolithischen alten Plattformen hinter sich lassen? Einfach: Man sucht sich in der Serverliste eine Instanz, die zu einem passt. Darunter gibt es auch deutsche Instanzen, auch wenn dort nicht nur deutsche Bücher besprochen werden.
Auf vielen Instanzen ist noch relativ wenig los, kein Wunder, Bookwyrm ist noch relativ neu. Aber durch die Verbindung ins restliche Fediverse dürfte sich das bald ändern – und man kann sich eben mit allen möglichen Benutzern anderer Applikationen und Server austauschen.
Also los! Zeigt Lovelybooks, Goodreads und Co. mit ihrem Plattformkapitalismus den Mittelfinger, macht euch von Konzernen und deren Algorithmen frei und meldet euch bei einer BookWyrm-Instanz an. Oder setzt selbst eine auf (hust. Na gut: Nur wenn ihr ein Techie seid).
GEFANGENE DES PANTHERS ist der neue Fantasy-Roman von Ju Honisch. Aufgrund des Umfangs erschienen im April 2023 in zwei Teilbänden (Teil 1 – Verräterinnen& Teil 2 – Monden-Feinde), nimmt er ein klassisches Fantasy-Motiv auf: den Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit, diesmal mit einer weiblichen Heldin und ihren Gefährt*Innen. Von Ju Honischs bislang neun Romanen erhielt jeweils einer den Deutschen Phantastik Preis (DAS OBSIDIANHERZ) und einer den SERAPH der Phantastischen Akademie (SCHWINGEN AUS STEIN) und zwei weitere schafften es auf die Endauswahlliste der beiden Preise. Die Autorin wagt es in GEFANGENE DES PANTHERS, ein seit Tolkien vertrautes Konzept mit brandneuem Inhalt zu füllen:
Magie steht in Trurien als Machtmonopol ausschließlich dem »Kerend« zu ? und seiner willenlos hörigen Einsatztruppe aus »Unerwählten«.
Magie ist hier das Instrument für Gedankenkontrolle, Gewalt, Verhindern jeglicher Individualität, Informationsbeschränkung und unausweichlicher Prägung: das alles als Grundstock für Schaffung eines quasi religiösen Unfehlbarkeitsmythos eines gnadenlosen Herrschers.
Als Aënahya selbst zur Unerwählten werden soll, flüchtet sie. Gejagt wird sie alsbald nicht nur vom Kerend mit seinen magiemächtigen Unerwählten und seinen erbarmungslosen Rittern, sondern auch von den Grauwärlen, pantherartigen Wermenschen, die ihre eigenen Ziele mit ihr verfolgen.
Ihre Flucht wird zum Kampf für die Freiheit und gegen die Tyrannei eines Herrschers, dem es eine Freude ist, das Denken, Fühlen und Handeln eines jeden bis ins allerkleinste Detail zu regieren: ein Reich aus glitzernden, lebenden Spielsteinen, deren Gehorsam absolut ist.
Vor einer Woche erklärte der Herausgeber des renommierten US-Phantastikmagazing Clarkesworld, dass man bis auf weiteres keine Kurzgeschichten mehr annehmen würde. Grund: Er war mit Kurzgeschichten geflutet worden, die offensichtlich mit Open AIs Deep Learning-basiertem Chatbot ChatGPT erstellt worden waren (mit »künstlicher Intelligenz« hat das übrigens nur weitläufig zu tun, auch wenn Ahnungslose das gern gleichsetzen. Deep Learning ist nur ein Aspekt des weiten Feldes KI, aber keine KI an sich und in sich, von echter KI sind wir noch weit entfernt. Wenn also Politiker°Innen oder Marketing-Heinis in dem Zusammenhang von KI faseln, sind sie nicht von Ahnung getrübt und nutzen einfach ein Buzzword).
Damit erreicht ein Phänomen aus dem Bereich bilderstellende Kunst die Autoren und Verlage. Im Bereich Bilderstellung werden wir seit Monaten mit Bildern geflutet, die angeblich Kunst sind und bei denen tatsächlich nur oft Unbegabte Midjourney, Dall‑E oder Stable Diffusion mit Begriffen füttern und dann meinen, sie hätten mit den entstandenen Bildern Kunst erschaffen, was natürlich so pauschal Unsinn ist.
Und genauso nutzen jetzt Personen, die sich für Schriftsteller°Innen halten, ChatGPT, um Texte zu erschaffen. Und das sollte auch nicht wundern, denn genau dafür hatte Open AI bereits Ableger seines Algorithmus GPT‑3 beworben: Beim Verfassen von Texten zu helfen und Schreibblockaden zu überwinden. Dabei beginnt man Sätze oder Absätze und die GPT-3-basierten Tools vervollständigen diese im Kontext des bereits Geschriebenen.
Deswegen sollte es nicht wundern, wenn sich selbst für gewitzt haltende Pseudoautor°Innen meinen, sie würden große Literatur erschaffen (oder um einfach schnelles Geld zu machen), indem sie ChatGPT mittels Prompt anweisen, eine Kurzgeschichte zu verfassen.
Und das ist aus vielen Gründen ein Problem. An erster Stelle sicherlich, weil es für Selfpublisher°innen ohnehin schon äußerst schwierig ist, sichtbar zu werden, das wird noch viel schwieriger, wenn man zusätzlich auch noch in einer Flut von DL-generierten Büchern versinkt.
Es gibt inzwischen Programme, die ChatGPT-erzeugte Texte erkennen können; Fun Fact am Rande: auch die basieren auf Deep Learning. Allerdings stehen die zum einen nicht jeder zur Verfügung (oder Nutzer sind nicht in der Lage, sie zu verwenden) und zum anderen wird es insbesondere für Amazon äußerst schwierig werden, große Mengen an Veröffentlichungen zu durchsuchen – und es wird garantiert auch False Positives geben, also Bücher, die fälschlich automatisiert aussortiert werden, obwohl keine sogenannte KI beteiligt war.
Das ist selbst ein Problem für den größten Selfpublishing-Anbieter Amazon, der sicherlich versuchen wird, seine technische Macht und Kompetenz dagegen in Stellung zu bringen. Die deutsche Buchbranche glänzt üblicherweise durch technische Rückständigkeit und wird damit meiner Erwartung nach noch viel größere Probleme haben. Ich gehe davon aus, dass sich in nicht allzu ferner Zukunft jemand mit der Nachricht melden wird, er habe einem der großen Publikumsverlage ein per DL erstelltes Werk untergejubelt.
Problematisch ist das aber auch für Selfpublisher°Innen (und nicht nur für die), wenn Amazon seinen Dienst massiv einschränkt, um der genannten Probleme Herr zu werden, oder wenn deutsche Plattformen aus Angst und technischem Unvermögen dasselbe tun. Aber auch dass Herausgeber wie Clarkesworld keine Kurzgeschichten mehr annehmen, um Zeit zu haben einen Weg zu finden, um damit umzugehen, ist besorgniserregend über das Selfpublishing hinaus (selbst wenn Kurzgeschichten in Deutschland leider quasi keine Rolle spielen).
Problematisch ist das auch deswegen, weil ChatGPT mit Milliarden Texten aus dem Web per Datamining gefüttert wurde, der Algorithmus hat aus diesen Texten sein künstliches neuronales Netzwerk trainiert, daher auch der Begriff Deep Learing (stark vereinfacht). Es könnte also passieren, dass Fragmente aus den Originaltexten in den erzeugten Inhalten auftauchen und das wäre ein Plagiat. Dass das nicht abwegig ist, zeigt dass Microsofts Code-Vervollständigungs-Tool CoPilot dabei erwischt wurde, unerlaubt den Code Dritter zu kopieren, mit dem das Tool gefüttert worden war, dabei konnte dieser Drittcode eindeutig identifiziert werden – und Programmcode ist in vielen Fällen als kreative Schöpfung ebenfalls urheberrechtlich geschützt.
Ich lehne Deep Learning nicht grundsätzlich ab und sehe auch durchaus reichlich positive Aspekte und legale Anwendungsgebiete (die aufzuzählen würde den Rahmen des Artikels sprengen). Aber wie mit jeder neuen Technologie gibt es Personen, die die Möglichkeiten ausnutzen und verwenden, um sich einen Vorteil zu verschaffen, sei es in der Internet-Währung »Sichtbarkeit« oder finanziell. Ich bin sehr gespannt, wie Gesellschaft und Wirtschaft darauf reagieren werden. Von der deutschen Politik erwarte ich in der Hinsicht nichts, die bemerken neue Tech-Themen und Regulierungsnotwendigkeiten ohnehin immer zehn Jahre zu spät und/oder reagieren dann handwerklich miserabel darauf, weil sie die inhaltlich nicht verstanden haben, oder weil Gesetze durch Unternehmen herbeilobbyisiert werden.
In den USA laufen die ersten Verfahren von Künstler°Innen gegen Open AI oder die Betreiber von Midjouney. Die Klagenden halten es für nicht in Ordnung, dass ihre Werke ungefragt in die DL-Algorithmen gefüttert wurden. Ich erwarte demnächst Ähnliches im Bereich Text.
Zum Abschluss noch ein Beispiel:
Ich sagte zu ChatGPT:
Write a short story about hyperintellgent aliens that visit earth to pacify humanity but that goes awfully wrong
Und die Antwort war folgende Vignette:
The hyperintelligent aliens arrived on Earth with the best of intentions. They were a peaceful species and had heard about the violence and conflict that plagued the planet. They believed they could help. The aliens had the power to pacify humanity with a single thought, and they were confident that they could bring about a new era of peace and harmony.
The leaders of Earth welcomed the aliens with open arms. They were excited about the prospect of a world without war, famine, or poverty. The aliens began their work, using their advanced technology to pacify human minds. At first, everything seemed to be going well. People stopped fighting, and the world became a much quieter place.
However, as time went on, something started to go wrong. The pacification began to have unintended consequences. People stopped being creative, curious, and passionate. They became apathetic and indifferent to everything around them. The world became a stagnant, colorless place, devoid of any real life.
The aliens were baffled. They had intended to create a peaceful world, but they had not realized the true cost of pacification. They had taken away the very essence of what made humans human.
The leaders of Earth demanded that the aliens reverse their pacification. They wanted their people to be free to think, feel, and act as they pleased. But the aliens had no idea how to undo what they had done. They had thought that they could make the world a better place, but instead, they had destroyed it.
In the end, the aliens left Earth, saddened by the unintended consequences of their actions. They had hoped to help humanity, but instead, they had robbed them of their humanity. And so, the world returned to its former state, with all its flaws and imperfections. But at least, it was still alive.
Sicher, das ist weder hohe Literatur (aber das ist eine Menge Belletristik ebenfalls nicht) noch besonders kreativ. Dennoch kann man vielleicht Neil Clarkes Problem verstehen, wenn er mit solchen Texten geflutet wird. Übrigens ist ChatGPT im englischsprachigen Bereich bei Amazon inzwischen an etlichen Werken als »Mitautor« genannt.
Disclaimer: Dieser Artikel wurde ohne die Nutzung von ChatGPT erstellt (bis auf die Vignette), auch wenn es mir in den Fingern juckte. Artikelbild aus Dall‑E, Prompt: »A robot spewing money, digital painting«. Logo ChatGPT Copyright Open AI
Ich liebäugelte schon seit einiger Zeit mit einem größeren eInk-Tablet, das eine Notizfunktion hat, um in eBooks und/oder PDFs handschriftliche Notizen machen zu können. Der Remarkable war in meiner engeren Wahl, allerdings lassen die sich Zubehör fürstlich bezahlen und auch die Zusatzkosten für Cloudfunktionen (die genauso gut lokal angeboten werden könnten) waren abschreckend.
Deswegen war ich erfreut, dass Amazon ein ähnliches Gerät anbieten würde und hoffte, dass es trotz des im Vergleich zu Tablets überzogen wirkenden Preises schon gut werden würde, weil ich annehmen wollte, dass Amazon weiß was sie in Sachen eInk-Gadgets tun.
Geschwister die Unholde jagen, da fallen einem natürlich zuerst einmal die Winchester-Brothers ein. Laura Anne Gilmans Roman UNCANNY TIMES verlegt das Thema allerdings geschichtlich zurück und handelt im Jahr 1913. Das war natürlich eine spannende Zeit des technischen Fortschritts und gesellschaftlichen Wandels.
Werbetext:
Huntsmen, according to the Church, were damned, their blood unclean, unholy. Yet for Rosemary and Aaron Harker the Church was less important than being ready to stand against the Uncanny as not being prepared could lead to being dead.
The year is 1913. America—and the world—trembles on the edge of a modern age. Political and social unrest shift the foundations; technology is beginning to make its mark.
But in the shadows, things from the past still move. Things inhuman, uncanny.
And the Uncanny are no friend to humanity.
But when Aaron and Rosemary Harker go to investigate the suspicious death of a distant relative, what they discover could turn their world upside down—and change the Huntsmen forever.
Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies und von eingebundenen Skripten Dritter zu. Weitere Informationen
Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest (Navigation) oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst Du Dich damit einverstanden. Dann können auch Cookies von Drittanbietern wie Amazon, Youtube oder Google gesetzt werden. Wenn Du das nicht willst, solltest Du entweder nicht auf "Akzeptieren" klicken und die Seite nicht weiter nutzen, oder Deinen Browser im Inkognito-Modus betreiben, und/oder Anti-Tracking- und Scriptblocker-Plugins nutzen.
Mit einem Klick auf "Akzeptieren" werden zudem extern gehostete Javascripte freigeschaltet, die weitere Informationen, wie beispielsweise die IP-Adresse an Dritte weitergeben können. Welche Informationen das genau sind liegt nicht im Einflussbereich des Betreibers dieser Seite, das bitte bei den Anbietern (jQuery, Google, Youtube, Amazon, Twitter *) erfragen. Wer das nicht möchte, klickt nicht auf "akzeptieren" und verlässt die Seite.
Wer wer seine Identität im Web schützen will, nutzt Browser-Erweiterungen wie beispielsweise uBlock Origin oder ScriptBlock und kann dann Skripte und Tracking gezielt zulassen oder eben unterbinden.