Mit nur geringer Verspätung konnte auch ich mir endlich Peter Jacksons HOBBIT-Interpretation im Kino ansehen. Glücklicherweise wurde der Film hier sogar in HFR angeboten, obwohl er nicht mehr im größten Saal des Cinemaxx lief, sondern in einem der kleineren Kinos.
Es war bereits viel geschrieben worden, über diesen Film, dabei wurde interessanterweise in den meisten dieser Besprechungen nicht auf den Inhalt eingegangen. Möglicherweise, weil man der Ansicht war, es wisse ohnehin jeder, der das Buch gelesen hat, was geschieht. Doch eigentlich ist das angesichts der zahllosen »Extrapolationen« falsch.
Neun Jahre und drei Nebenrollen später ist er wieder da. Er betonte ja bereits des Öfteren, er käme zurück. Dass er sein Comeback in die Hände des Koreaners Kim Jee-woon legte, war bei näheren Überlegungen keine schlechte Idee. Kim Jee-woon hat unter anderem I SAW THE DEVIL und THE GOOD, THE BAD, THE WEIRD inszeniert, die kein großes Publikum fanden, von diesem aber sehr wohlwollend aufgenommen wurden. Jetzt bekommt Kim Jee-woon sein amerikanisches Debut, noch dazu einen der begehrtesten Darsteller, zumindest was das Action-Genre angeht, und macht THE LAST STAND. Ein Film der alles hat, was ein sinnbefreiter Actionfilm haben muss. Ein Schwerverbrecher lässt sich bei der Überführung in ein anderes Gefängnis mit einer spektakulären Aktion befreien. In einer spektakulären Flucht macht er sich auf den Weg Richtung der mexikanischen Grenze. Zwischen Gangster und Mexiko liegt das unspektakuläre Städtchen Sommerton. Sommertons Sheriff Arnold Schwarzenegger kann das ganze Spektakel gar nicht ab, und entfacht spektakuläre Aktionen, um den Gangster bei der Durchfahrt zu stoppen.
Der Mensch, der Mann, die Ikone, der Mythos. Mit LINCOLN schuf Steven Spielberg seinen bisher politischsten Film, wenngleich MÜNCHEN sehr nahe an diesem Attribut ist. Das liegt daran, dass es Spielberg hervorragend gelingt, den mystifizierten Volkshelden zu einem ehrlichen Menschen zu machen. Natürlich auch ein Verdienst der geradezu gespenstischen Personifizierung durch Daniel Day-Lewis, der die Rolle, trotz Spielbergs Hartnäckigkeit, mehrmals ablehnte. Dabei sollte aber auch Tony Kushners Beitrag mit einem über mehrere Jahre gewachsenen Drehbuch nicht vergessen werden. Dies ist ein Spielberg-Film durch und durch. Und doch lässt er sich nur marginal mit einem seiner anderen fünfzig Filmen vergleichen.
»Hast Du Dich jemals gefragt, wo Deine Träume herkommen? Schau Dich um! Hier werden sie gemacht!«
Heutzutage ist der Trend, dass sogar usbekische Autorenfilme vorsichtshalber mal in 3D gedreht werden, damit man die Besucher an den Kinokassen nur ja nochmal extra für die Brillen und die Dreidimensionalität abseihen kann. Ein anderer Trend – aber der ist nicht wirklich neu – sind knallebunte Effektkracher, Zuckerwerk für die Augen (wobei ich dagegen grundsätzlich nichts einzuwenden habe).
Umso erstaunlicher ist es, dass der mehrfach Oscar-ausgezeichnete Scorsese-Streifen HUGO (CABRET) zwar in 3D daher kommt, sich aber dennoch weitestgehend der Effekthascherei nicht bedient, sondern eine sehr ruhige, stimmungsvoll-poetische Art des Erzählens wagt. Das Ergebnis gibt dem Regisseur recht.
Vor fast dreißig Jahren verwarfen die Disney-Obersten Tim BurtonsFRANKENWEENIE, der unter dem Buena-Vista-Label produziert worden war, als zu düster und für Kinder abschreckend. Zeiten ändern sich, und so bringt Disney 28 Jahre später eine dreimal längere Fassung von FRANKENWEENIE, ebenfalls unter der Regie von Tim Burton, in die Kinos. Und weil Tim Burton gerne mit Puppen spielt, und 3D so schick ist, hauchte man FRANKENWEENIE mit vielen neuen Teilen ebenso neues Leben ein. Aber macht dieser moderne Prometheus überhaupt Sinn, wenn eine bereits überaus gelungene Version gar nicht zu den Toten gezählt werden darf? Anders als bei medizinischen Experimenten ist das keine moralische Frage, sondern eine Sache des Geldes. Die Goldgräber von Disney verwalten die nicht zimperliche Miramax-Filmbibliothek, beheimaten auch, ohne Einfluss zu nehmen, die Marvel-Studios und filmen demnächst zudem im STAR WARS-Universum. Zeiten ändern sich, und somit ist auch das Verhältnis zu FRANKENWEENIE entspannter geworden.
Es ist noch immer die düstere, leicht morbide Geschichte von Victor, der durch einen Unfall seinen Hund verliert, sich allerdings zu helfen weiß. Bei den Nachbarn löst das Horror aus, bei den Mitschülern puren Neid. Victor und sein Hund Sparky haben alle Pfoten voll zu tun, um Verständnis zu erlangen und die Stadt vor monstermäßigen Bedrohungen zu schützen.
Als das Höhenleitwerk blockiert, stürzt die JR-88 der Southjet Air aus 30.000 Fuß ähnlich einem freien Fall auf die Erde zu. 200 Menschen befinden sich an Bord, wovon Captain Whip Whitaker 194 das Leben retten wird. Später wird die Behörde für Sicherheit im Transportwesen, NTSB, mit zehn anderen Piloten das Manöver am Simulator wiederholen, wobei es keinem der Probanden gelingt, die Maschine zu landen. Captain Whip Whitaker wird als der typische Held gefeiert, und sein Kumpel Harling sieht das praktisch: »Du wirst nie wieder in deinem Leben für einen Drink bezahlen müssen.« In der Tat wäre das praktisch, aber die NTSB gräbt tiefer als nur bis zum Unfallhergang, und da wird es für den Helden Whip ziemlich eng.
Sein letzter Live-Action-Film liegt zwölf Jahre zurück, aber Robert Zemeckis hat nicht vergessen, wobei es darauf ankommt. Mit CASTAWAY machte er aus einer kammerspielartigen Ein-Mann-Show ganz großes Kino, und bei FLIGHT hat Zemeckis genau diesen Weg erneut gefunden. Er beginnt als spektakuläres Katastrophenkino und schlägt plötzlich eine vollkommen andere Richtung ein. Diese Richtung ist ein verstörender Seelen-Striptease, aber auch nur möglich mit dem richtigen Darsteller. Und Denzel Washington ist genau dieser richtige Darsteller.
Es sollte eine nette Dreingabe für die Besucher von PINOCCHIO sein, der von Disney 1984 zur Wiederaufführung auserkoren war. Der Maus-Konzern hatte den durch seinen Kurzfilm STALK OF THE CELERY MONSTER aufgefallenen Tim Burton als Zeichner unter Vertrag genommen. Nachdem Burton mit VINCENT einen sehr überzeugenden Kurzfilm gemacht hatte, dachte sein Arbeitgeber daran, ihn mit einen Vorfilm für die Wiederaufführung von PINOCCHIO zu beauftragen. Das Ergebnis war für die Auftraggeber eine finstere, überhaupt nicht kindgerechte Überraschung, was in der Entlassung von Tim Burton gipfelte. Erst fünf Kinofilme und zehn Jahre später fanden die vormaligen Partner unter dem Buena Vista-Label wieder zusammen. Das war 1994, das Jahr, in welchem dann auch FRANKENWEENIE per VHS endlich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.
FRANKENWEENIE ist ein erstaunliches Kleinod, das nicht ohne Makel ist, aber kein Cineasten-Herz unberührt lässt. Ein düsteres Schwarzweiß-Abenteuer mit sehr viel Witz, das den Klassikern von James Whale Tribut zollt. Aber in erster Linie ist FRANKENWEENIE eine Visitenkarte für all die verschrobenen Köstlichkeiten, die Tim Burton in seiner Karriere noch machen würde.
HOUSE AT THE END OF THE STREET – Bundesstart 17.01.2013
Der Horror-Nerd wird sicher nicht so viele Schwierigkeiten haben, gewisse Passagen bei HOUSE AT THE OF THE STREET vorherzusehen. Dennoch ist Mark Tonderai ein akzeptabler Gruselthriller gelungen, der nach fast neun Jahren beinahe in der Schublade vermodert wäre. Jennifer Lawrence, die sich offensichtlich in jedem Genre wohlfühlt, spielt die im steten Clinch mit ihrer Mutter Sarah liegende Elissa. Die beiden Frauen sind neu in das idyllisch im Wald gelegene Haus gezogen und werden auch umgehend über die tragischen Vorfälle im etwas entfernteren Nachbarhaus informiert. Im Haus am Ende der Straße hat die junge Carrie Anne ihre Eltern erschlagen und soll anschließend bei einem Unfall selbst ums Leben gekommen sein. Vier Jahre sind seither vergangen, und als Elissa und Sarah ihr neues Heim beziehen, wohnt Carrie Annes Bruder Ryan allein in dem von der Gemeinde geächteten Haus am Ende der Straße.
Als die Nominierungen für die siebzigsten Golden Globes bekannt gegeben worden sind, da berichtete man in Amerikas Presse ausführlichst, aber auch mit dem notwendigen Augenzwinkern. Schon immer waren gewisse Nominierungen äußerst fragwürdig und die Absichten der Hollywood Foreign Press Association offensichtlich gewesen. Und spätestens seitdem THE TOURIST mit Angelina Jolie und Johnny Depp 2010 drei Nominierungen erhalten hatte, wäre ein differenzierterer Umgang von Seiten des deutschen Qualitätsjournalismus zu erwarten gewesen. Süffisant berichteten amerikanische Branchenseiten auch dieses Jahr wieder über die diesjährigen Entscheidungen der 84-köpfigen Journalistenriege der Hollywood Foreign Press Association. Warum die ausführliche Berichterstattung dennoch anhält, erklärt sich zum einen aus dem Star-Rummel und zum anderen wegen des schönen Party-Charakters im Preise-Zirkus.
In einer Szene liegt der durch Kinderlähmung bewegungsunfähige Mark O’Brien in seiner eisernen Lunge und flüstert völlig gefasst und vorbereitet im Glauben, es seien seine letzten Minuten, »so endet es also.« Es ist mit Abstand einer der bewegendsten Szenen in THE SESSION, weil dieser Film so erfrischend frei und unkompliziert erzählt ist, dass einem das Unvermögen seiner Figur sehr nahegebracht wird, ohne dass man durch Mitleid manipuliert wird. Ohne jede Sentimentalität dürfen wir an dem Leben eines Mannes teilhaben, der trotz aller extremen Widrigkeiten das Leben zu schätzen weiß. Es ist ein Film zum Staunen, Lachen und endlosem Diskutieren.
Und wenn man unerwartet von Tränen übermannt werden sollte, dann bei Szenen wie der oben beschriebenen. Nicht, weil sie darauf ausgelegt sind, sondern weil man überwältigt wird, von der inneren Kraft dieses Mark O’Brien.
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