GORILLADELPHIA – RAGE AGAINST THE NÄHMASCHINE von Timo Mrazek

Kurz vor­weg: Wer ernst­haf­te Lite­ra­tur mag, ist hier falsch. Den Gang run­ter, die drit­te Tür links und den Auf­zug bis in den drit­ten Stock.

Noch jemand hier? Pri­ma. Ich habe gar nichts gegen ernst­haf­te Lite­ra­tur, nur GORILLADELPHIA passt nicht dazu. Nicht mal ansatz­wei­se. Dafür ist es ein Buch, das Spaß macht, wenn man humor­vol­le Lite­ra­tur und Don Mar­tin mag. Vor allem Letz­te­res, denn es ist ein recht laut­ma­le­ri­sches Buch. Immer noch dabei? Ausgezeichnet.
GORILLADELPHIA ein­zu­ord­nen ist nicht ganz ein­fach. Nicht wirk­lich Fan­ta­sy, nicht wirk­lich ein Kri­mi oder Agen­ten­thril­ler, es ist eher eine gute Mischung in einem Set­ting, das zwi­schen allem steht. Schwer­ter, Schuß­waf­fen, Kampf-Tee­beu­tel, Mons­ter und Zom­bies, Näh­ma­schi­nen­fa­bri­ken, Tele­fon … es hat ein­fach alles. Schö­ne Frau­en, fins­te­re Schur­ken, strah­len­de Hel­den … OK, belas­sen wir es bei Schur­ken und Hel­den. Ist ja auch schon ganz schön. Dazu ein paar net­te Anspie­lun­gen, schmach­ten­de Jüng­lin­ge, Ver­rat, Ver­schwö­rung und Won­zkrab­ben. Die Sty­ro­por­flos­sen nicht zu ver­ges­sen, die sind wichtig.

Aber natür­lich soll­te ich viel­leicht nicht zu viel verraten.

Wen­den wir uns bei unse­rem Streif­zug zuerst dem Rücken­text zu:

Auf einer unwirt­li­chen Insel nahe den Untie­fen von Zer­a­an­Kooch wird die ent­setz­lich zuge­rich­te­te Lei­che eines Gas­uh­ren­ab­le­sers gefun­den. Maloo Rulez, Ober­haupt des gehei­men Pap­pin­ger-Ordens, setzt ihren bes­ten Pap­pin­ger auf den Fall an.

Die­ser wird jedoch auf dem Weg zur Arbeit vom Bus über­fah­ren, und so über­nimmt der uner­fah­re­ne Pap­pin­ger-Lehr­ling Ray Moron den Job. Schon bald ent­wi­ckelt sich der Fall zu einer atem­be­rau­bend gefähr­li­chen Mis­si­on, die eini­ge Num­mern zu groß ist für Ray. Er kommt einer Ver­schwö­rung auf die Schli­che, die die völ­li­ge und abso­lu­te Ver­nich­tung der mensch­li­chen Ras­se zum Ziel hat.

Zwei Pro­ble­me stel­len sich Ray in den Weg: 1) Defi­nitv nie­mand wird ihm glau­ben. 2) Er hat nur noch weni­ge Stun­den Zeit. Ray wird bewusst, dass das Über­le­ben der Mensch­heit und das Schick­sal von Goril­la­Del­phia in sei­nen Hän­den liegt. Was ihn schließ­lich zu Pro­blem Num­mer 3 führt: Da hat er über­haupt kei­ne Lust drauf.

Klingt selt­sam, aber kei­ne Ban­ge, es wird noch viel selt­sa­mer. GORILLADELPHIA nimmt einen mit auf eine Ach­ter­bahn­fahrt durch eine Welt, die ganz anders ist als unse­re. Da exis­tiert Tech­nik neben Beschwö­run­gen, Mons­ter neben Fisch­händ­lern und Gas­uh­ren­ab­le­sern. Und mit­ten zwi­schen all dem sind die Pap­pin­ger, eine Orga­ni­sa­ti­on, deren Mit­glie­der »das Böse« bekämp­fen. Auf der ande­ren Sei­te sind furcht­ba­re Mons­ter, Ver­bre­cher (was das Glei­che sein kann) und Verschwörungen.

Ray Moron also soll sich um den toten Gas­uh­ren­ab­le­ser küm­mern, was ihn zu eini­gen dunk­len, gefähr­li­chen Orten führt, die Schlag­kraft von Tee­beu­teln demons­triert und dar­legt, dass man kei­nen Fisch­händ­lern trau­en soll­te. Unter­legt mit Don Mar­tines­ken Geräusch­ex­plo­sio­nen und einem gerüt­telt Maß an durch­aus selt­sam zu nen­nen­den Humor. Der Pap­pin­ger-Lehr­ling bringt also erst eine See­rei­se hin­ter sich, trifft dann auf sei­nen Kon­takt­mann, einen schwu­len Fri­seur, mit dem er dann Orte wie den Schlech­te-Lau­ne-Wald auf­sucht, einen Rum­mel­platz, wo ein Schun­kl­mons­ter (»Mooiiikh«) besiegt wird und zum Schluß eine Näh­ma­schi­nen­fa­brik. Dazwi­schen gibt es schwach­sin­ni­ge Anru­fe, den Kro­ket­ten­schlam­per, eine schö­ne Frau und einen Brummifahrer.

Anzu­sie­deln ist GORILLADELPHIA irgend­wo zwi­schen Roma­nen wie PER ANHALTER DURCH DIE GALAXIS und schmerz­lich ver­miss­ten Adven­ture­spie­len wie MONKEY ISLAND oder MANIAC MANSION, gewürzt mit einer Pri­se MAD-MAGAZIN. Man ist ver­sucht, es »Schwach­sinn« zu nen­nen, aber der Begriff ist lei­der nega­tiv belegt. Der ein­zi­ge nega­ti­ve Punkt an dem Buch ist aber in mei­nen Augen, dass es viel zu schnell zu Ende ist. Also »guter Schwach­sinn«. Eines der Bücher, die einen Gefahr lau­fen las­sen, zum Gast in der Geschlos­se­nen zu wer­den, weil man kichernd dasitzt. Oder laut lachend. Ganz plötz­lich, ohne Vor­war­nung. Schon die bei­gefüg­te Kar­te ist ein High­light, mit Namen wie »Dom­mer­land (abge­brannt)«, »Coo­Coo-Cachoo«, »Ore­ga­noo­Sor­bee«, »Bee­Ze­en« oder »Syn­del-Fin­gen«. Und das waren noch lan­ge nicht alle.

Ich den­ke, man merk­te es durch­aus, ich war hin und weg. Total begeis­tert, hab es in einem Zug durch­ge­le­sen. Wer zu etwas schrä­ge­rem Humor ten­diert, kann hier ruhig zugrei­fen, es lohnt sich.

GORILLADELPHIA – RAGE AGAINST THE NÄHMASCHINE von Timo Mrazek
Roman, Paper­back Edition
Matt mit Spot­lack und Prägung
Taschen­buch­for­mat 12 x 19 cm

350 Sei­ten
2 abge­druck­te Karten
2 abge­druck­te Zeitungsmeldungen
1 abge­druck­te Skizze

ISBN: 978–3‑9814357–0‑2
9,99 Euro
Ver­lag der-tm.de

GORILLADELPHIA – RAGE AGAINST THE NÄH­MA­SCHI­NE-Cover Copy­right Timo Mra­zek, der-tm.de

Der Inhalt ist nicht verfügbar.
Bitte erlaube Cookies und externe Javascripte, indem du sie im Popup am unteren Bildrand oder durch Klick auf dieses Banner akzeptierst. Damit gelten die Datenschutzerklärungen der externen Abieter.

Der Inhalt ist nicht verfügbar.
Bitte erlaube Cookies und externe Javascripte, indem du sie im Popup am unteren Bildrand oder durch Klick auf dieses Banner akzeptierst. Damit gelten die Datenschutzerklärungen der externen Abieter.

AutorIn: Bernd Meyer

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.