Butcher, Butcher, den Namen hat man doch im Zusammenhang mit Urban Fantasy schonmal irgendwo gehört? Sicher: Jim Butcher, der Autor der rasend erfolgreichen Reihe um den Magier Harry Dresden.
Überraschung: Dessen Sohn tritt in die Fußstapfen des Vaters und morgen erscheint DEAD MAN’S HAND, der erste Band einer angekündigten Urban Fantasy-Reihe namens THE UNORTHODOX CHRONICLES. Werbetext des Verlags:
On the streets of Boston, the world is divided into the ordinary Usuals, and the paranormal Unorthodox. And in the Department of Unorthodox Affairs, the Auditors are the magical élite, government-sanctioned witches with spells at their command and all the power and prestige that comes with it. Grimshaw Griswald Grimsby is…not one of those witches.
After flunking out of the Auditor training program and being dismissed as “not Department material,” Grimsby tried to resign himself to life as a mediocre witch. But he can’t help hoping he’ll somehow, someway, get another chance to prove his skill. That opportunity comes with a price when his former mentor, aka the most dangerous witch alive, is murdered down the street from where he works, and Grimsby is the Auditors’ number one suspect.
Proving his innocence will require more than a little legwork, and after forming a strange alliance with the retired legend known as the Huntsman and a mysterious being from Elsewhere, Grimsby is abruptly thrown into a life of adventure, whether he wants it or not. Now all he has to do is find the real killer, avoid the Auditors on his trail, and most importantly, stay alive.
Der 1818 erschienene Roman FRANKENSTEIN von Mary Shelley (oder genauer: FRANKENSTEIN ODER DER MODERNE PROMETHEUS) gilt als einer der Klassiker der Schauerliteratur und es existieren zahllose Adaptionen in andere Medien.
Eine weitere dieser Interpretationen erscheint nun bei Splitter, sie stammt von Georges Bess, der zuvor bereits seine Version von DRACULA abgeliefert hatte. Splitter schreibt dazu:
In schwarz-weißen Tuschezeichnungen, die kraftvoll und elegant zugleich die wilde Romantik ihrer literarischen Vorlage heraufbeschwören, erschafft Bess ein düsteres Werk von künstlerischer Exzellenz.
Es ist die Geschichte eines Wissenschaftlers, der in narzisstischem Wahn ein Wesen aus Leichenteilen erschafft, ihm Leben einhaucht und dieses gotteslästerliche »Monstrum« auf die Welt loslässt. Aber es ist auch die Geschichte eines Missverstandenen, einer Kreatur ohne Platz im Leben, die nach Liebe und Verbundenheit strebt, aber nur Hass und Ablehnung findet – zeitlose Themen, die in unzähligen Variationen auch heute noch medial durchgespielt werden.
Der Comic erscheint am 22. Juni 2022 als bibliophile Ausgabe mit mehrfach folienversilbertem Umschlag mit einem Umfang von 208 Seiten zum Preis von 39,80 Euro. Die Übersetzung ins Deutsche stammt von Harald Sachse. Weitere Informationen beim Verlag.
Die immer noch zutiefst analoge deutsche Verlagsbranche bekommt regelmäßig Dollarzeichen in den Augen, wenn es um (von ihnen) sogenannte »neue Technologien« geht (die der Rest der Welt zumeist schon seit Jahren kennt). Dabei geht es natürlich immer darum, wie man daraus irgendwie Kohle ziehen kann. Ob wir über TikTok reden, das als »BookTok« genutzt werden soll, obwohl die immensen Datenschutz- und Zensurproblematiken der chinesisch kontrollierten Plattform bekannt sind (dagegen ist Facebook ein Kindergeburtstag). Aber Privacy oder unterdrückte Uiguren scheinen scheißegal zu sein, solange man darüber Geld generieren kann, zumindest muss man das aus den unkritischen Lobeshymnen entnehmen, die immer wieder auf einschlägigen Branchenplattformen wie dem Buchreport auf TikTok zelebriert werden. Oder Deep Learning-Algorithmen, wenn man hierzu die Beiträge verfolgt, dann hat man den Eindruck, dass man zwar nicht genau weiß, was das eigentlich ist, nur aufgrund von Medienhypes mitbekommen hat, dass das wohl neu, modern und hip sein könnte und man deswegen uuuunbedingt mitmachen muss.
Und jetzt schielt man auf Non Fungible Tokens, kurz NFTs. Und was ist das jetzt wieder? Für die Unwissenderen unter den Leser°innen eine kurze Erläuterung (tatsächlich ist das Thema komplexer): NFTs basieren auf Blockchain-Technologie, wie Bitcoin oder Ethereum. Es wird eine Reihe von Datensätzen erzeugt, in der alle Datensätze untereinander verifizierbar sind, was die gesamte Datenkette unveränderbar und die einzelnen Datensätze unfälschbar macht. Es gibt tatsächlich Einsatzgebiete, wo so etwas sinnvoll erscheint, die allermeisten Anwendungen sind es aber nicht. Erschwerend kommt hinzu, dass für das Erzeugen von Blockchains mit wachsender Komplexität immer größere Rechenleistungen notwendig werden, und damit auch immer größere Mengen an dafür verbrauchter Energie, weswegen das Erzeugen von Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum aufgrund des enormen Energieverbrauchs an vorderster Front dafür verantwortlich ist, dass Küstenstaaten im Meer versinken werden. Im Jahr 2021 lag der Energieaufwand für das Erzeugen von Bitcoin bei 126 Terawattstunden pro Jahr. Das ist ungefähr so viel wie der jährliche Energieverbrauch von ganz Pakistan. 2018 kam eine Bitcoin-Transaktion auf den Energieverbrauch von 80000 Kreditkarten-Transaktionen.
Zu den NFTs: Die nutzen eine Blockchain (in aller Regel Ethereum, auf das diverse Kryptowährungen aufsetzen), um die Echtheit einer Datei zu garantieren. Ich erstelle also ein Bild (mit Bilddateien ging der Hype 2017 los, NFTs gibt es seit ca. 2014), pflege das Bild in die Blockchain ein und kann damit für diese Datei eine Echtheit garantieren. Es kauft also jemand – für teilweise Millionenpreise – das alleinige Besitzrecht an dieser Datei. Dieser Besitzanspruch kann jederzeit über die dahinter liegende Blockchain verifiziert werden.
Da das ziemlich gehyped wurde, entstand schnell Goldgräberstimmung und es sprossen NFT-Verkaufsplattformen aus dem Boden, auf denen man solche angeblich einzigartigen Bilder (und inzwischen auch andere Dateien) gegen zum Teil absurde Summen erwerben konnte (und kann).
Dabei ist das im Prinzip ein gigantischer Scam, denn selbstverständlich bezieht sich dieses Echtheits-Zertifikat in der Blockchain ausschließlich auf diese eine Datei. Ich kann dieselbe Bilddatei millionenfach vervielfältigen und ins Netz streuen. Diejenigen die für eine zertifizierte Datei eine Menge Kohle bezahlt haben, mögen sich damit trösten, dass ihre verifiziert ist, aber objektiv gesehen ist das arger Bullshit, denn wenn die Datei trotzdem millionenfach kopiert werden kann, ist ihr echter wert, abgesehen von dem durch die Blockchain vorgetäuschten, eben quasi nonexistent. Dieses System kann nur funktionieren, solange die Illusion aufrecht erhalten wird, es handle sich um echte Werte.
Inzwischen steigen etliche Branchen in den NFT-Hype ein, um damit irgendwie Kohle zu scheffeln. Das führt zu Verwerfungen, wenn beispielsweise Spieleverkaufsplattformen den Verkauf von NFT-basierten Games verbieten (z.B. Steam oder itch.io). In Metaverse-Anwendungen wie Decentraland (eine Art Second Life 3.0) kann man NFT-basierte Güter oder virtuelle Ländereien erwerben, mit Echtheitszertifikat durch NFT (Anmerkung: der Erwerb virtueller Güter in einer virtuellen Umgebung ist meiner Ansicht nach die einzige Anwendung, in der NFTs auch nur ansatzweise eine Daseinsberechtigung haben).
Aber kurz zusammengefasst: NFTs sind ein gigantischer, umweltfeindlicher Scam-Bullshit.
Man stelle sich einmal vor, es wäre möglich, bei jedem Weiterverkauf der Printversion eines Bestsellers im Antiquariat 5% Provision zu erhalten.
An der Stelle lehne ich mich kurz zurück und bewundere die Bissspuren in meiner Tischkante …
Welche Probleme NFTs erzeugen, allein durch den immensen Energieverbrauch der Blockchains, oder dass es sich eigentlich um einen groß angelegten Scam handelt, scheint niemanden zu interessieren, Hauptsache, man kann schnell enorme Mengen an Geld produzieren. Scheiß doch auf die Umwelt!
Mein Rat: Wenn euch jemand NFTs andrehen möchte, dann macht kehrt und rennt!
Es bleibt zu hoffen, dass die immer noch hoffnungslos analoge Branche auch diesen Hype verpasst (Jahre verspätet sind sie dabei ohnehin bereits – wie immer) und nicht auf das hört, was halbseidene »Berater« ihr einreden wollen. Ausnahmsweise sehe ich in der Rückständigkeit der Verlagsbranche einen Vorteil.
Mit Funny Fantasy oder Funny SF ist das so eine Sache. Das kann grandios werden, wie die Klassiker von Terry Pratchett, Robert Asprin, Piers Anthony oder Douglas Adams, es kann aber auch hart in die Hose gehen. Die Beschreibung des In Kürze erscheinenden Romans STRINGERS von Chris Panatier liest sich ganz vielversprechend:
Knowledge can get you killed. Especially if you have no idea what it means.
Ben is not a genius, but he can spout facts about animals and wristwatches with the best of experts. He just can’t explain how he knows any of it.
He also knows about the Chime. What it is or why it’s important he couldn’t say. But this knowledge is about to get him in a whole heap of trouble.
After he and his best friend Patton are abducted by a trash-talking, flesh-construct alien bounty hunter, Ben finds out just how much he is worth… and how dangerous he can be. Hopefully Patton and a stubborn jar of pickles will be enough to help him through. Because being able to describe the mating habits of Brazilian bark lice isn’t going to save them.
Humble Bundle hat mal wieder ein Bundle aufgelegt. Diesmal ist es ein besonderes, denn die gesamten Einnahmen aus den Verkäufen gehen an Hilfsorganisationen, die die Ukraine gegen den Invasionskrieg durch Russland unterstützen.
Aber auch abseits des guten Zwecks ist das ein Megabundle, denn man bekommt für knapp 40 Euro nicht nur einen Haufen Spiele, sondern auch Tools, Software, Gamedev Resourcen, Comics, Rollenspielregelwerke und 3D-Druck-Dateien. Alles in allem über 120 Dinge.
Darunter einige echte Knüller, wie SATISFACTORY, SLAY THE SPIRE, das brilliante YOKU´S ISLAND EXPRESS PATHFINDER und STARFINDER Core Rules oder den Comic INCAL von Moebius. Und folgerichtig auch das Spiel THIS WAR OF MINE.
Seit einiger Zeit lamentiert die Buchbranche über deutlich gestiegene Papierpreise bzw. eine Papierknappheit. In den letzten Tagen hörte man aus Kreisen großer Publikumsverlage auch erst wieder, dass die Buchpreise deutlich angehoben werden müssten – natürlich nicht zugunsten der Autor°Innen, die weiterhin mit Brosamen abgespeist werden, sondern damit die Taschen der Verleger voller werden. Bücher sind in Deutschland im internationalen Vergleich ohnehin schon sauteuer und werden damit schon seit einiger Zeit zum Luxusgut, dass sich nicht mehr jede/r leisten kann oder will, erst recht nicht angesichts der katastrophalen Lage auf dem Wohnungsmarkt oder den aktuellen Entwicklungen um Lebensmittel‑, Energie- oder Kraftstoffpreise. Erschwerend kommt hinzu, dass sich nach all den Jahren offenbar in der Branche immer noch nicht die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass man in direkter Konkurrenz zu 99 Cent-Apps oder Streamingdiensten steht, wenn es um das begrenzte Geld und den Krieg um die Aufmerksamkeit der Nutzer geht. Für den Preis eines Hardcovers, das nach drei Tagen durchgelesen ist, kann man auch beispielsweise zwei Monate WORLD OF WARCRAFT spielen …
Gerade interveniert der europäische Drucker-Dachverband Intergraf wegen der Papierknappheit und der hohen Preise bei der EU-Kommission. Die ist ohnehin dafür bekannt, der Verlagsbranche jeden Wunsch von den Lippen abzulesen.
Dabei existiert eine wirklich einfache und naheliegende Lösung für die Papierknappheit in der Buchbranche:
Das Lesen von eBooks forcieren.
Insbesondere den Leser°innen mit Sinn für Umweltschutz sollte doch zu vermitteln sein, dass für Bücher keine Bäume sterben und auch keine Unmengen an Wasser für Altpapiererzeugung verschwendet werden müssen. Das sollten auch Klebebindungs- und Druckerschwärze-Junkies, die über »Geruch eines gedruckten Buches« phantasieren, leicht einsehen können, oder?
Bei Bildbänden oder bestimmten Hardcovern sehe ich ja ein, dass man die im Regal stehen haben möchte, aber bei Wegwerfliteratur wie Massenpaperbacks und Taschenbüchern?
Der Herstellungsfootprint in Sachen Umweltbelastung eines eReaders amortisiert sich im Vergleich zu Printbüchern ungefähr innerhalb knapp eines Jahres, deutlich schneller bei Vielleser°Innen – ab dann ist die Umweltbilanz eines eReaders besser oder sehr viel besser als die von Papierbüchern. Moderne eReader verbrauchen aufgrund des eInk-Displays verschwindend geringe Mengen an Strom und sind äußerst langlebig. Meinen ersten Kindle habe ich verschenkt, als ich mir ein Nachfolgemodell mit besserem Display gegönnt habe, beide Geräte sind nach wie vor im Einsatz, der erste seit acht Jahren, ohne nennenswerte Verschleißerscheinungen.
Das nenne ich nachhaltig.
Seitdem hat die Darstellungsqualität nochmal erheblich draufgelegt, die neuen Kindles haben eInk-Displays mit einer Auflösung von 300 DPI, das ist wie auf Papier gedruckt. Die Ergonomievorteile liegen ebenfalls auf der Hand: Durch die Beleuchtung auch im Dunkeln lesen können, ohne jemanden mit einer Nachttischlampe zu stören und die Möglichkeit die Schriftgröße zu skalieren ist für Personen mit Sehschwächen ohnehin ein Killerfeature.
Insbesondere umweltschutzaffinen Leser°innen sollte doch zu vermitteln sein, dass eBooks eine geradezu perfekte Lösung darstellen.
Leider halten große Teile der Verlagsbranche eBooks immer noch für Ausgeburten der Hölle oder versuchen trotz erheblich geringerer Logistik- und Druckkosten Mondpreise dafür anzusagen.
Der Phantastik-Freundin mit größerer Bandbreite als Romantasy ist der Name Brandon Sanderson sehr wahrscheinlich bekannt, der ist einer der umtriebigeren englischsprachigen Genre-Autoren. Er schrieb die MISTBORN-Trilogie oder beendete Robert Jordans WHEEL OF TIME-Reihe nach dessen Tod.
Das hat seine Fangemeinde allerdings nicht daran gehindert, ihm in den ersten fünf Tagen sagenhafte 16,5 Millionen Euro hinterher zu werfen. Er ist damit auf dem Weg sämtliche Rekorde auf der Plattform zu brechen.
Für 40 USD erhält man im Verlauf des Jahres 2023 (jeweils zu jedem Quartalsbeginn einen der vier Romane der Reihe als eBook. Für 60 USD bekommt man die Hörbücher (plus eBooks) und für 160 USD gibt es Premium Hardcover (plus eBooks, plus Hörbücher).
Auf dem bereits genannten Youtube-Kanal hat Sanderson sich in ziemlich witziger Weise zum Projekt geäußert:
Der Inhalt ist nicht verfügbar. Bitte erlaube Cookies und externe Javascripte, indem du sie im Popup am unteren Bildrand oder durch Klick auf dieses Banner akzeptierst. Damit gelten die Datenschutzerklärungen der externen Abieter.
Ich hatte in der Vergangenheit, als Selfpublishing noch ein neueres Thema war als es heute ist, erklärt, dass die Verlage sich noch umsehen werden, wenn sich Bestsellerautoren dem Selfpublishing zuwenden – und so etwas ähnliches gerade auf Facebook kommentiert. Dort wurde ich auch gleich belehrt, dass das ja alles ganz anders sei, das habe auch John Scalzi in einem Blogpost bereits besprochen.
Gut, dass mir das mal erklärt wird, ich beschäftige mich ja erst seit deutlich über einer Dekade intensiv mit dem Thema und kenne mich deswegen vermutlich nicht so aus … :)
Dass Bestsellerautor°innen auch weiterhin mit Verlagen zusammenarbeiten werden, nachdem sie erfolgreich Bücher durch Crowdfunding und für Selfpublishing finanziert haben ist selbstverständlich eine Binsenweisheit. Natürlich werden sie das tun und die Produktionsarbeit und den Vertrieb gern diesen Verlagen überlassen – zumal man davon ausgehen kann, dass Bestsellerautor°Innen deutlich bessere Konditionen herausschlagen können, als unbekanntere Vertreter°innen der Zunft.
Aber, um mal den zentralen Punkt herauszustellen:
Wie viele Millionen hier am Ende auch immer zusammen kommen werden (aber bei der noch offenen Laufzeit des Crowdfundings dürften die Beiträge noch deutlich steigen) – den Umsatz hat kein Verlag gemacht.
Auch wenn ich Scalzi sehr schätze, stimme ich diversen seiner Einordnungen im Blogartikel nicht zu. Kickstarter-Projekte sind nicht hart, sie müssen nur gut geplant werden und machen Arbeit und sie können absolut nicht nur von Personen mit gigantischer Reichweite und Fanbase durchgeführt werden. Ich habe zahllose Crowdfundings für Bücher von völlig unbekannten Projektstartern unterstützt und selbst wenn keine Rekordbeiträge dabei zusammen kommen: Das waren alles Projekte, die kein Verlag haben wollte und an denen dann eben auch kein Verlag verdient hat, das übrig gebliebene Geld (nach Abzug von Kickstarter-Gebühren und Produktionskosten) floss vollständig an die Projektstarter. Deswegen ist es auch völlig irrelevant, wie bekannt jemand ist. Bestseller-Autor°innen können eine Fanbase aktivieren und wie Sanderson Rekorde brechen, aber auch unbekannte Protagonist°innen können abseits von Verlagen veröffentlichen – und tun das seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten.
Trotzdem werden auch und insbesondere bekannte Autor°Innen in der Zukunft verstärkt auf diese Art der Veröffentlichung zurück greifen, beispielsweise wenn kein Verlag Interesse am Stoff hat, oder die Konditionen nicht stimmen. Und je bekannter die jeweilige Person ist, desto mehr Geld wird an den traditionellen Verlagen vorbei fließen.
Und deswegen bleibe ich dabei: Die klassischen Publikumsverlage werden sich in Zukunft immer wärmer anziehen müssen. Zudem insbesondere dieser überragende Erfolg mit seinen gebrochenen Kickstarter-Rekorden Strahlwirkung haben dürfte und zahllose Nachahmer nach sich ziehen wird.
Relevant ist das hauptsächlich für den englischsprachigen Markt, denn der ist gigantisch viel größer als der deutschsprachige, deswegen kann man das auf hiesige Verhältnisse nicht eins zu eins übertragen – allein weil die schiere Menge an Zielgruppe in Deutschland um ein Erhebliches geringer ist (aber auch hierzulande kann man mit etwas Reichweite durchaus Herzensprojekte abseits von Großverlagen umsetzen – reich wird man damit allerdings nicht werden).
Vom Comic DIE KRONE DER STERNE nach den Romanen von Kai Meyer ist der zweite Teil (von dreien) der Comicausgabe bei Splitter erschienen. Gezeichnet wurde der Band von Ralf Schlüter, er wurde von Yann Krehl für das Format Comic adaptiert. PhantaNews-Leser dürfte der Name bekannt vorkommen, er steuerte eine Story zu meiner SF-Anthologie REISEZIEL UTOPIA bei.
Auf der Raumstation Hymnia, einem Eldorado für Glücksspieler und zwielichtige Gestalten, suchen Kranit und ihre Crew ihren alten Freund Olfur auf, der Shara Bitterstern von ihrem Sprengkragen befreien soll. Während Olfur und seine Muse – ein Android in Gestalt einer jungen Frau – mit der Entschärfung des Halsrings beschäftigt sind, läuft der waffenstarrende Gildenkreuzer Caudor Terminus in den Hangar der Station ein. Er steht unter dem Kommando des Stillepriesters Hadrath Talantis – Inizas Onkel, der gekommen ist, um sie zurückzuholen. Die Besatzung der Nachtwärts sitzt in der Falle!
Der Hardcover-Band ist 56 Seiten stark und kostet 16 Euro, erhältlich ist er beispielsweise direkt beim Verlag, oder bei Amazon. Es gibt auch eine eComic-Ausgabe, die schlägt mit erfreulich günstigen 6,99 Euro zu Buche.
Spoiler: Konditionen sind – wie zu erwarten war – schlecht.
Früher war Selfpublishing hier auf PhantaNews immer wieder mal Thema, das hat stark abgenommen. Warum? Einfach: Selfpublishing ist aller Widerstände der alteingesessenen (und immer noch ziemlich analogen) Branche zum Trotz längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Laut Branchendaten machte Selfpublishing im Jahr 2020 zehn Prozent des gesamten Buchmarktes aus. Bei einem Gesamtumsatz von 9,3 Milliarden Euro in Deutschland kann man sich schnell ausrechnen, über welche Zahlen wir hier sprechen. Deswegen muss ich hier wahrlich nicht mehr dafür trommeln, Selfpublishing ist längst etabliert.
Mit einer Ausnahme: In Buchhandlungen sind Bücher von Selfpublisher°Innen nach wie vor sehr, sehr selten anzutreffen. Das hatte ich in der Vergangenheit bereits mehrfach thematisiert, ein Grund ist, dass Buchhändler°Innen keinen Bock haben, bei Selfpublisher°Innen zu bestellen, das ist denen zu viel Aufwand, die möchten ihre Bücher lieber beim Grossisten bestellen, wie die der großen Verlage auch. Direkt beim Anbieter zu ordern ist denen zu viel Arbeit – übrigens ein Los, das Selfpublisher mit Kleinverlagen teilen.
An der Stelle könnte man abwinken, sich mit einem »wer nicht will, der hat schon« abwenden, und das Geschäft dem Branchen-Beelzebub Amazon überlassen.
Aber irgendwie scheinen manche Protagonisten doch erkannt zu haben, dass es hier ein Potential gibt, mit dem sich Geld erzeugen lässt. Und so geht in den letzten Wochen die Meldung durch den virtuellen Blätterwald, dass Tolino Media es Selfpublisher°Innen ermöglichen möchte, ihre Bücher in den Buchhandel zu bekommen – und das vergleichsweise einfach und über zentrale Auslieferung (das Börsenblatt hatte ebenso berichtet, wie der Buchreport hinter seiner überteuerten Paywall, bei der man noch nicht mal Einzelartikel kaufen kann).
Whaaaat?
Das wäre nichts anderes als ein Paradigmenwechsel.
Aber natürlich klingt das wie so oft bei Pressemitteilungen von Tolino Media besser als es am Ende ist, denn die Rahmenbedingungen benachteiligen Selfpublisher doch erheblich – auch im Vergleich zu Createspace (ja, ich weiß, das gibt es nicht mehr und läuft via KDP).
Ich hatte noch einen alten Tolino-Zugang von anno dunnemals, als ich mich mit denen als Amazon-Alternative beschäftigt und sie aufgrund inakzeptabler Konditionen verworfen hatte, also loggte ich mich ein (Passwort war aus nicht nachvollziehbaren Gründen nicht mehr gültig) und machte eine Beispielrechnung mit einem Taschenbuch auf:
Taschenbuch im Format »Classic« (135 x 205 mm), 320 Seiten, cremeweißes Papier in 90 Gramm, matt laminiert.
Tolino bietet mir dafür einen Verkaufspreis von 11,99 an, das wäre im Vergleich zu dem, was sich sonst so auf dem Markt tummelt, relativ günstig. Allerdings wäre mein Autorenhonorar dann nur 1,30 Euro pro im Buchhandel verkauftem Exemplar. Das ist sehr wenig.
Noch interessanter wird das Ganze, wenn man den Preis nach oben ändert, um das Autorenhonorar zu erhöhen:
Wenn das Buch drei Euro teurer wird, würde man annehmen, wollen, dass man auch grob drei Euro mehr an Autorenhonorar erhält (also 4,30 EUR). Doch dem ist nicht so, aus 1,30 EUR werden gerade mal 2,47 EUR. An der Umsatzsteuer liegt das nicht, die macht gerade mal einen Unterschied von 20 Cent aus.
Das bedeutet, dass sich den Rest Tolino Media in die Tasche steckt, ohne dass ich dafür einen Grund sehe, denn bei einem gestiegenen Buchpreis fallen weder höhere Druck‑, noch Verwaltungs- oder sonstige Kosten an. Eine Erklärung für diese Handhabung konnte ich nirgendwo finden. Für fair gegenüber den Autor°Innen halte ich diese Vorgehensweise nicht.
Übrigens fallen pro Buch auch noch Kosten in Höhe von EUR 14,95 für ISBN und VLB-Eintrag an, diese Kosten können hier somit ebenfalls nicht eingepreist sein.
Bei dieser Beispielrechnung wurde übrigens auch angegeben, was man für Autorenexemplare berappen muss:
Das scheint okay-ish (verglichen mit einschlägigen deutschen Druckereien), ich möchte das allerdings mal in Relation setzen:
Ich habe in der Vergangenheit Taschenbücher mit den oben angegebenen Rahmendaten bei polnischen Druckereien fertigen lassen. Da zahlt man selbst bei Kleinstserien von beispielsweise 40 Stück Preise von ca. 3,50 bis 4 Euro pro Stück – und das INKLUSIVE Mehrwertsteuer.
Der Aufwand ist derselbe, denn auch bei Tolino muss man Buchblock als PDF selbst erzeugen und hochladen, dasselbe gilt für das Cover.
Ich halte die Rahmenbedingungen, insbesondere das Autorenhonorar, das Tolino Media hier für die Auslieferung an Buchhandlungen ansagt, für völlig inakzeptabel. Und das, obwohl Tolino von Branchenunternehmen betrieben wird, die die dahinter stehende Logistik mit links abwickeln können, da das ohnehin zu ihrem Kerngeschäft gehört. Auch dass Preiserhöhungen des Buches nicht 1:1 an die Autor°Innen weitergegeben werden, ist nicht nachvollziehbar.
Feststellen kann man, dass Selfpublishing – wie eingangs bereits angedeutet – inzwischen so erfolgreich geworden ist, dass die üblichen Verdächtigen jetzt versuchen, sich auch im Printbereich in Sachen »Präsenz in den Buchhandlungen« an den Selfpublisher°innen zu bereichern, wie sie das zuvor schon lange im eBook-Bereich getan haben. Jede/r muss für sich selbst entscheiden, ob man die gebotenen Konditionen akzeptieren möchte. Der Gewinn ist um ein Erhebliches höher, wenn man sich seine Bücher von einer günstigen Druckerei erstellen lässt und diese dann beispielsweise auf Veranstaltungen verkauft. Wer erwartet, viele Exemplare über den Buchhandel absetzen zu können, dürfte vielleicht trotz der geringen Autorenhonorare Interesse am Angebot Tolino Medias haben.
Bild: Buchhandlung, aus der Wikipedia, gemeinfrei.
Wer sich im Umfeld der PERRY RHODAN-Serie bewegt, dem wird der Name geläufig sein, auch wer DIE STEAMPUNK-CHRONIKEN gelesen hat, dem dürfte Dieter Bohn in Erinnerung geblieben sein. Der hat Mitte 2021 seinen ersten Buch-Ziegelstein abgeliefert, es handelt sich um einen Science Fiction-Roman und er trägt den Titel DER ZEF´IHL, DER VOM HIMMEL FIEL. Klappentext:
Adriaan Deneersen gelingt die Flucht und er strandet auf einer Welt, die von einer mittelalterlichen Kultur bewohnt wird.
Nach seiner Landung wird er beinahe von einem bäuerlichen Mob gelyncht und gerät in die Hände des Regenten von Kofane, der in ihm das Potenzial erkennt, das Land gegen das heranrückende Reitervolk der Masuti zu verteidigen.
Wenn Adriaan überleben will, muss er als Zef’ihl, als Hofmagier von Kofane sein Wissen in militärisch nutzbare Dinge umsetzen. Und er muss sich der Frage stellen: Wie viel weiß man überhaupt noch von dem, was man einmal gelernt hat – ohne es irgendwo nachschlagen zu können?
Und selbst wenn er den Krieg überleben sollte: Seine Häscher geben nicht auf.
Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies und von eingebundenen Skripten Dritter zu. Weitere Informationen
Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest (Navigation) oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst Du Dich damit einverstanden. Dann können auch Cookies von Drittanbietern wie Amazon, Youtube oder Google gesetzt werden. Wenn Du das nicht willst, solltest Du entweder nicht auf "Akzeptieren" klicken und die Seite nicht weiter nutzen, oder Deinen Browser im Inkognito-Modus betreiben, und/oder Anti-Tracking- und Scriptblocker-Plugins nutzen.
Mit einem Klick auf "Akzeptieren" werden zudem extern gehostete Javascripte freigeschaltet, die weitere Informationen, wie beispielsweise die IP-Adresse an Dritte weitergeben können. Welche Informationen das genau sind liegt nicht im Einflussbereich des Betreibers dieser Seite, das bitte bei den Anbietern (jQuery, Google, Youtube, Amazon, Twitter *) erfragen. Wer das nicht möchte, klickt nicht auf "akzeptieren" und verlässt die Seite.
Wer wer seine Identität im Web schützen will, nutzt Browser-Erweiterungen wie beispielsweise uBlock Origin oder ScriptBlock und kann dann Skripte und Tracking gezielt zulassen oder eben unterbinden.