Buchmesse

Oktober 2024: Pott Phantastika – Buchmesse für Phantastik und Science Fiction

Pott Phantastika 2024

Am 12. und 13. Okto­ber fin­det in Gel­sen­kir­chen die Pott Phan­tas­tika statt, eine (Buch-) Mes­se rund um Autor°Innen und deren Bücher aus den Gen­res Fan­ta­sy und Sci­ence Fic­tion.

Aus­tra­gungs­ort ist das Schloss Horst in Gel­sen­kir­chen, Ver­an­stal­ten­de sind Kars­ten Zings­heim, Sal­va­to­re Trec­ca­ri­chi und Jana Jewor­rek.

Für Besu­cher ist der Ein­tritt kos­ten­frei, Aus­stel­len­de zah­len eine Stand­ge­bühr von 50 Euro (zzgl. 10 Euro Pfand). Aller­dings sind alle Stand­plät­ze belegt, wer sich jetzt noch anmel­det, kommt auf die War­te­lis­te.

Noch­mal alle Infos kom­pakt:

Pott Phan­tas­tika
Buch­mes­se für Phan­tas­tik
Schloss Horst
Turf­stra­ße 21
45899 Gel­sen­kir­chen

12. & 13. Okto­ber 2024

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen fin­det man auch auf der Web­sei­te zur Ver­an­stal­tung.

Buchmesse-Ersatzbefriedigung: Kauft bei Kleinverlagen

Eigent­lich wür­de in Kür­ze die Leip­zi­ger Buch­mes­se statt­fin­den. Die wur­de aus bekann­ten Grün­den abge­sagt. Das ist natür­lich für etli­che der Prot­ago­nis­ten äußerst ärger­lich. Doch wäh­rend die Groß­ver­lags­kon­glo­me­ra­te mit den Schul­tern zucken und die ent­stan­de­nen Kos­ten aus der Kaf­fee­kas­se zah­len, oder ein­fach den Autoren vom Hono­rar abzie­hen, bedeu­tet das für Klein­ver­la­ge erheb­li­che Pro­ble­me.

Die sind ohne­hin arg gebeu­telt. Erst geht der Bücher­aus­lie­fe­rer KNV plei­te und ver­ur­sacht gera­de den klei­nen und kleins­ten Ver­la­gen dadurch erheb­li­che finan­zi­el­le Ver­lus­te. Dann fängt der nächs­te Bücher­aus­lie­fe­rer libri an zu spin­nen und lis­tet hau­fen­wei­se Bücher aus, dar­un­ter auch ein­zel­ne Bücher aus Rei­hen, zum Teil äußerst erra­tisch und schwer nach­voll­zieh­bar. Das bedeu­tet nicht, dass es die­se Bücher nicht mehr gibt, aber sie sind im Kata­lo­gen halt nicht mehr vor­han­den – und da schaut der Buch­händ­ler nach. Und oft ist es so, dass es heißt »das Buch gibt es nicht«, wenn der da nichts fin­det. In letz­ter Zeit haben die kaput­ten, ver­knö­cher­ten Bran­chen­struk­tu­ren also ins­be­son­de­re den klei­nen Ver­la­ge erheb­lich zuge­setzt – und ein paar davon haben bereits auf­ge­ben müs­sen.

Dabei sind längst die Klein­ver­la­ge in Deutsch­land gera­de im Bereich Phan­tas­tik die letz­ten Licht­bli­cke. Denn wo die gro­ßen Publi­kums­ver­la­ge nur noch nach dem nächs­ten Best­sel­ler oder der neu­en Har­ry Pot­ter-Epi­go­ne suchen, nur noch bekann­te Namen oder Lizen­zen ver­le­gen, und sich von Expe­ri­men­ten so weit fern hal­ten, wie der Abstand Son­ne-Betei­geu­ze, ver­öf­fent­li­chen die Klein­ver­la­ge Klein­odi­en abseits des Main­streams.

Und des­we­gen soll­ten wir die gebeu­tel­ten Klein­ver­la­ge gera­de jetzt nach der Absa­ge der Leip­zi­ger Buch­mes­se, die gera­de die­se erheb­lich und zum Teil bis an den Rand der Exis­tenz trifft, stär­ken: Kauft Klein­ver­lags-Bücher. Kauft sie direkt bei den Klein­ver­la­gen, denn dann kommt am meis­ten Koh­le bei ihnen an (und vie­le ver­schi­cken inner­halb Deutsch­lands ohne Ver­sand­kos­ten).

Seit eini­ger Zeit pfle­ge ich hier auf Phan­ta­News eine Lis­te von Klein­ver­la­gen aus dem Bereich Phan­tas­tik, die kann als Start­punkt für Ent­de­ckun­gen her­an­ge­zo­gen wer­den.

Also: Kauft die Bücher, die ihr sonst in Leip­zig gekauft hät­tet, ein­fach direkt bei den Ver­la­gen. Und falls ihr die Bücher aus Sucht­grün­den sofort braucht, kauft eBooks, die sind in Sekun­den bei euch.

(Dis­clai­mer: Ich bit­te zu beden­ken, dass ich nach der Mel­dung eines Ver­lags in der Regel nie wie­der Rück­mel­dun­gen bekom­me, erst recht nicht, wenn es Ver­la­ge nicht mehr gibt, es kann also sein, dass man auf ver­wais­te Ein­trä­ge trifft, in dem Fall wäre ich für einen Hin­weis als Kom­men­tar dank­bar. Wer einen Ver­lag betreibt, der sich nicht in der Lis­te befin­det, kann ihn ein­tra­gen las­sen.)

Keine WerkZeugs Phantastik-Leseinsel auf der Buchmesse Leipzig

Buchmesse Euro

Auf ihrer Face­book­sei­te mel­den sich die Betrei­ber hin­ter der Werk­Zeugs Krea­tiv KG mit einer Pres­se­mit­tei­lung zu Wort. Werk­Zeugs hat­te in den ver­gan­ge­nen neun Jah­ren auf der Leip­zi­ger Buch­mes­se die Phan­tas­tik-Lese­insel sowie einen Gen­re-Buch­han­del betrie­ben. Jetzt schrei­ben sie:

Lie­be Freun­de der Fan­tas­ti­schen Lite­ra­tur, lie­be Buch­mes­se-Fans,

lei­der müs­sen wir Euch heu­te etwas für uns sehr trau­ri­ges mit­tei­len:
Nach gut neun Jah­ren endet 2016 unse­re Koope­ra­ti­on mit der Leip­zi­ger Buch­mes­se.
Wir haben uns in den ver­gan­ge­nen Jah­ren bemüht, die Lese­insel Fan­ta­sy und den dazu­ge­hö­ren­den Werk­Zeugs-Stand, die Fan­ta­sy-Buch­hand­lung, zu einem span­nen­den Ort mit vie­len tol­len Lesun­gen und Begeg­nun­gen zu machen. Nicht nur für die Leser, son­dern auch für die Autoren und Ver­lags­ver­tre­ter, die unse­re Lounge gern genutzt haben.
Unse­re bestehen­den Ver­trä­ge mit der Mes­se­lei­tung sind in die­sem Jahr aus­ge­lau­fen. Die neu­en Kon­di­tio­nen, die uns die Mes­se ange­bo­ten hat, machen jedoch ein wirt­schaft­li­ches Arbei­ten unmög­lich, da die Stand­ge­büh­ren mehr als ver­dop­pelt wer­den sol­len. Ein Auf­tritt auf der Mes­se in der gewohn­ten Wei­se wäre einem finan­zi­el­len Ruin gleich­zu­setz­ten. Unse­re Ver­su­che, eine Lösung zu fin­den, die für bei­de Par­tei­en sinn­voll wäre, waren ver­geb­lich.
Aus die­sem Grund muss­ten wir unse­re Zusam­men­ar­beit mit der Leip­zi­ger Buch­mes­se lei­der been­den und wer­den 2017 nicht auf der Mes­se ver­tre­ten sein.

Wir bedau­ern dies sehr.
Euer Werk­Zeugs-Team

Ver­dop­pel­te Stand­prei­se. Da kann man wie­der ein­mal sehen, wor­um den Ver­an­stal­tern es auch auf der Buch­mes­se Leip­zig letzt­end­lich geht: Nicht um Bücher, son­dern um das Gene­rie­ren von mög­lichst viel Koh­le. So eine Mes­se ist ja qua­si eine Geld­druck­ma­schi­ne, ins­be­son­de­re, wenn einem die Mes­se­hal­len selbst gehö­ren. Man kas­siert von allen ab: Von Besu­chern und Fach­be­su­chern bei den Ein­tritts­kar­ten und von den Aus­stel­lern gleich dop­pelt bei den Stand­ge­büh­ren und über die Mes­se­buch­hand­lun­gen.

Man kann nun spe­ku­lie­ren, war­um auf ein­mal die dop­pel­te Stand­ge­bühr genom­men wer­den soll? Das erscheint als Preis­stei­ge­rung doch arg über­trie­ben und kaum ver­tret­bar. Es gibt aller­dings neu­er­dings eini­ge Publi­kums­ver­la­ge, die sich inten­siv im Gen­re-Bereich posi­tio­nie­ren, bei­spiels­wei­se Fischer mit der deut­schen Aus­ga­be von TOR oder Piper Fan­ta­sy. Man könn­te nun auf die Idee ver­fal­len, dass die ver­meint­li­chen Ama­teu­re aus­ge­boo­tet wer­den sol­len, damit Buchbranchen-»Profis« die Phan­tas­tik-Lese­insel über­neh­men kön­nen. War­ten wir mal ab, aber ich pro­phe­zei­he, dass die Buch­mes­se-Ver­an­stal­ter dem­nächst mit einem tol­len, neu­en Part­ner für die Lese­insel um die Ecke kom­men wer­den.

Oder ob die Stand­ge­büh­ren all­ge­mein so ange­zo­gen wur­den? In dem Fall dürf­te das ver­mut­lich auch für etli­che Klein­ver­la­ge das Mes­se-Aus bedeu­ten, wenn sich der Stand rein wirt­schaft­lich nicht mehr recht­fer­ti­gen lässt, weil man die Aus­ga­be nicht mal ansatz­wei­se wie­der rein­ho­len kann. Dazu kommt ja noch, dass man sei­ne Bücher dort nicht selbst ver­kau­fen darf, son­dern die Ver­an­stal­ter sogar dar­an noch einen nicht gerin­gen Anteil haben wol­len und des­we­gen nur über spe­zi­el­le Mes­se­buch­hand­lun­gen abe­setzt wer­den darf.

Ange­sichts der Geschäfts­prak­ti­ken der Ver­an­stal­ter der Leip­zi­ger Buch­mes­se wun­dert man sich in der Nach­schau nicht mehr dar­über, dass sie schon ein­mal eine renom­mier­te Bran­chen­mes­se ver­lo­ren haben: Die Games­con, die heu­te unter der Neu­fir­mie­rung Games­Com in Köln ver­an­stal­tet wird. Es ist nun sicher unwahr­schein­lich, dass eine so lang­jäh­ri­ge Ver­an­stal­tung wie die Buch­mes­se ein­fach umzieht, aber wenn durch sin­ken­de Attrak­ti­vi­tät wegen deut­lich weni­ger Aus­stel­lern die Besu­cher­zah­len zurück gehen, wird  sich der Ver­an­stal­ter etwas ein­fal­len las­sen müs­sen.

Da es doch angeb­lich um Kul­tur geht, könn­te man die­se aktiv för­dern, indem die Groß­an­bie­ter (also Publi­kums­ver­la­ge ober­halb eines gewis­sen Jah­res­ge­winns) etwas höhe­re Gebüh­ren zah­len und damit die klei­ne­ren Anbie­ter bzw. deren Stän­de spon­sorn. Es wird ja regel­mä­ßig die kul­tu­rel­le Viel­falt beschwo­ren, bei­spiels­wei­se wenn es um die Recht­fer­ti­gung der Buch­preis­bin­dung geht. Auf Ver­an­stal­tun­gen wie der Leip­zi­ger oder Frank­fur­ter Buch­mes­se ist davon dann aber kei­ne Rede mehr, da darf nur teil­neh­men, wer auch ordent­lich Geld auf den Tisch legt – und das über­steigt eben die Mög­lich­kei­ten vie­ler Klein- und Kleinst­ver­la­ge ganz erheb­lich. Hier wird, von der Bran­che sicher nicht ganz unbe­ab­sich­tigt, eine Zwei­klas­sen­ge­sell­schaft gepflegt: auf der einen Sei­te die Branchen-»Élite« und auf der ande­ren Sei­te die Indies, mit denen man gern prahlt, die sich die teu­ren Prä­sen­zen auf den Bran­chen­selbst­be­weih­räu­che­rungs­ver­an­stal­tun­gen aber eben nicht leis­ten kön­nen.

Aber wie ich schon schrieb: Es geht auf den Mes­sen weder ums Buch, noch um Kul­tur, und schon gar nicht um Autoren und deren Bücher, son­dern nur noch dar­um, mög­lichst viel Geld zu gene­rie­ren. Als Besu­cher soll­te man sich das vor Augen füh­ren, und viel­leicht mal mit den Füßen abstim­men.

Update: Ich habe bei den Ver­an­stal­tern der Leip­zi­ger Buch­mes­se um Stel­lung­nah­me gebe­ten:

Sehr geehr­te Frau Jus­ten,

den nach­fol­gen­den Text ver­öf­fent­lich­te die Werk­Zeugs KG, die in den ver­gan­ge­nen Jah­ren die Phan­tas­tik-Lese­insel auf der Leip­zi­ger Buch­mes­se betrie­ben hat, heu­te auf ihrer Face­book-Sei­te und hat damit viel Ver­wun­de­rung in der Phan­tas­tik-Sze­ne, sowohl bei Lesern, wie auch bei Ver­la­gen und Autoren, aus­ge­löst.

[hier der obi­ge Text von Werk­Zeugs]

Ich wür­de hier­zu um eine Stel­lung­nah­me bit­ten und dan­ke dafür im vor­aus.


Mit freund­li­chem Gruß,
Ste­fan Holz­hau­er

Phan​ta​News​.de
Phan­tas­ti­sche Nach­rich­ten

Man darf gespannt sein, wie die­se Tel­lung­nah­me aus­se­hen wird, falls über­haupt eine kommt.

Logo Buch­mes­se Leip­zig Copy­right Leip­zi­ger Mes­se GmbH

Buchblogs müssen sich professionalisieren? Einen Scheiß müssen Buchblogs!

Buchblogs und Verlage

Am ver­gan­ge­nen Don­ners­tag wur­de ja hier auf Phan­ta­News bereits in einem Arti­kel auf­ge­zeigt, war­um Ver­la­ge der­zeit gera­de­zu hek­ti­sche Akti­vi­tä­ten ver­brei­ten, was Blogs angeht. Und auch auf der Buch­mes­se Leip­zig über­schlug man sich gera­de­zu zu dem The­ma, auch wenn dabei die Blog­ger oft eher Neben­sa­che zu sein schei­nen.

Auf Kar­la Pauls Sei­te buch​ko​lum​ne​.de erschien soeben ihre »Key­note« zur Kon­fe­renz Blogger:Sessions auf der Leip­zi­ger Buch­mes­se. Und wenn ich das lese, geht mir ordent­lich der Hut hoch, wenn gefor­dert wird, dass Blogs sich »pro­fes­sio­na­li­sie­ren« müs­sen. Einen Scheiß müs­sen Blogs. Das ist allein Wunsch­den­ken der Bran­che.

Vor­ne­weg: Blog­mar­ke­ting ist kei­ne neu­es The­ma und auch über bezahl­te Arti­kel oder Waren­tests dis­ku­tiert die Blogo­sphä­re bereits seit Jah­ren. Da ist so ziem­lich alles schon­mal gesagt wor­den, und auch schon von jedem. Aber wie bei der Buch­bran­che üblich, merkt die das alles wie­der mal ein paar Jah­re spä­ter, und des­we­gen kocht das The­ma im Zusam­men­hang mit Buch­blogs jetzt noch­mal hoch. Was dazu führt, dass das gesam­te Geseie­re noch­mal von vor­ne los geht.

Leipziger Buchmesse 2015 – Im Rausch der Messe

Andreas Wolz auf der LBM

Vier Mes­se­ta­ge in Leip­zig, jede Men­ge Besu­cher am Stand und Adre­na­lin im Blut. Die genaue Zahl der Gesprä­che? Nicht zu ermit­teln. Der Adre­na­lin-Pegel? Durch­weg hoch! Vier Tage im Rausch, eine Woge der Freu­de, die nach der Mes­se eine Lee­re zurück­lässt, wie sie wohl ein Sän­ger nach einem Kon­zert emp­fin­det. Und so ein Mes­se-Stand ist wirk­lich eine Art Büh­ne. Nur Stage­di­ving, das wäre nicht rat­sam, der Auf­prall wäre zu schmerz­haft. Denn der Star sind die Bücher, deren Autoren, nicht die Mit­ar­bei­ter am Stand. Das sind die Hand­lungs­rei­sen­den.

Einer die­ser Hand­lungs­rei­sen­den war ich – zum ers­ten Mal am Stand des Faby­lon-Ver­lags als Unter­stüt­zung von Uschi Zietsch und Gerald Jam­bor, den Ver­lags­grün­dern. Uschi ist als flei­ßi­ge Autorin gleich­zei­tig das Gesicht des Ver­lags. Sie und ihr Mann waren ange­mes­sen im Steam­punk-Stil geklei­det und mach­ten auch optisch sofort deut­lich, dass der Ver­lag »einen Fai­ble fürs Fabel­haf­te« hat. Um nicht ganz abzu­fal­len, hat­te ich mei­ne »Donald Duck«-Krawatte ange­legt.

Buchmesse 2013: Holzhauer warnt vor Phrasendreschern

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tl;dr; Ich kann das Gela­ber nicht mehr hören.

Heu­te beginnt die Buch­mes­se, ges­tern jedoch gab es bereits die Pres­se­kon­fe­renz und Medi­en­rum­mel – und sowohl Gott­fried Hon­ne­fel­der, der Vor­stand des Bör­sen­ver­eins des deut­schen Buch­han­dels wie auch Juer­gen Boos, Direk­tor der Buch­mes­se, haben sich selbst­ver­ständ­lich in die­sem Rah­men geäu­ßert.
Dazu vor­ab ein klei­ner Exkurs: man muss den Ein­druck haben, dass Gott­fried Hon­ne­fel­der sei­ne Reden in jedem Jahr recy­celt und viel­leicht maxi­mal ein paar Wor­te umstellt, so sehr glei­chen sich die gedro­sche­nen Phra­sen. Und immer wie­der, wenn sol­che ver­meint­lich hohen Her­ren ihren Ser­mon abson­dern, fällt unver­meid­lich das Wort »warnt«. Hon­ne­fel­der warnt, Boos warnt, sonst­wer warnt. Glaubt ihr mir nicht? Sucht auf Goog­le mal nach »Hon­ne­fel­der warnt« oder »Hon­ne­fel­der warn­te«, es wer­den reich­lich Tref­fer aus den ver­gan­ge­nen Jah­ren zu fin­den sein. Klickt aber bit­te nicht auf die­se Tref­fer, denn dar­in lau­ert ein Wahn­sinn von gera­de­zu cthulho­iden Aus­ma­ßen. Ich habe euch … äh … gewarnt.

Und wovor war­nen sie? Vor der Zukunft. Sei es nun das Inter­net (und damit ein­her­ge­hend die neu­en Medi­en­for­ma­te), oder sei­en es neue Geschäfts­mo­del­le, denen sich die trä­ge und zutiefst im Ges­tern gefan­ge­ne Buch­bran­che nicht anpas­sen kann oder will. Und selbst­ver­ständ­lich muss das »Urhe­ber­recht« gestärkt wer­den, auch wenn man tat­säch­lich etwas ganz ande­res meint: sich selbst und die Ver­wer­ter­rech­te. Dazu wei­ter unten mehr.

Ich möch­te auf ein paar Arti­kel ein­ge­hen, die ich anläss­lich der Buch­mes­se-Eröff­nung bei ein­schlä­gi­gen Cla­queu­ren wie Bör­sen­blatt und Buch­re­port im Netz fand:

Auf der Online-Ver­si­on des Bör­sen­blat­tes befass­te man sich ges­tern mit Wor­ten von Buch­mes­se-Direk­tor Juer­gen Boos. Da steht unter ande­rem:

Buch­mes­se-Direk­tor Juer­gen Boos sprach heu­te (8. Okto­ber) auf der Eröff­nungs-Pres­se­kon­fe­renz der Frank­fur­ter Buch­mes­se von einer »neu­en Grün­der­zeit im Publi­shing« und warn­te gleich­zei­tig vor der Domi­nanz von Oli­go­po­len, die tech­no­lo­gi­sche Stan­dards dik­tie­ren.

Da haben wir es wie­der: es wird »gewarnt«. Wovor genau ist mir unklar. Ama­zon kann es nicht sein, denn die sind in Sachen Online-Ver­trieb nicht Teil eines Oli­go­pols, son­dern haben bei­na­he ein Mono­pol. Unklar ist für mich zudem, was er für ein Pro­blem mit tech­ni­schen Stan­dards hat. Da Papier­bü­cher gedruckt wer­den und die­se Tech­nik nun wahr­lich bereits ein paar Jah­re auf dem Buckel hat, kann er eigent­lich nur eBooks mei­nen. Da gibt es im Prin­zip zwei Stan­dards: das offe­ne ePub und Ama­zons Kind­le-For­mat, ob es nun azw oder mobi sein mag. Wo da aller­dings »Stan­dards dik­tiert wer­den« kann ich nicht nach­voll­zie­hen. ePub und mobi sind For­ma­te, deren Auf­bau bekannt ist, jeder­mann kann sie erzeu­gen. Oder meint Boos etwa Ama­zons Kopier­schutz, der ver­hin­dert, dass man Kind­le-eBooks auf ande­ren Gerä­ten lesen kann? Das wür­de mich ver­wun­dern, denn Ado­bes DRM ist exakt das­sel­be und wird auf einem Groß­teil der eBooks der Bör­sen­ver­eins-Mit­glie­der nach wie vor ein­ge­setzt. Sind die Mit­glie­der des Oli­go­pols also Ama­zon und die Ver­la­ge, die DRM ein­set­zen? Wor­in liegt der Unter­schied, zwi­schen bei­den kun­den­feind­li­chen Sys­te­men – mal davon abge­se­hen, dass Ama­zons Ver­si­on inner­halb sei­nes Öko­sys­tems für den Kun­den weit­aus kom­for­ta­bler ist? Und wei­ter­hin davon abge­se­hen, dass es sei­tens des Buch­han­dels en vogue ist, gegen Ama­zon zu wet­tern statt kun­den­freund­li­cher zu wer­den …

Tech­no­lo­gi­sche Stan­dards sind Werk­zeu­ge. Sie müs­sen sich nach den Men­schen und ihren Bedürf­nis­sen rich­ten, nicht umge­kehrt.

… sagt Boos. Das sehe ich genau­so. Weg mit har­ten DRM-Maß­nah­men, die nur die ehr­li­chen Kun­den benach­tei­li­gen. Rich­tet euch nach den Men­schen und ihren Bedürf­nis­sen. Dazu gehört übri­gens auch, dass nach einer Stu­die, die Leser nach ihren Mei­nun­gen befrag­te, der Preis für ein eBook ca. 40 % unter dem einer Druck­aus­ga­be lie­gen darf. Auch Preis­ge­stal­tung muss sich nach den Men­schen und deren Bedürf­nis­sen rich­ten – sonst kauft ein­fach nie­mand den über­teu­er­ten Schmonz, bei dem sich der Preis am Hard­co­ver ori­en­tiert. Und dann sind selbst­ver­ständ­lich wie­der die Raub­ko­pie­rer schuld, nicht die­je­ni­gen, die Mond­prei­se befeh­len.

Die neue Grün­der­zeit im Publi­shing fin­det ohne die alte Gar­de, also die Ver­la­ge, statt, denn die Gold­grä­ber am eBook-Klon­dy­ke sind die Self­pu­blisher, auch wenn man nach den Nug­gets zwi­schen den Recht­schreib­feh­ler-Sand­kör­nern lan­ge sie­ben muss. Und wer bie­tet den Indies die bes­ten Kon­di­tio­nen? Rich­tig: Ama­zon, Goog­le und Kobo. Die Geldscheff­ler in den hie­si­gen Ver­la­gen knir­schen ob der Höhe der Tan­tie­men­zah­lun­gen durch die Inter­net-Riva­len an die Autoren ver­mut­lich 24/​7 mit den Zäh­nen. Und des­we­gen sind die der Erz­feind. Und weil sie kun­den­freund­lich agie­ren. Das ist hoch­gra­dig imper­ti­nent, sowas macht man doch nicht! Kun­den­freund­lich. Wo kom­men wir hin? Wenn das alle machen wür­den …

Die Rede Hon­ne­fel­ders dage­gen erschien – wie oben bereits ange­merkt – wie der immer wie­der reani­mier­te Zom­bie sei­ner Reden aus den ver­gan­ge­nen Jah­ren. Im Buch­re­port schreibt man:

Für eine neue Kul­tur des Wis­sens plä­dier­te Bör­sen­ver­eins-Vor­ste­her Gott­fried Hon­ne­fel­der zum Auf­takt der Frank­fur­ter Buch­mes­se 2013. Das Wis­sen müs­se vor der Auto­ri­tät von Online-Rie­sen wie Ama­zon und Goog­le geschützt wer­den, die »an Inhal­ten nur so weit inter­es­siert sind, als sie ihrem Geschäft als Wer­be­trä­ger nüt­zen«.

Nein, Herr Hon­ne­fel­der. Sei­en Sie doch bit­te ehr­lich. Nicht »das Wis­sen« soll geschützt wer­den, son­dern die Pfrün­de der Bör­sen­ver­eins-Mit­glie­der. Nach­dem Jahr­zehn­te, oder fast Jahr­hun­der­te lang alles eitel Son­nen­schein war, kommt hopp­la­hopp die­ses Inter­net aus einem Anarcho-Loch gekro­chen und zwingt doch tat­säch­lich zum Umden­ken. Das ist aber auch eine Unver­schämt­heit.
Lie­be Bran­che, tut doch bit­te nicht so, als sei­en Apple, Ama­zon und Goog­le die bösen Dämo­nen und ihr die heh­ren Licht­ge­stal­ten. Euch geht es genau­so ums Absei­hen von Lesern und das Ein­fah­ren von Gewin­nen wie den Online-Anbie­tern. Etwas anders zu behaup­ten wäre unred­lich und schlicht­weg unwahr. Und ihr macht es trotz­dem, denn wir sind ja dumm. Denkt ihr.
Eine »Kul­tur des Wis­sens« wäre eine Kul­tur, in der die­ses Wis­sen nicht via haupt­säch­lich durch mas­si­ve Lob­by­ar­beit ent­stan­de­ne ver­wert­erfreund­li­che Urhe­ber­rech­te Jahr­zehn­te lang in Sta­sis ver­fällt, näm­lich bis 70 Jah­re nach dem Tod eines Urhe­bers. Das ist Irr­sinn, denkt mal dar­über nach, lie­be Leser. Wenn ein Werk­schaf­fen­der vor 30 Jah­ren ver­stor­ben ist, dau­ert es noch 40 wei­te­re ver­damm­te Jah­re, bis sei­ne Wer­ke gemein­frei wer­den. Das führt dazu, dass Kul­tur­gü­ter in Ver­ges­sen­heit ver­sin­ken. Wer­ke von vor der Ein­füh­rung der 70-Jah­res-Schran­ke sind heut­zu­ta­ge im Web zu fin­den und zugäng­lich, danach qua­si nichts mehr. Was hier an Wis­sen ver­nich­tet wird, ins­be­son­de­re, weil die Ver­wer­ter es so wol­len, ist unbe­schreib­lich. Hau­fen­wei­se Back­list-Mate­ri­al ist unzu­gäng­lich, weil irgend­wel­che Rech­te­inha­ber drauf hocken und es nicht her­aus geben wol­len, es lässt sich damit ihrer Ansicht nach kein Geld ver­die­nen. Dann gebt die Rech­te den Autoren zurück, die wer­den das schon als Self­pu­blisher ohne euch ver­öf­fent­li­chen. Self­pu­bli­shing? Kommt schon, das kennt ihr, das habt ihr doch zu dem ganz gro­ßen Ding auf die­ser Mes­se erklärt. Das sind so Nug­gets. Zwi­schen hau­fen­wei­se Sand­kör­nern. Habe ich wei­ter oben erklärt.

Ein wei­te­rer Arti­kel über Hon­ne­fel­der auf dem digi­ta­len Bör­sen­blatt-Able­ger (die müs­sen das kom­men­tar­los wie­der­ge­ben, der ist so etwas wie ihr Chef):

Es gehe um die Fra­ge, »was wir als Wis­sen ver­ste­hen wol­len, jeden­falls so lan­ge unter Wis­sen eine Erkennt­nis gemeint ist, die nicht wie ein sub­jekt­lo­ses Datum her­um­liegt, son­dern durch einen Urhe­ber gewon­nen und auf einen Kreis von Adres­sa­ten hin ver­öf­fent­licht wur­de.«
Gebraucht wer­de eine neue Kul­tur des Wis­sens. »Das digi­ta­le Zei­chen­sys­tem ist bedeu­tungs­frei; sei­ne Seman­tik erhält es erst durch Zuord­nung von außen«, so Hon­ne­fel­der.

Wis­sen ist eine Erkennt­nis, die »sub­jekt­los« her­um liegt, bis sie durch einen Urhe­ber »gewon­nen« wird? Das »digi­ta­le Zei­chen­sys­tem ist bedeu­tungs­frei« und »sei­ne Seman­tik erhält es erst von außen«? Mal unter uns und ganz offen: so einen inhalts­lee­ren Bull­shit habe ich schon lan­ge nicht mehr gele­sen, auch nicht in den Par­tei­pro­gram­men vor der Bun­des­tags­wahl, und das will was hei­ßen. Einer­seits müs­sen Urhe­ber gar nicht zwin­gend Wis­sen schaf­fen. Kunst und Unter­hal­tung rei­chen völ­lig. Ande­rer­seits sind Bücher auch als eBook kei­nes­falls nur »bedeu­tungs­freie digi­ta­le Zei­chen­sys­te­me«, son­dern den gedruck­ten Fas­sun­gen inhalt­lich gleich. Da muss man nichts »von außen zuord­nen«. Das poten­ti­el­le Wis­sen der Men­schen, die Zugriff auf das Inter­net haben wur­de in nie zuvor gese­he­nem Aus­maß erwei­tert. Infor­ma­ti­on at your fin­ger­tips. Jeder­zeit. Jede Per­son mit einem Inter­net­an­schluss kann sich über­zeu­gen, dass das »digi­ta­le Zei­chen­sys­tem« alles ande­re als bedeu­tungs­frei ist.
Falls mir jemand das uner­träg­lich hoh­le Phra­sen­ge­dre­sche in den Kom­men­ta­ren zu die­sem Arti­kel mit Sinn und Inhalt fül­len kann, wäre ich dank­bar. Ansons­ten könn­te ich auch ver­su­chen, mir das Gebrab­bel schön zu sau­fen.

Dann wen­det sich Hon­ne­fel­der an die Poli­tik:

Die Mehr­glied­rig­keit der Bran­che müs­se auch im digi­ta­len Zeit­al­ter bewahrt wer­den; die­ses Gefü­ge schlie­ße auch den Buch­han­del ein.

Das bedeu­tet: lie­be Poli­tik, wir schaf­fen es nicht, unser Geschäfts­mo­dell an die Gege­ben­hei­ten anzu­pas­sen und wir sind lei­der total unfle­xi­bel. Das fin­den wir doof. Bit­te beschließt Geset­ze, damit wir uns nicht bewe­gen müs­sen.
Es mag weh tun, Herr Hon­ne­fel­der, aber wenn ich mich so umse­he, gibt es nur noch sehr weni­ge Kut­scher. Oder viel­leicht ein Bei­spiel, das Ihnen bekann­ter vor­kom­men dürf­te: Schrift­set­zer. Als die Bran­che »com­pu­te­ri­siert« wur­de, hat man sich von denen, die den Umgang mit den neu­en Tech­ni­ken nicht beherrsch­ten, flugs getrennt. Es gibt heu­te kei­ne Schrift­set­zer mehr, weil es kei­ne beweg­li­chen Let­tern mehr gibt und man statt­des­sen Desk­top Publi­shing nutzt. Schon mal gehört? Das läuft auf den bösen Com­pu­tern – muss man aber weder als Ver­eins­funk­tio­när noch als Ver­le­ger wis­sen, da küm­mern sich die Fuß­trup­pen drum.
Wenn die Bran­che nicht in der Lage ist, sich und ihre Geschäfts­mo­del­le von Let­tern auf Com­pu­ter umzu­stel­len, wenn man lie­ber infle­xi­bel bleibt und nach poli­ti­schen Lösun­gen und damit Fei­gen­blät­tern für die eige­ne Bewe­gungs­lo­sig­keit ruft, dann soll­te man sich nicht wun­dern, wenn man den Weg der Dino­sau­ri­er geht. Oder den der Schrift­set­zer, suchen Sie sich einen aus. Man kann ja immer noch auf Kran­ken­pfle­ger oder Kin­der­gärt­ner umschu­len. Oder Autor. Was? Schlecht bezahlt? Tja, man kann halt nicht alles haben.

Eben­falls im Buch­re­port weist man wei­ter­hin auf Dampf­bla­sen der »Con­tent Alli­ance« hin, der der Bör­sen­ver­ein ange­hört, aber auch die Musik­in­dus­trie. Auch hier wird nach dem Gesetz­ge­ber und einem »star­ken Urhe­ber­recht« geschrien:

Kurz vor der Frank­fur­ter Buch­mes­se hat die Con­tent Alli­anz, der auch der Bör­sen­ver­ein ange­hört, noch ein­mal ihre For­de­run­gen nach einem star­ken Urhe­ber­recht bekräf­tigt. Der Schutz der Leis­tung von Krea­ti­ven vor ille­ga­ler Nut­zung müs­se zur Chef­sa­che im Kanz­ler­amt wer­den, erklär­te das Bünd­nis von Medi­en- und Kul­tur­ver­bän­den.

Wenn ich das lese kommt mir ganz deut­lich gesagt das kal­te Kot­zen. Denn hier wird das Urhe­ber­recht vor­ge­scho­ben, obwohl es tat­säch­lich um etwas ganz ande­res geht. Das Urhe­ber­recht – das wie der Name bereits sagt die Urhe­ber schützt und begüns­tigt – ist den Ver­wer­tern tat­säch­lich völ­lig egal (und ich habe mir »scheiß­egal« ver­knif­fen). Tat­säch­lich geht es ihnen aus­schließ­lich um die Tei­le dar­aus, die ihnen die Ver­wer­tung (sprich: Mone­ta­ri­sie­rung – ja, das sagen die so. Es bedeu­tet: Koh­le machen) geschaf­fe­ner Wer­ke Drit­ter ermög­li­chen.
Tat­säch­lich lässt man den Autor oder Musi­ker (auch der uner­träg­li­che Gor­ny von der Musik­in­dus­trie hat wie­der gepö­belt) mit Pea­nuts am aus­ge­streck­ten Arm ver­hun­gern, wäh­rend man selbst das Geld absackt, auch wenn immer wie­der ande­res behaup­tet wird.
Sprecht mal mit Autoren abseits des Best­sel­lers, lie­be Leser, und fragt sie, was von den Buch­ver­käu­fen bei ihnen ankommt. Ich wie­der­ho­le mich und ich tue es gern, damit es ein­si­ckert: das sind Pea­nuts. Es macht sich natür­lich ganz pri­ma, sich als Beschüt­zer der armen, armen Urhe­ber zu gerie­ren und laut­stark zu ver­kün­den, man selbst (und das Urhe­ber­recht) sei­en die letz­ten Schutz­wäl­le, die die Urhe­ber vor den ille­ga­len Nut­zun­gen behü­ten. Tat­säch­lich gehts auch hier wie­der nur um ihre Koh­le, um ihre Ein­nah­men. Und sie wis­sen genau: ihre Zah­len über ille­ga­le Down­loads und deren Scha­den sind von vor­ne bis hin­ten erstun­ken und erlo­gen.

Ich stim­me zu, dass das Urhe­ber­recht drin­gend einer Refor­ma­ti­on bedarf. Es muss an die Rea­li­tä­ten der moder­nen Netz­welt ange­passt wer­den. Die irr­sin­ni­gen Schutz­fris­ten müs­sen auf ein Maß zurecht­ge­stutzt wer­den, das kul­tu­rell und aus Sicht einer Wis­sens­all­men­de sinn­voll ist, damit Kul­tur nicht ver­schwin­det, weil Ver­wer­ter dar­auf sit­zen und sie nicht ver­öf­fent­li­chen. Abmahn-Abzo­ckern mit ihren Raub­rit­ter-Geschäfts­mo­del­len muss die Geschäfts­grund­la­ge ent­zo­gen wer­den, die Schul­kin­der kri­mi­na­li­siert und pro­fes­sio­nel­le Anbie­ter von Raub­ko­pien davon kom­men lässt (weil die Bran­chen und ihre Hilfs­she­riffs zu dumm sind, die zu bekom­men, hält man sich lie­ber an die, die sich nicht weh­ren kön­nen).

Am wich­tigs­ten ist mei­ner Ansicht nach jedoch, dass die Rech­te der Urhe­ber statt die der Ver­wer­ter gestärkt wer­den.  Schluss mit Total Buy­out, Schluss mit Kne­bel­ver­trä­gen, Schluss mit Pea­nuts und Schluss mit pau­schal ein­ge­räum­ten Rech­ten für »bis­her unbe­kann­te Nut­zungs­ar­ten«. Rech­te müs­sen nach defi­nier­ten Zeit­räu­men wie­der an die Urhe­ber zurück fal­len. eBooks müs­sen geson­dert ver­gü­tet wer­den, eben­so Hör­bü­cher. Urhe­ber müs­sen mehr Mit­spra­che­recht bekom­men, wie ihre Wer­ke ver­wer­tet wer­den. Urhe­ber müs­sen ange­mes­sen bezahlt wer­den, egal ob Autoren, Jour­na­lis­ten, Foto­gra­fen oder Musi­ker. Und es muss zwi­schen den Ver­wer­ter­rech­ten und den Ver­brau­cher­rech­ten abge­wo­gen wer­den. Denn: Gewin­ne ste­hen nicht über Bür­ger­inter­es­sen und auch nicht über Men­schen­rech­ten.

Die Buch­bran­che zeigt durch ihre Köp­fe immer wie­der eine Kul­tur des Mah­nens und War­nens. Vor neu­en Tech­no­lo­gien, vor Mit­be­wer­bern, die im Gegen­satz zu ihr agil sind. Statt der uner­träg­li­chen Mie­se­pe­te­rei soll­te man sei­ne Kräf­te dar­auf bün­deln, die Tech­no­lo­gien zu ver­ste­hen und zu nut­zen. Statt Gegei­fe­re gegen Apple, Ama­zon und Goog­le soll­te man von den Gegen­spie­lern ler­nen. Aber viel­leicht ist das von der tief kon­ser­va­ti­ven Bran­che zu viel ver­langt.

Die Buch­mes­se ist eine Ver­an­stal­tung, auf der die Buch­bran­che sich pro­fi­lie­ren möch­te und sich selbst beweih­räu­chert. Das soll sie mei­net­hal­ben gern tun. Nur mögen ihre Groß­kop­fer­ten bit­te davon abse­hen, mich mit Phra­sen zu lang­wei­len, mich offen­sicht­lich zu belü­gen, oder mir zu ver­ste­hen zu geben, dass sie mich für dumm hal­ten. Davor warnt der Holz­hau­er nach­drück­lich.

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eBooks im Buchhandel – das darf alles nicht wahr sein …

eReader-Facepalm

Beim Lesen der Über­schrift und des Teasers nahm ich noch an, dass es jetzt – end­lich – soweit sei, und man eBooks ein­fach auch im sta­tio­nä­ren Buch­han­del kau­fen und auf sein Lese­ge­rät über­tra­gen kann. Das Bör­sen­blatt ver­kün­det voll­mun­dig und wer­be­wirk­sam pünkt­lich zur Buch­mes­se:

E‑Books im sta­tio­nä­ren Sor­ti­ment
Rauf auf den Rea­der
E‑Books für Kun­den in der Cloud spei­chern oder direkt im Laden auf den E‑Reader zie­hen: Das Bar­sor­ti­ment Umbreit und E‑Rea­der-Pro­du­zent Pocket­Book rüs­ten beim E‑Re­a­ding-Ser­vice im Sor­ti­ment nach.

Liest man dann wei­ter, bleibt aller­dings erneut wie­der nur, sich aus­dau­ernd an den Kopf zu fas­sen: Die­ses Ange­bot ist aus­schließ­lich im Zusam­men­hang mit dem Gerät Pocket­Book Touch Lux nutz­bar. Das ist unge­fähr so, als müss­te man in einem bestimm­ten Auto­mo­dell an einer Tank­stel­le vor­fah­ren, um Sprit zu bekom­men, oder als erhiel­te man sei­ne Kaf­fee­boh­nen nur, wenn man eine Kaf­fee­müh­le des Typs 08/​15 von Edu­scho hat. Die­se Beschrän­kung auf ein ein­zel­nes Gerät – noch nicht ein­mal auf einen Her­stel­ler – ist der­art hane­bü­chen und welt­fremd, da bleibt mir die Spu­cke weg. Zumal es sich bei Pocket­book noch nicht ein­mal ansatz­wei­se um einen Markt­füh­rer im Bereich eRea­der abseits des Kind­le-Öko­sys­tems han­delt. Das ist kei­ne tol­le Neue­rung, das ist nur noch pein­lich.

Die­se Schmer­zen … die­se unend­li­chen Schmer­zen …

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Bild: eRea­der von mir, Face­palm von Fabio Ven­ni auf flickr, CC BY-SA

Video-Interview: Tad Williams zum Thema Selfpublishing

Den Namen Tad Wil­liams kennt der Phan­tas­tik-Fan durch Epen wie die OTHERLAND- oder die OSTEN ARD-Rei­he, letz­te­re mit dem Roman DER DRACHENBEINTHRON. Wil­liams wur­de kürz­lich in einem Video-Inter­view von Media­pu­bli­shing-Stu­den­ten der Hoch­schu­le der Medi­en in Stutt­gart zum The­ma Self­pu­bli­shing befragt (und ich fra­ge mich: war­um nut­zen aus­ge­rech­net Media­pu­bli­shing-Stu­den­ten das Bild­for­mat 4:3? Aber das nur am Ran­de).

Für den Autor kommt nach sei­nen Aus­sa­gen Self­pu­bli­shing nicht in Fra­ge, da er sich auf das Schrei­ben kon­zen­trie­ren will und er beim Inde­pen­dent-Ver­le­gen zu vie­le Mar­ke­ting- und Publi­ci­ty-Din­ge neben­her machen müss­te. Außer­dem sagt der Autor: »Auch wenn alle über Self­pu­bli­shing reden, weiß nie­mand, was pas­sie­ren wird«.

http://​www​.you​tube​.com/​w​a​t​c​h​?​v​=​i​U​o​M​_​_​J​b​hqk

Doch auch wenn er eine Men­ge wirk­lich klu­ge Din­ge sagt, da irrt der Meis­ter ver­mut­lich. Erst ges­tern berich­te­te Ans­gar War­ner auf e‑book-news dar­über, dass die ver­leg­ten Titel in Sachen Self­pu­bli­shing in den USA jene der klas­si­schen Buch­bran­che bereits um ein Viel­fa­ches über­stei­gen:

… das poten­ti­el­le, bis­her unaus­ge­schöpf­te Markt­vo­lu­men lie­ge bei 52 Mil­li­ar­den Dol­lar, und damit etwa dop­pelt so hoch wie der aktu­ell von klas­si­schen Ver­la­gen erzeug­te Umsatz.
Selbst wenn man Reprint und gemein­freie Klas­si­ker her­aus­rech­net, wer­den via Self-Publi­shing schon jetzt acht mal mehr Titel ver­legt als auf klas­si­schem Weg. Die Zahl der Inde­pen­dent-Autoren über­steigt die der Ver­lags­au­to­ren sogar um das 100-fache.

Das liegt unter amde­rem dar­an, dass man Crea­teSpace-Bücher in den USA auch über das Bar­sor­ti­ment bekommt – oder ganz pro­fan aus­ge­drückt: im Buch­han­del. Eine Situa­ti­on, von der die deut­schen Self­pu­blisher nur träu­men kön­nen. Es han­delt sich um »ver­deck­ten Zah­len«, denn die US-Buch­bran­che nimmt Ver­käu­fe von Inde­pen­dent-Autoren bis­her nicht oder kaum in ihre Sta­tis­ti­ken auf – genau wie hier­zu­lan­de.

Auf e‑book-news.de heisst es wei­ter:

Fragt sich natür­lich: Und was ist mit Deutsch­land? Inter­es­san­ter­wei­se hat ja die Frank­fur­ter Buch­mes­se das Self-Publi­shing medi­en­wirk­sam zum Top-The­ma des Jah­res 2013 gemacht. In den Mes­se­hal­len selbst wer­den jedoch mal wie­der die Pro­duk­te von klas­si­schen Ver­la­gen das Bild bestim­men, ein Bild, das aber die tat­säch­li­chen Markt­struk­tu­ren ver­schlei­ern dürf­te.

Und das ist in mei­nen Augen die größ­te Lach­num­mer: die Betrei­ber der Buch­mes­se (also im Prin­zip der Bör­sen­ver­ein), erklä­ren Self­pu­bli­shing zum ganz gro­ßen Hype, tat­säch­lich möch­te man aber auf der Ver­an­stal­tung dann doch lie­ber unter sich blei­ben, so wie es schon immer war, und alte Tra­di­tio­nen pfle­gen. Man könn­te sie auch erstarr­te Struk­tu­ren nen­nen. Wenn Self­pu­bli­shing tat­säch­lich das gro­ße Ding ist, war­um lädt man die Autoren dann nicht ein, um sich auf der Mes­se zu prä­sen­tie­ren? Ein­fach: weil man selbst mit eige­nen Able­gern wie epu­b­li oder neo­books Kon­trol­le über die Indie-Autoren erlan­gen und sie nach den bran­chen­ei­ge­nen Spiel­re­geln mani­pu­lie­ren möch­te – um mit den ver­meint­li­chen Buch-Pari­as trotz­dem abzu­kas­sie­ren.

In Deutsch­land dau­ert immer alles etwas län­ger, aber es wür­de mich sehr wun­dern, wenn Self­pu­bli­shing nicht auch hier­zu­lan­de zu einem Fak­tor wer­den wür­de. Ins­be­son­de­re der Han­del wür­de gut dar­an tun, sich dem zu öff­nen.

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Buchmesse Leipzig: Phantastik nein danke! Wie wär´s mit Köln?

Liest man die ein­schlä­gi­gen Web­pu­bli­ka­tio­nen wie Bör­sen­blatt und ähn­li­cher Cla­queu­re, dann war die Buch­mes­se Leip­zig ein vol­ler Erfolg und die bes­te Ver­an­stal­tung seit der Erfin­dung des Buch­drucks. Man beweih­räu­chert sich gegen­sei­tig, basht zwi­schen­durch kräf­tig  Ama­zon und plat­ziert sich lie­ber mit irgend­wel­chen halb­ga­ren »buy local«-Initiativen, statt tat­säch­lich etwas an der Kun­den­freund­lich­keit des Buch­han­dels zu ver­bes­sern, was tat­säch­lich mög­li­cher­wei­se dazu füh­ren könn­te, dass ich lokal kau­fe. Wenn da aller­dings nur ein »buy local«-Schild klebt und sich am Ser­vice nichts ändert, ist das pure Fas­sa­de und blin­der (und dum­mer) Aktio­nis­mus.

Das aber nur am Ran­de. Ich war selbst nicht auf der Buch­mes­se Leip­zig, unter ande­rem, weil sie für mich zu weit weg ist und ich den Nut­zen nicht sehe. Bis­her war die­se jedoch nach über­ein­stim­men­den Ausa­gen diver­ser Ver­la­ge und Autoren ein wich­ti­ger Treff­punkt rund um die Phan­tas­tik.

Wenn ich jetzt jedoch die Kom­men­ta­re von Oli­ver Plasch­ka oder Uschi Zietsch lese, dann sind die bekann­ten Stan­des­dün­kel der Bran­che und ihrer Eli­tis­ten gegen­über Phan­tas­tik im all­ge­mei­nen offen­sicht­lich in Leip­zig ange­kom­men. Zusätz­lich ent­blö­det sich der Mes­se­ver­an­stal­ter nicht, Phan­tas­tik ein­fach mal mit Kin­der­li­te­ra­tur gleich­zu­stel­len. Wie im fins­te­ren Mit­tel­al­ter. Liest man dann noch, wie hoch­herr­schaft­lich sich die­ser Ver­an­stal­ter gegen­über den Teil­neh­men­den benimmt, dann muss man sich fra­gen, ob die bei der Mes­se Leip­zig nicht wis­sen, wer ihnen die Ein­nah­men bringt oder ob es ihnen egal ist?

Zitat Oli­ver Plasch­ka:

Ein wei­te­rer Grund, wie­so ich mich hier dem Vor­wurf der Segre­ga­ti­on aus­set­ze, ist der Eli­tis­mus der Kri­tik.Ins­be­son­de­re die Fan­ta­sy (die seit den Neun­zi­gern in Deutsch­land unfrei­wil­lig zum Platz­hal­ter für jede Art von fan­tas­ti­scher Lite­ra­tur gewor­den ist) kämpft seit gefühl­ten Zeit­al­tern (d.h., min­des­tens seit 1939) dar­um, dass man sie nicht als »was für Kin­der« abtut – die­ses dümms­te aller Argu­men­te, das sich letzt­lich gar nicht mal gegen uns, son­dern gegen die Kin­der­buch­au­to­ren und vor allem die Kin­der selbst rich­tet, und das aus dem Ver­sa­gen der grund­le­gends­ten aller lite­ra­tur­kri­ti­schen Kate­go­rien erwächst, näm­lich: »Wenn da was mit Zau­be­rei drin vor­kommt, ist das doch Unsinn.«

Zitat Uschi Zietsch:

Wor­an liegt es? Am »neu­en« Kon­zept der Mes­se, das ja nun schon zwei Jah­re alt ist. Obwohl immer wie­der ver­si­chert wird, wie wich­tig die Hal­le 2 mit der Phan­tas­tik sei, wird alles dazu getan, um die Leu­te zu ver­grau­len. Das fängt damit an, dass wir nicht mehr ver­kau­fen dür­fen, und es geht damit wei­ter, dass die Cos­Play­er, die wegen der Medi­en­auf­merk­sam­keit angeb­lich »sehr geschätzt« sind, ans hin­te­re Ende der Hal­le ver­bannt wer­den, wo sie »auf einen Hau­fen gedrängt« dann TV-wirk­sam in Sze­ne gesetzt wer­den kön­nen. Aber bit­te­schön den »nor­ma­len« (seriö­sen?) Ablauf der Mes­se nicht stö­ren sol­len. […]

Es ärgert mich auch, dass ich kurz vor der Mes­se noch ein­mal eine Mail mit dras­ti­schen Wor­ten erhal­ten habe, in der deut­lich dar­auf hin­ge­wie­sen wur­de, dass ich mich gefäl­ligst an alle Bedin­gun­gen zu hal­ten habe, andern­falls dro­hen enor­me Stra­fen. Und eine Bit­te von mir wur­de – zur Hälf­te – »aus­nahms­wei­se erlaubt«. Das ist ein Ton, den ich mir ver­bit­te, denn ich bin die­je­ni­ge, die den Stand bezahlt und damit der Mes­se ihr Über­le­ben garan­tiert.

Die aus­führ­li­chen Berich­te der bei­den soll­te man unbe­dingt mal gele­sen haben (sind oben unter den Namen der Autoren ver­linkt), wenn das nicht von Per­so­nen stam­men wür­de, die vor Ort waren und abso­lut glaub­wür­dig sind, könn­te man es nicht glau­ben wol­len. Mir fällt zu dem, was da in Leip­zig abge­gan­gen ist, ehr­lich gesagt nicht mehr viel ein, außer dass so etwas sym­pto­ma­tisch für die Bran­che zu sein scheint – und dass die Ver­an­stal­ter in ihrer Arro­ganz mei­ner Ansicht nach einen Socken­schuss haben.

Wie wäre denn der Plan einer rei­nen Phan­tas­tik-Buch­mes­se zeit­gleich zur Role Play Con­ven­ti­on in Köln? Es wür­den durch die Ver­bin­dung zwei­er sol­cher Ver­an­stal­tun­gen an einem Ter­min und Ort sicher­lich Syn­er­gie­ef­fek­te ent­ste­hen und die Ziel­grup­pe treibt sich dort defi­ni­tiv her­um. Köln liegt zen­tral, schon die Games­Com war ja auf­grund von hef­ti­gen Infra­struk­tur-Pro­ble­men in Leip­zig in die Rhein­me­tro­po­le gezo­gen, Stadt und Mes­se sind ver­kehrs­tech­nisch opti­mal ange­bun­den. Zwei Hal­len RPC mit coo­lem Außen­ge­län­de, jede Men­ge erwünsch­te Gewan­de­te, Cos­play­er und LAR­Per, das wäre mei­ner Ansicht nach ein opti­ma­ler Rah­men für eine zusätz­li­che Lite­ra­tur-Ver­an­stal­tung, die sich rein um Phan­tas­tik dreht. Und die Kul­tur­chau­vi­nis­ten kön­nen blei­ben, wo der Anspruchs-Pfef­fer wächst.

Viel­leicht wür­de das mehr brin­gen, als eine Ver­an­stal­tung wie die Buch­mes­se Leip­zig, die Phan­tas­tik-Ver­la­ge und ‑Autoren schein­bar nur als not­wen­di­ges Übel ansieht?

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Kommentar: Das FAZ-Feuilleton und der vermoderte Elfenbeinturm

Wer heu­te die Web­sei­te der FAZ auf­sucht, der konn­te dort einen Feuil­le­ton-Arti­kel mit dem Titel »Fehlt nur noch eine Hüpf­burg« fin­den, der von pseu­do-intel­lek­tu­el­ler Arro­ganz nur so strotzt. Schon der Teaser haut dem Leser die Mei­nung des Ver­fas­sers in deut­li­chen Wor­ten um die Ohren:

Die Buch­mes­se wird lang­sam, aber sicher zur Spiel­zeug­mes­se: In Frank­furt sah man ein Fanal des­sen, was pas­siert, wenn eine markt­hö­ri­ge Bran­che ihren Kern ver­leug­net und sich infan­ti­li­siert.

»Infan­ti­li­siert« – ah ja … In die­sem Tenor geht es wei­ter, wenn sich der Autor des Arti­kels über jün­ge­re Fans und bunt­haa­ri­ge Cos­play­er aus­lässt, als sei­en die der Unter­gang des lite­ra­ri­schen Abend­lan­des. Wem das noch nicht genug ist, der kann im wei­te­ren Ver­lauf des Trak­tats in her­ab­las­send wir­ken­den Wor­ten erfah­ren, dass es auch eine Neu­auf­la­ge zum HOBBIT gibt, um des­sen Prä­sen­ta­ti­on sich die oben genann­ten Bunt­haa­ri­gen und zudem Kin­der mit Zau­ber­um­hän­gen sam­meln. Sho­cking! »Es fehlt nur noch eine Hüpf­burg« lau­tet eine Quint­essenz Ralf Jan Wie­les, bevor er dann beginnt, sich in Vor­ur­tei­len über Self­pu­blisher und deren vor­geb­li­che Ama­teur­haf­tig­keit zu erge­hen, am Ran­de wer­den fast ver­steckt eRea­der als »Spiel­kon­so­len« abge­kan­zelt.

Die­se Erden­men­schen las­sen sich den letz­ten Mist andre­hen

Der gesam­te Arti­kel atmet einen ange­staub­ten Kul­tur­chau­vi­nis­mus und eine Arro­ganz von ver­meint­li­chen und vor allem selbst­er­nann­ten Kul­tur­wäch­tern in den Feuil­le­tons und ähn­li­chen Ghet­tos, beschwört den Irr­glau­ben, dass Lite­ra­tur gefäl­ligst eine eli­tä­re Beschäf­ti­gung für stu­dier­te Ahnung­ha­ber zu blei­ben hat, statt sich einem jun­gen Publi­kum zu öff­nen und auch Pop­kul­tur nicht nur zuzu­las­sen, son­dern sich ihr mit offe­nen Armen zu nähern, um nicht in einer ver­las­se­nen, längst ver­ges­se­nen Ecke still­schwei­gend und unbe­ach­tet zu ver­schei­den. Dabei wird der Bran­che in pam­pi­gem Ton vor­ge­hal­ten, dass sie sich an popu­lä­re Medi­en hängt, gar Cross­me­dia­les zulässt, statt sich, wie es sich laut der Mei­nung des Ver­fas­sers offen­bar gehört, auf das Ver­le­gen von unto­tem Holz mit toten Wör­tern zu beschrän­ken. Und da selbst­ver­ständ­lich nur lite­ra­risch vor­geb­lich »Hoch­wer­ti­ges« und Anspruchs­vol­les, wie den fünf­hun­derts­ten Roman über irgend­ei­nen poli­ti­schen moti­vier­ten Exodus oder eine Abhand­lung über die Ver­fol­gung les­bi­scher usbe­ki­scher Non­nen. Ohne geis­ti­ge Hüpf­bur­gen.

Von Sach­kennt­nis ist der Arti­kel übri­gens nicht wirk­lich getrübt, weder kennt sich der Autor mit grund­le­gen­den Fak­ten zum HOBBIT oder dem HERR DER RINGE aus, noch weiß er, dass Droe­mer – und damit neo­books, das nennt er fälsch­lich »Neo Book« – wie ePu­b­li zur Holtz­brinck-Grup­pe gehört. @cynx und @nothorse schrei­ben dazu auf Twit­ter:

Muss man die­se ver­zwei­felt intel­lek­tu­ell wir­ken­de Welt­fern­heit in ihrer uner­träg­li­chen Arro­ganz eigent­lich ernst neh­men? Wohl kaum. Las­sen wir die Feuil­le­to­nis­ten in ihren Elfen­bein­tür­men mit den lite­ra­ri­schen Spinn­we­ben und dem Anspruchs­schim­mel kämp­fen, wäh­rend sie von da oben einen ein­sa­men Blick auf das bun­te Trei­ben zu Füßen ihres mod­ri­gen Habi­tats wer­fen. Und freu­en wir uns dar­über, dass man sich als moder­ner, viel­fäl­tig inter­es­sier­ter Mensch von sol­chen Eng­stir­nig­kei­ten nicht beein­flus­sen las­sen muss – und es in den Wei­ten des Webs deut­lich inter­es­san­te­re, bun­te­re und pro­gres­si­ve­re Orte gibt, als die ver­dorr­ten und wei­test­ge­hend ver­wais­ten Reser­va­te der Feuil­le­tons. Wer­fen wir ihnen hin und wie­der ein wenig Pop­kul­tur-Fut­ter hoch, in das sie sich ver­bei­ßen kön­nen, damit wir ansons­ten Ruhe vor den Anspruchs-Feti­schis­ten haben.

Und wenn sie sich der­einst gelang­weilt oder ver­einsamt aus ihren Elfen­bein­tür­men stür­zen, zie­hen wir die Hüpf­burg weg, okay? :o)

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Bild »Hüpf­burg« von Peter Guge­rell, aus der Wiki­pe­dia, gemein­frei

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