Ich hatte kürzlich darüber berichtet, dass Amazon daran arbeitet zu verhindern, dass man gekaufte eBooks via USB herunter laden und beispielsweise auf ein anderes Gerät übertragen kann.
Vom offensichtlichen Hintergrund, verhindern zu wollen, dass man die Elektrobücher auf anderen Geräten nutzen oder das DRM entfernen kann, gibt es allerdings noch zwei weitere Aspekte, auf den man im Licht der rechtsreaktionären Kräfte in den USA hinweisen sollte:
Erstens: Amazon kann jegliche Bücher aus euren Kontos entfernen. Und das tun sie auch, es ist in der Vergangenheit immer wieder vorgekommen, dass Bücher klammheimlich aus Konten verschwanden. Amazon hatte dafür die verschiedensten Ausreden, viele davon albern. Angesichts der Tatsache, dass jetzt zahllose Bücher, darunter Klassiker, für bestimmte US-Schulen verboten werden, ist es kein großer Schritt mehr dahin, dass Amazon Bücher entfernt, um Trump und Co zu Gefallen und zu Diensten zu sein. Bezos ist Trump-Fan und war auf dessen Inthronisierung, deswegen darf man sicher davon ausgehen, dass auch hier die Enshittification drastisch zunehmen wird.
Zweitens: Amazon kann eBooks inhaltlich verändern. Auch das ist in der Vergangenheit bereits vorgekommen. Ursprünglich ist das eigentlich eine gute Sache, denn wenn in eBooks Fehler entdeckt werden, kann man einfach eine neue Version ausrollen. Aber auch hier muss man befürchten, dass die Funktion genutzt werden könnte, um eBooks aus Gründen zu verändern, die deutlich sinistrer sind, beispielsweise weil den USA-Regierungsnazis gewisse Inhalte nicht gefallen.
Beides sind keine Verschwörungstheorien, beides ist in der Vergangenheit passiert und wird auch in Zukunft passieren.
Die einzige Möglichkeit dagegen ist es, alle gekauften eBooks herunter zu laden, siehe den oben verlinkten Beitrag, der erläutert, wie da bei Amazon noch bis Ende Februar möglich ist.
Und auch wenn es in Deutschland streng genommen verboten ist, Kopierschutzmaßnahmen zu umgehen, kann man mal einen Blick auf Texte zum Thema Privatkopie bei t‑online oder Chip werfen.
Ein weiterer Weg ist es, nur noch eBooks ohne Kopierschutz zu erwerben. Es gibt auch noch andere Anbieter als Amazon und eBooks mit Soft-DRM können auf beliebigen Endgeräten genutzt werden. Ob und wie ein eBook DRM-geschützt ist, muss beim Kauf angegeben werden.
Vor einer Woche erklärte der Herausgeber des renommierten US-Phantastikmagazing Clarkesworld, dass man bis auf weiteres keine Kurzgeschichten mehr annehmen würde. Grund: Er war mit Kurzgeschichten geflutet worden, die offensichtlich mit Open AIs Deep Learning-basiertem Chatbot ChatGPT erstellt worden waren (mit »künstlicher Intelligenz« hat das übrigens nur weitläufig zu tun, auch wenn Ahnungslose das gern gleichsetzen. Deep Learning ist nur ein Aspekt des weiten Feldes KI, aber keine KI an sich und in sich, von echter KI sind wir noch weit entfernt. Wenn also Politiker°Innen oder Marketing-Heinis in dem Zusammenhang von KI faseln, sind sie nicht von Ahnung getrübt und nutzen einfach ein Buzzword).
Damit erreicht ein Phänomen aus dem Bereich bilderstellende Kunst die Autoren und Verlage. Im Bereich Bilderstellung werden wir seit Monaten mit Bildern geflutet, die angeblich Kunst sind und bei denen tatsächlich nur oft Unbegabte Midjourney, Dall‑E oder Stable Diffusion mit Begriffen füttern und dann meinen, sie hätten mit den entstandenen Bildern Kunst erschaffen, was natürlich so pauschal Unsinn ist.
Und genauso nutzen jetzt Personen, die sich für Schriftsteller°Innen halten, ChatGPT, um Texte zu erschaffen. Und das sollte auch nicht wundern, denn genau dafür hatte Open AI bereits Ableger seines Algorithmus GPT‑3 beworben: Beim Verfassen von Texten zu helfen und Schreibblockaden zu überwinden. Dabei beginnt man Sätze oder Absätze und die GPT-3-basierten Tools vervollständigen diese im Kontext des bereits Geschriebenen.
Logo ChatGPT
Deswegen sollte es nicht wundern, wenn sich selbst für gewitzt haltende Pseudoautor°Innen meinen, sie würden große Literatur erschaffen (oder um einfach schnelles Geld zu machen), indem sie ChatGPT mittels Prompt anweisen, eine Kurzgeschichte zu verfassen.
Und das ist aus vielen Gründen ein Problem. An erster Stelle sicherlich, weil es für Selfpublisher°innen ohnehin schon äußerst schwierig ist, sichtbar zu werden, das wird noch viel schwieriger, wenn man zusätzlich auch noch in einer Flut von DL-generierten Büchern versinkt.
Es gibt inzwischen Programme, die ChatGPT-erzeugte Texte erkennen können; Fun Fact am Rande: auch die basieren auf Deep Learning. Allerdings stehen die zum einen nicht jeder zur Verfügung (oder Nutzer sind nicht in der Lage, sie zu verwenden) und zum anderen wird es insbesondere für Amazon äußerst schwierig werden, große Mengen an Veröffentlichungen zu durchsuchen – und es wird garantiert auch False Positives geben, also Bücher, die fälschlich automatisiert aussortiert werden, obwohl keine sogenannte KI beteiligt war.
Das ist selbst ein Problem für den größten Selfpublishing-Anbieter Amazon, der sicherlich versuchen wird, seine technische Macht und Kompetenz dagegen in Stellung zu bringen. Die deutsche Buchbranche glänzt üblicherweise durch technische Rückständigkeit und wird damit meiner Erwartung nach noch viel größere Probleme haben. Ich gehe davon aus, dass sich in nicht allzu ferner Zukunft jemand mit der Nachricht melden wird, er habe einem der großen Publikumsverlage ein per DL erstelltes Werk untergejubelt.
Problematisch ist das aber auch für Selfpublisher°Innen (und nicht nur für die), wenn Amazon seinen Dienst massiv einschränkt, um der genannten Probleme Herr zu werden, oder wenn deutsche Plattformen aus Angst und technischem Unvermögen dasselbe tun. Aber auch dass Herausgeber wie Clarkesworld keine Kurzgeschichten mehr annehmen, um Zeit zu haben einen Weg zu finden, um damit umzugehen, ist besorgniserregend über das Selfpublishing hinaus (selbst wenn Kurzgeschichten in Deutschland leider quasi keine Rolle spielen).
Problematisch ist das auch deswegen, weil ChatGPT mit Milliarden Texten aus dem Web per Datamining gefüttert wurde, der Algorithmus hat aus diesen Texten sein künstliches neuronales Netzwerk trainiert, daher auch der Begriff Deep Learing (stark vereinfacht). Es könnte also passieren, dass Fragmente aus den Originaltexten in den erzeugten Inhalten auftauchen und das wäre ein Plagiat. Dass das nicht abwegig ist, zeigt dass Microsofts Code-Vervollständigungs-Tool CoPilot dabei erwischt wurde, unerlaubt den Code Dritter zu kopieren, mit dem das Tool gefüttert worden war, dabei konnte dieser Drittcode eindeutig identifiziert werden – und Programmcode ist in vielen Fällen als kreative Schöpfung ebenfalls urheberrechtlich geschützt.
Ich lehne Deep Learning nicht grundsätzlich ab und sehe auch durchaus reichlich positive Aspekte und legale Anwendungsgebiete (die aufzuzählen würde den Rahmen des Artikels sprengen). Aber wie mit jeder neuen Technologie gibt es Personen, die die Möglichkeiten ausnutzen und verwenden, um sich einen Vorteil zu verschaffen, sei es in der Internet-Währung »Sichtbarkeit« oder finanziell. Ich bin sehr gespannt, wie Gesellschaft und Wirtschaft darauf reagieren werden. Von der deutschen Politik erwarte ich in der Hinsicht nichts, die bemerken neue Tech-Themen und Regulierungsnotwendigkeiten ohnehin immer zehn Jahre zu spät und/oder reagieren dann handwerklich miserabel darauf, weil sie die inhaltlich nicht verstanden haben, oder weil Gesetze durch Unternehmen herbeilobbyisiert werden.
In den USA laufen die ersten Verfahren von Künstler°Innen gegen Open AI oder die Betreiber von Midjouney. Die Klagenden halten es für nicht in Ordnung, dass ihre Werke ungefragt in die DL-Algorithmen gefüttert wurden. Ich erwarte demnächst Ähnliches im Bereich Text.
Zum Abschluss noch ein Beispiel:
Ich sagte zu ChatGPT:
Write a short story about hyperintellgent aliens that visit earth to pacify humanity but that goes awfully wrong
Und die Antwort war folgende Vignette:
The hyperintelligent aliens arrived on Earth with the best of intentions. They were a peaceful species and had heard about the violence and conflict that plagued the planet. They believed they could help. The aliens had the power to pacify humanity with a single thought, and they were confident that they could bring about a new era of peace and harmony.
The leaders of Earth welcomed the aliens with open arms. They were excited about the prospect of a world without war, famine, or poverty. The aliens began their work, using their advanced technology to pacify human minds. At first, everything seemed to be going well. People stopped fighting, and the world became a much quieter place.
However, as time went on, something started to go wrong. The pacification began to have unintended consequences. People stopped being creative, curious, and passionate. They became apathetic and indifferent to everything around them. The world became a stagnant, colorless place, devoid of any real life.
The aliens were baffled. They had intended to create a peaceful world, but they had not realized the true cost of pacification. They had taken away the very essence of what made humans human.
The leaders of Earth demanded that the aliens reverse their pacification. They wanted their people to be free to think, feel, and act as they pleased. But the aliens had no idea how to undo what they had done. They had thought that they could make the world a better place, but instead, they had destroyed it.
In the end, the aliens left Earth, saddened by the unintended consequences of their actions. They had hoped to help humanity, but instead, they had robbed them of their humanity. And so, the world returned to its former state, with all its flaws and imperfections. But at least, it was still alive.
Sicher, das ist weder hohe Literatur (aber das ist eine Menge Belletristik ebenfalls nicht) noch besonders kreativ. Dennoch kann man vielleicht Neil Clarkes Problem verstehen, wenn er mit solchen Texten geflutet wird. Übrigens ist ChatGPT im englischsprachigen Bereich bei Amazon inzwischen an etlichen Werken als »Mitautor« genannt.
Disclaimer: Dieser Artikel wurde ohne die Nutzung von ChatGPT erstellt (bis auf die Vignette), auch wenn es mir in den Fingern juckte. Artikelbild aus Dall‑E, Prompt: »A robot spewing money, digital painting«. Logo ChatGPT Copyright Open AI
Seit einiger Zeit lamentiert die Buchbranche über deutlich gestiegene Papierpreise bzw. eine Papierknappheit. In den letzten Tagen hörte man aus Kreisen großer Publikumsverlage auch erst wieder, dass die Buchpreise deutlich angehoben werden müssten – natürlich nicht zugunsten der Autor°Innen, die weiterhin mit Brosamen abgespeist werden, sondern damit die Taschen der Verleger voller werden. Bücher sind in Deutschland im internationalen Vergleich ohnehin schon sauteuer und werden damit schon seit einiger Zeit zum Luxusgut, dass sich nicht mehr jede/r leisten kann oder will, erst recht nicht angesichts der katastrophalen Lage auf dem Wohnungsmarkt oder den aktuellen Entwicklungen um Lebensmittel‑, Energie- oder Kraftstoffpreise. Erschwerend kommt hinzu, dass sich nach all den Jahren offenbar in der Branche immer noch nicht die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass man in direkter Konkurrenz zu 99 Cent-Apps oder Streamingdiensten steht, wenn es um das begrenzte Geld und den Krieg um die Aufmerksamkeit der Nutzer geht. Für den Preis eines Hardcovers, das nach drei Tagen durchgelesen ist, kann man auch beispielsweise zwei Monate WORLD OF WARCRAFT spielen …
Gerade interveniert der europäische Drucker-Dachverband Intergraf wegen der Papierknappheit und der hohen Preise bei der EU-Kommission. Die ist ohnehin dafür bekannt, der Verlagsbranche jeden Wunsch von den Lippen abzulesen.
Dabei existiert eine wirklich einfache und naheliegende Lösung für die Papierknappheit in der Buchbranche:
Das Lesen von eBooks forcieren.
Insbesondere den Leser°innen mit Sinn für Umweltschutz sollte doch zu vermitteln sein, dass für Bücher keine Bäume sterben und auch keine Unmengen an Wasser für Altpapiererzeugung verschwendet werden müssen. Das sollten auch Klebebindungs- und Druckerschwärze-Junkies, die über »Geruch eines gedruckten Buches« phantasieren, leicht einsehen können, oder?
Bei Bildbänden oder bestimmten Hardcovern sehe ich ja ein, dass man die im Regal stehen haben möchte, aber bei Wegwerfliteratur wie Massenpaperbacks und Taschenbüchern?
Der Herstellungsfootprint in Sachen Umweltbelastung eines eReaders amortisiert sich im Vergleich zu Printbüchern ungefähr innerhalb knapp eines Jahres, deutlich schneller bei Vielleser°Innen – ab dann ist die Umweltbilanz eines eReaders besser oder sehr viel besser als die von Papierbüchern. Moderne eReader verbrauchen aufgrund des eInk-Displays verschwindend geringe Mengen an Strom und sind äußerst langlebig. Meinen ersten Kindle habe ich verschenkt, als ich mir ein Nachfolgemodell mit besserem Display gegönnt habe, beide Geräte sind nach wie vor im Einsatz, der erste seit acht Jahren, ohne nennenswerte Verschleißerscheinungen.
Das nenne ich nachhaltig.
Seitdem hat die Darstellungsqualität nochmal erheblich draufgelegt, die neuen Kindles haben eInk-Displays mit einer Auflösung von 300 DPI, das ist wie auf Papier gedruckt. Die Ergonomievorteile liegen ebenfalls auf der Hand: Durch die Beleuchtung auch im Dunkeln lesen können, ohne jemanden mit einer Nachttischlampe zu stören und die Möglichkeit die Schriftgröße zu skalieren ist für Personen mit Sehschwächen ohnehin ein Killerfeature.
Insbesondere umweltschutzaffinen Leser°innen sollte doch zu vermitteln sein, dass eBooks eine geradezu perfekte Lösung darstellen.
Leider halten große Teile der Verlagsbranche eBooks immer noch für Ausgeburten der Hölle oder versuchen trotz erheblich geringerer Logistik- und Druckkosten Mondpreise dafür anzusagen.
Bei Humble gibt es wieder mal ein eBook-Paket und das dürfte für Phantastikfreunde mit Englischkenntnissen interessant sein, denn es besteht aus SF- und Fantasyromanen von namhaften Autor°Innen.
Darunter William Shatners komplette TEKWAR-Serie (immerhin neun Bücher), Romane von Timothy Zahn, Tim Powers, Jane Yolen oder Kate Elliott.
Für knapp 13 Euro (man darf natürlich auch mehr geben und bestimmen, wie viel Geld an wohltätige Zwecke geht, diesmal an die Science Fiction & Fantasy Writers of America) bekommt man 35 Romane.
Die Preisstaffeln sind (aktuell): 84, Cent, 6,76 Euro und 12,69 Euro. Günstiger kommt man an Phantastik-Befüllung für den eReader kaum heran. Alles weitere auf der Webseite zum eBook-Bundle, Stand heute hat man noch über 20 Tage Zeit, es zu erwerben.
In Deutschland sind solche eBook-Bundle leider auch im Jahr 2020 aufgrund des Klammerns an die fossile Buchpreisbindung leider nicht möglich.
Buchhandel und Börsenverein wischen sich verwundert die Augen, aber irgendwie sollte es angesichts der Pandemie und ihrer Auswirkungen niemanden verwundern: Der Verkauf von eBooks hat im ersten Halbjahr 2020 deutlich zugelegt.
Laut Pressemitteilung des Börsenvereins des deutschen Buchhandels stieg der Umsatz mit eBooks um 17,8 Prozent, bei einem Absatzzuwachs von 15,3 Prozent. Das sind 18,8 Millionen verkaufte eBooks und das ist weiterhin 7,5 Prozent des gesamten Umsatzes auf dem Publikumsmarkt.
Man weist darauf hin, dass dieser Zuwach mit Einführung der Anti-Corona-Maßnahmen begonnen hat. Ich möchte mit Loriot sprechen und sagen: »Ach was?«
Im zweiten Quartal 2020 steigerten sich die Umsätze im Vergleich zum Vohrjahresquartal um fast 39%. Dieser hohe eBook-Umsatz bliebt übrigens auch stabil, als die Buchläden wieder öffnen durften. Man darf also davon ausgehen, dass etliche Leser die Vorteile des eBooks erkannt haben. Interessant aber angesichts von Lockdowns und erzwungenen Zuhause Hockens absolut nicht überraschend ist auch die Erkenntnis, dass die Leser°Innen mehr eBooks erworben haben, als vorher.
Wie kommen diese Zahlen eigentlich zustande? Konkrete Umsatzzahlen, gemeldet von Verlagen sind es nicht, insbesondere von Amazon würde der Börsenverein die Zahlen ohnehin nicht bekommen. GfK Entertainment befragt im Rahmen des »GfK Consumer Panel Media*Scope Buch« 20000 Personen die angeblich »repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab zehn Jahren« sind. Erfasst werden nur eBooks ab einen Preis von 0,49 Euro. Wie alle Statistiken und Hochrechnungen sind die Zahlen also mit etwas Vorsicht zu genießen.
Die Entwicklung war abzusehen, aber letztendlich wurde sie durch Corona nur beschleunigt. Die Vorteile von eBooks sind offensichtlich: Zoom der Seiten, schnell gedrehte Publikumsromane müllen einem nicht die Bücherregale voll, das eBook kann sofort herunter geladen und konsumiert werden, um nur ein paar zu nennen. Bei einem jahrelang genutzten eReader ist bei eBooks auch der ökologische Footprint nach kurzer Zeit, bzw. der Anzahl gelesener Bücher, deutlich besser als bei Büchern, die hergestellt und durch die Republik gekarrt werden müssen, vom Stromverbrauch und anderen Nebenfaktoren im Buchladen haben wir da noch gar nicht gesprochen.
Für Buchläden ist das natürlich eine sehr schlechte Nachricht: Leser wandern vom Printbuch ab zum eBook und scheinen auch nicht zurück zu kommen. Die Digitalisierung schreitet fort und eine Branche schaut zu, ohne echte Konzepte zu entwickeln, wie man die lokalen Händler daran beteiligen könnte. Und ich möchte an dieser Stelle auch nochmal an die Wort von Ruprecht Frieling erinnern:
… letztlich sind nur Autoren und Leser für den Buchmarkt unentbehrlich. Es geht, wenngleich es für Kulturbeflissene ein Gräuel ist, auch ohne Verlage und Buchhändler
Das gilt insbesondere für eBooks. Jede/r Autor°in kann ohne große Probleme einen Onlineshop aufsetzen, über den Leser°Innen eBooks zum sofortigen Download verkaufen können. Nutzt man Open Source-Lösungen wie Woocommerce kostet das sogar außer Hosting fast nichts.
Ganz klar ist damit aber auch, dass Verlage es sich nicht mehr leisten können, ihre Totholzwerke nicht auch als eBooks anzubieten, wenn sie sich nicht ordentlich Umsatz entgehen lassen wollen.
Nachdem itch.io es vorgemacht hat, möchte sich auch die Humble Bundle inc. gegen Rassismus positionieren und bringt das HUMBLE FIGHT FOR RACIAL JUSTICE BUNDLE an den Start. Darin finden sich nicht nur Computerspiele (darunter einige echte Kracher), sondern auch ein paar Comics und eBooks aus den verschiedensten Bereichen, darunter Romane und Sachbücher, sowie mit STARFINDER ein Pen&Paper Rollenspiel-Regelwerk.
Mit 30 Dollar (ca. 28 Euro) ist man dabei, benötigt allerdings ein Konto bei Humble. Normalerweise würde der Content über 1200 Dollar kosten. Bei den Spielen erhält man Steam keys, die eBooks sind DRM-frei. Zeit zum Kaufen hat man noch knapp eine Woche.
Wer aufgrund der Tatsache, dass er oder sie gerade gezwungen ist zuhause herum zu hocken, kann natürlich auf Lesestoff zurückgreifen. Wer dabei immer noch trotzig auf bedrucktem Totholz beharrt hat natürlich Pech und muss darauf warten, dass das große A oder der lokale Buchhändler liefert. Wer schon im 21. Jahrhundert angekommen ist und eBooks konsumiert hat es um Längen einfacher. Gekauft, heruntergeladen, sofort lesen. Wer das immer noch nicht tut: Jetzt ist die perfekte Situation damit anzufangen.
Dabei gibt es zudem haufenweise legalen kostenlosen Lesestoff, und damit meine ich nicht unbedingt nur die zahllosen umsonst-Angebote bei Amazon. Wer der englischen Sprache mächtig ist, findet beispielsweise bei Reddit jede Menge Material. Der Subreddit heißt https://www.reddit.com/r/FreeEBOOKS/ und bietet Lesestoff zuhauf, wenn man will auch schön sortiert nach Themen wie unter anderem Fantasy, Science Fiction, Paranormal oder Mystery.
Ein wenig aufpassen muss man schon, dort werden auch temporäre Sonderangebote oder Werbeaktionen gelistet, es kann also sein, dass die eBooks nicht dauerhaft für umme zu bekommen sind. Man findet aber auch einen Haufen Klassiker, die bereits gemeinfrei sind, Abandonware oder Kleinodien über die man sonst nie gestolpert wäre.
Ich hole an dieser Stelle etwas aus: Mit dem Lesen der bekanntesten und langlebigsten deutschen SF-Serie im Heftromanformat habe ich bereits vor über 40 Jahren angefangen, das war so um Band 800 herum. Ich bin also kein Leser der ersten Stunde, aber doch bereits einige Zeit dabei. Aus Gründen die ich nicht mehr so genau nachvollziehen kann, hörte ich dann vor Heft 1400 auf und fand erst mit 1800 wieder zur Serie, der ich dann bis über 2700, also fast tausend Hefte lang, erneut treu blieb. Wobei »Hefte« nicht ganz korrekt ist, denn irgendwann stieg ich auf eBooks um, denn die müllen einem nicht die Wohnung voll und ab einem gewissen Alter weiß man zudem eine Text-Zoomfunktion ganz erheblich zu schätzen.
Es war seit Jahren eine nicht nachzuvollziehende Regelung: Auf Bücher fällt eine Mehrwertsteuer von 7% an (weil es sich um Kulturgüter handelt, sagt man), für eBooks und andere elektronische Publikationen wie beispielsweise PDF-Ausgaben von Zeitschriften fiel 19% MWSt an, weil die nicht als Bücher sondern als Dienstleistungen eingestuft wurden.
Auf Anraten der EU-Kommission haben die EU-Finanzminister heute beschlossen, dass es den Ländern freigestellt werden soll, einen geringeren Steuersatz auf eBooks & Co. zu ermöglichen. Schon vor ungefähr einem Jahr hatte das eU-Parlament für die verringerten Steuersätze gestimmt. Finanzminister Scholz hat bereits angekündigt, dass er das im #neuland so schnell wie möglich umsetzen will.
Bisher galt innerhalb der EU ein Mindeststeuersatz von 15% auf eBooks und ähnliche Publikationen.
Damit werden auch Bundleangebote für Print und eBook deutlich einfacher anbietbar als bisher, denn bis dato hatte das wegen der unterschiedlichen Steuersätze einen deutlichen Mehraufwand bedeutet, so dass etliche Anbieter darauf verzichteten.
Ich würde übrigens nicht davon ausgehen, dass eBooks dadurch günstiger werden, sondern dass insbesondere die Großverlage sich die Differenz einstreichen werden.
Ich hatte mich vorgestern darüber gewundert, dass man SHADOWRUN-Romane aus dem Pegasus-Verlag nicht als eBooks bekommen kann. Das war so pauschal nicht ganz korrekt, wie ich auch schon im ursprünglichen Artikel ergänzt hatte. Die grundsätzliche Fehleinschätzung entstand daraus, dass man a) auf den Seiten der Bücher auf der Verlagshomepage keinerlei Hinweise auf die eBooks fand (ohnehin wirkt der Shop des Pegasus Verlags, als sei er aus dem letzten Jahrtausend übrig geblieben) und b) auch bei Amazon nicht das Geringste zu finden war.
Ich wurde dann von Dritten darauf hingewiesen, dass es noch pegasusdigital.de gäbe. Das ist korrekt, es handelt sich um einen Shop, der via DriveThruRPG betrieben wird. Aber auch dort fand ich für etliche der Romane nur PDFs vor – und PDFs sind kein eBook-Format, sondern ein Dokumentenaustauschformat und für die Nutzung auf dedizierten eReadern ungeeignet.
Ich fragte bereits vor den Hinweisen beim Verlag nach, warum es keine eBooks zu SHADOWRUN-Romanen gebe. Die Antwort war kurz:
Alle unsere Romane gibt es als eBook, allerdings derzeit nur für Tolino. Sie finden sie unter folgendem Link: (Link zu Thalia)
Aha. Daraufhin fragte ich nach und erhielt heute Antworten:
1. Auf der Webseite Ihres Verlags finde ich an den Printversionen keinerlei Hinweise auf eBook-Fassungen. Warum nicht?
Die Webseite unseres Verlags erfordert, dass wir die Links zu ebook-Fassungen per Hand einpflegen – was leicht in Vergessenheit gerät. Das werden wir jetzt allerdings nachholen, vielen Dank für den Hinweis!
An dieser Stelle möchte ich nochmal den Hinweis auf den altbackenen Shop wiederholen. Sonderlich professionell wirkt das nicht.
2. Auf pegasusdigital.de finden sich für die meisten Bücher nur PDF-Fassungen, keine ePub-Versionen. Warum nicht?
Die Romane gibt es als epub-Versionen auf pegasusdigital.de. Rollenspiele haben viele Illustrationen, Kästen, Schmuckelemente etc. Deshalb bevorzugen wir ein statisches Format – PDF -, das unabhängig vom Endgerät des Users gleich aussieht.
Diese Aussage ist inkorrekt, denn mache Romane gibt es definitiv auf pegasusdigital.de nur als PDF, beispielsweise IWANS WEG oder FEUER UND FROST. Offenbar ist also auch dieser Shop schlecht gepflegt. Der Hinweis auf Rollenspiele macht an dieser Stelle überhaupt keinen Sinn, denn ich hatte ja ausdrücklich nach Romanen gefragt.
3. Warum werden die Romane nicht für Amazons eReader zur Verfügung gestellt, sondern ausschließlich im ePub-Format?
Die Umsetzung für Amazons eReader ist in Arbeit, wobei sich jedoch leider noch kein genauer Zeitpunkt für eine Veröffentlichung dafür nennen lässt.
Wie lange gibt es jetzt in Deutschland eBooks via Amazon? Sogar Kleinverlage und Selfpublisher sind seit Jahren völlig problemlos in der Lage, eBooks über Amazon bereit zu stellen, aber Pegasus kann das Ende des Jahres 2018 immer noch nicht. Es gibt zahllose Dienstleister, die das für einen Verlag übernehmen können, wenn der das nicht selbst machen will. Wäre es nicht so traurig, könnte man lachen. Ich habe eher den Eindruck, als sei es den Verantwortlichen beim Verlag völlig wumpe, ob es die eBooks beim Marktführer gibt.
4. Heißt »nur für den Tolino«, dass andere Lesegeräte als Tolino nicht unterstützt werden?
Korrekt, momentan sind unsere eBooks nur für Tolino-Lesegeräte und Geräte mit Tolino-Lese-App verfügbar.
Seltsame Antwort, denn auf pegasusdigital sind explizit auch andere Lesegeräte genannt (Nook, Sony), solange sie das Format ePub unterstützen. Ich habe keinen Test bei Thalia und Co gemacht, da ich auf einem Kindle lese, aber ich gehe eigentlich davon aus, dass man die ePubs auch abseits von Tolino und dessen Apps einfach herunter laden und auf beliebigen Endgeräten benutzen können sollte.
5. Sind die ePubs DRM-geschützt oder kann man sie nach Erwerb ins mobi-oder azw-Format konvertieren?
Die ebub-Versionen unserer Romane sind nicht DRM-geschützt.
Na immerhin das, man könnte also, wenn man unbedingt wollte, die ePub-Fassung kaufen und die mittels Calibre in eine mobi oder azw-Fassung umwandeln, um sie auf dem Kindle lesen zu können. Mit den üblichen Problemen, die durch eine Konvertierung entstehen können.
6. Den Roman »Alter Ego« finde ich auch bei Thalia nicht als eBook.
Warum nicht?
Die Printausgabe von »Alter Ego« ist jüngst erschienen und die Tolino-eBook-Ausgabe folgt in Kürze.
Auch das finde ich im Jahr 2018 eher befremdlich. Warum steht eine eBook-Ausgabe nicht zeitgleich zur Verfügung?
Bei kleinen Klitschen könnte ich manches davon mit Mühe nachvollziehen, aber bei Pegasus handelt es sich um einen namhaften deutschen Verlag aus dem Bereich Gesellschafts- und Rollenspiele. Dass die noch analoger und rückständiger zu sein scheinen, als ihre Vettern aus der herkömmlichen Buchbranche lässt mich beinahe fassungslos zurück. Dass es dabei um SHADOWRUN-Romane aus einer technisierten Zukunft geht, rückt das Dilemma sogar ins Komödiantische. Die Antworten lassen zudem eine gewisse Ahnungslosigkeit erkennen, wenn es um eBooks geht.
Ich hatte vor, SHADOWRUN-eBooks zu kaufen, aber das Konvertieren zu ePub und dann hantieren mit USB-Kabel, um die eBooks vom Rechner auf den Kindle zu bekommen, ist mir zuviel Generve. Es gibt aber mehr als genug eBooks anderer Anbieter als Alternativen, denen ich mein Geld hinterher werfen kann, wenn Pegasus es nicht haben möchte.
Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies und von eingebundenen Skripten Dritter zu. Weitere Informationen
Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest (Navigation) oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst Du Dich damit einverstanden. Dann können auch Cookies von Drittanbietern wie Amazon, Youtube oder Google gesetzt werden. Wenn Du das nicht willst, solltest Du entweder nicht auf "Akzeptieren" klicken und die Seite nicht weiter nutzen, oder Deinen Browser im Inkognito-Modus betreiben, und/oder Anti-Tracking- und Scriptblocker-Plugins nutzen.
Mit einem Klick auf "Akzeptieren" werden zudem extern gehostete Javascripte freigeschaltet, die weitere Informationen, wie beispielsweise die IP-Adresse an Dritte weitergeben können. Welche Informationen das genau sind liegt nicht im Einflussbereich des Betreibers dieser Seite, das bitte bei den Anbietern (jQuery, Google, Youtube, Amazon, Twitter *) erfragen. Wer das nicht möchte, klickt nicht auf "akzeptieren" und verlässt die Seite.
Wer wer seine Identität im Web schützen will, nutzt Browser-Erweiterungen wie beispielsweise uBlock Origin oder ScriptBlock und kann dann Skripte und Tracking gezielt zulassen oder eben unterbinden.