Ist der Name Al Capone der Inbegriff für das amerikanische Gangstertum, können die Brüder Reginald und Ronald Kray diesen Status in Großbritannien für sich beanspruchen. Ihr Aufstieg beginnt in den Sechzigern. Ronnie sitzt noch in der geschlossenen Psychiatrie, wegen psychischer Instabilität und pathologischen Gewaltausbrüchen. Er ist Familie, betont Reggie im Verlauf immer wieder, so nutzt er seinen Ruf, um die ärztliche Diagnose etwas zu beschleunigen, natürlich in die richtige Richtung. Die Zwillingsbrüder haben zwar unterschiedliche Ansichten, wie Geschäfte getätigt werden sollten, aber genau das stellt sie noch breiter gegen konkurrierende Banden auf. Dadurch wird das Geschäft allerdings auch brutaler, und unberechenbarer.
Wenn Steven Spielberg einen historisch begründeten Film dreht, dann ist dieser stets ein perfektes Konstrukt aus dramaturgischen Freiheiten und geschichtlichen Fakten. Die Freiheiten allein sind schon dem Medium geschuldet. Die Kunst von Drehbuch und Regie ist es, nicht einfach nur alles harmonisch zusammen zu führen, sondern es auch davor zu bewahren, dass hinterfragt werden muss. Spielberg hat diese Gabe, und darüber hinaus lässt er stets den Kern der ursprünglichen Geschichte und die Kraft der eigentlichen Aussagen und Bedeutungen nie aus den Augen. Sie bleiben das Herzstück dieser Filme. Und es ist das Herzstück von BRIDGE OF SPIES. Die mittlerweile vierte Zusammenarbeit von Tom Hanks und Steven Spielberg. Aber wie schon in PRIVATE RYAN und CATCH ME IF YOU CAN, tritt Hanks erneut in den Hintergrund, um die eigentliche Geschichte nur übergreifend zu begleiten.
In einer der letzten Szenen sagt ein Charakter zu Philippe Petit, er hätte ihnen Leben eingehaucht, ihnen eine Seele gegeben. Die Zwillingstürme des Welthandelszentrums waren während ihres Baus tatsächlich New Yorks ungeliebte Kinder. Monstrositäten, die man mit Aktenschränken verglich. Ob es wirklich Philippe Petits illegaler Drahtseilakt war, der die New Yorker Herzen für die Türme öffnete, ist schwer nachzuweisen. Aber die Legende ist zu schön, als dass man sie nicht glauben könnte, oder wollte. Dass Petit wegen seines Vergehens zu einer Drahtseil-Vorstellung für Kinder verurteilt wurde, lässt schon tiefer in die Seele von New York blicken, und bestärkt den Verdacht von Petits Einfluss. Als er zuvor eine ähnliche Aktion zwischen den Türmen von Notre-Dame vollzog, feierte ihn die gesamte Weltpresse, lediglich die Franzosen prangerten den Stunt an. Was den Künstler äußerst erzürnte. Dass er hingegen für seine Nummer in New York von der amerikanischen Presse bejubelt wurde, dürfte für den gebürtigen Franzosen ein Punkt gewesen sein sich dafür zu entscheiden, in Amerika zu bleiben. Schließlich ist Philippe Petit kein einfacher Künstler, sondern einer, der selbstbewusst seine Anerkennung einfordert.
Johnny Depp bezeichnet diesen Film als seinen bisher besten. Es ist auch der erste seiner Filme, den er sich mit Publikum angesehen hat. Diese Behauptungen sind wahrscheinlich ein gesunder Mix von Werbestrategie und Wahrheit. Dass es Depps bester Film sein soll liegt eindeutig im Auge des Betrachters und an Genre-Vorlieben. Gewiss ist es Johnny Depps eindrucksvollste Darstellung seit langem und bringt den Schauspieler endlich wieder einmal weg von den überstrapazierten Jack-Sparrow-Attitüden. Der wirkliche James Bulger verweigerte bis zuletzt seinem filmischen Alter-Ego ein Treffen, das Depp für eine konkretere und ehrlichere Interpretation der Figur haben wollte. Jetzt gehen natürlich die Meinungen auseinander, wie nahe der Schauspieler an der Person James Bulger wirklich ist. Schließlich gibt es zwangsläufig Menschen, die an einer Verfilmung dieser Geschichten keine Freude haben dürften, und gerne dagegen reden.
Wer den Berg bezwingen will, der muss nicht nur körperliche Strapazen überstehen. 189 Menschen starben bisher bei ihrem Versuch, den Gipfel des Dachs der Welt zu betreten. Und 120 von ihnen liegen noch dort. Entlang der üblichen Routen liegen sie, meist in der Todeszone, über 8000 Metern. Eine Bergung der Leichen ist unmöglich, wäre körperlich zu anstrengend, und die Luft ist zu dünn für Flugmaschinen. Von zwei zusammengelegten Expeditionen 1996 liegen acht erfrorene oder an Lungenembolie gestorbene Bergsteiger dort. Der Journalist Jon Krakauer war bei dieser zusammengelegten Expedition dabei, überlebte, und schrieb ein Buch mit dem Titel »Into Thin Air«. Es dauerte kein Jahr, da machte Columbia einen Fernsehfilm daraus, der ziemlich präzise die Ereignisse wiederspiegelte. Ein weiteres Jahr später kam mit EVEREST eine IMAX-Produktion auf die größten Leinwände der Welt, welche die Erhabenheit des weltgrößten Berges wiedergeben sollten.
Dies ist die Geschichte von Alan Turing, der sich 1953 das Leben nahm, weil er durch eine Hormonbehandlung stark depressiv wurde. Alan Turing war einer von 49.000 Homosexuellen die zwangssterilisiert wurden, als Homosexualität in Großbritannien noch den Tatbestand einer Straftat erfüllte. Es ist das traurige Ende eines Lebens, das mit so viel heldenhafter Fülle gesegnet schien. Dies ist die Geschichte von Alan Turing, der während des zweiten Weltkrieges den Code der deutschen Verschlüsselungsmaschine Enigma knackte. Das ist doch der Stoff, aus dem die Helden sind. Die tragischen Helden, mit ganz hohem Filmpotential. Das muss der Norweger Morten Tyldum sofort erkannt haben, auch wenn ihm bestimmt nicht gleich die große Oscar-Parade in den Sinn gekommen sein wird. Aber wie sieht ein wahrer Oscar-Stoff aus? Nach einer wahren Begebenheit, ein etwas absonderlicher Charakter, ein persönliches berührendes Leben, eine Heldenreise, die gegen jede Vernunft obsiegt. Dreht jemand einen Film nach einer wahren Begebenheit, ruft das umgehend die Kritiker auf den Plan, wenn die dramatisierte Geschichte von den Fakten abweicht. Und immer wieder muss man feststellen, wie dumm solche Kritik ist. Würden Filme sich gestreng an die Fakten halten, würde sich das kein Zuschauer antun. Schließlich geht es in erster Linie um den Kern einer Geschichte, und um deren Aussage. Auch THE IMITATION GAME gibt sich faktischen Änderungen hin, um die Geschichte gleichermaßen spannend, aber auch berührend erzählen zu können.
THE THEORY OF EVERYTHING – Bundesstart 25.12.2014
Amyotrophe Lateralsklerose ist eine degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems, soweit die Wikipedia. Der Baseballspieler Lou Gehrig war eines der bekanntesten Opfer dieser Krankheit, weshalb ALS in Amerika auch einfach als Lou-Gehrig-Syndrom benannt ist. Auf die Welt gesehen hingegen ist ein anderer Mann nicht nur das Symbol für ALS, sondern auch das menschliche Zeichen, für die unbändige Kraft überhaupt mit Krankheiten umzugehen. Bei Stephen Hawking wurde 1963 Amyotrophe Lateralsklerose diagnostiziert, mit einer Lebenserwartung von zwei Jahren. Das wäre vor fünfzig Jahren gewesen. Bei Hawking kam wohl ein Charakterzug hinzu, der im Unterbewussten mit geholfen hat, die Krankheit lediglich als beiläufiges Problem des Lebens bestehen zu lassen. Und das ist sein ausgebildeter Starrsinn. Dieser wiederum ist in der Biografie DIE ENTDECKUNG DER UNENDLICHKEIT weniger ausgeprägt. Die beginnt, als Stephen Hawking 1963 in Cambridge Jane Wilder kennen und lieben lernt. Zu dieser Zeit zeigten sich schon erste Symptome von ALS. Jane glaubt an diese Liebe, auch wenn zu diesem Zeitpunkt Stephens Lebenserwartung nur noch zwei Jahre betrug. Von ihrem zukünftigen Schwiegervater wird sie gewarnt, dass dies kein Kampf werden wird, sondern das Warten auf das Unausweichliche. 1965 heiraten Jane und Stephen, das Jahr in dem er mit seiner Doktorarbeit beginnt. Drei Jahre später kann er sich nur noch mit einem Rollstuhl fortbewegen.
Dafür, dass WIE DER WIND SICH HEBT von Hayao Miyazaki selbst als sein letzter Film angekündigt wurde, behandelt Universum Film den Verleih sehr stiefmütterlich. Keine eigene offizielle Seite, der Presseserver hält kein Material bereit, die deutschen Synchronsprecher sind nirgendwo aufgeführt; lediglich auf der Universum-Seite selbst findet sich eine karge Auswahl an Bildern. Das wirft die Frage auf, ob Universum dem Film eventuell nicht vertraut. Es zeichnet sich klar ab, dass man Anime-Filme mögen muss, um an WIE DER WIND SICH HEBT Gefallen zu finden. Denn mit einer gewissen Dramaturgie geht er sehr sparsam um.
Es wird das Leben des Flugzeugkonstrukteurs Jiro Horikoshi über vier Jahrzehnte erzählt. Schon in Kindheitstagen träumt Jiro sich in eine Welt, die er mit der Flugzeugbauer-Legende Gianni Caproni in Freundschaft teilt. Sind beide Männer reale Personen, sind die privaten Geschichten rein fiktiv. Als Regisseur und Drehbuchautor Hayao Miyazaki das gleichnamige Manga zeichnete, war er lediglich an Jiro Horikoshis Faszination und Leidenschaft für Flugzeuge interessiert.
Erst als Kelly Marcel und Sue Smith ihr wunderbares Drehbuch SAVING MR. BANKS beendet hatten, wurden sie sich der eigentlichen Probleme bewusst. BBC-Films wollte den Film durchaus finanzieren, doch das Buch war so durchdacht, und so auf den Punkt, dass nicht einfach nur ein anderes Studio mitproduzieren konnte. Die skurrile Geschichte um Walt Disneys Erwerb der Filmrechte an der Buchreihe MARY POPPINS würde ein anderes Studio Unsummen an Lizenzvergaben, Genehmigungen und Rechtevergaben kosten. Nicht zu vergessen die Einspruchsrechte, die eine Produktion wie SAVING MR. BANKS behindern könnten. Schließlich wäre ein rivalisierendes Studio dabei, nicht nur einfach den Namen Disney als Marke zu benutzen, sondern auch die reale Figur Walt Disney, Dreharbeiten in Disneyland, Merchandising-Produkte, Musik aus Disney-Filmen und Ausschnitte aus einem ihrer erfolgreichsten Musicals. Der Film konnte also nur mit einem Studio realisiert werden, welches der Produktion dann absurderweise noch größere Stolpersteine in den Weg legen konnte. Letztendlich zeigte sich die Angst als unbegründet, und am Ende durfte Regisseur John Lee Hancock sogar andeuten, dass Mickeys Vater starker Raucher war. Was umso erstaunlicher ist, weil es der Über-Person Walt Disney einen nur allzu menschlichen Anstrich gibt, der ihn auch als extrem ausgefuchsten Geschäftsmann zeigt. Und Kindern ein gutes Vorbild sein, dazu zählt wohl auch die Abstinenz von Tabak, gehört zweifellos zu der Taktik eines ausgefuchsten Geschäftsmannes.
Wenn George Clooney einen Film beendet hat, dann brennt die Luft. Nicht weil es ein außergewöhnlicher, oder besonders guter Film wäre, sondern weil George dann auf Tour geht, um für diesen Film zu werben. Was auf der Berlinale 2014 als Werbefeldzug begann, wurde zur Farce des deutschen Journalismus. Reporter verließen frühzeitig die Vorstellung von MONUMENTS MEN, oder besuchten sie erst gar nicht, um sich Plätze auf der folgenden Pressekonferenz zu sichern. Leer gingen die meisten Journalisten aus, die sich den Film auch angesehen haben, um des Filmes Willen. Das hatte zur Folge dass unser George weder auf der Pressekonferenz, noch danach, kaum eine Frage ernsthaft beantwortete. Dies wiederum nahmen ihm die Damen und Herren vom Qualitätsjournalismus sehr übel, ohne darauf hinzuweisen, dass es überhaupt keine Fragen an den Superstar gab, die man überhaupt ernsthaft beantworten konnte. So ging letztendlich ein Film komplett am medialen Interesse vorbei, der eine kritische Betrachtung durchaus verdient hat. Von den wahren Begebenheiten hat sich das Drehbuch von Clooney und Langzeitkollaborateur Grant Heslov sehr weit entfernt. Doch der Film hat sich nicht davon entfernt, was die Geschichte an sich, für das kulturelle Kunsterbe betroffener Ländern bedeutete.
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