Mit dem Begriff Fan-Fiction bezeichnet man schriftstellerische (meistens, es können aber beispielsweise auch Comics sein) Werke, die sich auf Bücher anderer Autoren oder auf Filme und Fernsehserien beziehen. Zum größten Teil bewegen sich diese von Fan verfassten Werke in einer urheberrechtlichen Grauzone, denn streng genommen, liegen die Rechte an Universen und Charakteren bei den Urhebern, also Schöpfern von Büchern, Filmen, Fernsehserien oder Comics. Der Großteil der Fan-Fiction findet deswegen in nicht besonders sichtbaren Foren statt, wo die Fans sich austauschen und ihre Geschichten bewerten und darüber diskutieren. Natürlich findet sich im Bereich FanFic eine Menge unleserlicher Mist, aber es sind auch sehr gut geschriebene Geschichten darunter, die sich nicht verstecken müssten.
Amazon hat nun die Plattform »Kindle Worlds« gestartet, um auch mit Fan-Fiction Geld verdienen zu können. Amazon beschreitet hierbei einen schlauen Weg: der Onlinekonzern lizensiert bestimmte IPs und wird dadurch in die Lage versetzt, Werke darum veröffentlichen zu können. Auf der Seite für Autoren zu »Kindle Worlds« erfährt man Details:
Werke, die akzeptiert werden, werden ausschließlich von Amazon Publishing veröffentlicht
Die Tantiemen für Werke ab 10000 Wörtern beträgt 35%, zum Start wird es auch ein spezielles Programm für kürzere Werke geben, für Längen von 5000 bis 10000 Wörtern, die für unter einem Dollar verkauft werden sollen, erhält man 20% Tantiemen. DIe Einnahmen werden monatlich ausgezahlt und basieren auf dem Endkundenpreis.
Im Gegensatz zu KDP erhält Amazon an den FanFics alle Rechte, auch für den internationalen Verkauf. Das wundert aber nicht, immerhin hat Amazon auch die Rechte am »Basiswerk« eingekauft. Weiterhin muss man Amazon das exklusive Veröffentlichungsrecht einräumen. Man behält allerdings die Copyrights an originalen Inhalten, wie beispielsweise Szenen oder Charakteren.
Amazon legt den Verkaufspreis fest, der wird üblicherweise zwischen 0,99 und 3,99 US-Dollar liegen.
Die ursprünglichen Rechteinhaber stellen Richtlinien auf, an die die FanFic-Autoren sich halten müssen.
Pornographie und exzessive Gewaltdarstellungen sind tabu
Man behält sich zudem vor, Werke nicht zu veröffentlichen, die qualitativ schlecht sind:
Poor Customer Experience: We don’t accept books that provide a poor customer experience. Examples include poorly formatted books and books with misleading titles, cover art, or product descriptions. We reserve the right to determine whether content provides a poor customer experience.
Ob es vorab inhaltliche Prüfungen gibt, oder ob man die Kunden entscheiden lässt, was »schlecht« ist und es dann wieder entfernt, ist noch offen.
Im Moment hält Amazon für solche Veröffentlichungen die Rechte an VAMPIRE DIARIES, GOSSIP GIRL und PRETTY LITTLE LIARS, es ist davon auszugehen, dass dieses Portfolio zügig erweitert werden wird. Die FanFiction-Werke werden ausschließlich in eBook-Form erscheinen.
Ich gehe davon aus, dass Amazon mit diesem vermutlich durch SHADES OF GREY (das war usprünglich mal TWILIGHT-FanFic) inspirierten Stunt wieder einmal die klassischen Verlage kalt erwischen wird. Das Konzept ist aber auch zu genial: man kauft die IP und danach lehnt man sich zurück und schaut zu, wie die schreibenden Fans für klingelnde Kassen sorgen …
Manchmal gibt es Sachen, die glaube ich einfach nicht, beispielsweise, dass es einen deutschen Minecraft-Fanfic-Roman bei Amazon gibt. Als großer Fan des Spiels weise ich aber trotzdem darauf hin, ich werde da zumindest mal reinlesen. Die Rezensionen bei Amazon sind ja voll des Lobes, allerdings können die natürlich von Kumpels verfasst worden sein, gerade Spieler sind ja gut vernetzt. Klappentext:
Irgendetwas stimmt nicht mit der Welt, in der sich Marko unvermittelt wiederfindet, ohne zu wissen, wer er ist und wie er hierher kam. Erst nach einem Moment erkennt er, was ihn stört: Alles um ihn herum besteht aus Würfeln.
Verfolgt von Skeletten, Zombies und explodierenden Gurkenwesen muss Marko einen Ausweg aus der Würfelwelt finden. Denn er ahnt, dass nicht nur sein eigenes Leben bedroht ist …
Ein außergewöhnlicher Fanfiction-Roman in der Welt des Spielehits Minecraft von Bestsellerautor Karl Olsberg – nicht nur für Anhänger des Spiels!
Bestsellerautor? Soso … Amazon gibt die Länge mit 140 Seiten an, dafür wäre der Normalpreis in Höhe von 2,78 EUR wohl etas übertrieben, aber für lau kann man ja mal einen Blick werfen (Bedenken erzeugt bereits die Tatsache, dass zwischen »Minecraft« und »Roman« eigentlich ein Bindestrich gehört). Was mag Mojang wohl dazu sagen? Vermutlich nichts, denn die sind ja üblicherweise ganz entspannt, was Fanproduktionen angeht. Das Cover mit dem Enderman jedenfalls gefällt mir gut.
WÜRFELWELT
Karl Olsberg
Fanfiction-Roman
ca. 140 Seiten, eBook
kostenfrei (normalerweise EUR 2,78)
ASIN: B00A06MUPM
Selbstverlag
Amazon hat nach Zuschauerreaktionen entscheiden, dass die Untoten-Comedie ZOMBIELAND nicht zur Fernsehserie gemacht werden wird. Besonders übel hat das Produzent Rhett Reese genommen, der die Schuld bei den Hardcore-Fans der Filmvorlage sieht. Er sagte:
They hated it out of existence.
Wenn er meint. Ich hatte mir den Piloten ebenfalls angesehen und es gab zwar hin und wieder was zu Grinsen, im Großen und Ganzen war er aber leider völlig uninspiriert gemacht und kopierte in weiten Teilen einfach nur den Kinofilm – und das auch noch schlecht. Hier hätte man schon etwas mehr bieten müssen, um eine positive Reaktion hervorzurufen. Wäre der Pilot anständig durchgeführt worden, dann wäre auch der Unmut der Fans nicht vorhanden gewesen, sie hätten das Projekt vielleicht sogar unterstützt. Ich denke, dass die ablehnende Reaktion des Publikums (auch abseits der Fans) eher darauf zurück zu führen ist, dass der Pilot einfach nur ein billiger Abklatsch war und die Darsteller schlecht, dieser Realität wird der Herr Reese sich stellen müssen.
[cc]
Promofoto ZOMBIELAND Copyright Amazon Prime Video
Und noch ein Angebot für den Kindle: heute gibt es den Steampunk-Roman AETHERHERTZ von Anja Bagus kostenlos als eBook für Amazons eReader. Wer mag, kann aber auch die Taschenbuchfassung lesen. Marcus Rauchfuss von Daily Steampunk, einer der Verfasser von STEAMPUNK KURZ & GEEK, schreibt darüber:
Ich denke: Der beste Steampunkroman aus Deutschland bisher!
Kurzbeschreibung:
Seit der Jahrhundertwende steigt grüner Nebel über den Flüssen auf. Æther ist für die Industrie ein Segen, für die Menschen ein Fluch. Luftschiffe erobern den Himmel, Monster bevölkern die Auen.
Wir schreiben das Jahr 1910: Im mondänen Baden-Baden scheint die Welt noch in Ordnung. Doch während die Kurgäste aus aller Welt durch die Alleen und den Kurpark flanieren, sterben junge Frauen an einer mysteriösen Vergiftung.
Das Fräulein Annabelle Rosenherz versucht die Ursache herauszufinden und gerät dabei selbst in große Gefahr, denn sie hat schon lange ein Geheimnis. Als sie der Wahrheit zu nahe kommt, nimmt man sie gefangen. Auf den finsteren Höhen des Schwarzwalds verliert sie fast ihren Verstand und es entscheidet sich, ob Annabelle sich selbst akzeptieren kann, und ihre erste Liebe stark genug ist, den Widerständen der Gesellschaft zu trotzen.
Die Taschenbuchausgabe ist 432 Seiten stark. Anja Bagus hat mit AETHERHERTZ ihren ersten Steampunk-Roman geschrieben, dem aber noch weitere folgen sollen. Sie lebt im Ruhrgebiet mit Katzen, Hund, Mann und Kind.
Morgen gibt es bei Amazon den Episodenroman DRACHEN, GOLD UND GAUNEREHRE – MISS JEMMYS ABENTEUER IN LONDON von Susanne Haberland erneut für 24 Stunden kostenlos für Amazons eReader Kindle. Das eBook ist eine urbane Fantasie im ausgehenden 19. Jahrhundert in London, erinnert ein wenig an Romane von Dickens, ist aber durch mythologische Facetten wie Magie, Drachen und Meerjungfrauen angereichert. Der Klappentext sagt:
Ganz allein auf sich gestellt, strandet die junge Jemmy im viktorianischen London. Doch sie hat Glück und trifft auf Rackety, der sie in seine Bande holt. Gemeinsam mit ihm, Benjy, Miggs und Cockles erlebt sie die erstaunlichsten Abenteuer und nimmt es mit Drachen, Elfen, Trollen, Werwölfen, Zwergen und falschen Heiligen auf. Bis sie schließlich eines Tages an einen weit gefährlicheren Gauner gerät …
Die Textlänge beträgt 49425 Worte, das sind ungefähr 218 Normseiten. Normalerweise wird der beim Aeternica-Verlag erschienene Roman zum Preis von 4,99 Euro angeboten. Morgen, am 16.05.2013, kann man ihn für 24 Stunden kostenlos herunter laden.
Zielgruppe für den Episodenroman dürften jugendliche Mädchen sein, er macht aber durchaus auch anderen Lesern Spaß (mir zum Beispiel).
DRACHEN, GOLD UND GAUNEREHRE — MISS JEMMYS ABENTEUER IN LONDON
Susanne Haberland
Urban Fantasy
Kindle eBook
447 kB, 49425 Worte, ca. 218 Normseiten
normaler Preis: 4,99 EUR
Februar 2013
ASIN: B00BLTA57M
Aeternica Verlag
Bei DER MURMLER UND ANDERE GESTALTEN handelt es sich um 20 Kurzgeschichten von Michael Sullivan (Klaus-Michael Vent), die im Laufe der letzten 30 Jahre in diversen Fanzines (darunter FANTASIA, WORLD OF WONDER, u.s.w.) und Veröffentlichungen des Pabel-Verlags (Vampir Horror-Taschenbuch) erschienen sind und jetzt sorgsam überarbeitet in dem Buch zusammengefasst wurden.
Kann man in einer neuartigen Kirmesbude wirklich in die Zukunft sehen? Welche Experimente veranstaltet ein heruntergekommener Schäfer in seiner Wellblechhütte? Kann ein Riese die mörderischen Wetterexperimente eines Zauberers beenden, oder wird er von einer Bande von Galgenvögeln aufgehalten? Spukt der Geist eines ehemaligen Hausdieners tatsächlich durch das ihm einst anvertraute Gebäude? Hat ein kleiner Junge eine reale Chance gegen eine Bande furchtbar dicker Mörder, die ihn durch eine menschenleere Altstadt hetzen? Warum muss eine alte Frau stets die absolut genaue Uhrzeit wissen? Warum lässt ein frisch verstorbener Großvater sich die von ihm abonnierte Zeitung an seine Grabstätte liefern, ehe er sich mit 12 Räubern anlegt und danach das GANZ NEUE Testament schreibt?
Diese und andere weltbewegende Fragen werden im vorliegenden Buch beantwortet.
Wer Werke des Autors kennen lernen will, kann sich vom 10. Mai bis 12. Mai 2013 bei amazon die Kurzgeschichte NEUNHUNDERTNEUNUNDNEUNZIG SCHUSS, die Bestandteil des MURMLER ist, und den Roman INDIANERSOMMER kostenlos herunter laden.
Die gedruckte Ausgabe von DER MURMLER UND ANDERE GESTALTEN hat einem Umfang von 472 Seiten und kostet 15,95€ – die Kindle-eBook-Ausgabe gibt es für 8,90€.
Coverabbildung Copyright Emmerich Books & Media
Heute und noch bis Sonntag gibt es kostenloses Futter für Science Fiction-Freunde mit einem Kindle: auf Amazon kann man jetzt HYPERDRIVE: DER REBELL von Horus W. Odenthal erhalten. Es handelt sich dabei um den ersten Teil eines SF-Serials, das gerade auch in einer kompletten Sammelausgabe heraus gekommen ist.
Die Menschheit hat sich im All ausgebreitet und ist in eine heterogene Vielfalt unterschiedlicher Staaten und Machtblöcke zerfallen. HYPERDRIVE erzählt die Geschichte einer Reihe von Menschen, deren Schicksale sich im Angesicht des bevorstehenden Krieges miteinander verknüpfen.
Sam B. bezeichnet sich selber als »Krisenmanagerin mit robuster Kompetenz«. Als sie einen neuen Auftrag annimmt, weiß sie nicht, worauf sie sich einlässt. Der Mann, den sie aus feindlicher Gefangenschaft befreien und rekrutieren soll, ist ein berüchtigter Aufrührer mit charismatischer Persönlichkeit. Er ist eine lebende Zeitbombe, die leider genau in dem Moment zu explodieren droht, wo sie in Sam B.s Leben tritt.
Eine Mischung aus Abenteuer, Polit-Thriller und hard-boiled Space Opera.
Der kostenlose Band ist damit quasi eine XXL-Leseprobe zum Sammelband, der soeben unter dem Titel HYPERDRIVE: MANTIKOR ERHEBT SICH erschienen ist. Als Druckausgabe hätte DER REBELL eine Stärke von ungefähr 112 Seiten, die einzelnen Serials kosten normalerweise 99 Cent; den Sammelband mit allen sechs Bänden erhält man für4,99 Euro.
Langsam wird es wirklich kleinkariert und gar nicht mehr komisch. Alberne Aktionen von Teilen des deutschen Buchhandels im Zusammenhang mit dem (nicht so) neuen Erzfeind Amazon gab es bekanntermaßen in letzter Zeit zuhauf. Dazu auch weiter unten mehr. Zuerst einmal möchte ich aber auf den gar grauslichen Fall von Conni eingehen. Conni ist ein junges Mädchen und wohnt in einer Bücherreihe des Carlsen-Verlags für Heranwachsende (Link zu Amazon. Ja, das ist Absicht, volle Absicht). Man sollte denken, dass es äußerst sinnvoll ist, wenn das in den Büchern beschriebene Leben die Realität der jungen Leute widerspiegelt und nicht irgendwelche überkommenen Allgemeinplätze aus dem letzten Jahrtausend, wie sie in den Köpfen der verstaubten Klischee-Buchhändlerin im mausgrauen Gewand vielleicht noch prominent vorhanden sind. Falls es die gibt. Denn wie alle, die durch das Real Lifetm laufen, statt in Buchhandlungen langsam vor sich hin zu modern, wissen, hat sich das Leben nicht nur der Jugend durch das Internet zum Teil drastisch geändert. Spiegelt sich das nicht in modernen Jugendromanen wieder, dann könnte die Klientel auf den Gedanken kommen, dass man einen solchen altmodischen Scheiß nicht lesen möchte. Und mit was? Mit Recht! Nun hat doch diese Conni in ihrem ersten Buch tatsächlich einen Amazon-Gutschein geschenkt bekommen. Jeder, der halbwegs klaren Geistes ist, weiß wie herum er eine Maus halten muss und dass man das Internet nicht ausdrucken kann, würde dieses Detail vermutlich schlichtweg übersehen, weil: einfach viel zu normal. Wie Google nutzen. Oder Twitter.
Nicht so jedoch Teile des deutschen Buchhandels, die ein Zeter und Mordio anhoben, wie man es vermutlich nicht mehr vernahm, seit Gutenberg den Buchdruck erfand und die Kopisten in den Klöstern aufs Bier brauen umschulen mussten, weil ihr Gekrakel keiner mehr benötigte. Was hier an Gift verspritzt wird, will man kaum glauben, zumindest wenn man halbwegs klar im Kopf ist:
»Wir können hier in der Buchhandlung nur den Kopf schütteln« meinen etwa die Sortimenterinnen Annemarie Schneider und Jutta Bummel von Eulenspiegel in Hochheim. »Wir gehen mit viel Engagement in Kindergärten und Schulen, haben in dieser Woche mehr als zehn Klassenbesuche hier im Laden, um Kinder und Jugendliche für das Lesen zu begeistern und bekommen jetzt so etwas zu lesen. Was hat sich das Carlsen-Lektorat dabei gedacht?« Sie und weitere Buchhändler wollen diesen Band nun nicht mehr verkaufen.
Und: man fasst es kaum, der Carlsen-Verlag kuscht vor dieser dreisten Anmaßung, über Inhalte von Büchern bestimmen zu wollen und wird den Passus in Neuauflagen entfernen. Wir können hier bei PhantaNews nur den Kopf schütteln.
Um mal mit Kosh zu sprechen: Und so beginnt es …
Denn: wie weit soll das noch führen? Welche unerwünschten Wörter werden impertinente Buchhändler, die offenbar endgültig weit jenseits jeglicher Realität angekommen sind, in Zukunft aus Büchern heraus zwingen wollen? (Verlage sind da übrigens nicht außen vor, gerade erst wurden Otfried Preußlers Bücher »gereinigt«. Was wird als nächstes als »untragbar« oder »veraltet« entstellt?) Mit welchem Recht führt man sich so auf? Mit welchem Recht will man Autoren und Verlagen ein eigenes verkorkstes und zutiefst egomanes Weltbild aufzwingen? Mit welchem Recht entscheiden Buchhändler, was in Büchern stehen darf und was nicht? Es ist jedem freigestellt zu kaufen, wo man möchte. Amazon ist ein weiterer Anbieter, der deutlich kundenfreundlicher und kompetener agiert, als der gesamte Buchhandel zusammen, daran ändert auch ein ARD-Bericht nichts, der auf erfundenen Emails und manipulativ zusammengeschnittenen Szenen basiert. Wie kann eine poplige Buchhandelsbranche sich erdreisten, solche Nummern abzuziehen und sich auch noch moralisch im Recht zu fühlen?
Doch der »Fall Conni« ist nur die Spitze des Eisbergs. Autoren, die Kindles über ihre Webseite verlosen wollen, werden mit dem Boykott ihrer Bücher bedroht. Man muss sich in so einem Fall ganz deutlich darüber im Klaren sein: so etwas kann existenzbedrohend werden. Wer solche Aktionen durchführt, hat keinerlei moralische Berechtigung, sich über Amazon aufzuregen, ganz im Gegenteil.
Oder ähnliche Fälle, in denen diese in meinen Augen dubiose »Buy Local«-Initiative gegen Sparkassen geifert, weil … genau: diese teuflische »Kindles« an ihre Kunden verlosen wollten. Seht es ein: die Kunden wollen das Ding haben, und wenn ihr es noch so oft zu unterbinden versucht.
In meinen Augen sind das alles geradezu als mafiös zu bezeichnende Verhalten. Was kommt als nächstes? Müssen Amazon-Kunden wie ich als aussätzige Parias zukünftig eine orangefarbene Armbinde mit einem großen »A« darauf tragen, damit man als Feind des buchhandelnden Gutmenschentums sofort erkennbar ist und des Geschäfts verwiesen werden kann, vermutlich mit Stockhieben, wenn nicht schlimmerem?
Wo kommen wir hin, wenn das mit diesen arroganten Spinnern so weiter geht? Und: wollen wir uns so etwas als Kunden gefallen lassen? Glaubt man beim Buchhandel wirklich, dass man mit solchen Scheißhausaktionen Sympathien weckt? Bei mir: im Gegenteil! Die Buchhandelsbranche ist ein großes Kartell, darüber sollte man sich im Klaren sein. Was anderswo als Preisabsprache strafbar ist, wurde dank guter Lobbyarbeit in ein Preisbindungsgesetz gegossen, welches das Kartell mit seinen Einheitspreisen legalisiert – und es soll mir bloß keiner mit der üblichen Ausrede »kulturelle Vielfalt« kommen. Und seitdem Amazon ihnen zeigt, wo es lang geht (und das trotz der auch beim Onlineversender gleichen Buchpreise), zeigt dieses Kartell, das sich niemals mit den Gesetzen von Angebot und Nachfrage oder mit Preiskämpfen auseinander setzen musste, immer öfter sein häßliches Gesicht um nichts anderes als seine Interessen durchzusetzen, zur Not auch mit Nötigung. Denn nichts anderes sind Boykottandrohungen in meinen Augen. Glaubt irgend jemand, dass das besser ist, als Amazon? Ich nicht. Im Gegenteil.
Man muss fairerweise sagen, dass unter dem oben verlinkten Börsenblatt-Artikel haufenweise Kommentare von Buchhändlern zu lesen sind – etliche davon lassen hoffen, dass nicht alle so denken. Ein Lichtblick. Aber nur ein kleiner, zumindest solange es möglich ist, dass ein paar Fanatiker so agieren können, wie sie agieren und damit in der Lage sind, anderen ihren Willen aufzuzwingen. Liebe »normale« Buchhändler: Ich möchte nicht, dass ihr aussterbt. Aber ein paar von euch setzen alles daran.
Erbärmlich.
Wer Zynismus findet, darf ihn sich ausdrucken und verbrennen.
Zitat von der Webseite des Börsenvereins. Verbrennungsbild von Diebold Schilling dem Älteren, auch schon seit dem 15. Jahrhundert tot und deswegen gemeinfrei. Amazon-Logo Copyright Amazon. Bild »Facepalm« von Alex E. Proimos, aus der Wikipedia, CC BY
Fast schon heimlich, still und leise wirft Amazon seinen Kindle Comic Creator (»KC2«) auf den Markt – natürlich kostenlos. Mit der für Windows XP und 7 sowie Max OS 10.6 (und spätere Versionen) erhältlichen Software lassen sich, wie der Name bereits vermuten lässt, Comic-eBooks gestalten, die man dann auf dem Kindle Fire oder via Apps auf Tablets betrachten kann. Das dürften dann auch die primären Zielplattformen sein, denn auf eInk-Kindles gibt es keine Farbe und die Displayauflösung ist eigentlich zu gering für eine brauchbare Darstellung, aber auch dort gibt es angeblich eine optimierte Darstellung mit Einzelpanels.
Der Comic Creator soll dem Künstler bei der Gestaltung behilflich sein und beispielsweise eine geführte Navigation ermöglichen, dabei werden Seiteninhalte angeblich automatisiert erkannt und das Programm macht Vorschläge zur Navigation. Weiterhin unterstützt KCC Doppelseitenansichten oder virtuelles Umblättern (rechts nach links, für Mangas aber auch links nach rechts). Importieren kann der Comic-Künstler verschiedene Formate, wie jpg, pdf, tiff, png und ppm. Eine Vorschaufunktion ermöglicht es, sich die gestalteten Comics so anzusehen, wie sie auf verschiedenen Geräten dargestellt werden würden.
Nach den eBooks und Printbüchern mischt Amazon nun also auch den Markt für das Selfpublishing von Comics gehörig auf …
Amazon produziert nach dem 2009er-Kinofilm ZOMBIELAND eine Fernsehserie, die diese Bezeichnung eigentlich nicht verdient, weil sie nur via Streaming beispielsweise über Lovefilm verfügbar sein wird, das ist so weit nichts Neues.
Jetzt gibt es einen ersten Trailer zur Untoten-Comedy. Der ist … nicht so recht überzeugend …
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