Wenn man besonders schlau, selbstgerecht oder kultiviert erscheinen möchte, setzt der Autor seinem schlauen, selbstgerechten oder kultivierten Artikel ein »Editorial« voran. Das legitimiert, höchstwahrscheinlich zu Unrecht, eine rein subjektive Meinung und damit einhergehende Äußerungen. Und solche bedarf es bei der neuen Version des Superhelden-Spektakels JUSTICE LEAGUE.
Es ist ein zufriedener Blick, der durch die Runde geht. Keine Überheblichkeit, sondern ein wenig Stolz, gepaart mit Hoffnung. Heruntergekommene Cowboys, verarmte Farmer, sie sind gekommen um ihn zu hören. Es ist nicht so, dass Tom Hanks diese Figur spielt, sondern sie ist Tom Hanks. Captain Jefferson Kyle Kidd reist durch Texas und trägt aus verschiedenen Zeitungen die wichtigsten oder amüsantesten Nachrichten vor. Seit dem Bürgerkrieg sind fünf Jahre vergangen, und die südlich gelegenen Staaten leiden noch unter den Nachwehen. Die Menschen haben keine Zeit oder kein Geld Zeitung zu lesen, wobei die meisten überhaupt nicht lesen können. Es ist schwer vorstellbar, dass es NEUES AUS DER WELT geben würde, wenn nicht Tom Hanks diese Rolle übernommen hätte. Geschweige denn, dass man sich für diesen Film interessieren würde. Captain Jefferson Kyle Kidd ist ein besonnener Mensch, Realist mit Güte und Verstand. So einen Menschen fast zwei Stunden derart pragmatisch und gleichzeitig emotional zu verkörpern, ohne der Versuchung zu erliegen ihn mit dramaturgischen Schwankungen mehr Tiefe zu geben, das ist nicht einfach Schauspielkunst, sondern Charisma.
THE STAND – Starzplay via Amazon Prime, ab 03.01.2021 wöchentlich
Wie will man objektiv urteilen, wenn man die Romanvorlage kennt, oder die Filmadaption von 1994. Schlimmer noch, man ist begeisterter Anhänger von beidem. Man sollte nicht etwa im Sinne des Wortes urteilen, wie eigentlich ein geneigter Leser immer zu erwarten haben sollte, sondern nüchtern und pragmatisch rezensieren. Welche Rechtfertigung hat also der Rezensent, wenn er sich als ehrfurchtsvoller Verehrer des Romans zu erkennen geben muss? Zudem er gestehen sollte, auch Sympathisant der vierteiligen Mini-Serie zu sein. Übrigens mit denselben Vorbehalten, die auch Mister King selbst umtreiben. Dem umsichtige Leser ist zumindest gewahr, dass er negative, oder vielleicht sogar positive Kritik, als durchweg subjektive Meinung bewerten muss. Denn THE STAND, von Josh Boone und Benjamin Cavell konzipiert, macht schon in der ersten von neun Folgen alles falsch, was man nicht falsch machen sollte.
Mit verklärtem Blick starrt Augustine in den Nachhimmel und erklärt der neben ihm stehenden kleinen Iris, dass sie da den Polarstern sehen. Er führt mit ehrfurchtsvoller Stimme aus, dass der Polarstern der wichtigste Stern wäre. Er ist auf der nördlichen Erdhalbkugel immer sichtbar, ein verlässlicher Freund, an dem man sich orientieren kann. Aber spielt er eine Rolle im Weltraum? Kann man ihn da sehen? Würde er auch dort immer den richtigen Weg zeigen? Nein, losgelöst von dieser Welt sind wir auf uns alleine gestellt. Es ist in diesem Film die eindringlichste von den Fragen die von der Wissenschaft in die Philosophie führen. Augustine Lofthouse hat geglaubt, der letzte Mensch auf der arktischen Forschungsstation zu sein. Bis er die achtjährige Iris in den verwaisten Räumlichkeiten findet.
Er ist Musiklehrer mit weniger begabten Schülern. Dies macht ihm umso mehr zu schaffen, weil Joe Gardner eigentlich davon träumt, seinen Lebensweg als respektierter Jazz-Pianist zu gehen. Eine zufällige Session mit der umjubelten Dorothea Williams bringt Joe diesen Traum sehr nahe. Sein Kommentar zu diesem glücklichen Ereignis: »Wenn ich heute sterben sollte, sterbe ich als der glücklichste Mensch der Welt.«
Eigentlich sollte es genau in diesem Moment für Joe Gardner gewesen sein. Doch auf dem Förderband zum »Großen Jenseits«, will Joe von seinen eigenen Worten nichts mehr wissen. Der Tod ist noch lange keine Option, auch wenn alle Gesetzmäßigkeiten gegen ihn sprechen. Und damit stellen sich Regisseur Pete Docter und seine Co-Autoren Kemp Powers und Mike Jones einer Aufgabe, wie sie für einen Familienfilm nicht heikler sein könnte.
Der Titel kommt nicht von ungefähr. Das versteht sich. Aber durch die gesamte erste Staffel hindurch stellt sich immer die Frage, ob die Handlung verständlicher wäre, würde man Lewis Carrolls Nonsens-Romane um die junge Alice kennen. Oder ob sich der Unterhaltungswert steigern würde, könnte man Parallelen zwischen den beiden Werken klarer erkennen. Die Spielkarten und der Hutmacher sind Merkmale, die sogar Nichtbelesene ausmachen können. Vielleicht liegen die verbindenden Charakteristika viel tiefer in der Essenz der Geschichte. Wer will das beurteilen, der nicht mit dem Ursprung, dem kulturellen Stellenwert oder der intellektuellen Struktur von Mangas vertraut ist?
Dieser Film hat wirklich alles, was ein altbekanntes und bewährtes Katastrophenszenario braucht: Der unbedarfte Vater, der mit gottgegebener Selbstverständlichkeit den Helden gibt. Dazugehörig die zerrüttete Beziehung zu seiner Frau, bei der die Ehe ohne Katastrophe nicht mehr zu retten gewesen wäre. Da ist natürlich auch der Sohn, welcher die ungebrochene Liebe beider Elternteile genießt. Und es gibt jenes ominöse Ziel, welches man unter schwierigsten Bedingungen erreichen muss, um dem Ende der Zivilisation zu entkommen. Nicht vergessen sind die vielen Nebencharaktere, die entweder verständnisvoll hilfsbereit sind, oder kaltherzig brutal. Nicht wie es die Figuren erfordern, sondern der dramaturgisch überspitzte Handlungsverlauf.
Angus Stewart ist nicht alleine. Jedes Kind träumt davon ins Weltall zu fliegen. Junge Menschen würden einen Flug in die unendlichen Weiten als Herausforderung empfinden. Für Erwachsene wäre es eine Bestätigung ihrer Frau- und Männlichkeit. Angus Stewart ist 72, etwas übergewichtig und trinkt recht gerne. Der pensionierte Straßenbauingenieur war einer der Besten. Jetzt sollte er seinen Ruhestand genießen, doch seine Frau ist auch schon verstorben. Angus fühlt sich einsam und nicht mehr gebraucht, obwohl ihn die Tochter zu sich und ihrer Familie ins Haus geholt hat. Es ist ein Lebensabschnitt den wohl sehr viele auf diese Weise empfinden. Auf einmal ist man alleine und wird nicht mehr gebraucht, auch wenn man im Kreis der eigenen Familie lebt und geliebt wird.
Wer auch nur im Entferntesten schon einmal von Frances Hodgson BurnettsDER GEHEIME GARTEN gehört hat, dürfte von selbst erahnen, dass diese Geschichte ein breites Spektrum von Interpretationen zulässt. Da ist der Garten an sich, die charakterlichen Eigenschaften der Kinder, oder das Rotkehlchen, die seltsam abweisenden Erwachsenen, und in dieser Verfilmung natürlich der Hund. Aber da ist noch das Leben, und der Tod im Besonderen. Das sind allesamt keine einfachen Themen, Metaphern und Auslegungen für eine empfohlene Leserschaft zwischen acht und elf Jahren. Aber es sind spannende Themen und zudem sehr anregend. Wenngleich kein durchweg freudestrahlendes, oder leichtes Erlebnis.
Es war abzusehen, dass die Vorverurteilungen umgehend folgen und überhand nehmen würden. An einen wohlgesonnenen Start war da schon gar nicht mehr zu denken, nicht zweieinhalb Jahre nach dem eigentlich geplanten Termin. Und eine reiche Auswahl an Schuldigen ist selbstverständlich auch vorhanden, haltlos und unsinnig. Hier wird das Scheitern von THE NEW MUTANTS schon zelebriert, bevor die hetzende Meute den Film überhaupt gesehen hat. Hat man ihn dann endlich gesehen lässt sich zweifellos gut spekulieren, aber Antworten werden ausbleiben. Und der Tanz um Schuldzuweisungen und Spekulationen wird sich lange fortsetzen.
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