Die Zeit: »Raubkopien machen CLOUD ATLAS kaputt«

In der Zeit schwa­dro­niert eine Redak­teu­rin in einem läng­li­chen Arti­kel mit dem Titel »Film­pi­ra­ten: Auf­nah­me läuft!« dar­über, dass der Film CLOUD ATLAS durch Raub­ko­pien kaputt gemacht wur­de und nutzt dabei eine welt­fer­ne und/oder frag­wür­di­ge Argu­men­ta­ti­on, die einem die Schu­he aus­zieht. Sie lässt zahl­lo­se Fak­ten kom­plett außer Acht und führt den Flop auf Pira­te­rie zurück … und das obwohl die ers­ten Rips erst auf­tauch­ten, nach­dem der Film auf allen rele­van­ten Märk­ten bereits gestar­tet war. Und obwohl ande­re Fil­me trotz vor­han­de­ner Rips im Netz hohe drei­stel­li­ge Mil­lio­nen­um­sät­ze einfahren …

Ich muss gar kei­nen aus­führ­li­chen Kom­men­tar dazu schrei­ben, denn das hat Thors­ten Dewi auf wortvogel.de bereits getan:

So, wie ich das sehe, bas­telt Pro­du­zent Ste­fan Arndt an sei­ner eige­nen Legen­de, um das Ver­sa­gen von CLOUD ATLAS zu recht­fer­ti­gen – und eine Jour­na­lis­tin hat sich für den inti­men Ein­blick in die Sze­ne genau die­se Nar­ra­ti­ve füt­tern las­sen, ohne sie je zu hin­ter­fra­gen. Hand­werk­lich sau­ber geschrie­ben, exzel­lent recher­chiert, aber abso­lut unse­ri­ös und frag­wür­dig in den Schlussfolgerungen.

Es wird nicht ein­mal die Fra­ge gestellt, ob der Film ein­fach sein Publi­kum ver­fehlt hat, ob das Mark­t­ing falsch war, ob nicht alle Betei­lig­ten zu besof­fen von ihrer eige­nen Bril­lanz waren. Nein, es waren die Raub­ko­pien. Die sind schuld.

Den kom­plet­ten Arti­kel fin­det der geneig­te Leser auf wortvogel.de und man soll­te ihn gele­sen haben, um zu ver­ste­hen, mit wel­chen in mei­nen Augen halt­lo­sen Behaup­tun­gen die Zeit argumentiert.

Wer sich wun­dert, war­um hier ein Link zum Zeit-Arti­kel fehlt: Leistungsschutzrecht.

Update: auch Jens Scholz beschäf­tigt sich mit dem The­ma.

Update (08.03.2013): Die Zeit muss­te den Arti­kel auf­grund einer gericht­li­chen Anord­nung löschen. Eine zitier­te Wis­sen­schaft­le­rin hat sich erfolg­reich gegen fal­sche Unter­stel­lun­gen gewehrt. Wei­te­re Details fin­den sich bei Ste­fan Nig­ge­mey­er:

Es ist eine kal­ku­lierte Ruf­schä­di­gung, die die »Zeit« hier vor­nimmt. Sie unter­stellt, dass Goog­le Ein­fluss hat auf die For­schung des Hum­boldt-Insti­tu­tes — obwohl die Kon­struk­tion der Finan­zie­rung des­sen Unab­hän­gig­keit sicher­stel­len soll. Sie unter­stellt, dass die renom­mierte Wis­sen­schaft­le­rin Hof­mann sich von Goog­le hat kau­fen las­sen und bestell­te wis­sen­schaft­li­che Ergeb­nisse liefert.

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