Buchhandel

Sony eröffnet eBook-Store – Buchhandel lamentiert

Aus einem Arti­kel auf Buch​re​port​.de:

Erst Libri/ebook.de, dann MVB/​Netto und jetzt Sony – eine neue Empö­rungs­wel­le im Buch­han­del dürf­te per­fekt sein

Ja, es ist schon ein har­tes Los für die Elfen­bein­turm­ho­cker in den Tem­peln des preis­ge­bun­de­nen »Point Of Sale«, dass der Buch­han­del auf ein­mal abseits von Didd­le-Mäu­sen und Duft­ker­zen mit einem Markt kon­fron­tiert wird, auf dem doch tat­säch­lich kei­ne Buch­preis­bin­dung gilt. Man fürch­tet sich ja fast davor, ihnen eröff­nen zu müs­sen, dass es außer beim Buch­ver­kauf in Deutsch­land fast nir­gend­wo eine sol­che Kar­tell­re­ge­lung gibt. Dass jeder Din­ge ver­kau­fen darf, der meint, etwas ver­die­nen zu kön­nen, und dass die Prei­se nicht durch irgend­wel­che Geset­ze geschützt sind, die aus grau­er Vor­zeit und guter Lob­by­ar­beit stam­men. Zum Bei­spiel eRea­der.

Ges­tern hat Sony den deut­schen Able­ger sei­nes eBook-Shops eröff­net. Natür­lich hat Sony das getan, das war bereits des Län­ge­rem ange­kün­digt und wenn man einen Blick auf die eRea­der PRS-T1 und PRS-T2 warf, dann gab es dort  den dazu pas­sen­den Link schon auf deren »Desk­top«. Der funk­tio­nier­te nur (noch) nicht.
Lie­be Buch­händ­ler, habt ihr euch die Gerä­te eigent­lich mal ange­se­hen, oder wart ihr aus­schließ­lich damit befasst, dar­über zu lamen­tie­ren, dass Libri es doch tat­säch­lich gewagt hat, auf ebook​.de den PRS-T2 40 Euro bil­li­ger anzu­bie­ten, als ihr? Oder dar­über, dass Net­to eBooks ver­kau­fen woll­te, noch dazu unter­stützt von einer Bör­sen­ver­eins-Toch­ter? Habt ihr euch die Gerä­te ange­se­hen, die ihr ver­tickt (das könn­te ja durch­aus dabei hel­fen, die Kun­den zu bera­ten, wenn sie danach fra­gen), oder habt ihr sie unge­öff­net über die Laden­the­ke gescho­ben, froh dar­über, dass der dum­me Käu­fer nichts vom Preis bei eBook​.de wuss­te?

Man bekommt den Ein­druck, dass jedes­mal ein Auf­heu­len durch die Buch­hö­ke­rer-Bran­che geht, wenn ein neu­er eBook-Shop eröff­net. Nein, falsch, ich for­mu­lie­re neu: jedes­mal, wenn ein neu­er eBook-Shop eröff­net, geht ein Auf­heu­len durch die Buch­ver­hö­ke­rer-Bran­che. Kommt damit zurecht: ent­we­der ihr fin­det einen Weg, euch dar­an sinn­voll zu betei­li­gen, oder ihr teilt das Schick­sal von Kut­schern, Gas­lam­pen­an­zün­dern, Dampf­ma­schi­nen-Ölern und Schrift­set­zern. Schrift­set­zer … Kennt ihr Letz­te­re noch? Von den Schrift­set­zern haben man­che gelernt, einen Com­pu­ter zu bedie­nen, um wei­ter exis­tie­ren zu kön­nen. Soll­tet ihr nicht auch viel­leicht end­lich mal damit anfan­gen, neue tech­ni­ken ein­zu­set­zen?

Es soll­te jedem Buch­händ­ler klar sein: es gibt glück­li­cher­wei­se kei­ne Geset­ze gegen Platt­for­men, die eBooks ver­kau­fen. Es gibt Anbie­ter. Die ver­kau­fen Kun­den das, was die wol­len. Wer über­le­ben will, muss fle­xi­bel sein und erken­nen, dass wir nicht ges­tern, son­dern heu­te leben – und den Kun­den an ers­ter Stel­le ein­fach ver­kau­fen, was sie wol­len, das ist doch so ein­fach. Und wenn das jeder ein­zel­ne »klei­ne Buch­händ­ler« nicht kann: mei­ne Güte, ihr habt doch die­sen Debat­tier­club und schwer­ge­wich­ti­gen Preis­bin­dungs­rit­ter Bör­sen­ver­ein. Kann über die Schie­ne nicht schnell was instal­liert wer­den, was auch den viel­be­schwo­re­nen »klei­nen Buch­händ­ler« dazu befä­higt, an die­sem Markt teil haben zu kön­nen? Nicht? Dann geht ster­ben! Was? Ama­zon-Mono­pol? Von mir aus. Wenn Ama­zon mir so rich­tig auf die Ner­ven geht, lese ich halt nur noch Inde­pen­dent-Kram, für den braucht man Ama­zon auch nicht wirk­lich.

Es könn­te so ein­fach sein. Wenn Sony (Ama­zon, Apple, Goog­le, you name it) den Kun­den etwas ver­kauft, was die haben wol­len, dann macht Sony nichts falsch. Wenn ihr das nicht tut … den Rest des Sat­zes über­las­se ich der Phan­ta­sie des Lesers. Wir sind hier ja schließ­lich auf Phan­ta­News.

p.s.: Wer Sati­re fin­det, darf sie behal­ten. Ich habe mich frü­her stun­den­lang in Buch­hand­lun­gen her­um getrie­ben und mäch­tig Geld dort gelas­sen. Bis sie nicht mehr das hat­ten, was ich woll­te – und noch nicht ein­mal Wil­lens waren, mir das in ange­mes­se­ner Zeit und zu einem ange­mes­se­nen Preis (eng­li­sche Bücher) zu beschaf­fen. Das war das Ende einer lan­gen Freund­schaft. Das könn­te sich wie­der ändern. Wenn ihr mich als Kun­den erneut ernst nehmt.

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Logo Rea­der Store Copy­right Sony

Die vorderen Plätze bei Amazon finden im Buchhandel nicht statt

Warf man ges­tern einen Blick in die Ver­kauf­scharts bei Ama­zon ergab das ein ein­deu­ti­ges Bild: in Sachen eBooks wur­den die ers­ten zehn Plät­ze von Self­pu­blishern belegt – wenn man 50 SHADES OF GREY mit ein­rech­net, was Sinn macht, denn auch das ist schließ­lich ursprüng­lich eine Indie-Ver­öf­fent­li­chung. Inter­es­san­ter­wei­se sind auch bei den phy­si­schen Büchern, also den Print­pro­duk­ten, Inde­pen­dent-Titel recht gut ver­tre­ten, es han­delt sich also kei­nes­falls mehr aus­schließ­lich um ein eBook-Phä­no­men – und bei der schie­ren Anzahl käuf­lich erwerb­ba­rer pBooks (Print­bü­cher) hal­te ich das für äußerst bemer­kens­wert.

Kein Wun­der, dass sogar die Buch­han­dels- und Ver­lags­bran­che inzwi­schen ganz offen und garan­tiert zäh­ne­knir­schend zuge­ben muss, dass Inde­pen­dent-Autoren maß­geb­li­che Umsätz erwirt­schaf­ten, auch wenn manch einer die Rea­li­tä­ten noch nicht wahr haben will.

Und hier tut sich ein wei­te­res Pro­blem für den Buch­han­del vor Ort auf: Self­pu­blisher sind hier nicht ver­tre­ten, zumeist auf­grund des nach wie vor herr­schen­den Stan­des­dün­kels der Bran­che. Man will mit den Schund- und Schmutz-Ver­öf­fent­li­chun­gen, die nach Ansicht der Ver­la­ge auch noch qua­li­ta­tiv schlecht und nicht bear­bei­tet sind, nichts zu tun haben. Mal abge­se­hen davon, dass die Buch­händ­ler zum einen im Moment noch gar kei­ne Mög­lich­kei­ten haben, eBooks zu ver­kau­fen, ist ein wei­te­res Pro­blem, dass man Ama­zon ablehnt, sowie die Tat­sa­che, dass der Onlin­ever­sen­der offen­bar gar kei­ne Schnitt­stel­le zum loka­len Han­del anbie­tet – aber das lie­ße sich mit ein wenig gutem Wil­len ändern. Wenn der Bahn­hofs­buch­han­del und der Zeit­schrif­ten­han­del fit wäre, wür­den die­se Lücke sofort schlie­ßen – und ich den­ke, dass es eher über kurz als über lang dazu kom­men dürf­te.

Unver­ständ­lich ist aller­dings, dass man beim Händ­ler ange­se­hen wird, als hät­te man nach einem Kilo Mett gefragt, wenn man selbst­pu­bli­zier­te Bücher erwer­ben möch­te. Ist es denn wirk­lich so abwe­gig, bei einem Buch­händ­ler Bücher kau­fen zu wol­len? War­um wird all­zu oft abge­wun­ken, und das sogar, wenn die Inde­pen­dent-pBooks über eine ordent­li­che ISBN ver­fü­gen?

Wenn hier schnell umge­dacht wird, könn­te man sich ein Stück des boo­men­den Mark­tes sichern, statt nur über Ama­zon zu lamen­tie­ren. Sehe ich aller­dings das Her­um­ge­eie­re in Sachen eBooks, wo der Han­del kei­nen wirk­li­chen Schritt wei­ter kommt und sehe ich das stets kon­ser­va­ti­ve Geba­ren einer Bran­che, die Jahr­zehn­te nur mit sich selbst und ihrer beque­men Buch­preis­bin­dung befasst war, dann befürch­te ich, dass erst ein mas­si­ves Buch­hand­lungs­ster­ben zu einem aha-Erleb­nis füh­ren wird. Und dann ist es zu spät. Ich per­sön­lich wün­sche mir kein Ama­zon-Mono­pol.

Um das zu ver­hin­dern muss die Bran­che aber eige­ne Platt­for­men für Indie-Autoren ein­rich­ten, das müs­sen Platt­for­men sein, die ähn­lich gute Kon­di­tio­nen bie­ten wie Ama­zon und sie müs­sen ähn­lich ein­fach zu bedie­nen sein. Bis es die gibt dürf­ten aller­dings – wie man den Laden kennt – Jah­re ver­ge­hen. Und Ama­zon (und Apple, Goog­le – und dem­nächst auch Kobo) leh­nen sich der­weil zurück und ver­die­nen an dem ein­ge­bil­de­ten Schmutz und Schund.

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Screen­shot eBook-Top10 Copy­right Ama­zon

eBooks in Buchhandlungen: die Schweiz zeigt, wie es gehen muss

Ich hat­te kürz­lich gegen­über für Sean O’Con­nells Blog »Wort­wel­len« eini­ge Fra­gen im Zusam­men­hang mit der Zukunft von Buch­han­del und Ver­la­gen beant­wor­tet. Dabei hat­te ich mich unter ande­rem auch dazu geäu­ßert, dass der hie­si­ge Buch­han­del tief und fest schläft, wenn es um eBooks geht. Es gibt bei­spiels­wei­se bei kaum einem Händ­ler die Mög­lich­keit, eBooks vor Ort zu erwer­ben.

Dass das auch ganz anders geht, zeigt die Ket­te Orell Füss­li in der Schweiz laut einem Bericht beim Buch­re­port. Dort kann der Kun­de nicht nur diver­se eRea­der-Model­le tes­ten – und wird auch noch dazu bera­ten (ver­sucht das mal in Deutsch­land, bei mei­nen Tests bestand die Bera­tung aus »damit kann man Bücher lesen«). Zusätz­lich gibt es »Surf­sta­tio­nen«, über die man sofort an Mate­ri­al für den eRea­der kom­men kann.

Es geht also doch. Natür­lich sind Inves­ti­tio­nen in eine ent­spre­chen­de Infra­struk­tur nötig und es wird sich auch nicht jeder klei­ne Buch­händ­ler öffent­li­che »Surf­sta­tio­nen« in den Laden stel­len wol­len. Das Bei­spiel zeigt aber deut­lich, was mög­lich ist – und mir fal­len auf Anhieb noch wei­te­re Mög­lich­kei­ten ein, wie man eBooks auch am »Point Of Sale« an die Kun­den bekom­men könn­te, damit das Geschäft nicht aus­schließ­lich online gemacht wird – wenn man nur woll­te.

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Bild: Buch­hand­lung auf iPad von mir (CC BY-NC-SA), Bild Buch­hand­lung von Mat­tes, gemein­frei

Börsenblatt zur CES: eReader finden nicht statt

Ich habe ein Beleg­ex­em­plar des Bör­sen­blat­tes bekom­men (sie woll­ten einen mei­ner Kom­men­ta­re auf ihrer Web­sei­te im Heft nut­zen und ich habe das gegen Zusen­dung der frag­li­chen Aus­ga­be erlaubt). Nach der Lek­tü­re (95% Wer­bung, Todes- und Stel­len­an­zei­gen) wun­dert mich nichts mehr.

Wenn die gesam­te Buch­bran­che die in dem Maga­zin dar­ge­stell­te ver­zerr­te Rea­li­tät glaubt, haben bei­spiels­wei­se eRea­der auf der CES qua­si nicht statt­ge­fun­den. »eRea­der spiel­ten Mes­se­be­ob­ach­tern zufol­ge nur eine Neben­rol­le«. Nein? Wirk­lich? Könn­te das dar­an lie­gen, dass sie nur einen ver­gleichs­wei­se klei­nen Teil des Unter­hal­tungs­elek­tronik­mark­tes dar­stel­len? Dass ande­re Gerä­te auf der Mes­se im Vor­der­grund ste­hen? Dass das Buch (egal in wel­cher Form) nur inner­halb des Ereig­nis­ho­ri­zon­tes der Buch­bran­che das Zen­trum des Uni­ver­sums dar­stellt?

Auch in ande­ren Arti­keln im Zusam­men­hang stel­le ich eine Grund­ten­denz fest, die ich per­sön­lich nur als Mischung von »in die eige­ne Tasche lügen« und »Gejam­mer über die sich ändern­den Zei­ten« eti­ket­tie­ren kann. Lese ich dann noch das Lob­lied auf die Tot­ge­burt libre­ka, nach wie vor eine bedie­ne­ri­sche und kun­den­feind­li­che Kata­stro­phe, wun­dert mich kaum noch was. Will­kom­men im Par­al­lel­uni­ver­sum der Buch­bran­che.

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Cover Böb­la 03 /​2012 Copy­right MVB Mar­ke­ting- und Ver­lags­ser­vice des Buch­han­dels GmbH

Rant: Erst jahrelang tief schlafen und dann Amazon als »das Böse« ausmachen?

Anlass hier­für ist ein läng­li­cher Arti­kel auf René Kohls Blog, in dem die­ser sich über Ama­zon und des­sen markt­be­herr­schen­de Stel­lung aus­lässt (ich wei­se dar­auf hin, dass sich die­ser Rant nur auf den Arti­kel bezieht und ihn nicht direkt inhalt­lich the­ma­ti­siert).

Ich fin­de es immer wie­der put­zig, wie man sich inner­halb der deut­schen Buch­bran­che ins­be­son­de­re im Bereich Mas­sen­pu­bli­ka­tio­nen über die angeb­li­che Macht und Markt­be­herr­schung Ama­zons mokiert, um damit von jah­re­lan­gen ekla­tan­ten eige­nen Ver­säum­nis­sen abzu­len­ken. Ama­zon kommt als agi­les, Inter­net-zen­trier­tes Unter­neh­men daher und ver­kauft auf ein­fa­che und wei­test­ge­hend kun­den­freund­li­che Art Bücher (und was weiß ich sonst noch alles). Statt dar­aus eine Leh­re zu zie­hen und mal in Wal­lung zu kom­men, um eben­falls kun­den­freund­lich zu agie­ren, ergeht man sich in immer neu­en Lamentos, wie »böse« Ama­zon doch sei (und arbei­tet selbst­ver­ständ­lich den­noch mit dem Rie­sen zusam­men, denn die Absatz­zah­len stim­men)…

Der Hin­weis auf die Bar­nes & Noble-Prak­tik, DC-Comics aus den Rega­len zu neh­men (und der zwi­schen den Zei­len zu lesen­de Applaus zu die­ser Groß­tat) ist beson­ders ulkig. Es ist also bes­ser, den Kun­den Ware die sie gern erwer­ben wür­den gar nicht anzu­bie­ten, um Ama­zon eins aus­zu­wi­schen? Wer auf sowas kommt, muss schon an einer beson­ders üblen Form der Hirn­erwei­chung lei­den oder mög­li­cher­wei­se gewohn­heits­mä­ßig Betäu­bungs­mit­tel miss­brau­chen. (face­palm)

Der Buch­han­del hat mich lan­ge ver­lo­ren. Es steht nie das im Regal, was ich möch­te. Fra­ge ich nach Phan­tas­tik, schaut man mich an wie einen Trieb­tä­ter oder führt mich schnur­stracks zu dem Regal mit »Roman­t­a­sy« ali­as Schmu­se­vam­pi­ren & Co. Möch­te ich US-Taschen­bü­cher erwer­ben, nennt man mir dafür Prei­se, die in aller Regel dop­pelt so hoch lie­gen, wie bei Ama­zon oder sogar libri​.de – und ist auch noch ver­grätzt, wenn ich die selbst­ver­ständ­lich nicht zah­len möch­te. Und es soll mir bit­te nie­mand damit kom­men, dafür wür­de ich ja in einer Buch­hand­lung eine fach­li­che Bera­tung erhal­ten – sie­he den Trieb­tä­ter oben; mal davon abge­se­hen, dass mich in diver­sen Ket­ten ohne­hin nur noch umeti­ket­tier­te Flei­sche­rei­fach­ver­käu­fe­rin­nen bedie­nen (nichts, abso­lut nichts, gegen Flei­sche­rei­fach­ver­käu­fe­rin­nen, aber bit­te im rich­ti­gen Job).

Ich freue mich schon auf das erneu­te Geheu­le inklu­si­ve Rufen nach staat­li­cher Kon­trol­le und Leis­tungs­schutz­recht, wenn Goog­le dem­nächst sei­nen eBook-Shop auch in Deutsch­land eröff­net.

Man ver­ste­he mich nicht falsch: ich hal­te Mono­po­le für schlecht. Die Mit­be­wer­ber Ama­zons (und dem­nächst Goo­gles), also die Publi­kums­ver­la­ge und Buch­händ­ler, soll­ten aber end­lich das Dau­er­ge­jam­mer auf­ge­ben und statt­des­sen anfan­gen im Sin­ne der Kun­den (und in Sachen eBooks auch im Sin­ne der Autoren) agie­ren, statt auf immer nur noch grö­ße­re Gewin­ne zu schie­len (oder auf sin­ken­de Gewin­ne, weil man sich nicht anpas­sen kann) – und ihr Ange­bot nicht skla­visch an den Vor­schlags- und Best­sel­ler­lis­ten von Ama­zon aus­rich­ten… Das Geschäfts­mo­dell gründ­lich reno­vie­ren, statt es mit immer neu­en Krü­cken in einer halb ver­fal­le­nen Ver­si­on künst­lich am Leben zu erhal­ten.

Weni­ger Räu­cher­stäb­chen und ande­ren Nip­pes in Buch­hand­lun­gen aus­zu­le­gen statt Büchern wür­de viel­leicht eben­falls hel­fen.

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Bild: Ama­zon-Kar­tons von mir, CC BY-NC-SA

Epidu ermöglicht eBook-Kauf beim Buchhändler: »eBookCards«

Wäh­rend vie­le eta­blier­te Ver­la­ge noch mehr als zöger­lich sind, was eBooks angeht und die wahr­schein­lich meis­ten Buch­händ­ler (die nicht einer Ket­te ange­hö­ren) noch dar­über lamen­tie­ren, dass die­ser Markt wahr­schein­lich an ihnen vor­bei gehen wird, zeigt erneut ein ver­gleichs­wei­se klei­ner Anbie­ter, wie es gehen muss – und wie ein­fach das sein kann. War­um von den üppig bezahl­ten »Mar­ke­ting-Fach­leu­ten« der Bran­che nie­mand dar­auf ver­fal­len ist, wis­sen wohl nur die­se selbst…

Epi­du ist dafür bekannt, dass sie eine Web­sei­te aus der Tau­fe geho­ben haben, auf der der Leser bestim­men kann, wel­che Bücher her­aus gege­ben wer­den. Hier­zu nutzt man selbst­ver­ständ­lich und wie selbst­ver­ständ­lich die Mög­lich­kei­ten des Webs: es wer­den Kon­zep­te vor­ge­stellt und die Leser stim­men dann ab, wel­ches davon zu einem Buch wird. Der zwei­te Coup des Epi­du-Ver­lags ist die Web­sei­te »Blogg Dein Buch«. Hier kön­nen sich Blog­ger auf Rezen­si­ons­exem­pla­re bewer­ben und erhal­ten die­se – als Gegen­leis­tung blog­gen sie dar­über. Auch da könn­te man sich fra­gen, war­um nie­mand aus der alt­ein­ge­ses­se­nen Buch­bran­che auf die­se Idee ver­fal­len ist.

Die neu­es­te Idee des umtrie­bi­gen Ver­lags sind die »eBook­Cards«: im Prin­zip han­delt es sich bei die­sen Post­kar­ten-ähn­li­chen Medi­en um Gut­schei­ne für eBooks. Sie sind mit dem Buch­co­ver aus­ge­stat­tet, auf der Rück­sei­te fin­det man wei­te­re Infor­ma­tio­nen zum Buch und im Innen­teil Codes, mit des­sen Hil­fe man das eBook her­un­ter laden kann. Bei­spiels­wei­se ein QR-Code, mit dem das gewünsch­te Buch direkt auf´s Smart­phone kommt.

Der Vor­teil für den Buch­händ­ler: auf die­se simp­le Art und Wei­se, kann er die eigent­lich nicht phy­si­ka­lisch exis­tie­ren­den eBooks im Laden prä­sen­tie­ren und zum Ver­kauf anbie­ten. Nicht nur ein­ge­denk der Tat­sa­che, dass Bücher immer noch eines der belieb­tes­ten Geschen­ke sind, eine gran­dio­se Idee.

Der Bar­sor­ti­men­ter Umbreit, die eBook-Platt­form Cee­bo und Media Con­trol haben die eBook-Cards bereits in ihr Pro­gramm auf­ge­nom­men, mit im Boot sind auch die Ver­la­ge Fran­zis, Klett-Cot­ta und Thie­ne­mann, mit ande­ren steht man in Ver­hand­lun­gen.

Gran­dio­se Sache, genau so muss das gehen! Und ohne völ­lig über­flüs­si­ge Spei­cher­me­di­en die nur sinn­lo­sen Müll erzeu­gen wür­den, wie anders­wo aus der Bran­che her­aus als Lösung kol­por­tiert.

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Bild: Mock­up Dis­play für eBook­Cards, Copy­right Epi­du

Rant: Aus dem »Börsenverein« wird der »Münchhausen-Verein«

Anlass für die­ses Ela­bo­rat ist ein Arti­kel auf SpOn. Er han­delt davon, wie sich Bran­chen­ver­bän­de der Buch­händ­ler (und der Musik­in­dus­trie) ihre Zah­len schön rech­nen und erneut kommt einem unwill­kür­lich der Satz in den Sinn »ich glau­be nur Sta­tis­ti­ken die ich selbst gefälscht habe«.

Wor­um es geht? Es geht unter ande­rem um eBook-Ver­käu­fe und die angeb­lich zahl­lo­sen ille­ga­len Down­loads. Was man dabei wohl­weis­lich ver­schweigt ist, dass man sämt­li­che kos­ten­los her­un­ter gela­de­nen elek­tro­ni­schen Bücher mit zu den »ille­ga­len Down­loads« schlägt! Dar­un­ter bei­spiels­wei­se die zig-tau­sen­den gemein­frei­en Wer­ke aus dem Pro­jekt Guten­berg oder hau­fen­wei­se wei­te­re lega­le, kos­ten­lo­se eBooks (wie dem­nächst auch die Steam­punk-Chro­ni­ken).

Da kann ich nur ganz offen fra­gen:

für wie blöd hal­tet ihr uns eigent­lich?

Wer mit bereits auf den ers­ten Blick nicht belast­ba­ren Zah­len hau­sie­ren geht, um sei­ne mise­ra­blen Umsät­ze durch Ver­feh­lun­gen, mit­tel­al­ter­lich wir­ken­des Ver­hal­ten in Sachen eBooks und Web sowie Mond­prei­se und kun­den­feind­li­che DRM-Maß­nah­men auf angeb­li­che ille­ga­le Down­loa­der schie­ben zu wol­len, der hat ganz offen­sicht­lich ein Pro­blem. Ein Pro­blem mit der Wahr­heit.

Auch Mar­kus Becke­dahl fin­det in einer Pres­se­mit­tei­lung des Ver­eins Digi­ta­le Gesell­schaft e.V. deut­li­che Wor­te:

Wer nur teu­re und dann auch noch man­gel­haf­te, restrik­ti­ve Ange­bo­te macht, darf sich nicht wun­dern, wenn der wirt­schaft­li­che Erfolg aus­bleibt. […] Ein über­teu­er­tes Auto, dass man zudem nur Diens­tags und bei Regen fah­ren darf, kauft ja auch kei­ner frei­wil­lig, wenn er statt­des­sen auch ein­fach den Bus neh­men kann.

Lie­ber Bör­sen­ver­ein: statt euer Ver­sa­gen am Markt durch gefälsch­te Zah­len kaschie­ren zu wol­len, wäre es nicht bes­ser, end­lich kun­den­freund­lich zu agie­ren? Die Umsät­ze der Musik­in­dus­trie mit her­un­ter gela­de­ner Musik sind auf­grund des Ver­zichts auf DRM von 2009 auf 2010 um 30 Pro­zent gestie­gen. Soll­te euch das nicht zu den­ken geben und ihr euch end­lich eben­falls von dem DRM-Mist ver­ab­schie­den? Wäre es nicht wei­ter­hin ange­bracht, davon abzu­se­hen eBooks zu einem Preis ganz knapp unter dem des Hard­co­vers ver­kau­fen zu wol­len?

Wäre eure Ener­gie bei eurem Kern­ge­schäft nicht sinn­vol­ler ange­legt, als im wei­ner­li­chen Ver­brei­ten offen­sicht­lich sau­dum­mer Sta­tis­ti­ken? Als dabei mit dem Fin­ger auf die ehr­li­chen Kun­den zu zei­gen und sie als Raub­ko­pie­rer zu ver­un­glimp­fen?

Aber das wäre wohl zu ein­fach und ich war­te jetzt auf eure übli­che Ent­geg­nung: »dass wir alle kei­ne Ahnung von ‘der Bran­che’ haben«.

Geschenkt!

 

[Update 13:55 Uhr:] wer Spaß an Brech­reiz hat, liest die Pres­se­mit­tei­lung der Rea­li­täts­ver­dre­her von der GVU. Ich wei­se dar­auf hin, dass das Wort »Rea­li­täts­ver­dre­her« »nur« mei­ne Mei­nung dar­stellt…

[Update 2 16:34 Uhr:] auch Hei­se berich­tet kri­tisch über die jon­glier­ten Zah­len und zitiert alber­ne Augen­wi­sche­rei­en von Alex­an­der Ski­pis (Haupt­ge­schäfts­füh­rer Bör­sen­ver­ein)

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Bild: CyBook Opus, aus der Wiki­pe­dia, gemein­frei

Kommentar: Google, Digitalisieren und der Buchhandel

Auch hier­zu­lan­de ver­nimmt man sei­tens der Buch- und Ver­lags­bran­che – und sogar sei­tens man­cher Autoren – ein Jauch­zen und Jubi­lie­ren ob des von einem US-ame­ri­ka­ni­schen Rich­ter abge­lehn­ten Ver­gleichs in der Cau­sa »Buch­di­gi­ta­li­sie­rung«.

Dass den Ver­la­gen – also den Ver­wer­tern – ein Stein vom Her­zen fällt ist nicht ver­wun­der­lich, glaubt man doch, einen wei­te­ren Schritt gegen den bösen Digi­ta­li­sie­rer Goog­le getan zu haben, der einem die ach so spär­li­chen Gewin­ne bös­wil­lig weg­na­gen will.

Auch aus den Rei­hen der Poli­tik ver­nimmt man Äuße­run­gen, die von wenig Hin­ter­grund­wis­send getrübt schei­nen. Denn Goog­le wäre in der Lage, Schät­ze nicht nur zu heben, son­dern vor allem auch zu ret­ten, die in diver­sen Biblio­the­ken vom Säu­re­fraß geschä­digt vor sich hin ver­rot­ten und für deren Ret­tung in Euro­pa nie­mand das nöti­ge Geld aus­ge­ben will oder kann. Wor­in der Vor­teil liegt, die­se Bücher ver­kom­men zu las­sen, statt Goog­le eine Digi­ta­li­sie­rung zu erlau­ben, erschließt sich mir nicht.

Viel ver­que­rer kommt mir aber vor, wenn auch Autoren sich über Goo­gles Semi-Nie­der­la­ge (immer­hin hat der Rich­ter nur ver­fügt, dass neu ver­han­delt wer­den muss) laut­stark freu­en.

Betrach­ten wir das mal von die­ser War­te: Es gibt viel mehr Bücher, die ich nicht mehr erwer­ben kann weil sie nicht mehr auf­ge­legt wer­den und lan­ge aus dem Han­del sind, als aktu­ell erhält­li­che Schin­ken. Selbst wenn ich solch ein Buch kau­fen woll­te, könn­te ich das so lan­ge nicht, bis irgend ein Ver­lag sich her­ab­lässt, es erneut auf den Markt zu brin­gen. Was bei einer gro­ßen Mehr­heit nicht gesche­hen wird, auch nicht als eBook. Und wenn das dann doch geschieht, erhält der Autor als eigent­li­cher Urhe­ber (!) wie immer nur Pea­nuts.
Wenn ein sol­ches Buch aber über Goog­le als eBook (käuf­lich) erhält­lich wäre, wür­de der Autor von Goog­le einen Anteil des Ver­kaufs­prei­ses bekom­men. Sieht man den Unter­schied? Gibt es das Buch nicht, bekommt der Autor nichts – liegt es von Goog­le digi­ta­li­siert als eBook, so vor bekommt der Autor einen Anteil wenn die­ses ver­kauft wird. Gewin­ner: Der Leser, der ein Buch bekommt, das gedruckt nicht vor­liegt und viel­leicht nie wie­der vor­lie­gen wird, und der Autor, der dafür Geld erhält, das sonst aus­ge­blie­ben wäre. Klar: die Ver­la­ge gehen leer aus … kein Mit­leid – die hät­ten mir das Buch ja zur Ver­fü­gung stel­len kön­nen.

Es ver­steht sich von selbst: Goog­le darf nicht machen, was sie wol­len und es muss dar­über dis­ku­tiert wer­den, wie­viel vom Kuchen der Urhe­ber (nicht die Ver­wer­ter!) tat­säch­lich erhält. Aber den Kon­zern pau­schal als das Urbö­se hin­zu­stel­len ist pure Pole­mik einer Bran­che, die mit dem Medi­um Inter­net nach wie vor nicht zurecht kommt und und es sich zurecht­bie­gen will, bis es zum eige­nen Geschäfts­mo­dell passt – unter­stützt von Poli­ti­kern, die brav alles nach­plap­pern, was die Lob­by ihnen vor­schreibt.

Das Inter­net wird sich aller­dings nicht zurecht­bie­gen las­sen. Und als Buch­lieb­ha­ber kann ich an der Ret­tung von Büchern aus dem Nir­va­na nichts Böses ent­de­cken.

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Bild: noBook statt eBook von mir

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Vom Arca­num Fan­ta­sy-Ver­lag erreich­te uns der Hin­weis auf eine neue Web­sei­te unter der Adres­se www​.pro​-buch​han​del​.de. Ziel des Por­tals ist es, Klein­ver­la­ge und Buch­händ­ler mit­ein­an­der in Kon­takt zu brin­gen. Auf der Sei­te wird erläu­tert:

Was ist der Sinn die­ser Web­site?

Klei­ne Ver­la­ge und Kleinst­ver­la­ge haben oft ein Pro­blem: Die Anbin­dung an den Buch­han­del ist schwie­rig erfolg­reich zu gestal­ten, denn allein der Anschluss an ein oder meh­re­re Bar­sor­ti­men­te genügt nicht, damit ein Buch auch bestellt wird. Auch, wenn das Inter­net erst die Exis­tenz­grund­la­ge für vie­le Klein­ver­la­ge geschaf­fen hat, so ist die Anbin­dung an den Buch­han­del doch ein wich­ti­ger, wahr­schein­lich sogar der wich­tigs­te Punkt für einen erfolg­rei­chen Klein­ver­lag.

Buch­hand­lun­gen auf der ande­ren Sei­te haben eben­falls oft Pro­ble­me. Genannt sei­en hier bei­spiel­haft Liqui­di­täts­pro­ble­me, da Bar­sor­ti­men­te im Vor­aus bezahlt wer­den müs­sen und somit drin­gend benö­tig­tes Kapi­tal gebun­den wird, sowie die Fra­ge nach attrak­ti­ven Ange­bo­ten oder Extras, die Kun­den in die Buch­hand­lung zie­hen könn­ten. […]

Ein wie ich fin­de sehr sinn­vol­les Pro­jekt.

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