Soeben haben die lobbygesteuerten Politiker des EU-Parlaments das Ende des freien Internets beschlossen, sowie eine Umschichtung von Einnahmen weg von Urhebern hin zu Verwertern. Axel Springer, Börsenverein und Co haben bestellt, die Politik hat geliefert und dabei die Bürgerinteressen komplett außer acht gelassen: Eine Petition von über fünf Millionen Bürgern, 200000 Menschen auf den Straßen: alles scheißegal.
Ich kann meine Wut gerade kaum in Worte fassen und werde es auch nicht tun, da diese sicherlich justiziabel wären.
Der Kampf mag verloren sein, der Krieg gegen die Internetausdrucker fängt jetzt erst an.
Erster Schritt könnte sein, dem Verein digitalcourage e.V. beizutreten wie ich es jetzt tue. Und ab sofort bin ich bei jeder legalen Aktion gegen die verlogenen Antidemokraten der CDU dabei.
Manch einer mag es vielleicht schon begriffen haben: ich bin stocksauer über die Idiotien, die skrupel- und/oder ahnungslose Politiker vorgestern im EU-Parlament beschlossen haben und die unabsehbare Auswirkungen auf das Internet und dessen Nutzung für uns alle haben werden (siehe der soeben veröffentlichte Text von Cory Doctorow). Und nur um das haltlose Mimimi einiger frei drehender, bürgerfeindlicher Wirtschaftsunternehmen zu befriedigen wird das freie Internet geopfert, es werden freie Inhalte verschwinden, es wird durch Zensurfilter zu massivem Overblocking kommen und man darf keine Fotos von öffentlichen Orten mehr posten, sobald die Gefahr besteht, dass irgendein urheberrechtlich geschütztes Material als Beiwerk darauf zu sehen ist. Ja, im Ernst, das ist so. Gegen all das ist die DSGVO ein Kindergeburtstag!
Ich habe früher bereits immer wieder mal zu Netzthemen geschrieben, wenn es notwendig war.
Es ist jetzt wieder notwendig. Es ist sogar dringend notwendig.
Ich werde euch hier auf PhantaNews in Zukunft also abseits des eigentlichen Themas Phantastik wieder vermehrt mit Netzthemen auf den Wecker gehen, und das so lange, bis ihr die Konsequenzen dessen versteht, was da gerade passiert und dann euer Wahlverhalten entsprechend anpasst. Und vielleicht auch dermaßen viel Druck auf die Verantwortlichen ausübt, dass die aufgrund der Proteste ihre Entscheidung überdenken. Axel Voss (CDU), du hast noch lange nicht gewonnen!
We suffered a crushing setback today, but it doesn’t change the mission. To fight, and fight, and fight, to keep the Internet open and free and fair, to preserve it as a place where we can organise to fight the other fights that matter, about inequality and antitrust, race and gender, speech and democratic legitimacy.
Bundesregierung und Co. tun sich in letzter Zeit damit hervor, dass man Netzinfrastrukturen gegen »Cyber«-Angriffe schützen müsse (kleiner Einschub: jeder der den Begriff »Cyber« im Zusammenhang mit Netzthemen verwendet, demonstriert, dass er keinerlei fachliche Ahnung hat, und nur sinnentleerte Buzzwords verwendet). Da soll es »schnelle Eingreiftruppen« geben, zusammengestellt aus »Spezialisten«, die aus Firmen rekrutiert werden sollen.
Tatsächlich muss man allerdings feststellen, dass ahnungslose Richter, die sich offenbar das Internet ausdrucken lassen, aber deren Urteile durch keinerlei Sachkenntnis getrübt sind, eine viel größere Gefahr für das Internet in Deutschland darstellen, als irgendwelche mehr oder weniger eingebildeten »Cyber-Bedrohungen«. Das berüchtigte LG Hamburg hat mal wieder einen rausgehauen, da wird einem schlecht. Es bestätigte einen urheberrechtlichen Verstoß alleine durch die Linksetzung auf eine Seite, wo ein Bild nicht in der durch die Creative Commons-Lizenz gewünschten Form wiedergegeben worden war. Noch mal ganz klar: Es wurde also nicht das Bild selbst eingebunden, sondern nur auf die Seite verlinkt.
Danke, LG Hamburg, da können wir das Internet auch gleich ganz abschalten, denn die Verlinkung von Inhalten ist DER zentrale Punkt im Netz, darauf beruht es (und nicht etwa auf Werbeeinblendungen, Katzenbildern, oder Urheberrechtsabzocke).
Das Urteil lässt zudem viel mehr Fragen offen, als es klärt. Gelten nur direkte Links, oder auch indirekte? Sprich: Wenn ich eine Homepage verlinke, aber auf einer Unterseite ein problematisches Bild steht, ist das dann abmahnbar? Wie soll man sich dagegen schützen, dass Inhalte auf Seiten verändert werden, aber behauptet wird »das war da schon immer!«?
Neues Abmahnmodell: Ich setze vollkommen harmlose Inhalte auf eine Webseite und bringe Dritte dazu, diese zu verlinken. Optimalerweise Dritte, die irgendeine Art von Werbung auf ihrer Seite haben (da reicht schon ein Partnerlink zu Amazon), damit die verlinkende Seite als »im weitesten Sinne geschäftsmäßig« gelten kann. Wenn ich ordentlich Links habe, stelle ich ein angeblich widerrechtlich verwendetes Bild dort ein und mache mit Abmahnungen groß Kasse.
Was ist mit Suchmaschinen, die automatisiert auf Inhalte verlinken? Was ist mit Werbebannern, die von entsprechenden Servern kommen und automatisiert eingeblendet werden?
Das Urteil betrifft übrigens selbstverständlich auch Links auf und von sozialen Medien wie Facebook, Google+ oder Twitter, das gilt insbesondere für Freiberufler, oder für gemischt beruflich und privat genutzte Profile.
Man weiß gar nicht, wo man damit anfangen soll zu erklären, warum dieses Urteil nicht das Geringste mit der Realität im Web zu tun hat, und brandgefährlich für all jene ist, die Inhalte online stellen. Das bedroht die Freiheit und Meinungsfreiheit im Netz – und das ist keineswegs übertrieben. Meiner Ansicht nach ist das Urteil sogar ein klarer Verstoß gegen die Grundrechte. Zudem wird hier ein zentraler Mechanismus des Web auf dem Altar völlig veralteter Urheberrechte geopfert, deren Novellierung an der Lobbyarbeit der Verwerter und willigen, kleptokratischen Politikern scheitert. Wäre es anders, hätten wir schon längst eine fair-use-Klausel.
Mehr Informationen dazu, und das auch noch von fachlicher Kompetenz hinterfüttert, die ich nicht habe, da ich kein Jurist bin, findet man in einem Artikel von Rechtsanwalt Schwenke.
Ich kann nur hoffen, dass sich irgendjemand, beispielsweise Heise, des Themas annimmt, und es durch die Instanzen streitet. Bis dahin freuen sich die Abmahn-Abzocker über die hübsche, richterlich geschaffene, Einnahmequelle.
Gottfried Honnefelder ist der »Vorsteher« des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. In einer Rede erläutert er eindrücklich, wie er zum Internet steht. Man könnte es salopp als »moderner, gefährlicher Scheiß« zusammenfassen. Vorsicht, es könnte bei internetaffinen Menschen, die nicht in irgendeiner Vergangenheit leben, zu einem spontanen Abfallen des Kopfes führen, wenn man den Artikel liest, so ausgiebig wird man mit dem Kopf schütteln und sich des Gesichtspalmierens befleißigen.
Da wird ernsthaft eine »digitale Abstinenz« der Nutzer gefordert und beklagt, dass sich eine solche »in der Breite nicht werde durchsetzen lassen«. Und DRM ist selbstverständlich die Rettung.
Angesichts dieser mittelalterlichen Ansichten des Börsenvereinsvorstands wundert mich bei der Branche ehrlich gesagt nichts mehr.
Wie bekannt gibt es in Deutschland ein Gesetz für Buchpreisbindung. Das besagt grundsätzlich, dass Bücher überall gleich viel kosten müssen (stark verkürzt dargestellt). Und dieses Gesetz wird vom Börsenverein und dessen Treuhänder auch gnadenlos durchgesetzt, wer versucht daran zu rütteln, wird abgemahnt. Und das sogar, obwohl Börsenverein und Treuhänder sich nicht einig sind, ob beispielsweise Selfpublisher unter das Gesetz fallen.
Durch die Buchpreisbindung hat der Büchermarkt eine kartellartige Struktur, Kartelle sollen durch andere Gesetze eigentlich vermieden werden, aber dank guter Lobbyarbeit gilt das für diese Branche offensichtlich nicht. Die rigide und ausnahmslose Durchsetzung führt unter anderem dazu, dass solche progressiven und in anderen Ländern völlig legalen Aktionen wie das »Humble eBook-Bundle« in Deutschland nicht möglich sind, ohne sich der Gefahr von Rechtsstreitigkeiten auszusetzen.
Wie hirnrissig diese Buchpreisbindung angesichts eines internationalen Marktes und des Internets ist, zeigt der britische Versandhändler The Book Depository. Die versenden weltweit kostenlos, was an sich bereits ein Feature ist. Bei englischen Büchern sind sie in aller Regel nicht preiswerter als beispielsweise Amazon.de, sind aber eine Alternative, falls der Onlinehändler mal was nicht vorrätig haben sollte. Interessant wird es aber bei deutschen Büchern, denn auch die führt Book Depository. Und diese sind zum Teil deutlich preiswerter als hierzulande.
Beispiel gefällig? Bitte: ER IST WIEDER DA von Timur Vermes, preisgebunden bei uns für 19,33 EUR. Beim Book Depository für EUR 17,69 zu haben, also 1,64 günstiger. Noch eins? TINTENHERZ als Taschenbuch: preisgebunden bei uns für 12 Euro, beim Book Depository für 11,03 Euro. Oder: DIE TRIBUTE VON PANEM – TÖDLICHE SPIELE. Preisgebunden in Deutschland für 17,90 Euro, in GB für 16,94 Euro.
Das waren jetzt nur ein paar Beispiele, teilweise gibt es deutlichere Preisunterschiede zwischen den hiesigen Shops und dem Book Depository. Auch wenn diese Preisdifferenzen vielfach eher gering sind und man auf die Ware aus dem Vereinigten Königreich ein paar Tage länger warten muss, zeigt das deutlich, dass man auch preisgebundene Bücher günstiger erhalten kann. Und das zudem völlig legal. Meine Vorhersage: Es wird nicht lange dauern, bis andere Anbieter ähnliche Angebote machen und gezielt deutsche Kunden ansprechen.
Vielleicht sollte das dem Börsenverein zu denken geben. Der wird aber vermutlich eher versuchen, diese Praktiken zu unterbinden. Ein Klageversuch gen Britannien dürfte aber sicher unterhaltsam werden. Das Gesetz sagt zwar:
§ 4 Grenzüberschreitende Verkäufe
(1) Die Preisbindung gilt nicht für grenzüberschreitende Verkäufe innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraumes.
(2) Der nach § 5 festgesetzte Endpreis ist auf grenzüberschreitende Verkäufe von Büchern innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraumes anzuwenden, wenn sich aus objektiven Umständen ergibt, dass die betreffenden Bücher allein zum Zwecke ihrer Wiedereinfuhr ausgeführt worden sind, um dieses Gesetz zu umgehen.
Da der Händler aber weltweit anbietet, dürfte es wohl nicht ganz einfach werden, ihm letzteres nachzuweisen.
Ach ja: The Book Depository gehört zu Amazon …
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Logo The Book Depository Copyright The Book Depository Limited
So oder ähnlich wimmert es heute durch das deutsche Web. Gejammert wird, man müsse doch mit irgendwas sein Geld verdienen und das seien nun mal Anzeigen. Und wer die unterdrückt, der sei ein Missetäter, denn er konsumiere nur den Content, ohne für Einnahmen zu sorgen.
Mal ehrlich: Habt ihr sie noch alle?
Ich habe grundsätzlich nichts gegen Werbung, schon gar nicht, wenn sie kontextsensitiv ist, also sich um den Artikel dreht, den ich gerade bei euch lese. Oder um Themen die auch die Webseite beackert. Doch was bekomme ich auf den weitaus allermeisten werbefinanzierten Webseiten? Aufdringliches Geflacker, Geblinke, knallebunte, nervige Bilder, Popups und Popunders bis mir die Augen bluten und der Rechner leise stöhnt. Und das nimmt dann alles auch noch meist deutlich mehr Platz ein, als der eigentliche Content. Und hat mit diesem nix, aber auch gar nix zu tun. Von den Adservern, die regelmäßig Malware großflächig im Web verstreuen, noch gar nicht gesprochen. Und auch nicht vom Tracking durch die Werbebilder.
Ihr seid es doch selbst schuld! Hättet ihr mit diesem aufdringlichen Scheiß niemals angefangen, hätten Adblocker auch nicht eine solche Verbreitung gefunden. Fahrt das wieder auf ein vernünftiges Maß zurück und wir können reden. Vorher nicht. Und wenn Seiten mit Spielchen anfangen wie »ihr seht unsere Videos nur noch, wenn ihr den Adblocker deaktiviert«, dann antworte ich: »Und tschüss!« Es gibt mehr als genug alternative Angebote im Web.
Fazit: hört auf uns zu nerven, fangt an, vernünftige Werbung in vernünftigem Maß zu zeigen und wir hören auf, die zu blocken.
Bis dahin finde ich euer Gewimmer armselig, realitätsfern und vor allem: arrogant.
Noch ein weiterer Verlag geht über das und mit dem Netz neue Wege. Crowdfunding ist – kurz gesagt – die Finanzierung eines Projektes über Zahlungen, die vorab von am Produkt interessierten Personen meist über das Internet geleistet werden.
Unter Zusammenarbeit mit dem Portal StartNext wird Feder & Schwert ab demnächst Bücher anbieten, die via Crowdfunding realisiert werden, das bedeutet im Umkehrschluss, dass man dirch diese Art der Vorfinanzierung sicher sein kann, dass die Werke auch von Leser tatsächlich gewollt werden. Der Verlag geht damit nicht nur sehr flexibel auf Kundenwünsche ein, sondern nutzt auch sehr innovativ die Möglichkeiten des Webs.
Oliver Graute, Marketingleiter und Produktionschef bei Feder & Schwert sagt dazu:
»Wir sind klein genug, um schnell auf die Wünsche des Marktes einzugehen und haben die Größe einzugestehen, dass es entweder mit den Lesern funktioniert oder überhaupt nicht …«
und fügt hinzu:
»Wir sind kein Zuschussverlag, der seine Autoren über den Tisch zieht und Bücher produziert, die keiner haben will außer dem Autor selbst, wir sind das genaue Gegenteil. Wir bieten Möglichkeiten. Wir sind der Verlag 2.0. Willkommen in der Zukunft. Ihr Wunsch ist uns Befehl!«
Das Verlagsprogramm wird allerdings nicht vollständig auf Schwarmfinanzierung umgestellt, es werden auch weiterhin Produkte auf herkömmliche Art erscheinen. Details findet man in einem Artikel auf der offiziellen Webseite.
Genau so muss das gemacht werden. Zeigt den »Großen« wo es lang geht!
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Quelle: Feder & Schwert, Logo Copyright Feder & Schwert
In Großbritannien sind Kürzel, die aus dem Internet bekannt sind im offiziellen Sprachgebrauch angekommen. Worte die ins Oxford English Dictionary (OED) aufgenommen worden sind, werden quasi geadelt und wenn sie darin stehen, sind sie offiziell Teil der englischen Sprache. Finden neue Worte in der Sprache ausdauernd und häufig Verwendung, werden sie in das Standardwerk aufgenommen.
Im offiziellen OED-Blog schreibt man dazu, dass »LOL und OMG stark mit der Sprache der elektronischen Kommunikation (eMail, Chat, soziale Netzwerke, Blogs usw) assoziiert sind« und deswegen aufgenommen wurden.
Sie gesellen sich damit zu anderen änlichen Begriffen die bereits drin stehen im OED, beispielsweise IMHO oder TMI.
Ich höre sie schon, die Aufreger, Bedenkenträger und Sprachreinhalter. Findet euch damit ab, dass das Internet immer mehr in der Gesellschaft ankommt! Ich bezweifle allerdings stark, dass Ähnlichen in nächster Zeit auch bei uns geschehen wird… :o)
Zu dieser Meldung passt folgendes Video von Oxhorn. LOL!
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Neil Gaiman sagt Worte, die sich vielleicht die Entscheider und Bedenkenträger in den Verlagen (und auch bei der Musikindustrie) mal genau anhören sollten. Wunschdenken, ich weiß…
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