Alternativen beim Online-Buchkauf, gibt es die? Kurztest osiander.de

Osiander.de hat­te ich über­haupt nicht auf dem Schirm, noch nie davon gehört, des­we­gen dan­ke für den Hinweis.

Die Start­sei­te wirkt auf mich auf den ers­ten Blick sehr über­sicht­lich, dass ein paar Neu­erschei­nun­gen gelis­tet wer­den geht in Ord­nung, eben­so wie der Sli­der, obwohl der auf­grund sei­ner Geschwin­dig­keit nervt. Etwas ver­blüfft bin ich dar­über, dass in der obe­ren, hori­zon­ta­len Menü­leis­te nur die Rede von »Neue Bücher« ist. Kann ich hier etwa kei­ne älte­ren Bücher bekom­men? Eine schnel­le Suche über­zeugt mich vom Gegen­teil, den­noch hal­te ich die For­mu­lie­rung für unglücklich.

Nach einem Klick auf »Neue Bücher -> Lite­ra­tur« öff­net sich links ein neu­es, ver­ti­ka­les Menü mit Sub­ka­te­go­rien. Das gefällt mir, ist über­sicht­lich, so muss das gehen. Und hier fin­de ich dann auch zum ers­ten Mal bei mei­nen Tests eine Kate­go­rie namens »Sci­ence Fic­tion | Fan­ta­sy«. Ich kann mein Glück kaum fas­sen, es hält aller­dings nicht lan­ge an, denn eine wei­te­re Unter­tei­lung sucht man eben­so ver­geb­lich, wie die Mög­lich­keit, nach Kri­te­ri­en zu sor­tie­ren. Eine Unter­schei­dung min­des­tens zwi­schen SF und Fan­ta­sy wäre zu begrü­ßen, wei­te­re Unter­ka­te­go­rien noch viel mehr. Erfreu­lich ist, dass an den gelis­te­ten Büchern Ver­mer­ke dar­auf hin­wei­sen, ob es ein Werk auch als eBook gibt. Das ist vor­bild­lich. Die Rei­hen­fol­ge der Auf­lis­tung scheint mir nach Erschei­nungs­da­tum zu sein.

Dann suchen wir mal nach BLOOD RITES. In der Suche kann ich spe­zi­fi­zie­ren, in wel­cher Sub­ka­te­go­rie ich for­schen möch­te, bei­spiels­wei­se alle, Buch, eBook, Soft­ware, aber nicht nach eng­li­schen Büchern. Erst­mal Print. Erfreu­li­cher­wei­se wer­den meh­re­re Vari­an­ten des Romans gefun­den, sowohl eng­li­sche wie auch deut­sche, dass bei den eng­li­schen Titeln auch noch der deut­sche Name genannt wird, lässt mich dar­an glau­ben, aus Ver­se­hen in einem Par­al­lel­uni­ver­sum ange­kom­men zu sein. Gran­di­os. Die Taschen­buch­fas­sung kos­tet 8,55 Euro, bei Ama­zon 7,10 Euro, hier also ein ähn­li­cher Preis wie bei Koh­li­bri. Eine Suche nach CHANGES, dem vor­letz­ten Har­ry Dres­den-Roman zeigt mir eine Men­ge Zeug, aber nicht das Gesuch­te, also ver­fei­ne­re ich die Suche: »CHANGES Jim But­cher«, das hilft. Die preis­wer­tes­te Fas­sung ist die von Roc für 8,01 Euro, die kos­tet bei Ama­zon 7,00 Euro. Das Hard­co­ver wird für 22,95 Euro feil gebo­ten, beim Kon­kur­ren­ten 20,99 Euro. Die Prei­se gehen im Prin­zip in Ord­nung, könn­ten aber bes­ser sein.

An den Büchern wird übri­gens ange­zeigt, ob sie auf Lager sind und sofort ver­sandt wer­den kön­nen oder nicht, auch das soll­te lobend erwähnt wer­den. Lei­der brin­gen ein paar Suchen nach ande­ren eng­li­schen Taschen­bü­chern zu Tage, dass man hier all­zu­oft lesen muss »Lie­fer­zeit eine Woche oder mehr«, Ver­glei­che mit Ama­zon zei­gen dort eine Lagerhaltung.

Der Such­be­griff REDSHIRTS för­dert diver­se Tref­fer ans Licht, sowohl die Hey­ne-Aus­ga­be als Print und Hard­co­ver, sowie ver­schie­de­ne eng­li­sche Fas­sun­gen. Die Gol­lan­cz-Ver­si­on wird für 9,99 Euro ange­bo­ten, beim Kon­kur­ren­ten kos­tet die 9,00 Euro. Lei­der ist das Taschen­buch bei Osi­an­der nicht sofort lie­fer­bar (»län­ger als eine Woche«), bei Ama­zon aber schon. Das eng­li­sche eBook ist nicht zu fin­den. Ich ver­mu­te den Grund dar­in, dass Scal­zi den Ver­le­gern vor­ge­schrie­ben hat, auf DRM zu ver­zich­ten – und das mag man hier­zu­lan­de eben nicht.

Beim Ein­tip­pen von »Alan Dean Fos­ter« ver­tip­pe ich mich, es wird »Alan Die­an Fos­ter« dar­aus. Osi­an­der zeigt sofort wie es gehen muss, denn ich wer­de gefragt: »mein­ten Sie Alan Dean Fos­ter?« und bie­tet den Namen gleich ver­linkt an. Aller­dings ist der Link nicht als sol­cher gekenn­zeich­net und ich stel­le das erst fest, als ich ver­se­hent­lich mit der Maus dar­über fah­re – trotz­dem: fast alles rich­tig gemacht! Erneut bin ich ver­blüfft, denn ich muss fest­stel­len, dass aus­schließ­lich eng­li­sche Roma­ne gelis­tet wer­den – dar­un­ter sind zu mei­nem Erstau­en sogar eng­li­sche eBooks! Und: die Taschen­bü­cher sind alle lie­fer­bar. Kann doch alles gar nicht wahr sein, erst­mal einen Kaf­fee und dabei mei­ne siche­re Ver­bin­dung zur Rea­li­tät über­prüft. Nein, alles noch gut, ich bin offen­bar nicht aus Ver­se­hen in ein ande­res Uni­ver­sum gerutscht.

Noch­mal die Gegen­pro­be: die Such­aus­wahl auf »eBooks« gestellt und »Charles Stross« ein­ge­ge­ben – und tat­säch­lich erschei­nen reich­lich eng­li­sche eBooks im ePub-For­mat vom gesuch­ten Autoren.

Ich könn­te jetzt glück­lich sein, und Osi­an­der mein Geld hin­wer­fen. Alles hät­te so schön sein kön­nen, doch dann kommt der unver­meid­li­che Absturz: im Ver­gleich zu ande­ren Anbie­tern sind die Prei­se der eBooks lei­der deut­lich zu hoch. Stross´ HIDDEN FAMILY kos­tet als eng­li­sches ePub 9,51 Euro, für den Kind­le nur 4,37 Euro. Das ist ein Unter­schied, der sich gewa­schen hat: mehr als dop­pelt so teu­er und damit lei­der völ­lig inak­zep­ta­bel. Noch ein Ver­such mit eng­li­schen eBooks: THE APOCALYPSE CODEX, auch von Char­lie Stross: Osi­an­der sagt über­zo­ge­ne 11,35 Euro an, im Ver­gleich dazu ruft Ama­zon 5,99 Euro auf. Es hät­te so schön sein können …

An die­ser Stel­le kann ich res­u­mie­ren: in Sachen Ange­bot, Tech­nik und Prä­sen­ta­ti­on um Län­gen bes­ser als die bei­den zuvor getes­te­ten Shops, es sind sogar ver­blüf­fen­der­wei­se eng­lisch­spra­chi­ge eBooks vor­han­den. Nur lei­der kann man deren Prei­se nur mit der Bezeich­nung »Wucher« bele­gen. Oder auch Raub­rit­ter­tum. Oder Wege­la­ge­rei. Es hät­te also alles wirk­lich schön sein kön­nen, die Pflicht absol­viert, bei der Kür aber lei­der gestürzt.

Wer­fen wir noch einen Blick auf die Versandkosten:

Inner­halb Deutsch­lands lie­fern wir por­to­frei. Ledig­lich bei Sen­dun­gen, die das Maß 120 cm x 60 cm über­schrei­ten oder schwe­rer als 31,5 kg sind, müs­sen wir einen Sperr­gut­zu­schlag von 20 Euro berechnen.

Dar­an ist nichts aus­zu­set­zen. Im Gegen­teil. Bei einem schnel­len Blick über die AGB fin­de ich kei­ne kei­ne frag­wür­di­gen Passi.

Als Fazit: hier wird eine gan­ze Men­ge rich­tig gemacht, sogar fast alles, und ich könn­te mir durch­aus vor­stel­len, den Shop hin und wie­der zu nut­zen. Lei­der wird der gute Ein­druck dadurch deut­lich geschmä­lert, dass zum einen etli­che eng­li­sche Taschen­bü­cher nicht vor­rä­tig sind und kei­ne kon­kre­ten Anga­ben zur Lie­fer­zeit gemacht wer­den. Was als mas­siv nega­tiv ein­ge­stuft wer­den muss und den Shop für mich im Bereich eBooks dann wie­der inak­zep­ta­bel macht, sind zum ande­ren die völ­lig aus der Luft gegrif­fe­nen Mond­prei­se für eng­li­sche eBooks im Ver­gleich mit den Kind­le-Fas­sun­gen. Vor­teil­haft wäre, wenn der Bereich SF & Fan­ta­sy noch in die bei­den Gen­res auf­ge­teilt wer­den würde.

Aber im Ver­gleich zu den bei­den ande­ren bis­her getes­te­ten Shops frag­los »Dau­men hoch«. Ich stel­le mir aller­dings die Fra­ge, war­um Osiander.de nicht deut­lich bekann­ter ist, ver­dient hät­ten sie es.

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Wei­tere Tests von Amazon-Alternativen:

Test buchhandel.de

Test kohlibri.de

Test lehmanns.de

 

AutorIn: Stefan Holzhauer

Meist harm­lo­ser Nerd mit natür­li­cher Affi­ni­tät zu Pixeln, Bytes, Buch­sta­ben und Zahn­rä­dern. Kon­su­miert zuviel SF und Fan­ta­sy und schreibt seit 1999 online darüber.

6 Kommentare for “Alternativen beim Online-Buchkauf, gibt es die? Kurztest osiander.de”

Anonymous

sagt:

… Osi­an­der beglei­tet mich seit Kin­der­ta­gen in Tübin­gen, durch die Gymnsi­al­zeit und ist inzwi­schen sogar in mei­ner Stu­di­en­stadt ange­kom­men. In jeder besuch­ten Stadt schaue ich mal rein. Lei­der gibt es noch kei­nen Osi­an­der in mei­ner neu­en Hei­mat­stadt… sonst alles ganz prima.

sagt:

Osi­an­der ist in Süd­deutsch­land recht bekannt und ich stö­be­re dort sehr ger­ne. Den Online-Auf­tritt und auch den News­let­ter (fil­ter­bar nach Gen­re) mag ich sehr ger­ne, in der App wer­den mei­ne Suchen lei­der nicht gespei­chert, das hat wohl Datenschutzgründe.

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