Buchhändler

Liebe Kleinverleger°Innen, das ist euer Problem!

Ich habe hier auf Phan­ta­News immer wie­der die deut­sche Buch­bran­che und die Buch­han­dels­sze­ne kri­ti­siert, die, wie ich es pro­vo­kant for­mu­lier­te, kei­nen Bock hat, Bücher zu ver­kau­fen. Tat­säch­lich geht es dar­um, dass man als Leser°In immer wie­der mas­si­ve Pro­ble­me hat, Klein­ver­lags­bü­cher im sta­tio­nä­ren Buch­han­del zu bekom­men. Einer mei­ner Arti­kel hat­te den Titel »Klein­ver­la­ge und der Buch­han­del – kei­nen Bock, Bücher zu ver­kau­fen?«. Auch »Sei­ten­flü­gel« hat­te berich­tet (Sei­te off­line, des­we­gen Link zu archive.org), eben­so Ste­glitz­mind unter dem Titel »Ich habe oft den Ein­druck, dass dem deut­schen Buch­han­del nichts fer­ner liegt, als Bücher zu ver­kau­fen« über die Edi­ti­on Phantasia.

Ein wei­te­res Pro­blem ist, dass die Groß­händ­ler bis­wei­len Klein­ver­lags­bü­cher heim­lich aus­lis­ten – und wenn man sie dabei erwischt und nach­fragt, kom­men nur Aus­flüch­te. In deren Buch­be­stell­sys­te­men sind die­se Bücher durch Buchhändler°Innen nicht bestell­bar. Die müss­ten dann direkt bei den Klein­ver­la­gen ordern – und das ist Buchhändler°Innen oft zu viel Auf­wand (das ist kei­ne The­se, das sind per­sön­li­che Erfah­run­gen und Berich­te von Per­so­nen hin­ter Klein­ver­la­gen mir gegenüber).

Die­se Tex­te auf Phan­ta­News sind jetzt acht Jah­re her und man soll­te anneh­men, dass die Situa­ti­on doch irgend­wann mal bes­ser wer­den müss­te, ins­be­son­de­re um sich der erdrü­cken­den Über­macht Ama­zons ent­ge­gen zu stel­len, über die immer noch lamen­tiert wird.

Doch weit gefehlt. Statt selbst noch­mal was zu dem The­ma zu schrei­ben (die jahr­zehn­te­lan­ge Evo­lu­ti­ons­re­sis­tenz der Buch­bran­che hat mich ermü­det, so dass ich das nicht mehr the­ma­ti­siert hat­te), möch­te ich auf einen Arti­kel von Andre­as Vier­hel­ler bei »Schö­ne Bücher« ver­wei­sen. Der trägt den Titel:

»Die Her­aus­for­de­run­gen der Klei­nen: War­um das Buch­han­dels­sys­tem für unab­hän­gi­ge Klein­ver­la­ge nicht funktioniert.«

Es ist erschre­ckend, aber in all den Jah­ren Ama­zon-Domi­nanz hat sich nicht, aber auch gar nichts geän­dert, die Situa­ti­on ist viel­mehr sogar noch schlim­mer gewor­den. Der Text ist nicht ganz kurz, aber er legt genau die Pro­ble­me bloß.

Unter ande­rem weist er auch auf die Buch­preis­bin­dung hin, die angeb­lich für die Erhal­tung des Kul­tur­gu­tes Buch unab­ding­bar ist und die der Bör­sen­ver­ein des deut­schen Buch­han­dels mit Zäh­ne, Klau­en und inten­si­ver Lob­by­ar­beit bei der Poli­tik ver­tei­digt. Ich habe schon immer gefragt, war­um genau die­ses Kul­tur­gut för­de­rungs­wer­ter ist, als ande­re? Vier­hel­ler stellt dazu genau die rich­ti­gen Fragen:

In der Begrün­dung des Bör­sen­ver­eins für die Wich­tig­keit des Buch­preis­bin­dungs­ge­set­zes steht:

Zudem sind Buch­hand­lun­gen gera­de für klei­ne und mit­tel­gro­ße Ver­la­ge unver­zicht­bar, um den Lese­rin­nen und Lesern Bücher unbe­kann­ter Autorin­nen und Autoren oder Titel abseits des Main­streams zu präsentieren.

Und Vier­hel­ler fragt:

Soll­te es dem­nach nicht Auf­ga­be des Buch­han­dels sein, den klei­nen Ver­la­gen aus­rei­chend Prä­sen­ta­ti­ons­flä­che zu bieten?

Genau!

Oder den Ser­mon, den man beim »Ver­zeich­nis lie­fer­ba­rer Bücher« (VLB) in Rich­tung Klein­ver­la­ge abson­dert (Aus­zug):

Was man als Ver­le­ger nicht erwar­ten darf: Dass der Buch­händ­ler den Titel von sich aus ein­kauft und ins Regal stellt. Er wird das Buch auf einen Kun­den­wunsch hin bestel­len oder ein Exem­plar in Kom­mis­si­on neh­men, wenn Sie ihm ver­mit­teln kön­nen, dass sei­ne Kun­den gro­ßes Inter­es­se am Buch haben könnten.

Wer sein Buch ver­kau­fen will, muss also in ers­ter Linie Auf­merk­sam­keit erzielen.

Wich­tig für Sie: Sei­en Sie krea­tiv! Neue Wege in der Ver­mark­tung kön­nen die eine oder ande­re neue Tür öff­nen und zur Bekannt­heit Ihres Buches beitragen.

Kom­men­tiert er mit:

Ich über­set­ze das mal so: Lie­be Kleinverleger*innen, das ist euer Problem.

Ich möch­te den Arti­kel mei­nen Leser°Innen aus­drück­lich ans Herz legen, denn er legt den Fin­ger in so vie­le offe­ne Wun­den der deut­schen Buch­han­dels­bran­che (u.a. auch Remit­ten­den oder dass den Gro­ßen der Bran­che Klein­ver­la­ge offen­sicht­lich nur im Weg rum­ste­hen), dass man ihn ins­be­son­de­re als Buchenthusiast°In unbe­dingt lesen soll­te.

Der Schluss dar­aus kann eigent­lich wie­der mal nur lau­ten: Kauft die Bücher direkt bei  den Klein­ver­la­gen. Damit ist der Buch­han­del natür­lich mal wie­der raus, aber das Pro­blem ist halt selbst­ge­macht, damit hat Ama­zon nichts zu tun, son­dern nur die ver­knö­cher­ten Struk­tu­ren der deut­schen Buch­bra­che, die­se Mischung aus Vet­tern­wirt­schaft und Grabenkriegen.

Ach ja: etli­che Kleinverlagsbetreiber°Innen haben mir über die Jah­re immer wie­der mit­ge­teilt, dass Ama­zon in der Hin­sicht ihre ein­zi­ge Ret­tung dar­stellt, da die kri­tik­frei die Bücher ver­kau­fen, die der Buch­han­del nicht anfas­sen möch­te. Aller­dings ist die Situa­ti­on hier sehr viel pre­kä­rer gewor­den, denn da man bei Bezos Bauch­la­den weiß, dass man qua­si Mono­po­list ist und auch um die Situa­ti­on der Klein­ver­la­ge weiß, wur­den die Dau­men­schrau­ben immer mehr ange­zo­gen, und die Kon­di­tio­nen wur­den für Klein­ver­la­ge immer schlech­ter. Auch des­we­gen: Schaut euch das Ange­bot der Klein­ver­la­ge an und kauft direkt bei die­sen. Neben­bei kann man dabei auch noch ech­te Klein­ode ent­de­cken, denn wo gro­ße Publi­kums­ver­la­ge nur Bücher anbie­ten, von denen sie der Ansicht sind, dass sie sich »gut dre­hen«, als oft ver­kauft wer­den, ver­le­gen Klein­ver­la­ge auch spe­zi­el­le­re Stof­fe und Autor°Innen. Für die oft als Begrün­dung für die Buch­preis­bin­dung her­an­ge­führ­te »Viel­falt« in der deut­schen Buch­sze­ne, sor­gen fast aus­schließ­lich die Kleinen.

Bei Andre­as Vier­hel­ler möch­te ich mich aus­drück­lich für den Text bedan­ken, so dass ich nicht nach all den Jah­ren schon wie­der (und immer noch) dar­über schrei­ben muss­te. Per­sön­lich rei­be ich mir die Augen und fra­ge mich, wie eine Bran­che trotz Ama­zon und digi­ta­ler Trans­for­ma­ti­on (bei der wir soge­nann­te künst­li­che Intel­li­genz noch gar nicht genannt haben) so lern­re­sis­tent sein kann …

Mög­li­cher­wei­se liegt das gan­ze Elend aber auch dar­in begrün­det, dass es den Gro­ßen der Bran­che und auch dem Lob­by­ver­band Bör­sen­ver­ein weder um Leser°Innen, noch um Autor°Innen oder gar um Kleinverleger°Innen geht, auch nicht um Bücher, son­dern aus­schließ­lich dar­um, unver­schämt viel Koh­le zu gene­rie­ren. Da ste­hen Klein­ver­la­ge ver­mut­lich eben­so im Weg, wie Autor°Innen, die anstän­dig bezahlt wer­den wollen …

Bild: Buch­hand­lung, aus der Wiki­pe­dia, gemein­frei.

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Buchhändler finden Papiermüll toll

Ich muss mir wie­der mal an den Kopf fas­sen, ob einer erneut voll­ana­lo­gen, rück­wärts­ge­wand­ten Branche.

Da macht Ran­dom House alles rich­tig, indem die Ver­lags­grup­pe ankün­digt, dass es ab 2019 für kei­ne ihrer 40 Mar­ken mehr eine gedruck­te Buch­vor­schau geben wird. Was das an Men­gen von Papier­müll ein­spart, kann man sich bei der Grö­ße des Anbie­ters grob vor­stel­len. Und letzt­end­lich ist es ja auch völ­lig sinn­voll, sol­ches Wer­be­ma­te­ri­al nach­hal­ti­ger anzu­bie­ten, also bei­spiels­wei­se auf Bild­schir­men. Es müs­sen dann kei­ne Bäu­me mehr für Pro­spek­te abge­holzt wer­den, vom Was­ser­ver­brauch, der bei der Papier­her­stel­lung ent­steht, noch gar nicht gespro­chen. Alles in allem also aus Umwelt-Sicht eine ganz gran­dio­se Sache. Und selbst­ver­ständ­lich spart das auch der Ver­lags­grup­pe Geld: für den Druck eben­so wie für den Ver­sand, aber für mich ste­hen die posi­ti­ven Aspek­te in Sachen Umwelt im Vor­der­grund. Ich per­sön­lich bin schon lan­ge dafür, dass über­flüs­si­ge Wer­be­blät­ter in jeg­li­cher Form, die in mei­nen Augen eine üble Res­sour­cen­ver­schwen­dung dar­stel­len, ver­bo­ten wer­den, und nur noch elek­tro­nisch ange­bo­ten wer­den dürf­ten. Das­sel­be sage ich übri­gens zu Tages­zei­tun­gen, es kann doch nicht ange­hen, dass dafür Papier ver­schwen­det wird, dass man die Blät­ter liest und dann sofort wegwirft.

Was dann pas­siert ist ange­sichts die­ser Bran­che nicht uner­war­tet: Die Buch­händ­ler fan­gen an zu mau­len. Im Rah­men einer (ver­mut­lich eher nicht reprä­sen­ta­ti­ven) Umfra­ge beim Buch­re­port fin­den 73% der Tot­holz­tem­pel-Besit­zer das doof. Ernsthaft.

Das darf doch alles gar nicht wahr sein. Kann die bit­te mal jemand ins 21. Jahr­hun­dert hie­ven? Danke.

Bild Kains Face­palm von Alex E. Pro­imos, aus der Wiki­pe­dia, CC BY

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Amazon Publishing und KNV: Das erwartete Mimimi! ist da

Als ich ges­tern berich­te­te, dass Ama­zon Publi­shing mit KNV koope­riert, um sei­ne gedruck­ten Bücher auch über den Buch­han­del ver­kau­fen zu kön­nen, pro­phe­zeih­te ich Wider­stand des Buch­han­dels. Aber um eine sol­che Reak­ti­on vor­her­zu­se­hen benö­tigt man in weder die Fähig­kei­ten eines Nost­rad­amus, noch eine Kristallkugel.

Im Bör­sen­blatt fan­den sich dann auch bereits ges­tern unter dem Titel »Ihr sägt an dem Ast, auf dem wir sit­zen« die Mim­i­mi-Rufe der übli­chen Prot­ago­nis­ten. Zitat:

Die Ankün­di­gung von Ama­zon Publi­shing, sei­ne deutsch­spra­chi­gen Titel als Print­bü­cher über das Bar­sor­ti­ment KNV dem sta­tio­nä­ren Buch­han­del anzu­bie­ten, stößt unter Buch­händ­lern auf brei­te und hef­ti­ge Ablehnung.

Nein! Damit konn­te ja kei­ner rechnen!

Tha­lia winkt ab (deren Metho­den, um klei­ne Buch­händ­ler als Kon­kur­ren­zen aus dem Ren­nen zu drü­cken sind seit Jah­ren aus ein­schlä­gi­gen Medi­en­be­rich­ten bekannt). Aber auch Chris­ti­an Riet­mül­ler von Osi­an­der und Hart­mut Fal­ter von der May­er­schen bekla­gen sich dar­über, dass sie »die Gefahr einer abseh­ba­ren Total­ab­hän­gig­keit des Self­pu­bli­shing-Mark­tes von Ama­zon« sehen.

Ja, dank der grot­ten­schlech­ten und all­zu oft abzo­cke­ri­schen Self­pu­bli­shing-Ange­bo­te der Bran­che ist der Online­händ­ler aus Seat­tle hier mit wei­tem Abstand Primus.

Nur geht es bei Ama­zon Publi­shing gar nicht um Self­pu­bli­shing, denn dabei han­delt es sich um einen Ver­lag, der in sei­nen Imprints Bücher zu ver­schie­de­nen Gen­res ver­legt. Wir reden bei die­sem The­ma nicht über Self­pu­bli­shing – und die Bücher der Ama­zon-Toch­ter Crea­teSpace kann man bis heu­te über­haupt nicht im Buch­la­den kau­fen. Haben die hohen Her­ren aus den Tot­holz-Tem­peln das nicht begriffen?

Auch der gesam­te rest­li­che Bör­sen­blatt-Arti­kel stellt auf Self­pu­bli­shing ab. The­ma offen­sicht­lich weit ver­fehlt. Außer­dem könn­te die Bran­che im Bereich Self­pu­bli­shing ja auch ein­fach mal ein für Self­pu­blisher brauch­ba­res, fai­res Ange­bot mit ähn­lich guten Kon­di­tio­nen wie Ama­zon schaf­fen. Dann wäre die Domi­nanz schnell vor­bei. Solan­ge man jedoch nur auf schnell gedreh­tes Geld schielt … Aber das geht, wie bereits gesagt, am The­ma kom­plett vor­bei, eben­so wie die Tat­sa­che, dass danach über eRea­der schwa­dro­niert wird, und wie toll doch angeb­lich die ver­schie­de­nen Aus­prä­gun­gen des Toli­no sind. Auch das geht mei­len­weit am Kern vor­bei, denn bei der Zusam­men­ar­beit zwi­schen Ama­zon und KNV geht es in ers­ter Linie um Print­bü­cher. Wor­über schwa­feln die da also alle? Haben die das The­ma nicht ver­stan­den? Neh­men die Dro­gen? Liegt es am Adre­na­lin auf­grund der Akti­on KNVs?

Der Punkt ist: Ama­zon Publi­shing ist ein Ver­lag, der sei­ne Bücher über den Buch­han­del ver­kau­fen möch­te. Das geschieht via KNV mit höchst­wahr­schein­lich han­dels­üb­li­chen Kon­di­tio­nen, da das Ange­bot Ama­zon Publi­shings im deut­schen Buch­markt viel zu unbe­deu­tend ist, um Mör­der-Kon­di­tio­nen raus­hau­en zu können.

Aber statt sich zu freu­en, dass sie auf die­sem Weg end­lich was vom Kuchen abbe­kom­men, geht das übli­che Heu­len und Zäh­ne­klap­pern einer fos­si­len Bran­che los, wenn der Begriff »Ama­zon« fällt.

Und wei­ter: Was soll die Wei­ge­rung, die Bücher eines Ver­lags zu ver­kau­fen, wenn Kun­den danach fra­gen? Ist das Kun­den­ser­vice? Ist es nicht, im Gegen­teil, der so gefopp­te Kun­de bestellt beim nächs­ten Mal sofort bei Ama­zon und ist mög­li­cher­wei­se für den sta­tio­nä­ren Han­del verloren.

Aber eine ande­re Fra­ge ist viel wich­ti­ger: Wie unfass­bar arro­gant und unver­schämt ist es, die Pro­duk­te eines Ver­la­ges hoch­herr­schaft­lich nicht ver­kau­fen zu wol­len? Klar, wenn es um extre­me Inhal­te gehen wür­de, wie bei­spiels­wei­se Volks­ver­het­zung oder Auf­ruf zu Gewalt, dann könn­te ich ver­ste­hen, wenn Buch­händ­ler sich wei­gern, die Pro­duk­te eines Ver­lags zu ver­trei­ben. Aber wenn es um ganz nor­ma­le Bel­le­tris­tik geht, dann muss man sich fra­gen, ob der Buch­han­del sei­ne Posi­ti­on hier nicht schlicht miss­braucht, wenn er einen Ver­kauf ablehnt? Wel­che Ver­la­ge wird es als nächs­tes treffen?

In mei­nen Augen ist das äußerst bedenk­lich. Und das erwar­te­te »Mim­i­mi!« aus Rich­tung Buch­han­del ein wei­te­rer Beweis für die Rück­stän­dig­keit einer Bran­che ange­sichts des digi­ta­len Wandels.

Alles wie erwar­tet im .

Und Ama­zon ist erneut in aller Munde …

[Update 9:40]: State­ment im Buch­re­port von Oli­ver Voers­ter, geschäfts­füh­ren­der Gesell­schaf­ter bei KNV:

Es ist nicht die Auf­ga­be eines Groß­händ­lers, Titel aus­zu­sor­tie­ren, son­dern ein mög­lichst brei­tes Sor­ti­ment anzubieten.

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LChoice – online kaufen, trotzdem den lokalen Buchhandel unterstützen? Schön wär´s …

Logo LChoice

Es ist im Prin­zip genau das Kon­zept, dass ich hier auf Phan­ta­News schon mehr­fach als wün­schens­wert beschrie­ben hat­te: Ich kau­fe mei­ne Bücher online, bekom­me sie nach Hau­se gelie­fert und der Betrag wird einem loka­len Buch­händ­ler gutgeschrieben.

Jetzt gibt es offen­bar end­lich einen Anbie­ter, der genau das tut, aller­dings nicht mit einem Web­por­tal, son­dern mit einer App für Android und iOS. Mit der LChoice-App kann man ent­we­der einen QR-Code scan­nen, oder eine ISBN-Num­mer ein­ge­ben, oder ein Buch über den Titel suchen und dann erwer­ben. Den Kauf kann man dann ent­we­der in der gewünsch­ten (und ein­ge­stell­ten) Buch­hand­lung abho­len, oder sich die Ware zuschi­cken lassen.

Laut der Info­sei­te sind die Kos­ten für den Buch­händ­ler hier­bei über­schau­bar, es wer­den 3% vom Kauf für die Auf­trags­ab­wick­lung fäl­lig, will man zusätz­lich den optio­na­len Bezahl­ser­vice in Anspruch neh­men, fal­len noch ein­mal 1% an. Bei den Alter­na­ti­ve »gar nicht ver­die­nen, weil der Kun­de irgend­wo online kauft« sind das in mei­nen Augen Top-Konditionen.

Eigent­lich gran­di­os, genau so muss das gehen. Das Gan­ze ist noch sehr neu, des­we­gen neh­men bis­her gera­de mal unge­fähr 100 Buch­händ­ler teil, das müs­sen natür­lich deut­lich mehr wer­den. War­um dann »eigent­lich«? Deswegen:

Berechtigungen

Bei der Instal­la­ti­on der App auf einem Android-Pho­ne zei­gen sich dann aller­dings Merk­wür­dig­kei­ten. Die Berech­ti­gun­gen, die sich LChoice geneh­mi­gen will, sind in mei­nen Augen nicht mal ansatz­wei­se akzep­ta­bel. War­um muss die App Vide­os auf­neh­men kön­nen? Für einen QR-Code reicht Zugriff auf die Kame­ra. Dann will sich die App das Recht ein­räu­men, per­ma­nent aus­ge­führt zu wer­den und – man fasst es kaum – Sys­tem­ein­stel­lun­gen ändern zu dür­fen. Vol­ler Netz­werk­zu­griff dürf­te klar sein, sonst könn­te man das Inter­net nicht nut­zen. War­um die App SD-Kar­ten-Inhal­te ändern will, ver­ste­he ich eben­falls nicht ganz, genau­so wenig, war­um sie Zugriff  auf Vibra­ti­on,  Blitz­licht und geschütz­ten Spei­cher haben und die WLAN-Ver­bin­dun­gen anzei­gen möchte.

Was soll das Gan­ze? Etli­che Berech­ti­gun­gen davon sind für einen rei­nen Buch­kauf über­haupt nicht nötig. Da man den Ser­vice leicht auch als Web­sei­te anbie­ten könn­te, die­se Mög­lich­keit aber nicht exis­tiert, kann man eigent­lich nur davon aus­ge­hen, dass die App im Tele­fon schnüf­feln möch­te. Ich wer­de mal eine Anfra­ge beim Anbie­ter stel­len, was die sich dabei denken.

Ich habe LChoice den­noch instal­liert, um das mal aus­zu­pro­bie­ren. Die unver­schäm­ten Berech­ti­gun­gen kann man mit ent­spre­chen­den Anwen­dun­gen wie App­Guard ein­schrän­ken, was ich getan habe. Lei­der wei­gert sich LChoice dann, zu star­ten. Tja, dumm gelau­fen, hier könn­te eine an sich pri­ma Idee an beklopp­ten App-Berech­ti­gun­gen schei­tern. Im Moment wür­de ich LChoice auf­grund die­ser Pro­ble­ma­tik nicht nut­zen. Mal abwar­ten, was der Anbie­ter sagt. Auf der Web­sei­te fin­det sich unter dem Menü­punkt »Mar­ken­leit­bild« fol­gen­der Text:

Unser Anspruch ist das Leben der Men­schen in ihrem All­tag zu berei­chern – ver­trau­ens­wür­dig und inno­va­tiv. Wir wol­len prak­tisch funk­tio­nal, echt benut­zer­freund­lich und sinn­voll sein.

Soso, »ver­trau­ens­wür­dig« … Bin gespannt, was auf mei­ne Anfra­ge geant­wor­tet wird.

Logo LChoice Copy­right MChoice AG, Screen­shot Berech­ti­gun­gen von mir

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Epidu ermöglicht eBook-Kauf beim Buchhändler: »eBookCards«

Wäh­rend vie­le eta­blier­te Ver­la­ge noch mehr als zöger­lich sind, was eBooks angeht und die wahr­schein­lich meis­ten Buch­händ­ler (die nicht einer Ket­te ange­hö­ren) noch dar­über lamen­tie­ren, dass die­ser Markt wahr­schein­lich an ihnen vor­bei gehen wird, zeigt erneut ein ver­gleichs­wei­se klei­ner Anbie­ter, wie es gehen muss – und wie ein­fach das sein kann. War­um von den üppig bezahl­ten »Mar­ke­ting-Fach­leu­ten« der Bran­che nie­mand dar­auf ver­fal­len ist, wis­sen wohl nur die­se selbst…

Epi­du ist dafür bekannt, dass sie eine Web­sei­te aus der Tau­fe geho­ben haben, auf der der Leser bestim­men kann, wel­che Bücher her­aus gege­ben wer­den. Hier­zu nutzt man selbst­ver­ständ­lich und wie selbst­ver­ständ­lich die Mög­lich­kei­ten des Webs: es wer­den Kon­zep­te vor­ge­stellt und die Leser stim­men dann ab, wel­ches davon zu einem Buch wird. Der zwei­te Coup des Epi­du-Ver­lags ist die Web­sei­te »Blogg Dein Buch«. Hier kön­nen sich Blog­ger auf Rezen­si­ons­exem­pla­re bewer­ben und erhal­ten die­se – als Gegen­leis­tung blog­gen sie dar­über. Auch da könn­te man sich fra­gen, war­um nie­mand aus der alt­ein­ge­ses­se­nen Buch­bran­che auf die­se Idee ver­fal­len ist.

Die neu­es­te Idee des umtrie­bi­gen Ver­lags sind die »eBook­Cards«: im Prin­zip han­delt es sich bei die­sen Post­kar­ten-ähn­li­chen Medi­en um Gut­schei­ne für eBooks. Sie sind mit dem Buch­co­ver aus­ge­stat­tet, auf der Rück­sei­te fin­det man wei­te­re Infor­ma­tio­nen zum Buch und im Innen­teil Codes, mit des­sen Hil­fe man das eBook her­un­ter laden kann. Bei­spiels­wei­se ein QR-Code, mit dem das gewünsch­te Buch direkt auf´s Smart­phone kommt.

Der Vor­teil für den Buch­händ­ler: auf die­se simp­le Art und Wei­se, kann er die eigent­lich nicht phy­si­ka­lisch exis­tie­ren­den eBooks im Laden prä­sen­tie­ren und zum Ver­kauf anbie­ten. Nicht nur ein­ge­denk der Tat­sa­che, dass Bücher immer noch eines der belieb­tes­ten Geschen­ke sind, eine gran­dio­se Idee.

Der Bar­sor­ti­men­ter Umbreit, die eBook-Platt­form Cee­bo und Media Con­trol haben die eBook-Cards bereits in ihr Pro­gramm auf­ge­nom­men, mit im Boot sind auch die Ver­la­ge Fran­zis, Klett-Cot­ta und Thie­ne­mann, mit ande­ren steht man in Verhandlungen.

Gran­dio­se Sache, genau so muss das gehen! Und ohne völ­lig über­flüs­si­ge Spei­cher­me­di­en die nur sinn­lo­sen Müll erzeu­gen wür­den, wie anders­wo aus der Bran­che her­aus als Lösung kolportiert.

[cc]

Bild: Mock­up Dis­play für eBook­Cards, Copy­right Epidu

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