Selfpublishing: meinbestseller.de nimmt den Mund voll

Screenshot meinbestseller

Im Buch­re­port wird aktu­ell Pierre Vroo­men inter­viewt, der steht hin­ter dem nie­der­län­di­schen Anbie­ter Mijnbestseller.nl und möch­te in Deutsch­land mit meinbestseller.de eine ähn­li­che Platt­form eta­blie­ren. In die­sem Inter­view nimmt er den Mund ziem­lich voll und erläu­tert in blu­mi­gen Wor­ten, war­um man bes­ser ist als Ama­zon. In mei­nen Augen ist das meis­te lei­der Mar­ke­ting­ge­schwur­bel und stellt kei­ne wirk­li­che Ver­bes­se­rung zum Kon­kur­ren­ten dar. Preis­lich sogar ganz im Gegenteil.

Bei­spiels­wei­se sagt er:

Das Ange­bot der Self­pu­bli­shing-Kon­kur­renz ist inzwi­schen inter­es­san­ter als das von Ama­zon. Zwar kann man bei Ama­zon auf die gesam­te Wert­schöp­fungs­ket­te zurück­grei­fen, aber dafür ist der Self­pu­blis­hung-Bereich (sic!) in zwei Mar­ken gesplit­tet: Bei Kind­le Direct Publi­shing kann man nur E‑Books ver­öf­fent­li­chen, bei Crea­teSpace gedruck­te Bücher. Das ist für den Ver­brau­cher kaum zu durch­schau­en und aus Mar­ke­ting­sicht nicht optimal.

Wie jetzt? Kin­de Direct Publi­shing ist eine Ama­zon-Tool-Platt­form auf der man sei­ne eBooks hoch­la­den und nach Para­me­tri­sie­rung ver­öf­fent­li­chen kann. Erwer­ben kön­nen die Leser die­se dann über Ama­zon. Crea­teSpace ist eine Toch­ter­fir­ma, die sich eben auf Print­bü­cher spe­zia­li­siert hat. Bei­de Pro­duk­te kön­nen über Ama­zon erwor­ben wer­den. Das kann jeder durch­schau­en, des­sen Tages­lek­tü­re aus mehr als der Corn­flakes­pa­ckung und der Bild­zei­tung besteht. War­um das aus »Mar­ke­ting­sicht nicht opti­mal« sein soll, erschließt sich mir nicht, denn bei­de Ver­sio­nen sind bei Ama­zon ver­knüpft. Man kann doch Wer­bung dafür machen und auf den Anbie­ter verlinken?

Zudem ver­treibt Ama­zon nur über die eige­nen Kanä­le und bie­tet Autoren nicht unmit­tel­bar die Mög­lich­keit, brei­ter im Markt prä­sent zu sein.

Das ist bei eBooks kor­rekt, bei Print­bü­chern aller­dings falsch, da auch noch die Opti­on »Expan­ded Dis­tri­bu­ti­on« exis­tiert. In Deutsch­land kann man Crea­teSpace-Bücher jedoch lei­der nicht über den Buch­han­del bezie­hen, das ist kor­rekt, aber das ist ein Pro­blem, das haupt­säch­lich durch eben die­sen Buch­han­del ent­steht, nicht durch den Anbie­ter. Davon abge­se­hen macht Ama­zon den Bären­an­teil des online-Buch­ver­kaufs in Deutsch­land aus. Den meis­ten dürf­te das »breit« genug sein.

… die schwer­fäl­li­ge Covergestaltung

Was? Vari­an­te eins (Print­buch): Man erstellt ein PDF, lädt es hoch und fer­tig. Vari­an­te zwei: man nutzt den Cover­de­si­gner. Beim eBook: Man erstellt eine Gra­fik­da­tei, lädt sie hoch und fer­tig. Was ist dar­an »schwer­fäl­lig«?

Auch ist der Autor nicht ver­trags­ge­bun­den und kann sich jeder­zeit ent­schei­den, zu einem Ver­lag zu wech­seln, wenn er den Ein­druck hat, dort bes­ser bedient zu wer­den oder mehr zu verdienen.

Bei Ama­zon ist der Autor eben­falls nicht ver­trags­ge­bun­den, dem­nach kein Unter­schied zum Kokur­renz­an­bie­ter. Die­ser Vor­teil ist mei­ner Mei­nung nach rei­ne Augenwischerei.

Doch machen wir mal die Pro­be aufs Exem­pel. Ich habe ein Taschen­buch in den Rech­ner auf meinbestseller.de ein­ge­ge­ben, das im Umfang GESCHICHTEN AUS DEM ÆTHER ent­spricht. Will ich die­ses Buch nur für mich selbst bestell­t­bar machen, enste­hen Kos­ten in Höhe von 11,52 Euro zuzüg­lich Ver­sand. Bei Crea­teSpace erhal­te ich die­ses Buch für unter fünf Euro inklu­si­ve Expe­di­ted-Ver­sand (inn­her­halb von sie­ben Tagen nach Druck) aus den USA. Ich muss aller­dings, damit sich das lohnt min­des­tens zehn Stück bestel­len. Wie recht­fer­tigt sich ein Preis, der mehr als dop­pelt so hoch ist? Ich habe inzwi­schen im euro­päi­schen Aus­land eine Dru­cke­rei gefun­den, die druckt mir das inklu­si­ve Ver­sand noch deut­lich preis­wer­ter, dann füh­le ich mich zudem auch noch woh­ler, was den CO2-Foot­print angeht.

Es han­delt sich dabei um eine Art »Basis­preis«, der immer fäl­lig wird, egal ob man das Buch nur für sich bestel­len möch­te, ob es über die Platt­form meinbestseller.de ver­trie­ben wird, oder auch über den Buch­han­del. Das ist teu­rer, als der Ver­kaufs­preis des Buches bei Ama­zon! Will man dann noch über sie ver­kau­fen oder gar in den Buch­han­del, wird das Gan­ze noch­mal deut­lich teu­rer. Wür­de ich beim Ver­kauf aus­schließ­lich über meinbestseller.de die­sel­be Mar­ge haben wol­len wie bei Ama­zon, müss­te das Buch gan­ze drei Euro teu­rer sein, also fast ein Drit­tel. Der Unter­schied ist aber: meinbestseller.de kennt kei­ner, Ama­zon jeder.

Beim eBooks sieht das Gan­ze ähn­lich aus, die Prei­se und Tan­tie­men sind im Ver­gleich zum Self­pu­bli­shing über Ama­zon gera­de­zu lächer­lich. GESCHICHTEN AUS DEM ÆTHER wird bei Ama­zon für EUR 3,99 ver­kauft. Wür­de ich auf den­sel­ben Tan­tie­men­satz kom­men wol­len, müss­te ich bei mein­best­sel­ler 6,50 Euro ver­lan­gen – und auch dann wird das Buch nur über die­se Platt­form verkauft.

Die Prei­se erhö­hen sich in bei­den Fäl­len noch­mals, will man das Buch/eBook zudem über die übli­chen Platt­for­men und den Buch­han­del ver­kau­fen. Mei­ner Ansicht nach wer­den dabei Prei­se über­schrit­ten, die der Leser zu zah­len bereit ist.

Jetzt könn­te man davon aus­ge­hen, dass umfang­rei­che­re Dienst­leis­tun­gen ent­hal­ten sind, die kann man zwar erhal­ten, wie bei der Kon­kur­renz auch, aber in der Basis­fas­sung lädt man sein eige­nes Manu­skript und das Cover genau­so selbst hoch, wie bei CreateSpace/Amazon. Auch die Gestal­tung der Word- bzw. PDF-Datei liegt beim Nutzer.

Das ein­zi­ge Argu­ment, das ich viel­leicht sehe, ist die Tat­sa­che, dass man sei­ne Bücher, sei es Print oder eBook, auch über wei­te­re Schie­nen als Ama­zon ver­trei­ben kann und es im Buch­han­del erhält­lich ist. Ob einem die deut­lich höhe­ren End­kun­den­prei­se (bei ähn­li­chen Mar­gen) als beim Online­ver­sen­der das wert sind, muss wohl jeder mit sich selbst aus­ma­chen. Man soll­te dabei beden­ken: ein­mal im Buch­han­del muss das Buch dank der Buch­preis­bin­dung über­all gleich viel kosten.

Fazit: Ein Groß­teil der mar­ki­gen Wor­ten im Inter­view ent­puppt sich wie erwar­tet als Mar­ke­ting-Luft­schloss. Die Prei­se des Anbie­ters sind im Ver­gleich zu Ama­zon um ein Viel­fa­ches zu hoch, ohne dass in der Basis­ver­si­on umfang­rei­che­re Dienst­leis­tun­gen ange­bo­ten wer­den. So wird das nichts. Hal­ten die Self­pu­blis­her für völ­lig ver­blö­det? Wo genau soll das »Ange­bot der Kon­kur­renz inter­es­san­ter« sein?

Bemer­kung am Ran­de: meinbestseller.de hat als ladungs­fä­hi­ge Anschrift im Impres­sum eine Adres­se einer nie­der­län­di­schen Fir­ma aus Rot­ter­dam und die Daten­schutz­hin­wei­se ent­spre­chen mei­ner Ansicht nach nicht deut­schem Recht – müss­ten sie aber, da die Web­sei­te ein­deu­tig auf den deut­schen Markt gezielt ist.

Ich wür­de mich ja über eine ernst­zu­neh­men­de Kon­kur­renz zu Ama­zon in die­sem Bereich sehr freu­en, aber es gibt sie nach wie vor nicht.

[Update 15.01.2014] Auf­grund des Kom­men­tars von Herrn Vroo­men habe ich mir das Impres­sum noch­mal ange­se­hen. Die ladungs­fä­hi­ge Anschrift sicht jetzt rechts­kon­form aus. Ich gebe zu, dass ich die ange­nom­me­nen Män­gel detail­liert im Arti­kel hät­te beschrei­ben müs­sen; ich weiß näm­lich auf­grund der ver­gan­ge­nen Zeit ein­fach nicht mehr, was zum Zeit­punkt mei­nes dama­li­gen Besuchs zu bemän­geln war. Die Daten­schutz­in­for­ma­tio­nen hal­te ich nach wie vor für unzu­rei­chend, aber dar­über strei­ten sich auch Rechts­an­wäl­te regelmäßig.

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Screen­shot meinbestseller.de Copy­right Mijnbestseller.nl B.V.

AutorIn: Stefan Holzhauer

Meist harm­lo­ser Nerd mit natür­li­cher Affi­ni­tät zu Pixeln, Bytes, Buch­sta­ben und Zahn­rä­dern. Kon­su­miert zuviel SF und Fan­ta­sy und schreibt seit 1999 online darüber.

3 Kommentare for “Selfpublishing: meinbestseller.de nimmt den Mund voll”

sagt:

Lie­ber Herr Holzhauer, 

ich möch­te mich ungern mit Ihnen über die ange­spro­che­nen The­men strei­ten, und respek­tie­re auch Ihre per­sön­li­che Mei­nung, wobei Ihre Bemer­kung zu unse­rer Daten­schutz­er­klä­rung und Impres­sum nicht nur falsch ist, son­dern auch irre­füh­rend für den Leser. Unse­re Daten­schutz­er­klä­rung und Impres­sum ent­spre­chen allen deut­schen Anforderungen.

Wir ken­nen die Platt­for­men von Ama­zon und den ande­ren Wett­be­wer­bern sehr gut. Bei allem Respekt, den ich Ama­zon für Self-Publi­shing und dar­über hin­aus zol­le. Wir ver­fü­gen der­zeit über die tech­nisch bes­se­re und für die Autoren ein­fa­che­re SP-Platt­form. Dafür schä­men wir uns nicht und hat nichts mit dem Mund voll neh­men im Sinn. Für uns steht anwen­der­freund­li­che Funk­tio­na­li­tät und Ser­vice an ers­ter Stel­le. Das sehen wir von tech­nisch weni­ger affi­nen Autoren bestä­tigt. Autoren soll­ten selbst ent­schei­den was gebraucht wird und wo man sich bes­ser auf­ge­ho­ben fühlt. Wir sind kei­ne Ama­zon-Kopie und das ist auch rich­tig so. 

Unser Ziel ist um eine brei­te­re, hoch­wer­ti­ge­re und viel­sei­ti­ge­re Lösung anzu­bie­ten. Wir ver­fü­gen über mehr Buch­for­ma­te, bes­se­re Papier­sor­ten, ein bes­se­res und ein­fa­che­res Umschlag­de­sign­pro­gramm, extra Ser­vice­dienst­leis­tun­gen die wesent­lich güns­ti­ger sind, brei­te­re Ver­triebs­mög­lich­kei­ten, ein gra­tis kom­plet­tes Selbst-Ver­mark­tungs­pa­ket mit eige­ner kos­ten­lo­se Web­sei­te, prak­ti­schen Ver­mark­tungs­tipps und vie­les mehr.
Gedruckt wird bei uns in Deutsch­land und die Qua­li­tät ist nicht ver­gleich­bar mit Prints aus den USA. Das soll­te man bei der gan­zen Preis­dis­kus­si­on auch mal berück­sich­ti­gen, ansons­ten ver­gleicht man Äpfel mit Bir­nen. Die Druck-Anfor­de­run­gen in Deutsch­land lie­gen tra­di­tio­nell wesent­lich höher als in den USA, wobei gera­de Self-Publis­her auf die Qua­li­tät viel Wert legen. Ein Buch schrei­ben bleibt nun mal etwas beson­de­res und das hof­fen wir mit meinbestseller.de gerecht zu wer­den. Dabei scheu­en wir uns nicht vor kon­struk­ti­ver Kri­tik und wür­den Sie des­halb auch gern ein­la­den für einen per­sön­li­chen Aus­tausch bei uns am Mes­se­stand wäh­rend der anste­hen­den Leip­zi­ger Buchmesse. 

Mit bes­ten Grüßen

Pierre Vroo­men
Meinbestseller.de

sagt:

Hal­lo Herr Vroomen,

dan­ke für den Kom­men­tar. In Sachen Impres­sum habe ich den Arti­kel ergänzt.

Zu ihren rest­li­chen Anmerkungen:

Ich kann ohne Test nicht beur­tei­len, ob Sie die tech­nisch bes­se­re Platt­form besit­zen. Des­we­gen kann ich das zuerst ein­mal nur als Behaup­tung anse­hen. Ich kann aber auch nicht sehen, an wel­cher Stel­le das Ver­fah­ren auf Ama­zon oder Crea­teSpace kom­pli­ziert sein soll?

Mehr Buch­for­ma­te sind in mei­nen Augen ein Schein­ar­gu­ment, in der Rea­li­tät wer­den ins­be­son­de­re für Bel­le­tris­tik nur weni­ge davon benö­tigt. Die Buch­qua­li­tät der in den USA gedruck­ten Bücher ist sehr gut, ich kann das beur­tei­len, denn es lie­gen etli­che davon hier. Ein Buch­dru­cker, dem ich die Exemp­le­re zeig­te, war ob des Prei­ses über die Qua­li­tät fast schon erschreckt. Die Qua­li­tät der hier gedruck­ten Crea­teSpace-Bücher (die man über amazon.de bestellt) ist sogar noch bes­ser. Ich ken­ne Bücher von nam­haf­ten Ver­la­gen, die schlech­ter sind.

Ich habe die Prei­se ohne zusätz­li­che Dienst­leis­tun­gen als Grund­la­ge genom­men und die sind bei Ihnen objek­tiv schlicht viel zu hoch – und wür­den noch stei­gen, wenn man irgend­wel­che Dienst­leis­tun­gen hin­zu nimmt. War­um ist das Äpfel mit Bir­nen ver­glei­chen? Und was ist mit den Dru­cke­rei­en in Ost­eu­ro­pa, die auch Klein­auf­la­gen deut­lich güns­ti­ger anbie­ten, als Sie? Was nut­zen dem Autor oder Buch­ver­käu­fer hau­fen­wei­se tol­le Dienst­leis­tun­gen, wenn das Buch dadurch so teu­er wird, dass es nie­mand mehr kau­fen will?

Kos­ten­lo­se Web­sei­ten bekommt man auch anders­wo und ver­mut­lich mit viel mehr Mög­lich­kei­ten, was Gestal­tung und SEO angeht. Vor Ver­mark­tungs­tipps für Self­pu­blis­her kann man sich kaum noch ret­ten. Ein Ort mehr, wo es wel­che gibt, fällt nicht ins Gewicht.

Sie mögen mir also bit­te ver­ge­ben, wenn ich äußerst skep­tisch bleibe.

Ich kann im Moment noch nicht kon­kret sagen, ob ich die Buch­mes­se Leip­zip besu­chen wer­den, kom­me in die­sem Fall aber gern auf ihr Ange­bot zurück.

MfG,
Ste­fan Holzhauer

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