VielÂleicht weiĂź der oder die ein oder andeÂre von meiÂnen Leser°Innen, dass ich neben dem Betrieb von PhanÂtaÂNews und dem IT- und Design-BrotÂjob auch kĂĽnstÂleÂrisch unterÂwegs bin, genauÂer gesagt im Bereich RenÂdern, und/​oder »ComÂpuÂterÂkunst«. SubÂsumÂmiert man alles, was ich so in dem Bereich getan habe, mache ich das seit ca. 2004. Und zwar unter dem KĂĽnstÂlerÂnaÂmen XanÂathon. Man kann sich beiÂspielsÂweiÂse bei DeviÂantÂArt anseÂhen, was ich in dem Bereich so gestalÂte, aber auch auf FaceÂbook, oder auf der VerÂkaufsÂplattÂform Werk Aan De Muur. AbgeÂseÂhen von den AufÂtritÂten im Netz finÂden ich und meiÂne Kunst aber auch seit vieÂlen JahÂren in der ReaÂliÂtät auf VerÂanÂstalÂtunÂgen statt.
Da im verÂganÂgeÂnen SepÂtemÂber mein PerÂsoÂnalÂausÂweis ausÂlief und erneuÂert werÂden mussÂte, wollÂte ich gern, dass der KĂĽnstÂlerÂnaÂme in den neuÂen ePerÂso einÂgeÂtraÂgen wird. Das hatÂte verÂschieÂdeÂne GrĂĽnÂde, unter andeÂrem aber auch, dass ich DinÂge die ich als KĂĽnstÂler tue, rechtÂlich einÂdeuÂtig von denen die ich berufÂlich tue abgrenÂzen wollÂte. MeiÂner Ansicht nach erfĂĽllÂte ich die zuvor von mir recherÂchierÂten VorÂausÂsetÂzunÂgen proÂblemÂlos und stellÂte unter BeiÂfĂĽÂgung zahlÂloÂser NachÂweiÂse einen Antrag bei der Stadt RemÂscheid. Der wurÂde durch den VerÂantÂwortÂliÂchen abgeÂlehnt, mit in meiÂnen Augen haneÂbĂĽÂcheÂnen BegrĂĽnÂdunÂgen, wesÂweÂgen ich KlaÂge vor dem VerÂwalÂtungsÂgeÂricht DĂĽsÂselÂdorf einÂreiÂchen mussÂte.
Kurz vor WeihÂnachÂten erreichÂte mich ein schöÂnes Geschenk: Die Stadt RemÂscheid hat die KlaÂge verÂloÂren und muss den KĂĽnstÂlerÂnaÂmen einÂtraÂgen. Das Urteil ist sehr einÂdeuÂtig und eine groÂbe KlatÂsche fĂĽr die VerÂantÂwortÂliÂchen bei der Stadt – und ich hatÂte völÂlig recht damit, dass die AblehÂnungsÂgrĂĽnÂde haneÂbĂĽÂchen waren.
Ich möchÂte an dieÂser StelÂle ĂĽber ein paar Details berichÂten, da das vielÂleicht auch andeÂren KĂĽnstler°Innen mit ähnÂliÂchen ProÂbleÂmen hilft.
»MetaÂverÂse« ist eins der aktuÂelÂlen BuzÂzwörÂter, die vielÂleicht noch nicht ĂĽberÂall angeÂkomÂmen sein mögen (insÂbeÂsonÂdeÂre nicht in Schland). Aber späÂtesÂtens seit FaceÂbook-Chef ZuckerÂberg das zur ChefÂsaÂche erklärt und seiÂnen KonÂzern desÂweÂgen sogar in Meta umbeÂnannt hat, bekommt so manch eine mit, dass da was am Kochen ist.
Eine BeschreiÂbung was dieÂses MetaÂverÂse eigentÂlich ist, stellt sich immer noch als komÂplex dar, manÂche nenÂnen es zudem auch noch Web3, was das ganÂze nicht erleichÂtert.
Ich hatÂte es immer wieÂder mal an verÂschieÂdeÂnen StelÂlen theÂmaÂtiÂsiert: Es ist eine extrem schlechÂte Idee fĂĽr nonÂproÂfit-ProÂjekÂte oder kleiÂne SelbstÂstänÂdiÂge, FaceÂbook als alleiÂniÂge WerÂbeÂplattÂform zu nutÂzen. Das gilt auch fĂĽr instaÂgram, denn das ist derÂselÂbe Laden. Der Grund: Man ist vollÂstänÂdig von der PlattÂform abhänÂgig – und die kann einem von heuÂte auf morÂgen die Luft abdreÂhen, sprich: einen unsichtÂbar machen oder gar die SeiÂte sperÂren. Auf einen wie auch immer gearÂteÂten SupÂport darf man nicht hofÂfen, die reagieÂren maxiÂmal dann, wenn man auch immer brav WerÂbeÂbudÂgets invesÂtiert. Und selbst dann herrscht allÂzu oft das SchweiÂgen im WalÂde.
Ein besonÂders krasÂses BeiÂspiel ist FabiÂan MauÂruÂschats WebÂseiÂte FischÂpott (GruĂź aus RemÂscheid ĂĽber den Berg nach WupÂperÂtal), die sich mit TheÂmen wie Games oder BĂĽchern befasst, also völÂlig harmÂloÂser ConÂtent ganz ähnÂlich wie hier auf PhanÂtaÂNews – sollÂte man meiÂnen. Denn die SeiÂte wurÂde von FaceÂbook Anfang 2020 unsichtÂbar gemacht.
LasÂsen wir den BetreiÂber selbst zu Wort komÂmen, um die SituaÂtiÂon zu erkläÂren:
Der nachÂfolÂgenÂde Text stammt von der ElecÂtroÂnic FronÂtier FounÂdaÂtiÂon, genauÂer gesagt Cory DocÂtoÂrow, und die EFF hat ihn den MitÂglieÂdern des EU-ParÂlaÂments zugeÂstellt, die im TriÂlog ĂĽber die euroÂpäiÂsche UrheÂberÂrechtsÂreÂform verÂhanÂdeln. Der Text erschien zudem auf der WebÂseiÂte der EFF und steht unter der CreaÂtiÂve ComÂmons Lizenz CC-BY. Die ĂśberÂsetÂzung steht ebenÂfalls unter dieÂser Lizenz.
HeuÂte hat die ElecÂtroÂnic FronÂtier FounÂdaÂtiÂon jedem MitÂglied der EU-GreÂmiÂen, das ĂĽber den endÂgĂĽlÂtiÂgen EntÂwurf der neuÂen UrheÂberÂrechtsÂrichtÂliÂnie in den SitÂzunÂgen des »TriÂlogs« verÂhanÂdelt, den folÂgenÂden Text ĂĽberÂmitÂtelt.
Die Notiz beschreibt unseÂre schwerÂwieÂgenÂden BedenÂken ĂĽber die strukÂtuÂrelÂlen UnzuÂlängÂlichÂkeiÂten und das MissÂbrauchsÂpoÂtenÂziÂal in den spät hinÂzuÂgeÂfĂĽgÂten und höchst umstritÂteÂnen ArtiÂkeln 11 und 13, die bezahlÂte LizenÂzen fĂĽr Links zu ZeiÂtungsÂseiÂten erforÂdern (ArtiÂkel 11) und die öffentÂliÂche KomÂmuÂniÂkaÂtiÂon zenÂsieÂren, wenn sie mit EinÂträÂgen in einer DatenÂbank mit urheÂberÂrechtÂlich geschĂĽtzÂten WerÂken ĂĽberÂeinÂstimÂmen (ArtiÂkel 13).
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Ich schreiÂbe Ihnen heuÂte im Namen der ElecÂtroÂnic FronÂtier FounÂdaÂtiÂon, um drinÂgenÂde FraÂgen im ZusamÂmenÂhang mit den ArtiÂkeln 11 und 13 des bevorÂsteÂhenÂden UrheÂberÂrechts in der digiÂtaÂlen BinÂnenÂmarktÂrichtÂliÂnie anzuÂspreÂchen, die derÂzeit in den TriÂloÂgen disÂkuÂtiert werÂden.
Die ElecÂtroÂnic FronÂtier FounÂdaÂtiÂon ist die fĂĽhÂrenÂde gemeinÂnĂĽtÂziÂge OrgaÂniÂsaÂtiÂon zur VerÂteiÂdiÂgung der BĂĽrÂgerÂrechÂte in der digiÂtaÂlen Welt. Die 1990 gegrĂĽnÂdeÂte EFF setzt sich fĂĽr den Schutz der PriÂvatÂsphäÂre der NutÂzer, die freie MeiÂnungsÂäuÂĂźeÂrung und InnoÂvaÂtiÂon durch RechtsÂstreiÂtigÂkeiÂten, PoliÂtikÂanaÂlyÂse, BasisÂakÂtiÂvisÂmus und TechÂnoÂloÂgieÂentÂwickÂlung ein. Wir setÂzen uns dafĂĽr ein, dass die RechÂte und FreiÂheiÂten mit zunehÂmenÂder NutÂzung der TechÂnoÂloÂgie verÂbesÂsert und geschĂĽtzt werÂden. Wir werÂden von ĂĽber 37.000 SpenÂdenÂmitÂglieÂdern auf der ganÂzen Welt unterÂstĂĽtzt, darÂunÂter rund dreiÂtauÂsend innerÂhalb der EuroÂpäiÂschen UniÂon.
Wir glauÂben, dass die ArtiÂkel 11 und 13 unbeÂdacht sind und nicht EU-Recht sein sollÂten, aber selbst wenn man annimmt, dass SysÂteÂme wie die in den ArtiÂkeln 11 und 13 vorÂgeÂseÂheÂnen wĂĽnÂschensÂwert sind, entÂhält der vorÂgeÂschlaÂgeÂne Text der ArtiÂkel sowohl im Text des ParÂlaÂments als auch im Text des Rates erhebÂliÂche MänÂgel, die ihren erklärÂten Zweck unterÂgraÂben und gleichÂzeiÂtig die grundÂleÂgenÂden MenÂschenÂrechÂte der EuroÂpäÂer auf freie MeiÂnungsÂäuÂĂźeÂrung, ordÂnungsÂgeÂmäÂĂźes VerÂfahÂren und PriÂvatÂsphäÂre gefährÂden.
Wir hofÂfen, dass die detailÂlierÂte AufÂzähÂlung dieÂser MänÂgel im FolÂgenÂden dazu fĂĽhÂren wird, dass Sie die AufÂnahÂme der ArtiÂkel 11 und 13 in die RichtÂliÂnie insÂgeÂsamt ĂĽberÂdenÂken, aber selbst fĂĽr den bedauÂerÂliÂchen Fall, dass die ArtiÂkel 11 und 13 in der dem PleÂnum vorÂgeÂlegÂten EndÂverÂsiÂon erscheiÂnen, hofÂfen wir, dass Sie MaĂźÂnahÂmen ergreiÂfen werÂden, um dieÂse RisiÂken zu miniÂmieÂren, die sich erhebÂlich auf die UmsetÂzung der RichtÂliÂnie in den MitÂgliedÂstaaÂten und ihre AnfälÂligÂkeit gegenÂĂĽber den KlaÂgen vor den euroÂpäiÂschen GerichÂten ausÂwirÂken werÂden.
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ArtiÂkel 13: FalÂsche UrheÂberÂrechtsÂanÂsprĂĽÂche nehÂmen zu, wenn es an klaÂren BeweisÂstanÂdards oder FolÂgen fĂĽr unrichÂtiÂge AnsprĂĽÂche manÂgelt.
BasieÂrend auf der jahrÂzehnÂteÂlanÂgen ErfahÂrung der EFF mit NotiÂce-and-Take-Down-Regimes in den VerÂeiÂnigÂten StaaÂten und priÂvaÂten UrheÂberÂrechtsÂfilÂtern wie YouÂTubes ConÂtentÂID wisÂsen wir, dass die niedÂriÂgen BeweisÂmitÂtel, die fĂĽr UrheÂberÂrechtsÂbeÂschwerÂden erforÂderÂlich sind, in VerÂbinÂdung mit dem FehÂlen von FolÂgen fĂĽr falÂsche UrheÂberÂrechtsÂanÂsprĂĽÂche eine Form des moraÂliÂschen RisiÂkos sind, die zu unrechtÂmäÂĂźiÂgen ZenÂsurÂhandÂlunÂgen fĂĽhÂren, sowohl aufÂgrund von vorÂsätzÂliÂchen als auch unbeÂabÂsichÂtigÂten falÂschen UrheÂberÂrechtsÂanÂsprĂĽÂchen.
So behaupÂten beiÂspielsÂweiÂse RechÂteÂinhaÂber mit Zugriff auf das ConÂtentÂID-SysÂtem von YouÂTube sysÂteÂmaÂtisch UrheÂberÂrechÂte, die ihnen nicht gehöÂren. Der WorkÂflow der NachÂrichÂtenÂverÂanÂstalÂter beinhalÂtet das autoÂmaÂtiÂsche HochÂlaÂden der NachÂrichÂten in UrheÂberÂrechtsÂfilÂter ohne menschÂliÂche AufÂsicht, obwohl die NachÂrichÂtenÂsenÂdunÂgen oft audioÂviÂsuÂelÂles MateÂriÂal entÂhalÂten, desÂsen UrheÂberÂrechÂte nicht dem SenÂder gehöÂren – öffentÂlich-rechtÂliÂches MateÂriÂal, MateÂriÂal, das unter EinÂschränÂkung oder AusÂnahÂme des UrheÂberÂrechts verÂwenÂdet wird, oder MateÂriÂal, das von DritÂten lizenÂziert wird. DieÂse UnachtÂsamÂkeit hat vorÂherÂsehÂbaÂre FolÂgen: AndeÂre – einÂschlieĂźÂlich gutÂgläuÂbiÂger RechÂteÂinhaÂber -, die berechÂtigt sind, die von den MediÂenÂhäuÂsern beanÂspruchÂten MateÂriaÂliÂen hochÂzuÂlaÂden, werÂden von YouÂTube bloÂckiert, erhalÂten vom SysÂtem einen UrheÂberÂrechtsÂstreit und könÂnen mit der EntÂferÂnung aller ihrer MateÂriaÂliÂen rechÂnen. Um nur ein BeiÂspiel zu nenÂnen: Das Mars-LanÂder-MateÂriÂal der NASA wurÂde von NachÂrichÂtenÂsenÂdern ausÂgeÂstrahlt, die fälschÂlich das UrheÂberÂrecht an dem Video beanÂspruchÂten, indem sie den LiveÂstream der NASA in ihre NachÂrichÂtenÂsenÂdunÂgen aufÂgeÂnomÂmen hatÂten, die dann in die ConÂtentÂID-DatenÂbank mit urheÂberÂrechtÂlich geschĂĽtzÂten WerÂken aufÂgeÂnomÂmen wurÂden. Als die NASA selbst späÂter verÂsuchÂte, ihr FilmÂmaÂteÂriÂal hochÂzuÂlaÂden, bloÂckierÂte YouÂTube den Upload und verÂmerkÂte einen UrheÂberÂrechtsÂverÂstoĂź durch die NASA.
In andeÂren FälÂlen verÂnachÂläsÂsiÂgen die RechÂteÂinhaÂber die BeschränÂkunÂgen und AusÂnahÂmen vom UrheÂberÂrecht, wenn sie verÂsuÂchen, InhalÂte zu entÂferÂnen. So bestand beiÂspielsÂweiÂse die UniÂverÂsal Music Group darÂauf, ein Video zu entÂferÂnen, das von einer unseÂrer KliÂenÂtinÂnen, SteÂphaÂnie Lenz, hochÂgeÂlaÂden wurÂde und das im HinÂterÂgrund zufälÂlig AudioÂdaÂteiÂen eines PrinÂce-Songs entÂhielt. Selbst wähÂrend des YouÂTube-BeschwerÂdeÂverÂfahÂrens weiÂgerÂte sich UMG, zuzuÂgeÂben, dass Frau Lenz’ beiÂläuÂfiÂge EinÂbeÂzieÂhung der Musik ein faiÂrer Gebrauch war – obwohl dieÂse AnaÂlyÂse schlieĂźÂlich von einem US-BunÂdesÂrichÂter bestäÂtigt wurÂde. Lenz’ Fall dauÂerÂte mehr als zehn JahÂre, vor allem aufÂgrund der UnnachÂgieÂbigÂkeit von UniÂverÂsal, und TeiÂle des FalÂles verÂweiÂlen immer noch bei den GerichÂten.
SchlieĂźÂlich haben die niedÂriÂgen BeweisÂstanÂdards fĂĽr den TakeÂdown und das FehÂlen von StraÂfen fĂĽr MissÂbrauch zu völÂlig vorÂherÂsehÂbaÂren MissÂbräuÂchen gefĂĽhrt. FalÂsche UrheÂberÂrechtsÂanÂsprĂĽÂche wurÂden verÂwenÂdet, um WhistÂleÂbÂlower-Memos zu unterÂdrĂĽÂcken, die FehÂler in der WahlÂsiÂcherÂheit, BeweiÂse fĂĽr PoliÂzeiÂbruÂtaÂliÂtät und StreiÂtigÂkeiÂten ĂĽber wisÂsenÂschaftÂliÂche VerÂöfÂfentÂliÂchunÂgen entÂhielÂten.
ArtiÂkel 13 sieht vor, dass PlattÂforÂmen SysÂteÂme schafÂfen werÂden, die TauÂsenÂde von UrheÂberÂrechtsÂanÂsprĂĽÂchen auf einÂmal, von allen BeteiÂligÂten, ohne StraÂfe fĂĽr FehÂler oder falÂsche AnsprĂĽÂche zulasÂsen. Dies ist ein Rezept fĂĽr MissÂbrauch und dageÂgen muss angeÂganÂgen werÂden.
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ArtiÂkel 13 EmpÂfehÂlunÂgen
Um den MissÂbrauch zu begrenÂzen, muss ArtiÂkel 13 zuminÂdest einen starÂken IdenÂtiÂtätsÂnachÂweis von denen verÂlanÂgen, die verÂsuÂchen, WerÂke in die DatenÂbank eines Online-DienstÂleisÂters mit urheÂberÂrechtÂlich geschĂĽtzÂten WerÂken aufÂzuÂnehÂmen und den stänÂdiÂgen Zugang zum HafÂtungsÂreÂgime von ArtiÂkel 13 davon abhänÂgig zu machen, dass ein sauÂbeÂrer NachÂweis ĂĽber falÂsche UrheÂberÂrechtsÂanÂsprĂĽÂche gefĂĽhrt wird.
RechÂteÂinhaÂber, die UrheÂberÂrechtsÂanÂsprĂĽÂche an Online-DienstÂleisÂter gelÂtend machen wolÂlen, sollÂten einen hohen IdenÂtiÂfiÂkaÂtiÂonsÂschwelÂlenÂwert einÂhalÂten, der festÂlegt, wer sie sind und wo sie oder ihr VerÂtreÂter fĂĽr DienstÂleisÂtunÂgen erreichÂbar sind. DieÂse InforÂmaÂtioÂnen sollÂten PerÂsoÂnen, deren WerÂke entÂfernt wurÂden, zur VerÂfĂĽÂgung steÂhen, damit sie RechtsÂbeÂhelÂfe einÂleÂgen könÂnen, wenn sie glauÂben, dass ihnen Unrecht getan wurÂde.
FĂĽr den Fall, dass RechÂteÂinhaÂber wieÂderÂholt falÂsche UrheÂberÂrechtsÂanÂsprĂĽÂche gelÂtend machen, sollÂte Online-DienstÂleisÂtern erlaubt sein, sie von ihrer LisÂte der verÂtrauÂten AnspruchsÂbeÂrechÂtigÂten zu streiÂchen, so dass dieÂse RechÂteÂinhaÂber darÂauf zurĂĽckÂgreiÂfen mĂĽsÂsen, gerichtÂliÂche VerÂfĂĽÂgunÂgen – mit ihrem höheÂren BeweisÂstanÂdard – zur EntÂferÂnung von MateÂriaÂliÂen zu erwirÂken.
Dies wĂĽrÂde erforÂdern, dass Online-DienstÂleisÂter von der HafÂtungsÂreÂgeÂlung nach ArtiÂkel 13 fĂĽr AnsprĂĽÂche von ausÂgeÂschieÂdeÂnen KläÂgern immuÂniÂsiert werÂden. Ein RechÂteÂinhaÂber, der das SysÂtem missÂbraucht, sollÂte nicht erwarÂten, dass er sich späÂter darÂauf beruÂfen kann, um seiÂne RechÂte ĂĽberÂwaÂchen zu lasÂsen. DieÂse Abwehr sollÂte die VerÂschleieÂrung DritÂter durchÂbreÂchen, die stellÂverÂtreÂtend fĂĽr die RechÂteÂinhaÂber tätig werÂden (»RechÂteÂverÂwerÂtungsÂgeÂsellÂschafÂten«), wobei sowohl der DritÂte als auch der RechÂteÂinhaÂber, in desÂsen Namen sie hanÂdeln, von den PriÂviÂleÂgiÂen des ArtiÂkels 13 ausÂgeÂschlosÂsen werÂden, falls sie das SysÂtem wieÂderÂholt missÂbrauÂchen. AndernÂfalls könnÂten bösÂwilÂliÂge AkteuÂre (»CopyÂright-TrolÂle«) von einem UnterÂnehÂmen zur andeÂren sprinÂgen und sie als SchutzÂschild fĂĽr wieÂderÂholÂte HandÂlunÂgen der ungeÂrechtÂferÂtigÂten ZenÂsur nutÂzen.
Online-DienstÂleisÂter sollÂten in der Lage sein, einen RechÂteÂinhaÂber, der von einem andeÂren AnbieÂter als missÂbräuchÂlich im SinÂne von ArtiÂkel 13 befunÂden wurÂde, vorÂbeuÂgend ausÂzuÂschlieÂĂźen.
StaÂtisÂtiÂken ĂĽber die TakeÂdowns nach ArtiÂkel 13 sollÂten öffentÂlich zugängÂlich sein: wer behaupÂteÂte welÂche UrheÂberÂrechÂte, wer behaupÂteÂte falÂsche UrheÂberÂrechtsÂanÂsprĂĽÂche, und wie oft jeder UrheÂberÂrechtsÂanÂspruch zur EntÂferÂnung eines WerÂkes verÂwenÂdet wurÂde.
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ArtiÂkel 11: Links sind nicht mit ausÂreiÂchenÂder GraÂnuÂlaÂriÂtät defiÂniert und sollÂten harÂmoÂniÂsierÂte EinÂschränÂkunÂgen und AusÂnahÂmen entÂhalÂten.
Die bestehenÂde SpraÂche von ArtiÂkel 11 defiÂniert nicht, wann ein AngeÂbot einer lizenzÂpflichÂtiÂgen NutÂzung entÂspricht, obwohl die BefĂĽrÂworÂter arguÂmenÂtiert haben, dass das ZitieÂren von mehr als einem einÂzelÂnen Wort eine Lizenz erforÂdert.
Der endÂgĂĽlÂtiÂge Text muss dieÂse UnklarÂheit beseiÂtiÂgen, indem er einen klaÂren sicheÂren Bereich fĂĽr die NutÂzer schafft, und sicherÂstelÂlen, dass es einen einÂheitÂliÂchen Satz von euroÂpaÂweiÂten AusÂnahÂmen und BeschränÂkunÂgen fĂĽr das neue PseuÂdo-CopyÂright der NachÂrichÂtenÂmeÂdiÂen gibt, die sicherÂstelÂlen, dass sie ihre Macht nicht ĂĽberÂsteiÂgert ausÂnutÂzen.
DarÂĂĽber hinÂaus sollÂte der Text davor schĂĽtÂzen, dass domiÂnanÂte AkteuÂre (GoogÂle, FaceÂbook, die NachÂrichÂtenÂrieÂsen) LizenzÂverÂeinÂbaÂrunÂgen abschlieÂĂźen, die alle andeÂren ausÂschlieÂĂźen.
NachÂrichÂtenÂseiÂten sollÂten die MögÂlichÂkeit haben, sich von der Pflicht zur LizenÂzieÂrung einÂgeÂhenÂder Links zu befreiÂen (damit andeÂre DiensÂte verÂtrauÂensÂvoll und ohne Angst vor KlaÂgen auf sie verÂlinÂken könÂnen), aber dieÂse Opt-Outs mĂĽsÂsen fĂĽr alle und jeden und fĂĽr alle DiensÂte gelÂten, so dass das Gesetz nicht die MarktÂmacht von GoogÂle oder FaceÂbook erhöht, indem es ihnen erlaubt, eine exkluÂsiÂve BefreiÂung von der Link-SteuÂer ausÂzuÂhanÂdeln, wähÂrend kleiÂneÂre WettÂbeÂwerÂber mit LizenzÂgeÂbĂĽhÂren belasÂtet werÂden.
Im RahÂmen der lauÂfenÂden VerÂhandÂlunÂgen muss der GesetÂzesÂtext einÂdeuÂtig werÂden, um eine klaÂre DefiÂniÂtiÂon von »nichtÂkomÂmerÂziÂelÂler, perÂsönÂliÂcher VerÂlinÂkung« festÂzuÂleÂgen, in der geklärt wird, ob die VerÂlinÂkung in perÂsönÂliÂcher EigenÂschaft von einer gewinnÂoriÂenÂtierÂten BlogÂging- oder Social-Media-PlattÂform eine Lizenz erforÂdert, und in der festÂgeÂlegt wird, dass (zum BeiÂspiel) ein perÂsönÂliÂcher Blog mit AnzeiÂgen oder AffiÂliaÂte-Links zur Deckung der HosÂtingÂkosÂten »nichtÂkomÂmerÂziÂell« ist.
AbschlieÂĂźend möchÂten wir noch einÂmal darÂauf hinÂweiÂsen, dass die oben aufÂgeÂzählÂten MänÂgel ledigÂlich dieÂjeÂniÂgen EleÂmenÂte der ArtiÂkel 11 und 13 sind, die inkoÂhäÂrent oder nicht zweckÂmäÂĂźig sind. Die ArtiÂkel 11 und 13 sind jedoch grundÂsätzÂlich schlechÂte Ideen, die in der RichtÂliÂnie keiÂnen Platz haben. Anstatt einiÂge stĂĽckÂweiÂse KorÂrekÂtuÂren an den eklaÂtanÂtesÂten ProÂbleÂmen in dieÂsen ArtiÂkeln vorÂzuÂnehÂmen, sollÂte der TriÂlog einen einÂfaÂcheÂren Ansatz verÂfolÂgen und sie vollÂstänÂdig aus der RichtÂliÂnie streiÂchen.
VieÂlen Dank,
Cory DocÂtoÂrow
SonÂderÂbeÂraÂter der ElecÂtroÂnic FronÂtier FounÂdaÂtiÂon
ĂśberÂsetzt mit www​.DeepL​.com/​T​r​a​n​s​l​a​tor, ĂśberÂsetÂzung ĂĽberÂarÂbeiÂtet von SteÂfan HolzÂhauÂer
Eine kurÂze ErinÂneÂrung: Nach dem ArtiÂkel 13 der neuÂen UrheÂberÂrechtsÂdiÂrekÂtiÂve muss jeder der eine (hinÂreiÂchend groÂĂźe) PlattÂform betreibt, auf der PerÂsoÂnen DinÂge posÂten könÂnen, die mögÂliÂcherÂweiÂse einem UrheÂberÂrecht unterÂlieÂgen (DinÂge wie Text, BilÂder, VideÂos, ProÂgrammÂcode, SpieÂle, Audio, etc.) eine DatenÂbank mit »urheÂberÂrechtÂlich geschĂĽtzÂtem MateÂriÂal« crowdÂsourÂcen mĂĽsÂsen, fĂĽr das die NutÂzer keiÂne BerechÂtiÂgung haben es zu teiÂlen, und alles bloÂcken, das mögÂliÂcherÂweiÂse einem EinÂtrag in der DatenÂbank entÂspricht.
In dieÂse BlackÂlist-DatenÂbanÂken wird so ziemÂlich jeder alles einÂtraÂgen lasÂsen könÂnen (immerÂhin kann jede/​r urheÂberÂrechtÂlich geschĂĽtzÂte WerÂke erstelÂlen): Das bedeuÂtet, dass MilÂliÂarÂden MenÂschen auf der ganÂzen Welt in der Lage sein werÂden, so ziemÂlich alles in dieÂse BlackÂlisÂten zu laden, und das ohne nachÂweiÂsen zu mĂĽsÂsen, dass sie das UrheÂberÂrecht darÂan tatÂsächÂlich halÂten (und auch ohne nachÂweiÂsen zu mĂĽsÂsen, dass ihre EinÂreiÂchunÂgen ĂĽberÂhaupt urheÂberÂrechtÂlich geschĂĽtzt sind). Die RichtÂliÂnie sieht keiÂnerÂlei BestraÂfung dafĂĽr vor, dass jemand fälschÂlich behaupÂtet sein UrheÂberÂrecht werÂde verÂletzt – und eine PlattÂform die sich entÂscheiÂdet jemanÂden zu bloÂckieÂren, weil er wieÂderÂholt falÂsche angaÂben gemacht hat, läuft in das RisiÂko gegenÂĂĽber dem MissÂbrauÂchenÂden verÂantÂwortÂlich zu sein, wenn dann doch mal jemand etwas posÂtet an dem derÂjeÂniÂge die RechÂte hält.
Das HauptÂziel dieÂser ZenÂsurÂpläÂne sind die soziaÂlen MediÂen – und es ist das »soziÂal«, ĂĽber das wir alle mal nachÂdenÂken sollÂten.
Und das weil die WähÂrung der soziaÂlen MediÂen die soziaÂle InterÂakÂtiÂon zwiÂschen den NutÂzern ist. Ich posÂte etwas, Du antÂworÂtest, eine dritÂte PerÂson klinkt sich ein, ich antÂworÂte, und so weiÂter.
NehÂmen wir mal eine hypoÂtheÂtiÂsche TwitÂter-DisÂkusÂsiÂon zwiÂschen drei NutÂzern an: AliÂce (eine AmeÂriÂkaÂneÂrin), Bob (ein BulÂgaÂre) und Carol (eine KanaÂdieÂrin).
AliÂce posÂtet ein Bild eines poliÂtiÂschen MarÂsches: TauÂsenÂde ProÂtesÂtieÂrenÂde und GegenÂproÂtesÂtieÂrenÂde, alle wedeln mit TransÂpaÂrenÂten. Wie es auf derganÂzenWeltĂĽblich ist beinhalÂten dieÂse TransÂpaÂrenÂte auch urheÂberÂrechtÂlich geschĂĽtzÂte BilÂder, nach US-Recht ist das unter der »fair use«-Klausel mögÂlich, die ParÂodien erlaubt. Weil TwitÂter seiÂnen NutÂzern ermögÂlicht signiÂfiÂkanÂte MenÂgen an nutÂzerÂgeÂneÂrierÂtem ConÂtent zu komÂmuÂniÂzieÂren fällt die PlattÂform unter den GelÂtungsÂbeÂreich des ArtiÂkels 13.
Bob lebt in BulÂgaÂriÂen, einem MitÂgliedsÂland der EU, desÂsen UrheÂberÂrechtsÂgeÂsetz ParÂodie nicht erlaubt. Er will vielÂleicht mit einem Zitat des bulÂgaÂriÂschen DisÂsiÂdenÂten GeorÂgi MarÂkov antÂworÂten, desÂsen WerÂke in den späÂten 1970ern ins EngÂliÂsche ĂĽberÂsetzt wurÂden und die noch dem UrheÂberÂrecht unterÂlieÂgen.
Carol, eine KanaÂdieÂrin, die Bob und AliÂce desÂweÂgen gefunÂden hat, weil sie alle DOCTOR WHO lieÂben, entÂscheiÂdet sich, ein geistÂreiÂches Mem aus THE MARK OF THE RANI zu posÂten, einer EpiÂsoÂde aus dem Jahr 1985, in der Colin BakÂer in der Zeit zurĂĽck reist, um die LudÂdiÂten-ProÂtesÂte des 19. JahrÂhunÂderts mitÂzuÂerÂleÂben.
AliÂce, Bob und Carol drĂĽÂcken sich alle durch die NutÂzung urheÂberÂrechtÂlich geschĂĽtzÂten kulÂtuÂrelÂlen MateÂriÂals aus, auf eine Art und WeiÂse, die in Zukunft im RahÂmen der meiÂnungsÂunÂterÂdrĂĽÂckenÂden UrheÂberÂrechtÂspreÂchung der EU illeÂgal wäre. Unter den heuÂtiÂgen SysÂteÂmen muss die PlattÂform nur dann in AktiÂon treÂten, wenn sie darÂauf reagieÂren mĂĽsÂsen, dass jemand sein UrheÂberÂrecht fĂĽr verÂletzt hält und sich gegen eine NutÂzung ausÂspricht. Bis dahin kann aber jeder jeden Post von andeÂren sehen und eine DisÂkusÂsiÂon mit MitÂteln fĂĽhÂren, die in unseÂren moderÂnen, digiÂtaÂlen DisÂkurÂsen vollÂkomÂmen norÂmal sind.
Doch sobald ArtiÂkel 13 in Kraft ist, sieht sich TwitÂter vor ein unlösÂbaÂres ProÂblem gestellt: Der FilÂter gemäß ArtiÂkel 13 wird von AliÂces witÂziÂgen TransÂpaÂrenÂten ebenÂso getrigÂgert wie von Bobs poliÂtiÂschem Zitat und Carols DOCTOR WHO Mem, doch theoÂreÂtisch muss TwitÂter das urheÂberÂrechtsÂverÂletÂzenÂde MateÂriÂal nur vor Bob verÂberÂgen.
SollÂte TwitÂter die NachÂrichÂten von AliÂce und Carol vor Bob verÂberÂgen? Falls Bobs Zitat in BulÂgaÂriÂen zenÂsiert wird, sollÂte TwitÂter es AliÂce und carol zeiÂgen (es aber vor Bob selbst, der es geposÂtet hat, verÂberÂgen)? Was, wenn Bob nach auĂźerÂhalb der EU reist und dort mal in seiÂne TimeÂline schaut? Oder wenn AliÂce Bob in BulÂgaÂriÂen wegen einer DOCTOR WHO ConÂvenÂtiÂon besucht, und dann verÂsucht den Thread aufÂzuÂruÂfen? Und denkt dabei immer darÂan, dass es keiÂnen Weg gibt sicher zu sein, von woher ein BesuÂcher einer WebÂseiÂte kommt.
Die gefährÂliÂche aber simpÂle OptiÂon ist es, alle TwitÂter-NachÂrichÂten der euroÂpäiÂschen UrheÂberÂrechts-ZenÂsur zu unterÂwerÂfen, eine KataÂstroÂphe fĂĽr die Online-KomÂmuÂniÂkaÂtiÂon.
Und natĂĽrÂlich geht es nicht nur um TwitÂter: Jeder PlattÂform mit BenutÂzern aus der EU wird dieÂses ProÂblem lösen mĂĽsÂsen. GoogÂle, FaceÂbook, LinÂkeÂdIn, InstaÂgram, TikÂtok, SnapÂchat, flickr, TumbÂlr – jeder AnbieÂter wird sich damit ausÂeinÂanÂderÂsetÂzen mĂĽsÂsen.
Durch die EinÂfĂĽhÂrung des ArtiÂkels 13 erschafft die EU ein SysÂtem in dem UrheÂberÂrechts-BeschwerÂdeÂfĂĽhÂrer einen gewalÂtiÂgen KnĂĽpÂpel erhalÂten, mit dem sie das InterÂnet verÂprĂĽÂgeln könÂnen, in dem PerÂsoÂnen, die dieÂse Macht missÂbrauÂchen, keiÂnerÂlei StraÂfen befĂĽrchÂten mĂĽsÂsen, und in dem PlattÂforÂmen, die auf SeiÂte der freiÂen MeiÂnungsÂäuÂĂźeÂrunÂgen FehÂler machen, dieÂsen KnĂĽpÂpel mitÂten ins Gesicht bekomÂmen werÂden.
WähÂrend die ZenÂsurÂpläÂne der EU auf den nächsÂten SchritÂten hin zu ihrer UmsetÂzung sind, um fĂĽr die gesamÂte EU binÂdend zu werÂden, ist die gesamÂte Welt betrofÂfen – aber nur eine handÂvoll ernannÂter VerÂhandÂlungsÂfĂĽhÂrer haben eine StimÂme.
Falls Du ein EuroÂpäÂer bist, dann wäre der Rest der Welt Dir sehr dankÂbar, wenn Du dir einen Moment Zeit nehÂmen wĂĽrÂdest, um DeiÂnen AbgeÂordÂneÂten des EuroÂpäiÂschen ParÂlaÂments zu konÂtakÂtieÂren, und drinÂgend darÂum zu bitÂten uns alle in der neuÂen UrheÂberÂrechtsÂdiÂrekÂtiÂve zu schĂĽtÂzen [und nicht nur die KonÂzerÂne].
AnmerÂkung des ĂśberÂsetÂzers: Und das ist nur ein ganz kleiÂner AusÂschnitt aus dem, was auf die ganÂze Welt zukomÂmen wĂĽrÂde, wenn die techÂnisch und inhaltÂlich handÂwerkÂlich manÂgelÂhaft gemachÂten EU-UrheÂberÂrechtsÂrichtÂliÂniÂen zu GesetÂzen werÂden. Weil zu vieÂle EU-PoliÂtiÂker entÂweÂder den KonÂzerÂnen hörig sind, oder keiÂne Ahnung von dem haben, was sie da tun, wird das InterÂnet irrepaÂraÂbel beschäÂdigt und die freie MeiÂnungsÂäuÂĂźeÂrung masÂsiv einÂgeÂschränkt, unter dem DeckÂmanÂtel des UrheÂberÂrechtsÂschutÂzes.
Europa hat gerade dafĂĽr gestimmt, das Internet zu ruinieren, so ziemlich alles zu ĂĽberwachen und groĂźe Teile unserer Kommunikation zu zensieren.
[AnmerÂkung: bei dieÂsem Text hanÂdelt es sich um die ĂśberÂsetÂzung eines ArtiÂkels von Cory DocÂtoÂrow auf BoingÂBoÂing vom 12. SepÂtemÂber 2018]
LobÂbyÂisÂten fĂĽr »UrheÂber« haben sich mit den groÂĂźen UnterÂhalÂtungsÂfirÂmen und den ZeiÂtungsÂverÂleÂgern zusamÂmenÂgeÂtan und schaffÂten es, dass die neue [euroÂpäiÂsche] UrheÂberÂrechtsÂdiÂrekÂtiÂve heuÂte morÂgen mit HaaÂresÂbreiÂte verÂabÂschieÂdet wurÂde. Es hanÂdelt sich um einen Akt äuĂźerst gewisÂsenÂloÂsen HanÂdelns; der SchaÂden fĂĽr KĂĽnstÂler die von ihrer Kunst leben wird nur noch ĂĽberÂtrofÂfen vom SchaÂden fĂĽr jederÂmann der das InterÂnet fĂĽr alles andeÂre nutzt.
VorÂwort zur NeuÂverÂöfÂfentÂliÂchung: DieÂser Text erschien ursprĂĽngÂlich im April 2010 (also bereits vor sagenÂhafÂten sechs JahÂren) auf dem alten ArtiÂkelÂporÂtal von PhanÂtaÂNews. Aus gegeÂbeÂnem Anlass habe ich ihn jetzt hierÂher ĂĽberÂtraÂgen, denn er erscheint angeÂsichts der TatÂsaÂche, dass die BuchÂbranÂche nach allen andeÂren die DigiÂtaÂliÂsieÂrung entÂdeckt hat, in immer gröÂĂźeÂres »MimÂiÂmi« ausÂbricht und offenÂbar alle FehÂler der MusikÂinÂdusÂtrie wieÂderÂhoÂlen möchÂte, aktuÂelÂler denn je. AusÂlöÂser war konÂkret allerÂdings das ErscheiÂnen eines ArtiÂkels von Felix MĂĽnÂter bei TeilÂzeitÂhelÂden, bei dem mich allein der poleÂmiÂsche (und sachÂlich falÂsche) Titel bereits schauÂdern lässt. Mir hängt dieÂse Form der DisÂkusÂsiÂon zum Hals raus, denn sie wurÂde bereits erschöpÂfend gefĂĽhrt und muss wahrÂlich nicht erneut angeÂfanÂgen werÂden, nur weil BuchÂbranÂche und Autoren etliÂche JahÂre nach allen andeÂren die DigiÂtaÂliÂsieÂrung entÂdeckt haben.
Cory DocÂtoÂrow ist ein kanaÂdiÂscher SciÂence-FicÂtion-SchriftÂstelÂler und AktiÂvist in Sachen neue MediÂen, InterÂnet, CopyÂright-LibeÂraÂliÂsieÂrung und PriÂvatÂsphäÂre. Am letzÂten WochenÂenÂde habe ich sein Buch LITTLE BROTHER in RekordÂzeit geleÂsen, nachÂdem es mir von »felÂlow netiÂzens« bereits mehrÂfach nachÂdrĂĽckÂlich ans Herz gelegt wurÂde.
Das BesonÂdeÂre an dieÂsem Buch: man kann es nicht nur ĂĽber die einÂschläÂgiÂgen VerÂtriebsÂkaÂnäÂle kauÂfen, sonÂdern es auch einÂfach auf seiÂner WebÂseiÂte kosÂtenÂlos in zahlÂreiÂchen ForÂmaÂten herÂunÂter laden. KosÂtenÂlos. EinÂfach so. Legal. Unter einer CreaÂtiÂve ComÂmons-Lizenz. Trotz dieÂser TatÂsaÂche verÂkauÂfen sich seiÂne BĂĽcher wie geschnitÂten Brot.
Wie kann das sein? InsÂbeÂsonÂdeÂre angeÂsichts des DauÂerÂgeÂjamÂmers gewisÂser VerÂleÂger und VerÂlaÂge, wie böse kosÂtenÂloÂse AngeÂboÂte sind – seiÂen sie nun semiÂleÂgal oder legal – und dass beiÂde den Markt zerÂstöÂren…
Im VorÂwort zu LITTLE BROTHER befinÂdet sich der folÂgenÂde Text, den ich aus dem EngÂliÂschen ĂĽberÂsetzt habe, um ihn hier zu verÂöfÂfentÂliÂchen, was ich aufÂgrund der CC-Lizenz proÂblemÂlos tun darf, wenn ich den Namen des Autoren nenÂne, auf seiÂne WebÂseiÂte hinÂweiÂse und kein Geld damit verÂdieÂne.
Gleich vorÂweg, die BuchÂbranÂche ist Big BusiÂness – ganz egal, was der symÂpaÂthiÂsche BuchÂhändÂler ums Eck auch erzählt. Jahr fĂĽr Jahr erwirtÂschafÂtet allein der BuchÂhanÂdel einen Umsatz von sage und schreiÂbe zehn MilÂliÂarÂden Euro, und das nur in DeutschÂland. AusÂlandsÂgeÂschäfÂte, LizenzÂverÂkäuÂfe und MerÂchanÂdiÂsing deutÂscher BuchÂverÂlaÂge nicht mitÂgeÂzählt. AmaÂzon und die etaÂblierÂte BuchÂbranÂche inszeÂnieÂren öffentÂliÂche RosenÂkrieÂge und proÂfiÂtieÂren doch zugleich an den 50 – 60 ProÂzent-MarÂgen (BuchÂhändÂlerÂraÂbatt), die ihnen das BuchÂpreisÂbinÂdungsÂgeÂsetz ermögÂlicht. Nach auĂźen marÂkieÂren sie FeindÂschaft, nach innen hin eint sie das gemeinÂsaÂme Ziel der guten GeschäfÂte. Ein Gesetz aus dem letzÂten JahrÂtauÂsend – die BuchÂpreisÂbinÂdung – schweiĂźt alle zusamÂmen. In der BranÂche herrÂschen die klasÂsiÂschen SpielÂreÂgeln eines KarÂtells: Man streiÂtet sich, man verÂklagt sich – und dann legt man sich doch wieÂder ins gemeinÂsaÂme Bett.
Es gibt aber jemanÂden, der vor allen andeÂren die StripÂpen zieht, bei dem alle Fäden zusamÂmenÂlauÂfen, der die PreiÂse festÂsetzt und der immer verÂdient, egal wer was wo verÂkauft. DieÂser mächÂtigsÂte aller PlayÂer im Spiel, wenn man so will, dieÂser PlayÂer heiĂźt: BuchÂverÂlag. Er ist quaÂsi die Dame im SchachÂspiel um den König KunÂden. Wo es aber eine Dame und einen König gibt, dort muss es auch zwinÂgend BauÂern geben.
Per Email hatÂte sich SteÂfan Arbes bei mir gemelÂdet und angeÂboÂten, auf evenÂtuÂelÂle FraÂgen meiÂnerÂseits zu seiÂner BeanÂtraÂgung der EinÂtraÂgung einer WortÂmarÂke des BegrifÂfes »SteamÂpunk« zu antÂworÂten. Dem komÂme ich selbstÂverÂständÂlich gerÂne nach, denn ich halÂte seiÂne StelÂlungÂnahÂme inhaltÂlich fĂĽr zuminÂdest fragÂwĂĽrÂdig, denn sie geht meiÂner Ansicht nach von falÂschen VorÂausÂsetÂzunÂgen aus. MeiÂne AntÂwort an ihn, die er auch per Email erhalÂten hat, kann man unten lesen. Wenn ich darÂauf eine ReakÂtiÂon bekomÂme, wird die selbstÂverÂständÂlich ebenÂfalls hier auf PhanÂtaÂNews verÂöfÂfentÂlicht (dazu gibt er ja ausÂdrĂĽckÂlich sein EinÂverÂständÂnis).
Ich war in der ZwiÂschenÂzeit ebenÂfalls nicht untäÂtig, und habe mich hinÂsichtÂlich der MarÂkenÂeinÂtraÂgunÂgen schlauÂer gemacht, als ich es vor dem ZutaÂgeÂtreÂten der SachÂlaÂge am FreiÂtag war. Gleich vorÂneÂweg: Der zenÂtraÂle Punkt ist, dass ĂĽber eine solÂche BeanÂtraÂgung der MarÂkenÂeinÂtraÂgung und einem evenÂtuÂelÂlen WiderÂspruch dageÂgen, gar nicht, wie in seiÂner StelÂlungÂnahÂme fälschÂlich angeÂdeuÂtet, sicherÂgeÂstellt werÂden kann, dass die WortÂmarÂke »SteamÂpunk« in Zukunft nicht von irgendÂwem geschĂĽtzt wird oder werÂden kann. Und damit fällt SteÂfan Arbes´ ArguÂmenÂtaÂtiÂonsÂketÂte leiÂder wie ein KarÂtenÂhaus in sich zusamÂmen.
HeuÂte beginnt die BuchÂmesÂse, gesÂtern jedoch gab es bereits die PresÂseÂkonÂfeÂrenz und MediÂenÂrumÂmel – und sowohl GottÂfried HonÂneÂfelÂder, der VorÂstand des BörÂsenÂverÂeins des deutÂschen BuchÂhanÂdels wie auch JuerÂgen Boos, DirekÂtor der BuchÂmesÂse, haben sich selbstÂverÂständÂlich in dieÂsem RahÂmen geäuÂĂźert.
Dazu vorÂab ein kleiÂner Exkurs: man muss den EinÂdruck haben, dass GottÂfried HonÂneÂfelÂder seiÂne Reden in jedem Jahr recyÂcelt und vielÂleicht maxiÂmal ein paar WorÂte umstellt, so sehr gleiÂchen sich die gedroÂscheÂnen PhraÂsen. Und immer wieÂder, wenn solÂche verÂmeintÂlich hohen HerÂren ihren SerÂmon absonÂdern, fällt unverÂmeidÂlich das Wort »warnt«. HonÂneÂfelÂder warnt, Boos warnt, sonstÂwer warnt. Glaubt ihr mir nicht? Sucht auf GoogÂle mal nach »HonÂneÂfelÂder warnt« oder »HonÂneÂfelÂder warnÂte«, es werÂden reichÂlich TrefÂfer aus den verÂganÂgeÂnen JahÂren zu finÂden sein. Klickt aber bitÂte nicht auf dieÂse TrefÂfer, denn darÂin lauÂert ein WahnÂsinn von geraÂdeÂzu cthulhoÂiden AusÂmaÂĂźen. Ich habe euch … äh … gewarnt.
Und wovor warÂnen sie? Vor der Zukunft. Sei es nun das InterÂnet (und damit einÂherÂgeÂhend die neuÂen MediÂenÂforÂmaÂte), oder seiÂen es neue GeschäftsÂmoÂdelÂle, denen sich die träÂge und zutiefst im GesÂtern gefanÂgeÂne BuchÂbranÂche nicht anpasÂsen kann oder will. Und selbstÂverÂständÂlich muss das »UrheÂberÂrecht« gestärkt werÂden, auch wenn man tatÂsächÂlich etwas ganz andeÂres meint: sich selbst und die VerÂwerÂterÂrechÂte. Dazu weiÂter unten mehr.
Ich möchÂte auf ein paar ArtiÂkel einÂgeÂhen, die ich anlässÂlich der BuchÂmesÂse-EröffÂnung bei einÂschläÂgiÂgen ClaÂqueuÂren wie BörÂsenÂblatt und BuchÂreÂport im Netz fand:
Auf der Online-VerÂsiÂon des BörÂsenÂblatÂtes befassÂte man sich gesÂtern mit WorÂten von BuchÂmesÂse-DirekÂtor JuerÂgen Boos. Da steht unter andeÂrem:
BuchÂmesÂse-DirekÂtor JuerÂgen Boos sprach heuÂte (8. OktoÂber) auf der EröffÂnungs-PresÂseÂkonÂfeÂrenz der FrankÂfurÂter BuchÂmesÂse von einer »neuÂen GrĂĽnÂderÂzeit im PubliÂshing« und warnÂte gleichÂzeiÂtig vor der DomiÂnanz von OliÂgoÂpoÂlen, die techÂnoÂloÂgiÂsche StanÂdards dikÂtieÂren.
Da haben wir es wieÂder: es wird »gewarnt«. Wovor genau ist mir unklar. AmaÂzon kann es nicht sein, denn die sind in Sachen Online-VerÂtrieb nicht Teil eines OliÂgoÂpols, sonÂdern haben beiÂnaÂhe ein MonoÂpol. Unklar ist fĂĽr mich zudem, was er fĂĽr ein ProÂblem mit techÂniÂschen StanÂdards hat. Da PapierÂbĂĽÂcher gedruckt werÂden und dieÂse TechÂnik nun wahrÂlich bereits ein paar JahÂre auf dem Buckel hat, kann er eigentÂlich nur eBooks meiÂnen. Da gibt es im PrinÂzip zwei StanÂdards: das offeÂne ePub und AmaÂzons KindÂle-ForÂmat, ob es nun azw oder mobi sein mag. Wo da allerÂdings »StanÂdards dikÂtiert werÂden« kann ich nicht nachÂvollÂzieÂhen. ePub und mobi sind ForÂmaÂte, deren AufÂbau bekannt ist, jederÂmann kann sie erzeuÂgen. Oder meint Boos etwa AmaÂzons KopierÂschutz, der verÂhinÂdert, dass man KindÂle-eBooks auf andeÂren GeräÂten lesen kann? Das wĂĽrÂde mich verÂwunÂdern, denn AdoÂbes DRM ist exakt dasÂselÂbe und wird auf einem GroĂźÂteil der eBooks der BörÂsenÂverÂeins-MitÂglieÂder nach wie vor einÂgeÂsetzt. Sind die MitÂglieÂder des OliÂgoÂpols also AmaÂzon und die VerÂlaÂge, die DRM einÂsetÂzen? WorÂin liegt der UnterÂschied, zwiÂschen beiÂden kunÂdenÂfeindÂliÂchen SysÂteÂmen – mal davon abgeÂseÂhen, dass AmaÂzons VerÂsiÂon innerÂhalb seiÂnes Ă–koÂsysÂtems fĂĽr den KunÂden weitÂaus komÂforÂtaÂbler ist? Und weiÂterÂhin davon abgeÂseÂhen, dass es seiÂtens des BuchÂhanÂdels en vogue ist, gegen AmaÂzon zu wetÂtern statt kunÂdenÂfreundÂliÂcher zu werÂden …
TechÂnoÂloÂgiÂsche StanÂdards sind WerkÂzeuÂge. Sie mĂĽsÂsen sich nach den MenÂschen und ihren BedĂĽrfÂnisÂsen richÂten, nicht umgeÂkehrt.
… sagt Boos. Das sehe ich genauÂso. Weg mit harÂten DRM-MaĂźÂnahÂmen, die nur die ehrÂliÂchen KunÂden benachÂteiÂliÂgen. RichÂtet euch nach den MenÂschen und ihren BedĂĽrfÂnisÂsen. Dazu gehört ĂĽbriÂgens auch, dass nach einer StuÂdie, die Leser nach ihren MeiÂnunÂgen befragÂte, der Preis fĂĽr ein eBook ca. 40 % unter dem einer DruckÂausÂgaÂbe lieÂgen darf. Auch PreisÂgeÂstalÂtung muss sich nach den MenÂschen und deren BedĂĽrfÂnisÂsen richÂten – sonst kauft einÂfach nieÂmand den ĂĽberÂteuÂerÂten Schmonz, bei dem sich der Preis am HardÂcoÂver oriÂenÂtiert. Und dann sind selbstÂverÂständÂlich wieÂder die RaubÂkoÂpieÂrer schuld, nicht dieÂjeÂniÂgen, die MondÂpreiÂse befehÂlen.
Die neue GrĂĽnÂderÂzeit im PubliÂshing finÂdet ohne die alte GarÂde, also die VerÂlaÂge, statt, denn die GoldÂgräÂber am eBook-KlonÂdyÂke sind die SelfÂpuÂblisher, auch wenn man nach den NugÂgets zwiÂschen den RechtÂschreibÂfehÂler-SandÂkörÂnern lanÂge sieÂben muss. Und wer bieÂtet den Indies die besÂten KonÂdiÂtioÂnen? RichÂtig: AmaÂzon, GoogÂle und Kobo. Die GeldscheffÂler in den hieÂsiÂgen VerÂlaÂgen knirÂschen ob der Höhe der TanÂtieÂmenÂzahÂlunÂgen durch die InterÂnet-RivaÂlen an die Autoren verÂmutÂlich 24/​7 mit den ZähÂnen. Und desÂweÂgen sind die der ErzÂfeind. Und weil sie kunÂdenÂfreundÂlich agieÂren. Das ist hochÂgraÂdig imperÂtiÂnent, sowas macht man doch nicht! KunÂdenÂfreundÂlich. Wo komÂmen wir hin? Wenn das alle machen wĂĽrÂden …
Die Rede HonÂneÂfelÂders dageÂgen erschien – wie oben bereits angeÂmerkt – wie der immer wieÂder reaniÂmierÂte ZomÂbie seiÂner Reden aus den verÂganÂgeÂnen JahÂren. Im BuchÂreÂport schreibt man:
FĂĽr eine neue KulÂtur des WisÂsens pläÂdierÂte BörÂsenÂverÂeins-VorÂsteÂher GottÂfried HonÂneÂfelÂder zum AufÂtakt der FrankÂfurÂter BuchÂmesÂse 2013. Das WisÂsen mĂĽsÂse vor der AutoÂriÂtät von Online-RieÂsen wie AmaÂzon und GoogÂle geschĂĽtzt werÂden, die »an InhalÂten nur so weit interÂesÂsiert sind, als sie ihrem Geschäft als WerÂbeÂträÂger nĂĽtÂzen«.
Nein, Herr HonÂneÂfelÂder. SeiÂen Sie doch bitÂte ehrÂlich. Nicht »das WisÂsen« soll geschĂĽtzt werÂden, sonÂdern die PfrĂĽnÂde der BörÂsenÂverÂeins-MitÂglieÂder. NachÂdem JahrÂzehnÂte, oder fast JahrÂhunÂderÂte lang alles eitel SonÂnenÂschein war, kommt hoppÂlaÂhopp dieÂses InterÂnet aus einem Anarcho-Loch gekroÂchen und zwingt doch tatÂsächÂlich zum UmdenÂken. Das ist aber auch eine UnverÂschämtÂheit.
LieÂbe BranÂche, tut doch bitÂte nicht so, als seiÂen Apple, AmaÂzon und GoogÂle die bösen DämoÂnen und ihr die hehÂren LichtÂgeÂstalÂten. Euch geht es genauÂso ums AbseiÂhen von Lesern und das EinÂfahÂren von GewinÂnen wie den Online-AnbieÂtern. Etwas anders zu behaupÂten wäre unredÂlich und schlichtÂweg unwahr. Und ihr macht es trotzÂdem, denn wir sind ja dumm. Denkt ihr.
Eine »KulÂtur des WisÂsens« wäre eine KulÂtur, in der dieÂses WisÂsen nicht via hauptÂsächÂlich durch masÂsiÂve LobÂbyÂarÂbeit entÂstanÂdeÂne verÂwertÂerfreundÂliÂche UrheÂberÂrechÂte JahrÂzehnÂte lang in StaÂsis verÂfällt, nämÂlich bis 70 JahÂre nach dem Tod eines UrheÂbers. Das ist IrrÂsinn, denkt mal darÂĂĽber nach, lieÂbe Leser. Wenn ein WerkÂschafÂfenÂder vor 30 JahÂren verÂstorÂben ist, dauÂert es noch 40 weiÂteÂre verÂdammÂte JahÂre, bis seiÂne WerÂke gemeinÂfrei werÂden. Das fĂĽhrt dazu, dass KulÂturÂgĂĽÂter in VerÂgesÂsenÂheit verÂsinÂken. WerÂke von vor der EinÂfĂĽhÂrung der 70-JahÂres-SchranÂke sind heutÂzuÂtaÂge im Web zu finÂden und zugängÂlich, danach quaÂsi nichts mehr. Was hier an WisÂsen verÂnichÂtet wird, insÂbeÂsonÂdeÂre, weil die VerÂwerÂter es so wolÂlen, ist unbeÂschreibÂlich. HauÂfenÂweiÂse BackÂlist-MateÂriÂal ist unzuÂgängÂlich, weil irgendÂwelÂche RechÂteÂinhaÂber drauf hocken und es nicht herÂaus geben wolÂlen, es lässt sich damit ihrer Ansicht nach kein Geld verÂdieÂnen. Dann gebt die RechÂte den Autoren zurĂĽck, die werÂden das schon als SelfÂpuÂblisher ohne euch verÂöfÂfentÂliÂchen. SelfÂpuÂbliÂshing? Kommt schon, das kennt ihr, das habt ihr doch zu dem ganz groÂĂźen Ding auf dieÂser MesÂse erklärt. Das sind so NugÂgets. ZwiÂschen hauÂfenÂweiÂse SandÂkörÂnern. Habe ich weiÂter oben erklärt.
Ein weiÂteÂrer ArtiÂkel ĂĽber HonÂneÂfelÂder auf dem digiÂtaÂlen BörÂsenÂblatt-AbleÂger (die mĂĽsÂsen das komÂmenÂtarÂlos wieÂderÂgeÂben, der ist so etwas wie ihr Chef):
Es gehe um die FraÂge, »was wir als WisÂsen verÂsteÂhen wolÂlen, jedenÂfalls so lanÂge unter WisÂsen eine ErkenntÂnis gemeint ist, die nicht wie ein subÂjektÂloÂses Datum herÂumÂliegt, sonÂdern durch einen UrheÂber gewonÂnen und auf einen Kreis von AdresÂsaÂten hin verÂöfÂfentÂlicht wurÂde.«
Gebraucht werÂde eine neue KulÂtur des WisÂsens. »Das digiÂtaÂle ZeiÂchenÂsysÂtem ist bedeuÂtungsÂfrei; seiÂne SemanÂtik erhält es erst durch ZuordÂnung von auĂźen«, so HonÂneÂfelÂder.
WisÂsen ist eine ErkenntÂnis, die »subÂjektÂlos« herÂum liegt, bis sie durch einen UrheÂber »gewonÂnen« wird? Das »digiÂtaÂle ZeiÂchenÂsysÂtem ist bedeuÂtungsÂfrei« und »seiÂne SemanÂtik erhält es erst von auĂźen«? Mal unter uns und ganz offen: so einen inhaltsÂleeÂren BullÂshit habe ich schon lanÂge nicht mehr geleÂsen, auch nicht in den ParÂteiÂproÂgramÂmen vor der BunÂdesÂtagsÂwahl, und das will was heiÂĂźen. EinerÂseits mĂĽsÂsen UrheÂber gar nicht zwinÂgend WisÂsen schafÂfen. Kunst und UnterÂhalÂtung reiÂchen völÂlig. AndeÂrerÂseits sind BĂĽcher auch als eBook keiÂnesÂfalls nur »bedeuÂtungsÂfreie digiÂtaÂle ZeiÂchenÂsysÂteÂme«, sonÂdern den gedruckÂten FasÂsunÂgen inhaltÂlich gleich. Da muss man nichts »von auĂźen zuordÂnen«. Das potenÂtiÂelÂle WisÂsen der MenÂschen, die Zugriff auf das InterÂnet haben wurÂde in nie zuvor geseÂheÂnem AusÂmaĂź erweiÂtert. InforÂmaÂtiÂon at your finÂgerÂtips. JederÂzeit. Jede PerÂson mit einem InterÂnetÂanÂschluss kann sich ĂĽberÂzeuÂgen, dass das »digiÂtaÂle ZeiÂchenÂsysÂtem« alles andeÂre als bedeuÂtungsÂfrei ist.
Falls mir jemand das unerÂträgÂlich hohÂle PhraÂsenÂgeÂdreÂsche in den KomÂmenÂtaÂren zu dieÂsem ArtiÂkel mit Sinn und Inhalt fĂĽlÂlen kann, wäre ich dankÂbar. AnsonsÂten könnÂte ich auch verÂsuÂchen, mir das GebrabÂbel schön zu sauÂfen.
Die MehrÂgliedÂrigÂkeit der BranÂche mĂĽsÂse auch im digiÂtaÂlen ZeitÂalÂter bewahrt werÂden; dieÂses GefĂĽÂge schlieÂĂźe auch den BuchÂhanÂdel ein.
Das bedeuÂtet: lieÂbe PoliÂtik, wir schafÂfen es nicht, unser GeschäftsÂmoÂdell an die GegeÂbenÂheiÂten anzuÂpasÂsen und wir sind leiÂder total unfleÂxiÂbel. Das finÂden wir doof. BitÂte beschlieĂźt GesetÂze, damit wir uns nicht beweÂgen mĂĽsÂsen.
Es mag weh tun, Herr HonÂneÂfelÂder, aber wenn ich mich so umseÂhe, gibt es nur noch sehr weniÂge KutÂscher. Oder vielÂleicht ein BeiÂspiel, das Ihnen bekannÂter vorÂkomÂmen dĂĽrfÂte: SchriftÂsetÂzer. Als die BranÂche »comÂpuÂteÂriÂsiert« wurÂde, hat man sich von denen, die den Umgang mit den neuÂen TechÂniÂken nicht beherrschÂten, flugs getrennt. Es gibt heuÂte keiÂne SchriftÂsetÂzer mehr, weil es keiÂne bewegÂliÂchen LetÂtern mehr gibt und man stattÂdesÂsen DeskÂtop PubliÂshing nutzt. Schon mal gehört? Das läuft auf den bösen ComÂpuÂtern – muss man aber weder als VerÂeinsÂfunkÂtioÂnär noch als VerÂleÂger wisÂsen, da kĂĽmÂmern sich die FuĂźÂtrupÂpen drum.
Wenn die BranÂche nicht in der Lage ist, sich und ihre GeschäftsÂmoÂdelÂle von LetÂtern auf ComÂpuÂter umzuÂstelÂlen, wenn man lieÂber infleÂxiÂbel bleibt und nach poliÂtiÂschen LösunÂgen und damit FeiÂgenÂblätÂtern fĂĽr die eigeÂne BeweÂgungsÂloÂsigÂkeit ruft, dann sollÂte man sich nicht wunÂdern, wenn man den Weg der DinoÂsauÂriÂer geht. Oder den der SchriftÂsetÂzer, suchen Sie sich einen aus. Man kann ja immer noch auf KranÂkenÂpfleÂger oder KinÂderÂgärtÂner umschuÂlen. Oder Autor. Was? Schlecht bezahlt? Tja, man kann halt nicht alles haben.
EbenÂfalls im BuchÂreÂport weist man weiÂterÂhin auf DampfÂblaÂsen der »ConÂtent AlliÂance« hin, der der BörÂsenÂverÂein angeÂhört, aber auch die MusikÂinÂdusÂtrie. Auch hier wird nach dem GesetzÂgeÂber und einem »starÂken UrheÂberÂrecht« geschrien:
Kurz vor der FrankÂfurÂter BuchÂmesÂse hat die ConÂtent AlliÂanz, der auch der BörÂsenÂverÂein angeÂhört, noch einÂmal ihre ForÂdeÂrunÂgen nach einem starÂken UrheÂberÂrecht bekräfÂtigt. Der Schutz der LeisÂtung von KreaÂtiÂven vor illeÂgaÂler NutÂzung mĂĽsÂse zur ChefÂsaÂche im KanzÂlerÂamt werÂden, erklärÂte das BĂĽndÂnis von MediÂen- und KulÂturÂverÂbänÂden.
Wenn ich das lese kommt mir ganz deutÂlich gesagt das kalÂte KotÂzen. Denn hier wird das UrheÂberÂrecht vorÂgeÂschoÂben, obwohl es tatÂsächÂlich um etwas ganz andeÂres geht. Das UrheÂberÂrecht – das wie der Name bereits sagt die UrheÂber schĂĽtzt und begĂĽnsÂtigt – ist den VerÂwerÂtern tatÂsächÂlich völÂlig egal (und ich habe mir »scheiĂźÂegal« verÂknifÂfen). TatÂsächÂlich geht es ihnen ausÂschlieĂźÂlich um die TeiÂle darÂaus, die ihnen die VerÂwerÂtung (sprich: MoneÂtaÂriÂsieÂrung – ja, das sagen die so. Es bedeuÂtet: KohÂle machen) geschafÂfeÂner WerÂke DritÂter ermögÂliÂchen.
TatÂsächÂlich lässt man den Autor oder MusiÂker (auch der unerÂträgÂliÂche GorÂny von der MusikÂinÂdusÂtrie hat wieÂder gepöÂbelt) mit PeaÂnuts am ausÂgeÂstreckÂten Arm verÂhunÂgern, wähÂrend man selbst das Geld absackt, auch wenn immer wieÂder andeÂres behaupÂtet wird.
Sprecht mal mit Autoren abseits des BestÂselÂlers, lieÂbe Leser, und fragt sie, was von den BuchÂverÂkäuÂfen bei ihnen ankommt. Ich wieÂderÂhoÂle mich und ich tue es gern, damit es einÂsiÂckert: das sind PeaÂnuts. Es macht sich natĂĽrÂlich ganz priÂma, sich als BeschĂĽtÂzer der armen, armen UrheÂber zu gerieÂren und lautÂstark zu verÂkĂĽnÂden, man selbst (und das UrheÂberÂrecht) seiÂen die letzÂten SchutzÂwälÂle, die die UrheÂber vor den illeÂgaÂlen NutÂzunÂgen behĂĽÂten. TatÂsächÂlich gehts auch hier wieÂder nur um ihre KohÂle, um ihre EinÂnahÂmen. Und sie wisÂsen genau: ihre ZahÂlen ĂĽber illeÂgaÂle DownÂloads und deren SchaÂden sind von vorÂne bis hinÂten erstunÂken und erloÂgen.
Ich stimÂme zu, dass das UrheÂberÂrecht drinÂgend einer ReforÂmaÂtiÂon bedarf. Es muss an die ReaÂliÂtäÂten der moderÂnen NetzÂwelt angeÂpasst werÂden. Die irrÂsinÂniÂgen SchutzÂfrisÂten mĂĽsÂsen auf ein MaĂź zurechtÂgeÂstutzt werÂden, das kulÂtuÂrell und aus Sicht einer WisÂsensÂallÂmenÂde sinnÂvoll ist, damit KulÂtur nicht verÂschwinÂdet, weil VerÂwerÂter darÂauf sitÂzen und sie nicht verÂöfÂfentÂliÂchen. Abmahn-AbzoÂckern mit ihren RaubÂritÂter-GeschäftsÂmoÂdelÂlen muss die GeschäftsÂgrundÂlaÂge entÂzoÂgen werÂden, die SchulÂkinÂder kriÂmiÂnaÂliÂsiert und proÂfesÂsioÂnelÂle AnbieÂter von RaubÂkoÂpien davon komÂmen lässt (weil die BranÂchen und ihre HilfsÂsheÂriffs zu dumm sind, die zu bekomÂmen, hält man sich lieÂber an die, die sich nicht wehÂren könÂnen).
Am wichÂtigsÂten ist meiÂner Ansicht nach jedoch, dass die RechÂte der UrheÂber statt die der VerÂwerÂter gestärkt werÂden. Schluss mit Total BuyÂout, Schluss mit KneÂbelÂverÂträÂgen, Schluss mit PeaÂnuts und Schluss mit pauÂschal einÂgeÂräumÂten RechÂten fĂĽr »bisÂher unbeÂkannÂte NutÂzungsÂarÂten«. RechÂte mĂĽsÂsen nach defiÂnierÂten ZeitÂräuÂmen wieÂder an die UrheÂber zurĂĽck falÂlen. eBooks mĂĽsÂsen gesonÂdert verÂgĂĽÂtet werÂden, ebenÂso HörÂbĂĽÂcher. UrheÂber mĂĽsÂsen mehr MitÂspraÂcheÂrecht bekomÂmen, wie ihre WerÂke verÂwerÂtet werÂden. UrheÂber mĂĽsÂsen angeÂmesÂsen bezahlt werÂden, egal ob Autoren, JourÂnaÂlisÂten, FotoÂgraÂfen oder MusiÂker. Und es muss zwiÂschen den VerÂwerÂterÂrechÂten und den VerÂbrauÂcherÂrechÂten abgeÂwoÂgen werÂden. Denn: GewinÂne steÂhen nicht ĂĽber BĂĽrÂgerÂinterÂesÂsen und auch nicht ĂĽber MenÂschenÂrechÂten.
Die BuchÂbranÂche zeigt durch ihre KöpÂfe immer wieÂder eine KulÂtur des MahÂnens und WarÂnens. Vor neuÂen TechÂnoÂloÂgien, vor MitÂbeÂwerÂbern, die im GegenÂsatz zu ihr agil sind. Statt der unerÂträgÂliÂchen MieÂseÂpeÂteÂrei sollÂte man seiÂne KräfÂte darÂauf bĂĽnÂdeln, die TechÂnoÂloÂgien zu verÂsteÂhen und zu nutÂzen. Statt GegeiÂfeÂre gegen Apple, AmaÂzon und GoogÂle sollÂte man von den GegenÂspieÂlern lerÂnen. Aber vielÂleicht ist das von der tief konÂserÂvaÂtiÂven BranÂche zu viel verÂlangt.
Die BuchÂmesÂse ist eine VerÂanÂstalÂtung, auf der die BuchÂbranÂche sich proÂfiÂlieÂren möchÂte und sich selbst beweihÂräuÂchert. Das soll sie meiÂnetÂhalÂben gern tun. Nur mögen ihre GroĂźÂkopÂferÂten bitÂte davon abseÂhen, mich mit PhraÂsen zu langÂweiÂlen, mich offenÂsichtÂlich zu belĂĽÂgen, oder mir zu verÂsteÂhen zu geben, dass sie mich fĂĽr dumm halÂten. Davor warnt der HolzÂhauÂer nachÂdrĂĽckÂlich.
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