Ich hatte bereits über den Wibra-Verlag berichtet, der alte Heftroman- und Pulpserien als eBook neu auflegt und diese gegen Spende kostenlos abgibt. Dort startet im April eine neue Serie, die bisher hierzulande weitestgehend bis völlig unbekannt gewesen sein dürfte, die ich aber insbesondere als Steampunk äußerst spannend finde: Es handelt sich um die FRANK READE LIBRARY. Der Verlag schreibt auf Facebook:
Bereits im April starten wir mit einer neuen Serie: die „Frank Reade Library“ – als Übersetzung in deutscher Erstausgabe!
In Deutschland völlig unbekannt, handelt es sich hierbei um die weltweit wahrscheinlich erste Science Fiction-Serie. Zudem kann man Frank Reade mit seinen immer neuen dampfbetriebenen Erfindungen sicherlich als den Urvater des Steampunk-Genres ansehen.
Als Autor ist mit »Noname« ein Verlagspseudonym angegeben, wobei der Großteil der Romane wohl von Louis Senarens geschrieben wurde, wohingegen die ersten Bände von Harry Enton stammen.
Bereits in den 1870ern erschienen die ersten Edisonaden (eine nach Thomas Alva Edison benannte Literaturgattung) aus dieser Reihe innerhalb verschiedener Dime-Papers (The Boys of New York, The Five Cent Wide Awake Library oder Happy Days). 1892 erschien das erste Heft der Frank Reade Library, die sich über insgesamt 191 Hefte erstreckt, gefolgt von Frank Reade Weekly. Von den 191 Heften der »Library« sind rund ein Viertel bereits früher erschienen, beim Rest handelt es sich um neu geschriebene Romane.
Die einzelnen eBooks können zum Preis von € 2,99 zuerst über unsere Webseite erworben werden, was eine zusätzliche Möglichkeit zur Unterstützung des Gesamtprojektes darstellt. Später werden sie auch über die üblichen eBook-Shops erhältlich sein.
Über Humble Bundles berichte ich hier inzwischen nicht mehr, weil die etwas ganz normales geworden sind und die Originalität sich doch arg abgenutzt hat (auch wenn ich immer wieder mal eins kaufe). Diesmal jedoch mache ich eine Ausnahme. Aktuell wird ein eBook-Bundle mit Science Fiction-Romanen angeboten, allerdings keine neuen oder eher unbekannten Bücher, sondern eine Reihe von SF-Klassikern (oder was man bei Humblebundle Inc. dafür hält, es sind aber ein paar wirklich schöne Romane dabei).
Investiert man weniger als ca. 13 Dollar (der Durchschnittspreis schwankt mit der Menge der Käufer und was die zu zahlen bereit sind), erhält man:
Zahlt man mehr als den Durchschnitt bekommt man zusätzlich:
ROBOT VISIONS von Isaac Asimov, CHAOS IN AMBER und TO RULE IN AMBER von John Gegory Betancourt, WILD CARD – DEATH DRAWS herausgegeben von GRRM, THE COMPUTER CONNECTION von Alfred Bester, EYE OF CAT und THE DOORS OF HIS FACE, THE LAMPS OF HIS MOUTH von Roger Zelazny.
Ab einer Investition von 15 Dollar kommen hinzu:
THE STARS, MY DESTINATION von Alfred Bester, ROBOT DREAMS von Isaac Asimov, SHADOWS OF AMBER von John Gegory Betancourt, THE DEMOLISHED MAN von Alfred Bester, sowie VENUS PRIME von Paul Preuß nach Arthur C. Clarke.
Es werden noch weitere eBooks hinzukommen.
Wenn man das Bundle kauft, unterstützt man unter anderem die SFWA, das Challenger Center for Space Science Education oder The Givers Fund. Bei uns in Deutschland sind solche eBook-Bundle-Angebote aufgrund des Innvovationsverhinderers Buchpreisbindung nach wie vor leider unmöglich.
Ich wurde gerade auf das Thema gestoßen, als ich eine Email von feiyr bekam, in der darauf hingewiesen wird, dass es ab Februar eine Qualitätsprüfung für eBooks bei Amazon geben wird. Im Detail schreiben die:
Ab dem 03.02.2016 wird im Kindle-Shop auf den Detailseiten der eBooks mit mehreren bestätigten Qualitätsproblemen eine Warnmeldung für Kunden eingeblendet.
Das fand ich bemerkenswert und habe ein wenig im Netz recherchiert. Tatsächlich ist es zum ersten angeblich nicht so, dass das nur eBooks von Selfpublishern betrifft, sondern auch Verlage (aber da gibt es unterschiedliche Informationen zu). Weiterhin geht es um Rechtschreib- und Formatierungsfehler, also beispielsweise auch fehlende Zeilenabstände oder überflüssige. Angeblich soll Amazon sogar auf die Breite von Einrückungen achten, wobei ich das für relativ unwahrscheinlich halte. Zudem es bei den Gepflogenheiten, gerade was Formatierung angeht, deutliche Unterschiede zwischen den Ländern gibt und auch bei Buch- bzw. eBook-Gestaltung viele Parameter fließend sind.
Ich bin gespannt, wie diese Qualitätsprüfung vonstatten geht, ob es sich aus von Lesern gemeldete Fehler handelt, oder einen Algorithmus oder eine Mischung aus beidem.
Ob die problematischen eBooks offline genommen werden oder nicht, dazu gibt es unterschiedliche Informationen. Das folgende Bild ist angeblich echt, es würde bedeuten, dass die eBooks nicht mehr zu kaufen sind, das wäre natürlich für viele ein herber Schlag.
Es wird aber auch dann, wenn die Bücher NICHT offline gehen, auf den Detailseiten einen deutlichen Hinweis darauf geben, dass es Probleme mit dem Buch gibt. Allerdings wird Amazon diese Probleme konkret nennen, so dass man sie beseitigen kann. Man darf allerdings überaus gespannt sein, was genau vom Onlinehändler bemängelt werden wird. Möglicherweise wird es auch verschiedene Abstufungen geben – bei manchen geht das eBook offline, bei anderen nicht, abhängig von der Schwere der Probleme.
Ich sehe schon jetzt ein gewaltiges Wehklagen, Heulen und Zähneklappern anheben, wenn jeder Analphabet und sein Hund sich darüber beschweren, dass ihr von Rechtschreibfehlern strotzendes Pamphlet gekennzeichnet und vielleicht sogar offline genommen wird. Und eine noch viel größere negative Resonanz wird – zu recht – folgen, wenn Amazon einfach US-Standards auch für eBooks anderer Länder anlegt.
Und dann ist da noch der Punkt, dass angeblich auch Verlagsbücher gekennzeichnet werden, auch das dürfte ganz sicher für eine Menge Spaß sorgen …
Ich hatte schon vor längerer Zeit darüber gesprochen, dass es bei eBooks irgendwann einmal automatisierte Qualitätsprüfungen geben wird, die die Spreu vom Weizen trennen. Ich hatte allerdings eher auf Google getippt (adaptierte Suchmaschinenalgorithmen), aber selbstverständlich hat auch Amazon die Infrastruktur und vermutlich auch das Know How, um solche automatisierten Prüfungen durchzuführen. Und ich gehe davon aus, dass es sich primär um solche handelt, denn die Datenmenge durch die Myriaden an eBooks ist immens. Sollten allerdings auch Meldungen von Nutzern in die Bewertung eingehen, wäre Amazon gut beraten, diese zu prüfen, denn ansonsten könnten übelmeinende oder neidische Subjekte Falschmeldungen zu Konkurrenzbüchern abgeben. Amazon hat in der Hinsicht ja bereits ein gänz ähnliches Problem mit seinem Besprechungs- und Bewerungs-System.
Ich bin überaus gespannt darauf, was am 3. Februar passieren wird. Ich hol mir schon mal Popcorn.
[Update 2, 23.01.2016, 10:30:]Good eReader weiß mehr: Erstens versendet Amazon offenbar jetzt schon vorab Emails mit Fehlermeldungen an Verlage und Selfpublisher. Zweitens funktioniert das zweistufige System wie folgt: Sind nur ein paat Typos drin, wird eine Warnmeldung gesetzt. Sind es viele und das eBook enthält zudem erhebliche Formatierungsfehler, geht es offline. Die Fehlermeldungen sind relativ detailliert, wie ein englisches Beispiel zeigt:
Es wird aber sehr interessant sein, zu sehen, wie gut Amazons Algorithmus mit Phantastik-Büchern zurecht kommt, die bekanntermaßen eine Menge an nicht in Wörterbüchern stehenden Worten enthalten können, oder was mit Slang oder Dialekt geschehen wird.
[Update 3, 23.01.2015, 11:16] Es scheint sich um einen zumindest teilweise automatisierten Vorgang zu handeln, denn es gibt auch »false positives«, wie dieser Bericht von Elizabeth S. Craig zeigt. man muss sich dann per Mail an den Support wenden und die sehen sich das an (wer bereits mit Amazon zu tun hatte, weiß was von deren Support zu halten ist). Wenn die Sache in ein paar Tagen akut wird, ist zudem abzusehen, dass der Support alle Hände voll zu tun haben wird.
Und da sind sie auch tatsächlich: Die beiden Anthologien aus der Reihe Die Steampunk-Chroniken zum Thema »Gaslicht«. Sie tragen die Titel MECHANISCHE GEISTER und GEISTERMASCHINEN und enthalten insgesamt 24 Geschichten um Grusel und Steampunk. Man muss dabei ganz klar sagen, dass der Steampunk dabei mal mehr, mal weniger im Vordergrund steht, aber mindestens immer irgendwo im Hintergrund lauert.
Die beiden eBooks können ab sofort kostenlos im Downloadbereich der Projektwebseite heruntergeladen werden, sie werden unter einer Creative Commons-Lizenz angeboten. Als Formate stehen ePub und PDF zur Verfügung. Eine Printfassung sowie eine Kindle-Version folgen wie immer später.
MECHANISCHE GEISTER
Vorwort: Susanne Gerdom
Die vermauerte Tür — Tedine Sanss
Annabelle Rosenherz und die seltsamen Ereignisse im Kloster Lichtenthal — Anja Bagus
Die letzte Nacht — Erik Schreiber
Advent, Advent — Kirsten Brox
Der mechanische Geist — Ricarda Tesch
Die Sümpfe von West Ammingham — Yola Tödt
Der Engel aus Montreal — Christian Heck
Dritter Versuch — Dieter Bohn
Der letzte Abend — Michael Edelbrock
Maximilian von Homburg – Der Hauch des Todes — Gerd Samrowski
Der Schiffbrüchige aus Sumatra — Tedine Sanss
GEISTERMASCHINEN
Vorwort: Anja Bagus
Das Pyrophon — Tedine Sanss
Das Doppelleben einer Hausfrau — Daniela Chana
Das Bestiarium des Dr. Pike — Christian Günther
Von Teufeln und Dämonen — Sean O’Connell
Archibald Leach und die Geister der Grotten — Markus Cremer
Tally Ho! — Bernd Meyer
Schwingen — Brida Anderson
Totenruhe — Merlin Thomas
Seelenspiegel — Stephanie Roller
Das Puppenhaus des Italieners — Jan-Niklas Bersenkowitsch
Wärme mein Herz — Tanja Meurer
Der mechanische Geist — Tedine Sanss
Die eBooks stehen unter eine Creative Commons-Lizenz, nämlichCC BY-NC-ND.
Als letzte der großen Verlagsgruppen in Deutschland schafft das zu Bertelsmann gehörende Random House die kundenunfreundliche Unverschämtheit Adobe DRM ab und setzt ab dem 1. Oktober ausschließlich auf softes DRM, also Wasserzeichen. Vorangegangen waren Ende Juni Bonnier, kurz darauf Holtzbrinck.
Für den Kunden ist das natürlich eine großartige Sache, Adobe dürfte vermutlich weniger fröhlich sein, das stört mich allerdings nicht die Bohne, das Verfahren war unausgereift, äußerst unergonomisch und in der Vergangenheit gab es Fehler, die dazu führten, dass man rechtmäßig erworbene eBooks (zeitweilig) nicht mehr lesen konnte.
Damit sind allerdings nicht alle Probleme vorbei, denn nach wie vor gibt es Soft-DRM, die Bücher werden also mit sogenannten Wasserzeichen gekennzeichnet. Wenn solcherart eindeutig den Kunden zuzuordnende eBooks geklaut werden (man kann sich Viren vorstellen, die den Rechner gezielt nach eBooks durchsuchen und diese irgendwo hochladen) und beispielsweise auf Tauschbörsen oder einschlägigen Webseiten angeboten werden, kann das für den Kunden zu Problemen führen. Denn Random House will mit der einschlägig berüchtigten Kanzlei Waldorf & Frommer verstärkt gegen Urheberrechtsverletzungen vorgehen. Ich bin schon sehr auf die ersten Gerichtsverfahren gespannt, wenn man nachweisen will, wer konkret das Zeug irgendwo hochgeladen hat. Ein solcher Nachweis dürfte nämlich abseits von Tauschbörsen nahezu unmöglich sein. Und: Wer garantiert mir, dass die Soft-DRM-Verfahren fehlerfrei sind? Können gleiche Schlüssel mehrfach vergeben werden? Das lässt sich nur ermessen, wenn die Verfahren offen gelegt werden, das werden die Verlage nicht wollen. Auch das wird sicherlich in der Zukunft Gerichte beschäftigen.
Für Nutzer von Amazons Kindle ist das eine gute Nachricht, denn wenn hartes DRM fehlt, kann man ePubs anderer Anbieter mittels der Software Calibre völlig problemlos in ein Format wandeln, das der eReader der Amerikaner darstellen kann, man wird somit ein klein wenig unabhängiger vom geschlossenen Amazon-Ökosystem. Aufgrund der unzeitgemäßen Buchpreisbindung wäre das allerdings nur interessant, wenn man fremdsprachige Bücher lesen möchte – und die sind ohnehin bei Amazon um Längen günstiger als bei den anderen Anbietern in Deutschland. Ich bezweifle allerdings, dass das DRM-Umdenken aller großen deutschen Verlage den Onlinehändler dazu bringt, ebefalls auf Kopierschutz zu verzichten, insbesondere, da der Kunde gar nichts davon bemerkt.
Die Random House-Pressemitteilung im Volltext:
VERLAGSGRUPPE RANDOM HOUSE SETZT AUF SOFT-DRM
Die Verlagsgruppe Random House veröffentlicht seit mehr als 15 Jahren digitale Ausgaben der Bücher ihrer Autorinnen und Autoren. Um die Handhabung von E‑Books zu vereinfachen und den Markt weiterhin dynamisch zu entwickeln, ermöglicht die Verlagsgruppe ihren Vertriebspartnern ab 1. Oktober, E‑Books auch mit Soft-DRM anzubieten.
DRM hat sich als Marktstandard bei der Auslieferung von E‑Book-Dateien etabliert. Bislang wurde der Zugriff mit Hilfe von „hartem“ Digital Rights Management (DRM) kontrolliert. Auch wenn diese Art des Kopierschutzes innerhalb der Plattformen einiger Anbieter gut funktioniert, gibt es auch Systeme und Situationen, die den Leser stark einschränken. Mit der Umstellung auf Soft-DRM können Leser E‑Books noch einfacher auf allen Plattformen und Endgeräten lesen und ihre persönliche E‑Book-Bibliothek verwalten.
Gleichzeitig wird auch durch Soft-DRM ein sinnvoller Schutz vor Missbrauch gewährleistet, da sich der Weg von E‑Books mittels Markierungen wie z. B. digitalen Wasserzeichen zurückverfolgen lässt. Mit Hilfe solcher und weiterer Maßnahmen wird die Verlagsgruppe auch künftig die Werke ihrer Autorinnen und Autoren vor Missbrauch schützen und aktiv gegen Urheberrechtsverstöße vorgehen.
„Wir wollen das Interesse am digitalen Lesen weiter fördern und es Lesern möglichst einfach machen, E‑Books zu lesen. Der Verzicht auf hartes DRM erleichtert Lesern und Vertriebspartnern den Umgang mit E‑Book-Dateien, erhöht die Kundenzufriedenheit und reduziert Komplexität. Gleichzeitig können auch Händler und Plattformen beliefert werden, die kein hartes DRM anbieten. Mit der Umstellung auf Soft-DRM schließen wir uns auch einem immer breiter werdenden Branchenkonsens an, mit dem Ziel den digitalen Markt in Deutschland kontinuierlich weiterzuentwickeln“, so Dr. Frank Sambeth, CEO der Verlagsgruppe Random House. Die Verlagsgruppe Random House ist ein Unternehmensbereich der Bertelsmann SE & Co. KGaA.
Zu den 45 Verlagen der Verlagsgruppe Random House in Deutschland zählen u.a. Blanvalet,
C. Bertelsmann, DVA, Goldmann, Heyne, Luchterhand und Siedler
Die Selfpublisherplattform Tolino Media war mit viel Tamtam als Alternative zu Amazon propagiert worden. Der große Erfolg hat sich allerdings bisher nicht so recht eingestellt, es gab zudem diverse Anlaufprobleme, vieles an der Plattform schien mit der heißen Nadel gestrickt (das wurde mir gegenüber auch genau so formuliert) und es gibt bis heute technische Probleme.
Deren Behebung scheint aber nicht das primäre Problem der Betreiber zu sein. Vielmehr werden die hochgeladenen eBooks auf »unerwünschte« Worte durchsucht. Das ist an sich schon eine Unverschämtheit. Noch besser wird das Ganze allerdings, wenn sich irgendwo im Buch der Begriff »Kindle« befindet. Dann erhält man als Autor den Hinweis, dass das Buch leider nicht online gehen kann und überarbeitet werden muss, weil man nicht im Text »auf ein Mitbewerber-Produkt Bezug nehmen darf«. Mit diesem Teufelswort im Text wollen sie das Buch nicht annehmen und demzufolge auch nicht online stellen. Bei dem fraglichen eBook handelt es sich übrigens um einen Ratgeber für Selfpublisher – ob die Tolino-Allianz nun alle Sachbücher auf das Unwort untersucht, und diese dann aus den Shops werfen wird? Möglicherweise sogar die Print-Ausgaben? Oder werden nur Selfpublisher drangsaliert?
Es ist einfach unfassbar. Dieses Verhalten ist so dermaßen lächerlich und unprofessionell, dass es mir die Sprache verschlägt. Nachdem das jahrelange Amazon-Bashing der Branche keine Erfolge gezeigt hat, nun diese in hohem Maße fragwürdige Aktion. Als Autor sollte man sich von einer in meinen Augen eher halbgaren Möchtegern-Selfpublisherplattform nicht vorschreiben lassen, welche Wörter in den eBooks zu stehen haben und welche nicht. Amazon, Google Play und Kobo filtern das Wort »Tolino« selbstverständlich nicht.
Edit – Für diejenigen, die keinen Facebook-Zugang haben und auch keinen wollen:
Dank an Alex Jahnke für den Hinweis.
Update [15:00]: Auch bei Tolino scheint man erkannt zu haben, dass das nicht eben schlau war, inzwischen wurde Frau Glomp großzügig erlaubt, das Wort Kindle im Text zu lassen. Das schafft natürlich die grundlegende Verweigerung nicht aus der Welt, man muss sich fragen warum es anfangs überhaupt zu dieser albernen Beanstandung gekommen ist.
Ein Mitarbeiter von Tolino kommentiert unter diesem Artikel:
Dieses Statement ist so nicht korrekt. Frau Glomp hat dies selbst auch schon in der FB Gruppe, aus der dieser Post ist, zurück genommen. Es wäre doch korrekt, hier beide Seiten zu hören, bevor man als Bloginhaber textet? Wir (tolino media) stehen da gerne für zur Verfügung.
[Update 26.06.15]: Ich hatte Tolino Media aufgrund ihres Kommentars per eMail die Möglichkeit angeboten, ihre Sicht der Dinge darzustellen, ich hätte diese dann hier wiedergegeben, hatte allerdings um substanziellere Informationen gebeten, als die durchsichtigen Ausflüchte im Facebook-Thread. Keinerlei Reaktion.
Wieder einmal wird ein Player in der internationalen Buchbranche schlau und wendet sich von hartem DRM ab. Die eBooks der schwedischen Verlagsgruppe Bonnier, hierzulande als Bonnier Media Deutschland agierend, werden in Zukunft ohne harte Kopierschutzmaßnahmen (speich: Adobe DRM) ausgeliefert. Zu Bonnier gehören unter anderem Piper, Ullstein, Carlsen und arsEdition.
Auch bei Bonnier hat man jetzt schon bemerkt, dass die Handhabung von eBooks mit Adobe DRM für den Nutzer äußerst unbequem ist. Man benötigt dafür einen eReader, auf dem man mit seiner Adobe-ID angemeldet ist. Das Herunterladen am Rechner und Übertragen auf einen Reader gestaltet sich insbesondere für weniger technikaffine Leser zu einem Affentanz.
Grund dürfte vermutlich sein, dass man Amazon Kunden abspenstig machen möchte, der Onlineverkäufer nutzt zwar ebenfalls einen Kopierschutz, von dem der Kunde allerdings dank des geschlossenen Kindle-Ökosystem gar nichts bemerkt.
Ein weiterer positiver Aspekt des Ganzen ist allerdings, dass nun auch Kindle-Nutzer eBooks von Verlagen der Bonnier-Gruppe legal verwenden können, denn ohne harten Kopierschutz, kann man sie einfach mit Calibre konvertieren.
Allerdings werden immer noch weiche Kopierschutzmaßnahmen, also digitale Wasserzeichen, eingesetzt. Zudem leistet sich Bonnier eine besondere Posse: Der Verlag will in seine E‑Books eine Seite mit Warnhinweisen als »zusätzlichen psychologischen Effekt« einbinden. Das bedeutet: Als ehrlicher Kunde wird man damit genervt, dass man gefälligst keine Bücher in Tauschbörsen stellen soll, möglicherweise auch, dass man eBooks nicht kopieren darf. Bei mir würde diese Unterstellung allerdings einen ganz anderen »psychologischen Effekt« auslösen: keine Bücher mit einem solch unverschämten Hinweis mehr kaufen. Außerdem: Privatkopien sind nach wie vor legal, solange man keinen Kopierschutz umgeht.
Logo Bonnier Copyright Bonnier. Lizenziert unter Logo über Wikipedia
Damit hat das Börsenblatt das #neuland gestern mal wieder so richtig aufgemischt. Der Börsenverein behauptet einfach mal ohne sachlichen Beweis, dass »ab 18«-eBooks Telemedien sind und nur zwischen 22:00 und 6:00 Uhr verkauft werden dürfen. Eingeredet dürfte das dem Börsenverein der Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e.V. haben, der selbst (vermutlich kostenpflichtige) Dienstleistungen in Sachen Alterseinstufungen anbietet und sich so möglicherweise eine neue Einnahmequelle sichern möchte.
Weiter wird im Artikel nebulös von einer »Klage« gegen einen Onlineshop berichtet. Dazu würden mich brennend weitere Details interessieren, die man natürlich vorsichtshalber mal nicht liefert. Soweit ich weiß, haben Landesmedienanstalten ausschließlich Klappentexte und Cover beanstandet, nicht aber die eBooks selbst. Und wenn ein Onlinehändler tatsächlich jugendgefährdende Texte auf der Webseite im Katalog stehen hatte, dann haben die Landesmedienanstalten damit sogar völlig recht.
Dass über Onlineshops verkaufte eBooks Telemedien sind (was ich auch gern mal inhaltlich begründet sehen würde), macht auch aus folgendem Grund keinen Sinn: Ich kann genausogut ab 18-Bücher in Totholzform rund um die Uhr online bestellen und bekomme die problemlos zugeschickt. Ich gehe auch davon aus, dass Kinder ohne jegliches Problem in eine Buchhandlung wandern und ein ab18-Buch kaufen könnten, da das auf dem Cover nicht vermerkt ist, und da ein Buchhändler (oder die geringfügig beschäftigte Hilfskraft) nicht den Inhalt jeden Buches kennen kann. Die letzten beiden Fakten scheinen aber keinen zu interessieren.
Der Börsenverein legt der Buchbranche da gerade ein gigantisches Ei. Denn es wird sicherlich schnell festgestellt werden, dass Printbücher hinsichtlich der Altersfreigabe analog (no pun intended) behandelt werden müssen, also auch bei diesen muss zukünftig möglicherweise eine Alterstauglichkeitsangabe gemacht werden.
Meiner Meinung nach ist das auch der einzig gangbare Weg: Entweder Alterseinstufung für alle Medienformen von Büchern, oder für keine davon.
Ach ja: für die Verifikation des Alters ihrer Kunden sind allein die Onlinehändler verantwortlich, die müssen entsprechende Lösungen implementieren. Was auch problemlos möglich ist – nur Personen über 18 bekommen dann nach Altersverifikation und Einloggen die entsprechende Abteilung angezeigt. Nicht die Verlage müssen dafür Sorge tragen. Und auch nicht die Selfpublisher.
Aber es sieht weiterhin so aus, als wolle man dem ungeliebten eBook im deutschen #neuland möglichst nachhaltig das Licht ausblasen.
Nach meiner Rückfrage von gestern habe ich zwar keine konkrete Antworten auf meine Fragen bekommen, bei Luebbe hat man aber offenbar erkannt, dass man mit dem hektischen Aktionismus deutlich über das Ziel hinaus geschossen ist und verfasste eine neue Email an die »Handelspartner«, die ich weiter unten zitiere. Wie ich es aus dem Text der Landesmedienanstalt bereits entnommen hatte, drehte es sich bei den inkriminierten Telemedien ausschließlich um die Klappentexte und Buchcover auf der Webseite von Beam eBooks, eine zwingende Alterseinstufung für eBooks existiert meines Wissens ebenso wie für Printbücher nicht. Und dass die Landesmedienanstalt eindeutig pornografische Klappentexte und Cover anmahnt wundert mich nicht im Geringsten, dafür habe ich zudem vollstes Verständnis.
Interessant ist in der Antwort die erneute Zentrierung auf Verlage. Bisher war Beam insbesondere auch eine Selfpublisher-Plattform, auf der jeder veröffentlichen konnte. In den Emails von Luebbe ist immer nur von Verlagen die Rede, auch die Informationen zum ONIX-Format oder zu Metadaten, macht für Selfpublisher erst einmal wenig Sinn, denn diese werden die Informationen in den allermeisten Fällen per Hand eingeben.
Das Ganze macht mir den Eindruck, als seien dem neuen Betreiber der Plattform die Selfpublisher nicht mehr wichtig, oder als interessieren diese nicht. Das könnte darauf hinweisen, dass man sich ihrer kurz- oder mittelfristig entledigen möchte.
Im folgenden die aktuelle Email, Hervorhebungen in roter Farbe sind von mir:
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