Zweiter Test alternativer Onlinebestellmöglichkeiten für Bücher. Diesmal habe ich mir René Kohls kohlibri.de vorgenommen, eine Seite von der ich im Netz immer wieder mal gehört hatte und die ebenso wie ihr Betreiber in der Branche offenbar als innovativ gilt. Auf Anhieb fiel mir auf, dass die ach so innovative Seite mit xt:commerce nicht gerade eine sonderlich moderne oder »innovative« Shoplösung nutzt. Und dementsprechend sieht das Design der Seite auch arg altbacken aus; hübsch und modern (oder gar »innovativ«) ist anders. Auf der Startseite werden in Kachelform prominent Bilder dargeboten, dort zeigt man irgendwelche Inhalte, die mich allesamt nicht interessieren und möglicherweise auf einen anspruchsvolleren Besucher als mich Nerd gezielt sind. Gefühlte Mitteilung: wir haben hier Anspruch. Bei mir angekommen: gähn. Typisch Deutsch.
Offensichtliche Kategorien suche ich erst einmal vergeblich, erst nach ein wenig Klicken finde ich diese links im Menü – und dann auch nur vergleichsweise grobe – unter dem Menüpunkt »Literatur«. Dafür sind Punkte wie »Kalender«, »Kunstbücher & Musik« oder »Filme, DVD und Filmbücher« gleich oben im Menü zu finden (ähnlich der »Anordnung« in einer Buchhandlung, es fehlen nur Duftkerzen. Allerdings im Web als Präsentation irgendwie merkwürdig). Der erste Navigationspunkt trägt den Titel »Auszeichnungen und Preise«, warum da nicht »Literatur« oder »Belletristik« steht, erschließt sich mir nicht. Warum sollten irgendwelche von irgendwem verliehenen Preise eine Auswirkung auf mein Kaufverhalten haben? Möglicherweise ist man der Ansicht, dass eine Preisverleihung ein Buch besonders kaufenswert macht – nach meinen Erfahrungen ist dem allerdings nicht so, eher im Gegenteil.
Unter dem Punkt »Literatur« vermisse ich jeglichen Eintrag zu Science Fiction und Fantasy. Das erinnert mich an diverse Buchhandlungen im realen Leben, wo ich ebenfalls den Eindruck vermittelt bekomme, ich komischer Freak soll doch bitte meine schrägen Fetische woanders suchen … Man könnte sich fast wie zu Hause fühlen … Auch einen konkreten Menüeintrag für englische Bücher suche ich vergebens, dabei sind die neben SF&F mein vorrangiges Interesse. Siehe oben: Freak und so … Aber ich verheimliche ja nicht, dass ich für mich eine Alternative suche und nicht für ZDF-Zombies oder Personen, die mit dem austauschbaren Angebot der Publikumsverlage tooootal zufrieden sind.
Zurück zum Thema: auf diesem Wege kann ich also nicht im von mir gewünschten Angebot stöbern, benutzerfreundlich geht anders. Dann eben über die Suche (natürlich kann ich nur Stichproben durchführen).
Hier kann ich auswählen, ob ich nach »Allem«, »Autor« oder »Titel« suchen möchte. Analog zum letzten Test suche ich nach BLOOD RITES von Jim Butcher. Tatsächlich, der zweite Treffer ist der gesuchte Roman um Harry Dresden. Zum Preis von 8,55 Euro, bei Amazon bekomme ich das Buch für 7,10 Euro. Jetzt könnte man natürlich überlegen, ob man den Mehrbetrag aufwenden möchte, um nicht bei Amazon kaufen zu müssen.
Klicke ich »Titel« an und suche erneut, wird das Suchergebnis witzigerweise deutlich schlechter, wenn man die Suchkriterien in dieser Form einschränkt, sollten die angezeigten Ergebnisse eigentlich besser werden. Sollte man annehmen, aber aus meinen beruflichen Erfahrungen mit xt:commerce weiß ich, dass das Shopsystem nicht gerade … na sagen wir mal: die technische Spitze der Verkaufsplattformen im Web darstellt.
Neuer Versuch: der Titel des letzten Harry Dresden-Romans lautet COLD DAYS. Den kann ich aber leider im Angebot gar nicht finden, was ich für außerordentlich bedauerlich halte, immerhin erschien er schon im November, also ausreichend Zeit, ihn ins Programm aufzunehmen. Beim … äh … Mitbewerber konnte ich den Roman schon ein dreiviertel Jahr vor dem Erscheinungstermin vorbestellen. Übrigens ist bei keinem der von mir gesichteten englischen Romane der Verlag vermerkt, es gibt aber beispielsweise bei den Dresden-Büchern zwei Anbieter, die sich im Preis zum Teil deutlich unterscheiden. Vielleicht meint man bei Kohlibri ja, ich müsste die Verlage an der ISBN erkennen können …
Ich bin ja nicht so, also nochmal: eine Suche nach REDSHIRTS bringt zwar den Scalzi-Roman ans Tageslicht, allerdings leider nur die deutsche Fassung – und die interessiert mich nicht.
Diverse weitere Suchen zeigen an erster Stelle immer wieder mal Bücher, die mit »unsere Empfehlung« gekennzeichnet sind. Warum die empfohlen werden, steht allerdings nicht dabei, das macht diese Empfehlung irgendwie sehr sinnlos, ein Alleinstellungsmerkmal ist das nicht. Die Beschreibung zum Charles Stross-Roman THE APOCALYPSE CODEX lautet:
Autorenportrait:
Charles Stross ist der Shooting Star unter den amerikanischen SF-Autoren und wird schon heute in eine Reihe mit den legendären Meistern des Genres, Arthur C. Clarke, Robert A. Heinlein und Philip K. Dick, gestellt.Charles Stross was born in Leeds, England, in 1964. He has worked as a pharmacist, software engineer and freelance journalist, but now writes full-time.
Ach? Das ist ja interessant, wusste ich aber dummerweise schon, eine Inhaltsangabe des Romans wäre mir deutlich lieber gewesen, um einzuschätzen ob er mich interessiert. Amazon hat da deutlich mehr zu bieten – nämlich eine Inhaltsangabe. Diese Praktik, statt des Waschzettels sich wiederholende Statements zu Autoren zu liefern, finde ich öfter. Interessant bei Stross der Preisvergleich: Kohlibri sagt 11,35 Euro an, Amazon gerade mal 8,70 Euro. Mich würde interessieren, wie dieser deutliche Preisunterschied zustande kommt oder begründet werden soll. Ich vermute: keinen Bock die Preise anzupassen.
Eine Suche nach »Perry Rhodan« bringt verblüffende 467 Treffer. Ich bin stumm vor Glück. Leider kann ich in der Sortierung keinerlei Logik erkennen. Weiterhin fehlen im Shop übrigens Möglichkeiten, eine Ergebnismenge neu zu sortieren (Preis, Beliebtheit, Medium, also beispielsweise Taschenbuch und Hardcover) – das wäre wirklich hilfreich. Ginge alles, auch mit xt:commerce.
Bis hierher würde ich das Ergebnis des Tests der Suche maximal und mit einer Menge guten Willens als »durchwachsen« bezeichnen, kein Vergleich mit der elaborierten und übersichtlichen, vielfach gestaffelten Kategorisierung bei Amazon. Dass die Bereiche SF & Fantasy sowie englischsprachige Printbücher komplett fehlen (obwohl sie da sind!) ist für mich im Prinzip in Sachen »stöbern« bereits ein Auschlusskriterium und macht die Seite schwer erträglich. Ich habe das unbestimmte Gefühl, dass man mich gängeln möchte.
Da explizit auch eBooks angeboten werden, suche ich nach einigen englischen Romanen. Vollständige Fehlanzeige, der Shop ist nicht in der Lage, solche zu liefern. Ich frage mich, was das soll? Aber auch in Sachen deutsche eBooks kann das Angebot nicht überzeugen: nach einem Klick auf »Literatur« im Menü werden mir gerade mal drei (in Zahlen: 3!) elektronische Bücher angezeigt. Der Menüpunkt »Thrill me!« liefert sage und schreibe 37 eBooks. Science Fiction und Fantasy auch hier im Menü komplette Fehlanzeige.
Auffallend sind zwei Dinge: zum einen wird man in einen anderen Bereich des Shops geleitet, wenn man auf der Startseite »eBooks»anklickt. Hier ist die Navigation eine andere (und es verschwinden die Meta-Links, beispielsweise zum Impressum). An den eBooks sucht man die vorgeschriebenen Hinweise auf eine DRM-Verseuchung vergeblich. Warum das so ist, wird aber klar, wenn man tatsächlich mal bei einem Produkt auf »Download« klickt. Dann wird man nämlich nochmal in einen ganz anderen Shop umgeleitet, diesmal sogar unter einer anderen URL: https://kohlibri.e‑bookshelf.de. Man möge mir vergeben, aber das Herumschicken zwischen Shopunterseiten und anderen Webpräsenzen wirkt wie hilflos zusammengestoppelt. Hier findet man dann allerdings am eBook nicht nur Hinweise zum Kopierschutz, sondern auch eine Kategorie namens »Science Fiction, Fantasy« – und man kann nach verschiedenen Kriterien sortieren. Was die umständliche Hampelei mit normaler Shop -> eBook-Shop -> noch ein eBook-Shop soll, erschließt sich mir jedoch nicht.
Ich wollte dann noch einen Blick auf die Versandkosten werfen und da fand ich – und man kann es nicht anders umschreiben – Unfassbares. Man kann zuerst einmal scheinbar Positives lesen:
Wir liefern portofrei nach Ihrer Wahl an alle Postanschriften in der Bundesrepublik Deutschland.
Doch dann kommt das dicke Ende:
Die Gefahr geht auf den Besteller über, sobald die Lieferung den Betrieb von Kohlibri verlassen hat, und zwar auch dann, wenn Teillieferungen erfolgen.
Das ist nun nicht nur verblüffend, sondern meiner Meinung nach ein eklatanter Verstoß gegen deutsche Verbraucherrechte, denn im BGB kann man für einen Konsumentenkauf bei einem gewerblichen Anbieter (und dabei handelt es sich bei Kohlibri fraglos) eindeutig lesen:
§ 474 – Begriff des Verbrauchsgüterkaufs
(1) Kauft ein Verbraucher von einem Unternehmer eine bewegliche Sache (Verbrauchsgüterkauf), gelten ergänzend die folgenden Vorschriften. Dies gilt nicht für gebrauchte Sachen, die in einer öffentlichen Versteigerung verkauft werden, an der der Verbraucher persönlich teilnehmen kann.
(2) Auf die in diesem Untertitel geregelten Kaufverträge ist § 439 Abs. 4 mit der Maßgabe anzuwenden, dass Nutzungen nicht herauszugeben oder durch ihren Wert zu ersetzen sind. Die §§ 445 und 447 sind nicht anzuwenden.
Ich bin nun kein Anwalt, aber die Aussage des Gesetzes ist meiner Ansicht nach eindeutig. Zudem: Das LG Landau (Urteil vom 17.02.2006, HK O 977/05) hat die von einem Online-Händler gegenüber einem Verbraucher verwendete AGB-Klausel »Versand auf Risiko des Käufers« explizit als unzulässig und wettbewerbswidrig eingestuft. Das LG Saarbrücken (Urteil v. 15.9.2006, 7 I O 94/06) hatte entschieden, dass es irreführend ist, einen unversicherten und versicherten Versand zur Wahl anzubieten, wenn nicht eindeutig klar gemacht wird, dass der Verkäufer unabhängig von Art des Versandes das Risiko trägt. Dass das in den AGB dieses Shops dennoch anders kommuniziert wird, halte ich – gelinde gesagt – für eine Unverschämtheit. Der Hintergrund ist klar: man möchte schön preiswert als Büchersendung verschicken und die ist nicht versichert – wenn futsch, dann futsch. Und deses Risiko soll dem Kunden aufgedrückt werden. Oder sollte es irgendwelche – echten oder eingebildeten – Sonderrechte für den Onlinebuchhandel geben? Ich glaube kaum.
Für mich als Kunden ist ein solches Geschäftsgebaren ein KO-Kriterium.
Fazit: keine Alternative, weder von der Ergonomie her, erst recht nicht aufgrund der Auswahl, schon gar nicht in Sachen Kundenfreundlichkeit, denn die Nummer mit dem Versandrisiko würde ich sogar für abmahnfähig halten (das Impressum, in dem jegliche Angaben zum Datenschutz fehlen, ist es ohnehin, witzigerweise steht da auch: »Preisstand: 1.7.2010« – hochaktuell!), eine Dreistigkeit ist das allemal. Ein Händler, der mich als Kunden auf diese Art hinters Licht zu führen versucht, hat, und man möge mir vergeben, dass ich es so offen sagen muss: verschissen.
[cc]
Weitere Tests von Amazon-Alternativen:
Gute Recherchearbeit… Aber du fragst dich, warum die Bücher bei anderen Anbietern teurer sind? Vielleicht weil die ihre Einpacker und Lagerarbeiter nicht ganz so schlecht bezahlen, wie Amazon die ihren?
Was für ein Quatsch. Der Stundenlohn von 8,50 Euro, der in der reißerischen ARD-Doku genannt wurde, leigt weit über dem, was Hilfsarbeiter in anderen Jobs bekommen – und sogar über dem Durchschnittsverdienst von gelernten Fachkräften wie Friseurinnen oder Bäckereifachverkäuferinnen. Man sollte sich zum Thema informieren und nicht einfach den ARD-Redakteuren und ihrem journalistisch eher fragwürdigen Bericht alles abkaufen.
Schau doch mal bei osiander.de, die kommen mir wie eine Alternative vor.
Sehe ich mir mal detailliert an. Auf den ersten Blick: Jim Butcher – Cold Days: 22,71 Euro. Bei Amazon: 16,95 Euro
Tolle Analyse – die Shops sollten sich echt bedanken, wenn sie so kritisch unter die Lupe genommen werden.
Danke :)
Ich bestelle gerne bei jpc.de, auch wenns ein bisschen mehr kostet. Konkurrenz belebt das Geschäft.
Allerdings habe ich noch nie so eine gute Suchfunktion wie bei Amazon anderswo gefunden. :-/
bei jpc.de: Jim Butcher – Changes 6,96 Euro. Cool. Das muss ich mir mal näher ansehen.
Edit: Das Hardcover von COLD DAYS ist dann wieder drei Euro teurer als bei den Amazonen und versandkostenfrei wird erst ab 20 Euro geliefert.
Lustig sind aber manche unerwarteten Ergebnisse. Ich habe nach Isaac Asimov gesucht und bei einer Detailansicht des Titels dann auf den weiterführenden Link zu Science Fiction geklickt. Das Ergebnis:
3 Bücher über Kolibris…
Rotfl. Großartig :D
Pingback: Alternativen beim Online-Buchkauf, gibt es die? | PhantaNews
Lieber Sebastian,
danke für Deine gründliche Analyse unseres und unserer KollegInnen Shops. So liebevoll hat sich schon lange keiner mehr unsere Webseite zur Brust genommen.
Darf ich ein paar Feedbacks geben?
Ich fang mit uns an – da kenne ich mich am besten aus:
Die Gefahrenübergabe in den AGBs haben wir sofort kassiert – da haben wir offensichtlich ziemlich lange geschlafen. Da wir in der alltäglichen Praxis sowie anders verfahren (niemals würden wir einem Kunden, der uns sagt, sein Paket sei beschädigt angekommen, im Regen stehen lassen), konnten uns diese ja auch längst rechtswidrigen AGBs nur schädlich sein – von daher schonmal Bingo! und Danke für den deutlichen, augenöffnenden Hinweis ;)
Über die Gestaltung läßt sich schwer streiten – offenbar mögen wir es altbacken ;)
Jetzt vielleicht zu Deinem Test, zu unseren Preisen und zum DRM:
Deine Testanordnung verstehe ich so: Du bist ein Freund der originalsprachigen Fantasy-Literatur und wünscht sie gut sortiert vorzufinden und zu den günstigsten Bedingungen einzukaufen.
Jetzt will ich mich nicht aus der Verantwortung für unseren Shop stehlen – aber weißt Du, wir sind kein Fachshop für Fantasy-Literatur. Ich würde niemandem, der auf der Suche nach englischsprachiger Fantasie ist, unseren Shop empfehlen. Von daher tut es mir etwas leid für die Mühe, die Du Dir an dieser Stelle gemacht hast.
Wir haben die Kacheln, deren Bildinhalte Dich stören, extra so groß gemacht, um nicht den falschen Eindruck zu erwecken (da sind eben keine Fantasy-Kacheln ;) – und Du hast Dich zwar offenbar mit Deinem Themen schon am Start nicht abgeholt gefühlt, dann aber trotzdem weiter nach Deinen Themen gesucht.
Das kann man natürlich machen, aber lohnt es sich, etwas nicht zu finden, von dem jemand auch gar nicht sagte, daß es da sei?
Unsere Kunden nutzen unseren Shop anders, denke ich: Sie schauen ab und zu vorbei, was wir für Vorschläge machen – und manchmal finden sie sie gut, dann kaufen sie was, und manchmal finden sie sie schlecht, dann kaufen sie nichts.
Wenn wir Glück haben, erkennen sie, wie wir die Themen, um die wir uns kümmern, aufbereitet haben, und wertschätzen dies.
Die Preise: Du hast in Dir in Deinem Test englischsprachige Bücher vorgenommen. Bei deutschen Büchern hättest Du gesehen, daß die überall das gleiche kosten; da wir eine Preisbindung in Deutschland haben, ist da Amazon nicht günstiger als wir – und wir nicht teurer als Amazon.
Bei englischsprachigen Titeln sieht es anders aus. Da läuft es mit den Preisen so: Wer die größerere Marktmacht hat, kann die günstigeren Preise durchsetzen.
Unser Umsatz lag im letzten Jahr bei ca. 500.00 EUR.
Der Amazon-Umsatz lag bei 61.000.000.000 EUR.
Daraus ergeben sich tatsächlich andere Konditionen, die auch entsprechend durchgereicht werden.
Dies ist ein Grund, warum wir englischsprachige Fantasy-Literatur nicht nennenswert anbieten; wir möchten unseren Kunden eigentlich nichts schlechter anbieten, als sie es anderswo auch bekommen können. Konsequenterweise müßten wir die englischsprachigen Titel bei uns ganz rausschmeißen – aber da wir Kunden haben, die uns sagen, sie nehmen einen höhreren Preis bei uns in Kauf, weil sie unser Portofolio in Gänze schätzen, lassen wir die Titel so stehen, wie sie von unserem Lieferanten als UVP eingespeist werden.
Das ganze Thema mit den Preisen und der Preisbindung brauche ich hier nicht anzuführen – Du wirst die Diskussion kennen, oder? Wir haben die Preisbindung hierzulande aus der Erkenntnis (oder Überzeugung) heraus, daß für bestimmte Produkte wie Bücher ein Preiswettkampf nicht gut ist.
Man muß diese Ansicht nicht teilen und deshalb solche Läden wie Aldi und Lidl super finden, weil sie das günstigste für den Konsumenten rausholen – die Diskussion verschieben wir aber vielleicht.
Zum Schluß noch eins zum Thema DRM, weil es in Deinen Tests eine so große Rolle spielt:
Du weißt, daß alle Titel bei Amazon DRM-geschützt sind, oder? Ich frage das deswegen, weil man bei Deinen Tests einen anderen Eindruck bekommen könnte.
Wir bieten alle Titel auf zwei Plattformen mit genau dem DRM an, daß die Verlage uns lizenzmäßig zugestehen. Es liegt nicht an uns Buchhändlern – wir entscheiden das nicht.
Aber wir diskutieren mit den Verlagen über die Sinnhaftigkeit des harten DRM. Die Geschäftsführer aller Buchhandlungen, die Du untersucht hast, haben sich nach meiner Kenntnis an unterschiedlicher Stelle gegen das harte DRM ausgesprochen und dem Verlagen empfohlen, es gegen ein weiches DRM zu ersetzen.
Kundenstimmen wie Deine helfen uns dabei übrigens – von daher sind wir da bei Dir:
Darf ich zum Schluß – Dein Test ist ja schon gemacht, ein Bestechlichkeitsverdacht entfällt also hoffentlich – für Deine Mühe ein Buch schenken?
Wir empfehlen im Moment Jimmy Corrigan: Der klügste Junge der Welt:
http://www.kohlibri.de/xtcommerce/product_info.php/info/p320100_Jimmy-Corrigan—Der-Kluegste-Junge-der-Welt.html
Du kannst Dir, wenn Du es haben möchtest, die deutsche oder die englische Ausgabe aussuchen – eine Mail mit Deiner Adresse genügt.
Also nochmals vielen Dank – auch an die vielen Diskutanten auf Deiner Seite
René Kohl
Inhaber von Kohlibri
Danke für den Kommentar. Dazu ein paar Anmerkungen:
Ich heiße nicht »Sebastian«.
Nein, das ist nicht korrekt. Es geht nicht um Fantasy-Literatur, sondern um Phantastik allgemein. Die ist das Thema der Seite phantanews.de und das ist auch das Thema, das die Leser interessiert. Aus meinen Kontakten zu Phantastik-Freunden weiß ich, dass etliche davon wie ich dazu übergegangen sind, im Original zu lesen, da von vielen US- und englischen Werken Übersetzungen erst verspätet oder meist gar nicht erscheinen und die Übersetzungen oft miserabel sind.
Da muss nichts »Leid tun«. Ich gehe davon aus, dass eine Buchhandlung in der Lage ist, auch solche Wünsche zu erfüllen. Ich gehe davon aus, dass Onlineshops ihre Daten von Zulieferern erhalten. Wenn also etwas nicht vorrätig ist, kann man es beschaffen. Die Aussage »wir sind nicht auf Fantasy spezialisiert« kann ich deswegen als Entschuldigung nicht wirklich gelten lassen, sie spiegelt aber leider ziemlich genau das wieder, was ich auch immer wieder in Buchhandlungen erleben muss. Diese Ignoranz gegenüber (nicht nur) meinen Wünschen und Lesegewohnheiten hat auch dazu geführt, dass ich inzwischen fast ausschließlich bei Amazon kaufe.
Die Aussage »Wir sind kein Fachshop für Fantasy-Literatur« finde ich in dem Zusammenhang besonders merkwürdig. Es geht erst einmal üm Bücher. Was drin steht ist doch irrelevant. Und eine Buchhandlung sollte in Sachen Buchverkauf kompetent sein. Da ein Genre auszuschließen und sich dann darauf zurück zu ziehen, kein Spezialist dafür zu sein, kann ich nicht nachvollziehen. Inwiefern sind den Phantastik-Bücher anders als andere Bücher? Klingt für mich leider wieder mal ein wenig nach Kulturelitismus.
Ja, ich weiß, was die Buchpreisbindung ist (es gibt hier reichlich vielbeachtete Artikel darüber). Deswegen machen Preisvergleiche bei deutschen Büchern auch gar keinen Sinn.
Zum Thema englischsprachige Bücher: mir ist klar, dass beim deutschen Buchhandel viele Mäuler gestopft werden wollen und in der Schiene vom Verlag zum Kunden diverse Zwischenhändler verdienen wollen. Dennoch ist es unrealistisch, annehmen zu wollen, dass der Kunde bereit ist, eklatante Preisunterschiede zu akzeptieren. Wenn ein Taschenbuch bei Amazon 6 Euro kostet und bei anderen Händler das Doppelte, dann läuft etwas gewaltig schief und ich sehe persönlich keinen Grund, diese Mondpreise zu akzeptieren – und das völlig unabhängig davon, ob es sich um eine kleine Klitsche handelt, oder um Thalia. Wenn der Buchhandel mich als Kunden zurück gewinnen will, dann muss er seine Vertriebsschienen und Abläufe kritisch überprüfen und optimieren, statt ein jahrzehntealtes Konzept einfach weiter durchzuziehen. Ich würde vielleicht ein oder zwei Euro Preisunterschied akzeptieren, aber auch das nur, wenn mir ansonsten das Gefühl gegeben wird, dass man mich als Kunden ernst nimmt. Mit »ach, der will ja bloß Fantasy« fühle ich mich durchaus nicht ernstgenommen.
Über die Buchpreisbindung will ich an dieser Stelle nicht diskutieren, das führt zu weit. Nur so viel: Die Branche hat sich da ein wunderbares Leistungsschutzrecht gesetzlich einräumen lassen. Dass die kulturelle Vielfalt ohne Buchpreisbindung verloren gehen würde ist in meinen Augen eine Mär, wenn dem so wäre, müsste es auch Preisbindungen auf andere kulturelle Güter geben. Beispielsweise Musik.
Ja, ich weiß, dass die eBooks bei Amazon ebenfalls DRM-verseucht sind. Übrigens durchaus nicht alle, diese Aussage ist falsch.
Aber: im Gegensatz zum sperrigen und unkomfortablen Adobe Digital Editions-Verfahren fällt das DRM bei Amazon dem Kunden überhaupt nicht auf und sorgt nicht für Einschränkungen. Die gibt es nur dann, wenn man Kindle-eBooks auf anderen eReadern lesen wollte, was eigentlich nicht notwendig ist. Mit Adobe Digital Editions muss man sich unkomfortabel herumschlagen – hat man einen Linux-Rechner ist man komplett außen vor, da es ADE dafür nicht gibt.
Heisst: Auch wenn Kindle-eBooks via DRM geschützt sind, fällt das bei der Handhabung überhaupt nicht ins Gewicht, bei ePubs aber durchaus.
Danke für das Buchangebot, ich muss darüber erst nochmal nachdenken.
Sorry für den »Sebastian«, Stefan.
Der ist offenbar beim Runterscrollen aus den Replies hängengeblieben.
Darf ich trotzdem noch mal?
Also erstmal: Ich finde gut, daß Du das ganze Thema »Alternativen zum Amazon« aufgreifst, und natürlich ehrt uns, wenn Du unseren Laden überhaupt in Deinen Test-Fokus nimmst.
Und daß Du es, schon für Deine Blog-Leser, mit Eurem Fokus-Thema Phantastische Literatur machst, ist ja auch logisch und ok.
Aber genauso, wie Du Deinen Fokus hast, haben wir unseren. Und ich bitte, es nicht als Arroganz gegenüber Deinen Lesegewohnheiten auszulegen, daß wir keinen Fantasy-Schwerpunkt haben, sondern eher als Respekt vor Leuten wie Dir, die in diesem Thema tiefer drin sind, als ich es je sein kann.
Und natürlich hast Du recht mit Deiner Aussage, daß wir als Online-Buchhändler alles beschaffen können, was auf dem Markt ist. Das machen wir auch.
Aber warum sollten wir Dir ein englischsprachiges Buch unter unter unserem Einkaufspreis verkaufen, nur um mit Amazon mitzuhalten?
Ich lerne aus dieser Diskussion allerdings, daß wir Dir unser Konzept nicht deutlich genug gemacht haben.
Wir möchten unseren Kunden eine Titelauswahl vorschlagen – und sind dabei spezialisiert auf die bourgeoisen »Feuilleton«-Themen der Gegenwart (die ich übrigens für genau wichtig oder unwichtig halte wie die Phantasy-Themen der Gegenwart – manchmal berühren sich die Welten ja sogar).
Ist das elitär? Hey, so funktionieren doch viele Läden: Die Einkäufer schauen sich um, finden an Dingen Gefallen und bieten sie ihren Kunden an.
Es ist vielleicht für den Buchhandel ungewohnt – in den letzten 15 Jahren war die überwiegende Strategie aller Buchhandlungen im Internet, allen alles anbieten zu wollen. Das ist im Kern wohl auch buchhändlerisches Selbstverständnis.
Aber für unseren Buchladen trifft es eigentlich nicht mehr zu – auch wenn wir es vielleicht noch nicht sichtbar genug gemacht haben.
Für uns stelle ich mir das Geschäft so vor: Wir suchen uns die nach unserem Geschmack schönsten, interessantesten, nettesten, klügsten Bücher der Saison aus (und da werden vielleicht sogar 3 oder 4 Titel Phantatischer Literatur dabei sein), erklären, warum wir die gut finden und empfehlen können (das machen wir so zum Beispiel in unseren Newslettern), und unsere Kunden kaufen sie oder auch nicht.
Aber wie wäre es zum Schluß noch mit einer Gegenfrage: Gibt es wirklich keine Online-Buchhandlung für phantastische Literatur? Während es 10 Krimi-Buchhandlungen gibt?
Das könnte man ja glatt eine Marktlücke nennen, die wohl nur erklärlich damit ist, daß Ihr halt alles im Original wollt, und dann noch aus den kleinsten Labels – und da wird jeder Buchhändler, der sich mit dem Gedanken trägt, einen Phanta-Bookshop einzurichten, wahrscheinlich wegen der Konkurrenz von Amazon in Deckung gehen – oder er muß richtig groß ins Geschäft einsteigen.
Das unterschwellige »Wir sind halt nicht auf Phantastik spezialisiert« finde ich ehrlich gesagt auch sehr peinlich. Die meistverkauften Bücher der Welt sind zur Zeit Herr der Ringe, Harry Potter, Twilight; und sie bringen dem Handel ordentlich Geld. Ist es da wirklich zu viel verlangt, dass das der Buchhandel diesen Bereich ernst nimmt und damit auch mich als Kunden?
Danke für die nochmalige Antwort.
Ich muss sagen, dass ich als Kunde den Ansatz merkwürdig finde. Letztendlich geht es doch darum, dem kunden das zu verkaufen, was er haben möchte. Wenn ein Kunde nicht weiß, was er lesen möchte, macht der Ansatz »wir schlagen was vor« sicher Sinn, aber ich kann mir schon allein aufgrund der reinen Bandbreite an möglichen Themen nicht vorstellen, dass solch ein Vorschlagskonzept valide ist.
Sinnvoll wäre aus meiner Sicht eine Mischung aus beidem.
Was die Phantastik angeht (ich betone: es geht hier nicht nur um Fantasy, dazu gehört beispielsweise auch die Science Fiction):
Ich musste mich in den letzten Jahren dermaßen oft von Buchhändlern wie eine seltene Krankheit behandeln lassen, statt wie einen Kunden, wenn ich Phantastik erwerben wollte, dass meine Toleranzschwelle gegenüber »das ist doch nur Kinderkram«-Klischees gegen Null tendiert. Dieses Verhalten hat auch dazu geführt, dass ich heutzutage Buchhandlungen nur noch frustriert verlasse. Früher habe ich täglich in welchen herumgehangen und dort Unsummen gelassen. Irgendwann verschwand die Bandbreite an Phantastik aus den Läden und zeitgleich die Bereitschaft, sich mit meinen Themenwünschen auseinander zu setzen. Glücklicherweise war dann der lokale Comicladen meine Rettung, der mir den »Stoff« für äußerst akzeptable Preise direkt aus den USA beschaffte. Der Comicladen konnte davon übrigens gut leben, dass es ihn nicht mehr gibt, hat ganz andere Gründe. Damals habe ich 11 Deutschmark für den Roman bezahlt, denn der Buchhändler für 25 Deutschmark anbot. Heute ist der Preisunterschied oft immer noch analog dazu.
Egal in welchen Buchladen ich gehe: Phantastik findet nur noch am Rande statt und existiert aktuell vornehmlich in Form von Schmuse- oder Kapuzenfantasy. Und die dann auch noch in schlechter Übersetzung. Frage ich nach englischen Versionen, winkt man ab, oder nennt Preise, die auch ohne Amazon unverschämt wären.
Aus diesen Gründen (und noch ein paar mehr) reagiere ich inzwischen äußerst allergisch auf Kulturelitismus. Manchmal trifft es dabei velleicht auch die Falschen, wer weiß …
»Kleinste Labels«? Mitnichten. Random House, Tor Books etc. sind nun wahrlich keine Kleinstlabels.
Das Konzept von Kohlibri (»Vorschläge«) sollte erheblich deutlicher kommuniziert werden, ebenso wie das Angebot, denn ich muss beim Besuchen der Webseite erst einmal davon ausgehen, dass es sich hier um einen »Buchladen« handelt, bei dem man Bücher bekommt. Dass das Angebot sich auf »ausgewählte Feuilleton-Themen« beschränkt, wird nicht klar. Wäre das klar zu erkennen gewesen, hätte ich den Test aufgrund des »special interest«-Ansatzes vielleicht nicht durchgeführt.
Es gibt einen Spezialisten für Phantastik: Amazon. Sowohl, was Printbücher wie auch eBooks angeht. Es ist fast alles, sogar älteres, sofort lieferbar. Wenn nicht, bekomme ich es dort von Anbietern aus der ganzen Welt für drei Euro gebraucht zugesandt. Sogar Bücher, von denen auf deutschen Buchhandelsseiten weit und breit nichts zu sehen ist, sind dort bestellbar. Etwas Vergleichbares gibt es in Deutschland nicht.
Im Selfpublisher- und Kleinverlags-Phantastik-Segment wird gerade ein Portal aufgebaut, das meiner Ansicht nach sehr erfolgreich sein wird. Im eBook-Bereich ist Beam-eBooks was deutsche Ware angeht fast unschlagbar. Frage ich im Buchhandel nach Klein- und indieverlags-Titeln wird dort nur abgewunken, bei eBooks schon sowieso.
In meinem Artikel zu Mond-Preisen englischer eBooks wird deutlich, wie da gedacht wird: »ist uns egal«, weil der Absatz von eglischen Büchern angeblich keine relevante Größe ist. Natürlich ist sie das nicht, das wird sich auch nie ändern, solange die Ware da doppelt bis dreimal so teuer ist, wie anderswo. Leider gibt es von Amazon keine Umsatzzahlen, was englische Bücher angeht, aber sie würden kaum fast alles auf Lager halten, wenn sich der Verkauf nicht lohnen würde, oder?
Das Folgende jetzt bitte nicht auf kohlibri.de beziehen, sondern als allgemeines Statement sehen: Die gesamte »alteingesessene« Buchhandelsbranche bekleckert sich allerdings nicht nur nicht mit Ruhm, sondern macht sich in meinen Augen gerade dauerhaft lächerlich. Zum einen alles zwischen Grabenkämpfen und Vetternwirtschaft, fast schon mafiös anzusehende Machenschaften im Zusammenhang mit Amazon und das Verunglimpfen von Mitbewerbern wird das Überleben nicht sichern, ebenso wenig inhaltsleere Scheinaktionen wie »Vorsicht Buch!«. Kundenorientierung würde das, ebenso wie der Wille zum Abschneiden uralter Zöpfe – da sehe ich allerdings ehrlich gesagt schwarz. Und mein Mitleid hält sich in Grenzen.
Lieber Alex,
ich kann nicht für meine Buchhandels-KollegInnen sprechen – da kann jeder was anders gut (oder meinetwegen auch schlecht).
Ich nehme gerne jeden ernst, der sich für Bücher interessiert, aber ich kann nicht jeden auf seinem Spezialgebiet bedienen. Geht einfach nicht. Ist für mich digital nicht abbildbar.
Wenn ich eine gute Idee hätte, wie die Phantastik gut abbildbar wäre, würde ich es auch gerne machen. Aber Ihr habt die Rahmenbedingungen selbst formuliert:
Bitte englische Originalliteratur, bitte zum Amazon-Preis, bitte sofort.
Das ist nicht so einfach…
Ich höre aus Euren Kommentaren aber noch was anders raus – Ihr seid vom deutschen Buchhandel offenbar oft frustriert worden, weil Eure Lesebedürfnisse – so scheint es – nicht salonfähig waren. Das erinnert mich daran, wie ich als 12jähriger von einer Arzt-Helferin angepflaumt wurde, weil ich mit Jerry-Cotton-Heften in ihre Praxis kam.
Aus Rache habe ich mich dann 5 Jahre lang nur durch die Trash-Krimi-Abteilung in meiner Stadtbibliothek gelesen.
Trotzdem bin ich auch kein Krimi-Online-Buchhändler geworden, und der Hauptgrund sind die niedrigen Preise. Da Amazon die portofreie Lieferung eingeführt hat, lohnt es sich für uns nicht mehr.
Wir haben uns deshalb auf hochpreisige Titel spezialisiert. Da gibt es einige Bereiche, in denen sind wir besser als andere, z.B. Werkausgaben.
Wenn ich es richtig sehe, bekommt man die Nabokov-Werkausgabe z.B. bei uns praktischer angeboten als bei Amazon:
http://www.kohlibri.de/xtcommerce/product_info.php/info/p12435_Gesammelte-Werke-in-25-Baenden.html
Ist eine Heidenarbeit, wir machen sie gerne, und ab und zu verkaufen wir eine Gesamtausgabe, und dann hat es sich gelohnt. Und vielleicht kommt uns dabei sogar unser altbackenes Design zugute.
All dies führt dazu, daß wir für Euch in Eurem Themengebiet nichts zu bieten haben. Aber auf den Schlips möchten wir deshalb Euch trotzdem nicht treten ;)
Stimmt nicht. Ich wäre bereit, ein oder zwei Euro mehr zu bezahlen und auch ein bis drei Tage Versanddauer in Kauf zu nehmen, wenn ich dafür ein gut sortiertes, kompetentes Angebot bekomme und man auf meine Wünsche eingeht. Sprich: Wenn ich Sympathien für den Laden entwickle, weil die da so nett und zuvorkommend sind. 90% der englischsprachigen Ware hat auf deutschen Shops das Label »Lieferzeit unbekannt«, das hat mit Kompetenz nichts zu tun.
Die Probleme mit der Phantastik beschränken sich überigens keineswegs nur auf englischsprachige Bücher. Interessante SF & Fantasy spielt sich hierzulande fast nur noch bei Kleinverlagen und Indies ab. Und selbst wenn die Werke eine ISBN haben und im VLB stehen, können sie nicht gefunden werden. Wenn keine ISBN vorhanden ist schon gar nicht – als dürfe es keine Bücher neben dem Gott ISBN geben …
Lieber Stefan,
ob unser Ansatz mit den Angeboten gut oder schlecht ist, entscheidet letztlich der Markt, wie es so schön heißt.
Wir kommen einigermaßen mit unserem Modell hin, wobei mir klar ist, daß ich PR für viele Bücher mache, die dann von unseren Newsletter-Empfängern bei Amazon gekauft werden. So ist das halt im Leben.
Daß Kunden das kaufen, was ihnen angeboten wird, kommt doch übrigens täglich in jeder Buchhandlung vor. Man geht rein, sieht was, kauft was und geht wieder raus (funktioniert doch in vielen Läden so…)
Bislang funktioniert es für uns – wir werden nicht reich, aber haben überwiegend mit Büchern und Verlagen zu tun, auf die wir Bock haben und die uns Spaß machen.
Das können auch Kleinst-Labels sein: Diese Max-Goldt-Broschüre gibt es außer beim Drucker selbst wohl nur bei uns:
http://www.kohlibri.de/xtcommerce/product_info.php/info/p280395_Sind-wir-denn-nur-in-Cordbettwaesche-etwas-wert-.html
Wir haben uns von Beginn an auch gerne für Independents starkgemacht und zum Beispiel in unserer Liste der Preise und Auszeichnungen die Hotlist gefeatured:
http://www.kohlibri.de/xtcommerce/index.php?award_id=33
Oder den Indiebookday:
http://www.kohlibri.de/xtcommerce/index.php/cat/c2528_Indiebookday.html
Aber Du hast recht, wenn Du sagst: Da gibt es doch noch mehr: Zum Buchhändlern gehört doch auch die Besorgung usw.
Und mich nervt da schon länger, daß wir englischsprachige Titel da nicht besser rankriegen.
»Cold days« könnten wir innerhalb von 2 Tagen versandfertig im Haus haben. Allerdings sind unsere Einkaufspreise aktuell, wie schon gesagt, nicht satisfaktionsfähig; da kann ich sie selbst bei Amazon einkaufen ;) Aber wir arbeiten daran…
Solange würde ich Dir, wenn Du unser Kunde wärst, empfehlen, den Titel direkt beim Bookdepository zu bestellen:
http://www.bookdepository.co.uk/Cold-Days-Jim-Butcher/9780356500898
Was Titel aus Deutschland angeht: Wir besorgen im Prinzip jedes Buch, auch antiquarische Titel usw.
Wir arbeiten gerade mit einigen engagierten Kollegen daran, daß wir dieses Angebot, wie es in den Läden im Prinzip schon immer möglich war, auch online aus einem Guß anbieten können.
Dazu müssen allerdings einige Titel-Kataloganbieter über ihren Schatten springen und die Daten besser zusammenschmeissen. Es macht nicht wirklich Sinn, daß diese Aufgabe jeder Buchhändler alleine vornimmt, wenn auch die Osiandersche oder Lehmanns hier auf dem besten Weg sind.
Ich kann mit Deiner Kritik, was das Evolutionstempo des Buchhandels angeht, durchaus etwas anfangen. Wir sind dummerweise nicht so schnell, wie der Markt es von uns fordert.
Das hat gute und schlechte Gründe: Die schlechten liegen tatsächlich darin, daß die Bedeutung der Entwicklungen auf breiter Ebene unterschätzt wurden; und dies hatte sicherlich auch bei dem einen oder anderen mit Überheblichkeit (gegenüber dem obelflächlichen Medium Internet, gegenüber den kapitalistischen Cowboys von Amazon) zu tun.
Die guten Gründe: Es gibt viele Buchhändler, die Sorge davor haben, daß mit eCommerce und eBooks etwas kaputt geht, was wir alle miteinander eigentlich nicht kaputtgehen lassen möchten. Es gibt eine Zurückhaltung, die durchaus auch mit Schutzinstinkten gegenüber der Buchkultur zu tun hat. Und es sind nicht nur Snobs oder Hochnasen, die so empfinden.
Aber auch das ist ein großes Thema und fast einen eigenen Thread wert.
Ich denke wir belassen es vorerst dabei. Auf die Anregung mit dem eigenen Thread komme ich vielleicht zurück, was Snobs und Hochnasen angeht. Ich glaube das auch nicht, zumindest nicht bei allen, ich befürchte allerdings, dass massives Unwissen und unerklärliche (und unbegründete) Angst vor den neuen Medien durch mangelnde oder fehlerhafte Informationen – also Evolutionsresistenz, wie auch immer begründet – zu den völlig falschen Reaktionen führen.
Noch eine Anmerkung zum Bookdepository:
Ja, das kenne ich selbstverständlich. Lieferzeit fünf bis acht Tage, bei Amazon morgen bei mir (bin Prime-Kunde). ;)
Und: ging es rund um Amazon nicht auch gerade darum, dass die Kaufkraft in Deutschland bleiben soll? Da ist es wenig zielführend, in UK zu kaufen, oder? Dort gibt es keine USt auf Bücher, also kein Wunder, dass britische Anbieter im Vergleich zu Deutschland günstiger verkaufen können. Die müssen noch nicht mal luxemburger Steuer abführen.
Übrigens ist die Roc-Augabe (die ich kaufe, weil die Bücher einheitlich im Regal stehen sollen) bei Amazon günstiger als die Orbit-Fassung bei Bookdepository … :)
Na, jetzt haben wir doch einige Anstrengungen unternommen, ein paar mangelnde oder fehlerhafte Informationen aus dem Weg zu räumen. Danke für die Geduld und vielleicht zum nächsten Mal.
Ach so, ein letztes noch:
Natürlich gehört The book depository auch zu Amazon.
Und überhaupt bin ich sowieso nur zu doof, um das zu verstehen und man kann es mir sowieso nicht recht machen :)
Siehe:
https://www.facebook.com/kohlibri.shop/posts/10151510520599214
Dass Buchhändler so reagieren wundert mich allerdings nicht im Geringsten – und passt zu meinen Erfahrungen. Leider.