Gerade habe ich schon über Echtzeit-Rendering von Filmszenen geschrieben, aber Epic Games zeigen noch eine erstaunliche Techdemo mit ihrer Unreal Engine, nämlich eine Echtzeit-Darstellung einer fast schon erschreckend realistischen Frau. Grundsätzlich wundert einen der Realismus allerdings schon weniger, wenn man weiß, dass das eine echte Person ist, die gescannt wurde. Höchst erstaunlich ist das Ganze dann aber wieder dadurch, dass die Figur in der Spieleengine in Echtzeit durch gleichzeitiges Motion Capturing der realen Person animiert wurde.
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Ich hatte in diesem Jahr gar nicht darüber berichtet, dass schon wieder mal anlässlich der Leipziger Buchmesse die Cosplayer-Sau durchs virtuelle Dorf getrieben wurde. Mal wieder hatte irgendein Honk postuliert, dass die Cosplayer auf der seriösen Messe nichts zu suchen hätten. Und überhaupt! Ich hatte diesmal deswegen nicht berichtet, weil ich das Ganze inzwischen für einen müden PR-Stunt halte, um ins Gespräch zu kommen.
Doch jetzt bleibt mir doch mal wieder die Spucke weg. Auf der einen Seite schwadronieren die Messeveranstalter darüber, dass sie selbstverständlich wegen der Meinungsfreiheit (!!!einself!1!) auch rechte Verlage auf der Leipziger Messe zulassen müssen. Darüber kann man jetzt trefflich diskutieren, letztlich kann man davon ausgehen, dass man auf die Einnahme der horrenden Standgebühren auch von den Rechten einfach nicht verzichten möchte. Meinungsfreiheit ist aber natürlich ein viel positiver wirkender Grund, als »wir wollen Kohle generieren«. Wie gesagt: Darüber kann man diskutieren, es gibt eine Menge Für und Wider, und Meinungsfreiheit ist tatsächlich ein hohes Gut.
Während man mit den Rechten also offenbar kein Problem hat, hält es der Messeveranstalter und halten es dessen Erfüllungsgehilfen allerdings offenbar für notwendig und völlig normal, Cosplayer auf unfassbar dumme und unverschämte Art zu drangsalieren. Klar: die Wahrscheinlichkeit dass die sich wehren ist natürlich erheblich geringer als bei rechten Protagonisten, da weiß man nicht zuletzt seit der Buchmesse Frankfurt, dass die auch gern mal die Fäuste sprechen lassen. Vielleicht hat der eingesetzte Sicherheitsdienst davor Angst und schikaniert stattdessen lieber völlig harmlose Cosplayer?
Worüber ich hier rede? Über einen Erfahrungsbericht von Elise O. (Name auf Wunsch der Person geändert, Anm. d. Red.) auf Teilzeithelden.de, der mich fassungslos gemacht hat, und den man sich dringend mal durchlesen sollte. (Edit 25.01.2021: Auf Wunsch der genannten Person wurde der Artikel auf Teilzeithelden entfernt, deswegen musste ich auch hier den Link entfernen, man findet Informationen worum es ging bei hallespektrum.de).
Wenn schon Toleranz, dann bitte auch gegenüber den Fans. Angesichts solcher Übergriffe, Willkür und sexistischer Sprüche wären Maßnahmen der Messeleitung gegen den Sicherheitsdienst dringend angeraten. Aber ich wage mal einen Blick in die Kristallkugel: Es wird nichts geschehen und im nächsten Jahr dann dasselbe.
Epic Games demonstrieren zusammen mit ILMxLAB (LucasFilms Abteilung für immersives Entertainment) und Nvidia auf der Game Developer’s Conference in San Francisco Echtzeit-Raytracing in der Unreal Engine 4.
Das ist mit großer Wahrscheinlichkeit nichts anderes als der Beginn eines Paradigmenwechsel bei der Erstellung cinematischer Szenen in Spielen, dürfte aber auch Auswirkungen auf das Machen von Filmen allgemein haben, da damit CGIs erheblich schneller und einfacher erstellt werden können, als mit den üblichen zeitaufwendigen Render-Verfahren.
Die Demo zeigt Charaktere aus den neuen STAR WARS-Filmen, nämlich Trooper und Captain Phasma, die Chrom-Rüstung letzterer dürfte auch ein Grund dafür gewesen sein, gerade sie als Protagonistin in diesem Film zu nutzen, um die Möglichkeiten der Lösung zu zeigen. Darunter (Achtung: Nerdausdrücke für Leute die sich mit 3D-Rendering beschäftigen):
- Textured area lights
- Ray-traced area light shadows
- Ray-traced reflections
- Ray-traced ambient occlusion
- Cinematic depth of field (DOF)
- NVIDIA GameWorks ray tracing denoising
Nochmal um es zu verdeutlichen: Das passiert alles in Echtzeit und den Berichten zufolge kann man ein iPad mit der App ARKit als virtuelle Kamera für Fokus und Nahaufnahmen nutzen. Die Engine nutzt dafür Nvidias RTX Technologie für ihre Volta Grafikkarten angesprochen via Microsofts DirectX Raytracing API (DXR).
Die erste Volta-Grafikkarte war die Titan V für 3000 Dollar, aber ab Mitte 2018 wird es auch günstigere Modelle für Gamer geben.
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Nach AVATAR, TERMINATOR: SALVATION und CLASH OF THE TITANS war es etwas ruhiger um die Karriere von Schauspieler Sam Worthington geworden, es gab ein paar Rollen in durchaus interessanten aber kleineren Projekten wie THE DEBT oder PAPER PLANES.
Jetzt spielt er die Hauptrolle in THE TITAN, einem SF-Streifen der Produzenten von Insidious, Sense8 und Wind River. Die Prämisse:
Die Menschheit hat die Erde zugrunde gerichtet und die Ressourcen gehen zuende. Es heißt jetzt: anpassen oder untergehen. Während die Uhr herunter zählt, wird der Air Force-Pilot, Rick Janssen (Worthington), für ein militarisches Experiment ausgewählt, mit dem Ziel, ein menschliches Wesen zu erschaffen, das in der Lage ist, die harschen Bedingungen des Saturnmonds Titan zu überleben.
Und wie zu erwarten geht hier eine Menge schief und aus der letzten Hoffnung der Menschheit könnte ihr Untergang werden, also für einen Hollywood-Film gewohnt vorhersehbar.
US-Start ist bereits am 30. März 2018, einen Termin für Deutschland gibt es nicht. Wenn wir Glück haben bekommen wir den über einen Streamingdienst zu sehen, wenn nicht, vielleicht viel später als Silberscheibe.
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Essex County, Sweet Tooth, Der Unterwasserschweißer, Descender, Moon Knight, Old Man Logan – eine Liste der Werke des kanadischen Comic-Autors Jeff Lemire liest sich wie eine Art Best-Of der letzten zehn Jahre Comicgeschichte. Lemires Stories leben von den Facetten des Zwischenmenschlichen, die sie abbilden, und ziehen ihre Energie aus einem meist eher düsteren emotionalen Spektrum.
Insofern scheint eine Golden-Age-Superhelden-Story wie BLACK HAMMER so gar nicht zu Lemires Stil zu passen. Aber das Leben der vergessenen Helden von Spiral City, die nach einem fatalen Gefecht auf einer gottverlassenen Farm festsitzen, bietet mehr als genug Anknüpfungspunkte für Beobachtungen sehr spezieller Dynamiken zwischen Superhelden. Oder anders ausgedrückt: Wenn ein All-American-Hero im Rentenalter, ein Kriegsherr vom Mars mit Identitätskrise, eine 50-jährige im Körper einer Grundschülerin mit Superkräften, eine fluchbeladene Sumpfhexe und ein dimensionsreisender Space-Captain samt mütterlichem Roboter-Sidekick gezwungen sind, eine bizarre Kernfamilie zu bilden, tun sich nicht nur metaphorische Abgründe auf.
Dean Ormston (Sandman, Lucifer) setzt Black Hammer genial in Szene, und zusammen mit dem neunfach Eisner-prämierten Koloristen Dave Stewart hat er ein Artwork geschaffen, das die Optik der Golden Age einfängt, aber zugleich moderner, visueller Dramatik ihren Platz einräumt.
Black Hammer gewann 2017 den Eisner Award als beste neue Serie. Band 2 erscheint im Juni bei Splitter, das erste Spin-off Sherlock Frankenstein & die Legion des Teufels im September. Weitere Bände sind in Planung. Die deutsche Übersetzung von Black Hammer erscheint mit Unterstützung des Kanadischen Kulturrats (Canada Council for the Arts).
Copyright Cover und Quelle der Pressemitteilung: Splitter Verlag
In der aktuellen Staffel von DCS LEGENDS OF TOMORROW beim Superhelden-Sender The CW war der Charakter John Constantine bereits mehrfach zu Gast, denn das Team hat es mit Böswatzen aus der Hölle zu tun (a.k.a. Dämonen), und da braucht es natürlich einen Fachmann.
Der Clou daran ist natürlich, dass die Figur von Matt Ryan dargestellt wird, der sie auch in der eigenen Serie namens CONSTANTINE spielte. Die lief 2014 und 2015 eine Staffel lang auf NBC und wurde dann nach nur 13 Episoden aufgrund angeblich schwacher Sehbeteiligung eingestellt. Vermutlich war die Show zu clever für die Zuschauer, denn eigentlich war sie prima. Und sie schaffte es auch, sich eine treue Fangemeinde aufzubauen, die unter anderem eine Petition für eine Fortsetzung startete und auch Netflix aufforderte, sich der Show anzunehmen.
Die Fans freuten sich dann, als Ryan als Constantine einen Gastauftritt in der vierten Season von ARROW hatte, und auch danach tauchte er immer wieder mal in CWs Arrowverse auf, zuletzt eben mehrfach in LEGENDS.
Und die Fans können sich weiter freuen, denn wie der Hollywood Reporter und Deadline berichten waren die Auftritte der Figur dort so erfolgreich, dass man sich angeblich entschlossen hat, aus Constantine ein dauerhaftes Mitglied der Waverider-Crew zu machen.
Man sollte das noch ein wenig mit Vorsicht betrachten, denn The CW hat bisher weder das, noch eine vierte Staffel der Serie bestätigt. Aber die genannten Quellen liegen üblicherweise richtig.
Bild: Matt Ryan als John Constantine Copyright Warner Bros. Television
Bekanntermaßen will Steven Spielberg himself einen weiteren INDIANA JONES-Film machen und es ist ein offenes Geheimnis, dass offenbar Harrison Ford die Fackel an einen jüngeren Nachfolger in der Rolle übergeben soll. Spielbergs Lieblingskandidat für Dr. Henry Jones jr. ist Chris Pratt, ob der den Job aber auch tatsächlich übernehmen wird ist derzeit noch offen (ich fände das sehr passend).
Spielberg befindet sich derzeit auf einer England-Tour um seinen in Kürze startenden Film READY PLAYER ONE nach dem Roman von Ernie Cline zu promoten. Dabei sagte er gegenüber Empire in einem Interview, dass die Dreharbeiten zu INDIANA JONES 5 im Frühjahr 2019 beginnen sollen. Das wird dann auch Zeit, denn zumindest einen groben Starttermin gibt es bereits, die neuen Abenteuer des peitscheschwingenden Archäologen sollen Mitte Juli 2020 in die Kinos kommen.
Bevor jetzt gleich wieder das Reboot-Geheule losgeht: Erstmal den Text lesen!
Drehbuchautor Zak Penn (READY PLAYER ONE) plant mindesten einen weiteren MATRIX-Film zu machen, vielleicht auch mehr, das meldet ScreenRant. Wie wir uns sicher erinnern, war THE MATRIX 1999 ein Überraschungserfolg der Wachowski-Schwestern (damals noch Brüder) und es gab zwei Fortsetzungen, die bei weitem nicht mehr die Brillianz des ersten erreichten, aber dennoch sehr erfolgreich waren. Auch eine Reihe animierter Kurzfilme wurde produziert, die trägt den Titel ANIMATRIX.
Als Drehbuchautor kann Penn auf eine illustre Reihe an Filmen blicken, darunter LAST ACTION HERO, X‑MEN: LAST STAND oder AVENGERS. Regie führte er beispielsweise bei der Dokumentation: ATARI: GAME OVER.
Penn gibt zu Protokoll, dass er kein Reboot der MATRIX-Reihe machen will, denn er sei nicht verrückt. Tatsächlich könnte es eher um die Abenteuer anderer Figuren abseits von Neo, Morpheus und Trinity in der Matrix gehen, also dieselbe Umgebung, aber neue Stories.
OUTER WILDS ist ein Science Fiction-Erforschungsspiel von Mobius Digital, das vom Publisher Annapurna Interactive heraus gebracht werden wird. Man erforscht darin ein Sonnensystem, das im Gegensatz zu anderen Vertretern des Genres nicht prozedural erzeugt wird, sondern von den Entwicklern vorgegeben wird.
Der Clou bei OUTER WILDS ist allerdings folgender: Zum Forschen hat man genau 20 Minuten Zeit, dann wird man durch eine temporale Anomalie auf Anfang zurück gesetzt. Dabei verändert sich die Umgebung, beispielsweise kann das war beim ersten Besuch noch eine Stadt war vom Sand verschlungen worden sein.
Man muss sich für die Erforschung der Umwelt zudem mit den Gegebenheiten vertraut machen, also beispielsweise wie man das Raumschiff steuert, was man in Sachen Gravitation beachten muss und so weiter. Dabei gibt es haufenweise Geschichten und Geheimnisse zu entdecken. Und natürlich gibt es auch einen Überplot, den es zu lösen gilt.
OUTER WILDS soll in 2018 für den PC und möglicherweise weitere Plattformen erscheinen.
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Wie immer gab es zur Eröffnung der Buchmesse Leipzig salbungsvolle Worte vom Börsenvereins-Vorsteher Heinrich Riethmüller. Und wie eigentlich immer bekomme ich Griffspuren im Gesicht, wenn ich Teile daraus lese, angesichts der Realitätsferne, beziehungsweise der Evolutionsresistenz, die aus den Worten spricht.
Den Text seiner Rede beim Börsenblatt habe ich oben verlinkt. Ich möchte mal drei Punkte heraus greifen, um darauf einzugehen.
Aussage eins: Zwischen 2013 und 2017 sind der Branche im Publikumsmarkt sechseinhalb Millionen Buchkäufer verloren gegangen, das ist ein Rückgang um 18 Prozent.
Aussage zwei: Dennoch waren die Umsätze in den letzten zehn Jahren stabil (was immer genau »stabil« auch heißen mag ..?).
Aussage drei: Die sozialen Medien sind schuld!!einself!1!
Halten wir mal fest: Der Buchmarkt verliert laut Aussage des Börsenvereins-Chefs fast ein Fünftel seiner Kunden und dennoch bleiben die Umsätze stabil? Und angesichts dessen hört man seit Jahren ein ständiges Heulen und Zähneklappern aus der Branche, wie schlecht doch alles ginge und wie böse die Welt sei? Da bleibt mir die Spucke weg. Andere Branchen hätten so einen Käuferrückgang nicht »mal eben so« verkraftet. Und man muss sich fragen, warum trotz eines derart drastischen Wegbrechens der Kunden die Umsätze stabil bleiben, denn das ist wohl die Kernfrage? Weil Bücher massiv verteuert wurden? Oder weil der Rest viel mehr kauft als vorher? Letzteres halte ich für eher unwahrscheinlich.
Zur Frage »ja wo laufen sie denn hin?« sagt Riethmüller:
Gemeinsam mit Verlagen, Buchhandlungen und Marktforschern untersuchen wir derzeit die Motive der Buchabwanderer. Warum greifen die Menschen heute weniger zum Buch, was machen sie stattdessen?
Ja. Was – zum Teufel – machen die wohl stattdessen?
Ich habe bereits 2010 und 2014 thematisiert, dass sich diese Branche darüber im Klaren sein muss, dass sie in direkter Konkurrenz mit anderen Medien steht, wenn es um die Aufmerksamkeit und Zeit der Kunden geht. Das Internet nimmt immer mehr Raum im Leben der Menschen ein, noch mehr, seit soziale Medien Verbreitung gefunden haben. Zumal »das Internet« ohnehin für eine erhebliche Bandbreite an unterschiedlichen Medienformen steht, für einen Pool aus Angeboten zur Informations- und Interessensbefriedigung, sowie Unterhaltung. Es ist längst nicht mehr so, dass es allein um Webseiten im WWW geht, sondern um viel mehr. Das ist ein Teil dieser ominösen »Digitalisierung«.
Apps bieten ebenso wie Computer- und Videospiele für Centbeträge Unterhaltung für zahllose Stunden, wohingegen man für ein Buch vergleichsweise ein Vermögen ausgeben muss. Die erste Nintendo-Generation hat die 50 überschritten und spielt bis heute wie selbstverständlich weiterhin Computerspiele, ebenfalls eine direkte Konkurrenz – diese Branche hat es zudem geschafft, über Casual Games wie Farmville oder Bubble Witch auch noch ganz neue Personenkreise anzusprechen, die bisher nicht gerade Videospiel-affin waren. Und die Älteren, die damit so gar nichts anfangen können, sind nicht unsterblich …
Und seitdem ich das damals schrieb, kam auch noch das Videostreaming hinzu, das den Konsumenten unabhängig vom Sendeplan linearer Fernsehanbieter oder vom Besitz physischer Videokonserven macht, es stehen Unmengen von Filmen und Fernsehserien jederzeit zur Verfügung – und all das ebenfalls zu vergleichsweise günstigen Preisen, verglichen mit Büchern. Und während man sich früher, wenn es »nichts im Fernsehen gab«, ein Buch gegriffen hat, klickt man sich heute durch Netflix oder Amazon Video, da findet man immer was. Findet man auch da nichts, ist eine Runde Bejeweled auf dem Smartphone oder Tablet nur einen Handgriff entfernt.
Und bei all diesen zu konsumierenden Medien haben wir noch nicht einmal betrachtet, dass es immer mehr Menschen gibt, die in ihrer Freizeit selbst Dinge gestalten oder Werke erschaffen, die ihre Hobbies durch eigene Seiten im Web verbreiten. Ebenfalls haben wir nicht betrachtet, dass die Armut in Deutschland dramatisch ansteigt – wenn das Geld komplett für Nahrungsmittel und Wohnung drauf geht, bleibt nun mal nichts mehr für Bücher übrig, aber eine App für 99 Cent geht vielleicht.
Statt sich darüber klar zu werden, dass es längst einen intensiven Krieg vieler verschiedener Anbieter um die Aufmerksamkeit der Menschen gibt, ist das einzige Sinnen und Trachten dieser Branche, Bücher noch teurer zu machen, um noch mehr Umsätze zu generieren (wir erinnern uns an weiter oben, ich frage nochmals: Wie sonst sollte man erklären, dass die Umsätze angesichts des dramatischen Käuferrückgangs »stabil« bleiben?). Statt ihr Medium attraktiver zu machen, auf welchem Weg auch immer? Dass es diesen Krieg um die Aufmerksamkeit gibt, hätte man in den vergangenen Jahren mitbekommen könnten, denn der ist alles andere als okkult, und wer sich mit Medien befasst, dem sollte er eigentlich längst bewusst sein. Stattdessen möchte Riethmüller jetzt erst einmal »mit Marktforschern untersuchen« wohin die Kunden gewandert sind. Bis es aus der Richtung Ergebnisse gibt, die außer ihm eh jeder bereits kennt, beschuldigt er mal schnell die Sozialen Medien?
Das ist mit »Realitätsferne« noch sehr freundlich umschrieben, und die Marktforschung gab es bereits, denn vor einem ganz ähnlichen Problem stehen auch die Fernsehsender.
Die Sozialen Medien? Riethmüller hat natürlich, auch ohne auf die Ergebnisse aus der »Marktforschung« zu warten, bereits einen Feind im Visier, den man für all die Unbill mit unwilligen Buchkäufern verantwortlich machen kann:
Erste Ergebnisse von Befragungen zeigen zweierlei. Zum einen bestätigen die Befragten, was wir alle wohl vermuten. Fast unisono berichten sie von einer großen Zeitknappheit und Überforderung im Alltag, nicht zuletzt durch Social Media.
Hier völlig unreflektiert die Social Media-Sau durchs Dorf zu treiben, wie es derzeit zu etlichen Problemen bei Ahnungslosen beliebt zu sein scheint, ist der einfache Weg. Und er ist in dieser Konsequenz falsch. Ja, selbstverständlich erfordern auch Soziale Medien Aufmerksamkeit, die woanders fehlt, aber das ist nur ein Punkt in einer langen Liste, die ich weiter oben angedeutet habe (durch Job und die Notwendigkeit der ständigen Erreichbarkeit gestresste Menschen suchen zudem möglicherweise auch leichtere, schnellere Ablenkung als ausgerechnet ein Buch …). Die Schlussfolgerung, dass die Menschen hauptsächlich durch Social Media derart massiv überfordert werden, dass sie deswegen keine Bücher mehr lesen – entschuldigung – kaufen, kann eigentlich nur Personen einfallen, die sich mit modernen Medien- und Unterhaltungsformen nicht wirklich auseinandersetzen, sondern stattdessen nur schnell einen Buhmann suchen. Und den in den Sozialen Medien finden, die man in der Branche ohnehin nicht versteht und für eine simple, unidirektionale Werbefläche hält, was zahllose Auftritte von Verlagen auf Facebook und Co. immer wieder vor Augen führen. Da wird nur Werbung rausgepumpt, echte Kommunikation mit den Followern über Allgemeinplätze und Worthülsen hinaus findet nicht statt. Das macht jeder Selfpublisher besser.
Und es ist leider meiner Ansicht nach exemplarisch für eine rückwärtsgewandte, technik-unaffine, analoge, – eben evolutionsresistente – Branche, die ihre Kunden mit einer untauglichen Verkaufs-Plattform nach der anderen vergrault oder in Amazons Arme treibt, und mit feuchten Träumen über Preiserhöhungen für Bücher den Ast auf dem sie sitzt schon weit durchgesägt hat.
Die Buchbranche hat den Aufmerksamkeitskrieg bereits verloren, bevor sie überhaupt bemerkt hat, dass es einen gibt.
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