Rezension

Jim Butcher: THE DRESDEN FILES – COLD DAYS

Ich neh­me es nicht nur an, ich weiß es, dass der Autor Jim But­cher anfangs nie damit gerech­net hat, wel­che Dimen­sio­nen die­se Rei­he anneh­men wür­de. Davon abge­se­hen sage ich immer wie­der gern mal, dass ich Buch­seri­en doof fin­de und stel­le die Fra­ge, ob heut­zu­ta­ge kei­ner mehr ein­fach nur mal ein Buch schrei­ben kann? Bei But­chers Rei­he um Har­ry Dres­den ist das anders, da kann ich die Fort­set­zun­gen kaum erwar­ten.

Doch eigent­lich ist das nicht wirk­lich ver­wun­der­lich: wenn eine Rei­he schon an alte Film Noir-Seri­als ange­lehnt ist, sie in ein Urban Fan­ta­sy-Set­ting hebt und die auch noch mit groß­ar­ti­gen Cha­rak­te­ren, coo­len Sprü­chen und hau­fen­wei­se Pop­kul­tur-Refe­ren­zen anrei­chert, dann freut man sich wie bei den Seri­als auf neu­en Stoff. Wenn der Autor dann auch noch in der Lage ist, eine ech­te Cha­rak­ter­ent­wick­lung nicht nur beim Haupt­prot­ago­nis­ten zu beschrei­ben, son­dern auch die Welt um ihn her­um sich ver­än­dert, und die Neben­dar­stel­ler nicht nur Staf­fa­ge sind, dann ist das in sei­ner Mischung aus Cool­ness, Kom­ple­xi­tät und Genia­li­tät ein­zig­ar­tig. Ja, ich bin Fan. Ich sag´s lie­ber vor­ne­weg.

HYDE PARK ON HUDSON

Am Vor­abend des zwei­ten Welt­krie­ges erwar­tet Frank­lin Del­ano Roo­se­velt als 32. Prä­si­dent der Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka ganz beson­de­re Gäs­te auf sei­nem Land­sitz, wel­cher aus­ge­rech­net Hyde Park genannt wird, am male­ri­schen Flüss­chen Hud­son. König Geor­ge der Sechs­te aus Groß­bri­tan­ni­en hat sich mit Gat­tin Eliza­beth zum Staats­be­such ange­kün­digt. Die Vor­be­rei­tun­gen sind ent­spre­chend tur­bu­lent und hek­tisch, zur Ruhe kommt der Prä­si­dent auf dem Land­sitz kaum. Da kann etwas Ablen­kung durch­aus nicht scha­den. Zum Bei­spiel mit der Cou­si­ne fünf­ten Gra­des Dai­sy, nach wel­cher Roo­se­velt schi­cken lässt. Und dies, obwohl sei­ne Gat­tin Ele­a­n­or eben­so anwe­send ist, wie sei­ne Gelieb­te Mis­sy.

WARM BODIES eher lauwarm

Auch wenn nur zwei der elf Pro­du­zen­ten tat­säch­lich mit der TWILIGHT-SAGA zu tun hat­ten, hält die Wer­bung mit »von den Machern von …« was sie ver­spricht. Kame­ra­mann Javier Aguir­re­s­a­ro­be und Cut­te­rin Nan­cy Richard­son waren auch noch bei TWILIGHT beschäf­tigt, das ver­spricht dann auch erhoff­ten Ton und Tem­po einer erprob­ten fünf­tei­li­gen Vam­pir­ge­schich­te mit Herz. Jetzt sind es Zom­bies, und die Idee dahin­ter scheint gar nicht so ver­kehrt. Denn was könn­te man anstel­len mit einer Geschich­te, in der sich ein Unto­ter und eine Leben­de inein­an­der ver­gu­cken? Aber was hat Jona­than Levi­ne dar­aus gemacht? Selbst die Haupt­dar­stel­ler Pal­mer und Hoult sind erwünsch­te Dupli­ka­te der TWI­LIGHT-Prot­ago­nis­ten. In vie­len Ein­stel­lun­gen von Tere­sa Pal­mer kann man glau­ben Kris­ten Ste­wart zu erken­nen, und mit den hohen Wan­gen­kno­chen und tief­lie­gen­den Augen ist Nicho­las Hoult ganz der Robert-Pat­ti­son-Typ. Isaac Mari­on hat eine Geschich­te geschrie­ben, die sehr lose an Romeo und Julia ange­lehnt ist, dem­entspre­chend hat Regis­seur und Dreh­buch­au­tor in Per­so­nal­uni­on Jona­than Levi­ne WARM BODIES auch gemacht. So ist die­ser Film für Splat­ter-Freaks genau­so inter­es­sant gera­ten, wie TWILIGHT für Lieb­ha­ber des Hor­ror­films.

LES MISÉRABLES dreamed a dream

Wenn man sich fra­gen soll­te, wen man mit einer unend­lich wie­der­hol­ten Ver­fil­mung von Vic­tor Hugos Stoff jetzt eigent­lich noch in den Kino­ses­sel locken will, dann genü­gen die ers­ten Minu­ten von Tom Hoo­pers Insze­nie­rung. Ganz offen­sicht­lich woll­te der KINGS SPEECH-Regis­seur ein­mal von den lei­sen, aber gro­ßen Fil­men Abstand gewin­nen. Her­aus­ge­kom­men ist ein nur gro­ßer Film, ein sehr gro­ßer, der Kino­fans und Musi­cal-Lieb­ha­ber glei­cher­ma­ßen in den Kino­ses­sel zu locken ver­steht. Wenn der laxe Ver­gleich vom »ganz gro­ßen Kino« ein­mal unbe­streit­bar zutrifft, dann bei die­ser x‑ten Ver­fil­mung von Vic­tor Hugos LES MISÉRABLES, das sich als Musi­cal zu den drei meist gespiel­ten und popu­lärs­ten Büh­nen­shows der Welt zäh­len darf.

DER HOBBIT – EINE UNERWARTETE REISE

Mit nur gerin­ger Ver­spä­tung konn­te auch ich mir end­lich Peter Jack­sons HOB­BIT-Inter­pre­ta­ti­on im Kino anse­hen. Glück­li­cher­wei­se wur­de der Film hier sogar in HFR ange­bo­ten, obwohl er nicht mehr im größ­ten Saal des Cine­ma­xx lief, son­dern in einem der klei­ne­ren Kinos.

Es war bereits viel geschrie­ben wor­den, über die­sen Film, dabei wur­de inter­es­san­ter­wei­se in den meis­ten die­ser Bespre­chun­gen nicht auf den Inhalt ein­ge­gan­gen. Mög­li­cher­wei­se, weil man der Ansicht war, es wis­se ohne­hin jeder, der das Buch gele­sen hat, was geschieht. Doch eigent­lich ist das ange­sichts der zahl­lo­sen »Extra­po­la­tio­nen« falsch.

THE LAST STAND hat keinen Stand

Neun Jah­re und drei Neben­rol­len spä­ter ist er wie­der da. Er beton­te ja bereits des Öfte­ren, er käme zurück. Dass er sein Come­back in die Hän­de des Korea­ners Kim Jee-woon leg­te, war bei nähe­ren Über­le­gun­gen kei­ne schlech­te Idee. Kim Jee-woon hat unter ande­rem I SAW THE DEVIL und THE GOOD, THE BAD, THE WEIRD insze­niert, die kein gro­ßes Publi­kum fan­den, von die­sem aber sehr wohl­wol­lend auf­ge­nom­men wur­den. Jetzt bekommt Kim Jee-woon sein ame­ri­ka­ni­sches Debut, noch dazu einen der begehr­tes­ten Dar­stel­ler, zumin­dest was das Action-Gen­re angeht, und macht THE LAST STAND. Ein Film der alles hat, was ein sinn­be­frei­ter Action­film haben muss. Ein Schwer­ver­bre­cher lässt sich bei der Über­füh­rung in ein ande­res Gefäng­nis mit einer spek­ta­ku­lä­ren Akti­on befrei­en. In einer spek­ta­ku­lä­ren Flucht macht er sich auf den Weg Rich­tung der mexi­ka­ni­schen Gren­ze. Zwi­schen Gangs­ter und Mexi­ko liegt das unspek­ta­ku­lä­re Städt­chen Som­mer­ton. Som­mer­tons She­riff Arnold Schwar­zen­eg­ger kann das gan­ze Spek­ta­kel gar nicht ab, und ent­facht spek­ta­ku­lä­re Aktio­nen, um den Gangs­ter bei der Durch­fahrt zu stop­pen.

LINCOLN – vom Menschen zum Staatsheiligtum

LINCOLN – Bun­des­start 24.01.2013

Der Mensch, der Mann, die Iko­ne, der Mythos. Mit LINCOLN schuf Ste­ven Spiel­berg sei­nen bis­her poli­tischs­ten Film, wenn­gleich MÜNCHEN sehr nahe an die­sem Attri­but ist. Das liegt dar­an, dass es Spiel­berg her­vor­ra­gend gelingt, den mys­ti­fi­zier­ten Volks­hel­den zu einem ehr­li­chen Men­schen zu machen. Natür­lich auch ein Ver­dienst der gera­de­zu gespens­ti­schen Per­so­ni­fi­zie­rung durch Dani­el Day-Lewis, der die Rol­le, trotz Spiel­bergs Hart­nä­ckig­keit, mehr­mals ablehn­te. Dabei soll­te aber auch Tony Kush­ners Bei­trag mit einem über meh­re­re Jah­re gewach­se­nen Dreh­buch nicht ver­ges­sen wer­den. Dies ist ein Spiel­berg-Film durch und durch. Und doch lässt er sich nur mar­gi­nal mit einem sei­ner ande­ren fünf­zig Fil­men ver­glei­chen.

Blu-Ray: Martin Scorseses HUGO CABRET

»Hast Du Dich jemals gefragt, wo Dei­ne Träu­me her­kom­men? Schau Dich um! Hier wer­den sie gemacht!«

Heut­zu­ta­ge ist der Trend, dass sogar usbe­ki­sche Autoren­fil­me vor­sichts­hal­ber mal in 3D gedreht wer­den, damit man die Besu­cher an den Kino­kas­sen nur ja noch­mal extra für die Bril­len und die Drei­di­men­sio­na­li­tät absei­hen kann. Ein ande­rer Trend – aber der ist nicht wirk­lich neu – sind knal­leb­un­te Effekt­kra­cher, Zucker­werk für die Augen (wobei ich dage­gen grund­sätz­lich nichts ein­zu­wen­den habe).

Umso erstaun­li­cher ist es, dass der mehr­fach Oscar-aus­ge­zeich­ne­te Scor­se­se-Strei­fen HUGO (CABRET) zwar in 3D daher kommt, sich aber den­noch wei­test­ge­hend der Effekt­ha­sche­rei nicht bedient, son­dern eine sehr ruhi­ge, stim­mungs­voll-poe­ti­sche Art des Erzäh­lens wagt. Das Ergeb­nis gibt dem Regis­seur recht.

Walt Disneys FRANKENWEENIE 3D

FRANKENWEENIE
Bun­des­start 24.01.2013

Vor fast drei­ßig Jah­ren ver­war­fen die Dis­ney-Obers­ten Tim Bur­tons FRANKENWEENIE, der unter dem Bue­na-Vis­ta-Label pro­du­ziert wor­den war, als zu düs­ter und für Kin­der abschre­ckend. Zei­ten ändern sich, und so bringt Dis­ney 28 Jah­re spä­ter eine drei­mal län­ge­re Fas­sung von FRANKENWEENIE, eben­falls unter der Regie von Tim Bur­ton, in die Kinos. Und weil Tim Bur­ton ger­ne mit Pup­pen spielt, und 3D so schick ist, hauch­te man FRANKENWEENIE mit vie­len neu­en Tei­len eben­so neu­es Leben ein. Aber macht die­ser moder­ne Pro­me­theus über­haupt Sinn, wenn eine bereits über­aus gelun­ge­ne Ver­si­on gar nicht zu den Toten gezählt wer­den darf? Anders als bei medi­zi­ni­schen Expe­ri­men­ten ist das kei­ne mora­li­sche Fra­ge, son­dern eine Sache des Gel­des. Die Gold­grä­ber von Dis­ney ver­wal­ten die nicht zim­per­li­che Mira­max-Film­bi­blio­thek, behei­ma­ten auch, ohne Ein­fluss zu neh­men, die Mar­vel-Stu­di­os und fil­men dem­nächst zudem im STAR WARS-Uni­ver­sum. Zei­ten ändern sich, und somit ist auch das Ver­hält­nis zu FRANKENWEENIE ent­spann­ter gewor­den.

Es ist noch immer die düs­te­re, leicht mor­bi­de Geschich­te von Vic­tor, der durch einen Unfall sei­nen Hund ver­liert, sich aller­dings zu hel­fen weiß. Bei den Nach­barn löst das Hor­ror aus, bei den Mit­schü­lern puren Neid. Vic­tor und sein Hund Spar­ky haben alle Pfo­ten voll zu tun, um Ver­ständ­nis zu erlan­gen und die Stadt vor mons­ter­mä­ßi­gen Bedro­hun­gen zu schüt­zen.

FLIGHT, Höhenflug trotz ruppiger Landung

FLIGHT – Bun­des­start 17.01.2013

Als das Höhen­leit­werk blo­ckiert, stürzt die JR-88 der Sou­th­jet Air aus 30.000 Fuß ähn­lich einem frei­en Fall auf die Erde zu. 200 Men­schen befin­den sich an Bord, wovon Cap­tain Whip Whita­ker 194 das Leben ret­ten wird. Spä­ter wird die Behör­de für Sicher­heit im Trans­port­we­sen, NTSB, mit zehn ande­ren Pilo­ten das Manö­ver am Simu­la­tor wie­der­ho­len, wobei es kei­nem der Pro­ban­den gelingt, die Maschi­ne zu lan­den. Cap­tain Whip Whita­ker wird als der typi­sche Held gefei­ert, und sein Kum­pel Har­ling sieht das prak­tisch: »Du wirst nie wie­der in dei­nem Leben für einen Drink bezah­len müs­sen.« In der Tat wäre das prak­tisch, aber die NTSB gräbt tie­fer als nur bis zum Unfall­her­gang, und da wird es für den Hel­den Whip ziem­lich eng.

Sein letz­ter Live-Action-Film liegt zwölf Jah­re zurück, aber Robert Zeme­ckis hat nicht ver­ges­sen, wobei es dar­auf ankommt.  Mit CASTAWAY mach­te er aus einer kam­mer­spiel­ar­ti­gen Ein-Mann-Show ganz gro­ßes Kino, und bei FLIGHT hat Zeme­ckis genau die­sen Weg erneut gefun­den. Er beginnt als spek­ta­ku­lä­res Kata­stro­phen­ki­no und schlägt plötz­lich eine voll­kom­men ande­re Rich­tung ein. Die­se Rich­tung ist ein ver­stö­ren­der See­len-Strip­tease, aber auch nur mög­lich mit dem rich­ti­gen Dar­stel­ler. Und Den­zel Washing­ton ist genau die­ser rich­ti­ge Dar­stel­ler.

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