Dass harte DRM-Maßnahmen Mist sind und ausschließlich ehrliche Kunden bestrafen, hat die Musikindustrie bereits vor Jahren auf die harte Tour erfahren müssen. Diese gab dann irgendwann ihre Evolutionsresistenz auf und verzichtete darauf. Seitdem brummen digitale Musikverkäufe. Weniger gesunden Menschenverstand zeigt die konservative Buchbranche, in der viel zuviele Verlage Kopierschutzmaßnahmen immer noch für das Ei des Kolumbus halten, und eine meiner Ansicht nach völlig überzogene Paranoia gegenüber irgendwelchen »Buchpiraten« pflegen.
Nun ist es also passiert: Adobe bringt eine neue Version von Digital Editions heraus und das führt erwartungsgemäß zu Problemen. eReader für die es keine Firmware-Updates mehr geben wird, sind raus, man wird sie zum Lesen von eBooks, die mit ADE3 geschützt sind nicht mehr nutzen können. Aktuelle Lesegeräte benötigen möglicherweise Firmwareupdates, von denen man nicht weiß, wie schnell sie kommen werden. Oder ob diese jemals erscheinen.
Pikant in diesem Zusammenhang auch: Kürzlich erst wurden Adobe haufenweise Datensätze entwendet, man spricht von bis zu 150 Millionen Kundendaten, die aufgrund möglicherweise schlecht gesicherter Server des Anbieters Kriminellen in die Hände fielen. Darunter eben auch die Daten von Kunden, die man nur deswegen genötigt hat, ein Adobe-Konto einzurichten, damit diese eBooks lesen können, die mit dem DRM der Firma geschützt sind. Unfassbar. Auch hier sollte die Buchbranche dringend mal in sich gehen und darüber nachdenken, wieviel Verantwortung sie in dieser Causa mitzutragen hat.
Was mich daran am meisten belustigt: Seit Monaten, wenn nicht Jahren, schießt die Branche mit zahllosen mehr oder weniger haltlosen Argumenten gegen den Antichristen Amazon. Statt nun aber dafür zu sorgen, dass man kundenfreundlicher und bequemer wird als der Onlineriese, treibt man den eBook-Leser mit untauglichen, durch Update defekte und vermutlich ohnehin demnächst obsoleten DRM-Maßnahmen (»unknackbar« – daran glaube ich nicht) geradezu ins Kindle-Ökosystem, wo zwar ebenfalls ein Kopierschutz vorhanden sein kann, der Kunde aber in der Nutzung nichts davon bemerkt.
Wenn es die Buchbranche ernst damit meint, (nicht nur) in Sachen eBooks eine ernstzunehmende Alternative zu Amazon werden zu wollen, dann sollte sie die lächerlichen, kundenfeindlichen DRM-Spielchen sofort einstellen. Unter anderem. Aber die zahllosen anderen Defizite sind hier nicht das Thema.
Das neue mysteriöse Ding von Amazon, das als »größer als Kindle« beschrieben wurde, ist offenbar eine Spiele- und Multimediakonsole. Laut Angaben auf verschiedenen Newsseiten, die eine Audienz beim Onlinehändler hatten, in deren Rahmen die Kiste vorgestellt wurde, sollte diese Konsole ursprünglich bereits Ende 2013 auf den Markt kommen, das wurde dann allerdings auf 2014 verschoben. Die Tatsache, dass man sie nun der Presse präsentiert könnte auf darauf hinweisen, dass sie in Kürze auf den Markt kommen soll.
Das Gerät basiert auf Android und soll sowohl zum Spielen taugen als auch als Medienclient fungieren. Man darf davon ausgehen, dass es eng mit Amazons Diensten verknüpft sein wird, damit man Content ausschließlich über den Onlinehändler beziehen kann. Die US-Version des Amazon Shops mit Android-Spielen enthält bereits jetzt fast 50000 Games. Der Preis wird derzeit mit »unter 300 Dollar« angegeben, das ist allerdings kein Knüller, denn eine PS3, ebenfalls eine sehr ordentliche Multimedia-Konsole Mit (3D-) BlueRay- und Streaming-Unterstützung bekommt man bereits für deutlich unter 200 Euro. Als Prozessor werkelt in der Konsole laut TechCrunch ein Qualcom Snapdragon.
Trotzdem: wie der Preis bei Markteinführung tatsächlich sein wird, bleibt abzuwarten. Und: Amazon hat einen … na nennen wir es mal »soliden Kundenstamm« und für diesen könnte ein solches Gerät tatsächlich interessant sein, insbesondere, wenn Prime-Kunden in den Genuss irgendwelcher Gimmicks kommen. Dazu passt auch , dass der Onlineriese gerade intensiv nach Entwicklern für seine Games-Abteilung sucht. offenbar will man auch im Bereich der AAA-Games zukünftig den Markt aufmischen.
Dennoch: »bigger than Kindle« ist eine Spielkonsole, die zusätzlich als Streaming-Client fungiert keinesfalls, denn Lovefilm und Amazons eigenen Streamingdienst kann man auch einfach via Apps auf der PS3 oder dem Smart-TV nutzen. Man darf also gespannt sein, was tatsächlich in der Kiste steckt. Wie man Bezos und seine Mannen kennt, könnte man vielleicht überrascht werden, vielleicht durch beispielloses plug&play …
In der Buchbranche dürfte man erleichtert aufatmen, dass »bigger than Kindle« nichts mit Büchern zu tun hat.
Im Buchreport wird aktuell Pierre Vroomen interviewt, der steht hinter dem niederländischen Anbieter Mijnbestseller.nl und möchte in Deutschland mit meinbestseller.de eine ähnliche Plattform etablieren. In diesem Interview nimmt er den Mund ziemlich voll und erläutert in blumigen Worten, warum man besser ist als Amazon. In meinen Augen ist das meiste leider Marketinggeschwurbel und stellt keine wirkliche Verbesserung zum Konkurrenten dar. Preislich sogar ganz im Gegenteil.
Beispielsweise sagt er:
Das Angebot der Selfpublishing-Konkurrenz ist inzwischen interessanter als das von Amazon. Zwar kann man bei Amazon auf die gesamte Wertschöpfungskette zurückgreifen, aber dafür ist der Selfpublishung-Bereich (sic!) in zwei Marken gesplittet: Bei Kindle Direct Publishing kann man nur E‑Books veröffentlichen, bei CreateSpace gedruckte Bücher. Das ist für den Verbraucher kaum zu durchschauen und aus Marketingsicht nicht optimal.
Wie jetzt? Kinde Direct Publishing ist eine Amazon-Tool-Plattform auf der man seine eBooks hochladen und nach Parametrisierung veröffentlichen kann. Erwerben können die Leser diese dann über Amazon. CreateSpace ist eine Tochterfirma, die sich eben auf Printbücher spezialisiert hat. Beide Produkte können über Amazon erworben werden. Das kann jeder durchschauen, dessen Tageslektüre aus mehr als der Cornflakespackung und der Bildzeitung besteht. Warum das aus »Marketingsicht nicht optimal« sein soll, erschließt sich mir nicht, denn beide Versionen sind bei Amazon verknüpft. Man kann doch Werbung dafür machen und auf den Anbieter verlinken?
Zudem vertreibt Amazon nur über die eigenen Kanäle und bietet Autoren nicht unmittelbar die Möglichkeit, breiter im Markt präsent zu sein.
Das ist bei eBooks korrekt, bei Printbüchern allerdings falsch, da auch noch die Option »Expanded Distribution« existiert. In Deutschland kann man CreateSpace-Bücher jedoch leider nicht über den Buchhandel beziehen, das ist korrekt, aber das ist ein Problem, das hauptsächlich durch eben diesen Buchhandel entsteht, nicht durch den Anbieter. Davon abgesehen macht Amazon den Bärenanteil des online-Buchverkaufs in Deutschland aus. Den meisten dürfte das »breit« genug sein.
… die schwerfällige Covergestaltung
Was? Variante eins (Printbuch): Man erstellt ein PDF, lädt es hoch und fertig. Variante zwei: man nutzt den Coverdesigner. Beim eBook: Man erstellt eine Grafikdatei, lädt sie hoch und fertig. Was ist daran »schwerfällig«?
Auch ist der Autor nicht vertragsgebunden und kann sich jederzeit entscheiden, zu einem Verlag zu wechseln, wenn er den Eindruck hat, dort besser bedient zu werden oder mehr zu verdienen.
Bei Amazon ist der Autor ebenfalls nicht vertragsgebunden, demnach kein Unterschied zum Kokurrenzanbieter. Dieser Vorteil ist meiner Meinung nach reine Augenwischerei.
Doch machen wir mal die Probe aufs Exempel. Ich habe ein Taschenbuch in den Rechner auf meinbestseller.de eingegeben, das im Umfang GESCHICHTEN AUS DEM ÆTHER entspricht. Will ich dieses Buch nur für mich selbst bestelltbar machen, enstehen Kosten in Höhe von 11,52 Euro zuzüglich Versand. Bei CreateSpace erhalte ich dieses Buch für unter fünf Euro inklusive Expedited-Versand (innherhalb von sieben Tagen nach Druck) aus den USA. Ich muss allerdings, damit sich das lohnt mindestens zehn Stück bestellen. Wie rechtfertigt sich ein Preis, der mehr als doppelt so hoch ist? Ich habe inzwischen im europäischen Ausland eine Druckerei gefunden, die druckt mir das inklusive Versand noch deutlich preiswerter, dann fühle ich mich zudem auch noch wohler, was den CO2-Footprint angeht.
Es handelt sich dabei um eine Art »Basispreis«, der immer fällig wird, egal ob man das Buch nur für sich bestellen möchte, ob es über die Plattform meinbestseller.de vertrieben wird, oder auch über den Buchhandel. Das ist teurer, als der Verkaufspreis des Buches bei Amazon! Will man dann noch über sie verkaufen oder gar in den Buchhandel, wird das Ganze nochmal deutlich teurer. Würde ich beim Verkauf ausschließlich über meinbestseller.de dieselbe Marge haben wollen wie bei Amazon, müsste das Buch ganze drei Euro teurer sein, also fast ein Drittel. Der Unterschied ist aber: meinbestseller.de kennt keiner, Amazon jeder.
Beim eBooks sieht das Ganze ähnlich aus, die Preise und Tantiemen sind im Vergleich zum Selfpublishing über Amazon geradezu lächerlich. GESCHICHTEN AUS DEM ÆTHER wird bei Amazon für EUR 3,99 verkauft. Würde ich auf denselben Tantiemensatz kommen wollen, müsste ich bei meinbestseller 6,50 Euro verlangen – und auch dann wird das Buch nur über diese Plattform verkauft.
Die Preise erhöhen sich in beiden Fällen nochmals, will man das Buch/eBook zudem über die üblichen Plattformen und den Buchhandel verkaufen. Meiner Ansicht nach werden dabei Preise überschritten, die der Leser zu zahlen bereit ist.
Jetzt könnte man davon ausgehen, dass umfangreichere Dienstleistungen enthalten sind, die kann man zwar erhalten, wie bei der Konkurrenz auch, aber in der Basisfassung lädt man sein eigenes Manuskript und das Cover genauso selbst hoch, wie bei CreateSpace/Amazon. Auch die Gestaltung der Word- bzw. PDF-Datei liegt beim Nutzer.
Das einzige Argument, das ich vielleicht sehe, ist die Tatsache, dass man seine Bücher, sei es Print oder eBook, auch über weitere Schienen als Amazon vertreiben kann und es im Buchhandel erhältlich ist. Ob einem die deutlich höheren Endkundenpreise (bei ähnlichen Margen) als beim Onlineversender das wert sind, muss wohl jeder mit sich selbst ausmachen. Man sollte dabei bedenken: einmal im Buchhandel muss das Buch dank der Buchpreisbindung überall gleich viel kosten.
Fazit: Ein Großteil der markigen Worten im Interview entpuppt sich wie erwartet als Marketing-Luftschloss. Die Preise des Anbieters sind im Vergleich zu Amazon um ein Vielfaches zu hoch, ohne dass in der Basisversion umfangreichere Dienstleistungen angeboten werden. So wird das nichts. Halten die Selfpublisher für völlig verblödet? Wo genau soll das »Angebot der Konkurrenz interessanter« sein?
Bemerkung am Rande: meinbestseller.de hat als ladungsfähige Anschrift im Impressum eine Adresse einer niederländischen Firma aus Rotterdam und die Datenschutzhinweise entsprechen meiner Ansicht nach nicht deutschem Recht – müssten sie aber, da die Webseite eindeutig auf den deutschen Markt gezielt ist.
Ich würde mich ja über eine ernstzunehmende Konkurrenz zu Amazon in diesem Bereich sehr freuen, aber es gibt sie nach wie vor nicht.
[Update 15.01.2014] Aufgrund des Kommentars von Herrn Vroomen habe ich mir das Impressum nochmal angesehen. Die ladungsfähige Anschrift sicht jetzt rechtskonform aus. Ich gebe zu, dass ich die angenommenen Mängel detailliert im Artikel hätte beschreiben müssen; ich weiß nämlich aufgrund der vergangenen Zeit einfach nicht mehr, was zum Zeitpunkt meines damaligen Besuchs zu bemängeln war. Die Datenschutzinformationen halte ich nach wie vor für unzureichend, aber darüber streiten sich auch Rechtsanwälte regelmäßig.
Ursprünglich hätte das Angebot bis zum Ende November gelten sollen: Prime-Kunden bei Amazon hätten den neuen Kindle Paperwhite bis zu diesem Zeitpunkt für 99 Euro statt dem Normalpreis von 129 Euro kaufen können sollen. Das wurde gestern heimlich still und leise beendet, den zugehörigen Gustscheincode kann man nicht mehr anwenden, damit zahlt wieder jeder den Normalpreis. Die Kunden reagieren in den Amazon-Foren und auf anderen Plattformen ungehalten.
Irgendeine Ankündigung gab es nicht, auch eine offizielle Stellungnahme Amazons steht aus. Angeblich bekommt man auf Anfragen beim Support unterschiedliche Antworten – das wundert aber auch nicht, die Qualität Aussagen des Amazon-Kundendienstes hängen schwer davon ab, mit wem man dort kommuniziert und die erste Stufe (offenbar nach Indien oder sonstwohin outgesourced) kann man ohnehin vergessen, da man von denen quasi nie eine sinnvolle Antwort bekommt.
Eine der Antworten ist: »das Kontingent ist aufgebraucht«, das halte ich allerdings für eine lahme Ausrede, denn man kann den neuen Paperwhite nach wie vor bestellen und erhält ihn auch sofort. Man kann nur vermuten, dass tatsächlich deutlich mehr der Geräte abgesetzt wurden, als Amazon das vorhergesehen hatte. Diese Vorstellung dürfte dem Buchhandel nicht behagen.
Soeben weist mich Cynx auf eine aufsehenerregende Pressemitteilung von Amazon hin. Der Onlineversender bietet Buchhändlern an, dass sie Kindles verkaufen können. Auf alle über die jeweiligen Geräte verkauften eBooks erhält der Buchhändler danach für zwei Jahre einen Anteil von 10% des (Netto-) Verkaufspreises. Alternativ kann man auch die eReader und Tablets günstiger erhalten (und somit mehr über den Verkauf verdienen), bekommt dann aber keine eBook-Absatzbeteiligung.
Dabei ist die Erstbestellung von Kindles für die Buchhändler völlig problemlos, denn Amazon nimmt sie innerhalb von sechs Monaten zum vollen Preis zurück, damit können die Betreiber der Buchläden somit ohne Risiko testen, ob der Absatz funktioniert.
Derzeit gibt es dieses Beteiligungsmodell vorerst nur in den USA, aber es ist abzusehen, dass Amazon es mit Sicherheit auch hier in Deutschland einführen wird. Ist das der Ausweg aus dem eBook-Dilemma der Buchhändler? Erneut muss man dem Onlineversender zugestehen, der Konkurrenz nicht um Jahre, sondern um Äonen voraus zu sein. Zweck der Aktion ist es natürlich, die eigene Vormachtstellung noch weiter auszubauen, allerdings ist das Konzept nicht anders als bahnbrechend zu nennen.
Würde das auch in Deutschland eingeführt, wäre das Zeter und Mordio-Geschrei insbesondere des Groß- und Zwischenhandels sicherlich tosend, denn das bräche uralte, starre (und zu nicht geringen Teilen inzwischen auch überflüssige) Buchhandelsstrukturen auf. Für den Buchhändler ist das im Prinzip eine feine Sache: nach dem Verkauf verdient er an jedem abgesetzten eBook mit, ohne auch nur einen Finger zu rühen.
Ich bin schon sehr gespannt, wie die hiesige Branche darauf reagieren wird, die alles andere als agil ist – erfahrungsgemäß mit Gezeter … :)
Die Litanei, die man immer wieder seitens des Buchhandels und des Börsenvereins hört: kauf lieber bei deinem lokalen Buchhändler statt beim Beelzebub Amazon. Dass die Realität anders aussieht, weiß jeder Phantastik-Freund der schon einmal versucht hat, etwas aus einem kleineren oder Special-Interest-Verlag beim »kleinen Buchhändler um die Ecke« zu bekommen. Ja, ich weiß, es gibt auch gute, die ihr Handwerk verstehen und wissen, wie herum man eine Maus hält. Trotzdem sind solche Erlebnisse, wie unten geschildert nach meinen Erfahrungen nicht die Ausnahme, sondern leider die frustrierende Regel.
Der Verlag Cross Cult veröffentlich nicht nur zahllose Comic-Reihen, sondern auch diverse Lizenz-Romane rund um Popkultur-Phänomene wir STAR TREK, DOCTOR WHO oder CASTLE. Und auch eine äußerst sehens- und lesenswerte Neuauflage von Ian Flemings JAMES BOND-Romanen. Soeben veröffentlichte der Verlag Folgendes auf Facebook:
Eben einen Anruf erhalten, von einem freundlichen Mann, der sich erkundigt hat, ob man unsere Titel nur direkt bei uns kaufen kann. Er habe einen Artikel über die Bond-Romane in der »Jungen Welt« gelesen und möchte sich nun alle erhältlichen Titel zulegen. In seiner Stammbuchhandlung hat man ihm allerdings gesagt, dass man mit »Cross Cult« nichts anfangen könne. Wir haben ihm geraten, auf unsere Webseite zu gehen, die ISBN eines Bond-Romans zu notieren und damit nochmals zur Buchhandlung zu gehen. Löblicherweise möchte er nämlich nicht bei Amazon bestellen, sondern beim örtlichen Buchhändler.
Lieber unbekannter Buchhändler,
kannst Du nicht in Dein System gehen und nach »Ian Fleming James Bond« suchen? Auch wenn Du den komischen Verlag »Cross Cult« nicht kennst, werden da alle unsere Titel gelistet und Du kannst sie problemlos über Libri/KNV/Umbreit oder direkt bei unserer Auslieferung bestellen. All diese Infos finden sich auch auf unserer Webseite, die man ebenso problemlos mit Hilfe eines jeden internetfähigen Geräts aufrufen kann … Zur Not schau doch bei Amazon nach oder frag die Auskunft und ruf uns an. Danke! Das ist allemal besser, als einen Kunden selbst auf die Suche zu schicken, der bei Dir gleich zehn Bücher auf einmal kaufen möchte. Eigentlich geht man ja in eine dieser guten alten Buchhandlungen wie Deine, damit einem freundliches Personal weiterhelfen kann, bei der Suche nach dem gewünschten Buch. Danke, lieber Buchhändler, dass Du unsere Titel in Zukunft bestellst und an Deine Kunden verkaufst oder vielleicht sogar ein paar Exemplare ins Regal stellst. Jetzt, da Du weißt, wie das geht …
Das kenne ich. Überhebliche Buchhändler oder Büchhändlergehilfinnen, die ob des geäußerten Lesewunsches die Nase rümpfen, weil es sich nicht um vermeintliche Hochliteratur handelt und die überhaupt keinen Bock haben, sich um die Wünsche des Kunden zu bemühen. Der vorliegende Fall ist natürlich besonders abstrus, denn wenn ein Kunde gleich einen Haufen Taschenbücher kaufen möchte, sollte es im gesteigerten Interesse des Buchhändler liegen, diesen Umsatz selbst zu machen. Kunden in dieser Form einfach wegzuschicken, das kann man nur als borniert und dumm bezeichnen.
Liebe Buchbranche: Arbeitet dran! Nehmt Kundenwünsche ernst! Das ist viel zielführender als das dauernde Amazon-Gebashe und die hohlen Werbephrasen zum Thema »buy local«.
Update 2: Erik Schreiber kommentiert auf Facebook:
Da kann ich noch eins drauf setzen, frei nach dem Motto, »einer geht immer«. Ich habe in der Umgebung von Darmstadt jede mir bekannte Buchhandlung persönlich aufgesucht, meinen Verlag Saphir im Stahl und mich vorgestellt, meinen kleinen Prospekt dagelassen. Zwei Wochen später kommt ein Anruf von der Buchhändlerin, sie hätte ja noch nie etwas von mir gehört und jetzt steht da ein Kunde und will »Der Mannwolf von Königsberg«, was das den für ein Buch sei …
Börsenverein, Buchhändler und Co. überschlagen sich immer wieder dabei, Amazon mit den verschiedensten Mitteln und Begründungen mies zu machen, und hören nicht damit auf, den Kunden darauf hinzuweisen, dass man doch lieber einheimische Händler und insbesondere den lokalen Buchhandel unterstützen möge.
Dass das abseits großer und Publikumsverlage allerdings leider nicht funktioniert, weiß jeder, der schon einmal versucht hat, ein Buch aus einem Klein- oder Nischenverlag im Buchhandel zu bekommen. Wenn das bei Großhändlern wie KNV (Koch, Neff & Volckmar GmbH, der größte Buchgroßhändler in Deutschland) nicht gelistet ist, dann nutzt auch eine ISBN leider gar nichts – an das Buch kann man als Kunde beim Handel nicht heran kommen (zumindest bei den Händlern, die ihre Bücher bei KNV beziehen).
Glaubt ihr mir nicht? Dann mal ein konkreter Fall: DIE STILLE NACH DEM TON ist eine vom SFCD herausgegebene und in der Reihe AndroSF erschienene Anthologie. Sie enthält die Geschichten, die mit dem SFCD-Literaturpreis (1985 bis 1998) und dem Deutschen Science Fiction-Preis (1999 bis 2012) ausgezeichnet wurden. Erschienen ist sie am 1. September 2012 bei Michael Haitels Verlag p.machinery, die ISBN lautet 978–3942533379.
Michael bekam heute eine Anfrage von einer Buchhandlung, die das Buch im September 2012 bestellt hat. Großhändler KNV behauptet bis dato, also ein geschlagenes Jahr später (!), das Buch sei nicht lieferbar.
Sicher, der Buchhändler kann nichts dafür, aber wenn der Großhändler nicht in der Lage ist, Bücher zu beschaffen, wie es seine Aufgabe wäre, dann wirft das ein deutliches Licht auf das Publicity-Geschrei der Buchbranche in Sachen »Buy Local«. Die Aussage man bekäme alles auch beim lokalen Buchhändler ist schlichtweg falsch, offenbar auch, weil Großhändler überhaupt keinen Bock haben, sich mit Klein- und Indie-Verlagen und deren Angebot ernsthaft auseinander zu setzen. Als Verleger würde ich mich fragen, warum ich die Kohle in eine ISBN überhaupt investieren soll, wenn offensichtlich inkompetente Zulieferer trotz Vorhandenseins einer solchen die Ware nicht beibringen können? Oder handelt KNV etwa einfach nur gemäß dem neuen Werbespruch der Branche: »Vorsicht, Buch!«?
Es ist davon auszugehen, dass es sich hierbei nicht um einen Einzelfall handelt. Solange eine derartige Arroganz gegenüber kleineren Anbietern in der Branche herrscht, soll mir bitte keiner mehr mit »Buy Local« kommen. Denn man bekommt »lokal« nicht das, was man kaufen möchte, insbesondere im Bereich Special Interest und Kleinverlage. Selbstverleger finden ohnehin nicht statt. Bei Amazon kann man es sofort bestellen (kommt dann direkt vom Verlag, kann man also alternativ auch gleich dort ordern).
Was es für die Verlage bedeutet, wenn deren Bücher laut KNV angeblich und fälschlich »nicht lieferbar« sind, kann man sich leicht vorstellen … Übrigens sollten auch die Buchhändler dringend nochmal über diesen Sachverhalt nachdenken.
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Cover DIE STILLE NACH DEM TON Copyright p.machinery
Als Amazon AutoRip vorstellte, also dass man beim Erwerb der meisten CDs die Stücke zusätzlich und kostenlos dazu bekommt, war mir schon klar, dass es etwas Ähnliches in nicht allzu ferner Zukunft auch für Bücher geben würde. Und meine Intuition hat mich nicht getäuscht.
Unter dem Titel »Kindle Match Books« wird man Medienberichten zufolge demnächst die eBooks zu bereits erworbenen Büchern bekommen. Diese werden zum Teil kostenlos sein, für andere werden allerdings Beträge zwischen 0,99 und 2,99 Dollar fällig werden. Das Programm soll in den USA bereits im Oktober starten. Das Unglaubliche daran: Auch hier gilt das wie bei AutoRip für Käufe in der Vergangenheit – und zwar bei Büchern zurück bis ins Amazon-Gründungsjahr 1995!
Zum Start werden ca. 10000 Bücher verfügbar sein, es werden vermutlich mehr werden, wenn sich Amazon mit weiteren Verlagen einigt.
Deutsche Leser sollten sich nicht zu früh freuen, denn aufgrund der Buchpreisbindung wird dieses kundenfreundliche Verfahren hier nicht (so schnell) durchzusetzen sein. Angesichts der Mondpreise für eBooks auf dem deutschen Markt werden die Verlage nämlich kaum bereit sein, ihre eBücher für derart geringe Preise wie oben zu bundeln (wenn diese dann einzeln ebenso preiswert sein müssten).
[Update 16:50] Es sei mir die Anmerkung erlaubt, dass das meiner Meinung nach aber garantiert irgendwann auch in Deutschland kommen wird. Früher oder später.
[Update 2 – 17:15] Dass der Onlineversender plant, dieses Angebot auch auf Deutschland auszudehnen, kann man allein aus der Tatsache ablesen, dass es bei Amazon KDP schon eine deutsche FAQ zu »Kindle Match Book« gibt. Da der Börsenverein und sein Treuhänder sich uneinig sind, ob die Buchpreisbindung auch für Selfpublisher gilt, könnte es sein, dass Amazon einen Versuchsballon mit Indies startet. Oder die Hinweise sind nur für deutsche Indies, die auch in den USA verkaufen. Könnte ja sein … :o) (Dank an Otto La Ber für den Hinweis auf die FAQ)
[Update 3 – 19:40] Amazon hat mir gerade eine Mail geschickt:
Guten Tag,
wir freuen uns, Ihnen Kindle MatchBook vorzustellen – ein innovatives neues Programm, mit dem Sie Ihre Kindle-Bücher zu einem reduzierten Preis anbieten können, wenn Leser eine Druckversion des Buches kaufen. Sie erhalten so die Möglichkeit, Ihre Umsätze weiter zu steigern. Die Anmeldung beim Programm ist ganz einfach.
Und so geht’s:
1. Wählen Sie Ihren Kindle Direct Publishing (KDP)-Titel in Ihrem KDP-Bücherregal aus und markieren Sie das Kontrollkästchen für die Anmeldung bei Kindle MatchBook auf der Seite »Rechte und Preisinformationen«.
2. Legen Sie den Rabatt für Ihr Buch fest, indem Sie einen Aktions-Listenpreis von 2,99 US-Dollar oder darunter auswählen.
3. Speichern Sie Ihre Einstellungen für das Kindle MatchBook-Programm.
Wenn Sie Ihr Buch jetzt anmelden, sind Sie unter den Ersten, die von diesem neuen Programm profitieren. Der von Ihnen ausgewählte Kindle MatchBook-Rabatt wird erst nach der vollständigen Einführung des Programms in den nächsten Wochen auf Amazon.com angezeigt. Sie erhalten eine Benachrichtigung per E‑Mail, sobald Ihr Kindle MatchBook-Rabatt live angezeigt wird. Ihre Leser können Ihr Buch bald auf einfache und kostengünstige Weise sowohl im Druck- als auch im digitalen Format lesen.
Sie verfügen nicht über eine Druckversion Ihres Buches? Mit CreateSpace, der unabhängigen Veröffentlichungsplattform von Amazon für gedruckte Bücher, können Sie jetzt eine Printversion erstellen.
Dank an Cynx für den Hinweis, Quelle unter anderem: The Verge
Wie bekannt gibt es in Deutschland ein Gesetz für Buchpreisbindung. Das besagt grundsätzlich, dass Bücher überall gleich viel kosten müssen (stark verkürzt dargestellt). Und dieses Gesetz wird vom Börsenverein und dessen Treuhänder auch gnadenlos durchgesetzt, wer versucht daran zu rütteln, wird abgemahnt. Und das sogar, obwohl Börsenverein und Treuhänder sich nicht einig sind, ob beispielsweise Selfpublisher unter das Gesetz fallen.
Durch die Buchpreisbindung hat der Büchermarkt eine kartellartige Struktur, Kartelle sollen durch andere Gesetze eigentlich vermieden werden, aber dank guter Lobbyarbeit gilt das für diese Branche offensichtlich nicht. Die rigide und ausnahmslose Durchsetzung führt unter anderem dazu, dass solche progressiven und in anderen Ländern völlig legalen Aktionen wie das »Humble eBook-Bundle« in Deutschland nicht möglich sind, ohne sich der Gefahr von Rechtsstreitigkeiten auszusetzen.
Wie hirnrissig diese Buchpreisbindung angesichts eines internationalen Marktes und des Internets ist, zeigt der britische Versandhändler The Book Depository. Die versenden weltweit kostenlos, was an sich bereits ein Feature ist. Bei englischen Büchern sind sie in aller Regel nicht preiswerter als beispielsweise Amazon.de, sind aber eine Alternative, falls der Onlinehändler mal was nicht vorrätig haben sollte. Interessant wird es aber bei deutschen Büchern, denn auch die führt Book Depository. Und diese sind zum Teil deutlich preiswerter als hierzulande.
Beispiel gefällig? Bitte: ER IST WIEDER DA von Timur Vermes, preisgebunden bei uns für 19,33 EUR. Beim Book Depository für EUR 17,69 zu haben, also 1,64 günstiger. Noch eins? TINTENHERZ als Taschenbuch: preisgebunden bei uns für 12 Euro, beim Book Depository für 11,03 Euro. Oder: DIE TRIBUTE VON PANEM – TÖDLICHE SPIELE. Preisgebunden in Deutschland für 17,90 Euro, in GB für 16,94 Euro.
Das waren jetzt nur ein paar Beispiele, teilweise gibt es deutlichere Preisunterschiede zwischen den hiesigen Shops und dem Book Depository. Auch wenn diese Preisdifferenzen vielfach eher gering sind und man auf die Ware aus dem Vereinigten Königreich ein paar Tage länger warten muss, zeigt das deutlich, dass man auch preisgebundene Bücher günstiger erhalten kann. Und das zudem völlig legal. Meine Vorhersage: Es wird nicht lange dauern, bis andere Anbieter ähnliche Angebote machen und gezielt deutsche Kunden ansprechen.
Vielleicht sollte das dem Börsenverein zu denken geben. Der wird aber vermutlich eher versuchen, diese Praktiken zu unterbinden. Ein Klageversuch gen Britannien dürfte aber sicher unterhaltsam werden. Das Gesetz sagt zwar:
§ 4 Grenzüberschreitende Verkäufe
(1) Die Preisbindung gilt nicht für grenzüberschreitende Verkäufe innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraumes.
(2) Der nach § 5 festgesetzte Endpreis ist auf grenzüberschreitende Verkäufe von Büchern innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraumes anzuwenden, wenn sich aus objektiven Umständen ergibt, dass die betreffenden Bücher allein zum Zwecke ihrer Wiedereinfuhr ausgeführt worden sind, um dieses Gesetz zu umgehen.
Da der Händler aber weltweit anbietet, dürfte es wohl nicht ganz einfach werden, ihm letzteres nachzuweisen.
Ach ja: The Book Depository gehört zu Amazon …
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Logo The Book Depository Copyright The Book Depository Limited
Soeben erschien Falko Löfflers Kurzgeschichtenband AUSGEWÄHLT! FANTASTISCHE GESCHICHTEN als eBook bei Amazon. Die Anthologie enthält 25 in den letzten 15 Jahren entstandene Stories, darunter auch Originalveröffentlichungen.
Enthalten sind auch die SF-Geschichte DAS ALTE UND EWIGE SPIEL, die für den Kurd Laßwitz-Preis und den Deutschen Phantastik-Preis nominiert war, sowie die SF-Story ORBITSTEUER, welche bei einem europaweiten Geschichtenwettbewerb auf dem dritten Platz landete. In Nachworten schildert der Autor, was ihn an der jeweiligen Idee fasziniert hat, wie eine Geschichte entstanden ist und in welchen Lebensabschnitt sie fällt.
Falko Löffler arbeitet seit 2003 als freier Autor. Er hat bislang vier Romane veröffentlicht, darunter die Fantasy-Reihe DRACHENWÄCHTER. Diese basiert auf der Kurzgeschichte DEN DRACHEN NACH, die in der Anthologie enthalten ist, und deren erster Band als Suchbild-Abenteuer von Daedalic Entertainment für PC und Mac umgesetzt wurde. Als Autor für Computerspiele hat er an einer Vielzahl von Titeln gearbeitet, zuletzt an Story und Texten des Adventures JACK KEANE 2 und der Geschichte des Browsergames ANNO ONLINE. Derzeit schließt er die Arbeit an einem Politthriller ab.
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