»Künstliche Intelligenz« und vietnamesische Tierärzte

»Künst­li­che Intel­li­genz« ali­as »KI« ist gera­de eins der Auf­re­ger­the­men schlecht­hin und es äußern sich ger­ne Per­so­nen dazu, die nicht den gerings­ten Schim­mer über das The­ma haben, gera­de aus dem Bereich Poli­tik lese ich immer wie­der Stil­blü­ten zwi­schen Hohn­la­chen und Fremd­schä­men.

Die­ses Bei­spiel doku­men­tiert gera­de­zu per­fekt die Pro­ble­me mit Deep Lear­ning-basier­ten Tech­ni­ken, ins­be­son­de­re wenn man sie unüber­wacht und ohne redak­tio­nel­le Prü­fung ein­setzt.

Es han­delt sich um die deut­sche Über­set­zung des eng­li­schen Ori­gi­nal­tex­tes zur Fern­seh­se­rie THE A‑TEAM beim Ama­zons IMDb.

Die Über­set­zung ist wort­wört­lich kor­rekt, inhalt­lich aber erstaun­lich falsch. Auch vom Wort­sinn her liegt der DL-Algo­rith­mus dane­ben, denn nicht die Unschul­di­gen wer­den vom Mili­tär ver­folgt, son­dern das A‑Team.

Das doku­men­tiert aber eben auch die Pro­ble­me mit »KI«-generierten Tex­ten: Sie kön­nen voll­stän­dig glaub­wür­dig aus­se­hen, sind aber inhalt­li­cher Bull­shit. Das lässt sich eins zu eins auf ande­re Berei­che von KI als Über­set­zung oder Text­ge­ne­rie­rung über­tra­gen. Redak­teu­re, die mei­nen, das könn­te ihnen die Arbeit pri­ma erleich­tern, könn­ten irgend­wann ein übles Erwa­chen erle­ben, wenn ihnen ein DL-erzeug­ter Bull­shit-Arti­kel durch­ge­rutscht sein wird und die Repu­ta­ti­on ihres Medi­ums zer­stört.

Ich hal­te »KI« in vie­len Berei­chen für ein über­aus hilf­rei­ches und nütz­li­ches Tool (ich möch­te »con­tent awa­re fill in Pho­to­shop eben­so wenig mis­sen, wie mei­ne DL-basier­ten Ups­ca­ler oder Denoi­ser), aber aus dem Traum der Gold­grä­ber­stim­mung, und dem »spart euch viel Geld für Tex­ter« die der­zeit von vie­len bekoks­ten Marketing-»Spezialisten« ver­brei­tet wird, kann schnell ein Alp­traum wer­den.

Ange­sichts der rasan­ten Geschwin­dig­keit mit denen sich Deep Lear­ning-basier­te Appli­ka­tio­nen gera­de wei­ter ent­wi­ckeln, könn­te mei­ne Aus­sa­ge in drei Mona­ten aber bereits hin­fäl­lig sein. Die Tech­nik ent­wi­ckelt sich der­ma­ßen rasant, dass unse­re übli­cher­wei­se in Tech-Fra­gen völ­lig ver­schnarch­ten Poli­ti­ker sich schwer tun wer­den, das zu regu­lie­ren und im Sin­ne der Bevöl­ke­rung ein­zu­he­gen.

Übri­gens: der Über­set­zer DeepL, eben­falls Deep Lea­ring-basiert, wie der Name bereits andeu­tet, über­setzt den Satz per­fekt. Aus

Four Viet­nam vets, framed for a crime they did­n’t com­mit, help the inno­cent while on the run from the mili­ta­ry.

wird

Vier Viet­nam-Vete­ra­nen, die eines Ver­bre­chens beschul­digt wer­den, das sie nicht began­gen haben, hel­fen Unschul­di­gen, wäh­rend sie auf der Flucht vor dem Mili­tär sind.

Offen­bar sind Ama­zons Über­set­zungs­al­go­rith­men ver­bes­se­rungs­wür­dig.

Dank an Thors­ten Krü­ger fürs fin­den des urlus­ti­gen Pat­zers bei IMDb.

Trailer: BABYLON 5 – THE ROAD HOME

animated Babylon 5 space station

BABYLON 5 – THE ROAD HOME ist der Titel des neu­lich von J. Micha­el Strac­zyn­ski ange­teaser­ten Ani­ma­ti­ons­films rund um sei­ne Kult­se­rie BABYLON 5 aus der Mit­te der 1990er Jah­re. Die noch leben­den Schau­spie­ler sind zurück­ge­kehrt, um ihre Rol­len noch ein­mal zu über­neh­men. Das Gan­ze zielt nach Aus­sa­gen von JMS auch nicht auf Kin­der, son­dern auf ein erwach­se­nes Publi­kum.

Und hier ist dann auch der heu­te von War­ner bereit gestell­te ers­te Trai­ler, nach­dem Strac­zyn­ski in den letz­ten Tagen bereits mit Bil­dern geteasert hat­te.

Auf IMDb fin­det sich bereits eine Kurz­zu­sam­men­fas­sung:

John Sher­i­dan finds hims­elf trans­por­ted through mul­ti­ple time­lines and alter­na­te rea­li­ties in a quest to find his way back home.

oder:

Tra­vel across the gala­xy with John Sher­i­dan as he unex­pec­ted­ly finds hims­elf trans­por­ted through mul­ti­ple time­lines and alter­na­te rea­li­ties in a quest to find his way back home. Along the way he reu­ni­tes with some fami­li­ar faces, while dis­co­ve­ring cos­mic new reve­la­ti­ons about the histo­ry, pur­po­se, and mea­ning of the Uni­ver­se.

Regie führ­te Matt Peters (BATTLE OF THE SUPER SONS, INJUSTICE) nach einem Dreh­buch von J. Micha­el Strac­zyn­ski. Es spre­chen u.a.: Bruce Box­leit­nerClau­dia Chris­ti­anPaul Guy­etAntho­ny Han­senMara JunotPeter Juras­ikPhil LaMarrBill MumyPatri­cia Tall­man und Tra­cy Sco­g­gins.

THE ROAD HOME wird ab dem 15. August 2023 als Video On demand, 4K UHD und Blue-Ray erhält­lich sein.

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Pro­mo­gra­fik Copy­right War­ner Bros.

Trailer: Netflixens NIMONA

Mei­ne Güte, die­ser Trai­ler macht ein­deu­tig Bock auf den Film. Wie groß­ar­tig ist das denn?

Net­flix hat NIMONA pro­du­ziert, einen Ani­ma­ti­ons­film, der vom Stil her ein­deu­tig an Pix­ar und Dis­ney erin­nert. Und das ist auch kein Wun­der: Ursprüng­lich war das eine Pro­duk­ti­on von Blue Sky Stu­di­os für Dis­ney, die schlos­sen das Stu­dio aller­dings im Früh­jahr 2021. Zu die­sem Zeit­punkt war der Film bereits zu 75% fer­tig gestellt. 2022 griff Net­flix dann zu und beleb­te das Pro­jekt zusam­men mit Anna­pur­na und DEG wie­der. Was für ein Glück und wie doof sind die bei Dis­ney?

Offi­zi­el­le Zusam­men­fas­sung:

When Bal­lis­ter Bold­he­art (Riz Ahmed), a knight in a futu­ristic medieval world, is framed for a crime he did­n’t com­mit, the only one who can help him pro­ve his inno­cence is Nimo­na (Chloë Grace Moretz), a mischie­vous teen with a tas­te for may­hem – who also hap­pens to be a shapes­hif­ting crea­tu­re. Bal­lis­ter has been trai­ned to des­troy. But with the enti­re king­dom out to get him, Nimona’s the best (or tech­ni­cal­ly the only) side­kick Bal­lis­ter can hope for. And as the lines bet­ween heroes, vil­lains, and mons­ters start to blur, the two of them set out to wreak serious havoc – for Bal­lis­ter to clear his name once and for all, and for Nimo­na to … just wreak serious havoc.

Es spre­chen u.a.: Riz AhmedChloë Grace MoretzEuge­ne Lee YangFran­ces Con­royLor­raine Tous­saintBeck Ben­nett und RuP­aul. Regie führ­ten Nick Bru­no (THE PEANUTS MOVIE) und Troy Qua­ne (SPIES IN DISGUISE) nach einem Dreh­buch von Robert L. Baird und Lloyd Tay­lor.

NIMONA kann man ab dem 30, Juni 2023 bei Net­flix sehen. Ich freu mich!

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THE FLASH rennt ins Verderben

THE FLASH – Deutsch­land­start 14.06.2023

Das DC Expan­ded Uni­ver­se (DCEU) hat es bekann­ter­ma­ßen nicht leicht. Wo Mar­vel einen Hit nach dem ande­ren ablie­fer­te und sogar die mäßi­ge­ren Fil­me noch erfolg­reich waren, leis­te­te man sich bei DC und War­ner einen Pat­zer nach den ande­ren. Und auf High­lights wie WONDER WOMAN und AQUAMAN, die vie­les rich­tig mach­ten, folg­te sogleich wie­der ein unsäg­li­cher Strei­fen wie WONDER WOMAN 1984, der das zuvor geleis­te­te wie­der zunich­te mach­te. Auch der Director’s Cut von JUSTICE LEAGE war nur so-so. Das ging so weit, dass man Zack Sny­der mit sei­nem grim­dark-Zeugs irgend­wann absäg­te und der Job des Head-Hon­cho kürz­lich von James Gunn über­nom­men wur­de, der bei der Kon­kur­renz mit der GUARDIANS OF THE GALA­XY-Tri­lo­gie und bei DC mit dem leid­lich erfolg­rei­chen und halb­wegs wit­zi­gen THE SUICIDE SQUAD bewie­sen hat­te, das er ein Händ­chen dafür hat, The­men abge­fah­ren, schräg und intel­li­gent neu zu erfin­den.

THE FLASH war als eine Art Uni­ver­sums-Reset geplant, der erfolg­rei­che Tei­le des  DCEU wie Dia­na Prin­ce und Adam Cur­ry bei­be­hal­ten soll­te, aber eben auch den Weg frei­ma­chen für eine ande­re Aus­rich­tung.

Trailer: FOUNDATION Staffel 2

Die ers­te Staf­fel der Sci­ence Fic­tion-Serie FOUNDATION von David S. Goy­er und Josh Fried­man nach Moti­ven von Isaac Asi­mov war ein ech­ter Über­ra­schungs­er­folg. Sie zeich­ne­te eine Art Sit­ten­ge­mäl­de einer Zukunfts­ge­sell­schaft auf dem Weg in den Unter­gang, vor­her­ge­sagt durch die Wis­sen­schaft der Psy­cho­his­to­rie.

Erfreu­li­cher­wei­se wird es eine zwei­te Staf­fel geben und die kommt uner­war­tet schon sehr bald, näm­lich bereits am 14. Juli 2023 bei Apple TV+.

Aus die­sem Grund hat Apple ges­tern einen Trai­ler ver­öf­fent­licht – und bei allen Impe­ra­to­ren, der kann was. Sieht so aus, als sei in Staf­fel zwei mehr los als in der ers­ten, aber das kann natür­lich auch ein­fach der Schnitt des Vor­gu­ckers sein.

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M.U.L.E. ONLINE

Jün­ge­re Gamer°Innen müs­sen jetzt ganz stark sein, denn es geht um ein Com­pu­ter­spie­le ‑Urge­stein. ;)

M.U.L.E. ist ein bereits im Jahr 1984 erschie­ne­nes Mul­ti­play­er-Spiel von Dan Bun­ten (spä­ter Dani­elle Bun­ten Ber­ry), unter dem Label Ozark Soft­scape. Es erschien zuerst für Ata­ri 400 und Ata­ri 800 und nutz­te die vier Joy­stick­ports die­ser Gerä­te für Mul­ti­play­er-Games mit vier Spie­lern. M.U.L.E. war eines der ers­ten fünf von der neu gegrün­de­ten Fir­ma Elec­tro­nic Arts ver­trie­be­nen Com­pu­ter­spie­le.

Es han­delt sich um ein run­den­ba­sier­tes Spiel mit Echt­zeit­ele­men­ten, in dem die Spieler°Innen mit der Hil­fe eines vier­bei­ni­gen Robo­ters namens M.U.L.E. (Mul­ti­ple Use Labor Ele­ments) auf einem Pla­ne­ten Roh­stof­fe för­dern und in einer Art Bör­se ver­kau­fen, um sich wei­te­res Equip­ment und wei­te­re Plots kau­fen zu kön­nen. Dabei kommt es zu Events wie weg­ren­nen­de M.U.L.E.s, Pira­ten­über­fäl­le, Meteo­ri­ten­ein­schlä­ge und Son­nen­fle­cken­ak­ti­vi­tät.

Das mag heu­te mini­ma­lis­tisch und kru­de aus­se­hen, damals war es bahn­bre­chend und M.U.L.E. ist ein ech­ter Klas­si­ker. Es wur­de spä­ter auf ver­schie­de­ne Platt­for­men por­tiert, dar­un­ter C64, NES, IBM PC und noch eini­ge wei­te­re.

Mit einem offi­zi­el­len O.K. von Ozark Soft­scape gibt es jetzt eine Ver­si­on, die nicht nur auf moder­nen Com­pu­tern läuft (Win­dows 10+, Mac OS 10.12+ und Linux glibc 2.27+), son­dern auch noch online­fä­hig ist, so dass Mul­ti­play­er­mat­ches übers Netz mög­lich wer­den. Wer jetzt inter­es­siert ist soll­te sich dar­über im Kla­ren sein, dass dabei die ori­gi­na­le Gra­fik werk­ge­treu erhal­ten blieb, es han­delt sich also defi­ni­tiv um Retro­gam­ing auf moder­nen Rech­nern.

M.U.L.E ONLINE bekommt man für gera­de mal fünf Dol­lar bei itch​.io. Man kann sich auch auf einem Dis­cord-Ser­ver dar­über aus­tau­schen.

Wer damals einen Com­pu­ter hat­te, der erkennt die Melo­die auf Anhieb.

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THE WITCHER Season 3 official Trailer

Die drit­te Staf­fel der Aben­teu­er um den weiß­haa­ri­gen Hexer steht ins Haus. Hen­ry Cavill wird ein letz­tes Mal für THE WITCHER die wei­ße Perü­cke auf­set­zen und sich Ban­da­gen um sei­ne ver­letz­te Hose wickeln … ;)

Es gibt natür­lich ein Wie­der­se­hen mit Freya Allan als Ciri und Anya Cha­lo­tra als Yene­fer und auch Joey Batey wird die Klamp­fe wie­der auf­neh­men.

Die drit­te Staf­fel star­tet am 29. Juni 2023 beim Strea­ming­dienst Net­flix, danach wird dem Ver­neh­men nach Liam Hems­worth die Rol­le über­neh­men.

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KOHLRABENSCHWARZ – eine böse-Nacht-Geschichte

KOHLRABENSCHWARZ, seit dem 08.06.2023 bei Para­mount+

Ent­hält ein oder zwei win­zi­ge Spoi­ler. Ich habe euch gewarnt.

Nach mei­ner … hust … eupho­ri­schen Bespre­chung der ers­ten Epi­so­de habe ich mir natür­lich auch den Rest von KOHLRABENSCHWARZ ange­se­hen, einer für den Strea­ming­dienst Para­mount+ pro­du­zier­ten Mys­tery-Serie aus deut­schen Lan­den. Show­run­ner ist Tom­my Krapp­weis.

Und mit dem Begriff »Show­run­ner« kom­men wir auch bereits dazu, dass das offen­sicht­lich anders pro­du­ziert wur­de als ande­re Pro­jek­te im deutsch­spra­chi­gen Raum. Üblich ist hier­zu­lan­de, dass bei so einem Pro­jekt jeder und sein Hund rein­re­den kann, wie aus zahl­lo­sen Blog­bei­trä­gen Betei­lig­ter ver­gan­ge­ner Jah­re zu ent­neh­men ist. Ganz beson­ders schlimm ist das dem Ver­neh­men nach bei Pro­duk­tio­nen des öffent­lich-recht­li­chen Rund­funks, bei denen auch noch Redak­teu­re ande­rer ÖR-Sen­der dazwi­schen­grät­schen und inter­ve­nie­ren kön­nen. Wenn man die­se Pos­sen deut­scher Pro­duk­tio­nen kennt, dann wun­dert man sich eher nicht, dass man  im Land der (lan­ge ver­gan­ge­nen) Dich­ter und Den­ker außer strun­zen­lang­wei­li­gen Tat­or­ten, seich­ten Schmon­zet­ten und dümm­li­chen Komö­di­en nichts auf die Rei­he bekommt.

Das ist doch gar kein Steampunk!

Es ist ver­blüf­fend, dass man nach all den Jah­ren, die es das Gen­re Steam­punk jetzt in Deutsch­land bereits gibt, tat­säch­lich noch­mal was zum The­ma Eli­tis­mus und Deu­tungs­ho­heit schrei­ben muss.

Seit Jah­ren ver­tre­te ich zum einen die Mei­nung, dass Steam­punk das ist, was Spaß macht. Und dazu gehö­ren eben auch Nerf-far­be­ne Steam­punks und zahl­lo­se wei­te­re Aus­prä­gun­gen des Gen­res, wie Steam­punk Darth Vaders, Steam­punk-Pira­ten oder Steam­punk-End­zeit. Denn auch wenn sich das Gen­re an einer gewis­sen Ästhe­tik ori­en­tiert, dann gibt es eben kei­ne fes­ten Regeln. Steam­punk kann auch 10000 Jah­re in der Zukunft spie­len und man kann, soll und darf die Ästhe­tik auch abwan­deln oder erwei­tern, das Gen­re ist alles ande­re als sta­tisch. Es ergibt über­haupt kei­nen Sinn, zu ver­su­chen, das zu regu­lie­ren und der Ver­such eine Deu­tungs­ho­heit an sich zu rei­ßen und bestim­men zu wol­len, was Steam­punk ist – allein das wider­spricht schon der Steam­punk-Idee. Any­thing goes.

Zum ande­ren haben mir die ver­gan­ge­nen 40 Jah­re in den ver­schie­de­nen Fan­doms eins ganz klar gezeigt:  Es ist befruch­tend und erzeugt Syn­er­gien, wenn sich die Gen­res ordent­lich durch­mi­schen. Ver­an­stal­tun­gen, bei denen man zahl­lo­se Fan­doms und Fan-Aus­prä­gun­gen fin­det, sind in aller Regel viel gei­ler, als Ein­zel­the­ma-Events. Klingt komisch, ist aber so. Zum einen tau­schen sich die Aus­stel­len­den und Prot­ago­nis­ten unter­ein­an­der aus, übli­cher­wei­se haben alle Respekt vor den Hob­bies der ande­ren (es gibt die übli­chen Aus­nah­men von der Regel, aber die haben kein Hob­by, son­dern eher eine Reli­gi­on, die kann man nicht ernst neh­men) und den Besu­chern die­ser Ver­an­stal­tun­gen wird ein­fach so sehr viel mehr gebo­ten, als wenn es nur um ein The­ma geht.

Des­we­gen ist es an Lächer­lich­keit kaum zu über­bie­ten, wenn jetzt wie­der mal gewis­se Kräf­te in der deut­schen Steam­punk-Sze­ne ver­su­chen fest­zu­le­gen, was Steam­punk eigent­lich ist – oder viel­mehr, was Steam­punk angeb­lich nicht ist. Oder wenn ver­sucht wird, ande­re Gen­res kate­go­risch aus­zu­schlie­ßen. Ich beob­ach­te das zum einen mit viel Belus­ti­gung, denn allein auf­grund der Hete­ro­ge­ni­tät der Sze­ne ist das zum Schei­tern ver­ur­teilt. Zum ande­ren fra­ge ich mich, wel­che Befrie­di­gung sol­che Per­so­nen dar­aus zie­hen mögen? Macht durch Deu­tungs­ho­heit? Net­ter Ver­such. Wird nicht klap­pen. Und wer das ver­sucht, der macht sich kurz­fris­tig und auf Dau­er schlicht­weg zum Voll­horst, denn es gibt nun mal kein Regel­werk »So und nicht anders ist Steam­punk«. Wer »das ist kein Steam­punk« sagt, ist kein Steam­punk.

Falls euch jemand erläu­tern möch­te, was Steam­punk nicht ist, dann rate ich: Freund­lich lächeln, euch euren Teil den­ken und wei­ter­zie­hen. Sol­che Per­so­nen haben nicht ver­stan­den, was Steam­punk aus­macht, und vor allem nicht, wo der Punk im Namen her­kommt. Macht, wor­an ihr Spaß habt und lasst euch nicht von selbst­er­nann­ten A‑Päpsten und Eli­tis­ten euer Hob­by vor­schrei­ben. Oder ver­mie­sen.

Kurzkritik – KOHLRABENSCHWARZ Episode 1: BÖSER BUB

Ich ent­schul­di­ge mich schon mal vor­ab, wenn ich hier gleich ein wenig fan­gir­len wer­de …

Mit Phan­tas­tik im Bewegt­bild aus deut­schen Lan­den ist das so eine Sache. Kei­ne gute Sache. Ich bekla­ge das seit vie­len, vie­len Jah­ren, mei­ne Leser wis­sen das. ich bekla­ge zudem, dass man, wenn es dann mal eine Pro­duk­ti­on gibt, merkt, dass ent­we­der Tat­ort-Dreh­buch­au­to­ren und ‑Regis­seu­re die Umset­zung über­neh­men, oder Pro­du­zen­ten von öffent­lich-recht­li­chen Sen­dern so lan­ge dar­in her­um­pfu­schen, bis das End­ergeb­nis uner­träg­lich wird. Sie­he z.B. DARK oder recht aktu­ell das gran­dio­se Schei­tern der ZDF-Umset­zung von DER SCHWARM, von der sich sogar Autor Schät­zing distan­ziert.

Umso erfreu­ter bin ich des­we­gen, wenn es dann doch mal funk­tio­niert. Und das kann es offen­bar nur fern­ab jeg­li­cher Ein­fluss­nah­me durch die übli­chen Prot­ago­nis­ten und wenn eine inter­na­tio­na­le Fir­ma wie Para­mount den Machern Frei­hei­ten lässt.

KOHLRABENSCHWARZ ist ein Hör­spiel von Tom­my Krapp­weis und Chris­ti­an von Aster, das erfolg­reich bei Audi­ble zu hören ist. Und nach des­sen Erfolg wur­de das in eine TV-Serie umge­setzt, die man in Kür­ze bei Para­mount+ sehen kann. Ich habe mir ges­tern die ers­te Fol­ge ange­se­hen und bin – Trom­mel­wir­bel – schlicht­weg begeis­tert.

Mei­ne Her­ren, das muss sich vor US-ame­ri­ka­ni­schen TV- oder Strea­ming­se­ri­en in der Mach­art nicht ver­ste­cken. Das beginnt beim Sound­track, geht wei­ter über moder­ne Kame­ra­ein­stel­lun­gen mit bril­li­an­ter, zeit­ge­mä­ßer, stim­mungs­vol­ler Licht­set­zung. Oder Fokus-Pul­ling-Effek­ten, wie sie in inter­na­tio­na­len Pro­duk­tio­nen seit Jah­ren Stan­dard sind, nur in Deutsch­land eben nicht. In KOHLRABENSCHWARZ S01E01 gibt es das alles, allein dadurch hebt sich die ers­te Epi­so­de weit von ande­ren deut­schen Pro­duk­tio­nen ab, denn sie wirkt eben nicht wie TV von vor zehn Jah­ren, son­dern von heu­te.

Ich beschwe­re mich immer wie­der dar­über, dass deut­sche Pro­duk­tio­nen von einem elen­den und nerv­tö­ten­den Over­ac­ting durch­zo­gen sind – so wie die Prot­ago­nis­ten spricht und agiert nie­mand. Das rührt mei­ner Ansicht nach daher, dass jede Men­ge Schauspieler°Innen durch Schau­spiel­schu­len, die in ers­ter Linie fürs Thea­ter aus­bil­den, ver­saut wor­den sind und dann bei Film und Fern­se­hen genau­so spie­len. Ich fin­de das uner­träg­lich.

Wie schon bei Tom­my Krapp­weis´ Phan­tas­tik-Film MARA UND DER FEUERBRINGER unter­hal­ten sich auch bei KOHLRABENSCHWARZ die aller­meis­ten Figu­ren ein­fach ganz nor­mal. Man muss das deut­lich her­vor­he­ben, da es in so einem kras­sen Kon­trast zu ande­ren hie­si­gen Pro­duk­tio­nen steht und allein dadurch ist das Ding in mei­nen Augen schon ganz weit vor­ne. Über­haupt wird hier im Gro­ßen und Gan­zen so gespielt, als sei­en das tat­säch­li­che Per­so­nen und kei­ne Abzieh­bil­der oder Holz­schnitt-Figu­ren wie sonst bei deut­schem TV & Film (es gibt Aus­nah­men, wie den Poli­zei­chef, aber selbst der hält sich in Gren­zen, so dass ich hier wirk­lich nicht auf hohem Niveau meckern möch­te). Und das ange­sichts eines Gen­res, das eigent­lich zum Over­ac­ting  gera­de­zu auf­for­dert (ich habe auch streng genom­men nichts gegen Over­ac­ting, wenn es zur Figur und zur Rol­le passt und einen Kon­trast zu den rest­li­chen han­deln­den Figu­ren her­stellt – was es eben nicht tut, wenn ein­fach alle in ihrem Spiel drü­ber sind).

Dazu Schnitt und Dreh­buch: Wo sich ande­re Pro­duk­tio­nen aus Schland in Lan­ge­wei­le ver­lie­ren, geschieht auch hier lan­ge nichts wirk­lich Dra­ma­ti­sches – und den­noch ist das so geschickt insze­niert und geschnit­ten, dass kei­ner­lei Lan­ge­wei­le auf­kommt, auch ohne SFX-Schlacht oder stän­di­ge Action­sze­nen.

Wenn man dann noch sieht, wie hier deut­sche Mär­chen und Sagen in Art einer Mys­tery-Serie in inter­na­tio­na­lem For­mat prä­sen­tiert wer­den, ohne dass es – wie sonst lei­der so oft  – pein­lich wird, dann geht mir das Herz auf.

Glaubt man wäh­rend Fol­ge eins irgend­wie noch, dass sie die­sen Fall jetzt über die gesam­te Staf­fel zie­hen wer­den, weil man das in Deutsch­land von einer sol­chen Pro­duk­ti­on ein­fach erwar­tet, erlebt man am Ende die­ser Epi­so­de gleich meh­re­re Über­ra­schun­gen die ich so wirk­lich nicht erwar­tet hat­te, ins­be­son­de­re wenn das dann plötz­lich zum Abschluss uner­war­tet noch deut­lich in den Bereich »X‑Akten« gehievt wird. Gran­di­os.

Aus­ge­spro­chen gut gefiel mir Micha­el Kess­ler als Ex-Poli­zei­psy­cho­lo­ge und Pro­fi­ler Ste­fan Schwab, der die gan­ze Zeit latent ange­nervt ist, ohne dabei selbst ner­vig zu sein, und der für mich irgend­wie wirk­te, wie ein älte­rer, leicht des­il­lu­sio­nier­ter Fox Muld­er. Und das mei­ne ich aus­ge­spro­chen posi­tiv. Abge­se­hen von Kess­ler spielt aller­dings auch die rest­li­che Mimen-Rie­ge auf wirk­lich hohem Niveau.

Nimmt man dazu noch, dass das Gan­ze von einem fei­nen, stel­len­wei­se fein­sin­ni­gen Humor durch­setzt ist, der ein kom­plet­tes Gegen­teil vom typisch deut­schen übli­chen Bra­chi­al­hu­mor in Fil­men und Seri­en dar­stellt, dann ist zumin­dest die­ser Phan­tas­tik-Fan stumm vor Glück (ich weiß gar nicht, wer für mich die bes­ten sar­kas­ti­schen Ein­zei­ler raus­ge­hau­en hat, aber die jun­ge Poli­zis­tin, deren Namen ich lei­der nicht her­aus­fin­den konn­te, ist weit vor­ne). Ich möch­te hier erneut Par­al­le­len zu den X‑Files zie­hen, die das sti­lis­tisch ähn­lich gelöst haben, ohne andeu­ten zu wol­len, dass es sich hier ein­fach nur um ein stump­fes Pla­gi­at han­delt, denn dafür ist es viel zu eigen­stän­dig.

Alter Schwe­de. Ich höre an die­ser Stel­le mal mit dem Fan­gir­len auf. Ich bin hoch­er­freut und bin jetzt wirk­lich sehr gespannt, ob man die­ses Niveau durch die rest­li­chen fünf Epi­so­den hal­ten kann (und hof­fe es sehr! Bespre­chung folgt.). Der hel­le Wahn­sinn. Mehr von sol­chen Pro­duk­tio­nen die inter­na­tio­na­les Niveau haben bit­te, – KOHLRABENSCHWARZ beweist mir mit der ers­ten Fol­ge, dass es hier­zu­lan­de eben DOCH Leu­te gibt, die sowas kön­nen und das gibt mir nach all den Jah­ren end­lich Hoff­nung. Lie­be Pro­du­zen­ten, werft Tom­my Krapp­weis und sei­nem Team Geld hin­ter­her!

Dan­ke!

Anmer­kung: Mir wur­de freund­li­cher­wei­se ein Press­estream zur Ver­fü­gung gestellt. Die deut­sche Online-Pre­miè­re als Stream ist am Don­ners­tag, den 08.06.2023, bei Para­mount+.

Pro­mo­pos­ter Copy­right Para­mount+

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