EU hält unerwünschte Piraterie-Studie unter Verschluss
Der im EU-Parlament sitzenden Piratin Julia Reda (die dort von den meisten leider unbemerkt immer wieder großartige Arbeit leistet) haben wir es zu verdanken, dass eine von der EU-Kommission in Auftrag gegebene und unter Verschluss gehaltene Studie endlich ans Tageslicht kommt.
Grund für die Geheimhaltung, die jetzt durch eine Anfrage im Rahmen des Informationsfreiheitsgesetzes beendet wurde: Die Ergebnisse der Studie passten der EU-Kommission offenbar nicht ins Konzept und widersprechen der von Verwertern immer wieder mantraartig wiederholten Aussage, dass Piraterie die Umsätze schmälert oder sogar wegbrechen lässt. Zitat:
In general, the results do not show robust statistical evidence of displacement of sales by online copyright infringements.
Pikant ist daran, dass die EU-Kommission plante und immer noch plant, aufgrund angeblicher Einbußen der Verwerter – und auf deren Betreiben hin – die Urheberrechte deutlich zu ungunsten der Bürger und Nutzer zu verschärfen oder sogar Zensurinfrastrukturen einzuführen. Da kann man nachvollziehen, dass einem eine solche Studie nicht in den Kram passt. Man könnte auch sagen, dass ihnen die Realität nicht passt. Oder dass sie lieber weiter die von Lobbyisten diktierten Gesetze verabschieden wollen.
Denn den Versuch, die Studie geheim zu halten, halte ich für kackendreiste Lobbypolitik. Da soll sich nochmal ein EU-Politiker der etablierten Parteien wundern, dass man ihnen nicht über den Weg traut …
Das sollte allerdings insbesondere auch all denjenigen Autoren, die immer lautstark über ihre ach so großen vermeintlichen Einbußen durch Piraterie jammern, zu denken geben, weil sie schwer daneben liegen (wie ich es schon immer sagte). Ja – es gibt Piraterie. Nein, ihr würdet nicht ein Buch mehr verkaufen, gäbe es sie nicht. Nein, ihr wärt ohne Raubkopien nicht reich, egal wie oft ihr euch das auch einreden mögt.
[Edit]: Im Licht dieser Erkenntnisse wird natürlich auch das Geschäftsmodell der Dienstleister, die Piraterie-Gegenmaßnahmen gegen zum Teil horrende Kosten anbieten, ziemlich fragwürdig.
Mehr Details dazu auf netzpolitik.org, wo ich das Thema gefunden habe.
Wer die Studie lesen möchte, kann das hier tun, sie liegt als PDF-Datei vor (ca. 3,4 MB).
Grafik »Piraterie« von mir, CC-BY