Amazon Publishing und KNV: Das erwartete Mimimi! ist da

Amazon Publishing und KNV: Das erwartete Mimimi! ist da

Als ich ges­tern berich­te­te, dass Ama­zon Publi­shing mit KNV koope­riert, um sei­ne gedruck­ten Bücher auch über den Buch­han­del ver­kau­fen zu kön­nen, pro­phe­zeih­te ich Wider­stand des Buch­han­dels. Aber um eine sol­che Reak­ti­on vor­her­zu­se­hen benö­tigt man in weder die Fähig­kei­ten eines Nos­tradamus, noch eine Kristallkugel.

Im Bör­sen­blatt fan­den sich dann auch bereits ges­tern unter dem Titel »Ihr sägt an dem Ast, auf dem wir sit­zen« die Mimi­mi-Rufe der übli­chen Prot­ago­nis­ten. Zitat:

Die Ankün­di­gung von Ama­zon Publi­shing, sei­ne deutsch­spra­chi­gen Titel als Print­bü­cher über das Bar­sor­ti­ment KNV dem sta­tio­nä­ren Buch­han­del anzu­bie­ten, stößt unter Buch­händ­lern auf brei­te und hef­ti­ge Ablehnung.

Nein! Damit konn­te ja kei­ner rechnen!

Tha­lia winkt ab (deren Metho­den, um klei­ne Buch­händ­ler als Kon­kur­ren­zen aus dem Ren­nen zu drü­cken sind seit Jah­ren aus ein­schlä­gi­gen Medi­en­be­rich­ten bekannt). Aber auch Chris­ti­an Riet­mül­ler von Osi­an­der und Hart­mut Fal­ter von der May­er­schen bekla­gen sich dar­über, dass sie »die Gefahr einer abseh­ba­ren Total­ab­hän­gig­keit des Self­pu­bli­shing-Mark­tes von Ama­zon« sehen.

Ja, dank der grot­ten­schlech­ten und all­zu oft abzo­cke­ri­schen Self­pu­bli­shing-Ange­bo­te der Bran­che ist der Online­händ­ler aus Seat­tle hier mit wei­tem Abstand Primus.

Nur geht es bei Ama­zon Publi­shing gar nicht um Self­pu­bli­shing, denn dabei han­delt es sich um einen Ver­lag, der in sei­nen Imprints Bücher zu ver­schie­de­nen Gen­res ver­legt. Wir reden bei die­sem The­ma nicht über Self­pu­bli­shing – und die Bücher der Ama­zon-Toch­ter Crea­teSpace kann man bis heu­te über­haupt nicht im Buch­la­den kau­fen. Haben die hohen Her­ren aus den Tot­holz-Tem­peln das nicht begriffen?

Auch der gesam­te rest­li­che Bör­sen­blatt-Arti­kel stellt auf Self­pu­bli­shing ab. The­ma offen­sicht­lich weit ver­fehlt. Außer­dem könn­te die Bran­che im Bereich Self­pu­bli­shing ja auch ein­fach mal ein für Self­pu­blis­her brauch­ba­res, fai­res Ange­bot mit ähn­lich guten Kon­di­tio­nen wie Ama­zon schaf­fen. Dann wäre die Domi­nanz schnell vor­bei. Solan­ge man jedoch nur auf schnell gedreh­tes Geld schielt … Aber das geht, wie bereits gesagt, am The­ma kom­plett vor­bei, eben­so wie die Tat­sa­che, dass danach über eRea­der schwa­dro­niert wird, und wie toll doch angeb­lich die ver­schie­de­nen Aus­prä­gun­gen des Toli­no sind. Auch das geht mei­len­weit am Kern vor­bei, denn bei der Zusam­men­ar­beit zwi­schen Ama­zon und KNV geht es in ers­ter Linie um Print­bü­cher. Wor­über schwa­feln die da also alle? Haben die das The­ma nicht ver­stan­den? Neh­men die Dro­gen? Liegt es am Adre­na­lin auf­grund der Akti­on KNVs?

Der Punkt ist: Ama­zon Publi­shing ist ein Ver­lag, der sei­ne Bücher über den Buch­han­del ver­kau­fen möch­te. Das geschieht via KNV mit höchst­wahr­schein­lich han­dels­üb­li­chen Kon­di­tio­nen, da das Ange­bot Ama­zon Publi­shings im deut­schen Buch­markt viel zu unbe­deu­tend ist, um Mör­der-Kon­di­tio­nen raus­hau­en zu können.

Aber statt sich zu freu­en, dass sie auf die­sem Weg end­lich was vom Kuchen abbe­kom­men, geht das übli­che Heu­len und Zäh­ne­klap­pern einer fos­si­len Bran­che los, wenn der Begriff »Ama­zon« fällt.

Und wei­ter: Was soll die Wei­ge­rung, die Bücher eines Ver­lags zu ver­kau­fen, wenn Kun­den danach fra­gen? Ist das Kun­den­ser­vice? Ist es nicht, im Gegen­teil, der so gefopp­te Kun­de bestellt beim nächs­ten Mal sofort bei Ama­zon und ist mög­li­cher­wei­se für den sta­tio­nä­ren Han­del verloren.

Aber eine ande­re Fra­ge ist viel wich­ti­ger: Wie unfass­bar arro­gant und unver­schämt ist es, die Pro­duk­te eines Ver­la­ges hoch­herr­schaft­lich nicht ver­kau­fen zu wol­len? Klar, wenn es um extre­me Inhal­te gehen wür­de, wie bei­spiels­wei­se Volks­ver­het­zung oder Auf­ruf zu Gewalt, dann könn­te ich ver­ste­hen, wenn Buch­händ­ler sich wei­gern, die Pro­duk­te eines Ver­lags zu ver­trei­ben. Aber wenn es um ganz nor­ma­le Bel­le­tris­tik geht, dann muss man sich fra­gen, ob der Buch­han­del sei­ne Posi­ti­on hier nicht schlicht miss­braucht, wenn er einen Ver­kauf ablehnt? Wel­che Ver­la­ge wird es als nächs­tes treffen?

In mei­nen Augen ist das äußerst bedenk­lich. Und das erwar­te­te »Mimi­mi!« aus Rich­tung Buch­han­del ein wei­te­rer Beweis für die Rück­stän­dig­keit einer Bran­che ange­sichts des digi­ta­len Wandels.

Alles wie erwar­tet im .

Und Ama­zon ist erneut in aller Munde …

[Update 9:40]: State­ment im Buch­re­port von Oli­ver Voers­ter, geschäfts­füh­ren­der Gesell­schaf­ter bei KNV:

Es ist nicht die Auf­ga­be eines Groß­händ­lers, Titel aus­zu­sor­tie­ren, son­dern ein mög­lichst brei­tes Sor­ti­ment anzubieten.

Amazon Publishing-Titel jetzt im Buchhandel erhältlich – vermutlich

Amazon Publishing-Titel jetzt im Buchhandel erhältlich – vermutlich

Wie bekannt ist, ver­legt Ama­zon auch selbst über sei­nen Ver­lags­ab­le­ger Ama­zon Publi­shing deutsch­spra­chi­ge Bücher. Die gab es bis­lang nur beim Online­ver­sen­der selbst. Das hat sich seit ges­tern geän­dert, denn Ama­zon hat einen Ver­trag mit dem Bar­sor­ti­men­ter KNV geschlos­sen. Damit sind die ca. 800 Ama­zon Publi­shing-Bücher im Buch­han­del bestellbar.

Theo­re­tisch.

Denn wie wir aus ver­gan­ge­nen Sze­na­ri­en wie bei­spiels­wei­se dem Ver­kauf von Kind­le-Gerä­ten über den Buch­han­del im Rah­men von Ama­zon Source wis­sen, wei­gern sich vie­le Händ­ler schlicht­weg mit dem »bösen Feind« zusam­men­zu­ar­bei­ten. Da hilft dann auch nicht die Ein­sicht, dass man selbst ordent­lich mit am Kuchen ver­die­nen wür­de und über­lässt Ama­zon lie­ber kom­plett das Feld. Was dazu füh­ren kann, dass der Kun­de dort beim nächs­ten Mal direkt bestellt, statt beim unwil­li­gen Buchhändler.

Aktu­ell ist das Ange­bot Ama­zon Publi­shings noch eher über­schau­bar und vor allem recht unbe­deu­tend, ech­te Block­bus­ter fin­det man dar­un­ter nicht. Aber nach die­ser Ankün­di­gung könn­te man sich vor­stel­len, dass viel­leicht auch mal ein nam­haf­ter Best­sel­ler­au­tor über Ama­zons Ver­lags­spar­te ver­öf­fent­licht, und spä­tes­tens dann wer­den die Buch­händ­ler umden­ken müs­sen, wenn sie am Hype mit­ver­die­nen möchten.

Offen ist, wel­che Kon­di­tio­nen Ama­zon und KNV aus­ge­han­delt haben, aber ich gehe ange­sichts des über­schau­ba­ren Port­fo­li­os nicht davon aus, dass der Bar­sor­ti­men­ter dem Online­händ­ler bes­se­re ein­ge­räumt hat, als ande­ren Verlagen.

Gera­de für Phan­tas­tik­freun­de hat das Ange­bot von Ama­zons Ver­lags­spar­te über das Imprint 47North eini­ges zu bie­ten (bei­spiels­wei­se Char­lie N. Holm­bergs PAPIER­MA­GI­ER-Rei­he). Aller­dings wür­de ich per­sön­lich ohne­hin eher auf die viel prak­ti­sche­re eBook-Ver­si­on zurückgreifen.

[Update: 30.11.2017] Wie erwar­tet

Logo Ama­zon Publi­shing Copy­right Ama­zon Publishing

Der Inhalt ist nicht verfügbar.
Bitte erlaube Cookies und externe Javascripte, indem du sie im Popup am unteren Bildrand oder durch Klick auf dieses Banner akzeptierst. Damit gelten die Datenschutzerklärungen der externen Abieter.

Der Inhalt ist nicht verfügbar.
Bitte erlaube Cookies und externe Javascripte, indem du sie im Popup am unteren Bildrand oder durch Klick auf dieses Banner akzeptierst. Damit gelten die Datenschutzerklärungen der externen Abieter.
Der Inhalt ist nicht verfügbar.
Bitte erlaube Cookies und externe Javascripte, indem du sie im Popup am unteren Bildrand oder durch Klick auf dieses Banner akzeptierst. Damit gelten die Datenschutzerklärungen der externen Abieter.