Tolino Media will den Begriff »Kindle« nicht in eBooks haben

Tolino Media will den Begriff »Kindle« nicht in eBooks haben

Tolino

Die Self­pu­blis­her­platt­form Toli­no Media war mit viel Tam­tam als Alter­na­ti­ve zu Ama­zon pro­pa­giert wor­den. Der gro­ße Erfolg hat sich aller­dings bis­her nicht so recht ein­ge­stellt, es gab zudem diver­se Anlauf­pro­ble­me, vie­les an der Platt­form schien mit der hei­ßen Nadel gestrickt (das wur­de mir gegen­über auch genau so for­mu­liert) und es gibt bis heu­te tech­ni­sche Probleme.

Deren Behe­bung scheint aber nicht das pri­mä­re Pro­blem der Betrei­ber zu sein. Viel­mehr wer­den die hoch­ge­la­de­nen eBooks auf »uner­wünsch­te« Wor­te durch­sucht. Das ist an sich schon eine Unver­schämt­heit. Noch bes­ser wird das Gan­ze aller­dings, wenn sich irgend­wo im Buch der Begriff »Kind­le« befin­det. Dann erhält man als Autor den Hin­weis, dass das Buch lei­der nicht online gehen kann und über­ar­bei­tet wer­den muss, weil man nicht im Text »auf ein Mit­be­wer­ber-Pro­dukt Bezug neh­men darf«. Mit die­sem Teu­fels­wort im Text wol­len sie das Buch nicht anneh­men und dem­zu­fol­ge auch nicht online stel­len. Bei dem frag­li­chen eBook han­delt es sich übri­gens um einen Rat­ge­ber für Self­pu­blis­her – ob die Toli­no-Alli­anz nun alle Sach­bü­cher auf das Unwort unter­sucht, und die­se dann aus den Shops wer­fen wird? Mög­li­cher­wei­se sogar die Print-Aus­ga­ben? Oder wer­den nur Self­pu­blis­her drangsaliert?

Es ist ein­fach unfass­bar. Die­ses Ver­hal­ten ist so der­ma­ßen lächer­lich und unpro­fes­sio­nell, dass es mir die Spra­che ver­schlägt. Nach­dem das jah­re­lan­ge Ama­zon-Bashing der Bran­che kei­ne Erfol­ge gezeigt hat, nun die­se in hohem Maße frag­wür­di­ge Akti­on. Als Autor soll­te man sich von einer in mei­nen Augen eher halb­ga­ren Möch­te­gern-Self­pu­blis­her­platt­form nicht vor­schrei­ben las­sen, wel­che Wör­ter in den eBooks zu ste­hen haben und wel­che nicht. Ama­zon, Goog­le Play und Kobo fil­tern das Wort »Toli­no« selbst­ver­ständ­lich nicht.

Edit – Für die­je­ni­gen, die kei­nen Face­book-Zugang haben und auch kei­nen wollen:

tolinokindle

Dank an Alex Jahn­ke für den Hinweis.

Update [15:00]: Auch bei Toli­no scheint man erkannt zu haben, dass das nicht eben schlau war, inzwi­schen wur­de Frau Glomp groß­zü­gig erlaubt, das Wort Kind­le im Text zu las­sen. Das schafft natür­lich die grund­le­gen­de Ver­wei­ge­rung nicht aus der Welt, man muss sich fra­gen war­um es anfangs über­haupt zu die­ser alber­nen Bean­stan­dung gekom­men ist.

Ein Mit­ar­bei­ter von Toli­no kom­men­tiert unter die­sem Artikel:

Die­ses State­ment ist so nicht kor­rekt. Frau Glomp hat dies selbst auch schon in der FB Grup­pe, aus der die­ser Post ist, zurück genom­men. Es wäre doch kor­rekt, hier bei­de Sei­ten zu hören, bevor man als Blog­inha­ber tex­tet? Wir (toli­no media) ste­hen da ger­ne für zur Verfügung.

Und auch auf Face­book mel­det man sich zu Wort.

Frau Glomp selbst sieht das aller­dings deut­lich anders als der Toli­no-Ver­tre­ter. die ursprüng­li­che Aus­sa­ge der Auf­for­de­rung, das Wort zu ent­fer­nen, hält sie auf­recht. Und auch ande­re Autoren reden ent­ge­gen der Aus­sa­gen der Toli­no-Ver­tre­ter von einer voll­stän­di­gen Ableh­nung, nicht von »Emp­feh­lun­gen« wie behauptet.

[Update 26.06.15]: Ich hat­te Toli­no Media auf­grund ihres Kom­men­tars per eMail die Mög­lich­keit ange­bo­ten, ihre Sicht der Din­ge dar­zu­stel­len, ich hät­te die­se dann hier wie­der­ge­ge­ben, hat­te aller­dings um sub­stan­zi­el­le­re Infor­ma­tio­nen gebe­ten, als die durch­sich­ti­gen Aus­flüch­te im Face­book-Thread. Kei­ner­lei Reaktion.

[Update 26.06.15, 11:00 Uhr] Wer den Links nach Face­book folgt, wird die Aus­sa­gen der Toli­no-Mit­ar­bei­ter nicht mehr fin­den, offen­bar wur­den die­se gelöscht (ein Para­de­bei­spiel aus dem Lehr­buch »Wie PR auf sozia­len Medi­en nicht funk­tio­niert«). Wer das den­noch nach­voll­zie­hen möch­te, hier ein Screen­shot, in dem die Kom­men­ta­re noch zu sehen sind: https://drive.google.com/file/d/0B9wDueprgUX2bWJtM3cwZWR2aVk/view?usp=sharing

Bild Toli­no von Wosch21149, aus der Wiki­pe­dia, CC-BY, bear­bei­tet von mir.

Verlagsgruppe Bonnier verabschiedet sich von hartem DRM

Verlagsgruppe Bonnier verabschiedet sich von hartem DRM

Bonnier-Logo

Wie­der ein­mal wird ein Play­er in der inter­na­tio­na­len Buch­bran­che schlau und wen­det sich von har­tem DRM ab. Die eBooks der schwe­di­schen Ver­lags­grup­pe Bon­nier, hier­zu­lan­de als Bon­nier Media Deutsch­land agie­rend, wer­den in Zukunft ohne har­te Kopier­schutz­maß­nah­men (speich: Ado­be DRM) aus­ge­lie­fert. Zu Bon­nier gehö­ren unter ande­rem Piper, Ull­stein, Carl­sen und arsEdition.

Auch bei Bon­nier hat man jetzt schon bemerkt, dass die Hand­ha­bung von eBooks mit Ado­be DRM für den Nut­zer äußerst unbe­quem ist. Man benö­tigt dafür einen eRea­der, auf dem man mit sei­ner Ado­be-ID ange­mel­det ist. Das Her­un­ter­la­den am Rech­ner und Über­tra­gen auf einen Rea­der gestal­tet sich ins­be­son­de­re für weni­ger tech­ni­kaf­fi­ne Leser zu einem Affentanz.

Grund dürf­te ver­mut­lich sein, dass man Ama­zon Kun­den abspens­tig machen möch­te, der Online­ver­käu­fer nutzt zwar eben­falls einen Kopier­schutz, von dem der Kun­de aller­dings dank des geschlos­se­nen Kind­le-Öko­sys­tem gar nichts bemerkt.

Ein wei­te­rer posi­ti­ver Aspekt des Gan­zen ist aller­dings, dass nun auch Kind­le-Nut­zer eBooks von Ver­la­gen der Bon­nier-Grup­pe legal ver­wen­den kön­nen, denn ohne har­ten Kopier­schutz, kann man sie ein­fach mit Calibre konvertieren.

Aller­dings wer­den immer noch wei­che Kopier­schutz­maß­nah­men, also digi­ta­le Was­ser­zei­chen, ein­ge­setzt. Zudem leis­tet sich Bon­nier eine beson­de­re Pos­se: Der Ver­lag will in sei­ne E‑Books eine Sei­te mit Warn­hin­wei­sen als »zusätz­li­chen psy­cho­lo­gi­schen Effekt« ein­bin­den. Das bedeu­tet: Als ehr­li­cher Kun­de wird man damit genervt, dass man gefäl­ligst kei­ne Bücher in Tausch­bör­sen stel­len soll, mög­li­cher­wei­se auch, dass man eBooks nicht kopie­ren darf. Bei mir wür­de die­se Unter­stel­lung aller­dings einen ganz ande­ren »psy­cho­lo­gi­schen Effekt« aus­lö­sen: kei­ne Bücher mit einem solch unver­schäm­ten Hin­weis mehr kau­fen. Außer­dem: Pri­vat­ko­pien sind nach wie vor legal, solan­ge man kei­nen Kopier­schutz umgeht.

Logo Bon­nier Copy­right Bon­nier. Lizen­ziert unter Logo über Wiki­pe­dia

eBooks dürfen nur zwischen 22:00 und 6:00 Uhr verkauft werden

eBooks dürfen nur zwischen 22:00 und 6:00 Uhr verkauft werden

FSK18 eBook

Damit hat das Bör­sen­blatt das #neu­land ges­tern mal wie­der so rich­tig auf­ge­mischt. Der Bör­sen­ver­ein behaup­tet ein­fach mal ohne sach­li­chen Beweis, dass »ab 18«-eBooks Tele­me­di­en sind und nur zwi­schen 22:00 und 6:00 Uhr ver­kauft wer­den dür­fen. Ein­ge­re­det dürf­te das dem Bör­sen­ver­ein der Frei­wil­li­ge Selbst­kon­trol­le Mul­ti­me­dia-Diens­te­an­bie­ter e.V. haben, der selbst (ver­mut­lich kos­ten­pflich­ti­ge) Dienst­leis­tun­gen in Sachen Alters­ein­stu­fun­gen anbie­tet und sich so mög­li­cher­wei­se eine neue Ein­nah­me­quel­le sichern möchte.

Wei­ter wird im Arti­kel nebu­lös von einer »Kla­ge« gegen einen Online­shop berich­tet. Dazu wür­den mich bren­nend wei­te­re Details inter­es­sie­ren, die man natür­lich vor­sichts­hal­ber mal nicht lie­fert. Soweit ich weiß, haben Lan­des­me­di­en­an­stal­ten aus­schließ­lich Klap­pen­tex­te und Cover bean­stan­det, nicht aber die eBooks selbst. Und wenn ein Online­händ­ler tat­säch­lich jugend­ge­fähr­den­de Tex­te auf der Web­sei­te im Kata­log ste­hen hat­te, dann haben die Lan­des­me­di­en­an­stal­ten damit sogar völ­lig recht.

Dass über Online­shops ver­kauf­te eBooks Tele­me­di­en sind (was ich auch gern mal inhalt­lich begrün­det sehen wür­de), macht auch aus fol­gen­dem Grund kei­nen Sinn: Ich kann genau­so­gut ab 18-Bücher in Tot­holz­form rund um die Uhr online bestel­len und bekom­me die pro­blem­los zuge­schickt. Ich gehe auch davon aus, dass Kin­der ohne jeg­li­ches Pro­blem in eine Buch­hand­lung wan­dern und ein ab18-Buch kau­fen könn­ten, da das auf dem Cover nicht ver­merkt ist, und da ein Buch­händ­ler (oder die gering­fü­gig beschäf­tig­te Hilfs­kraft) nicht den Inhalt jeden Buches ken­nen kann. Die letz­ten bei­den Fak­ten schei­nen aber kei­nen zu interessieren.

Der Bör­sen­ver­ein legt der Buch­bran­che da gera­de ein gigan­ti­sches Ei. Denn es wird sicher­lich schnell fest­ge­stellt wer­den, dass Print­bü­cher hin­sicht­lich der Alters­frei­ga­be ana­log (no pun inten­ded) behan­delt wer­den müs­sen, also auch bei die­sen muss zukünf­tig mög­li­cher­wei­se eine Alters­taug­lich­keits­an­ga­be gemacht werden.

Mei­ner Mei­nung nach ist das auch der ein­zig gang­ba­re Weg: Ent­we­der Alters­ein­stu­fung für alle Medi­en­for­men von Büchern, oder für kei­ne davon.

Ach ja: für die Veri­fi­ka­ti­on des Alters ihrer Kun­den sind allein die Online­händ­ler ver­ant­wort­lich, die müs­sen ent­spre­chen­de Lösun­gen imple­men­tie­ren. Was auch pro­blem­los mög­lich ist – nur Per­so­nen über 18 bekom­men dann nach Alters­ve­ri­fi­ka­ti­on und Ein­log­gen die ent­spre­chen­de Abtei­lung ange­zeigt. Nicht die Ver­la­ge müs­sen dafür Sor­ge tra­gen. Und auch nicht die Selfpublisher.

Aber es sieht wei­ter­hin so aus, als wol­le man dem unge­lieb­ten eBook im deut­schen mög­lichst nach­hal­tig das Licht ausblasen.

FSK auf eBooks: Zweite Antwort von Luebbe

FSK auf eBooks: Zweite Antwort von Luebbe

FSK18 eBook

Nach mei­ner Rück­fra­ge von ges­tern habe ich zwar kei­ne kon­kre­te Ant­wor­ten auf mei­ne Fra­gen bekom­men, bei Lueb­be hat man aber offen­bar erkannt, dass man mit dem hek­ti­schen Aktio­nis­mus deut­lich über das Ziel hin­aus geschos­sen ist und ver­fass­te eine neue Email an die »Han­dels­part­ner«, die ich wei­ter unten zitie­re. Wie ich es aus dem Text der Lan­des­me­di­en­an­stalt bereits ent­nom­men hat­te, dreh­te es sich bei den inkri­mi­nier­ten Tele­me­di­en aus­schließ­lich um die Klap­pen­tex­te und Buch­co­ver auf der Web­sei­te von Beam eBooks, eine zwin­gen­de Alters­ein­stu­fung für eBooks exis­tiert mei­nes Wis­sens eben­so wie für Print­bü­cher nicht. Und dass die Lan­des­me­di­en­an­stalt ein­deu­tig por­no­gra­fi­sche Klap­pen­tex­te und Cover anmahnt wun­dert mich nicht im Gerings­ten, dafür habe ich zudem volls­tes Verständnis.

Inter­es­sant ist in der Ant­wort die erneu­te Zen­trie­rung auf Ver­la­ge. Bis­her war Beam ins­be­son­de­re auch eine Self­pu­blis­her-Platt­form, auf der jeder ver­öf­fent­li­chen konn­te. In den Emails von Lueb­be ist immer nur von Ver­la­gen die Rede, auch die Infor­ma­tio­nen zum ONIX-For­mat oder zu Meta­da­ten, macht für Self­pu­blis­her erst ein­mal wenig Sinn, denn die­se wer­den die Infor­ma­tio­nen in den aller­meis­ten Fäl­len per Hand eingeben.

Das Gan­ze macht mir den Ein­druck, als sei­en dem neu­en Betrei­ber der Platt­form die Self­pu­blis­her nicht mehr wich­tig, oder als inter­es­sie­ren die­se nicht. Das könn­te dar­auf hin­wei­sen, dass man sich ihrer kurz- oder mit­tel­fris­tig ent­le­di­gen möchte.

Im fol­gen­den die aktu­el­le Email, Her­vor­he­bun­gen in roter Far­be sind von mir:

wei­ter­le­sen →

FSK auf eBooks: erste Antwort von Luebbe

FSK auf eBooks: erste Antwort von Luebbe

FSK18 eBook

Soeben hat­te ich the­ma­ti­siert, dass Lueb­be in ihrem Shop Beam eBooks plötz­lich von den Ver­la­gen und Self­pu­blis­hern ver­langt, eine FSK-Kenn­zeich­nung auf Büchern anzu­brin­gen, die nur für Per­so­nen über 18 Jah­ren geeig­net sind. Dar­auf­hin hat­te ich eini­ge Fra­gen gestellt, die in der soebe­nen Ant­wort fast alle igno­riert wurden:

Lie­ber Ste­fan Holzhauer,

dan­ke für Ihre Nachricht.

Als Hin­ter­grund­in­for­ma­ti­on: wir wer­den in den letz­ten Mona­ten ver­mehrt von der Lan­des­me­di­en­an­stalt abgemahnt.

Hier ein Auszug:

wei­ter­le­sen →

Kommentar: Das alberne Lamento der Autoren und Verlage

Kommentar: Das alberne Lamento der Autoren und Verlage

eBook-Piraterie

Heise.de berich­tet unter dem Titel »Autoren und Ver­le­ger gegen Zweit­markt für eBooks« über das Geme­cker von Autoren und Verlagen.

Quint­essenz: »Ohgott! Ohgott! Wir wer­den alle störrrrrben!«

Aber wit­zig, wie bei jedem neu­en Medi­um ähn­li­che reak­tio­nä­re, rück­wärts­ge­rich­te­te Mecke­rer ihre über­flüs­si­ge Stim­me erhe­ben. Wit­zig auch, wie ein­fach Behaup­tun­gen auf­ge­stellt wer­den, die man nicht ein­mal glaub­wür­dig bele­gen kann (Umsatz­rück­gän­ge durch Raub­ko­pien und Onlei­he). Und abschlie­ßend wit­zig, dass E‑Leihe der Büche­rei­en ent­we­der unter­bun­den oder aber deut­lich ver­teu­ert wer­den soll.

Die ein­zi­ge sinn­vol­le Metho­de gegen Raub­ko­pien sind ange­mes­sen bepreis­te, DRM-freie, lega­le Ange­bo­te. Und auch der Gebraucht­markt wird kom­men, der EuGH hat schon den Weg dafür geeb­net, indem er den ver­kauf gebrauch­ter Soft­ware­li­zen­zen erlaubt hat. Und wie wir neu­er­dings wis­sen, sind ja auch eBooks gar kei­ne Bücher, son­dern nur Lizen­zen. Dar­über, dass sie aus den Onlei­hen der Stadt­bü­che­rei­en mehr Geld her­aus­pres­sen wol­len, möch­te ich hier gar nicht erst reden, sonst wird das wie­der ein län­ge­rer Rant über Gierlappen.

Wer sich der­art rea­li­täts­fremd mit Hän­den und Füßen gegen neue Medi­en wehrt, wird dar­an ersti­cken. Und sorgt bis dahin dafür, die von der Poli­tik her­bei­ge­führ­te Situa­ti­on Deutsch­lands als Inter­net- und Medi­en-Ent­wick­lungs­land zu zementieren.

Bild von mir, CC BY-NC-SA

Tolino-Allianz schiebt ein Selfpublishing-Portal

Tolino-Allianz schiebt ein Selfpublishing-Portal

Screenhsot Buchreport

Was die Über­schrift uns sagen soll? Das habe ich mich auch gefragt. Der Buch­re­port schrieb in einem Arti­kel mit dem Titel ANGRIFF AUF AMAZON wörtlich:

Der Toli­no-Ver­bund schiebt Ende April ein eige­nes Selfpublishing-Portal.

Wei­ter heißt es (Her­vor­he­bun­gen von mir):

Dort kön­nen Autoren kön­nen eige­ne E‑Books erstel­len und verkaufen.

Dem Arti­kel zufol­ge sol­len die Kon­di­tio­nen zumin­dest was die Tan­tie­men angeht so sein wie bei Ama­zon, näm­lich 70% für den Selfpublisher.

Auch wenn es zu begrü­ßen ist, dass sich eine Platt­form neben Ama­zon bil­det, möge man mir ver­zei­hen, wenn ich skep­tisch bin. Hin­ter tolino-media.de ste­hen Welt­bild, Hugen­du­bel, Ber­tels­mann, Tha­lia und Libri, »und ande­re«, also Anbie­ter, die tief und fest in der Buch­bran­che mit ihren uralten Riten ver­an­kert sind. Man wird die Nut­zungs­be­din­gun­gen abwar­ten müs­sen, um zu sehen, ob sich die Ver­lags­ab­le­ger wie­der (wie immer) unmä­ßi­ge Nut­zungs­rech­te ein­räu­men wol­len – ich gehe davon aus, dass es so sein wird. Ama­zon räumt sich gar nichts ein, nur das Recht, die eBooks ver­kau­fen zu dürfen.

Zudem geht es offen­bar nur um eBooks, via Ama­zon kann man auf ver­gleichs­wei­se ein­fa­che Art und Wei­se auch Print­bü­cher anbieten.

Ende April wis­sen wir mehr, falls sie den Ter­min tat­säch­lich einhalten.

[Update 11:25 Uhr:] Ergän­zen­de Infor­ma­tio­nen bei Mat­thi­as Mat­ting. Da heißt es sogar, dass die Self­pu­bli­shing-Bücher »in den Rega­len der Buch­händ­ler ste­hen sol­len« und es ISBNs kos­ten­los dazu geben wird.

Screen­shot Buch­re­port Copy­right Buch­re­port, Illus­tra­ti­on Copy­right Toli­no Media GmbH

Lieber Buchreport: Kindle ist nicht gleich eBook

Lieber Buchreport: Kindle ist nicht gleich eBook

ereader buchhandlung

Der Buch­re­port titelt in einem Arti­kel sei­ner Online­prä­senz »Kan­ni­ba­li­siert Print jetzt Digi­tal«, dar­über die Teaser­zei­le »Water­stones: Print flo­riert, Kind­le ver­liert«. Liest man sich den Text dann durch, stellt man fest, dass es gar nicht um eBooks aus dem Ama­zon-Öko­sys­tem geht, son­dern um eBooks all­ge­mein. Lie­ber Redak­teu­re, es mag euch ent­gan­gen sein, aber Kind­le ist nicht gleich eBooks. Na gut, Ama­zon macht weit­aus grö­ße­re Umsät­ze in die­sem Seg­ment, als die ver­schnarch­te rest­li­che Bran­che, aber den­noch geht es bei den genann­ten Zah­len nicht aus­schließ­lich um eBooks für den Kind­le, son­dern all­ge­mein. Was soll also die­se ten­den­ziö­se For­mu­lie­rung? Nur um Ama­zon mal wie­der einen zu verpassen?

Die genann­ten Zah­len Water­stones sind dann auch ziem­li­che Augen­wi­sche­rei. Da freut sich ein Unter­neh­men, das seit Jah­ren rote Zah­len schreibt, medi­en­wirk­sam über einen 5‑Pro­zent-Zuwachs zum Weih­nachts­ge­schäft. Rei­nes PR-Geschwur­bel, das in mei­nen Augen nichts mit irgend­wel­chen »Neu­aus­rich­tun­gen« zu tun hat, son­dern aus­schließ­lich mit dem Kauf­rausch zu den Festtagen.

Außer­dem: Natür­lich kommt es zu Weih­nach­ten zu einem Zuwachs im Print-Bereich, schließ­lich las­sen sich gedruck­te Bücher nun­mal immer noch deut­lich leich­ter unter die Nord­mann­tan­ne legen, als eBooks, nicht wahr? Den Zusam­men­hang kann sogar noch jemand her­stel­len, der bereits mit Glüh­wein voll­ge­dröhnt ist.

Der Arti­kel bezieht sich zudem nur auf den eng­li­schen Markt, der anders ist als der deut­sche. Sinn­voll wäre es gewe­sen, dem eBook-Absatz­zah­len im sel­ben Zeit­raum gegen­über­zu­stel­len, um die fünf Pro­zent in Rela­ti­on dazu zustel­len. Hier wie im Tea­ser ein »Kind­le ver­liert« zu pos­tu­lie­ren, ist arg weit her­ge­holt (ich weiß, die Aus­sa­ge, dass die eBook-Absatz­zah­len zurück­ge­hen, stammt von Water­stones, aber der beklopp­te Teser ist vom Buchreport).

Das Humble SciFi eBook-Bundle

Das Humble SciFi eBook-Bundle

Gera­de erst haben sie das 2K Games Bund­le auf die Gamer los gelas­sen, schon schiebt der Anbie­ter einen neu­en Deal nach. Wie immer kann man bezah­len, was man möch­te, um ans Hum­ble Sci­Fi eBook Bund­le zu kom­men. Dafür erhält man tat­säch­lich nicht aus­schließ­lich, aber über­wie­gend SF-eBooks, natür­lich in eng­li­scher Spra­che (das macht aber nichts, da deut­sche Über­set­zun­gen ent­we­der schlecht oder über­teu­ert sind). Unter den ange­bo­te­nen Wer­ken befin­den sich auch ein paar ech­te Klassiker.

Für den Min­dest­ein­satz erhält man: THE HEALER´S WAR von Eliza­beth Ann Scar­bo­rough, THE RELUCTANT SWORDSMAN von Dave Dun­can, FREEHOLD von Wil­liam Dietz, THE TIME OF THE DARK von Bar­ba­ra Ham­bly und WINGMAN von Macl Maloney.

Zahlt man mehr als den Durch­schnitt (im Moment unge­fähr 11,30 Dol­lar), erhält man noch dazu: SPELLSINGER von Alan Dean Fos­ter, I HAVE NO MOUTH AND I MUST SCREAM von Har­lan Elli­son, THE FORGE OF GOD von Greg Bear und SONG OF KALI von Dan Sim­mons. Für die­je­ni­gen, die mehr als den Durch­schnitt zah­len sind zudem noch wei­te­re Bücher in der Pipe­line, die ver­mut­lich in der nächs­ten Woche gemel­det werden.

Man kann dann aber auch gleich ein­fach 12 Dol­lar zah­len, in dem Fall gibt es noch oben drauf: ENCOUNTER WITH TIBER von Buzz Ald­rin und John Bar­nes sowie den Mili­ta­ry-SF-Klas­si­ker BLACKCOLLAR von Timo­thy Zahn.

Wie immer sind alle eBooks DRM-frei und ein Teil der Ein­nah­men geht an wohl­tä­ti­ge Zwe­cke. Die Elek­tro­bü­cher lie­gen in drei For­ma­ten vor: PDF, ePub und mobi, somit kann man sie mit einer brei­ten Palet­te an Gerä­ten nutzen.

Für den Preis ein abso­lu­ter No-Brai­ner. Scha­de, dass es bei uns in Deutsch­land sol­che Aktio­nen auf­grund der über­kom­me­nen Lob­by­ge­setz­ge­bung »Buch­preis­bin­dung« nicht geben kann.

Der Inhalt ist nicht verfügbar.
Bitte erlaube Cookies und externe Javascripte, indem du sie im Popup am unteren Bildrand oder durch Klick auf dieses Banner akzeptierst. Damit gelten die Datenschutzerklärungen der externen Abieter.

 

Rant: Das große Branchengeheule um die angebliche »Erpressung« durch Amazon

Rant: Das große Branchengeheule um die angebliche »Erpressung« durch Amazon

prozente

Die nächs­te Run­de im gro­ßen Ama­zon-Gebas­he sei­tens der Buch­bran­che ist ein­ge­läu­tet. Auf den ein­schlä­gi­gen Platt­for­men wie Börsenblatt.de und ähn­li­chen pro­du­zie­ren sich Figu­ren aus Bör­sen­ver­ein und rest­li­cher Bran­che mit Schaum vor dem Mund ob der Unver­schämt­hei­ten Amazons.

Doch was ist pas­siert? Fan­gen wir mal damit an, dass gera­de vor ein paar Tagen gemel­det wur­de, Ama­zon habe beim Online­ver­kauf von Büchern einen Anteil von unge­fähr 80%. Das ist viel. Fast schon ein Mono­pol. Und was kann man machen, wenn man fast schon ein Mono­pol hat? Na klar: an der Preis­schrau­be dre­hen. Und genau das macht Ama­zon gera­de. Der US-Kon­zern ver­langt von Ver­la­gen statt der übli­chen Rabat­te auf eBooks in Höhe von 30% nun neu­er­dings 40 bis 50 %. Ver­lan­gen kann man das mal, ein Ver­lag muss dar­auf nicht ein­ge­hen. Ama­zon reagiert auf die Wei­ge­rung, indem sie die Bücher die­ser Ver­lags­grup­pe nur ver­zö­gert ausliefern.

Nein, das ist nicht nett. Echt nicht.

Und? Ich kann mich an Berich­te erin­nern, dass Tha­lia angeb­lich ganz ähn­li­che Num­mern durch­ge­zo­gen haben soll. Wenn man sich den Wün­schen der Ket­te nicht unter­warf, dann wur­den Bücher halt in der Besen­kam­mer neben dem Not­aus­gang aus­ge­stellt, statt auf pro­mi­nent plat­zier­ten Tischen. Wo blieb denn da der gro­ße Auf­schrei? Oder anders gefragt: War­um jetzt das Geh­eu­le? Weil es damals qua­si bran­chen­in­tern blieb und heu­te Ama­zon als bran­chen­frem­de Fir­ma das­sel­be durch­zieht – und man darf sich nur inner­halb der Buch­bran­che über den Tisch zie­hen? Oder was?

Es ist immer wie­der das­sel­be: Die Buch­bran­che, allen vor­an der Bör­sen­ver­ein, deren Ober­muf­tis regel­mä­ßig Gift und Gal­le in Rich­tung Ama­zon spei­en, hät­te sich schon vor Jah­ren auf den Arsch set­zen müs­sen, um gemein­sam eine Platt­form zu eta­blie­ren, die Ama­zon Paro­li bie­ten kann, sowohl was das Ange­bot, aber auch die immense Kun­den­freund­lich­keit angeht. Ein­zel­ne oder der legen­dä­re klei­ne Buch­händ­ler kön­nen das nicht stem­men, eine gan­ze Bran­che aber schon. Doch statt­des­sen köcheln hau­fen­wei­se Prot­ago­nis­ten eige­ne Süpp­chen, die alle­samt mehr oder weni­ger uner­folg­reich sind. War­um tun die das? Ein­fach: weil jeder von ihnen selbst das gro­ße Geld ver­die­nen will und das dem Rest nicht gönnt. Das ist kurz­sich­tig und dumm.

Genau­so kurz­sich­tig und dumm ist es, wenn man Nischen­pro­duk­te (gera­de aus dem Phan­tas­tik-Bereich) in der Buch­hand­lung nicht bekommt, weil sie in irgend­wel­chen okkul­ten Kata­lo­gen nicht gelis­tet sind. Ama­zon hat die. Dann bestel­le ich dort. Ähn­li­ches gilt für eng­li­sche Taschen­bü­cher und eBooks: wenn die beim Buch­händ­ler oder in Bran­chen­shops das dop­pel­te bis fünf­fa­che des Ama­zon-Prei­ses kos­ten, dann ist auch hier klar, wo ich kaufe.

Der Aus­weg: Eine gro­ße Platt­form, vor­ur­teils­frei und gegen ein ange­mes­se­nes Ent­geld (und eben nicht mit völ­lig über­teu­er­ten Ein­stell- oder Jah­res­ge­büh­ren, und auch nicht mit über­zo­ge­nen Ver­kaufs­be­tei­li­gun­gen) auch für die Pro­duk­te von Klein­ver­le­gern und Indie-Autoren, kun­den­freund­li­ches Agie­ren, schnel­le Lie­fe­rung. Fai­re Ein­bin­dung auch klei­ner Buch­hand­lun­gen, denen man bei­spiels­wei­se eBook-Käu­fe antei­lig gut­schrei­ben las­sen kann. Das kann doch nicht so schwer sein, dass es in all den Jah­ren noch nicht geschafft wor­den ist? Und war­um arbei­tet kei­ner daran?

Solan­ge die Bran­che sich lie­ber gegen­sei­tig aus­ste­chen will, wird Ama­zon der lachen­de Drit­te blei­ben. Wenn die Bran­che nicht schnell mit einem Ange­bot wie oben skiz­ziert aus der Höh­le kommt, das aller­dings auch funk­tio­nie­ren muss (diver­se hoch­ge­hyp­te Ange­bo­te der letz­ten Jah­re waren uner­träg­li­che Rohr­kre­pie­rer, weil man vor­her nicht mal jeman­den gefragt hat, der sich damit aus­kennt), dann bleibt Ama­zons Markt­macht erhal­ten und wird sich auch noch steigern.

Ange­sichts der Tat­sa­che, dass die Buch­bran­che es aber seit Jah­ren nicht schafft, ein auch nur ansatz­wei­se ähn­lich attrak­ti­ves Ange­bot auf die Bei­ne zu stel­len, und auch jetzt nichts davon zu sehen ist, hal­te ich das Dau­er­ge­h­eu­le für pein­lich bis lächerlich.

Ach ja, eins noch: Wenn Tors­ten Casi­mir auf boersenblatt.net bezo­gen auf den Han­del abseits Ama­zons schreibt:

Er kann mit E‑Readern über­zeu­gen, die anders als der Kind­le dem Kun­den sei­ne Frei­heit lassen.

… dann kann ich das nur als Volks­ver­dum­mungs­ver­such wer­ten. Er hat offen­bar noch nie ver­sucht, ein mit Ado­be DRM ver­seuch­tes Buch auf einem eRea­der abseits des Kind­le zu lesen. Wenn er das für »Frei­heit las­sen« hält, kann ich nur vor­sätz­li­che Falsch­aus­sa­ge oder mas­si­ve Rea­li­täts­ver­lus­te vermuten.

Quint­essenz: Lie­be Buch­bran­che: Ruft nicht nach dem Gesetz­ge­ber. Wer­det ein­fach bes­ser als Ama­zon. Wie wäre es damit? Dann wird auch wie­der bei euch gekauft und Ama­zon könn­te kei­ne Raub­rit­ter­kon­di­tio­nen mehr ver­lan­gen (das macht dann viel­leicht wie­der irgend­ei­ne nam­haf­te Buch­han­dels­ket­te …). Wenn der Bör­sen­ver­ein hier feder­füh­rend ist, dann stoppt das viel­leicht sogar die Aus­tritts­wel­le, die es gera­de dem Ver­neh­men nach geben soll.

Ich wür­de wirk­lich gern wie­der bei euch kau­fen. Macht es mir doch ein­fach leicht, das auch zu kön­nen. Tre­tet gegen­über den Kun­den sym­pa­thisch auf. Ent­schlackt euch. Gönnt euch gegen­sei­tig Umsät­ze. Dann kann Ama­zon sehen, wo es bleibt.

p.s.: Ach ja – wenn euch das Ver­hal­ten Ama­zons so stört, dann ver­kauft doch ein­fach nicht mehr über die Platt­form? Was? 80% Markt­an­teil? Ah so …

p.p.s.: Wenn das Frei­han­dels­ab­kom­men mit den USA durch­ge­wun­ken wird, wer­det ihr euch wun­dern, was Ama­zon dann noch alles kann …

Bild »Pro­zen­te« von Pixabay, CC0

 

Kommentar: Das Adobe-DRM-Debakel

Kommentar: Das Adobe-DRM-Debakel

Logo Readers Against DRM

Dass har­te DRM-Maß­nah­men Mist sind und aus­schließ­lich ehr­li­che Kun­den bestra­fen, hat die Musik­in­dus­trie bereits vor Jah­ren auf die har­te Tour erfah­ren müs­sen. Die­se gab dann irgend­wann ihre Evo­lu­ti­ons­re­sis­tenz auf und ver­zich­te­te dar­auf. Seit­dem brum­men digi­ta­le Musik­ver­käu­fe. Weni­ger gesun­den Men­schen­ver­stand zeigt die kon­ser­va­ti­ve Buch­bran­che, in der viel zuvie­le Ver­la­ge Kopier­schutz­maß­nah­men immer noch für das Ei des Kolum­bus hal­ten, und eine mei­ner Ansicht nach völ­lig über­zo­ge­ne Para­noia gegen­über irgend­wel­chen »Buch­pi­ra­ten« pflegen.

Nun ist es also pas­siert: Ado­be bringt eine neue Ver­si­on von Digi­tal Edi­ti­ons her­aus und das führt erwar­tungs­ge­mäß zu Pro­ble­men. eRea­der für die es kei­ne Firm­ware-Updates mehr geben wird, sind raus, man wird sie zum Lesen von eBooks, die mit ADE3 geschützt sind nicht mehr nut­zen kön­nen. Aktu­el­le Lese­ge­rä­te benö­ti­gen mög­li­cher­wei­se Firm­ware­up­dates, von denen man nicht weiß, wie schnell sie kom­men wer­den. Oder ob die­se jemals erscheinen.

Pikant in die­sem Zusam­men­hang auch: Kürz­lich erst wur­den Ado­be hau­fen­wei­se Daten­sät­ze ent­wen­det, man spricht von bis zu 150 Mil­lio­nen Kun­den­da­ten, die auf­grund mög­li­cher­wei­se schlecht gesi­cher­ter Ser­ver des Anbie­ters Kri­mi­nel­len in die Hän­de fie­len. Dar­un­ter eben auch die Daten von Kun­den, die man nur des­we­gen genö­tigt hat, ein Ado­be-Kon­to ein­zu­rich­ten, damit die­se eBooks lesen kön­nen, die mit dem DRM der Fir­ma geschützt sind. Unfass­bar. Auch hier soll­te die Buch­bran­che drin­gend mal in sich gehen und dar­über nach­den­ken, wie­viel Ver­ant­wor­tung sie in die­ser Cau­sa mit­zu­tra­gen hat.

Was mich dar­an am meis­ten belus­tigt: Seit Mona­ten, wenn nicht Jah­ren, schießt die Bran­che mit zahl­lo­sen mehr oder weni­ger halt­lo­sen Argu­men­ten gegen den Anti­chris­ten Ama­zon. Statt nun aber dafür zu sor­gen, dass man kun­den­freund­li­cher und beque­mer wird als der Online­rie­se, treibt man den eBook-Leser mit untaug­li­chen, durch Update defek­te und ver­mut­lich ohne­hin dem­nächst obso­le­ten DRM-Maß­nah­men (»unknack­bar« – dar­an glau­be ich nicht) gera­de­zu ins Kind­le-Öko­sys­tem, wo zwar eben­falls ein Kopier­schutz vor­han­den sein kann, der Kun­de aber in der Nut­zung nichts davon bemerkt.

Wenn es die Buch­bran­che ernst damit meint, (nicht nur) in Sachen eBooks eine ernst­zu­neh­men­de Alter­na­ti­ve zu Ama­zon wer­den zu wol­len, dann soll­te sie die lächer­li­chen, kun­den­feind­li­chen DRM-Spiel­chen sofort ein­stel­len. Unter ande­rem. Aber die zahl­lo­sen ande­ren Defi­zi­te sind hier nicht das Thema.

Creative Commons License

Gra­fik von Re­a­ders Bill of Rights, CC BY SA

eBooks und Probleme mit dem neuen Adobe DRM: Der Dreck muss endlich weg!

eBooks und Probleme mit dem neuen Adobe DRM: Der Dreck muss endlich weg!

Logo Readers Against DRM

Lesen.net berich­tet heu­te über die Ein­füh­rung von Ado­be Digi­tal Edi­ti­on 3, der neu­es­ten Ver­si­on des Kopier­schutz-Drecks für eBooks. Und wie zu erwar­ten führt das zu diver­sen Pro­ble­men. Ins­be­son­de­re ist gera­de­zu arro­gant welt­fremd, dass man Inkom­pa­ti­bi­li­tä­ten mit älte­ren eRea­der oder bes­ser deren Firm­ware ein­fach mal voll­kom­men igno­riert. Das bedeu­tet: Man kauft sich ein eBook und ADE lädt dann mög­li­cher­wei­se eine Fas­sung vom Ver­käu­fer-Ser­ver her­un­ter, die mit dem eige­nen Lese­ge­rät man­gels Kom­pa­ti­bi­li­tät mit der neu­en Fas­sung des DRM über­haupt nicht genutzt wer­den kann.

Das ist an Kun­den­feind­lich­keit kaum noch zu über­bie­ten und gelin­de gesagt eine Unver­schämt­heit. Es exis­tie­ren ein paar Lese­ge­rä­te oder ‑Apps, für die man ver­mut­lich nie wie­der ein Soft­ware­up­date erhal­ten kann. Soll man die jetzt auf­grund der feh­len­den Abwärts­kom­pa­ti­bi­li­tät von ADE 3 in die Ton­ne tre­ten? Künst­li­che Obs­zo­le­zenz durch Update von ohne­hin völ­lig über­flüs­si­gen, kun­den­feind­li­chen Kopier­schutz­maß­nah­men? Wei­ter­hin las­sen sich eBooks mit­mit  die­ser Schutz­maß­nah­me ver­se­hen sind, oft nicht auf ande­re Lese­ge­rä­te über­tra­gen, dar­auf weist bei­spiels­wei­se der Chef von Blue­fire hin.

War­um die neue DRM-Ver­si­on so gna­den­los in den Markt gedrückt wird, dürf­te klar sein: die alte Fas­sung kann inzwi­schen jeder kna­cken, es gibt zu die­sem Zweck bei­spiels­wei­se Plugin für Calibre, oder Stand-alo­ne-Soft­ware, die das auf Klick erle­digt. Das woll­te man abstel­len. Doch zu wel­chem Preis? Das Han­tie­ren mit DRM-geschütz­ten eBooks ist ohne­hin mas­siv umständ­lich und tech­nisch weni­ger affi­ne Leser sind oft damit schlicht über­for­dert. Und jetzt soll man inkom­pa­ti­ble LEse­ge­rä­te ein­fach in die Ton­ne tre­ten, weil Ado­be das so will?

Ers­te Lösungs­mög­lich­keit: Auf gar kei­nen Fall Ado­be Digi­tal Edi­ti­ons 3 instal­lie­ren, egal, was die Soft­ware einem auch sagt. Jeder, der Pro­ble­me damit hat, soll­te sich umge­hend an den Händ­ler wen­den und ver­lan­gen, ent­we­der ein eBook zu bekom­men, das auf sei­nen Gerä­ten gele­sen wer­den kann, oder sein Geld zurück for­dern. Aber Vor­sicht: offen­bar sind etli­che der Sup­port­mit­ar­bei­ter der Online­platt­for­men völ­lig über­for­dert und wis­sen weder, dass es eine neue Ver­si­on des Kopier­schut­zes gibt, noch wie sie damit umge­hen sol­len. Wei­ter­hin soll­te man auf den Kauf von der­art kopier­ge­schütz­ten Büchern ein­fach ver­zich­ten und damit mit den Füßen abstim­men. Auch wenn dann spä­ter ver­mut­lich wie­der kol­por­tiert wird, dass die bösen Raub­ko­pie­rer an irgend­wel­chen Ver­kaufs­rück­gän­gen schuld sind – tat­säch­lich sind es die Anbie­ter, die vor­gest­rig auf DRM bestehen.

Das Deba­kel zeigt aber erneut deut­lich, dass sol­che har­ten DRM-Maß­nah­men abge­schafft wer­den müs­sen, denn sie benach­tei­li­gen zum einen den Käu­fer erheb­lich und vor allem unver­hält­nis­mä­ßig. Zum ande­ren wer­den sie die Akzep­tanz des neu­en Medi­ums eBook erneut ver­rin­gern, denn der Bequem­lich­keits­ver­lust ist immens. Man will sich nicht mit so einem Mist her­um schla­gen, son­dern ein­fach nur ein Buch lesen.

Angeb­lich gilt ADE3 als unknack­bar. War­ten wir mal ab, wie lan­ge es dauert …

Gra­fik von Rea­ders Bill of Rights, CC BY SA