Onlinespiele

Rant: Tolkien, Warner und die Qualitätsmedien

Lie­be Qua­li­täts­me­di­en. Habt ihr wie­der alle bei der dpa abge­schrie­ben? Oder bei einer ande­ren Agen­tur? Anders kann ich es mir eigent­lich nicht erklä­ren, dass ich allent­hal­ben im Web die Über­schrift »Tol­ki­en-Erben kla­gen gegen HOB­BIT-Pro­du­zen­ten« und Varia­tio­nen davon lesen muss. Bei­spiels­wei­se beim Focus, beim Tages­spie­gel, bei Der Wes­ten, Ber­li­ner Zei­tung, fr-online, Bör­sen­blatt (wo ich das zum ers­ten Mal fand) und zahl­lo­sen mehr (lie­be Leser, wenn ihr nach »Tol­ki­en« und »Pro­du­zen­ten« goo­glet, fin­det ihr reich­lich Tref­fer).

Ihr müsst jetzt ganz stark sein: nein, lie­be Qua­li­täts­me­di­en, das stimmt so nicht.

Kor­rekt ist, dass das Tol­ki­en-Estate (und noch ein paar mehr) War­ner Bros. Enter­tain­ment wegen angeb­lich uner­laub­ter digi­ta­ler Ver­wer­tung im Rah­men von »Glücks­spie­len« und Online-Games wie LOTRO, sowie der »Schä­di­gung des Anse­hens Tol­ki­ens und sei­ner Wer­ke« vor einem kali­for­ni­schen Gericht ver­klagt hat. Bis hier­hin nicht schlecht.

Inkor­rekt ist aber, dass War­ner Bros. Pro­du­zent des HOBBITS ist. War­ner Bros. ist viel­mehr der Dis­tri­bu­tor. Die pro­du­zie­ren­den Fir­men der Film­rei­he sind: New Line Cine­ma, Metro-Gold­wyn-May­er (MGM), Wing­Nut Films und 3Foot7. War­ner pro­du­ziert zwar auch Fil­me, aber in die­sem Fall nicht direkt, son­dern höchs­tens indi­rekt über die Fir­men, die ihm gehö­ren – sie tre­ten aber defi­ni­tiv nicht offi­zi­ell als Pro­du­zent der HOB­BIT-Ver­fil­mung auf. Der War­ner-Kon­zern macht aber auch noch eine gan­ze Men­ge ande­rer Din­ge, bei­spiels­wei­se durch sei­ne Mar­ke War­ner Bros. Inter­ac­ti­ve – die ste­hen letzt­lich auch hin­ter dem bemän­gel­ten HERR DER RINGE ONLINE und unter ande­rem wegen die­ses MMORPGs (ich habe den Begriff für euch ver­linkt, falls ihr den nicht kennt) ist der Kon­zern ver­klagt wor­den. War­um muss dann in der Schlag­zei­le was vom »HOB­BIT-Pro­du­zen­ten« ste­hen? Weil das The­ma HOBBIT so ange­sagt ist und garan­tier­te Hits ver­spricht? Weil irgend­ei­ne Agen­tur, bei der ihr alle copy&pastet, es so ver­lau­ten ließ?

DER HOBBIT und des­sen Pro­duk­ti­on hat mit der Kla­ge erst ein­mal exakt nichts zu tun – höchs­tens indi­rekt, weil das Tol­ki­en-Estate eine Pro­mo-Sei­te mit einem Slot­ma­chi­ne-Spiel, in dem Kon­ter­feis der Hel­den aus HOBBIT und HERR DER RINGE auf­tauch­ten, idio­ti­scher­wei­se als »Glücks­spiel« bezeich­ne­te und bemän­gel­te. War­ner pro­du­ziert den HOBBIT nicht. Kor­rekt wäre es also gewe­sen, wenn die Schlag­zei­le bei­spiels­wei­se gelau­tet hät­te: »Tol­ki­en-Erben ver­kla­gen War­ner Bros.«. So wie bei mir ges­tern.

Aber ihr lest das hier ja eh nicht. :)

Update: auf eini­gen Web­sei­ten ändern die Zei­tun­gen die Titel inzwi­schen, in den Goog­le Ergeb­nis­sen fin­den sich aber noch die alten Überschriften.

[cc]

Bild Pro­du­zent – Dis­tri­bu­tor von mir. CC BY-NC-SA.

Views: 0

Tolkien Estate verklagt Warner wegen Online-Inhalten

Ande­res als im obi­gen Screen­shot dräu­en düs­te­re Wol­ken über der vir­tu­el­len Mittelerde:

Eine Gemein­schaft aus dem Tol­ki­en-Estate (Nach­lass- und Rech­te­ver­wal­ter des Pro­fes­sors), sowie wei­te­ren Teil­neh­mern, hat War­ner Bros. und den Lizenz­in­ha­ber The Saul Zaentz Com­pa­ny ver­klagt, die Kla­ge­schrift wur­de beim Hol­ly­wood-Repor­ter ver­öf­fent­licht. Saul Zaentz hal­ten bereits seit 1969 bzw. 1975 Lizenz­rech­te an dem Mar­ken LORD OF THE RINGS und HOBBIT. Zen­tra­ler Punkt der Kla­ge ist, dass die Rech­te­inha­ber ihr Lizenz­recht uner­laubt auf nicht­phy­si­sche Pro­duk­te aus­ge­wei­tet zu haben sol­len. Damit sind ins­be­son­de­re »Glücks­spie­le« (bit­te?), aber auch »her­un­ter­lad­ba­re Spie­le« und Online-Games gemeint. Pri­mä­res Ziel ist hier offen­bar HERR DER RINGE ONLINE, es geht aber auch um Off­line-Spie­le, für die Down­load-Con­tent zur Ver­fü­gung gestellt wurde.

Das Pikan­te dar­an: es wird nicht nur Scha­dens­er­satz in Höhe von 80 Mil­lio­nen Dol­lar gefor­dert, zusätz­lich ist eine For­de­rung ein Teil der Kla­ge, sämt­li­che »nicht­phy­si­schen« Pro­duk­te sofort ein­zu­stel­len und vom Markt zu nehmen.

Ein Aus­zug aus der Klageschrift:

Howe­ver, in recent years, and par­ti­cu­lar­ly in the after­math of the unpre­ce­den­ted finan­cial and cri­ti­cal suc­cess of the Films, defen­dants have, with incre­asing bold­ness, enga­ged in a con­ti­nuing and escala­ting pat­tern of usur­ping rights to which they are not entit­led — rights which belong exclu­si­ve­ly to plaintiffs.

For exam­p­le, alt­hough their limi­t­ed mer­chan­di­sing licen­se only gives them the right to sell tan­gi­ble mer­chan­di­se, defen­dants have deve­lo­ped, licen­sed and/or sold (and con­ti­nue to deve­lop, licen­se and/or sell) down­loa­da­ble video games based on The Lord of the Rings and The Hob­bit, available only by down­loa­ding and/or access via the Inter­net, via mobi­le apps, tablet apps or other simi­lar digi­tal dis­tri­bu­ti­on chan­nels, or through other online inter­con­nec­ti­vi­ty such as Face­book.  The­re is no phy­si­cal or tan­gi­ble item of mer­chan­di­se sold to the con­su­mer with the­se games.

Defen­dants also have asser­ted and con­ti­nue to assert that they have rights rela­ting to a wide varie­ty of goods and ser­vices bey­ond »artic­les of tan­gi­ble per­so­nal pro­per­ty« and have regis­tered trade­marks and/or filed »intent to use« appli­ca­ti­ons in tho­se same cate­go­ries, inclu­ding wit­hout limi­ta­ti­on hotels, restau­rants, tra­vel agen­ci­es, ring­to­nes, online/downloadable games and housing deve­lo­p­ments — cate­go­ries of rights which plain­ly have not been gran­ted to them.

War­ner hat ver­ständ­li­cher­wei­se bis­lang nicht zu den Vor­wür­fen Stel­lung genom­men. Soll­te die Kla­ge Erfolg haben, wür­de das das Ende von LOTRO bedeu­ten, aller­dings ist davon aus­zu­ge­hen, dass der Kon­zern sei­ne gesam­te Rechts­ab­tei­lung akti­viert – und der Aus­gang sol­cher Kla­gen ist in den USA dank des ver­schwur­bel­ten Rechts­sys­tems alles ande­re als gewiss.

Ich wür­de mal ver­mu­ten, dass dem Tol­ki­en Estate inzwi­schen geschwant hat, dass sie schlecht ver­han­delt haben und Ver­brei­tungs­rech­te über das Inter­net nicht früh­zei­tig genug in die Ver­trä­ge ein­gin­gen. Jetzt möch­te man das nach­ho­len und kas­sie­ren – es ist wahr­schein­lich, dass sich Darth War­ner wie üblich hier­bei nicht son­der­lich frei­gie­big zei­gen woll­te. Ich gehe nicht davon aus, dass die Ver­ant­wort­li­chen der­art naiv sind zu glau­ben, wirk­lich eine Abschal­tung des Online­spiels errei­chen zu kön­nen. Mal ganz davon abge­se­hen soll­te ihnen klar sein, dass die Fan­ge­mein­de von HDRO ins­be­son­de­re seit­dem das Spiel zu free-2-play wur­de groß ist und die­se in hohem Maße erbost dar­über sein wür­de, wenn das erfolg­rei­che MMO auf­grund der Kla­ge so ein­fach abge­schal­tet wer­den müss­te – den Klä­gern dürf­te dann ein Shit­s­torm epi­schen Aus­ma­ßes ins Haus ste­hen. Ich den­ke, aller­dings, dass das Gan­ze auf einen Ver­gleich hin­aus­lau­fen wird, bei dem War­ner (zäh­ne­knir­schend) einen Betrag bezahlt und dafür die Online-Inhal­te bestehen bleiben.

Inter­es­sant wird aller­dings sein zu sehen, ob die For­de­run­gen der Tol­ki­en-Erben gund­sätz­lich von Gerich­ten als vali­de ange­se­hen wer­den. Soll­te dem so sein, dürf­te das mög­li­cher­wei­se auch Aus­wir­kun­gen auf zahl­lo­se ande­re »Intellec­tu­al Pro­per­ties« haben.

[cc]

Screen­shot LOTRO Copy­right Tur­bi­ne und War­ner Bros.

Views: 0

Heute erscheint: FOR THE WIN von Cory Doctorow

For The Win

FOR THE WIN ist der aktu­el­le Roman des Sci­ence-Fic­tion-Schrift­stel­lers und Netz­ak­ti­vis­ten Cory Doc­to­row, der bereits mit Wer­ken wie DOWN AND OUT IN THE MAGIC KINGDOM, MAKERS oder ins­be­son­de­re LITTLE BROTHER eini­gen Erfolg auf­wei­sen konnte.

Das Beson­de­re an sei­nen­Ro­ma­nen: zwar kann man sie in einer her­kömm­li­chen Druck­form gou­tie­ren, eben­so bie­tet er sie aber auf sei­ner Web­sei­te zum kos­ten­lo­sen Down­load in ver­schie­de­nen eBook- und Text­for­ma­ten an.

FOR THE WIN ist eine span­nen­de Geschich­te über Kin­der und Jugend­li­che rund um die Welt, die als »Gold­far­mer« arbei­ten. Gold­far­mer sind Per­so­nen, die in Online­spie­len wie WORLD OF WARCRAFT sich wie­der­ho­len­de Auf­ga­ben durch­füh­ren, um vir­tu­el­le Reich­tü­mer anzu­sam­meln, die man dann gegen har­tes – und vor allem ech­tes – Geld an Spie­ler ver­kau­fen kann, die sich das aus Faul­heit oder Man­gel an Geduld im Spiel nicht selbst erar­bei­ten wol­len. Die (oft wie Skla­ven aus­ge­nutz­ten) Gold­far­mer nut­zen ver­netz­te Com­pu­ter­spie­le und ande­re ver­netz­te Sys­te­me, um eine welt­wei­te Han­dels­ver­ei­ni­gung zu grün­den, die ihnen dabei hel­fen soll, ihre Rech­te zu ver­tre­ten. Der Roman beschäf­tigt sich mit wie immer von Cory auf höchst unter­halt­sa­me Wei­se auf­ge­ar­bei­te­ten The­men wie Öko­no­mie, Welt­po­li­tik, die Arbei­ter­be­we­gung sowie Theo­rie und Pra­xis von Computerspielen.

Cory Doctorow

In den USA erscheint FOR THE WIN bei Tor Books, in Groß­bri­tan­ni­en bei Har­per Coll­ins, Ran­dom House pro­du­zier­te eine unge­kürz­te Hör­buch-Ver­si­on, die man DRM-frei und ohne dass man sei­ne See­le ver­kau­fen muss, auf Corys Sei­te erwer­ben kann.

Und selbst­ver­ständ­lich gibt es auch die­sen Roman wie­der zum kos­ten­lo­sen Down­load auf sei­ner Sei­te craphound.com. Nicht­kom­mer­zi­el­le Ver­brei­tung und das Erstel­len abge­lei­te­ter Wer­ke sind unter CC-Lizenz erlaubt. Wer also eine Fan-Über­set­zung erstel­len möch­te: immer los, das ist von Cory Doc­to­row aus­drück­lich erwünscht! :o)

Bil­der: Cover FOR THE WIN, Copy­right 2010 Tor Books, bei Ama­zon kann man bis­lang lei­der nur die UK-Ver­si­on vor­be­stel­len. Bild Cory Doc­to­row Copy­right Cory Doctorow.

[cc]

Views: 0

Gamescom erweitert Portfolio um Onlinespiele

Logo Gamescom

Nach der ers­ten erfolg­rei­chen Aus­rich­tung der Games­com, der neu­en euro­päi­schen Leit­mes­se für Com­pu­ter- und Video­spie­le, plant der Orga­ni­sa­tor – die Mes­se Köln – eine Erwei­te­rung des Ange­bots: Zusätz­lich zu den bereits vor­han­de­nen The­men sol­len wei­te­re Schwer­punk­te auf Online­spie­le gelegt wer­den. Dazu gehö­ren MMORPGs eben­so wie die immer belieb­ter wer­den­den Brow­ser­games; gera­de letz­te­re decken von Casu­al Games á la Farm­Ville bis zu auf­wen­di­gen Simu­la­tio­nen eine beein­dru­cken­de Band­brei­te ab. In dem Markt ste­cken Mil­lio­nen, da wun­dert es nicht, dass ihm auf der Mes­se ein grö­ße­res Podi­um gebo­ten wer­den soll.

Gleich­zei­tig dürf­te die Ankün­di­gung aber auch ein wei­te­rer Hieb in Rich­tung Leip­zig sein. Nach­dem die Bran­che von der dor­ti­gen Games Con­ven­ti­on auf­grund von Kapa­zi­täts- und Lage­pro­ble­men nach Köln abge­wan­dert war, such­te die Mes­se­ge­sell­schaft nach einem Alter­na­tiv­kon­zept und fand ihn in der Games Con­ven­ti­on Online, die aber nicht so recht zün­den woll­te. Aus Bran­chen­sicht scheint es daher wohl sinn­voll, auch die­sen Teil­be­reich der Com­pu­ter-Unter­hal­tung in die Ver­an­stal­tung in Köln zu inte­grie­ren. Im letz­ten Jahr waren ohen­hin bereits maß­geb­li­che Anbie­ter dort vertreten.

Olaf Wol­ters, Geschäfts­füh­rer des Bun­des­ver­ban­des Inter­ak­ti­ve Unter­hal­tungs­soft­ware (BIU) e. V., kom­men­tiert: »In die­sem Jahr dreht sich in unse­rer Bran­che vie­les um Inter­net und Online. Mit der neu­en The­men­welt Online – und Brow­ser­games auf der dies­jäh­ri­gen Games­com wol­len wir die­ser Ent­wick­lung Rech­nung tragen.«

Die Games­com 2010 fin­det vom 18. bis 22. August 2010 in Köln statt, par­al­lel dazu wird die Game Deve­lo­pers Con­fe­rence Euro­pe abge­hal­ten, auf der ein Tag eben­falls die­sem The­ma gewid­met wird.

Views: 0

Nach oben scrollen

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies und von eingebundenen Skripten Dritter zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest (Navigation) oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst Du Dich damit einverstanden. Dann können auch Cookies von Drittanbietern wie Amazon, Youtube oder Google gesetzt werden. Wenn Du das nicht willst, solltest Du entweder nicht auf "Akzeptieren" klicken und die Seite nicht weiter nutzen, oder Deinen Browser im Inkognito-Modus betreiben, und/oder Anti-Tracking- und Scriptblocker-Plugins nutzen.

Mit einem Klick auf "Akzeptieren" werden zudem extern gehostete Javascripte freigeschaltet, die weitere Informationen, wie beispielsweise die IP-Adresse an Dritte weitergeben können. Welche Informationen das genau sind liegt nicht im Einflussbereich des Betreibers dieser Seite, das bitte bei den Anbietern (jQuery, Google, Youtube, Amazon, Twitter *) erfragen. Wer das nicht möchte, klickt nicht auf "akzeptieren" und verlässt die Seite.

Wer wer seine Identität im Web schützen will, nutzt Browser-Erweiterungen wie beispielsweise uBlock Origin oder ScriptBlock und kann dann Skripte und Tracking gezielt zulassen oder eben unterbinden.

* genauer: eingebettete Tweets, eingebundene jQuery-Bibliotheken, Amazon Artikel-Widgets, Youtube-Videos, Vimeo-Videos

Schließen