Bei O’Connell Press erschien C. M. Hafens Fantasy-Trilogie DAS DRACHENVOLK VON LEOTRIM. Die gibt es jetzt gesammelt in einem Band, genauer gesagt in einem eBook zum Einführungspreis. Der Verlag schreibt dazu:
C. M. Hafens All-Age-Drachensaga wurde von den Leserinnen und Lesern ganz besonders ins Herz geschlossen. Kein Wunder, denn die Autorin versteht es wie kaum eine Andere ihrer Zunft, jene filigrane Zerbrechlichkeit der Kindheit mit all ihren herzzerreißenden Freundschaften überaus detailreich einzufangen, ohne dabei moralisierend oder sentimental zu werden. Eingebettet in die fantastische Welt von Leotrim gehen die Helden auf eine ungewöhnliche Entdeckungsreise, die sie für immer verändern wird.
Im Gegensatz zu George R. R. Martins gewaltigen Drachen aus Westeros sind jene von C. M. Hafen meist keine riesigen und furchterregenden Feuerbringer, die ganze Städte in Schutt und Asche legen, sondern sanfte, nachdenkliche Wesen. Sie sind den Menschen, mit denen sie verbunden sind, oftmals moralisch wie auch an Weisheit überlegen.
Das Sammel-eBook enthält die Einzelromane DRACHENBRÜDER, DRACHENSICHEL und DRACHENFRIEDEN, es kostet in der Einführungsphase nur 99 Cent, später werden 8,99 Euro fällig. Der Umfang einer Printausgabe wäre 598 Seiten.
Coverabbildung Copyright O’Connell Press
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Ein gutes Jahr nach Tobias Jafael Junges Jugendroman-Debüt Deadwater. Das Logbuch, ist der Nachfolger Darkworld. Der geheime Code im Dressler Verlag erschienen. Titel und Aufmachung ähneln sich dabei nicht ganz zufällig. Auch wenn es sich um keine direkte Fortsetzung handelt, spielt die Geschichte doch in derselben Welt und zur selben Zeit – nämlich hier und jetzt. Außerdem lassen sich für aufmerksame Leser des Vorgängers ein paar verstreute Brotkrumen finden, die zurück zu den Ereignissen im Ökothriller Deadwater führen.
Künstliche Intelligenz und menschlicher Wahnsinn
Im Leben des 15-jährigen Anton läuft es ziemlich rund. Er ist ein passabler Schüler, hat eine hübsche Freundin und sein Basketballtalent wird ihm früher oder später den Sprung aus der brandenburgischen Provinz nach Berlin ermöglichen. Zwar hegen seine Eltern eine ziemliche Abneigung gegen die Großstadt, aber das wird schon. Doch dann ist plötzlich alles anders, alles weg. Eine Explosion im Elternhaus schleudert ihn in eine undurchdringliche Dunkelheit, die zwischen Lügen und Geheimnissen hervorquillt. Cyberterroristen und ein übermächtiger Konzern scheinen ein unheimliches Interesse an Anton zu entwickeln. Familie und Freunde verbergen etwas. Wem kann er noch vertrauen? Oder spielt ihm sein zunehmend amoklaufender Verstand einen Streich? Bald wird jedoch eines klar: Der Schlüssel zu seiner Zukunft liegt in seiner Vergangenheit. Darkworld ist ein atemlos spannender Cyber-Thriller im Blog-Style. Mit Pixelbildern, Memos, Schlagzeilen und Statistiken.
Die Illustrationen steuerte Nils Andersen bei.
1998, also bereits vor sagenhaften 20 Jahren, erschien der erste Band der Abenteuer um den Zauberlehrling HARRY POTTER aus der Feder von J. K. Rowling. Es sind also vermutlich in diesem Jahr noch die ein oder anderen Überraschungen zu erwarten.
Carlsen, bei denen die deutschsprachigen Ausgaben erschienen, sind ebenfalls dabei, die bringen Ende August eine neu gestaltete Jubiläums-Ausgabe der Romane heraus, bei denen die Cover vom Mailänder Künstler und Illustrator Iacopo Bruno gestaltet wurden.
Die Preise sind dabei durchaus happig: je nach Umfang fallen zwischen 16,99 und 29,99 Euro an. Carlsen möchte also offenbar an Harry und Co. nochmal ordentlich verdienen. Man darf gespannt sein, wie die Preise für die eBooks-Ausgaben angesiedelt sein werden, ich werfe mal einen Blick in mein Denkarium und sehe darin: Mondpreise.
Die Neuauflagen erscheinen am 31. August alle am Stück.
Im Internet machte sich die Berliner Künstlerin und Illustratorin Claudya Schmidt mit ihren opulenten Zeichnungen schon früh einen Namen, vor allem auf der Plattform DeviantArt unter ihrem Pseudonym AlectorFencer. Die ersten Aufträge aus der Wirtschaft folgten wie von selbst. Vor neun Jahren kam ihr die erste Idee zu »Myre«, der Heldin einer Fantasy-Story in einer unwirtlichen Welt, die von antropomorphen Tieren sowie furchterregenden Drachen bewohnt wird. In den folgenden sieben Jahren fertigte Claudya Schmidt unzählige Konzeptzeichnungen und Skizzen an, baute Yria, die Welt von »Myre«, kontinierlich aus und holte mit dem Amerikaner Matt Davis einen professionellen Co-Autoren an Bord. Das Crowdfunding zum ersten Band und bisher letzten Band der englischen Ausgabe im Eigenverlag brachte im Handumdrehen die doppelte Zielsumme ein, und Myre – Die Chroniken von Yria war geboren.
Jetzt erscheint Myre in einer großformatigen Ausgabe auf Deutsch.
Die namensgebende Heldin ist eine rastlose Wanderin, die ohne Ziel die kargen Steppen Yrias durchstreift. Begleitet wird sie nur von Varug, einem Drachen, ihrem Reittier und Beschützer. Und Schutz hat Myre, auch wenn sie alles andere als wehrlos ist, bitter nötig: Neben Durst und Hunger bedrohen Banditen ihre wenigen Habseligkeiten und ihr Leben, denn in Yria muss jeder selbst um sein Dasein kämpfen. Der alte Maulheld Boozer versorgt nach einem Überfall ihre Wunden, beauftragt sie im Gegenzug jedoch mit einem scheinbar simplen Botengang. Doch Boozers Blick ist auf eine alte Prophezeiung gerichtet, die vom Wiederaufblühen Yrias spricht, und er glaubt nicht an Zufälle …
»Myre« ist auf sechs Bände ausgelegt. Der zweite Band erscheint im Oktober 2018. Claudya Schmidt arbeitet außerdem an weiteren Geschichten aus der Welt von Yria. Sie wird ihr Werk auf dem Comic Salon Erlangen präsentieren.
Myre – Die Chroniken von Yria Buch 1
Autoren: Claudya Schmidt, Matt W. Davis
Zeichnerin: Claudya Schmidt
Farben: Claudya Schmidt
Übersetzerin: Jaqueline Stumpf
96 Seiten
Band 1 von 6
ISBN: 978–3‑96219–105‑4
Preis: 19,80 €
Quelle und Copyright Titelabbildung sowie Promografik: Splitter Verlag
Es hat etwas gedauert, aber nun ist es soweit: Die von PhantaNews präsentierte SF-Anthologie REISEZIEL UTOPIA gibt es jetzt endlich auch als eBook. Als ePub war es bereits ein paar Tage in allen möglichen Shops erhältlich, allerdings hatte der »Dienstleister« Libreka es nicht gebacken bekommen, es auch in den Kindle-Shop zu stellen, das hat jetzt funktioniert. Nochmal zur Erinnerung:
Science Fiction – das bedeutete in den vergangenen Jahren literarisch schwerpunktmäßig Dystopien. Das war einmal anders, im goldenen Zeitalter der SF und auch noch in den 1970ern sah das Genre Themen wie Technologie oder gesellschaftliche Entwicklungen oftmals aus einem positiven Blickwinkel, beschrieb ein lebenswerte, eine bessere Zukunft. Die vorliegende Sammlung von Kurzgeschichten möchte an diese Tradition der Science Fiction anknüpfen und einen Blick in eine bessere Zukunft ermöglichen — aber auch positive Utopien sind immer eine Frage des Betrachtungswinkels …
Mit Geschichten von:
Anja Bagus, Victor Boden, Dieter Bohn, Carmen Capiti, Paul Tobias Dahlmann, Jens Gehres, Marcus R. Gilman, Herbert Glaser, Gerhard Huber, Daliah Karp, Thomas Kodnar, Yann Krehl, Ingo Muhs, A. L. Norgard, Andreas Raabe, Dorothe Reimann, Gernot Schatzdorfer, Olaf Stieglitz und Joachim Tabaczek.
Das eBook liegt als epub oder für den Kindle vor und kostet gerade mal 3,99 Euro.
Ostern ist vorbei, die Eier sind verputzt, die Schokolade längst auf den Hüften gelandet und zwischendurch hat ein neuer Monat begonnen, der traditionell mit Fake News begangen wird. Kein Aprilscherz ist allerdings die 654. Ausgabe des PHANTASTISCHEN BÜCHERBRIEFS von Erik Schreiber, in dem dieser die im März gelesenen Bücher und andere Medien vorstellt.
Leider muss die aktuelle Ausgabe mit zwei Nachrufen auf Uwe Helmut Grave und Kate Wilhelm beginnen. Danach gibt es diesmal auf 23 Seiten Rezensionen aus dem Kategorien Deutsche und Internationale Phantastik, Jugendliteratur, Krimi & Thriller, Hörspiele und Comic.
DER PHANTASTISCHE BÜCHERBRIEF 654 liegt wie immer im PDF-Format vor und kann hier kostenlos herunter geladen werden.
Die GHOSTSITTER-Hörspiele nach den Büchern von Multitalent Tommy Krappweis gehen in die nächste Runde, denn ab sofort ist die von Bumm Film produzierte zweite Staffel bei Audible und Amazon Music DE erhältlich.
Geeignet für jung, alt, mittelalt und untot!
Zum Inhalt:
Tom und seine geisterhaften Freunde sind zurück! Der vierzehnjährige Tom Röschenberg hat eine Geisterbahn geerbt und alle Untoten darin sind höchst lebendig! Und es bleibt spannend für unseren jungen Ghostsitter: Nicht nur, dass sich Vampir Vlarad aufgrund übermäßigen Konsums von Hamsterblut in einen solchen verwandelt hat; nun steht auch noch der hundertste Getodstag von Wombie dem Zombie an. Dass dafür ein Voodoodolch, ein magischer Ring und ein Zauberkessel gebraucht werden und Wombie ohne das Ritual zu Staub zerfallen wird, macht die Sache nicht einfacher, Tom aber umso nervöser.
Natürlich sind alle wild entschlossen, das abenteuerliche Rennen gegen die Zeit zu gewinnen, um den gutmütigen Wombie vor dem Zerfall zu retten. Zudem muss Tom all seine detektivischen Fähigkeiten einsetzen, um das Rätsel um die verschwundene Bestsellerautorin Tiffany Schuster zu lösen. Steckt sein Erzfeind Zoracz dahinter? Und was hat der geheimnisvolle, mechanische Clown im Inneren des Spiegelkabinetts damit zu tun?
Als Stimmen konnten erneut namhafte deutsche Sprecher gewonnen werden, nämlich zum Beispiel Hugo Egon Balder, Felix Strüven, Wigald Boning, Paulina Rümmelein, Christoph Maria Herbst, Detlev Tams, Joseph Hannesschläger, Karim El Kammouchi, Carin C. Tietze, David Gromer, Sabine Lorenz, Norman Cöster und Sabine Bohlmann.
Ich hatte in diesem Jahr gar nicht darüber berichtet, dass schon wieder mal anlässlich der Leipziger Buchmesse die Cosplayer-Sau durchs virtuelle Dorf getrieben wurde. Mal wieder hatte irgendein Honk postuliert, dass die Cosplayer auf der seriösen Messe nichts zu suchen hätten. Und überhaupt! Ich hatte diesmal deswegen nicht berichtet, weil ich das Ganze inzwischen für einen müden PR-Stunt halte, um ins Gespräch zu kommen.
Doch jetzt bleibt mir doch mal wieder die Spucke weg. Auf der einen Seite schwadronieren die Messeveranstalter darüber, dass sie selbstverständlich wegen der Meinungsfreiheit (!!!einself!1!) auch rechte Verlage auf der Leipziger Messe zulassen müssen. Darüber kann man jetzt trefflich diskutieren, letztlich kann man davon ausgehen, dass man auf die Einnahme der horrenden Standgebühren auch von den Rechten einfach nicht verzichten möchte. Meinungsfreiheit ist aber natürlich ein viel positiver wirkender Grund, als »wir wollen Kohle generieren«. Wie gesagt: Darüber kann man diskutieren, es gibt eine Menge Für und Wider, und Meinungsfreiheit ist tatsächlich ein hohes Gut.
Während man mit den Rechten also offenbar kein Problem hat, hält es der Messeveranstalter und halten es dessen Erfüllungsgehilfen allerdings offenbar für notwendig und völlig normal, Cosplayer auf unfassbar dumme und unverschämte Art zu drangsalieren. Klar: die Wahrscheinlichkeit dass die sich wehren ist natürlich erheblich geringer als bei rechten Protagonisten, da weiß man nicht zuletzt seit der Buchmesse Frankfurt, dass die auch gern mal die Fäuste sprechen lassen. Vielleicht hat der eingesetzte Sicherheitsdienst davor Angst und schikaniert stattdessen lieber völlig harmlose Cosplayer?
Worüber ich hier rede? Über einen Erfahrungsbericht von Elise O. (Name auf Wunsch der Person geändert, Anm. d. Red.) auf Teilzeithelden.de, der mich fassungslos gemacht hat, und den man sich dringend mal durchlesen sollte. (Edit 25.01.2021: Auf Wunsch der genannten Person wurde der Artikel auf Teilzeithelden entfernt, deswegen musste ich auch hier den Link entfernen, man findet Informationen worum es ging bei hallespektrum.de).
Wenn schon Toleranz, dann bitte auch gegenüber den Fans. Angesichts solcher Übergriffe, Willkür und sexistischer Sprüche wären Maßnahmen der Messeleitung gegen den Sicherheitsdienst dringend angeraten. Aber ich wage mal einen Blick in die Kristallkugel: Es wird nichts geschehen und im nächsten Jahr dann dasselbe.
Essex County, Sweet Tooth, Der Unterwasserschweißer, Descender, Moon Knight, Old Man Logan – eine Liste der Werke des kanadischen Comic-Autors Jeff Lemire liest sich wie eine Art Best-Of der letzten zehn Jahre Comicgeschichte. Lemires Stories leben von den Facetten des Zwischenmenschlichen, die sie abbilden, und ziehen ihre Energie aus einem meist eher düsteren emotionalen Spektrum.
Insofern scheint eine Golden-Age-Superhelden-Story wie BLACK HAMMER so gar nicht zu Lemires Stil zu passen. Aber das Leben der vergessenen Helden von Spiral City, die nach einem fatalen Gefecht auf einer gottverlassenen Farm festsitzen, bietet mehr als genug Anknüpfungspunkte für Beobachtungen sehr spezieller Dynamiken zwischen Superhelden. Oder anders ausgedrückt: Wenn ein All-American-Hero im Rentenalter, ein Kriegsherr vom Mars mit Identitätskrise, eine 50-jährige im Körper einer Grundschülerin mit Superkräften, eine fluchbeladene Sumpfhexe und ein dimensionsreisender Space-Captain samt mütterlichem Roboter-Sidekick gezwungen sind, eine bizarre Kernfamilie zu bilden, tun sich nicht nur metaphorische Abgründe auf.
Dean Ormston (Sandman, Lucifer) setzt Black Hammer genial in Szene, und zusammen mit dem neunfach Eisner-prämierten Koloristen Dave Stewart hat er ein Artwork geschaffen, das die Optik der Golden Age einfängt, aber zugleich moderner, visueller Dramatik ihren Platz einräumt.
Black Hammer gewann 2017 den Eisner Award als beste neue Serie. Band 2 erscheint im Juni bei Splitter, das erste Spin-off Sherlock Frankenstein & die Legion des Teufels im September. Weitere Bände sind in Planung. Die deutsche Übersetzung von Black Hammer erscheint mit Unterstützung des Kanadischen Kulturrats (Canada Council for the Arts).
Copyright Cover und Quelle der Pressemitteilung: Splitter Verlag
Wie immer gab es zur Eröffnung der Buchmesse Leipzig salbungsvolle Worte vom Börsenvereins-Vorsteher Heinrich Riethmüller. Und wie eigentlich immer bekomme ich Griffspuren im Gesicht, wenn ich Teile daraus lese, angesichts der Realitätsferne, beziehungsweise der Evolutionsresistenz, die aus den Worten spricht.
Den Text seiner Rede beim Börsenblatt habe ich oben verlinkt. Ich möchte mal drei Punkte heraus greifen, um darauf einzugehen.
Aussage eins: Zwischen 2013 und 2017 sind der Branche im Publikumsmarkt sechseinhalb Millionen Buchkäufer verloren gegangen, das ist ein Rückgang um 18 Prozent.
Aussage zwei: Dennoch waren die Umsätze in den letzten zehn Jahren stabil (was immer genau »stabil« auch heißen mag ..?).
Aussage drei: Die sozialen Medien sind schuld!!einself!1!
Halten wir mal fest: Der Buchmarkt verliert laut Aussage des Börsenvereins-Chefs fast ein Fünftel seiner Kunden und dennoch bleiben die Umsätze stabil? Und angesichts dessen hört man seit Jahren ein ständiges Heulen und Zähneklappern aus der Branche, wie schlecht doch alles ginge und wie böse die Welt sei? Da bleibt mir die Spucke weg. Andere Branchen hätten so einen Käuferrückgang nicht »mal eben so« verkraftet. Und man muss sich fragen, warum trotz eines derart drastischen Wegbrechens der Kunden die Umsätze stabil bleiben, denn das ist wohl die Kernfrage? Weil Bücher massiv verteuert wurden? Oder weil der Rest viel mehr kauft als vorher? Letzteres halte ich für eher unwahrscheinlich.
Zur Frage »ja wo laufen sie denn hin?« sagt Riethmüller:
Gemeinsam mit Verlagen, Buchhandlungen und Marktforschern untersuchen wir derzeit die Motive der Buchabwanderer. Warum greifen die Menschen heute weniger zum Buch, was machen sie stattdessen?
Ja. Was – zum Teufel – machen die wohl stattdessen?
Ich habe bereits 2010 und 2014 thematisiert, dass sich diese Branche darüber im Klaren sein muss, dass sie in direkter Konkurrenz mit anderen Medien steht, wenn es um die Aufmerksamkeit und Zeit der Kunden geht. Das Internet nimmt immer mehr Raum im Leben der Menschen ein, noch mehr, seit soziale Medien Verbreitung gefunden haben. Zumal »das Internet« ohnehin für eine erhebliche Bandbreite an unterschiedlichen Medienformen steht, für einen Pool aus Angeboten zur Informations- und Interessensbefriedigung, sowie Unterhaltung. Es ist längst nicht mehr so, dass es allein um Webseiten im WWW geht, sondern um viel mehr. Das ist ein Teil dieser ominösen »Digitalisierung«.
Apps bieten ebenso wie Computer- und Videospiele für Centbeträge Unterhaltung für zahllose Stunden, wohingegen man für ein Buch vergleichsweise ein Vermögen ausgeben muss. Die erste Nintendo-Generation hat die 50 überschritten und spielt bis heute wie selbstverständlich weiterhin Computerspiele, ebenfalls eine direkte Konkurrenz – diese Branche hat es zudem geschafft, über Casual Games wie Farmville oder Bubble Witch auch noch ganz neue Personenkreise anzusprechen, die bisher nicht gerade Videospiel-affin waren. Und die Älteren, die damit so gar nichts anfangen können, sind nicht unsterblich …
Und seitdem ich das damals schrieb, kam auch noch das Videostreaming hinzu, das den Konsumenten unabhängig vom Sendeplan linearer Fernsehanbieter oder vom Besitz physischer Videokonserven macht, es stehen Unmengen von Filmen und Fernsehserien jederzeit zur Verfügung – und all das ebenfalls zu vergleichsweise günstigen Preisen, verglichen mit Büchern. Und während man sich früher, wenn es »nichts im Fernsehen gab«, ein Buch gegriffen hat, klickt man sich heute durch Netflix oder Amazon Video, da findet man immer was. Findet man auch da nichts, ist eine Runde Bejeweled auf dem Smartphone oder Tablet nur einen Handgriff entfernt.
Und bei all diesen zu konsumierenden Medien haben wir noch nicht einmal betrachtet, dass es immer mehr Menschen gibt, die in ihrer Freizeit selbst Dinge gestalten oder Werke erschaffen, die ihre Hobbies durch eigene Seiten im Web verbreiten. Ebenfalls haben wir nicht betrachtet, dass die Armut in Deutschland dramatisch ansteigt – wenn das Geld komplett für Nahrungsmittel und Wohnung drauf geht, bleibt nun mal nichts mehr für Bücher übrig, aber eine App für 99 Cent geht vielleicht.
Statt sich darüber klar zu werden, dass es längst einen intensiven Krieg vieler verschiedener Anbieter um die Aufmerksamkeit der Menschen gibt, ist das einzige Sinnen und Trachten dieser Branche, Bücher noch teurer zu machen, um noch mehr Umsätze zu generieren (wir erinnern uns an weiter oben, ich frage nochmals: Wie sonst sollte man erklären, dass die Umsätze angesichts des dramatischen Käuferrückgangs »stabil« bleiben?). Statt ihr Medium attraktiver zu machen, auf welchem Weg auch immer? Dass es diesen Krieg um die Aufmerksamkeit gibt, hätte man in den vergangenen Jahren mitbekommen könnten, denn der ist alles andere als okkult, und wer sich mit Medien befasst, dem sollte er eigentlich längst bewusst sein. Stattdessen möchte Riethmüller jetzt erst einmal »mit Marktforschern untersuchen« wohin die Kunden gewandert sind. Bis es aus der Richtung Ergebnisse gibt, die außer ihm eh jeder bereits kennt, beschuldigt er mal schnell die Sozialen Medien?
Das ist mit »Realitätsferne« noch sehr freundlich umschrieben, und die Marktforschung gab es bereits, denn vor einem ganz ähnlichen Problem stehen auch die Fernsehsender.
Die Sozialen Medien? Riethmüller hat natürlich, auch ohne auf die Ergebnisse aus der »Marktforschung« zu warten, bereits einen Feind im Visier, den man für all die Unbill mit unwilligen Buchkäufern verantwortlich machen kann:
Erste Ergebnisse von Befragungen zeigen zweierlei. Zum einen bestätigen die Befragten, was wir alle wohl vermuten. Fast unisono berichten sie von einer großen Zeitknappheit und Überforderung im Alltag, nicht zuletzt durch Social Media.
Hier völlig unreflektiert die Social Media-Sau durchs Dorf zu treiben, wie es derzeit zu etlichen Problemen bei Ahnungslosen beliebt zu sein scheint, ist der einfache Weg. Und er ist in dieser Konsequenz falsch. Ja, selbstverständlich erfordern auch Soziale Medien Aufmerksamkeit, die woanders fehlt, aber das ist nur ein Punkt in einer langen Liste, die ich weiter oben angedeutet habe (durch Job und die Notwendigkeit der ständigen Erreichbarkeit gestresste Menschen suchen zudem möglicherweise auch leichtere, schnellere Ablenkung als ausgerechnet ein Buch …). Die Schlussfolgerung, dass die Menschen hauptsächlich durch Social Media derart massiv überfordert werden, dass sie deswegen keine Bücher mehr lesen – entschuldigung – kaufen, kann eigentlich nur Personen einfallen, die sich mit modernen Medien- und Unterhaltungsformen nicht wirklich auseinandersetzen, sondern stattdessen nur schnell einen Buhmann suchen. Und den in den Sozialen Medien finden, die man in der Branche ohnehin nicht versteht und für eine simple, unidirektionale Werbefläche hält, was zahllose Auftritte von Verlagen auf Facebook und Co. immer wieder vor Augen führen. Da wird nur Werbung rausgepumpt, echte Kommunikation mit den Followern über Allgemeinplätze und Worthülsen hinaus findet nicht statt. Das macht jeder Selfpublisher besser.
Und es ist leider meiner Ansicht nach exemplarisch für eine rückwärtsgewandte, technik-unaffine, analoge, – eben evolutionsresistente – Branche, die ihre Kunden mit einer untauglichen Verkaufs-Plattform nach der anderen vergrault oder in Amazons Arme treibt, und mit feuchten Träumen über Preiserhöhungen für Bücher den Ast auf dem sie sitzt schon weit durchgesägt hat.
Die Buchbranche hat den Aufmerksamkeitskrieg bereits verloren, bevor sie überhaupt bemerkt hat, dass es einen gibt.
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