Wenn man besonders schlau, selbstgerecht oder kultiviert erscheinen möchte, setzt der Autor seinem schlauen, selbstgerechten oder kultivierten Artikel ein »Editorial« voran. Das legitimiert, höchstwahrscheinlich zu Unrecht, eine rein subjektive Meinung und damit einhergehende Äußerungen. Und solche bedarf es bei der neuen Version des Superhelden-Spektakels JUSTICE LEAGUE.
Spoiler sind schlecht. Wenn sie nicht zu vermeiden sind, ist es um so schlechter. Um Nachsicht wird dennoch gebeten.
Vierzig Jahre verbringt Diana Prince nun schon ihre Zeit in unserer Welt, immer noch einsam, ihrer tapferen Liebe Steve Trevor nachtrauernd. Es ist tatsächlich eine berührende Szene, wie sie abends alleine in einem Restaurant an der Straße sitzt, während um sie herum verliebte Pärchen in trauter Zweisamkeit tuscheln und turteln. Bis zu dieser Szene ist noch ein bisschen, weil der Film in Themyscira beginnt, jene wundervolle, abgeschottete Insel der Amazonen. Die kindliche Diana nimmt an einem Wettstreit von erwachsenen Kämpferinnen teil, und verliert fast selbstredend. Für gewöhnlich dienen solche Rückblenden um Schwächen, Charakterzüge oder gar Traumata einer Figur darzulegen, denen im späteren Handlungsverlauf eine signifikante Rolle zukommen. Doch nicht in diesem Film. Hier ist die Rückblende reiner Selbstzweck.
Es ist ein zufriedener Blick, der durch die Runde geht. Keine Überheblichkeit, sondern ein wenig Stolz, gepaart mit Hoffnung. Heruntergekommene Cowboys, verarmte Farmer, sie sind gekommen um ihn zu hören. Es ist nicht so, dass Tom Hanks diese Figur spielt, sondern sie ist Tom Hanks. Captain Jefferson Kyle Kidd reist durch Texas und trägt aus verschiedenen Zeitungen die wichtigsten oder amüsantesten Nachrichten vor. Seit dem Bürgerkrieg sind fünf Jahre vergangen, und die südlich gelegenen Staaten leiden noch unter den Nachwehen. Die Menschen haben keine Zeit oder kein Geld Zeitung zu lesen, wobei die meisten überhaupt nicht lesen können. Es ist schwer vorstellbar, dass es NEUES AUS DER WELT geben würde, wenn nicht Tom Hanks diese Rolle übernommen hätte. Geschweige denn, dass man sich für diesen Film interessieren würde. Captain Jefferson Kyle Kidd ist ein besonnener Mensch, Realist mit Güte und Verstand. So einen Menschen fast zwei Stunden derart pragmatisch und gleichzeitig emotional zu verkörpern, ohne der Versuchung zu erliegen ihn mit dramaturgischen Schwankungen mehr Tiefe zu geben, das ist nicht einfach Schauspielkunst, sondern Charisma.
Filme über alternative Parallelwelten werden stets ihre Faszination behalten, so wie das Konzept des einzelnen Tages in einer Zeitschleife. Als Filmemacher und Autor hat Mike Cahill das mit seinen zwei vorangegangenen Kinofilmen schon praktiziert und bewiesen. BLISS könnte zu ANOTHER EARTH und I ORIGINS nicht unterschiedlicher sein – und gestaltet sich dennoch so artverwandt. Die Werke von Cahill als Science Fiction zu bezeichnen, wäre nur eine oberflächliche Beschreibung, selbst wenn man tiefer in die intellektuellen Auswüchse des Genres vorstößt. Denn was der vom Leben offensichtlich enttäuschte Greg Wittle durchlebt und in welche Bahnen sein Weg gelenkt wird, lässt sich schwer beschreiben. Auf alle Fälle ändert es sich, als er die verschrobene und etwas heruntergekommene Isabel trifft. Es dauert etwas, aber letztendlich kann sie Greg davon überzeugen, dass er nur in der Scheinwelt einer Simulation lebt.
THE STAND – Starzplay via Amazon Prime, ab 03.01.2021 wöchentlich
Wie will man objektiv urteilen, wenn man die Romanvorlage kennt, oder die Filmadaption von 1994. Schlimmer noch, man ist begeisterter Anhänger von beidem. Man sollte nicht etwa im Sinne des Wortes urteilen, wie eigentlich ein geneigter Leser immer zu erwarten haben sollte, sondern nüchtern und pragmatisch rezensieren. Welche Rechtfertigung hat also der Rezensent, wenn er sich als ehrfurchtsvoller Verehrer des Romans zu erkennen geben muss? Zudem er gestehen sollte, auch Sympathisant der vierteiligen Mini-Serie zu sein. Übrigens mit denselben Vorbehalten, die auch Mister King selbst umtreiben. Dem umsichtige Leser ist zumindest gewahr, dass er negative, oder vielleicht sogar positive Kritik, als durchweg subjektive Meinung bewerten muss. Denn THE STAND, von Josh Boone und Benjamin Cavell konzipiert, macht schon in der ersten von neun Folgen alles falsch, was man nicht falsch machen sollte.
Mit verklärtem Blick starrt Augustine in den Nachhimmel und erklärt der neben ihm stehenden kleinen Iris, dass sie da den Polarstern sehen. Er führt mit ehrfurchtsvoller Stimme aus, dass der Polarstern der wichtigste Stern wäre. Er ist auf der nördlichen Erdhalbkugel immer sichtbar, ein verlässlicher Freund, an dem man sich orientieren kann. Aber spielt er eine Rolle im Weltraum? Kann man ihn da sehen? Würde er auch dort immer den richtigen Weg zeigen? Nein, losgelöst von dieser Welt sind wir auf uns alleine gestellt. Es ist in diesem Film die eindringlichste von den Fragen die von der Wissenschaft in die Philosophie führen. Augustine Lofthouse hat geglaubt, der letzte Mensch auf der arktischen Forschungsstation zu sein. Bis er die achtjährige Iris in den verwaisten Räumlichkeiten findet.
Er ist Musiklehrer mit weniger begabten Schülern. Dies macht ihm umso mehr zu schaffen, weil Joe Gardner eigentlich davon träumt, seinen Lebensweg als respektierter Jazz-Pianist zu gehen. Eine zufällige Session mit der umjubelten Dorothea Williams bringt Joe diesen Traum sehr nahe. Sein Kommentar zu diesem glücklichen Ereignis: »Wenn ich heute sterben sollte, sterbe ich als der glücklichste Mensch der Welt.«
Eigentlich sollte es genau in diesem Moment für Joe Gardner gewesen sein. Doch auf dem Förderband zum »Großen Jenseits«, will Joe von seinen eigenen Worten nichts mehr wissen. Der Tod ist noch lange keine Option, auch wenn alle Gesetzmäßigkeiten gegen ihn sprechen. Und damit stellen sich Regisseur Pete Docter und seine Co-Autoren Kemp Powers und Mike Jones einer Aufgabe, wie sie für einen Familienfilm nicht heikler sein könnte.
Der Titel kommt nicht von ungefähr. Das versteht sich. Aber durch die gesamte erste Staffel hindurch stellt sich immer die Frage, ob die Handlung verständlicher wäre, würde man Lewis Carrolls Nonsens-Romane um die junge Alice kennen. Oder ob sich der Unterhaltungswert steigern würde, könnte man Parallelen zwischen den beiden Werken klarer erkennen. Die Spielkarten und der Hutmacher sind Merkmale, die sogar Nichtbelesene ausmachen können. Vielleicht liegen die verbindenden Charakteristika viel tiefer in der Essenz der Geschichte. Wer will das beurteilen, der nicht mit dem Ursprung, dem kulturellen Stellenwert oder der intellektuellen Struktur von Mangas vertraut ist?
Jetzt, wo sich die cinephile Gemeinschaft endlich geeinigt hat, dass DIE HARD – STIRB LANGSAM doch ein Weihnachtsfilm ist, geht es in eine neue Runde mit neuer Kontroverse. Auch wenn es thematisch und mit dem Hauptcharakter ziemlich eindeutig scheint. Wie viel Spaß darf es denn sein, und, muss es überhaupt sein? Man redet schließlich nicht über eine belanglos irrelevante Figur. Wir reden von der fleischgewordenen Katharsis kindlicher Begierden. Der Weihnachtsmann muss eigentlich über alles erhaben sein. Oder Santa Claus, wie er auch genannt wird, oder Kris Krinkle, oder hier in diesem speziellen Fall Chris Cringle. Wenn Sir Richard Attenborough in WUNDER VON MANHATTAN Kris Krinkle spielt, wissen wir das es gütig und besinnlich wird. Wenn Mel Gibson Chris Cringle spielt, darf man auf alles gefasst sein.
Wenn man einen Nerd-Roman geschrieben hat, der nicht nur zum nicht nur von Nerds gefeierten Überraschungserfolg wurde, sondern auch von Steven Spielberg in einen Kinofilm verwandelt wurde, dann hat man für eine Fortsetzung ein Problem: Egal was man macht, irgendwer wird maulen. Die einen werden mehr von demselben Zeug lesen wollen und unzufrieden sein wenn sie das nicht bekommen. die anderen werden was von »ist ja genau dasselbe wie beim ersten Mal!« nörgeln. Letztere haben allerdings in aller Regel nicht verstanden, dass man so etwas eben »Worldbuilding« nennt – und wenn die Welt erst einmal etabliert ist, dann kann man die selbstverständlich erneut besuchen und die Geschichte in denselben Parametern variieren. STAR TREK und STAR WARS machen das seit Jahrzehnten …
Aber Ernie Cline hatte das Problem natürlich mit einer Fortsetzung von READY PLAYER ONE ebenfalls: Egal was er tun würde, irgendwer wäre vermutlich unzufrieden.
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