GHOSTBUSTERS: FROZEN EMPIRE – Deutschlandstart 21.03.2024
Schon GHOSTBUSTERS: AFTERLIFE war 2021 eine ganz große Überraschung gewesen. Denn tatsächlich hatte Jason Reitman, Sohn von Ivan Reitman, dem Regisseur der Vorlagen aus den 1980er Jahren, zwar den Geist des Vorbilds eingefangen (pun intended), aber das eben auf eine moderne Art getan, ohne das Vorbild zu plagiieren und ohne eine simple Kopie abzuliefern. Durch die Konzentration auf Teenager und eine Familie hatte man natürlich gleich eine völlig andere Ausgangsbasis für eine Fortführung, als lockere Typen, die haufenweise Sprüche klopfen. Vorteilhaft war für AFTERLIFE eben auch, dass man sich voll auf die Neuerungen und das neue Team konzentrieren konnte, was dem Film allein bereits eine erfrischende Eigenständigkeit verlieh.
An der Fortsetzung FROZEN EMPIRE kann man erkennen, dass da offensichtlich ein Plan im Spiel war.
Denn mit dem ersten Teil konnten neue, vor allem jüngere, Zuschauer°Innengruppen an die Thematik herangeführt werden, denn die hatten mit den Kindern der Spengler-Familie und mit deren Freunden Identifikationsfiguren abseits alter Säcke. Durch die Abnabelung von alten Klischees, aber eben nicht dem grundsätzlichen GHOSTBUSTERS-Rezept, gab man dem Ganzen eine wichtige Chance, Eigenständigkeit im bekannten Franchise zu entwickeln.
Der Kunstgriff in Teil zwei ist, dass man mit dieser Etablierung der Familie Spengler (plus ein Grooberson) nun in der Fortführung eben weitere, bekannte Elemente einführen kann und das auch tut. Die neuen Figuren und Konzepte sind inzwischen stark genug, gegen all den alten Mythos und eben auch die alten Charaktere und Schauspieler°Innen bestehen zu können und nicht dabei unterzugehen.
Denn im zweiten Teil tut man das, was im ersten mit viel Bedacht vermieden wurde: Man liefert deutlich mehr Fanservice.Denn im zweiten Teil tut man das, was im ersten mit viel Bedacht vermieden wurde: Man liefert deutlich mehr Fanservice. Sowohl durch die original-Ghostbusters Peter Venkman (Bill Murray), Ray Stanz (Dan Aykroyd) und Winston Zeddemore (Ernie Hudson), plus Janine Melnitz (Annie Potts), die einen deutlich größeren Anteil an FROZEN EMPIRE haben, als sie es in AFTERLIFE hatten. Und dennoch bin ich der Ansicht, dass sie sehr organisch eingefügt wurden und es offensichtlich nie der Plan war, den Kids die Show zu stehlen. Und klar im Mittelpunkt steht, wie schon im ersten Teil, Phoebe Spengler, dargestellt von Mckenna Grace.
Angenehm fand ich, dass sich der Film viel Zeit lässt, die Umstände darzulegen und die Figuren weiter aufzubauen, bzw. neue vorzustellen und alte wieder ins Franchise zu integrieren. Und das weicht so auch deutlich von dem ab, was die Trailer suggerieren wollten. Der Film besteht eben nicht aus der angeteaserten nonstop-Action, so dass Personen, die deswegen ins Kino gegangen sind, vielleicht enttäuscht sein könnten. Ich halte das Pacing für grandios. Neben der vordergründigen Handlung ist das eben auch – wie schon im ersten – weiterhin eine Story ums Erwachsenwerden und auch um Familie – und darum, dass Familie mehr sein kann als Blutsverwandte. Das zieht sich durch die gesamte Handlung und das tut FROZEN EMPIRE sehr gut, weil es immer wieder ein erdendes Element in all dem übernatürlichen, teil äußerst skurrilen Drumherum darstellt.
Schön zudem, dass man bei aller Reminiszenzen an die Vorlagen nicht vergisst, auch mal mit Klischees zu brechen oder sie anders aufzulösen, als man es als Zuschauerin vielleicht erwartet hätte – Regisseur und Drehbuch wissen sehr genau, wo man Versatzstücke durchziehen und wo man mit ihnen brechen muss und wenden das äußerst zieltreffend und ‑führend an. Das gehört ebenfalls zur Modernisierung eines Franchises. Und ich kann mir aufgrund gewisser Inhalte schon wieder genau ausmalen, wie die »Woke«-Schreier mit hochrotem Kopf wie Walter Peck auf ihren Palmen sitzen und meckern. Hört nicht auf sie, ab in die Geisterfalle mit den geistigen Fossilien und »grünes Licht, die Falle ist dicht«.
Wo die Schlagzahl im Vergleich zum letzten Teil deutlich erhöht wurde, ist die Menge an Sprüchen.Wo die Schlagzahl im Vergleich zum letzten Teil deutlich erhöht wurde, ist die Menge an Sprüchen. Dabei sind die in den meisten Fällen tatsächlich nicht platt und in aller Regel auch ziemlich gut getimed, ebenso wie zahllose offene und verdeckte Anspielungen an die ersten beiden Filme. Umso ärgerlicher ist es erneut, wenn die Synchronisation mal wieder schwer daneben liegt. ich weiß, ich beklage mich ständig darüber – und manch eine Leserin mag es vielleicht gar nicht mehr hören – aber wenn die Übersetzung zum einen wirklich gute Gags versaut und zum anderen noch nicht mal in der Lage ist, Begriffe aus den früheren Filmen korrekt zu übernehmen (Romantikschleim, anyone?), sondern die anders übersetzt werden, dann fragte zumindest ich mich diverse Male: WTF? Die Originalversion ist auch bei diesem Film wieder mal Pflicht.
Man könnte FROZEN EMPIRE vorwerfen, dass man es an manchen Stellen mit dem Fanservice vielleicht ein klein wenig übertrieben hat, aber für mich ging das vollkommen in Ordnung. Dass es bei der Handlung ein paar kleinere Inkonsistenzen und auch ein paar kleinere Drehbuch-Abkürzungen gibt, ist insbesondere bei einem GHOSTBUSTERS-Film Meckern auf hohem Niveau, deswegen geschenkt.
Die Fokussierung auf Phoebe bedeutet leider auch, dass andere Figuren weniger zu tun bekommen, als man sich das vielleicht gewünscht hätte. Insbesondere Logan Kim als »Podcast« kam mir leider etwas kurz, denn der hatte in AFTERLIFE gezeigt, was er drauf hat. Aber auch Finn Wolfhard und Celeste O’Connor hätten etwas mehr Gewicht bekommen können. Auf der anderen Seite musste man auch noch neue (und alte Charaktere) einführen (wieder einführen). Möglicherweise hätte mehr Screentime und mehr Gewicht für andere Figuren aber auch dazu geführt, dass sich der mit Recht auf Phoebe Spengler liegende Fokus zu sehr zersplittert hätte.
Ich habe mich in FROZEN EMPIRE vortrefflich unterhaltenIch habe mich in FROZEN EMPIRE vortrefflich unterhalten und das sage ich ausdrücklich als GHOSTBUSTERS-Fan der ersten Stunde, der in den 80ern zu beiden Filmen mehrmals im Kino war und damals zu Karneval mit Freunden im Overall und selbstgebasteltem Protonenpäckchen rumrannte. Man bekommt genau das geliefert, was versprochen wird: Ein modernisierter GHOSTBUSTERS-Film mit neuen Protagonist°Innen und diesmal holt man zudem die Fan-Veteran°Innen in einem noch viel größeren Maß mit ins Ectomobil als beim vorigen Teil.
Für alle die Spaß am Thema haben, kann ich GHOSTBUSTERS: FROZEN EMPIRE uneingeschränkt empfehlen. Das Schöne: Auch wer die Vorlagen nicht kennt, kann den Film goutieren. Altfans haben natürlich ob der zahllosen Anspielungen noch mehr Freude, aber für Handlung oder Verständnis sind sie nahezu alle irrelevant.
Bustin’ makes me feel good!
GHOSTBUSTERS: FROZEN EMPIRE
Besetzung: Paul Rudd, Carrie Coon, Finn Wolfhard, Mckenna Grace, Kumail Nanjiani, Patton Oswalt, Celeste O’Connor, Logan Kim, Emily Alyn Lind, James Acaster, Bill Murray, Dan Aykroyd, Ernie Hudson, Annie Potts, William Atherton u.v.a.m.
Regie: Gil Kenan
Drehbuch: Gil Kenan, Jason Reitman
Produzenten: Jason Blumenfeld, Ivan Reitman, Jason Reitman
Ausführende Produzenten: Dan Aykroyd, Amie Karp, Gil Kenan, Erica Mills, JoAnn Perritano, Eric Reich
Kamera: Eric Steelberg
Schnitt: Nathan Orloff, Shane Reid
Musik: Dario Marianelli
Produktionsdesign: Eve Stewart
Casting: John Papsidera
115 Minuten
USA 2024
Promofotos Copyright Sony Pictures