Auf meinen gestrigen Artikel zur »Crowdfunding«-Plattform 100fans von der Münchner Verlagsgruppe erhielt ich ebenfalls gestern noch eine Email mit Bitte um Richtigstellung. Eigentlich wollte ich mit der Veröffentlichung warten, bis auch die Antworten auf meine restlichen gestellten Fragen eintreffen, habe mich aber dann doch dagegen entschieden. Ich führe die von den Betreibern bemängelten Stellen hier im einzelnen auf und gehe auch gleich inhaltlich darauf ein.
Der Betreiber schrieb:
Bevor ich Ihre weitergehenden Fragen beantworte, muss ich Sie auf einige sachliche Fehler in dem Artikel auf Ihrer Seite hinweisen und um deren Berichtigung bitten. Wenn man sich sachlich mit etwas auseinandersetzen möchte, sollten die Fakten schon stimmen.
Unwahr ist:
»…das darf in Form eines eBooks oder oder herkömmlichen Druckwerks daher kommen…«
Wahr ist: Alle 100 FANS-Bücher wird es sowohl als E‑Book als auch als gedruckte Bücher geben. Zum Funding muss kein Autor ein fertiges Buch bei uns abliefern, sondern er präsentiert sein Buch oder seine Buchidee mit einem Exposé oder einem Auszug auf unserer elektronischen Plattform.
Tatsächlich habe ich geschrieben:
Man kann dort sein Buchprojekt vorstellen, das darf in Form eines eBooks oder herkömmlichen Druckwerks daher kommen, und nach Schwarm-Finanzierern suchen.
Ich sehe nicht, wo das »unwahr« sein soll. Die Autoren werden ohnehin nur Dateien einreichen, aus denen werden dann eBooks oder Bücher oder beides. Ich sehe ehrlich gesagt nicht ganz den Kritikpunkt, ebenso wenig kann ich meinen Satz als »unwahr« erkennen. Vielleicht als »ungenau formuliert«.
Als ich gestern den Artikel beim Tagesspiegel gefunden habe, dachte ich erst an den ersten April. Oder einen schlechten Scherz. Doch leider handelt es sich um Realität.
Kurzfassung: Der Cross Cult-Verlag, bekannt für deutsche Fassungen diverser US-Comics und auch zahlloser Romanreihen zu Fernsehserien, allen voran STAR TREK, muss Ende August (also jetzt) große Teile seines Lagers schreddern, weil das Finanzamt den Wert viel zu hoch ansetzt und eine gigantische Steuernachzahlung in Höhe von 60000 – 70000 Euro verlangen würde. Da ein vergleichsweise kleiner Verlag sich das nicht leisten kann, bleibt nur der Ausweg der Vernichtung des Lagerbestands, um diese Kosten zu umgehen. Der vollständige Artikel im Tagesspiegel.
Da bleibt mir die Luft weg. Backlists sind für Verlage ohnehin ein Greuel, für den Leser sind sie Gold wert. Wie es sein kann, dass so ein Finanzamt Fantasiewerte für Lagerhaltung ansetzen kann, und damit für die Vernichtung von Kulturgüter sorgt, kann ich nicht mal ansatzweise nachvollziehen. Fragt man die Hausbank nach dem Wert des Lagerbestands, dann wird die vermutlich etwas wie »Altpapier« antworten und ihn in keiner Weise als Wert oder Sicherheit anerkennen wollen. Das Finanzamt kehrt das zur Generierung von Steuermitteln für den Staat einfach mal unilateral um. Widerstand ist zwecklos, mit den »grauen Herren« legt man sich nicht an, das weiß jeder Selbstständige, denn die sitzen immer am längeren Hebel und lassen Dich im Zweifelsfall nicht nur sinngemäß am ausgestreckten Arm verenden. Genannt wird sowas dann üblicherweise »Ermessensentscheidung«.
Unfassbar.
Da zeigt sich wieder mal die Steuergerechtigkeit in Deutschland: je größer die Firmen, desto größer üblicherweise deren Steuerbefreiung. Erst gestern fand sich ein Artikel auf Telepolis, der beleuchtete, dass durch von der Politik so gewollt vermiedene Steuern und Abgaben insbesondere großer und multinationaler sich auf über eine Billion Euro jährlich (!) belaufen. Könnten die kassiert werden, wäre Europa auf einen Schlag saniert.
Statt aber die dicke Kohle bei den ganz Großen endlich abzuholen, sorgt das deutsche Finanzamt, legitimiert durch eben diese Politik, dafür, dass kleine Firmen unter Druck gesetzt werden und ihre Backlist vernichten müssen. Ich will hier wahrlich keinen Godwin produzieren, aber da kommt mir schon unwillkürlich das Wort »Bücherverbrennung« in den Sinn. Das ist die Realität, während irgendwelche Politiker immer wieder mal von der »Steuererklärung auf einem Bierdeckel« schwafeln. ich würde mal vermuten, dass die Finanzbeamten umso kreativer sind, je leerer bei der jeweiligen Gemeinde die Kasse ist.
Wenn ihr also demnächst wieder mal einen Titel aus der Backlist nicht mehr bekommt, dann wisst ihr, wem ihr zu danken habt. Den Kulturvernichtern aus dem Bundesministerium der Finanzen und den Sachbearbeitern in den Finanzämtern mit ihren »Ermessensentscheidungen«.
Ein Fall wie bei Cross Cult erzeugt nur Verlierer (Zitat Tagesspiegel):
Der Verlag verliert seine Bücher, das Finanzamt sein Geld und die Leser den Zugriff auf mitunter preisgekröntes Kulturgut.
Wenn ihr schnell noch ein paar Bücher vor der Vernichtung bewahren wollt, dann kauft was bei Cross Cult.
Übrigens könnte auch das zu einer verstärkten Verbreitung von eBooks führen, denn da gibt es systembedingt keine Lagerhaltung …
Die Öffentliche Bücherei Seattle startet ihr »2013 Summer Reading Program« mit Stil: einer Weltrekord-Dominokette, allerdings besteht die nicht aus Dominosteinen, sondern aus Büchern, wie es sich für eine Bücherei gehört. Die 27 Aufbauer benötigten für das Aufstellen der 2131 Bücher sieben Stunden (und drei Fehlversuche). Die Bücher mussten hinterher übrigens nicht wieder an ihre passenden Plätze sortiert werden, denn es handelte sich um ausgemusterte oder gespendete, die nun zugunsten der Library verkauft werden. Coole Aktion.
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Heute ging das Portal Qindie online. Qindie ist eine griffige Zusammenfassung aus zwei Worten: »Qualität« und »Indie«. Was will uns das sagen? Ziemlich einfach: Selfpublishing wäre eigentlich eine coole Sache, aber man kann und darf einfach nicht mehr verleugnen, dass wir damit ein Problem haben: ich sage gerne »jeder Analphabet und sein Hund kann veröffentlichen und tut es auch«. Und dieses Problem führt dazu, dass die einschlägigen Independent-Plattformen wie beispielsweise Kindle Direct Publishing oder Kobo Writing Life in Haufen von stilistisch und orthografisch unerträglichem Bullshit versinken, den sich ernsthaft keiner geben kann. Das führte leider dazu, dass der Begriff »Selfpublishing« sich ob dieser Auswüchse in letzter Zeit eher zu einem Schimpfwort wandelte.
Leider, denn tatsächlich gibt es definitiv auch viel Lesenswertes unter den Indie-Publikationen – und zwar sowohl von Autoren und Autorinnen, die bereits bei namhaften Verlagen veröffentlicht haben, aber dennoch zusätzlich auch als Selfpublisher Werke publizieren (die laut Verlagen keiner lesen möchte), als auch von Newcomern, die noch keiner kennt, die es aber dennoch verstehen zu schreiben. Im Internet ist das ähnlich, auch dort gibt es haufenweise Nullnummern unter den Webseiten – doch hier weisen uns Suchmaschinen mit ihren Algorithmen den Weg und trennen Spreu von Weizen und Dünger von Dung. Warum gibt es so etwas nicht für Indie-Publikationen? Weil es technisch nicht geht. Den Informationsgehalt einer Webseite kann man – vielleicht – durch Inhaltsanalyse und Backlink-Statistik erfassen, bei Belletristik ist dies ungleich schwieriger bis unmöglich.
Die Plattform Qindie will eine Bresche in das Dickicht des Selfpublishings schlagen und möchte auf die Perlen hinweisen. Möchte dem Leser die Möglichkeit geben, unter all dem oft schwer verdaulichen Buchstabenwust die lesenswerten, nein, die unbedingt lesbaren Werke abseits der etablierten Verlage zu finden. Möchte die Zeit mindern, die man dabei aufwendet, sich mit der Machete erschöpft und frustriert durch Urwälder voller orthografischer und stilistischer Schlingpflanzen zu hacken, während man dabei von Stinktieren bedroht wird, die der Ansicht sind, nach Lavendel zu duften.
Wer die heute gestartete Seite besucht, der sollte sich darüber im Klaren sein, dass dieses Pflänzchen noch jung ist. Es muss wachsen und gedeihen. Den Dünger können auch die Leser liefern, denn Rückmeldungen was man anders oder besser machen kann oder ob man was übersehen hat, also konstruktive Kritik, kann jeder brauchen. »Nobody is perfect«, sagt ein altes klingonisches Sprichwort, das ich im Original leider nicht aussprechen kann. :)
Also, liebe Leser, egal welchen Genres: besucht Qindie. Findet coole Bücher abseits des Verlags-Mainstreams. Elektrische und papierne. Bringt euch mit Kommentaren oder Emails ein. Und sagt es weiter! Alle wichtigen Informationen findet man dort. Keine Geschmackspolizei. Aber Anregungen.
Disclaimer: ich bin nicht ganz neutral in dieser Sache, denn ihr werdet auf Qindie meinen Namen finden. Dennoch: selbst wenn ich noch nie etwas davon gehört hätte, würde ich das als Freund von Büchern und eBooks sowie Anhänger der Selfpublishing-Idee ganz großartig finden. Ehrlich. Entscheidet selbst.
Ihr müsst jetzt ganz stark sein, liebe Leser. Diesen Test erträgt nur, wer extrem geistesstark oder völlig besoffen ist. Oder sein Hirn großzügig notleidenden Zombies gespendet hat. You have been warned!
Hereinspaziert, hereinspaziert, meine sehr geehrten Damen und Herren, in unsere einmalige Show der Absonderlichkeiten! Hier sehen Sie abstoßende Monstren ebenso, wie verwachsene Freaks, hier bleibt kein Auge trocken und hier erblicken Sie Dinge, die man anderswo totschlagen würde!
Bisher konnte man in diesem Test von Onlineshops halbwegs brauchbare Ergebniss ebenso finden, wie mangelhafte oder durchwachsene. Aber was libreka!, der von MVB – und damit vom Börsenverein des Buchhandels, MVB heisst »Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH« – betriebene Buchladen im Web bietet, ist so hanebüchen, dass das oben zu lesende Intro seine Berechtigung hat. Denn ich habe vor lauter »an den Kopf fassen« (neudeutsch: Facepalms) während des Tests jetzt haufenweise deutliche Griffstellen im Gesicht und – um bei der Freakshow zu bleiben: dieser Shop muss aus Leichenteilen mumifizierter Börsenvereins-Zombies zusammengesetzt worden sein, anders lässt sich das, was mir begegnet ist, nicht erklären.
Insbesondere sind die gleich folgenden Erkenntnisse dann witzig, wenn man sich vor Augen führt, wie MVB unter einem »über libreka!«-Link großspurig angibt:
libreka! ist die große E‑Book-Plattform für den deutschsprachigen Raum – mit einem umfassenden Leistungsangebot, das von der Information über die Möglichkeit zum Reinlesen in Bücher bis zum Kauf von E‑Books und gedruckten Büchern reicht. 1.947.526 Bücher aus über 1.763 Verlagen mit über 50 Millionen Buchseiten stehen für die Suche zur Verfügung und652.937 E‑Books zum Kauf bereit. Wer als Leser Bücher sucht, ist bei libreka! an der richtigen Adresse.
Den letzten Satz möchte ich aber sowas von bezweifeln. Wer als Leser Bücher sucht (insbesondere englische Print- oder eBooks), der ist in einem türkischen Gemüseladen besser aufgehoben, als bei libreka. Da kann man wenigstens die Inhaltsstoffe der Sucuk von der Verpackung ablesen, manchmal sogar in englisch.
Merket auf, liebe Besucher der Freakshow, wenn ich euch den degeneriertesten und verwachsensten Onlineshop in Sachen »ich kauf´ im Internet« vorstelle, den ich je gesehen habe. Bühne frei für: libreka! Unsere gedungenen Clowns werden jetzt noch schnell Valium verteilen, damit es nicht zu Hyperventilation kommt.
Auf den ersten Blick ist man noch arglos und erfreut sich an der Übersichtlichkeit und dem halbwegs hübschen und modernen Anblick der Seite. Das zeigt allerdings, dass man auch aus einem hirnlosen Zombie mit ein wenig Make Up und neuen Designer-Klamotten zumindest äußerlich einen Superstar machen kann (ähnliches betreiben Privatsender seit Jahren und auch öffentlich-rechtliche können das inzwischen ganz gut, aber das ist doch dieses … Fernsehen … iiiiihhhh!).
Aber ich schweife ab. Erfreut nimmt man erst einmal ein horizontales Hauptmenü zur Kenntnis, das nicht nur eBooks und Bücher, sondern auch »Audio«, »Video/DVD« (»BluRay« ist vermutlich zu modern für den … äh … traditionsbewussten Börsenverein), »Software« und »Weitere Medien« feil bietet. Wobei ich mir auf Anhieb unter »Weitere Medien« so gar nix vorstellen konnte. Also der Neugier nachgekommen und mal darauf geklickt.
Ahja. Unter »Weitere Medien« finde ich … Bücher. Das ist ja originell. Warum sind die nicht unter »Bücher«? Weil man unbedingt einen weiteren Menüpunkt brauchte, um wichtiger zu wirken? Oder besser sortiert? Das Menü musste voll werden? Man könnte annehmen, dass die Schlauberger, die das Portal verbrochen haben, nach dem hastigen Genuss einer Flasche Hörnertee möglicherweise dachten »Hach, wir machen den überflüssigen Menüpunkt ganz nach rechts. Mit dem Titel und dem Namen klickt da eh nie jemand drauf!« Doch: ich. Unfassbar. Verlassen wir schnell diesen Ort, denn hier lauert der Wahnsinn der »Großen Alten« des Börsenvereins und ihrer nichteuklidischen Navigation. Mir ist schon ganz schwummrig,
Mal abgesehen davon, dass sich der Inhalt auch hier liebevoll an die linke Seite des Browserfensters schmiegt, sieht die Front des Hauses eigentlich ganz gut aus. Topmenü mit Hauptnavigation, man könnte sich fragen, warum im Header »Bücher und eBooks« steht, in der Navigation jedoch eBooks vor Büchern angeordnet sind. Ist man sich seiner Prioritäten nicht ganz sicher? Grün als dominante Farbe soll einen Eindruck von Frische erzeugen. An der linken Seite zeigen sich thematische Unterteilungen, klicke ich auf Belletristik, stelle ich erstaunt fest, dass als »Themen« unter anderem »Fantastische Literatur«, »Fantasy«, »Science Fiction« und »Fantasy & Science Fiction« auftauchen. Das sind keine Kategorien, wie auf den bisher getesteten Seiten, sondern Filter, die die angezeigten Inhalte (erstmal irgendwie alles) einschränken. Eigentlich ganz pfiffig gemacht. Wähle ich irgendwas davon kann ich sogar gezielt nach Sprachen filtern und sogar nach Preisrahmen. Bei diversen Büchern wird mir die Option »reinlesen« angezeigt, damit also eine Möglichkeit, die ganz ähnlich der »Blick ins Buch«-Funktion bei Amazon ist.
Mal im Ernst und außerhalb meiner Spottereien weiter oben: wer ausschließlich auf der Hatz nach deutschen Mainstream-Büchern ist, wird hier vermutlich ganz gut bedient, denn eigentlich ist das Konzept der Suche mit nachfolgender Filterung durchaus schlüssig und das Filtern auch ganz gut umgesetzt (die eigentliche Suche aber nicht). Von der völlig unbedienbaren ergonomischen Katastrophe, die libreka! vor dem Relaunch war, ist das tatsächlich Lichtjahre entfernt. MVB hat in Sachen Bedienung offenbar bessere Leute als beim letzten Mal für die Umsetzung eingekauft – das ist aber auch wahrlich nicht schwer. Zu den unentschuldbaren Tücken der Suche (merke: Suche ist nicht gleich Filterung) kommen wir gleich.
Nur: ich möchte gern englische Bücher erwerben, sei es in Totholz- oder in elektronischer Form – dazu kommen wir jetzt und es wird kleinkariert und komisch, denn zumindest dieser Teil der Hütte bröckelt hinter der aufgestyleten Fassade ziemlich heftig.
Die Suche nach BLOOD RITES mit einer nachfolgenden Filterung »English« bringt den gesuchten Roman auf den ersten drei Seiten (also dreißig Suchergebnissen) nicht ans Tageslicht. Deswegen die Verfeinerung mit dem Autorennamen »Butcher«, das hat bisher auf den anderen Shops fast immer funktioniert. Hier jedoch: insgesamt vier Ergebnisse (der Englisch-Filter ist noch aktiv), keines (!) davon ist der gesuchte Harry Dresden-Roman.
Na gut, versuche ich also mal den im November erschienenen neuen Roman COLD DAYS. Auch hier finde ich auf den ersten Ergebnisseiten den gesuchten Titel nicht, die Suchmaschine behauptet zwar, nach »Relevanz« zu sortieren, was das für eine Relevanz sein könnte, geht mir allerdings auch nach einer ausgiebigen Meditation auf meinem Daniel Düsentrieb-Kissen nicht auf. Markiert sind bei den Treffern die einzelnen Worte »cold« und »days«, eine Suche nach beiden Begriffen zusammen scheint nicht priorisiert nach Relevanz sortiert zu werden. Wer programmiert so etwas? In einwöchigem Lehrgang zur IT-Kraft umgeschulte MVB-Manager? Auch wenn ich COLD DAYS in Anführungszeichen setze, eine übliche Vorgehensweise um Suchbegriffe zusammen zu fügen: Fehlanzeige; ebenso, wenn ich den Titel um den Autorennamen ergänze: dann gibt es neun englische Treffer, keiner davon ist der gesuchte Roman – es ist noch nicht einmal ein einziger davon von Jim Butcher.
Noch ein letzter Versuch mit CHANGES. Über 30000 Treffer in »englische Bücher« – ah ja … Verfeinerung mit dem Autorennamen: kein Treffer auf den ersten paar Seiten der Suchergebnisse. Ernüchternd.
Unter dem »Finden«-Button der Suchfunktion entdecke ich einen kleinen Link: »Erweiterte Suche«. Hier kann ich den Titel und den Autorennamen einzeln eingeben. Ich tue dies für beide vorstehenden Romane und zusätzlich noch für CHANGES, das Ergebnis ist jedesmal dasselbe:
Ihre Suchanfrage nach * und Titel »Changes« und Autor »Butcher« lieferte keine Ergebnisse. Bitte versuchen Sie es mit einem anderen Suchbegriff.
»Erbärmlich« ist wieder einmal das einzige Wort, das mir dazu einfällt. Nein, das stimmt nicht, mir fallen noch ganz andere Worte ein, aber die sind hier nicht wiedergabefähig, das verbietet mir meine Erziehung. Vermutlich nutze ich wieder eine Art und Weise des Suchens, die nicht mit den Vorstellungen der MVB-Entwickler übereinstimmt, was zulässige oder valide Suchanfragen sind (siehe die Lachnummer auf buchhandel.de). Vielleicht sollten die ein Handbuch zur Suche heraus geben. Man würde das nur vermutlich auf der Seite nicht finden.
Die Suche nach REDSHIRTS liefert drei Treffer. Der erste ist die Heyne-Ausgabe, zwei und drei muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, das ist vermutlich wieder diese okkulte MVB-»Relevanz«:
Augenblicke einer Weltreise, Helge Negele
The Pulitzer Price Archive. A History And Anthology …
Man sieht: höchst beeindruckend, was diese Suchmaschine leistet … Englische Ausgaben von REDSHIRTS sowohl als eBook wie auch als Printbuch: nix ist.
Die Suche nach Alan Dean Foster fördert ebenso wie eine nach »Foster, Alan Dean« und einer Einschränkung auf englische Bücher gerade mal 13 Treffer zutage, davon ist nicht ein einziger von Alan Dean Foster. Eine Vertipper-Suche nach »Alan Dearn Foster« liefert wie erwartet: … nix.
Ihre Suchanfrage nach »alan« »dearn« »foster« lieferte keine Ergebnisse. Bitte versuchen Sie es mit einem anderen oder allgemeineren Suchbegriff.
Danke, aber ich versuche es lieber mit Bol, Osiander oder eben doch wieder Amazon. Und: Bei diversen Büchern fehlen die Coverabbildungen.
Eigentlich habe ich an dieser Stelle des Tests schon gar keinen Bock mehr, mich weiter mit diesem halbvergammelten Untoten auseinander zu setzen, aber ich beisse die Zähne zusammen, versuche mich in einen stoizistisch-masochistischen Geisteszustand zu versetzen, der mich diese Freak-Webseite weiterhin ertragen lässt, und mache weiter. Ne Pulle Leberkleister wäre vielleicht auch eine Hilfe gewesen.
Wobei: eigentlich könnte ich mir die Tests in Sachen eBooks tatsächlich sparen, denn bei den vorgenannten Suchergebnissen wurden auch immer die eBooks mit angezeigt und sind filterbar. Deswegen in aller Kürze:
Die Suche nach ICERIGGER fördert tatsächlich ein Resultat hervor, was ist denn jetzt los? Die gesamte Trilogie in einem eBook, herausgegeben von Open Road für EUR 14,20. Die hat Amazon nicht. Die Einzelbände gibt es bei libreka nicht, bei den Amazonen allerdings schon. Das mit ICERIGGER war jedoch ein Zufallstreffer. Charles Stross´ HIDDEN FAMILY: Fehlanzeige. Scalzis REDSHIRTS: Fehlanzeige. Und sogar die beiden Bestseller THE HUNGER GAMES und A DANCE WITH DRAGONS: Fehlanzeige.
Versuchen wir noch schnell einen Klassiker: MOUNTAINS OF MADNESS von H. P. Lovecraft. Und der wird tatsächlich als eBook in einer Ausgabe von Random House gefunden, der Preis beträgt üppige 21,31 Euro, bei Amazon gibt es verschiedene Ausgaben, die preiswertesten davon kosten … 89 Cent, allerdings habe ich die Random House-Ausgabe auf Amazon nicht gefunden. Ein großer Teil der Werke Lovecrafts sind übrigens seit 2007 gemeinfrei … 21,31 Euro … ohne Worte … ich habe für eine Lovecraft-Gesamtausgabe für den Kindle 99 Cent bezahlt …
Man kann konstatieren: eklatante Preisunterschiede gibt es deswegen nicht, weil die ach so tolle eBook-Plattform des Börsenvereins in Sachen englischer eBooks extrem schlecht sortiert ist, zumindest was den Bereich Phantastik angeht.
Ich bin ja gar nicht so, gebe ihnen bei deutschen Büchern eine Chance, suche nochmal nach Alan Dean Foster und beschränke diesmal nicht auf »englisch«. Nach der Einschränkung auf »Bücher« und »Belletristik« erhalte ich 34 Treffer. Ja, das könnte hinkommen. Allerdings sind nur 12 davon tatsächlich von ihm der Rest ist von irgendwem. Noch eins? Gern: Ich suche nach »George R. R. Martin« und schränke auf »Bücher« ein, Belletristik bietet mir der Filter gar nicht an. Ergebnis: vier Graphic Novels nach Martin, dann ein Buch über Pferdesport im Nationalsozialismus (nein, kein Scherz!), eine Götz George-Biografie, erst dann die ersten beiden Romane aus der LIED VON EIS UND FEUER-Reihe. Dann ein Buch über Designmethoden und eins über Martin Gropius. Auf der zweiten Ergebnisseite kein anderes Bild, da wundert man sich nicht, dass 2475 Treffer gemeldet werden. Und so geht es weiter. An dieser Stelle hätte ich, um ein hysterisches Gekicher zu unterdrücken, erneut die bereits bemühte Flasche Leberkleister zum Einsatz kommen lassen müssen. Ergo: auch bei der Recherche in der Kernkompetenz »deutschsprachige Bücher« sind die Ergebnisse dieser Suchmaschine mit »subterran« noch sehr freundlich umschrieben.
Liebe Leute von MVB: Lucene/Solr ist eine Open Source-Suchmaschine unter Ägide des Apache-Projekts und liefert schon unkonfiguriert bessere Ergebnisse als euer Programmierer-Ejakulat!
Schauen wir noch auf die AGBs und Lieferbedingungen der Börsenvereinszombieseite:
Aus irgendwelchen nicht nachvollziehbaren Gründen bleiben gekaufte eBooks nur zwei Jahre lang herunterladbar. Das muss in Zeiten der Cloud einfach deutlich besser gehen, warum hier nicht ein zeitlich unbegrenzter Zugriff auf die zumeist mit DRM verseuchten Werke ermöglicht wird, ist nicht nachvollziehbar. Man sollte an dieser Stelle jedoch fairnesshalber anmerken, dass es bei libreka! auch eBooks gibt, die nur mit Soft-DRM versehen oder völlig frei von Kopierschutzmechanismen sind. Meine Vermutung ist, dass man sich darüber im Klaren ist, dass auch diese Seite demnächst wieder über Bord gekippt wird und man dann keinen Bock hat, die Kundendaten und ‑eBook-Lizenzen zu migrieren.
Bei der Lieferung von Büchern und den Preisen hierfür dann der Klopper: hier wird man auf die Seite buchhandel.de verwiesen, die ich an anderer Stelle bereits als völlig untauglich getestet hatte; Man weist nur darauf hin, dass man sich die Waren dann an einen Buchhändler der Wahl senden lassen kann – oder eben gegen einen Obolus nach Hause. Warum das keine Option ist, kann man in meinem Artikel zu buchhandel.de nachlesen. Diese Vorgehensweise ist natürlich völlig sinnfrei, denn warum leistet man sich eine zweite, redundante Plattform, wenn von da wieder nur auf die erste geleitet wird und beschränkt libreka nicht, wie ursprünglich gedacht, ausschließlich auf eBooks?
Fazit: Geht gar nicht. Zwar nette Filtermöglichkeiten (die Idee sollte Doktor Frankenstein in einen anderen Patienten transplantieren), aber eine komplett untaugliche Suchfunktion. Weiterhin gähnende Leere bei englischen Printbüchern und eBooks aus dem Bereich Phantastik.
Völlig indiskutabel. Man kann nur hoffen, dass diese oberflächlich geschminkte Zombie-Seite schnell von Rick Grimes mit einer großkalibrigen Feuerwaffe von ihren Leiden erlöst wird.
Was? Es ist immerhin die Seite einer Tochterfirma des »Börsenvereins des Teutschen Puchhandels« und die muss gar keine englischen Schmöker vorhalten? Was für ein Unsinn, Auswahl und Genrekompetenz sind die Stichworte, die von Amazon bedient werden – und hier sollte gerade eine Buchhandelsseite wenigstens versuchen gegen zu halten. Insbesondere, wenn englische Bücher explizit als Auswahl zur Verfügung stehen, dann muss man auch gängige Exemplare oder mindestens Bestseller finden können. Wer glaubt, Amazon eine solche maximal halbgare Seite mit maximal ungarer Suche entgegen setzen zu können, der gehört wirklich in die eingangs erwähnte Freakshow. Am besten auf einem hohen Elfenbeinturm, denn um diese Freaks zu sehen, würde zumindest ich kein Geld ausgeben wollen.
Mir ist zudem nicht wirklich klar, wie sich die gravierende Diskrepanz zwischen der genialen Filterfunktion und der grottigen Suchmaschine erklären lässt. Das fühlt sich an, als hätten unterschiedliche Entwickler daran gearbeitet und nicht miteinander kommuniziert. Und als hätten die an der Suchmaschine im Gegensatz zu denen am Filtersystem keine Ahnung von der Materie gehabt. Oder kann es sein, dass man auf irgendeine vorhandene, alte Technik zurück griff und die Filternummer nur drangefrickelt hat? Wir werden es wohl nie erfahren.
Da libreka! allerdings wie buchhandel.de von MVB betrieben wird, wundert mich hier – ehrlich gesagt – gar nichts.
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Disclaimer: wer Satire oder Sarkasmus findet liegt nicht ganz falsch und darf sie behalten.
Ebenfalls völlig unbekannt war mir die Online-Buchhandlung lehmanns.de, die ich mir an dieser Stelle vorgenommen habe. Auf den ersten Blick ist die Startseite übersichtlich, erscheint allerdings auf mich altbacken und konservativ. Webdesign geht so seit ca. 10 Jahren nicht mehr, wirklich ansprechend wirkt das nicht. Das könnte man mit ein wenig css-Fu leicht verbessern.
Ein Blick ins Menü an der linken Seite zeigt, dass dieser Shop offenbar einen Schwerpunkt auf Sach- und Fachliteratur legt, denn diese beiden Kategorien nehmen die ersten Plätze in der Navigationsstruktur ein. Die Hauptpunkte sind als sogenannte Akkordeons ausgelegt, die ihre Unterpunkte offenbaren, wenn man darauf klickt. Erfreut stelle ich fest, dass es hier eine Abteilung »Fantasy / Science Fiction« gibt. Folgt man diesem Link, entdeckt man oberhalb des Inhalts eine weitere Unterteilung in »Fantasy« und »Science Fiction«. Im Prinzip sehr schön und so, wie ich das in anderen Onlineshops gern gehabt hätte. Ergonomisch völliger Mumpitz ist in meinen Augen allerdings die Zersplitterung der Menüführung: oben auf der Seite eine Auswahl für die Medien (also Buch, eBook, Hörbücher und so weiter), links die Kategorieunterteilung und dann noch ein weiteres Menü mit Subkategorien oberhalb des Contents? Das gehört links mit in die Hauptnavigation. Die beiden kleinen Links oben hätte ich fast übersehen.
Auf der SF & F‑Startseite finden sich ein paar Beispiele, da sie jeweils eigene Titel haben, handelt es sich offenbar um eine Art Empfehlungen, angenehm finde ich, dass es hier scheinbar keine Anspruchs-Standesdünkel gibt, denn auch ein Sachbuch zu STAR WARS ist darunter. Links führen nicht nur zu den Printausgaben, sondern auch zu den eBooks der Bücher (falls vorhanden).
Ein Klick auf »Science Fiction« führt zu einer Übersicht, die ist angeblich nach »Relevanz« sortiert (sagt mir ein Dropdown am oberen Rand), was hier die Relevanzkriterien sind, erschließt sich mir allerdings nicht. Immerhin kann man auch nach »Autor«, »Titel« und »Jahr« sortieren. Die Suche findet nicht nur Printversionen, sondern auch eBooks. Dritter Treffer ist John Scalzis REDSHIRTS, das ich in meinen Tests immer als Beispiel verwendet habe, doch dazu weiter unten mehr.
Die erste Suche starte ich wie immer mit dem Begriff BLOOD RITES, dem Titel eines Harry Dresden-Romans von Jim Butcher. In der erscheinenden Liste ist der erste Treffer erst weiter unten, deswegen verfeinere ich die Suche, indem ich den Autorennachnamen anhänge. Das klappt besser, es gibt fünf Treffer. Auch hier werden nicht bei allen Treffern Coverbilder angezeigt, gefunden werden Soft- und Hardcover von Roc und Orbit, allerdings auch die von James Marsters eingesprochenen Hörbücher. Zu den Preisen: das Roc-Taschenbuch kostet 8,22 Euro, der Amazon-Preis liegt bei 7,10 Euro – Amazon kann sofort liefern, Lehmanns ebenfalls. Beim Roc-Hardcover sagt Lehmanns 21,36 an, Amazon liegt bei 20,99, das wäre ein okay-Preis, leider kann Lehmanns nicht liefern, Amazon hat auf Lager.
Weiter mit CHANGES, auch hier muss ich die Suche mit dem Autorennamen erweitern, auch hier kommen mehrere Ergebnisse, die meisten ohne Coverbild, die Roc-Taschenbuchausgabe fehlt ebenso wie das Hardcover, das Orbit-Taschenbuch kostet 11,13, Euro und ist nicht lieferbar. Bei Amazon zahlt man 10,99 Euro und kann es sofort bekommen. Nimmt man die Roc-Ausgabe ist man sogar mit nur 7,00 Euro dabei. Anmerkung zwischendurch: Die Dresden-Romane erscheinen bei Roc und Orbit, üblicherweise sind die Roc-Ausgaben deutlich preiswerter als die des anderen Verlags, deswegen fokussiere ich üblicherweise auf diese.
Die Recherche nach John Scalzis REDSHIRTS fördert sowohl die deutschen wie auch die englischen Ausgaben zutage. Das Softcover von Tor Books wird für 12,34 Euro angeboten, ist aber wieder mal nicht lieferbar. Beim Konkurrenten kostet die 10,70 Euro und ist – ich möchte fast anmerken: wie immer – lieferbar. Cover gibt es manchmal, manchmal nicht.
Bevor ich das vergesse: ich kann in der Seitenleiste nach einer durchgeführten Suche diese einschränken, beispielsweise nur auf englische Bücher. Das ist genau das, was ich möchte und wäre ein grandioses Feature – nur leider steht bei gefühlten 90% der Bücher, dass sie »in zehn bis 20 Tagen lieferbar« sind. Und das schmälert die Freude doch ganz erheblich. Beim Konkurrenten kann ich die Werke sofort bekommen.
Eine Suche nach »Alan Dean Foster« ist äußerst erfolgreich, auch nach einer Einschränkung auf englische Bücher. Wenn ich den Autorennamen falsch eingebe, findet die Suchmaschine gar nichts. Das ist schlapp. Beim korrekt eingegebenen Namen existieren zwar beeindruckende 504 Treffer, allerdings ist leider so gut wie keiner davon mit einem Cover geschmückt. Da ich Bücher die ich bereits besitze auch am Cover erkenne, ist das wenig hilfreich.
Ich bemühe die erweiterte Suche für eine Recherche nach »Alan Dean Foster« im Medienbereich »ebooks«, denn jetzt möchte ich erneut der Frage nachgehen, ob ich hier englische eBooks erwerben kann. Es werden haufenweise elektronische Bücher gefunden. Der halbwegs neue Roman »HUMAN BLEND« in der Del Rey-Ausgabe kostet – und ich traue meinen Augen kaum – 21,32 Euro. Hier muss man allerdings zugeben, dass Amazon den überhaupt nicht als eBook liefern kann. Trotzdem ist der Preis lachhaft.
Bei Charles Stross´ HIDDEN FAMILY bestätigt sich die Befürchung: englische eBooks sind auch hier geradezu aasgeierig teuer, denn es wird ein Preis von unverschämten 12,36 Euro angesagt. Dafür wird dann aber auch mal vorsichtshalber kein Cover angezeigt. Amazon bietet eine Umschlagabbildung und sagt nur 4,37 Euro an, also nur ungefähr ein Drittel des Lehmanns-Preises. Auch hier sind die englischsprachigen eBook-Versionen durch die Bank weg viel zu teuer, zum Teil muss man deutlich mehr als den doppelten Preis bezahlen. Würfeln die ihre Preise alle aus? Es kann mir niemand erzählen, dass Amazon die US-Verlage derart unter Druck setzt, dass die ePub-Preisangaben um soviel höher ausfallen, als die der Kindle-Fassungen. Zudem liegen die Preise für die elektronischen Versionen der Bücher sogar deutlich über denen der Printausgaben. Dass hier etwas ganz und gar nicht stimmen kann, sollte sogar jemandem auffallen, der glaubt, dass man die Bildzeitung für mehr als Fische einwickeln gebrauchen kann.
Verblüfft musst ich zwischendurch einen »zuletzt angesehen«-Balken entdecken. Das ist ja mal ein Feature. Nur leider werden hier falsche Hoffnungen geweckt, denn es gab Preisangaben von null Euro. Oh, dachte ich, gibt es hier etwa Promotion-Angebote für lau?
Doch beim Durchklicken zu PULSARNACHT fand ich:
Oder bei REDSHIRTS:
War also nix mit Promo-Angeboten, es handelte sich um irgendein technisches Problem.
Auch bei Lehmanns sind selbstverständlich, wie in der Branche bis auf löbliche Ausnahmen üblich, alle eBooks mit Adobe-DRM verseucht.
Noch ein Blick auf die Versandkosten: innerhalb Deutschlands liefert Lehmanns Bücher, CDs, Software und »Videos« versandkostenfrei, beim Verkauf an Endkunden bleibt das Versandrisiko bis zum Eingang beim Kunden beim Versender. Irgendwelche »schrägen« Formulierungen in den AGB finde ich nicht, leider auch keine Angaben zur Versanddauer.
Fazit: technisch ganz gut gelöst, auch wenn die Suchfunktion ein wenig besser sein könnte, was Vertipper angeht. Das Sortiment ist durchaus umfangreich und auch ältere englische Bücher werden gelistet, ebenso wie verschiedene englische Verlagsvarianten. Leider ist Lehmanns für mich aus zwei Gründen dennoch nicht einmal ansatzweise eine Alternative: zum einen sind so gut wie keine englischen Taschenbücher sofort lieferbar, alle Stichproben waren es bei Amazon. Zum anderen sind auch hier die Mondpreise für englische eBooks mit »Unverschämtheit« noch äußerst zuvorkommend umschrieben. Für mich trotz guter Ansätze keinesfalls eine Alternative.
Nachtrag: ich wurde auf Google+ von Ron Müller darauf hingewiesen, dass es sich bei Lehmanns primär um eine Fachbuchhandlung mit Spezialisierung auf wissenschaftliche Fachliteratur handelt. Deswegen seien die Suchen außerhalb ihrer Fachkompetenz. Das mag korrekt sein, ich stehe allerdings auf dem Standpunkt: wenn man eine Bellestristik-Abteilung vorhält, dann sollte man diese auch ernsthaft betreiben – sonst könnte der Eindruck entstehen, man wolle das Segment »noch eben« mitnehmen.
Um der Fachbuchkomnpetenz nachzugehen, habe ich mich zu ein paar Stichproben im Fachbuchbereich entschlossen (auch hier wieder englischsprachig, da Vergleiche mit deutschen Büchern aufgrund der Buchpreisbindung keinen Sinn machen):
DEFINITIVE GUIDE TO HTML5
Lehmanns: nicht lieferbar, EUR 42,46
Amazon: lieferbar, EUR 33,80
ADOBE PHOTOSHOP CS6 CLASSROOM IN A BOOK
Lehmanns: lieferbar, EUR 53,59
Amazon:lieferbar, EUR 36,95
Lehmanns kann bei englischsprachigen Fachbüchern offenbar eine Alternative sein, die letzten beiden Beispiele zeigen allerdings, dass man in Sachen Preis vorsichtig sein sollte.
Osiander.de hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm, noch nie davon gehört, deswegen danke für den Hinweis.
Die Startseite wirkt auf mich auf den ersten Blick sehr übersichtlich, dass ein paar Neuerscheinungen gelistet werden geht in Ordnung, ebenso wie der Slider, obwohl der aufgrund seiner Geschwindigkeit nervt. Etwas verblüfft bin ich darüber, dass in der oberen, horizontalen Menüleiste nur die Rede von »Neue Bücher« ist. Kann ich hier etwa keine älteren Bücher bekommen? Eine schnelle Suche überzeugt mich vom Gegenteil, dennoch halte ich die Formulierung für unglücklich.
Nach einem Klick auf »Neue Bücher -> Literatur« öffnet sich links ein neues, vertikales Menü mit Subkategorien. Das gefällt mir, ist übersichtlich, so muss das gehen. Und hier finde ich dann auch zum ersten Mal bei meinen Tests eine Kategorie namens »Science Fiction | Fantasy«. Ich kann mein Glück kaum fassen, es hält allerdings nicht lange an, denn eine weitere Unterteilung sucht man ebenso vergeblich, wie die Möglichkeit, nach Kriterien zu sortieren. Eine Unterscheidung mindestens zwischen SF und Fantasy wäre zu begrüßen, weitere Unterkategorien noch viel mehr. Erfreulich ist, dass an den gelisteten Büchern Vermerke darauf hinweisen, ob es ein Werk auch als eBook gibt. Das ist vorbildlich. Die Reihenfolge der Auflistung scheint mir nach Erscheinungsdatum zu sein.
Dann suchen wir mal nach BLOOD RITES. In der Suche kann ich spezifizieren, in welcher Subkategorie ich forschen möchte, beispielsweise alle, Buch, eBook, Software, aber nicht nach englischen Büchern. Erstmal Print. Erfreulicherweise werden mehrere Varianten des Romans gefunden, sowohl englische wie auch deutsche, dass bei den englischen Titeln auch noch der deutsche Name genannt wird, lässt mich daran glauben, aus Versehen in einem Paralleluniversum angekommen zu sein. Grandios. Die Taschenbuchfassung kostet 8,55 Euro, bei Amazon 7,10 Euro, hier also ein ähnlicher Preis wie bei Kohlibri. Eine Suche nach CHANGES, dem vorletzten Harry Dresden-Roman zeigt mir eine Menge Zeug, aber nicht das Gesuchte, also verfeinere ich die Suche: »CHANGES Jim Butcher«, das hilft. Die preiswerteste Fassung ist die von Roc für 8,01 Euro, die kostet bei Amazon 7,00 Euro. Das Hardcover wird für 22,95 Euro feil geboten, beim Konkurrenten 20,99 Euro. Die Preise gehen im Prinzip in Ordnung, könnten aber besser sein.
An den Büchern wird übrigens angezeigt, ob sie auf Lager sind und sofort versandt werden können oder nicht, auch das sollte lobend erwähnt werden. Leider bringen ein paar Suchen nach anderen englischen Taschenbüchern zu Tage, dass man hier allzuoft lesen muss »Lieferzeit eine Woche oder mehr«, Vergleiche mit Amazon zeigen dort eine Lagerhaltung.
Der Suchbegriff REDSHIRTS fördert diverse Treffer ans Licht, sowohl die Heyne-Ausgabe als Print und Hardcover, sowie verschiedene englische Fassungen. Die Gollancz-Version wird für 9,99 Euro angeboten, beim Konkurrenten kostet die 9,00 Euro. Leider ist das Taschenbuch bei Osiander nicht sofort lieferbar (»länger als eine Woche«), bei Amazon aber schon. Das englische eBook ist nicht zu finden. Ich vermute den Grund darin, dass Scalzi den Verlegern vorgeschrieben hat, auf DRM zu verzichten – und das mag man hierzulande eben nicht.
Beim Eintippen von »Alan Dean Foster« vertippe ich mich, es wird »Alan Diean Foster« daraus. Osiander zeigt sofort wie es gehen muss, denn ich werde gefragt: »meinten Sie Alan Dean Foster?« und bietet den Namen gleich verlinkt an. Allerdings ist der Link nicht als solcher gekennzeichnet und ich stelle das erst fest, als ich versehentlich mit der Maus darüber fahre – trotzdem: fast alles richtig gemacht! Erneut bin ich verblüfft, denn ich muss feststellen, dass ausschließlich englische Romane gelistet werden – darunter sind zu meinem Erstauen sogar englische eBooks! Und: die Taschenbücher sind alle lieferbar. Kann doch alles gar nicht wahr sein, erstmal einen Kaffee und dabei meine sichere Verbindung zur Realität überprüft. Nein, alles noch gut, ich bin offenbar nicht aus Versehen in ein anderes Universum gerutscht.
Nochmal die Gegenprobe: die Suchauswahl auf »eBooks« gestellt und »Charles Stross« eingegeben – und tatsächlich erscheinen reichlich englische eBooks im ePub-Format vom gesuchten Autoren.
Ich könnte jetzt glücklich sein, und Osiander mein Geld hinwerfen. Alles hätte so schön sein können, doch dann kommt der unvermeidliche Absturz: im Vergleich zu anderen Anbietern sind die Preise der eBooks leider deutlich zu hoch. Stross´ HIDDEN FAMILY kostet als englisches ePub 9,51 Euro, für den Kindle nur 4,37 Euro. Das ist ein Unterschied, der sich gewaschen hat: mehr als doppelt so teuer und damit leider völlig inakzeptabel. Noch ein Versuch mit englischen eBooks: THE APOCALYPSE CODEX, auch von Charlie Stross: Osiander sagt überzogene 11,35 Euro an, im Vergleich dazu ruft Amazon 5,99 Euro auf. Es hätte so schön sein können …
An dieser Stelle kann ich resumieren: in Sachen Angebot, Technik und Präsentation um Längen besser als die beiden zuvor getesteten Shops, es sind sogar verblüffenderweise englischsprachige eBooks vorhanden. Nur leider kann man deren Preise nur mit der Bezeichnung »Wucher« belegen. Oder auch Raubrittertum. Oder Wegelagerei. Es hätte also alles wirklich schön sein können, die Pflicht absolviert, bei der Kür aber leider gestürzt.
Werfen wir noch einen Blick auf die Versandkosten:
Innerhalb Deutschlands liefern wir portofrei. Lediglich bei Sendungen, die das Maß 120 cm x 60 cm überschreiten oder schwerer als 31,5 kg sind, müssen wir einen Sperrgutzuschlag von 20 Euro berechnen.
Daran ist nichts auszusetzen. Im Gegenteil. Bei einem schnellen Blick über die AGB finde ich keine keine fragwürdigen Passi.
Als Fazit: hier wird eine ganze Menge richtig gemacht, sogar fast alles, und ich könnte mir durchaus vorstellen, den Shop hin und wieder zu nutzen. Leider wird der gute Eindruck dadurch deutlich geschmälert, dass zum einen etliche englische Taschenbücher nicht vorrätig sind und keine konkreten Angaben zur Lieferzeit gemacht werden. Was als massiv negativ eingestuft werden muss und den Shop für mich im Bereich eBooks dann wieder inakzeptabel macht, sind zum anderen die völlig aus der Luft gegriffenen Mondpreise für englische eBooks im Vergleich mit den Kindle-Fassungen. Vorteilhaft wäre, wenn der Bereich SF & Fantasy noch in die beiden Genres aufgeteilt werden würde.
Aber im Vergleich zu den beiden anderen bisher getesteten Shops fraglos »Daumen hoch«. Ich stelle mir allerdings die Frage, warum Osiander.de nicht deutlich bekannter ist, verdient hätten sie es.
Zweiter Test alternativer Onlinebestellmöglichkeiten für Bücher. Diesmal habe ich mir René Kohls kohlibri.de vorgenommen, eine Seite von der ich im Netz immer wieder mal gehört hatte und die ebenso wie ihr Betreiber in der Branche offenbar als innovativ gilt. Auf Anhieb fiel mir auf, dass die ach so innovative Seite mit xt:commerce nicht gerade eine sonderlich moderne oder »innovative« Shoplösung nutzt. Und dementsprechend sieht das Design der Seite auch arg altbacken aus; hübsch und modern (oder gar »innovativ«) ist anders. Auf der Startseite werden in Kachelform prominent Bilder dargeboten, dort zeigt man irgendwelche Inhalte, die mich allesamt nicht interessieren und möglicherweise auf einen anspruchsvolleren Besucher als mich Nerd gezielt sind. Gefühlte Mitteilung: wir haben hier Anspruch. Bei mir angekommen: gähn. Typisch Deutsch.
Offensichtliche Kategorien suche ich erst einmal vergeblich, erst nach ein wenig Klicken finde ich diese links im Menü – und dann auch nur vergleichsweise grobe – unter dem Menüpunkt »Literatur«. Dafür sind Punkte wie »Kalender«, »Kunstbücher & Musik« oder »Filme, DVD und Filmbücher« gleich oben im Menü zu finden (ähnlich der »Anordnung« in einer Buchhandlung, es fehlen nur Duftkerzen. Allerdings im Web als Präsentation irgendwie merkwürdig). Der erste Navigationspunkt trägt den Titel »Auszeichnungen und Preise«, warum da nicht »Literatur« oder »Belletristik« steht, erschließt sich mir nicht. Warum sollten irgendwelche von irgendwem verliehenen Preise eine Auswirkung auf mein Kaufverhalten haben? Möglicherweise ist man der Ansicht, dass eine Preisverleihung ein Buch besonders kaufenswert macht – nach meinen Erfahrungen ist dem allerdings nicht so, eher im Gegenteil.
Unter dem Punkt »Literatur« vermisse ich jeglichen Eintrag zu Science Fiction und Fantasy. Das erinnert mich an diverse Buchhandlungen im realen Leben, wo ich ebenfalls den Eindruck vermittelt bekomme, ich komischer Freak soll doch bitte meine schrägen Fetische woanders suchen … Man könnte sich fast wie zu Hause fühlen … Auch einen konkreten Menüeintrag für englische Bücher suche ich vergebens, dabei sind die neben SF&F mein vorrangiges Interesse. Siehe oben: Freak und so … Aber ich verheimliche ja nicht, dass ich für mich eine Alternative suche und nicht für ZDF-Zombies oder Personen, die mit dem austauschbaren Angebot der Publikumsverlage tooootal zufrieden sind.
Zurück zum Thema: auf diesem Wege kann ich also nicht im von mir gewünschten Angebot stöbern, benutzerfreundlich geht anders. Dann eben über die Suche (natürlich kann ich nur Stichproben durchführen).
Hier kann ich auswählen, ob ich nach »Allem«, »Autor« oder »Titel« suchen möchte. Analog zum letzten Test suche ich nach BLOOD RITES von Jim Butcher. Tatsächlich, der zweite Treffer ist der gesuchte Roman um Harry Dresden. Zum Preis von 8,55 Euro, bei Amazon bekomme ich das Buch für 7,10 Euro. Jetzt könnte man natürlich überlegen, ob man den Mehrbetrag aufwenden möchte, um nicht bei Amazon kaufen zu müssen.
Klicke ich »Titel« an und suche erneut, wird das Suchergebnis witzigerweise deutlich schlechter, wenn man die Suchkriterien in dieser Form einschränkt, sollten die angezeigten Ergebnisse eigentlich besser werden. Sollte man annehmen, aber aus meinen beruflichen Erfahrungen mit xt:commerce weiß ich, dass das Shopsystem nicht gerade … na sagen wir mal: die technische Spitze der Verkaufsplattformen im Web darstellt.
Neuer Versuch: der Titel des letzten Harry Dresden-Romans lautet COLD DAYS. Den kann ich aber leider im Angebot gar nicht finden, was ich für außerordentlich bedauerlich halte, immerhin erschien er schon im November, also ausreichend Zeit, ihn ins Programm aufzunehmen. Beim … äh … Mitbewerber konnte ich den Roman schon ein dreiviertel Jahr vor dem Erscheinungstermin vorbestellen. Übrigens ist bei keinem der von mir gesichteten englischen Romane der Verlag vermerkt, es gibt aber beispielsweise bei den Dresden-Büchern zwei Anbieter, die sich im Preis zum Teil deutlich unterscheiden. Vielleicht meint man bei Kohlibri ja, ich müsste die Verlage an der ISBN erkennen können …
Ich bin ja nicht so, also nochmal: eine Suche nach REDSHIRTS bringt zwar den Scalzi-Roman ans Tageslicht, allerdings leider nur die deutsche Fassung – und die interessiert mich nicht.
Diverse weitere Suchen zeigen an erster Stelle immer wieder mal Bücher, die mit »unsere Empfehlung« gekennzeichnet sind. Warum die empfohlen werden, steht allerdings nicht dabei, das macht diese Empfehlung irgendwie sehr sinnlos, ein Alleinstellungsmerkmal ist das nicht. Die Beschreibung zum Charles Stross-Roman THE APOCALYPSE CODEX lautet:
Autorenportrait:
Charles Stross ist der Shooting Star unter den amerikanischen SF-Autoren und wird schon heute in eine Reihe mit den legendären Meistern des Genres, Arthur C. Clarke, Robert A. Heinlein und Philip K. Dick, gestellt.Charles Stross was born in Leeds, England, in 1964. He has worked as a pharmacist, software engineer and freelance journalist, but now writes full-time.
Ach? Das ist ja interessant, wusste ich aber dummerweise schon, eine Inhaltsangabe des Romans wäre mir deutlich lieber gewesen, um einzuschätzen ob er mich interessiert. Amazon hat da deutlich mehr zu bieten – nämlich eine Inhaltsangabe. Diese Praktik, statt des Waschzettels sich wiederholende Statements zu Autoren zu liefern, finde ich öfter. Interessant bei Stross der Preisvergleich: Kohlibri sagt 11,35 Euro an, Amazon gerade mal 8,70 Euro. Mich würde interessieren, wie dieser deutliche Preisunterschied zustande kommt oder begründet werden soll. Ich vermute: keinen Bock die Preise anzupassen.
Eine Suche nach »Perry Rhodan« bringt verblüffende 467 Treffer. Ich bin stumm vor Glück. Leider kann ich in der Sortierung keinerlei Logik erkennen. Weiterhin fehlen im Shop übrigens Möglichkeiten, eine Ergebnismenge neu zu sortieren (Preis, Beliebtheit, Medium, also beispielsweise Taschenbuch und Hardcover) – das wäre wirklich hilfreich. Ginge alles, auch mit xt:commerce.
Bis hierher würde ich das Ergebnis des Tests der Suche maximal und mit einer Menge guten Willens als »durchwachsen« bezeichnen, kein Vergleich mit der elaborierten und übersichtlichen, vielfach gestaffelten Kategorisierung bei Amazon. Dass die Bereiche SF & Fantasy sowie englischsprachige Printbücher komplett fehlen (obwohl sie da sind!) ist für mich im Prinzip in Sachen »stöbern« bereits ein Auschlusskriterium und macht die Seite schwer erträglich. Ich habe das unbestimmte Gefühl, dass man mich gängeln möchte.
Da explizit auch eBooks angeboten werden, suche ich nach einigen englischen Romanen. Vollständige Fehlanzeige, der Shop ist nicht in der Lage, solche zu liefern. Ich frage mich, was das soll? Aber auch in Sachen deutsche eBooks kann das Angebot nicht überzeugen: nach einem Klick auf »Literatur« im Menü werden mir gerade mal drei (in Zahlen: 3!) elektronische Bücher angezeigt. Der Menüpunkt »Thrill me!« liefert sage und schreibe 37 eBooks. Science Fiction und Fantasy auch hier im Menü komplette Fehlanzeige.
Auffallend sind zwei Dinge: zum einen wird man in einen anderen Bereich des Shops geleitet, wenn man auf der Startseite »eBooks»anklickt. Hier ist die Navigation eine andere (und es verschwinden die Meta-Links, beispielsweise zum Impressum). An den eBooks sucht man die vorgeschriebenen Hinweise auf eine DRM-Verseuchung vergeblich. Warum das so ist, wird aber klar, wenn man tatsächlich mal bei einem Produkt auf »Download« klickt. Dann wird man nämlich nochmal in einen ganz anderen Shop umgeleitet, diesmal sogar unter einer anderen URL: https://kohlibri.e‑bookshelf.de. Man möge mir vergeben, aber das Herumschicken zwischen Shopunterseiten und anderen Webpräsenzen wirkt wie hilflos zusammengestoppelt. Hier findet man dann allerdings am eBook nicht nur Hinweise zum Kopierschutz, sondern auch eine Kategorie namens »Science Fiction, Fantasy« – und man kann nach verschiedenen Kriterien sortieren. Was die umständliche Hampelei mit normaler Shop -> eBook-Shop -> noch ein eBook-Shop soll, erschließt sich mir jedoch nicht.
Ich wollte dann noch einen Blick auf die Versandkosten werfen und da fand ich – und man kann es nicht anders umschreiben – Unfassbares. Man kann zuerst einmal scheinbar Positives lesen:
Wir liefern portofrei nach Ihrer Wahl an alle Postanschriften in der Bundesrepublik Deutschland.
Doch dann kommt das dicke Ende:
Die Gefahr geht auf den Besteller über, sobald die Lieferung den Betrieb von Kohlibri verlassen hat, und zwar auch dann, wenn Teillieferungen erfolgen.
Das ist nun nicht nur verblüffend, sondern meiner Meinung nach ein eklatanter Verstoß gegen deutsche Verbraucherrechte, denn im BGB kann man für einen Konsumentenkauf bei einem gewerblichen Anbieter (und dabei handelt es sich bei Kohlibri fraglos) eindeutig lesen:
§ 474 – Begriff des Verbrauchsgüterkaufs
(1) Kauft ein Verbraucher von einem Unternehmer eine bewegliche Sache (Verbrauchsgüterkauf), gelten ergänzend die folgenden Vorschriften. Dies gilt nicht für gebrauchte Sachen, die in einer öffentlichen Versteigerung verkauft werden, an der der Verbraucher persönlich teilnehmen kann.
(2) Auf die in diesem Untertitel geregelten Kaufverträge ist § 439 Abs. 4 mit der Maßgabe anzuwenden, dass Nutzungen nicht herauszugeben oder durch ihren Wert zu ersetzen sind. Die §§ 445 und 447 sind nicht anzuwenden.
Ich bin nun kein Anwalt, aber die Aussage des Gesetzes ist meiner Ansicht nach eindeutig. Zudem: Das LG Landau (Urteil vom 17.02.2006, HK O 977/05) hat die von einem Online-Händler gegenüber einem Verbraucher verwendete AGB-Klausel »Versand auf Risiko des Käufers« explizit als unzulässig und wettbewerbswidrig eingestuft. Das LG Saarbrücken (Urteil v. 15.9.2006, 7 I O 94/06) hatte entschieden, dass es irreführend ist, einen unversicherten und versicherten Versand zur Wahl anzubieten, wenn nicht eindeutig klar gemacht wird, dass der Verkäufer unabhängig von Art des Versandes das Risiko trägt. Dass das in den AGB dieses Shops dennoch anders kommuniziert wird, halte ich – gelinde gesagt – für eine Unverschämtheit. Der Hintergrund ist klar: man möchte schön preiswert als Büchersendung verschicken und die ist nicht versichert – wenn futsch, dann futsch. Und deses Risiko soll dem Kunden aufgedrückt werden. Oder sollte es irgendwelche – echten oder eingebildeten – Sonderrechte für den Onlinebuchhandel geben? Ich glaube kaum.
Für mich als Kunden ist ein solches Geschäftsgebaren ein KO-Kriterium.
Fazit: keine Alternative, weder von der Ergonomie her, erst recht nicht aufgrund der Auswahl, schon gar nicht in Sachen Kundenfreundlichkeit, denn die Nummer mit dem Versandrisiko würde ich sogar für abmahnfähig halten (das Impressum, in dem jegliche Angaben zum Datenschutz fehlen, ist es ohnehin, witzigerweise steht da auch: »Preisstand: 1.7.2010« – hochaktuell!), eine Dreistigkeit ist das allemal. Ein Händler, der mich als Kunden auf diese Art hinters Licht zu führen versucht, hat, und man möge mir vergeben, dass ich es so offen sagen muss: verschissen.
Jürgen Eglseer ist dem an Phantastik Interessierten (nicht nur) im Web sicherlich kein Unbekannter, denn er hob bereits im jahr 2001 das Rezensionsportal Fictionfantasy aus der Taufe, war auch davor bereits in Sachen Fanzines umtriebig und liefert mit dem Magazin PHANTAST regelmäßig kompetenten Lesestoff für Freunde des Genres.
Genau dieser Jürgen Eglseer hat nun die die Webseite »Amrûn« ins Leben gerufen, dort kann man Bücher kaufen. Das wäre an sich zwar schon eine Meldung wert, aber es hat etwas Besonderes damit auf sich: denn diese Buchplattform verkauft keine Massenware von Publikumsverlagen, sondern Bücher von Selfpublishern und Kleinverlagen. Dazu kann ich eigentlich nur eins sagen:
Was für eine großartige Idee!
Die Konditionen für die Selbstverleger wie für die Kunden sind mehr als freundlich und auf den ersten und zweiten Blick sieht das bereits deutlich besser aus, als die unförmigen und unergonomischen Plattformen der sogenannten »Profis«, die ich mir in den letzten Tagen für meine Kurztests so angesehen habe. Derzeit befindet sich die Seite noch im Aufbau, aber es werden ständig neue Inhalte hinzugefügt.
Der Ablauf ist wie folgt: man bestellt ein Buch und sobald das Geld via Vorkasse oder PayPal eingegangen ist, wird der Verlag oder Selfpublisher informiert und der verschickt dann an den Kunden. Innerhalb Deutschlands portofrei, in andere europäische Länder fallen drei Euro Versandkosten an. Einfacher geht’s kaum.
Derzeit findet man übrigens noch keine eBooks auf Amrûn, weil man sich vorerst auf Printbücher beschränken möchte, allerdings wird das für die Zukunft nicht kategorisch ausgeschlossen.
In der Online-Version der Neuen Zürcher Zeitung findet sich heute in der Rubrik »Literatur« ein recht esoterisch angehauchtes Geschwurbel des St. Gallener Professors Vincent Kaufmann. Darin betrachtet er wortreich (und eigentlich auch äußerst tldr;), warum »eBooks keine Seele haben«. Eine echte Begründung, die über allzu oft vernommene Vorurteile und Kulturchauvinismus hinaus geht, sucht man auch bei mehrmaligem Lesen leider vergebens.
Und es kommt noch besser: nach der nicht nur leicht nach abgehobenem Elitekultur-Fetischismus klingenden Meinung des Verfassers haben auch Unterhaltungsbücher ebensowenig eine Seele, wie beispielsweise »Fifty Shades Of Grey« – und letzteres verblüffenderweise deswegen, weil es »unanständig« ist. Er setzt also seine Moralvorstellungen von vorgeblich »unanständigen« Büchern mit fehlender Seele bei diesen gleich. Wer entscheidet eigentlich, was Unterhaltungsliteratur, was »unanständig« und was »hochstehende« Literatur (die dann ohne Aufpreis inklusive Seele) ist? St. Gallener Professoren? Literaturkritiker? Akademiker? Langweiler? Kulturchauvinisten? Elfenbeinturmhocker?
Alles in allem ist es meiner Ansicht nach schade um den mit diesem worthülsigen Schwadronat vergeudeten Platz. Die »Seele« eines Werkes steckt wahrlich nicht in der äußeren Form, sondern im Text, egal wie dieser dargeboten wird. Niemand bestimmt darüber, welche Literaturgenres heutzutage »wertig« sind und welche nicht. Betrachten wir die Geschichte der Literatur, stellen wir immer wieder fest, dass Bücher, die heute als Klassiker von Kulturelitisten hochgelobt werden, zu ihrer Zeit von den Ahnen der Kritiker in Grund und Boden verdammt wurden. Als Schund. Noch Fragen?
Ach ja: lieber Herr Professor Kaufmann, wenn man schon Harry Potter bemüht, dann doch bitte korrekt. Der Begriff lautet »Horkrux« oder Horcrux« und nicht etwas »Horcroaxes«, wie sie es mehrfach schreiben. »Horcroax« ist vermutlich das, was ein Frosch mit Halsleiden ruft. Aber wahrscheinlich ist HARRY POTTER auch nur so ein seelenloser Schund und da muss man sich gar nicht erst wegen der Korrektheit eines Begriffes bemühen. Wirklich peinlich wird es dann aber, wenn aus FAHRENHEIT 451 zitiert wird und der so erhabene Verfasser dabei den Namen des Autoren falsch schreibt. Mehrfach. Der Mann – übrigens einer der renommiertesten und angesehendsten SF-Autoren überhaupt – heißt nicht »Bradburry«, sondern Bradbury. Das sollte ein Professor wissen, auch wenn er sich nicht für Science Fiction interessiert. Selbst wenn es sich dabei um seelenlose Unterhaltungsliteratur handelt …
[cc]
Bild: Engel holt die Seele eines Sterbenden, Holzschnitt, 15. Jahrhundert, Public Domain, aus der Wikipedia
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