Krimi

Patrick S. Tomlinson: THE ARK – CHILDREN OF A DEAD EARTH Book 1

Nach­dem ich Patrick S. Tom­lin­sons GATE CRASHERS und STARSHIP REPO gele­sen hat­te (bei­de Fun­ny SF im Stil erin­nernd bei­spiels­wei­se an Robert Asprins Cha­os-Kom­pa­nie, bei­de äußerst unter­halt­sam, wenn man auf das Gen­re steht und auch mit ein wenig Kla­mauk leben kann, der zwei­te noch mehr als der ers­te), war mir umge­hend klar, dass ich von dem Autor noch mehr lesen möch­te, denn die bei­den Roma­ne waren schon mal der Knül­ler.

Eines der The­men, die bei Sci­ence Fic­tion-Roma­nen immer wie­der mal auf­tau­chen ist es, bekann­te Ver­satz­stü­cke aus dem Heu­te in die Zukunft zu ver­set­zen. Genau das tut Tom­lin­son in THE ARK, denn es gilt einen klas­si­schen Kri­mi­nal­fall durch einen Poli­zis­ten zu lösen, aller­dings in einem ganz ande­ren Umfeld als bei Kri­mis sonst üblich, SF eben.

Leseempfehlung: W. R. MacNeill – A STUDY IN CYBORGS

Nach­dem Arthur Conan Doyl­es klas­si­scher Ermitt­ler Sher­lock Hol­mes gemein­frei wur­de (zumin­dest in den Län­dern ohne Extra­würs­te), gab es eine Schwem­me von Büchern und ande­ren Medi­en um den genia­len Pri­vat­de­tek­tiv. Nicht alles davon war ori­gi­nell und auch nicht alles davon war gut, da man­che Autor°Innen nicht ver­stan­den haben, den eigent­li­chen Geist ein­zu­fan­gen und nur einen Abklatsch ablie­fer­ten – wobei es aller­dings auch wirk­lich gelun­ge­ne Adap­tio­nen und Neu­in­ter­pre­ta­tio­nen gab. Auch in diver­se ande­re Gen­res wur­den Hol­mes und Wat­son trans­plan­tiert, eben­falls mit wech­seln­dem Erfolg, mal gut, mal schlecht.

A STUDY IN CYBORGS weist schon durch den Titel dar­auf hin, dass man eine Geschich­te erwar­ten darf, die sich irgend­wie an Hol­mes ori­en­tiert. Erfreu­li­cher­wei­se tut sie genau das: Sie ori­en­tiert sich, sie kopiert nicht, sie pla­gi­iert nicht und sie ver­fügt über eini­ges an Eigen­stän­dig­keit.

Tommy Krappweis und Christian von Aster: KOHLRABENSCHWARZ

Es kann alles pas­sie­ren! (Alles kann pas­sie­ren!)

Tat­ort meets Fan­ta­sy in beschau­li­chen Rosen­heim. Wer sich auf KOHLRABENSCHWARZ von Tom­my Krapp­weis und Chris­ti­an von Aster ein­lässt, soll­te alle Erwar­tun­gen an bekann­te Gen­res fah­ren las­sen und sich mit einem offe­nen Geist auf etwas Neu­es ein­stel­len.

Am Anfang glaubt man noch, dass sich, wie man es aus ande­ren Kri­mis gewohnt ist, die unheim­li­chen und mys­ti­schen Fäl­le doch noch irgend­wie erklä­ren las­sen. Doch schließ­lich stellt man fest, dass die Geschich­ten die­sen Pfad ver­las­sen haben und man es mit ech­ten Trol­len und Zau­be­rern zu tun bekommt.

Ein altes Mär­chen­buch, ein geheim­nis­vol­ler Men­tor, magi­sche Zei­chen, die mit Blut an die Wand gemalt wer­den und jede Men­ge Sagen­ge­stal­ten auf der einen und ein mun­da­nes Ermitt­ler­team auf der ande­ren Sei­te. Das ist der Stoff, aus dem nor­ma­ler­wei­se ame­ri­ka­ni­sche Urban-Fan­ta­sy ist. Aber funk­tio­niert das auch in einem deut­schen, einem baye­ri­schen, Städt­chen? Ich sage: ja, das tut es.

Bandit bespricht: KNIVES OUT

KNIVES OUT – Bun­des­start 02.01.2020

Rian John­son liebt es, dar­über zu reden, das Publi­kum mit fal­schen Fähr­ten zu ver­füh­ren, über­ra­schen­de Wen­dun­gen zu insze­nie­ren, Erwar­tungs­hal­tun­gen auf­zu­bau­en und damit zu spie­len. Das hat er schon in LOOPER ganz geschickt gemacht. Mit KNIVES OUT geht er eini­ge Schrit­te wei­ter, und nähert sich mit viel Ener­gie den fil­mi­schen Umset­zun­gen nach Wer­ken von Aga­tha Chris­tie an. Ein biss­chen DAS BÖSE UNTER DER SONNE, ein wenig MORD IM SPIEGEL. Hier die Arro­ganz eines Her­cu­le Poi­rot, dort die Ver­schro­ben­heit von Jane Mar­ple. Eine ste­te Varia­ti­on von belieb­ten Zuta­ten, mit vie­len nam­haf­ten Dar­stel­lern und einem fast in sich geschlos­se­nen Umfeld. Je offen­sicht­li­cher und unbe­küm­mer­ter Rian John­son sei­ne per­sön­li­che Hom­mage zur Schau stellt und mit den bekann­ten Ver­satz­stü­cken spielt, des­to eigen­stän­di­ger und unter­halt­sa­mer ent­fal­tet sich die Ver­beu­gung vor den Klas­si­kern des Rät­sel­kri­mis.

CRIMINAL ACTIVITIES

Poster Criminal Activities

CRIMINAL ACTIVITIES – Bun­des­start 31.03.2016

Nach 42 Jah­ren im Film­ge­schäft hat es Jackie Ear­le Haley doch ein­mal gewagt, selbst einen Film zu insze­nie­ren. Erstaun­lich, dass er sich dabei auf den Dreh­buch-Debü­tan­ten Robert Lowell ver­ließ. Aber Haley schien sich gedacht zu haben, auf alles oder nichts zu set­zen. Letzt­end­lich lag er damit nicht kom­plett dane­ben. CRIMINAL ACTIVITIES atmet ein biss­chen die Atmo­sphä­re einer Fin­ger­übung, immer wie­der gut, aber nicht ganz rund. Die Ein­flüs­se der Wer­ke von Matthew Vaughn und Guy Rit­chie sind dabei unver­kenn­bar. Aber auch das ist voll­kom­men in Ord­nung. Lie­ber gut kopiert, als schlecht erfun­den. CRIMINAL ACTIVITIES wird kei­ne tie­fen Spu­ren hin­ter­las­sen, soll­te aller­dings wahr­ge­nom­men wer­den.

MORGEN HÖR ICH AUF – SCHÖNER SCHEIN

Promofoto "Morgen hör ich auf"

Als Dr. Nor­bert Himm­ler, der Pro­gramm­chef des ZDF, mit der Aus­sa­ge »Wir machen ein deut­sches BREAKING BAD« aus der ver­staub­ten öffent­lich-recht­li­chen Höh­le kam, blieb dem Fern­seh­zu­schau­er, der US- und bri­ti­sche Seri­en kennt eigent­lich nur eins: mit­lei­di­ges Hohn­la­chen. Denn deut­sche Pro­duk­tio­nen gera­de bei den öffent­lich-recht­li­chen Sen­dern zeich­nen sich durch alles aus, aber garan­tiert nicht durch Ori­gi­na­li­tät, Cool­ness und fri­sche Ideen. Eher durch abge­dro­sche­ne The­men, tau­send­fach kopier­te Kli­schee-Cha­rak­te­re und in den meis­ten Fäl­len gäh­nen­de Lan­ge­wei­le, also alles kom­plett anders als bei den auf­wän­dig pro­du­zier­ten und von Kri­ti­kern wie Fans gelob­ten aus­län­di­schen Seri­en. Es ist mir auch völ­lig schlei­er­haft, wie jemand in einer sol­chen Posi­ti­on eine der­art dum­me Aus­sa­ge machen kann, von der jeder weiß, dass sie in kei­nem Fall ein­ge­hal­ten wer­den kann, auch wenn natür­lich der Wer­be­ef­fekt eines sol­chen mar­ki­gen Spru­ches nicht unter­schätzt wer­den darf. Damit wird aber natür­lich eine Erwar­tungs­hal­tung und ein Druck auf die Krea­ti­ven erzeugt, die völ­lig unfair sind, denn hier­zu­lan­de ste­hen übli­cher­wei­se weder die tech­ni­schen noch die finan­zi­el­len Mög­lich­kei­ten zur Ver­fü­gung wie eben bei­spiels­wei­se für BREAKING BAD. Ich glau­be inten­siv, dass es mehr als genug Krea­ti­ve gibt, die so etwas den­noch schaf­fen könn­ten, aber die wer­den von den Ver­ant­wort­li­chen bei den Sen­dern ent­we­der igno­riert oder an einer ganz kur­zen Ket­te gehal­ten.

Und so hab ich mir die Pilo­t­epi­so­de von MORGEN HÖR ICH AUF dann mal ange­se­hen, ohne all­zu viel zu erwar­ten – aber meckern soll man eben erst, wenn man etwas gese­hen hat, nicht vor­her.

VERONICA MARS

Poster Veronica Mars

VERONICA MARS – Bun­des­start 13.03.2014

Dies ist defi­ni­tiv ein Film, der mehr durch sei­ne Ent­ste­hungs­ge­schich­te auf­fällt, als durch sei­ne fil­mi­sche Umset­zung. Nach neun Jah­ren muss das ehe­ma­li­ge Schnüff­ler-Genie Vero­ni­ca Mars zurück in ihre Hei­mat­stadt Nep­tun. Eigent­lich ist sie nach erfolg­rei­chem Jura-Stu­di­um kurz davor, eine Stel­le bei einer ange­se­he­nen Kanz­lei anzu­tre­ten. Doch der Anruf ihres ehe­ma­li­gen Freun­des Logan, schiebt das Vor­ha­ben erst ein­mal zur Sei­te. Logan steht ihm Ver­dacht, sei­ne Freun­din, die Sän­ge­rin Car­rie Bishop, umge­bracht zu haben. Da sich vie­le Anwäl­te um den Fall rei­sen, bit­tet Logan Vero­ni­ca für ihn die bes­te Wahl zu tref­fen. Natür­lich kommt es, wie es kom­men muss. Vero­ni­ca zieht bald mit Kame­ra und neu­gie­ri­gem Blick durch Nep­tun, und beginnt am Fall her­um­zu­schnüf­feln. Und so wie sich die Mör­der-Hatz ent­wi­ckelt, könn­te die Geschich­te sogar mit den Ereig­nis­sen zusam­men­hän­gen, mit dem die Detek­ti­vin der­einst ihre Lei­den­schaft fürs Ermit­teln begann.

DIE UNFASSBAREN – NOW YOU SEE ME

now you see me

NOW YOU SEE ME – Bun­des­start 11.07.2013

Das alte Spiel mit Illu­si­on und Täu­schung, mit dem Offen­sicht­li­chen und dem Unschein­ba­ren. Das letz­te Mal hat Chris­to­pher Nolan mit PRESTIGE das Publi­kum mit der Fas­zi­na­ti­on für Magie ver­zau­bert. Jetzt geht es hip­per, lau­ter und exzes­si­ver auf die Büh­ne. War Nolans Film noch ganz der Aus­ein­an­der­set­zung mit der Illu­si­on gewid­met, wen­det sich Lou­is Leter­ri­ers NOW YOU SEE ME stär­ker dem aus­ge­klü­gel­ten Plot eines ins Detail geplan­ten Raub­über­fal­les zu. Es ist sozu­sa­gen RIFIFI, nur mit wesent­lich mehr Dia­log und noch viel lau­te­rer Musik. Und mit einem der­ar­ti­gen Ensem­ble kann man nichts falsch machen, müss­te man mei­nen. Vier mehr oder weni­ger talen­tier­te Magi­er mit Taschen­spie­ler­tricks, wer­den von einem Unbe­kann­ten zusam­men­ge­bracht. Und schon ein Jahr spä­ter ste­hen sie ver­eint als die »Vier Rei­ter« auf einer ganz gro­ßen Büh­ne, vor einem noch grö­ße­ren Publi­kum in Las Vegas. Mit einer spek­ta­ku­lä­ren Illu­si­on, mit der sie angeb­lich von der Büh­ne in Las Vegas aus, eine Bank in Paris aus­rau­ben, brin­gen sie FBI und Inter­pol gegen sich auf. Aber Paris war erst das »Ver­spre­chen«, der ers­te Akt eines auf drei Shows aus­ge­leg­ten Coup.

TATORT mit Till – Willkommen bei … nichts Neuem

Was die­ser Arti­kel mit Phan­tas­tik zu tun hat? Nichts. Er hat aller­dings etwas mit der deut­schen Fern­seh­land­schaft zu tun und damit, dass die­se wei­test­ge­hend unzu­mut­bar ist. Phan­tas­tik fin­det im Ver­gleich zu Groß­bri­tan­ni­en oder den USA nicht statt, ande­re Seri­en­for­ma­te glän­zen durch hun­dert­mal wie­der­ge­käu­tes ohne Neu­es oder gar Pep. Wenn mal eine TV-Pro­duk­ti­on hoch­ge­lobt wird, hat sie mit Emi­gran­ten, Ver­trie­be­nen, dem zwei­ten Welt­krieg, oder allem zusam­men zu tun.

Ich gebe es offen zu: deut­sches Unter­hal­tungs­fern­se­hen im All­ge­mei­nen und den TATORT im Beson­de­ren fin­de ich übli­cher­wei­se uner­träg­lich. Till Schwei­ger ist mir eher egal, ich muss mir Fil­me mit ihm nicht anse­hen, weil es sich dabei um deut­sche Fil­me han­deln wür­de – und die gehen ein­fach nicht. Ich woll­te mir auch die­sen TATORT nicht anse­hen, auf­grund eini­ger Kom­men­ta­re dazu habe ich es dann doch getan. Ich habe mich schon mal mehr gelang­weilt, aber es war ganz okay. Ganz okay bedeu­tet nicht, dass ich das für die Ret­tung des deut­schen Fern­se­hens hal­te.

SKYFALL – nicht durchgefallen

Die­se Bespre­chung ent­hält defi­ni­tiv gerühr­te und geschüt­tel­te Spoi­ler. Aber kei­ne Oli­ven.

Eigent­lich woll­te ich mir den neu­es­ten Bond gar nicht im Kino anse­hen. CASINO ROYALE und A QUANTUM OF SOLACE waren auch nur über den Bea­mer geflim­mert und hat­ten mir nicht wirk­lich gefal­len. Der Grund ist ein­fach: wenn ich einen Bond sehen möch­te, möch­te ich einen Bond sehen – und nicht einen ein­fa­chen Agen­ten­film, denn davon gibt es ohne­hin schon genug. Die bei­den ers­ten Strei­fen mit Craig hat­ten für mich zu wenig mit dem zu tun, was man aus fast fünf­zig Jah­ren 007-Film kennt, hät­te man den Namen »Bond« gegen einen ande­ren aus­ge­tauscht, hät­te das kaum jemand bemerkt. Ins­be­son­de­re stör­te mich die fast völ­li­ge Abwe­sen­heit von Humor, weni­ger das Feh­len der für die Rei­he typi­schen Tech-Gim­micks.

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