Veranstaltung

Impressionen von der Spiel 2015 in Essen

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[Spiel2015] Auch in die­sem Jahr öff­ne­te die Mes­se Spiel – oder auch »Inter­na­tio­na­le Spiel­ta­ge« auf dem Esse­ner Gelän­de wie­der ihre Pfor­ten. Erneut mit dem im Gegen­satz zu frü­her geän­der­ten Hal­len­kon­zept, das ich immer noch für schlech­ter hal­te als vor­her. Der ers­te Frust ergab sich gleich bei der Ankunft, als es trotz Pres­se­park­kar­te kei­nen Platz mehr in P6 gab und man mich über die Auto­bahn zu einem etli­che (!) Kilo­me­ter ent­fern­ten Park­platz mit Shut­tle­ser­vice schick­te. Die Fahrt dort­hin und der Fah­rer des Shut­tle­bus­ses, der tie­fen­ent­spannt war­te­te, bis das Gefährt sei­ner Ansicht nach aus­rei­chend gefüllt war, sowie die Rück­fahrt zur Mes­se, führ­ten zu einer knapp ein­stün­di­gen Ver­spä­tung. Wenn man irgend­wel­che Ter­mi­ne hat, die nor­ma­ler­wei­se ganz pro­blem­los sogar mit Zeit­pols­ter funk­tio­niert hät­ten, kann man die natür­lich ver­ges­sen. Inter­es­sant fand ich dabei, dass behaup­tet wur­de, es herr­sche völ­lig uner­war­tet ein erheb­li­cher Andrang – und damit habe man nicht gerech­net. Tat­säch­lich habe ich es in den Hal­len schon deut­lich vol­ler gese­hen, wes­we­gen ich das so nicht ganz nach­voll­zie­hen kann. Als Aus­stel­ler kann man eine VIP-Park­kar­te erwer­ben, die fünf Euro­nen für einen Park­platz, der nicht am ande­ren Ende der Welt ist, wür­de ich dann im nächs­ten Jahr auch gern ausgeben.

Erik Schreiber auf der FaRK 2015

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Erik Schrei­ber hat die FaRK 2015 besucht und Phan­ta­News freund­li­cher­wei­se die­sen Bericht zur Ver­fü­gung gestellt. Anm. d. Red.

Auf dem Gelän­de des ehe­ma­li­gen Berg­werks Reden / Schiff­wei­ler (Saar­land) fand die­ses Jahr zum drit­ten mal die FaRK-Mes­se statt. Die FaRK ist eine Ver­an­stal­tung rund um die The­men Sci­Fi, Steam­punk, Cos­play, Fan­ta­sy, LARP und End­zeit. Und schein­bar wer­den es jedes Mal mehr Besu­cher. Hieß es zuerst, es waren 10000 auf der ers­ten, 20000 auf der zwei­ten und nun 30000 auf der drit­ten FaRK, so wer­den es auf der zehn­ten wohl eine Mil­li­on. Das heißt, das kom­plet­te Saar­land und dar­über hin­aus. Ich befand zum ers­ten Mal dort und war beein­druckt. Auf 20000 Qua­drat­me­tern fan­den sich nicht nur die übli­chen Ver­däch­ti­gen von ande­ren Cons, die ich eben­falls besuch­te, son­dern ich sah auch vie­le neue Gesich­ter auf dem rie­si­gen Gelände.

Leipziger Buchmesse 2015 – Im Rausch der Messe

Andreas Wolz auf der LBM

Vier Mes­se­ta­ge in Leip­zig, jede Men­ge Besu­cher am Stand und Adre­na­lin im Blut. Die genaue Zahl der Gesprä­che? Nicht zu ermit­teln. Der Adre­na­lin-Pegel? Durch­weg hoch! Vier Tage im Rausch, eine Woge der Freu­de, die nach der Mes­se eine Lee­re zurück­lässt, wie sie wohl ein Sän­ger nach einem Kon­zert emp­fin­det. Und so ein Mes­se-Stand ist wirk­lich eine Art Büh­ne. Nur Stage­di­ving, das wäre nicht rat­sam, der Auf­prall wäre zu schmerz­haft. Denn der Star sind die Bücher, deren Autoren, nicht die Mit­ar­bei­ter am Stand. Das sind die Handlungsreisenden.

Einer die­ser Hand­lungs­rei­sen­den war ich – zum ers­ten Mal am Stand des Faby­lon-Ver­lags als Unter­stüt­zung von Uschi Zietsch und Gerald Jam­bor, den Ver­lags­grün­dern. Uschi ist als flei­ßi­ge Autorin gleich­zei­tig das Gesicht des Ver­lags. Sie und ihr Mann waren ange­mes­sen im Steam­punk-Stil geklei­det und mach­ten auch optisch sofort deut­lich, dass der Ver­lag »einen Fai­ble fürs Fabel­haf­te« hat. Um nicht ganz abzu­fal­len, hat­te ich mei­ne »Donald Duck«-Krawatte angelegt.

Galerie: Historischer Jahrmarkt in der Jahrhunderthalle Bochum

Karussell

Ende Febru­ar fin­det in der Jahr­hun­dert­hal­le Bochum im Rah­men des dort ohne­hin aus­ge­rich­te­ten His­to­ri­schen Jahr­mark­tes der ers­te Steam­punk-Jahr­markt statt. Da wir mit den Æther­an­ge­le­gen­hei­ten dort eben­falls ver­tre­ten sind, woll­ten wir uns die Hal­le und die Gege­ben­hei­ten vor­ab mal anse­hen. Grund­sätz­lich war ich aber auch all­ge­mein an der Ver­an­stal­tung inter­es­siert, die am letz­ten Sams­tag star­te­te und über meh­re­re Wochen­en­den dort zu besu­chen sein wird.

Æthercircus 2014 in Stade

Æthercircus

Hier folgt mein völ­lig sub­jek­ti­ver Bericht über den Aether­cir­cus 2014.

Am 3. und 4. Mai 2014 ver­sam­mel­ten sich Händ­ler, Bands, Schau­stel­len­de und ande­re Künst­ler, um sich ange­reis­ten Steam­pun­kern und auch jedem ande­ren, der sich in der Fes­tung Grau­er­ort in Sta­de ein­fand, zu präsentieren.
Ich war selbst als Autorin ein­ge­la­den und hat­te dank mei­ner lie­ben Hel­fer­lein ab und zu Zeit, selbst umher­zu­schlen­dern und Men­schen zu begrü­ßen, die ich sonst nur über das Inter­net ken­ne. Und es waren vie­le! Mei­ne Auf­zäh­lung ist also, wie gesagt, rein sub­jek­tiv und nicht voll­stän­dig. Es gab wirk­lich eine Men­ge zu entdecken!
Ich konn­te Dani­el Mal­heur kurz zuhö­ren und ihm die Hand drü­cken: sei­ne Lie­der und die beson­de­re Per­for­mance sind ein Genuss und ich freue mich schon auf die neue CD mit dem Titel DIE SUSI BLÄST DAS SAXOPHON.

Steampunk, Bücher und Akkordeon – Event-Lesung in der Bibliothek Monheim

Mitwirkende

Wie ich ange­kün­digt hat­te, fand am ver­gan­ge­nen Sams­tag in der Biblio­thek Mon­heim eine Steam­punk-Lesung statt. Ver­an­stal­tet wur­de das Gan­ze von Kirs­ten Riehl ali­as Bren­nen­de Buch­sta­ben, dem Ver­ein Pro Lite­ra­tur (ver­tre­ten durch Cor­ne­lia Gell­witz­ki-Mül­ler) und Thors­ten Küper, auch bekannt als Küperpunk.

Das Lin­e­up konn­te sich sehen las­sen: Als Autoren waren vor Ort und lasen aus ihren Wer­ken: Mar­cus R. Gil­man ali­as Mar­cus Rauch­fuß, Alex Jahn­ke, Anja Bagus und Thors­ten Küper. Für die musi­ka­li­sche Unter­ma­lung sorg­te Felix Ten­ten, der Gitar­rist der Dampf­me­tal-Band Æro­nau­ti­ca, dies­mal aller­dings ohne Sai­ten­in­stru­ment, dafür mit Akkordeon.

Destination Star Trek in Frankfurt: Bilder

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Am letz­ten Wochen­en­de fand in Frank­furt die ers­te »Desti­na­ti­on Star Trek« statt, eine Con­ven­ti­on, die nicht von den übli­chen Ver­däch­ti­gen in Deutsch­land aus­ge­rich­tet wur­de, son­dern von einem eng­li­schen Veranstalter.

Auf Details zur Ver­an­stal­tung wer­de ich noch geson­dert ein­ge­hen, an die­ser Stel­le möch­te ich aber bereits ein paar Bil­der prä­sen­tie­ren. Das Star­auf­ge­bot konn­te sich abso­lut sehen las­sen, an ers­ter Stel­le natür­lich Wil­liam Shat­ner ali­as Cap­tain Kirk, der sich mit sei­nen 82 Jah­ren noch erstaun­lich fit prä­sen­tier­te. Wei­ter­hin Brent Spi­ner, Micha­el Dorn, LeVar Bur­ton, Mari­na Sir­tis, Gates McFad­den, René Auber­jo­no­is, Armin Shi­mer­man, Con­nor Tri­neer und Domi­mik Kea­ting. Nicht zu ver­ges­sen auch Karl Urban, der ein­zi­ge Ver­tre­ter des J. J. Abrams-Reboots des Fran­chise. Wei­ter­hin noch diver­se Stars und Stern­chen aus klei­ne­ren und Neben­rol­len oder Kinofilmen.

Nach­fol­gend eine klei­ne Aus­wahl von Bil­dern, mehr wer­den fol­gen, eben­so wie Gedan­ken zur Ver­an­stal­tung selbst.

Steampunk Hands Around The World: Inspiration – The Wülfing-Museum

Dampfmaschine

Inspi­ra­ti­on can strike the Steam­punk on many occa­si­ons, but here in Ger­ma­nys Nor­thr­hi­ne-West­pha­lia we have an espe­ci­al­ly rich heri­ta­ge of arti­facts from the indus­tri­al revo­lu­ti­on. The area whe­re I live is a city-tri­ang­le that con­sists of Wup­per­tal, Solin­gen and Rem­scheid, all reknown for spe­cial pro­ducts like tools (Rem­scheid), kni­fes and blades (Solin­gen) and  tex­ti­le fabri­ca­ti­on and dye­ing (Wup­per­tal). Rem­scheid, by the way, was the birth­place of Wil­helm Rönt­gen, inven­tor of the X‑ray, but that is ano­ther story.

If the bold explo­rer of the Coun­try of Berg (ger­man: »Ber­gi­sches Land«, named after the for­mer counts of Berg) seems to have rea­ched a fence with a sign on it that reads »The End Of The World«, igno­res this and just moves on, his trus­ty mache­te in his hand, he may reach Rade­vorm­wald-Dah­ler­au, a small flock of hou­ses on the shores of the river Wup­per. Here you can find the Wül­fing-Muse­um.

Spiel 2013 in Essen – »neues Hallenkonzept«?

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Ich hat­te in Sachen Phan­tas­tik auf der Spiel in Essen ohne­hin nicht mehr viel erwar­tet und so war es auch. Das soll bedeu­ten, dass man sicher­lich noch dort­hin gehen kann, wenn man irgend­wel­che Gesell­schafts­spie­le kau­fen möch­te, in Sachen Rol­len­spiel und LARP sah es aber noch düs­te­rer aus, als im Vor­jahr. Das war zu erwar­ten, des­we­gen wur­de ich in die­ser Hin­sicht auch nicht enttäuscht.

Was aller­dings eine rei­ne Kata­stro­phe war: das »neue Hal­len­kon­zept«. Im Gegen­satz zu den Vor­jah­ren fand die Spiel nicht im Hal­len­kon­glo­me­rat Ost statt, son­dern in den Hal­len eins, zwei und drei. Die sind alle­samt deut­lich grö­ßer als die bis­her in Anspruch genom­me­nen Hal­len. Das führt zu erheb­li­chen Nach­tei­len: Die Hal­len sind durch die Grö­ße weit­aus unüber­schau­ba­rer, erschwe­rend kommt hin­zu, dass man offen­bar den­noch nicht genug Platz hat­te und die Gän­ge dadurch an eini­gen Stel­len äußerst eng aus­fie­len. Das soll­te sich am Sams­tag rächen. Der Geräusch­pe­gel in den gro­ßen Hal­len ohne jeg­li­che Trenn­wän­de war stel­len­wei­se durch die gro­ße Besu­cher­men­ge uner­träg­lich. An diver­sen Stän­den waren Unter­hal­tun­gen schwie­rig – sich unter die­sen Umstän­den Spie­le erklä­ren zu las­sen, ist kein Spaß, des­we­gen habe ich davon abgesehen.

Buchmesse 2013: Holzhauer warnt vor Phrasendreschern

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tl;dr; Ich kann das Gela­ber nicht mehr hören.

Heu­te beginnt die Buch­mes­se, ges­tern jedoch gab es bereits die Pres­se­kon­fe­renz und Medi­en­rum­mel – und sowohl Gott­fried Hon­ne­fel­der, der Vor­stand des Bör­sen­ver­eins des deut­schen Buch­han­dels wie auch Juer­gen Boos, Direk­tor der Buch­mes­se, haben sich selbst­ver­ständ­lich in die­sem Rah­men geäußert.
Dazu vor­ab ein klei­ner Exkurs: man muss den Ein­druck haben, dass Gott­fried Hon­ne­fel­der sei­ne Reden in jedem Jahr recy­celt und viel­leicht maxi­mal ein paar Wor­te umstellt, so sehr glei­chen sich die gedro­sche­nen Phra­sen. Und immer wie­der, wenn sol­che ver­meint­lich hohen Her­ren ihren Ser­mon abson­dern, fällt unver­meid­lich das Wort »warnt«. Hon­ne­fel­der warnt, Boos warnt, sonst­wer warnt. Glaubt ihr mir nicht? Sucht auf Goog­le mal nach »Hon­ne­fel­der warnt« oder »Hon­ne­fel­der warn­te«, es wer­den reich­lich Tref­fer aus den ver­gan­ge­nen Jah­ren zu fin­den sein. Klickt aber bit­te nicht auf die­se Tref­fer, denn dar­in lau­ert ein Wahn­sinn von gera­de­zu cthulho­iden Aus­ma­ßen. Ich habe euch … äh … gewarnt.

Und wovor war­nen sie? Vor der Zukunft. Sei es nun das Inter­net (und damit ein­her­ge­hend die neu­en Medi­en­for­ma­te), oder sei­en es neue Geschäfts­mo­del­le, denen sich die trä­ge und zutiefst im Ges­tern gefan­ge­ne Buch­bran­che nicht anpas­sen kann oder will. Und selbst­ver­ständ­lich muss das »Urhe­ber­recht« gestärkt wer­den, auch wenn man tat­säch­lich etwas ganz ande­res meint: sich selbst und die Ver­wer­ter­rech­te. Dazu wei­ter unten mehr.

Ich möch­te auf ein paar Arti­kel ein­ge­hen, die ich anläss­lich der Buch­mes­se-Eröff­nung bei ein­schlä­gi­gen Cla­queu­ren wie Bör­sen­blatt und Buch­re­port im Netz fand:

Auf der Online-Ver­si­on des Bör­sen­blat­tes befass­te man sich ges­tern mit Wor­ten von Buch­mes­se-Direk­tor Juer­gen Boos. Da steht unter anderem:

Buch­mes­se-Direk­tor Juer­gen Boos sprach heu­te (8. Okto­ber) auf der Eröff­nungs-Pres­se­kon­fe­renz der Frank­fur­ter Buch­mes­se von einer »neu­en Grün­der­zeit im Publi­shing« und warn­te gleich­zei­tig vor der Domi­nanz von Oli­go­po­len, die tech­no­lo­gi­sche Stan­dards diktieren.

Da haben wir es wie­der: es wird »gewarnt«. Wovor genau ist mir unklar. Ama­zon kann es nicht sein, denn die sind in Sachen Online-Ver­trieb nicht Teil eines Oli­go­pols, son­dern haben bei­na­he ein Mono­pol. Unklar ist für mich zudem, was er für ein Pro­blem mit tech­ni­schen Stan­dards hat. Da Papier­bü­cher gedruckt wer­den und die­se Tech­nik nun wahr­lich bereits ein paar Jah­re auf dem Buckel hat, kann er eigent­lich nur eBooks mei­nen. Da gibt es im Prin­zip zwei Stan­dards: das offe­ne ePub und Ama­zons Kind­le-For­mat, ob es nun azw oder mobi sein mag. Wo da aller­dings »Stan­dards dik­tiert wer­den« kann ich nicht nach­voll­zie­hen. ePub und mobi sind For­ma­te, deren Auf­bau bekannt ist, jeder­mann kann sie erzeu­gen. Oder meint Boos etwa Ama­zons Kopier­schutz, der ver­hin­dert, dass man Kind­le-eBooks auf ande­ren Gerä­ten lesen kann? Das wür­de mich ver­wun­dern, denn Ado­bes DRM ist exakt das­sel­be und wird auf einem Groß­teil der eBooks der Bör­sen­ver­eins-Mit­glie­der nach wie vor ein­ge­setzt. Sind die Mit­glie­der des Oli­go­pols also Ama­zon und die Ver­la­ge, die DRM ein­set­zen? Wor­in liegt der Unter­schied, zwi­schen bei­den kun­den­feind­li­chen Sys­te­men – mal davon abge­se­hen, dass Ama­zons Ver­si­on inner­halb sei­nes Öko­sys­tems für den Kun­den weit­aus kom­for­ta­bler ist? Und wei­ter­hin davon abge­se­hen, dass es sei­tens des Buch­han­dels en vogue ist, gegen Ama­zon zu wet­tern statt kun­den­freund­li­cher zu werden …

Tech­no­lo­gi­sche Stan­dards sind Werk­zeu­ge. Sie müs­sen sich nach den Men­schen und ihren Bedürf­nis­sen rich­ten, nicht umgekehrt.

… sagt Boos. Das sehe ich genau­so. Weg mit har­ten DRM-Maß­nah­men, die nur die ehr­li­chen Kun­den benach­tei­li­gen. Rich­tet euch nach den Men­schen und ihren Bedürf­nis­sen. Dazu gehört übri­gens auch, dass nach einer Stu­die, die Leser nach ihren Mei­nun­gen befrag­te, der Preis für ein eBook ca. 40 % unter dem einer Druck­aus­ga­be lie­gen darf. Auch Preis­ge­stal­tung muss sich nach den Men­schen und deren Bedürf­nis­sen rich­ten – sonst kauft ein­fach nie­mand den über­teu­er­ten Schmonz, bei dem sich der Preis am Hard­co­ver ori­en­tiert. Und dann sind selbst­ver­ständ­lich wie­der die Raub­ko­pie­rer schuld, nicht die­je­ni­gen, die Mond­prei­se befehlen.

Die neue Grün­der­zeit im Publi­shing fin­det ohne die alte Gar­de, also die Ver­la­ge, statt, denn die Gold­grä­ber am eBook-Klon­dy­ke sind die Self­pu­blisher, auch wenn man nach den Nug­gets zwi­schen den Recht­schreib­feh­ler-Sand­kör­nern lan­ge sie­ben muss. Und wer bie­tet den Indies die bes­ten Kon­di­tio­nen? Rich­tig: Ama­zon, Goog­le und Kobo. Die Geldscheff­ler in den hie­si­gen Ver­la­gen knir­schen ob der Höhe der Tan­tie­men­zah­lun­gen durch die Inter­net-Riva­len an die Autoren ver­mut­lich 24/7 mit den Zäh­nen. Und des­we­gen sind die der Erz­feind. Und weil sie kun­den­freund­lich agie­ren. Das ist hoch­gra­dig imper­ti­nent, sowas macht man doch nicht! Kun­den­freund­lich. Wo kom­men wir hin? Wenn das alle machen würden …

Die Rede Hon­ne­fel­ders dage­gen erschien – wie oben bereits ange­merkt – wie der immer wie­der reani­mier­te Zom­bie sei­ner Reden aus den ver­gan­ge­nen Jah­ren. Im Buch­re­port schreibt man:

Für eine neue Kul­tur des Wis­sens plä­dier­te Bör­sen­ver­eins-Vor­ste­her Gott­fried Hon­ne­fel­der zum Auf­takt der Frank­fur­ter Buch­mes­se 2013. Das Wis­sen müs­se vor der Auto­ri­tät von Online-Rie­sen wie Ama­zon und Goog­le geschützt wer­den, die »an Inhal­ten nur so weit inter­es­siert sind, als sie ihrem Geschäft als Wer­be­trä­ger nützen«.

Nein, Herr Hon­ne­fel­der. Sei­en Sie doch bit­te ehr­lich. Nicht »das Wis­sen« soll geschützt wer­den, son­dern die Pfrün­de der Bör­sen­ver­eins-Mit­glie­der. Nach­dem Jahr­zehn­te, oder fast Jahr­hun­der­te lang alles eitel Son­nen­schein war, kommt hopp­la­hopp die­ses Inter­net aus einem Anarcho-Loch gekro­chen und zwingt doch tat­säch­lich zum Umden­ken. Das ist aber auch eine Unverschämtheit.
Lie­be Bran­che, tut doch bit­te nicht so, als sei­en Apple, Ama­zon und Goog­le die bösen Dämo­nen und ihr die heh­ren Licht­ge­stal­ten. Euch geht es genau­so ums Absei­hen von Lesern und das Ein­fah­ren von Gewin­nen wie den Online-Anbie­tern. Etwas anders zu behaup­ten wäre unred­lich und schlicht­weg unwahr. Und ihr macht es trotz­dem, denn wir sind ja dumm. Denkt ihr.
Eine »Kul­tur des Wis­sens« wäre eine Kul­tur, in der die­ses Wis­sen nicht via haupt­säch­lich durch mas­si­ve Lob­by­ar­beit ent­stan­de­ne ver­wert­erfreund­li­che Urhe­ber­rech­te Jahr­zehn­te lang in Sta­sis ver­fällt, näm­lich bis 70 Jah­re nach dem Tod eines Urhe­bers. Das ist Irr­sinn, denkt mal dar­über nach, lie­be Leser. Wenn ein Werk­schaf­fen­der vor 30 Jah­ren ver­stor­ben ist, dau­ert es noch 40 wei­te­re ver­damm­te Jah­re, bis sei­ne Wer­ke gemein­frei wer­den. Das führt dazu, dass Kul­tur­gü­ter in Ver­ges­sen­heit ver­sin­ken. Wer­ke von vor der Ein­füh­rung der 70-Jah­res-Schran­ke sind heut­zu­ta­ge im Web zu fin­den und zugäng­lich, danach qua­si nichts mehr. Was hier an Wis­sen ver­nich­tet wird, ins­be­son­de­re, weil die Ver­wer­ter es so wol­len, ist unbe­schreib­lich. Hau­fen­wei­se Back­list-Mate­ri­al ist unzu­gäng­lich, weil irgend­wel­che Rech­te­inha­ber drauf hocken und es nicht her­aus geben wol­len, es lässt sich damit ihrer Ansicht nach kein Geld ver­die­nen. Dann gebt die Rech­te den Autoren zurück, die wer­den das schon als Self­pu­blisher ohne euch ver­öf­fent­li­chen. Self­pu­bli­shing? Kommt schon, das kennt ihr, das habt ihr doch zu dem ganz gro­ßen Ding auf die­ser Mes­se erklärt. Das sind so Nug­gets. Zwi­schen hau­fen­wei­se Sand­kör­nern. Habe ich wei­ter oben erklärt.

Ein wei­te­rer Arti­kel über Hon­ne­fel­der auf dem digi­ta­len Bör­sen­blatt-Able­ger (die müs­sen das kom­men­tar­los wie­der­ge­ben, der ist so etwas wie ihr Chef):

Es gehe um die Fra­ge, »was wir als Wis­sen ver­ste­hen wol­len, jeden­falls so lan­ge unter Wis­sen eine Erkennt­nis gemeint ist, die nicht wie ein sub­jekt­lo­ses Datum her­um­liegt, son­dern durch einen Urhe­ber gewon­nen und auf einen Kreis von Adres­sa­ten hin ver­öf­fent­licht wurde.«
Gebraucht wer­de eine neue Kul­tur des Wis­sens. »Das digi­ta­le Zei­chen­sys­tem ist bedeu­tungs­frei; sei­ne Seman­tik erhält es erst durch Zuord­nung von außen«, so Honnefelder.

Wis­sen ist eine Erkennt­nis, die »sub­jekt­los« her­um liegt, bis sie durch einen Urhe­ber »gewon­nen« wird? Das »digi­ta­le Zei­chen­sys­tem ist bedeu­tungs­frei« und »sei­ne Seman­tik erhält es erst von außen«? Mal unter uns und ganz offen: so einen inhalts­lee­ren Bull­shit habe ich schon lan­ge nicht mehr gele­sen, auch nicht in den Par­tei­pro­gram­men vor der Bun­des­tags­wahl, und das will was hei­ßen. Einer­seits müs­sen Urhe­ber gar nicht zwin­gend Wis­sen schaf­fen. Kunst und Unter­hal­tung rei­chen völ­lig. Ande­rer­seits sind Bücher auch als eBook kei­nes­falls nur »bedeu­tungs­freie digi­ta­le Zei­chen­sys­te­me«, son­dern den gedruck­ten Fas­sun­gen inhalt­lich gleich. Da muss man nichts »von außen zuord­nen«. Das poten­ti­el­le Wis­sen der Men­schen, die Zugriff auf das Inter­net haben wur­de in nie zuvor gese­he­nem Aus­maß erwei­tert. Infor­ma­ti­on at your fin­ger­tips. Jeder­zeit. Jede Per­son mit einem Inter­net­an­schluss kann sich über­zeu­gen, dass das »digi­ta­le Zei­chen­sys­tem« alles ande­re als bedeu­tungs­frei ist.
Falls mir jemand das uner­träg­lich hoh­le Phra­sen­ge­dre­sche in den Kom­men­ta­ren zu die­sem Arti­kel mit Sinn und Inhalt fül­len kann, wäre ich dank­bar. Ansons­ten könn­te ich auch ver­su­chen, mir das Gebrab­bel schön zu saufen.

Dann wen­det sich Hon­ne­fel­der an die Poli­tik:

Die Mehr­glied­rig­keit der Bran­che müs­se auch im digi­ta­len Zeit­al­ter bewahrt wer­den; die­ses Gefü­ge schlie­ße auch den Buch­han­del ein.

Das bedeu­tet: lie­be Poli­tik, wir schaf­fen es nicht, unser Geschäfts­mo­dell an die Gege­ben­hei­ten anzu­pas­sen und wir sind lei­der total unfle­xi­bel. Das fin­den wir doof. Bit­te beschließt Geset­ze, damit wir uns nicht bewe­gen müssen.
Es mag weh tun, Herr Hon­ne­fel­der, aber wenn ich mich so umse­he, gibt es nur noch sehr weni­ge Kut­scher. Oder viel­leicht ein Bei­spiel, das Ihnen bekann­ter vor­kom­men dürf­te: Schrift­set­zer. Als die Bran­che »com­pu­te­ri­siert« wur­de, hat man sich von denen, die den Umgang mit den neu­en Tech­ni­ken nicht beherrsch­ten, flugs getrennt. Es gibt heu­te kei­ne Schrift­set­zer mehr, weil es kei­ne beweg­li­chen Let­tern mehr gibt und man statt­des­sen Desk­top Publi­shing nutzt. Schon mal gehört? Das läuft auf den bösen Com­pu­tern – muss man aber weder als Ver­eins­funk­tio­när noch als Ver­le­ger wis­sen, da küm­mern sich die Fuß­trup­pen drum.
Wenn die Bran­che nicht in der Lage ist, sich und ihre Geschäfts­mo­del­le von Let­tern auf Com­pu­ter umzu­stel­len, wenn man lie­ber infle­xi­bel bleibt und nach poli­ti­schen Lösun­gen und damit Fei­gen­blät­tern für die eige­ne Bewe­gungs­lo­sig­keit ruft, dann soll­te man sich nicht wun­dern, wenn man den Weg der Dino­sau­ri­er geht. Oder den der Schrift­set­zer, suchen Sie sich einen aus. Man kann ja immer noch auf Kran­ken­pfle­ger oder Kin­der­gärt­ner umschu­len. Oder Autor. Was? Schlecht bezahlt? Tja, man kann halt nicht alles haben.

Eben­falls im Buch­re­port weist man wei­ter­hin auf Dampf­bla­sen der »Con­tent Alli­ance« hin, der der Bör­sen­ver­ein ange­hört, aber auch die Musik­in­dus­trie. Auch hier wird nach dem Gesetz­ge­ber und einem »star­ken Urhe­ber­recht« geschrien:

Kurz vor der Frank­fur­ter Buch­mes­se hat die Con­tent Alli­anz, der auch der Bör­sen­ver­ein ange­hört, noch ein­mal ihre For­de­run­gen nach einem star­ken Urhe­ber­recht bekräf­tigt. Der Schutz der Leis­tung von Krea­ti­ven vor ille­ga­ler Nut­zung müs­se zur Chef­sa­che im Kanz­ler­amt wer­den, erklär­te das Bünd­nis von Medi­en- und Kulturverbänden.

Wenn ich das lese kommt mir ganz deut­lich gesagt das kal­te Kot­zen. Denn hier wird das Urhe­ber­recht vor­ge­scho­ben, obwohl es tat­säch­lich um etwas ganz ande­res geht. Das Urhe­ber­recht – das wie der Name bereits sagt die Urhe­ber schützt und begüns­tigt – ist den Ver­wer­tern tat­säch­lich völ­lig egal (und ich habe mir »scheiß­egal« ver­knif­fen). Tat­säch­lich geht es ihnen aus­schließ­lich um die Tei­le dar­aus, die ihnen die Ver­wer­tung (sprich: Mone­ta­ri­sie­rung – ja, das sagen die so. Es bedeu­tet: Koh­le machen) geschaf­fe­ner Wer­ke Drit­ter ermöglichen.
Tat­säch­lich lässt man den Autor oder Musi­ker (auch der uner­träg­li­che Gor­ny von der Musik­in­dus­trie hat wie­der gepö­belt) mit Pea­nuts am aus­ge­streck­ten Arm ver­hun­gern, wäh­rend man selbst das Geld absackt, auch wenn immer wie­der ande­res behaup­tet wird.
Sprecht mal mit Autoren abseits des Best­sel­lers, lie­be Leser, und fragt sie, was von den Buch­ver­käu­fen bei ihnen ankommt. Ich wie­der­ho­le mich und ich tue es gern, damit es ein­si­ckert: das sind Pea­nuts. Es macht sich natür­lich ganz pri­ma, sich als Beschüt­zer der armen, armen Urhe­ber zu gerie­ren und laut­stark zu ver­kün­den, man selbst (und das Urhe­ber­recht) sei­en die letz­ten Schutz­wäl­le, die die Urhe­ber vor den ille­ga­len Nut­zun­gen behü­ten. Tat­säch­lich gehts auch hier wie­der nur um ihre Koh­le, um ihre Ein­nah­men. Und sie wis­sen genau: ihre Zah­len über ille­ga­le Down­loads und deren Scha­den sind von vor­ne bis hin­ten erstun­ken und erlogen.

Ich stim­me zu, dass das Urhe­ber­recht drin­gend einer Refor­ma­ti­on bedarf. Es muss an die Rea­li­tä­ten der moder­nen Netz­welt ange­passt wer­den. Die irr­sin­ni­gen Schutz­fris­ten müs­sen auf ein Maß zurecht­ge­stutzt wer­den, das kul­tu­rell und aus Sicht einer Wis­sens­all­men­de sinn­voll ist, damit Kul­tur nicht ver­schwin­det, weil Ver­wer­ter dar­auf sit­zen und sie nicht ver­öf­fent­li­chen. Abmahn-Abzo­ckern mit ihren Raub­rit­ter-Geschäfts­mo­del­len muss die Geschäfts­grund­la­ge ent­zo­gen wer­den, die Schul­kin­der kri­mi­na­li­siert und pro­fes­sio­nel­le Anbie­ter von Raub­ko­pien davon kom­men lässt (weil die Bran­chen und ihre Hilfs­she­riffs zu dumm sind, die zu bekom­men, hält man sich lie­ber an die, die sich nicht weh­ren können).

Am wich­tigs­ten ist mei­ner Ansicht nach jedoch, dass die Rech­te der Urhe­ber statt die der Ver­wer­ter gestärkt wer­den.  Schluss mit Total Buy­out, Schluss mit Kne­bel­ver­trä­gen, Schluss mit Pea­nuts und Schluss mit pau­schal ein­ge­räum­ten Rech­ten für »bis­her unbe­kann­te Nut­zungs­ar­ten«. Rech­te müs­sen nach defi­nier­ten Zeit­räu­men wie­der an die Urhe­ber zurück fal­len. eBooks müs­sen geson­dert ver­gü­tet wer­den, eben­so Hör­bü­cher. Urhe­ber müs­sen mehr Mit­spra­che­recht bekom­men, wie ihre Wer­ke ver­wer­tet wer­den. Urhe­ber müs­sen ange­mes­sen bezahlt wer­den, egal ob Autoren, Jour­na­lis­ten, Foto­gra­fen oder Musi­ker. Und es muss zwi­schen den Ver­wer­ter­rech­ten und den Ver­brau­cher­rech­ten abge­wo­gen wer­den. Denn: Gewin­ne ste­hen nicht über Bür­ger­inter­es­sen und auch nicht über Menschenrechten.

Die Buch­bran­che zeigt durch ihre Köp­fe immer wie­der eine Kul­tur des Mah­nens und War­nens. Vor neu­en Tech­no­lo­gien, vor Mit­be­wer­bern, die im Gegen­satz zu ihr agil sind. Statt der uner­träg­li­chen Mie­se­pe­te­rei soll­te man sei­ne Kräf­te dar­auf bün­deln, die Tech­no­lo­gien zu ver­ste­hen und zu nut­zen. Statt Gegei­fe­re gegen Apple, Ama­zon und Goog­le soll­te man von den Gegen­spie­lern ler­nen. Aber viel­leicht ist das von der tief kon­ser­va­ti­ven Bran­che zu viel verlangt.

Die Buch­mes­se ist eine Ver­an­stal­tung, auf der die Buch­bran­che sich pro­fi­lie­ren möch­te und sich selbst beweih­räu­chert. Das soll sie mei­net­hal­ben gern tun. Nur mögen ihre Groß­kop­fer­ten bit­te davon abse­hen, mich mit Phra­sen zu lang­wei­len, mich offen­sicht­lich zu belü­gen, oder mir zu ver­ste­hen zu geben, dass sie mich für dumm hal­ten. Davor warnt der Holz­hau­er nachdrücklich.

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