Selfpublishing

Wie ChatGPT das Ende des Selfpublishings einläuten könnte

Vor einer Woche erklär­te der Her­aus­ge­ber des renom­mier­ten US-Phan­tas­tik­ma­ga­zing Clar­kes­world, dass man bis auf wei­te­res kei­ne Kurz­ge­schich­ten mehr anneh­men wür­de. Grund: Er war mit Kurz­ge­schich­ten geflu­tet wor­den, die offen­sicht­lich mit Open AIs Deep Lear­ning-basier­tem Chat­bot ChatGPT erstellt wor­den waren (mit »künst­li­cher Intel­li­genz« hat das übri­gens nur weit­läu­fig zu tun, auch wenn Ahnungs­lo­se das gern gleich­set­zen. Deep Lear­ning ist nur ein Aspekt des wei­ten Fel­des KI, aber kei­ne KI an sich und in sich, von ech­ter KI sind wir noch weit ent­fernt. Wenn also Politiker°Innen oder Mar­ke­ting-Hei­nis in dem Zusam­men­hang von KI faseln, sind sie nicht von Ahnung getrübt und nut­zen ein­fach ein Buz­zword).

Damit erreicht ein Phä­no­men aus dem Bereich bil­der­stel­len­de Kunst die Autoren und Ver­la­ge. Im Bereich Bil­der­stel­lung wer­den wir seit Mona­ten mit Bil­dern geflu­tet, die angeb­lich Kunst sind und bei denen tat­säch­lich nur oft Unbe­gab­te Mid­jour­ney, Dall‑E oder Sta­ble Dif­fu­si­on mit Begrif­fen füt­tern und dann mei­nen, sie hät­ten mit den ent­stan­de­nen Bil­dern Kunst erschaf­fen, was natür­lich so pau­schal Unsinn ist.

Und genau­so nut­zen jetzt Per­so­nen, die sich für Schriftsteller°Innen hal­ten, ChatGPT, um Tex­te zu erschaf­fen. Und das soll­te auch nicht wun­dern, denn genau dafür hat­te Open AI bereits Able­ger sei­nes Algo­rith­mus GPT‑3 bewor­ben: Beim Ver­fas­sen von Tex­ten zu hel­fen und Schreib­blo­cka­den zu über­win­den. Dabei beginnt man Sät­ze oder Absät­ze und die GPT-3-basier­ten Tools ver­voll­stän­di­gen die­se im Kon­text des bereits Geschrie­be­nen.

Logo ChatGPT

Des­we­gen soll­te es nicht wun­dern, wenn sich selbst für gewitzt hal­ten­de Pseudoautor°Innen mei­nen, sie wür­den gro­ße Lite­ra­tur erschaf­fen (oder um ein­fach schnel­les Geld zu machen), indem sie ChatGPT mit­tels Prompt anwei­sen, eine Kurz­ge­schich­te zu ver­fas­sen.

Aber nicht nur Kurz­ge­schich­ten sind ein Pro­blem. Ama­zon hat­te im Self­pu­bli­shing-Bereich schon seit Jah­ren sowohl mit Pla­gia­ten zu kämp­fen, als auch mit künst­lich auf­ge­bläh­ten eBooks, denn Ama­zon zahlt nach gele­se­nen Sei­ten. Dazu kommt jetzt eine Schwem­me von eBooks, die mit­tels Deep Lear­ning-Algo­rith­men erstellt wur­den. Reu­ters schreibt dazu, es sei unmög­lich fest­zu­stel­len, bei wie vie­len eBooks die Betei­li­gung von ChatGPT ver­schwie­gen wur­de.

Und das ist aus vie­len Grün­den ein Pro­blem. An ers­ter Stel­le sicher­lich, weil es für Selfpublisher°innen ohne­hin schon äußerst schwie­rig ist, sicht­bar zu wer­den, das wird noch viel schwie­ri­ger, wenn man zusätz­lich auch noch in einer Flut von DL-gene­rier­ten Büchern ver­sinkt.

Es gibt inzwi­schen Pro­gram­me, die ChatGPT-erzeug­te Tex­te erken­nen kön­nen; Fun Fact am Ran­de: auch die basie­ren auf Deep Lear­ning. Aller­dings ste­hen die zum einen nicht jeder zur Ver­fü­gung (oder Nut­zer sind nicht in der Lage, sie zu ver­wen­den) und zum ande­ren wird es ins­be­son­de­re für Ama­zon äußerst schwie­rig wer­den, gro­ße Men­gen an Ver­öf­fent­li­chun­gen zu durch­su­chen – und es wird garan­tiert auch Fal­se Posi­ti­ves geben, also Bücher, die fälsch­lich auto­ma­ti­siert aus­sor­tiert wer­den, obwohl kei­ne soge­nann­te KI betei­ligt war.

Das ist selbst ein Pro­blem für den größ­ten Self­pu­bli­shing-Anbie­ter Ama­zon, der sicher­lich ver­su­chen wird, sei­ne tech­ni­sche Macht und Kom­pe­tenz dage­gen in Stel­lung zu brin­gen. Die deut­sche Buch­bran­che glänzt übli­cher­wei­se durch tech­ni­sche Rück­stän­dig­keit und wird damit mei­ner Erwar­tung nach noch viel grö­ße­re Pro­ble­me haben. Ich gehe davon aus, dass sich in nicht all­zu fer­ner Zukunft jemand mit der Nach­richt mel­den wird, er habe einem der gro­ßen Publi­kums­ver­la­ge ein per DL erstell­tes Werk unter­ge­ju­belt.

Pro­ble­ma­tisch ist das aber auch für Selfpublisher°Innen (und nicht nur für die), wenn Ama­zon sei­nen Dienst mas­siv ein­schränkt, um der genann­ten Pro­ble­me Herr zu wer­den, oder wenn deut­sche Platt­for­men aus Angst und tech­ni­schem Unver­mö­gen das­sel­be tun. Aber auch dass Her­aus­ge­ber wie Clar­kes­world kei­ne Kurz­ge­schich­ten mehr anneh­men, um Zeit zu haben einen Weg zu fin­den, um damit umzu­ge­hen, ist besorg­nis­er­re­gend über das Self­pu­bli­shing hin­aus (selbst wenn Kurz­ge­schich­ten in Deutsch­land lei­der qua­si kei­ne Rol­le spie­len).

Pro­ble­ma­tisch ist das auch des­we­gen, weil ChatGPT mit Mil­li­ar­den Tex­ten aus dem Web per Data­mi­ning gefüt­tert wur­de, der Algo­rith­mus hat aus die­sen Tex­ten sein künst­li­ches neu­ro­na­les Netz­werk trai­niert, daher auch der Begriff Deep Lea­ring (stark ver­ein­facht). Es könn­te also pas­sie­ren, dass Frag­men­te aus den Ori­gi­nal­tex­ten in den erzeug­ten Inhal­ten auf­tau­chen und das wäre ein Pla­gi­at. Dass das nicht abwe­gig ist, zeigt dass Micro­softs Code-Ver­voll­stän­di­gungs-Tool CoPi­lot dabei erwischt wur­de, uner­laubt den Code Drit­ter zu kopie­ren, mit dem das Tool gefüt­tert wor­den war, dabei konn­te die­ser Dritt­code ein­deu­tig iden­ti­fi­ziert wer­den – und Pro­gramm­code ist in vie­len Fäl­len als krea­ti­ve Schöp­fung eben­falls urhe­ber­recht­lich geschützt.

Ich leh­ne Deep Lear­ning nicht grund­sätz­lich ab und sehe auch durch­aus reich­lich posi­ti­ve Aspek­te und lega­le Anwen­dungs­ge­bie­te (die auf­zu­zäh­len wür­de den Rah­men des Arti­kels spren­gen). Aber wie mit jeder neu­en Tech­no­lo­gie gibt es Per­so­nen, die die Mög­lich­kei­ten aus­nut­zen und ver­wen­den, um sich einen Vor­teil zu ver­schaf­fen, sei es in der Inter­net-Wäh­rung »Sicht­bar­keit« oder finan­zi­ell. Ich bin sehr gespannt, wie Gesell­schaft und Wirt­schaft dar­auf reagie­ren wer­den. Von der deut­schen Poli­tik erwar­te ich in der Hin­sicht nichts, die bemer­ken neue Tech-The­men und Regu­lie­rungs­not­wen­dig­kei­ten ohne­hin immer zehn Jah­re zu spät und/​oder reagie­ren dann hand­werk­lich mise­ra­bel dar­auf, weil sie die inhalt­lich nicht ver­stan­den haben, oder weil Geset­ze durch Unter­neh­men her­beilob­by­isiert wer­den.

In den USA lau­fen die ers­ten Ver­fah­ren von Künstler°Innen gegen Open AI oder die Betrei­ber von Mid­joun­ey. Die Kla­gen­den hal­ten es für nicht in Ord­nung, dass ihre Wer­ke unge­fragt in die DL-Algo­rith­men gefüt­tert wur­den. Ich erwar­te dem­nächst Ähn­li­ches im Bereich Text.

Zum Abschluss noch ein Bei­spiel:

Ich sag­te zu ChatGPT:

Wri­te a short sto­ry about hyper­in­tell­gent ali­ens that visit earth to paci­fy huma­ni­ty but that goes awful­ly wrong

Und die Ant­wort war fol­gen­de Vignet­te:

The hyper­in­tel­li­gent ali­ens arri­ved on Earth with the best of inten­ti­ons. They were a peaceful spe­ci­es and had heard about the vio­lence and con­flict that plagued the pla­net. They belie­ved they could help. The ali­ens had the power to paci­fy huma­ni­ty with a sin­gle thought, and they were con­fi­dent that they could bring about a new era of peace and harm­o­ny.

The lea­ders of Earth wel­co­med the ali­ens with open arms. They were exci­ted about the pro­s­pect of a world wit­hout war, fami­ne, or pover­ty. The ali­ens began their work, using their advan­ced tech­no­lo­gy to paci­fy human minds. At first, ever­y­thing see­med to be going well. Peo­p­le stop­ped fight­ing, and the world beca­me a much quie­ter place.

Howe­ver, as time went on, some­thing star­ted to go wrong. The paci­fi­ca­ti­on began to have unin­ten­ded con­se­quen­ces. Peo­p­le stop­ped being crea­ti­ve, curious, and pas­sio­na­te. They beca­me apa­the­tic and indif­fe­rent to ever­y­thing around them. The world beca­me a sta­g­nant, color­less place, devo­id of any real life.

The ali­ens were baf­f­led. They had inten­ded to crea­te a peaceful world, but they had not rea­li­zed the true cost of paci­fi­ca­ti­on. They had taken away the very essence of what made humans human.

The lea­ders of Earth deman­ded that the ali­ens rever­se their paci­fi­ca­ti­on. They wan­ted their peo­p­le to be free to think, feel, and act as they plea­sed. But the ali­ens had no idea how to undo what they had done. They had thought that they could make the world a bet­ter place, but ins­tead, they had des­troy­ed it.

In the end, the ali­ens left Earth, sad­den­ed by the unin­ten­ded con­se­quen­ces of their actions. They had hoped to help huma­ni­ty, but ins­tead, they had rob­bed them of their huma­ni­ty. And so, the world retur­ned to its for­mer sta­te, with all its flaws and imper­fec­tions. But at least, it was still ali­ve.

Sicher, das ist weder hohe Lite­ra­tur (aber das ist eine Men­ge Bel­le­tris­tik eben­falls nicht) noch beson­ders krea­tiv. Den­noch kann man viel­leicht Neil Clar­kes Pro­blem ver­ste­hen, wenn er mit sol­chen Tex­ten geflu­tet wird. Übri­gens ist ChatGPT im eng­lisch­spra­chi­gen Bereich bei Ama­zon inzwi­schen an etli­chen Wer­ken als »Mit­au­tor« genannt.

Dis­clai­mer: Die­ser Arti­kel wur­de ohne die Nut­zung von ChatGPT erstellt (bis auf die Vignet­te), auch wenn es mir in den Fin­gern juck­te. Arti­kel­bild aus Dall‑E, Prompt: »A robot spe­wing money, digi­tal pain­ting«. Logo ChatGPT Copy­right Open AI

Tolino Media möchte Selfpublisher-Bücher in den Buchhandel bringen?

Spoi­ler: Kon­di­tio­nen sind – wie zu erwar­ten war – schlecht.

Frü­her war Self­pu­bli­shing hier auf Phan­ta­News immer wie­der mal The­ma, das hat stark abge­nom­men. War­um? Ein­fach: Self­pu­bli­shing ist aller Wider­stän­de der alt­ein­ge­ses­se­nen (und immer noch ziem­lich ana­lo­gen) Bran­che zum Trotz längst in der Mit­te der Gesell­schaft ange­kom­men. Laut Bran­chen­da­ten mach­te Self­pu­bli­shing im Jahr 2020 zehn Pro­zent des gesam­ten Buch­mark­tes aus. Bei einem Gesamt­um­satz von 9,3 Mil­li­ar­den Euro in Deutsch­land kann man sich schnell aus­rech­nen, über wel­che Zah­len wir hier spre­chen. Des­we­gen muss ich hier wahr­lich nicht mehr dafür trom­meln, Self­pu­bli­shing ist längst eta­bliert.

Mit einer Aus­nah­me: In Buch­hand­lun­gen sind Bücher von Selfpublisher°Innen nach wie vor sehr, sehr sel­ten anzu­tref­fen. Das hat­te ich in der Ver­gan­gen­heit bereits mehr­fach the­ma­ti­siert, ein Grund ist, dass Buchhändler°Innen kei­nen Bock haben, bei Selfpublisher°Innen zu bestel­len, das ist denen zu viel Auf­wand, die möch­ten ihre Bücher lie­ber beim Gros­sis­ten bestel­len, wie die der gro­ßen Ver­la­ge auch. Direkt beim Anbie­ter zu ordern ist denen zu viel Arbeit – übri­gens ein Los, das Self­pu­blisher mit Klein­ver­la­gen tei­len.

An der Stel­le könn­te man abwin­ken, sich mit einem »wer nicht will, der hat schon« abwen­den, und das Geschäft dem Bran­chen-Beel­ze­bub Ama­zon über­las­sen.

Aber irgend­wie schei­nen man­che Prot­ago­nis­ten doch erkannt zu haben, dass es hier ein Poten­ti­al gibt, mit dem sich Geld erzeu­gen lässt. Und so geht in den letz­ten Wochen die Mel­dung durch den vir­tu­el­len Blät­ter­wald, dass Toli­no Media es Selfpublisher°Innen ermög­li­chen möch­te, ihre Bücher in den Buch­han­del zu bekom­men – und das ver­gleichs­wei­se ein­fach und über zen­tra­le Aus­lie­fe­rung (das Bör­sen­blatt hat­te eben­so berich­tet, wie der Buch­re­port hin­ter sei­ner über­teu­er­ten Pay­wall, bei der man noch nicht mal Ein­zel­ar­ti­kel kau­fen kann).

Whaaaat?

Das wäre nichts ande­res als ein Para­dig­men­wech­sel.

Aber natür­lich klingt das wie so oft bei Pres­se­mit­tei­lun­gen von Toli­no Media bes­ser als es am Ende ist, denn die Rah­men­be­din­gun­gen benach­tei­li­gen Self­pu­blisher doch erheb­lich – auch im Ver­gleich zu Crea­tespace (ja, ich weiß, das gibt es nicht mehr und läuft via KDP).

Ich hat­te noch einen alten Toli­no-Zugang von anno dun­nemals, als ich mich mit denen als Ama­zon-Alter­na­ti­ve beschäf­tigt und sie auf­grund inak­zep­ta­bler Kon­di­tio­nen ver­wor­fen hat­te, also logg­te ich mich ein (Pass­wort war aus nicht nach­voll­zieh­ba­ren Grün­den nicht mehr gül­tig) und mach­te eine Bei­spiel­rech­nung mit einem Taschen­buch auf:

Taschen­buch im For­mat »Clas­sic« (135 x 205 mm), 320 Sei­ten, creme­wei­ßes Papier in 90 Gramm, matt lami­niert.

Toli­no bie­tet mir dafür einen Ver­kaufs­preis von 11,99 an, das wäre im Ver­gleich zu dem, was sich sonst so auf dem Markt tum­melt, rela­tiv güns­tig. Aller­dings wäre mein Autoren­ho­no­rar dann nur 1,30 Euro pro im Buch­han­del ver­kauf­tem Exem­plar. Das ist sehr wenig.

Noch inter­es­san­ter wird das Gan­ze, wenn man den Preis nach oben ändert, um das Autoren­ho­no­rar zu erhö­hen:

Wenn das Buch drei Euro teu­rer wird, wür­de man anneh­men, wol­len, dass man auch grob drei Euro mehr an Autoren­ho­no­rar erhält (also 4,30 EUR). Doch dem ist nicht so, aus 1,30  EUR wer­den gera­de mal 2,47 EUR. An der Umsatz­steu­er liegt das nicht, die macht gera­de mal einen Unter­schied von 20 Cent aus.

Das bedeu­tet, dass sich den Rest Toli­no Media in die Tasche steckt, ohne dass ich dafür einen Grund sehe, denn bei einem gestie­ge­nen Buch­preis fal­len weder höhe­re Druck‑, noch Ver­wal­tungs- oder sons­ti­ge Kos­ten an. Eine Erklä­rung für die­se Hand­ha­bung konn­te ich nir­gend­wo fin­den. Für fair gegen­über den Autor°Innen hal­te ich die­se Vor­ge­hens­wei­se nicht.

Übri­gens fal­len pro Buch auch noch Kos­ten in Höhe von EUR 14,95 für ISBN und VLB-Ein­trag an, die­se Kos­ten kön­nen hier somit eben­falls nicht ein­ge­preist sein.

Bei die­ser Bei­spiel­rech­nung wur­de übri­gens auch ange­ge­ben, was man für Autoren­ex­em­pla­re berap­pen muss:

Das scheint okay-ish (ver­gli­chen mit ein­schlä­gi­gen deut­schen Dru­cke­rei­en), ich möch­te das aller­dings mal in Rela­ti­on set­zen:

Ich habe in der Ver­gan­gen­heit Taschen­bü­cher mit den oben ange­ge­be­nen Rah­men­da­ten bei pol­ni­schen Dru­cke­rei­en fer­ti­gen las­sen. Da zahlt man selbst bei Kleinst­se­ri­en von bei­spiels­wei­se 40 Stück Prei­se von ca. 3,50 bis 4 Euro pro Stück – und das INKLUSIVE Mehr­wert­steu­er.

Der Auf­wand ist der­sel­be, denn auch bei Toli­no muss man Buch­block als PDF selbst erzeu­gen und hoch­la­den, das­sel­be gilt für das Cover.

Ich hal­te die Rah­men­be­din­gun­gen, ins­be­son­de­re das Autoren­ho­no­rar, das Toli­no Media hier für die Aus­lie­fe­rung an Buch­hand­lun­gen ansagt, für völ­lig inak­zep­ta­bel. Und das, obwohl Toli­no von Bran­chen­un­ter­neh­men betrie­ben wird, die die dahin­ter ste­hen­de Logis­tik mit links abwi­ckeln kön­nen, da das ohne­hin zu ihrem Kern­ge­schäft gehört. Auch dass Preis­er­hö­hun­gen des Buches nicht 1:1 an die Autor°Innen wei­ter­ge­ge­ben wer­den, ist nicht nach­voll­zieh­bar.

Fest­stel­len kann man, dass Self­pu­bli­shing – wie ein­gangs bereits ange­deu­tet – inzwi­schen so erfolg­reich gewor­den ist, dass die übli­chen Ver­däch­ti­gen jetzt ver­su­chen, sich auch im Print­be­reich in Sachen »Prä­senz in den Buch­hand­lun­gen« an den Selfpublisher°innen zu berei­chern, wie sie das zuvor schon lan­ge im eBook-Bereich getan haben. Jede/​r muss für sich selbst ent­schei­den, ob man die gebo­te­nen Kon­di­tio­nen akzep­tie­ren möch­te. Der Gewinn ist um ein Erheb­li­ches höher, wenn man sich sei­ne Bücher von einer güns­ti­gen Dru­cke­rei erstel­len lässt und die­se dann bei­spiels­wei­se auf Ver­an­stal­tun­gen ver­kauft. Wer erwar­tet, vie­le Exem­pla­re über den Buch­han­del abset­zen zu kön­nen, dürf­te viel­leicht trotz der gerin­gen Autoren­ho­no­ra­re Inter­es­se am Ange­bot Toli­no Medi­as haben.

Bild: Buch­hand­lung, aus der Wiki­pe­dia, gemein­frei.

Interview mit Prinz Rupi zum Thema Selfpublishing

Lang­jäh­ri­ge Leser wer­den sich erin­nern, dass das Self­pu­bli­shing hier auf Phan­ta­News mal ein ganz zen­tra­les The­ma war. Das ist ein wenig ein­ge­schla­fen, weil es eben nicht mehr neu und inzwi­schen eigent­lich eta­bliert ist.

Eigent­lich, denn die Rea­li­tät sieht immer noch so aus, dass die weit­aus meis­ten Buch­hand­lun­gen Self­pu­blisher wie Aus­sät­zi­ge behan­deln und deren Bücher nicht ver­kau­fen wol­len. Erst recht nicht, wenn man sich den mit­tel­al­ter­li­chen Ritua­len der Bran­che wie ISBN oder VLB-Ein­trag nicht unter­wirft und die Bücher nicht in den eli­tä­ren Kata­lo­gen der Bran­che zu fin­den sind. Noch immer schei­nen Buch­händ­ler kei­ne Such­ma­schi­nen nut­zen zu kön­nen und auch direkt beim Anbie­ter Bücher zu bestel­len ist denen zu viel Arbeit (das gilt übri­gens auch für Pro­duk­te aus Klein­ver­la­gen). Solan­ge das immer noch so ist, solan­ge man weder Dienst­leis­ter der Autoren, noch der Leser die deren Bücher haben wol­len, sein will, hält sich mein Mit­leid für Lamentos von Buch­händ­lern arg in Gren­zen.

Das bedeu­tet: Self­pu­bli­shing ist zwar seit Jah­ren eta­bliert, aber in der ste­tig im Ges­tern ver­har­ren­den Buch­bran­che lei­der immer noch nicht ange­kom­men.

Eine der größ­ten Vor­kämp­fer in Sachen Self­pu­bli­shing in Deutsch­land ist seit Jah­ren der äußerst umtrie­bi­ge Ruprecht Frie­ling, auch lie­be­voll »Prinz Rupi« genannt. Der hat gera­de auf Xing ein Inter­view zum The­ma gege­ben, das ich inter­es­sier­ten Leser°Innen ans Herz legen möch­te. Eine der Kern­aus­sa­gen:

Ganz wesent­lich trägt zum Unter­gang die Arro­ganz der Buch­bran­che bei, die immer noch glaubt, Grals­hü­ter der For­mel für »gute Lite­ra­tur« zu sein. Dabei unter­schei­den sich die im Self-Publi­shing ver­öf­fent­lich­ten Kri­mis, Fan­ta­sy­bü­cher, Unter­hal­tungs­ro­ma­ne und Rat­ge­ber nur in einem Punkt von ande­ren Titeln, die in fried­li­cher Koexis­tenz mit ihnen ange­bo­ten wer­den: Sie wur­den ohne Ver­la­ge her­aus­ge­bracht.
[…]
… letzt­lich sind nur Autoren und Leser für den Buch­markt unent­behr­lich. Es geht, wenn­gleich es für Kul­tur­be­flis­se­ne ein Gräu­el ist, auch ohne Ver­la­ge und Buch­händ­ler.

Letz­te­res ist die Money­quo­te, die mei­ner Ansicht nach in den Digi­ta­li­sie­rungs- und Inter­net-fer­nen Ver­la­gen bis heu­te nie­mand ver­stan­den hat.

Es ist schier unglaub­lich: Seit fast zehn Jah­ren kri­ti­sie­re ich den Umgang der Buch­bran­che mit Self­pu­blishern und mal abge­se­hen davon, dass gewis­se Prot­ago­nis­ten aus die­ser Bran­che Platt­for­men geschaf­fen haben, um Self­pu­blishern ordent­lich Geld aus der Tasche zu zie­hen, hat sich streng genom­men ansons­ten nichts geän­dert. Nichts.

Man fin­det das Inter­view bei Xing, ein Blick auf Prinz Rupis Web­sei­te lohnt eben­falls immer.

Mimimi! – oder »Der Wert des geschriebenen Wortes«

Das Wort zum Sams­tag

Aktu­ell sehe ich wie­der ver­mehrt Jam­mer­posts von Self­pu­blishe­rIn­nen auf Face­book, die laut­stark ver­kün­den nie­mals (!!einself!!!1!) eBooks für 99 Cent ver­kau­fen zu wol­len. Der Wort­laut ist grob wie folgt:

»Mim­i­mi! Ich wer­de mein eBook nicht für 99 Cent anbie­ten! Es steckt doch so viel Herz­blut drin!!!einself! Wo bleibt denn da ‘der Wert des geschrie­be­nen Wor­tes’?«

Dazu eini­ge Anmer­kun­gen:

1.: Wer­be­ak­tio­nen sind genau das: Wer­be­ak­tio­nen. Man kann tau­sen­de Euro­nen aus­ge­ben, um eine Anzei­ge in irgend­ei­nem Käse­blatt zu schal­ten, die dann kei­ner sieht – oder die kei­nen inter­es­siert. Oder man ver­sucht eben durch eine Wer­be­ak­ti­on Sicht­bar­keit her­zu­stel­len. Die Dif­fe­renz zum übli­chen Ver­kaufs­preis ist dann eine ganz nor­ma­le Wer­be­inves­ti­ti­on, die kei­nes­wegs den eigent­li­chen Wert des Buches ver­rin­gert.

2.: Wenn das eBook nicht gekauft wird, dann ist es völ­lig egal was es kos­tet: Was ist dann der »Wert des geschrie­be­nen Wor­tes«?

3.: Wenn das eBook den Umfang eines Heft­ro­mans hat, kann 99 Cent ein durch­aus ange­mes­se­ner Preis sein.

4.: Schnell her­un­ter geschrie­be­ner Mas­sen­schmonz ist viel­leicht auch nur 99 Cent wert, und das ist dann mög­li­cher­wei­se auch sinn­voll, wenn er sich dafür viel öfter ver­kauft als für 4,99 Euro­nen.

5.: Wenn du dein eBook nicht für 99 Cent ver­kau­fen möch­test, dann ist das selbst­ver­ständ­lich dei­ne eige­ne Ent­schei­dung. Pri­ma, mach es so! Aber war­um uns des­we­gen stän­dig lan­ge voll­tex­ten?

6.: »Der Wert des geschrie­be­nen Wor­tes« muss sich an zahl­lo­sen wei­te­ren Medi­en mes­sen, bei­spiels­wei­se Fern­seh­se­ri­en, Fil­men, Com­pu­ter­spie­len – oder Apps für eben­falls 99 Cent. Mit denen steht man in der Gunst des Käu­fers in direk­ter Kon­kur­renz.

p.s.: Ich kann die Mim­i­mi-Tex­te nicht mehr sehen und hal­te sie für Jam­mer­posts, die nur Ver­käu­fe gene­rie­ren sol­len (wie es die meis­ten Autoren-Jam­mer­posts sol­len). Das ist eine mise­ra­ble – weil ner­vi­ge – Art von »Wer­bung«.

p.p.s.: Das gilt wei­test­ge­hend genau­so übri­gens auch für kos­ten­los-Aktio­nen

tolino media senkt Honorare für Selfpublisher

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Auch wenn man bei Toli­no Media mit diver­sen PR-Maß­nah­men durch­sich­tig ver­sucht, das noch als tol­les Ding zu ver­kau­fen: Die aus­zu­zah­len­den Tan­tie­men an Self­pu­blisher wur­den deut­lich gesenkt. Auch wenn man Anfang des Jah­res noch voll­mun­dig ver­such­te, Nut­zer auf die Platt­form zu bekom­men, indem man eine unbe­fris­te­te Betei­li­gung an den Umsät­zen in Höhe von 70% ver­sprach.

Damit ist es jetzt vor­bei, denn ab dem 1. Juli sinkt die Betei­li­gung bei Büchern, die weni­ger als 2,99 Euro kos­ten, auf 40%. Begrün­det wird das damit, dass die ent­ste­hen­den Kos­ten für Down­load und Bezah­lung angeb­lich so hoch sei­en, dass Toli­no Media dabei drauf­zah­len muss. Hät­te man das nicht vor­her wis­sen müs­sen? Die Kon­di­tio­nen haben sich ja nicht ver­än­dert. Das bestärkt mich dar­in, dass es sich um ein Lock­vo­gel­an­ge­bot han­del­te. Außer­dem möch­te man die Self­pu­blisher »dazu anre­gen« einen höhe­ren Preis für ihre Bücher zu neh­men. Das ist so pau­schal natür­lich völ­li­ger Blöd­sinn, der Preis muss selbst­ver­ständ­lich dem Inhalt ange­mes­sen sein, ich kau­fe ja auch kei­nen Heft­ro­man oder eine Kurz­ge­schich­te als eBook für mehr als drei Euro.

Für mich kommt das nicht über­ra­schend. Ich hat­te bereits zum Start der Platt­form gemut­maßt, dass sich die Kon­di­tio­nen schnel­ler zu Unguns­ten der Self­pu­blisher ändern dürf­ten, als man gucken kann, wenn eine gewis­se Zahl an Nut­zern erreicht wird und die Wer­be­pha­se vor­bei ist. Wenn man auf die ver­öf­fent­lich­ten Zah­len der Platt­form zum Anteil am eBook-Markt blickt, muss man sich ohne­hin fra­gen, wie rele­vant die Ver­kaufs­men­gen dort über­haupt sind.

p.s.: Man kann auf­grund die­ser uni­la­te­ra­len Ände­rung natür­lich sein Kon­to bei Toli­no ganz ein­fach kün­di­gen …

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Wir​ma​chen​druck​.de: kein cremefarbenes Papier?

wirmachendruck

Eigent­lich woll­te ich die bei­den Gas­licht-Bän­de der Steam­punk-Chro­ni­ken, deren Druck­fas­sun­gen nun end­lich fer­tig gewor­den sind, wie üblich bei Books­fac­to­ry dru­cken las­sen. Da die aber zick­ten und unbe­dingt einen Nach­weis der Zutei­lung mei­ner USt-ID haben woll­ten (die hat­te ich nicht mehr griff­be­reit und hät­te sich bei der Finanz­ver­wal­tung anfor­dern müs­sen, was Wochen dau­ern wür­de, da hat­te ich die Faxen dicke), habe ich den Druck­auf­trag stor­niert.

Auf der Suche nach einer Alter­na­ti­ve fiel mir wir​ma​chen​druck​.de ein, die waren mir bereits mehr­fach emp­foh­len wor­den und wir hat­ten auch bereits Fly­er und ein Book­let dort dru­cken las­sen, deren Qua­li­tät gut war.

Bei der Nut­zung des Kon­fi­gu­ra­tors gibt es nur fest vor­ge­ge­be­ne Buch­grö­ßen, da hat­te mir aller­dings schon mal jemand mit­ge­teilt, dass auch Son­der­for­ma­te kein Pro­blem dar­stel­len. Der kal­ku­lier­te Preis für ein A5-Buch (mei­ne wären etwas klei­ner) war auch gran­di­os und deut­lich güns­ti­ger als bei Books­fac­to­ry. Was ich aller­dings nicht erken­nen konn­te war, wel­che Papier­sor­te ich neh­men muss­te. Wie bei den ande­ren Bän­den auch – und wie bei Bel­le­tris­tik üblich – woll­te ich kein rein­wei­ßes Papier, son­dern ein leicht creme­far­be­nes (also bei­spiels­wei­se Mun­ken Cream). Um nicht lan­ge auf eine Email zu war­ten, rief ich die Sup­port-Hot­line an. Und was ich da erfuhr, war schon erstaun­lich.

Nein, im Kon­fi­gu­ra­tor gäbe es kei­ne Opti­on für creme­far­be­nes Papier. Mei­ne Fra­ge, wie das sein kön­ne, da man doch auch Bel­le­tris­tik-Kun­den anspre­chen wol­le, konn­te mir die Dame nicht beant­wor­ten. Sie wis­se aber, dass die­ses Papier vor­rä­tig sei. Ich sol­le doch bit­te eine Son­der­an­fra­ge über Online­for­mu­lar ein­rei­chen, dann kön­ne man mir ein Ange­bot machen. Das kön­ne aber bis zu 48 Stun­den dau­ern.

Gnarf. Wofür eine Tele­fon­hot­line, wenn die eine ein­fa­che Anfra­ge nicht beant­wor­ten kann?

Also mir die Zeit genom­men und das For­mu­lar mit den nöti­gen Infor­ma­tio­nen befüllt. Erfreu­li­cher­wei­se kam bereits heu­te mor­gen eine Ant­wort, aller­ding war die Ant­wort nicht zufrie­den­stel­lend. Ein Soft­co­ver­druck ist bei wir​ma​chen​druck​.de mit creme­far­be­nem Papier nicht mög­lich. Obwohl es laut Hot­line vor­rä­tig ist.

Sehr geehr­ter Herr Holz­hau­er,

vie­len Dank für Ihre indi­vi­du­el­le Anfra­ge bei WIR­ma­chen­Druck und das
damit in uns gesetz­te Ver­trau­en.

Bedau­er­li­cher­wei­se müs­sen wir Ihnen zu die­sem Zeit­punkt auf­grund des Papiers mit­tei­len,
dass es uns nicht mög­lich ist Ihnen ein ent­spre­chen­des Ange­bot zukom­men zu las­sen.

Wir hof­fen in die­sem Zuge auf Ihr Ver­ständ­nis und wür­den uns sehr freu­en,
wenn Sie uns zukünf­tig bei wei­te­ren indi­vi­du­el­len Anfra­gen wie­der
berück­sich­ti­gen wür­den.

Für wei­te­re Fra­gen ste­hen wir Ihnen selbst­ver­ständ­lich […] zur Ver­fü­gung

Für pro­fes­sio­nell hal­te ich das nicht. Damit ist wir­ma­chen­druck für Per­so­nen, die kei­ne Soft­co­ver-Bücher mit rein­wei­ßem Papier möch­ten, nicht nutz­bar, egal wie ver­meint­lich güns­tig ihr Ange­bot auch sein mag und wie sehr sie auf ihrer Web­sei­te damit ange­ben, Test­sie­ger bei irgend­wem gewor­den zu sein. Und wenn man laut der Wer­bung auf der Web­sei­te so ein­deu­tig auch Self­pu­blisher als Kun­den wer­ben  möch­te:

Buch­druck in höchs­ter Qua­li­tät – Sei­te für Sei­te. Sie möch­ten ver­lags­un­ab­hän­gig Ihr Buch ver­öf­fent­li­chen und suchen nach einer zuver­läs­si­gen Dru­cke­rei für hoch­wer­ti­gen Buch­druck? Wir dru­cken Ihre Bücher auf moderns­ten Druck­ma­schi­nen zu unge­wöhn­lich güns­ti­gen Prei­sen, auch in klei­nen Auf­la­gen. […] Schwar­z/­Weiß- oder Farb­druck sowie ver­schie­de­ne For­ma­te und Papie­re ste­hen zur Ver­fü­gung.

… dann ist es noch viel unver­ständ­li­cher, war­um sie ein sim­pels­tes Stan­dard­pa­pier nicht zur Ver­fü­gung stel­len kön­nen.

Ich suche dann mal wei­ter, für den Buch­druck kann ich wir​ma​che​druck​.de lei­der ver­ges­sen.

Nach­trag: Auf Twit­ter ist »Mell« ernst­haft der Mei­nung, »die Nach­fra­ge sei nicht hoch genug« und beharrt auch dar­auf. Soll das hei­ßen, die ver­kau­fen ernst­haft hau­fen­wei­se ahnungs­lo­sen Kun­den Bücher, bei denen man auf­grund des wei­ßen Papiers schnee­blind wird? Wie ver­trägt sich das mit der über­all auf der Web­sei­te getä­tig­ten Wer­be­aus­sa­ge, dass man sei­ne Kun­den so gran­di­os berät und beglei­tet?

Nach­trag zwei: Ich habe jetzt trotz­dem ein Kon­to ange­legt, um ein Papier­mus­ter­buch zu bestel­len (wer weiß, ob »Natur­pa­pier« nicht doch den gewünsch­ten Vor­ga­ben ent­spricht? Der Sup­port wuss­te es jeden­falls nicht wirk­lich). Und da dann gleich der näch­te Knül­ler: Das Kon­to wird ohne das in Deutsch­land zwin­gend vor­ge­schrie­be­ne Dou­ble-Opt-In ein­fach mal unve­ri­fi­ziert durch­ge­führt. Ich kann also für belie­bi­ge Per­so­nen, deren Email­adres­se ich ken­ne, ein Kon­to eröff­nen. Das wäre mei­ner Ansicht nach sofort abmahn­bar.

Nach­trag drei: Und pam­pig wird sie auch noch.

Nach­trag vier: Wenn es kei­ne Nach­fra­ge für creme­far­be­nes Papier gibt (was ich mir nur schwer vor­stel­len kann, da die­ses für Bel­lestris­tik eigent­lich Stan­dard ist), soll­te man die­se Nach­fra­ge viel­leicht erzeu­gen? Also lie­be Self­pu­blisher, fragt doch ein­fach mal bei wir­ma­chen­druck an, ob ein Soft­co­ver­druck mit creme­far­be­nem Pai­er mög­lich ist. Ent­we­der über deren Kon­takt­for­mu­lar (bei­spiels­wei­se unter »Lob, Kri­tik und Anre­gun­gen«), oder via Emails an info[at]wir-machen-druck[dot]de. Und immer schön freund­lich blei­ben. :)

Leipziger Buchmesse: »Veranstaltungen für Selfpublisher«?

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Mat­thi­as Mat­tig hat auf sei­ner Web­sei­te eine Rei­he von »Ver­an­stal­tun­gen für Self­pu­blisher« auf der Leip­zi­ger Buch­mes­se zusam­men­ge­stellt. Und sehe ich mir die­se Lis­te an, dann wird deut­lich, dass es sich dabei tat­säch­lich viel­mehr um »Wer­be­ver­an­stal­tun­gen für klas­si­sche Ver­la­ge« han­delt.

Denn ein Blick auf die Aus­rich­ter för­dert mit gro­ßem Über­hang Dienst­leis­ter zuta­ge, die aus den klas­si­schen Bran­chen­struk­tu­ren ent­stan­den sind, allen vor­an Books On Demand (Libri-Toch­ter) und epu­b­li (Holtz­brinck), aber sogar die Bör­sen­ver­eins­toch­ter MVB (Mar­ke­ting- und Ver­lags­ser­vice des Buch­han­dels GmbH) möch­te erläu­tern, war­um man sich uuuun­be­dingt den Struk­tu­ren der Bran­che unter­wer­fen muss.

Man möge mir ver­ge­ben, aber: das ist lächer­lich. Die ver­fol­gen aus­schließ­lich eine eige­ne Agen­da und wer glaubt, dass einem Self­pu­blisher dort neu­tra­le und objek­ti­ve Bera­tung erhal­ten, der glaubt auch an den Weih­nachts­mann.

Wer die mei­ner Ansicht nach schlech­ten Kon­di­tio­nen bei BoD kennt, der weiß, war­um er die­sen Dienst­leis­ter mei­det. Bei epu­b­li sieht das ganz ähn­lich aus, zu denen wer­de ich in Kür­ze noch was schrei­ben, die sind mög­li­cher­wei­se noch nicht ein­mal in der Lage, ihre eige­nen Ver­trä­ge zu erfül­len. Und es inter­es­siert sie auch nicht son­der­lich.

Des­we­gen: Wer die­se Ver­an­stal­tun­gen besucht, soll­te sich ganz genau dar­über im Kla­ren sein, wer da vor­trägt, und wel­che Beweg­grün­de die Dienst­leis­ter dabei haben. Und das ist mei­ner Mei­nung nach nicht die opti­ma­le Bera­tung der Self­pu­blisher, son­dern die Meh­rung des eige­nen Umsat­zes. Und man soll­te sich fra­gen, ob man Self­pu­blisher gewor­den ist, um sich dann doch wie­der den fos­si­len Bran­chen­struk­tu­ren zu unter­wer­fen, wie es die MVB offen­sicht­lich gern möch­te. Viel­mehr soll­te sich sogar umge­kehrt die Bran­che an die geän­der­ten Umstän­de anpas­sen (aber dar­an glau­be ich in abseh­ba­rer Zeit nicht).

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Kommentar: Ich weigere mich

Anja Bagus

Ich weiß nicht, wie oft ich mich dar­über schon auf­ge­regt habe. Und jetzt ist es auch mal wie­der soweit. Mir ist vor ein paar Tagen förm­lich der Kopf geplatzt und das hört nicht auf.

Wor­um geht´s?

Es geht mal wie­der um das unsäg­li­che Ding mit dem Lek­to­rat. Und als Click­bait: es geht auch um Bücher­klau und mei­nen Sta­tus als Autorin.

Ich wei­ge­re mich.

Ich bin dage­gen, dass ein vor­han­de­nes Lek­to­rat (und am Bes­ten noch ein bezahl­tes), ein Qua­li­täts­kri­te­ri­um für Bücher ist.

Wiki­pe­dia: Als Bear­bei­tungs­form umfasst das Lek­to­rat für gewöhn­lich die recht­schreib­li­che, stilistische,grammatikalische und inhalt­li­che Ver­bes­se­rung von Tex­ten. Das Auf­ga­ben­feld eines Lek­tors umfasst über die Tätig­keit des Lek­to­rie­rens hin­aus aber auch die Prü­fung der ein­ge­hen­den Manu­skrip­te oder Typo­skrip­te, die Zusam­men­stel­lung eines Ver­lags­pro­gramms, das Publi­ka­ti­ons­mar­ke­ting und die Beglei­tung von Skrip­ten bis zur Ver­öf­fent­li­chung. Durch einen Kor­rek­tor wer­den Tex­te recht­schreib­lich und gram­ma­ti­ka­lisch über­prüft. Die sti­lis­ti­sche Bear­bei­tung wird als sti­lis­ti­sches Lek­to­rat bezeich­net, das zwar zumeist ein Kor­rek­to­rat ein­schließt, jedoch stets dar­über hin­aus­geht.

Buchstabenfetischisten

fuhlerzufehler

Es gibt bekann­ter­ma­ßen ver­schie­de­ne Arten von Kunst. Alle haben eins gemein­sam: Ob einem das Werk gefällt ist maß­geb­lich vom eige­nen Geschmack und von den eige­nen Prä­fe­ren­zen abhän­gig, nicht vom Hand­werk. Gera­de bei gemal­ten oder gezeich­ne­ten Bil­dern ist bei­spiels­wei­se die Band­brei­te immens: da kann sogar ein ver­meint­lich hand­werk­lich schlecht gemach­tes Bild gera­de eben die genia­le Kunst sein (oder man ver­kauft es ein­fach so). Die Kunst liegt im Auge des Betrach­ters. Auch bei der Musik: Wenn jemand Musi­ker ist und live wirk­lich coo­le Musik macht, dann über­hört man gern auch mal eine Stel­le, die viel­leicht nicht ganz so opti­mal gelau­fen ist – und das wird dann ach noch als authen­tisch und nicht über­pro­du­ziert gelobt. Weil der Rest so toll und die Musi­ke­rin eine sym­pa­thi­sche Type ist. Ohne mit­tels Auto­tu­ne gestream­li­ned und lang­wei­lig gemacht zu wer­den. Im Netz fin­det man hau­fen­wei­se Wer­ke unbe­kann­ter Maler und Zeich­ner und man fin­det auch noch viel mehr Stü­cke von Indie-Musi­kern. Und ihnen wird übli­cher­wei­se eher wohl­wol­lend gegen­über­ge­stan­den, wenn sie ihr Hand­werk halb­wegs ver­ste­hen.

Im Bereich Schrift­stel­le­rei und Ver­öf­fent­li­chen von Büchern ist das anders. Da kom­men sofort die Buch­sta­ben­fe­ti­schis­ten aus ihren Löchern gekro­chen und regen sich über jeden gefun­de­nen Feh­ler auf, und sei er auch noch so klein. Und monie­ren laut­stark, dass das nicht sein dürfe!!!11einself!!

Man ver­ste­he mich nicht falsch. Grund­sätz­lich soll­te die Ortho­gra­fie stim­men. Viel­leicht sogar die Gram­ma­tik (man­che als klas­sisch aner­kann­te Autoren zei­gen aber, dass gera­de das nicht zwin­gend der Fall sein muss).

Aber dass ins­be­son­de­re bei Self­pu­blishern, also Indie-Autoren, so stren­ge Maß­nah­men ange­legt wer­den, deut­lich stren­ge­re als sogar bei Ver­lags­pu­bli­ka­tio­nen, die eben­falls nicht feh­ler­frei sind, lässt mich völ­lig ver­blüfft zurück. Ist denn das Schrei­ben und Ver­öf­fent­li­chen von Büchern eine so ande­re Kunst als das Malen oder Musi­zie­ren? War­um sieht man das nicht bei Büchern genau­so locker wie bei ande­ren Kunst­for­men? War­um der elen­de Buch­sta­ben­fe­ti­schis­mus?

Wenn ihr Recht­schreib- oder Flüch­tig­keits­feh­ler in einem selbst­pu­bli­zier­ten eBook fin­det, dann motzt nicht dar­über, son­dern sagt es dem Autor, der freut sich, kann die Feh­ler kor­ri­gie­ren und dann eine ver­bes­ser­te Ver­si­on online stel­len. Und euch ist schon auf­ge­fal­len, dass die Wer­ke von Self­pu­blishern übli­cher­wei­se deut­lich güns­ti­ger ange­bo­ten wer­den, als die von Publi­kums­ver­la­gen, mit ihren zig­tau­sen­der Auf­la­gen und ent­spre­chen­den Ein­nah­men? Wie könnt ihr da anneh­men, Indie-Bücher müss­ten in Sachen Feh­ler­frei­heit sogar bes­ser sein, als die von Ver­la­gen?

Wenn ich ein Buch lese, dann ent­schei­de ich anhand des Inhalts und des Stils, ob es mir gefällt. Ist da hin und wie­der mal ein klei­ner Feh­ler drin, dann ist mir das – mit Ver­laub – scheiß­egal, denn das schmä­lert den Rest des Buches nicht im Gerings­ten. Das ist für mich ganz genau so, wie bei ande­ren Kunst­for­men auch.

Was die Buch­sta­ben­fe­ti­schis­ten da machen, ist in mei­nen Augen typisch deut­sche Korin­then­ka­cke­rei.

[Update] Aus gege­be­nem Anlass: Es geht hier weder um »Self­pu­bli­shing-Bücher, die vor Feh­lern strot­zen«, noch um die »Ver­ge­wal­ti­gung der Spra­che im Inter­net«, also bit­te kei­ne Derai­ling-Ver­su­che. Dan­ke.

Reality Check: Vortrag von Anja Bagus und Alex Jahnke

Auf dem BuCon in Drei­eich gab es in die­sem Jahr einen Vor­trag von Anja Bagus und Alex Jahn­ke mit dem Titel »Rea­li­ty Check« Er dreht sich ums Schrei­ben, dar­um, wie man ein Autor wird und was einem dabei alles begeg­nen (Har­py­ien!) und pas­sie­ren kann, sowie um Self­pu­bli­shing und Fak­ten zu den The­men und zum Buch­markt.

Da ich Anjas und mei­nen Gemein­schafts­stand hüten soll­te, konn­te ich die Kame­ra lei­der nur hin­stel­len und muss­te dann wie­der ent­schwin­den, des­we­gen ist das Video lei­der ein wenig … sta­tisch … ;) Mein beson­de­rer Dank muss hier dem Tüten­knis­te­rer gel­ten, der sei­nen Jab am Anfang wirk­lich ernst genom­men hat.

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