Buch

»Steampunk ist großartig!« – Ein Interview mit Anja Bagus

Steam­punk ist groß­ar­tig, ich lie­be die Ästhe­tik, den Spi­rit der Men­schen, die »Maker«. Ich bin schon immer ein »Macher« gewe­sen, ein Bast­ler, Tüft­ler, Aus­pro­bie­rer.

In einer Buch­be­pre­chung, die eben­falls heu­te erschie­nen ist, habe ich Anja Bagus´ Inde­pen­dent-Steam­punk-Roman AETHERHERTZ nicht nur bespro­chen, son­dern abge­fei­ert. Für mich mehr als genug Anlass, der Autorin gleich in einem Inter­view ein paar Fra­gen zu stel­len. Dan­kens­wer­ter­wei­se kamen die Ant­wor­ten in Rekord­zeit, ver­mut­lich die schnells­te Reak­ti­on auf eine sol­che Mail aller Zei­ten.

So kann man im Fol­gen­den erfah­ren, wie und unter wel­chen Umstän­den der Roman ent­stan­den ist, was der Autorin Steam­punk bedeu­tet und wir lesen Gedan­ken zur Zukunft des Self­pu­bli­shings.

Aber genug des Vor­ge­plän­kels und gleich in medi­as res:

Anja Bagus – AETHERHERTZ

Inde­pen­dent-Ver­öf­fent­li­chun­gen, auch als Self­pu­bli­shing bekannt, haben hier­zu­lan­de kei­nen beson­ders guten Ruf. Das ist lei­der inzwi­schen auch nach­voll­zieh­bar, denn dum­mer­wei­se ver­öf­fent­licht inzwi­schen jeder jeden – mit Ver­laub – Scheiß.

Dass es sich dabei aller­dings um ein Vor­ur­teil han­deln kann und kei­nes­falls eine Kon­stan­te, beweist Anja Bagus in ihrem Steam­punk-Roman AETHERHERTZ auf ein­drucks­vol­le Wei­se, denn der ist qua­li­ta­tiv frag­los auf Ver­lags­ni­veau und in Sachen Ideen The­ma und inhalt­li­cher Umset­zung sogar dar­über. Wo die Publi­kums­ver­la­ge nur Zahn­rä­der und Zep­pe­li­ne auf eine belie­bi­ge Geschich­te kle­ben und sie dann – oft­mals fälsch­lich – als Steam­punk dekla­rie­ren, ist hier tat­säch­lich auch lupen­rei­ner und zudem noch ori­gi­nel­ler Steam­punk drin, der vie­le schnell zusam­men geschus­ter­te Pseu­do-Gen­re-Geschich­ten weit hin­ter sich lässt.

Kurz­zu­sam­men­fas­sung mei­ner Bespre­chung für Eili­ge: Kau­fen! Lesen!

Demnächst: PERRY RHODAN 2700 – DER TECHNO-MOND von Andreas Eschbach

Der neue Zyklus, der Jubi­lä­ums­band, der Gast­au­tor und Gedan­ken zu eBooks.

Die PERRY RHODAN-Redak­ti­on lud anläss­lich des anste­hen­den Erschei­nens von PR 2700, und einem damit begin­nen­den neu­en Hand­lungs­ab­schnitt, zum Pres­se­ter­min – und anders als sonst üblich dies­mal in Köln, mög­li­cher­wei­se wegen der Medi­en­prä­senz in der Rhein­me­tro­po­le.

Der Ein­ge­weih­te mag nun anneh­men, dass an einem Zyklen­start wei­ter nichts Außer­ge­wöhn­li­ches ist, denn so etwas hat­ten wir in der über 50-jäh­ri­gen Geschich­te der Heft­ro­man­se­rie bereits oft genug – aber dies­mal ist der Roman mit dem Titel DER TECHNO-MOND tat­säch­lich etwas Beson­de­res, denn er wird nicht von einem Expo­sé-Autor (oder sons­ti­gem Team­mit­glied) ver­fasst, wie sonst, son­dern vom Best­sel­ler­au­tor Andre­as Esch­bach. Das ist natür­lich ein geschick­ter Schach­zug, denn auf die­sem Wege kann man mög­li­cher­wei­se Leser und gera­de Esch­bach-Fans mit­neh­men, die ansons­ten nie einen Blick auf die Aben­teu­er des ehe­ma­li­gen Risi­ko­pi­lo­ten gewor­fen hät­ten.

AETERNUM – Andrea Bottlinger

Im rea­len Leben ste­he ich den Kir­chen eher kri­tisch gegen­über (um es mal vor­sich­tig aus­zu­drü­cken), die Grün­de hier­für möch­te ich an die­ser Stel­le nicht aus­brei­ten, weil unpas­send – und weil ich über die­se schnell mal einen mas­si­ven Hals schie­be.

Frag­los ist der ver­mut­lich ältes­te Fan­ta­sy­ro­man der Welt, bekannt unter dem Namen BIBEL, wenn­gleich sti­lis­tisch ziem­lich uner­träg­lich, doch die Inspi­ra­ti­on für hau­fen­wei­se gelun­ge­ne Wer­ke aus dem Bereich Phan­tas­tik. Unge­zähl­te Bücher und Fil­me beschäf­ti­gen sich mit Engeln und noch viel mehr mit Teu­feln und Dämo­nen und deren Wir­ken auf der Erde und Ein­fluss auf die Sterb­li­chen.

Des­we­gen war ich erst ein­mal nicht son­der­lich enthu­si­as­tisch, als Knaur mir einen fet­ten Roman namens AETERNUM schick­te, und der Klap­pen­text was von Engeln und Dämo­nen ver­sprach. Immer­hin soll­te das Gan­ze in Ber­lin spie­len, statt irgend­wo in den USA und das Buch stamm­te von Andrea Bot­t­lin­ger – hier erin­ner­te ich mich dun­kel an einen gelun­ge­nen PERRY RHODAN ACTION-Roman. Das mach­te Hoff­nung.

Wie immer ist es schwie­rig, ein sol­ches Buch zu bespre­chen, ohne über­mä­ßig zu spoi­lern. Den­noch möch­te ich ver­su­chen, mit dem Inhalt zu nähern, ohne zu viel zu ver­ra­ten.

Angesehen: selbstpublizierte Bücher mit Tredition

Ich hat­te auf die­ser Sei­te in Sachen Book on Demand bereits Holtz­brincks Epu­b­li und Ama­zons Crea­teSpace aus­führ­lich getes­tet. Für die meis­ten Anwen­dun­gen dürf­te Crea­teSpace ein wirk­lich gutes Ange­bot sein, denn die erzeug­ten Bücher sind über Ama­zon erhält­lich und extrem preis­wert. Epu­b­li zeich­ne­te sich durch zu hohe Prei­se und aas­geie­ri­ge Ver­sand­kos­ten aus. Soviel dazu. Natür­lich gibt es noch wei­te­re Anbie­ter in die­sem Seg­ment, ich habe mich aller­dings mit denen nicht inten­siv aus­ein­an­der gesetzt, weil die Preis­ge­stal­tung meist völ­lig unin­ter­es­sant ist.

Kurz nach­dem Johan­nes Haupt sich auf Twit­ter dar­über beklag­te, dass es in sei­nem eBook-Forum auf lesen​.net diver­sen SEO-Spam von Tre­di­ti­on gibt, fand ich eben­falls wel­chen in mei­nen Kom­men­ta­ren. SEO-Kom­men­tar­spam ist nun lei­der täg­lich Brot, wenn man ein halb­wegs besuch­tes Blog betreibt, das einen gewis­sen Page­rank über­schrei­tet. Und nervt. Ziem­lich. Natür­lich kann man nichts nach­wei­sen, weil Weg­werf-Email­adres­sen ver­wen­det wer­den, aber die plötz­lich hohe Fre­quenz des Spams auf the­ma­tisch pas­sen­den Sei­ten deu­tet schon auf eine geziel­te Akti­on hin, auch wenn Tre­di­ti­on ver­mut­lich alles weit von sich wei­sen wird.

Jim Butcher: THE DRESDEN FILES – COLD DAYS

Ich neh­me es nicht nur an, ich weiß es, dass der Autor Jim But­cher anfangs nie damit gerech­net hat, wel­che Dimen­sio­nen die­se Rei­he anneh­men wür­de. Davon abge­se­hen sage ich immer wie­der gern mal, dass ich Buch­seri­en doof fin­de und stel­le die Fra­ge, ob heut­zu­ta­ge kei­ner mehr ein­fach nur mal ein Buch schrei­ben kann? Bei But­chers Rei­he um Har­ry Dres­den ist das anders, da kann ich die Fort­set­zun­gen kaum erwar­ten.

Doch eigent­lich ist das nicht wirk­lich ver­wun­der­lich: wenn eine Rei­he schon an alte Film Noir-Seri­als ange­lehnt ist, sie in ein Urban Fan­ta­sy-Set­ting hebt und die auch noch mit groß­ar­ti­gen Cha­rak­te­ren, coo­len Sprü­chen und hau­fen­wei­se Pop­kul­tur-Refe­ren­zen anrei­chert, dann freut man sich wie bei den Seri­als auf neu­en Stoff. Wenn der Autor dann auch noch in der Lage ist, eine ech­te Cha­rak­ter­ent­wick­lung nicht nur beim Haupt­prot­ago­nis­ten zu beschrei­ben, son­dern auch die Welt um ihn her­um sich ver­än­dert, und die Neben­dar­stel­ler nicht nur Staf­fa­ge sind, dann ist das in sei­ner Mischung aus Cool­ness, Kom­ple­xi­tät und Genia­li­tät ein­zig­ar­tig. Ja, ich bin Fan. Ich sag´s lie­ber vor­ne­weg.

David Mack: STAR TREK DESTINY 01 – GÖTTER DER NACHT

GÖTTER DER NACHT vom Autor David Mack ist der Eröff­nungs­band einer Tri­lo­gie von Roma­nen unter dem Titel STAR TREK DESTINY, die ein paar Jah­re nach der TV-Serie VOYAGER han­deln, oder auch unge­fähr ein Jahr nach Shin­zons Macht­er­grei­fung auf Romu­lus, und sich um eine Borg-Inva­si­on in den Föde­ra­ti­ons­raum dre­hen. Dabei haben die Cyborgs ihre Stra­te­gie geän­dert: wo sie frü­her assi­mi­lier­ten, sind sie nun offen­bar auf Ver­nich­tung aus. Auf­grund der tech­no­lo­gi­schen Über­macht kämpft die Föde­ra­ti­on einen aus­sichts­lo­sen Kampf mit einem über­mäch­ti­gen Geg­ner.

Mack bedient sich ver­schie­de­ner bekann­ter Cha­rak­te­re aus den Fern­seh­se­ri­en, addiert aber Aspek­te aus den danach spie­len­den STAR TREK-Roma­nen hin­zu, bei­spiels­wei­se neben der U.S.S. Enter­pri­se die TITAN unter Wil­liam T. Riker.

Die Idee der groß ange­leg­ten Borg-Inva­si­on und dem Zusam­men­spiel alter und neu­er Cha­rak­te­re hat sei­ne Rei­ze. Lei­der merkt man all­zu deut­lich, dass das Gan­ze auf drei Roma­ne ange­legt ist, denn stel­len­wei­se ist der ers­te Roman etwas zäh.

C. J. Henderson – BROOKLYN KNIGHT

Bekann­ter­ma­ßen ste­he ich auf Urban Fan­ta­sy – wenn sie gut gemacht ist. Das weiß auch Ama­zon und so schlug der Onlin­ever­sen­der mir bereits vor eini­ger Zeit den Roman BROOKLY KNIGHT von C. J. Hen­der­son vor. Der Klap­pen­text ver­sprach einen Pro­fes­sor, Kura­tor des Brook­lyn Muse­um und Spe­zia­lis­ten für ver­lo­re­ne Zivi­li­sa­tio­nen sowie uralte Kul­tu­ren, der gleich­zei­tig im gehei­men Kennt­nis­se der Magie besitzt und in der Lage ist, die­se anzu­wen­den.

Das las sich viel­ver­spre­chend, aller­dings schreck­te mich der Preis von 15 Dol­lar für ein leicht über­gro­ßes Taschen­buch lan­ge ab. Bis dann irgend­wann Ama­zon dar­auf hin­wies, dass ich den Roman auch gebraucht bei einem eng­li­schen Anbie­ter bekom­men könn­te – für wirk­lich klei­nes Geld und in Top­zu­stand. Da schlug ich dann doch zu.

MIDNIGHT MOVIE ist ein Buch

Tobe Hoo­per hat ein Buch geschrie­ben. Dar­in räumt er end­lich mal mit den vie­len Varia­tio­nen sei­nes Namens auf. Man spre­che sei­nen Namen Tobii­ieee aus, und nicht Tob oder Töb, schreit der Autor als Roman­fi­gur einen ande­ren Cha­rak­ter an. Aber zurück auf Anfang, bevor es kom­pli­ziert wird. Tobe Hoo­per hat ein Buch geschrie­ben. Bis­her hat Tobe Hoo­per im rich­ti­gen Leben Fil­me wie LIFEFORCE oder POLTERGEIST gemacht. Oder sein ver­lo­ren geglaub­tes Debut DESTINY EXPRESS. Ach nein, die Exis­tenz von DESTINY EXPRESS ist ja auch Fik­ti­on.
Hoo­per ver­fasst also sei­nen ers­ten Roman. Es ist ein Hor­ror-Roman, und in die­sem setzt sich der rea­le Hoo­per als rea­len Hoo­per in eine fik­ti­ve Sze­ne. Ein über­am­bi­tio­nier­ter Film­fan gelangt an eine Kopie des ver­schol­len geglaub­ten Film­de­buts DESTINY EXPRESS von Tobe Hoo­per und lädt den Kult-Regis­seur für eine Son­der­vor­füh­rung zu einem Film­fest in Austin/​Texas. Die Vor­füh­rung des Fil­mes kul­mi­niert in einer Zom­bie-Epi­de­mie. Im Ver­lauf des Buches ent­puppt sich die Zom­bie-Epi­de­mie nicht als das her­kömm­li­che End­zeit­sze­na­rio. Am Ende (was bereits ganz am Anfang zur Spra­che kommt und kein Spoi­ler ist) wird die kur­zei­ti­ge Zom­bie-Epi­de­mie ledig­lich als Epi­so­de in die Geschich­te ein­ge­hen.

ÆTHERMAGIE – Susanne Gerdom

Ich bin immer etwas skep­tisch, wenn man mir einen Roman unter dem Eti­kett »Jugend­buch« andie­nen möch­te. All­zu oft sind das Kin­der­bü­cher im Teen­ager-Gewand, oder spe­zi­ell auf weib­li­che Her­an­wach­sen­de gezielt – und da ich weder das eine noch das ande­re bin, also defi­ni­tiv nicht zur Ziel­grup­pe gehö­re, fin­det sol­ches in mei­nen Augen kein Gefal­len.

Dabei habe ich gar nichts gegen Kin­der­bü­cher im All­ge­mei­nen, dar­un­ter fin­det man gera­de im Phan­tas­tik-Bereich oft wirk­lich Lesens­wer­tes, ich will gar nicht erst mit dem bri­ti­schen Zau­ber­lehr­ling anfan­gen, man könn­te auch noch LARKLIGHT als Bei­spiel nen­nen.

Natür­lich muss ich aber einen Blick auf ein Jugend­buch wer­fen, das unter Steam­punk ein­sor­tiert wird und den viel­ver­spre­chen­den Titel ÆTHERMAGIE trägt. Ange­sichts der Prak­tik gewis­ser gro­ßer Ver­la­ge, belie­bi­ge Inhal­te mit Zahn­rä­dern zu ver­se­hen (so auch hier gesche­hen), und sie dann fälsch­li­cher­wei­se als Steam­punk zu dekla­rie­ren (hier nicht gesche­hen), hat­te ich immer noch Beden­ken.

Ich hät­te nicht wei­ter dane­ben lie­gen kön­nen – Susan­ne Ger­doms ÆTHERMAGIE ist ein wah­res Klein­od. Die­se Bespre­chung ent­hält mini­ma­le Spoi­ler, erläu­tert aber nichts von der Hand­lung, was den Lese­spaß beein­träch­ti­gen könn­te.

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