Kommentar: PERRY RHODAN – Gucky ist tot, lang lebe Gucky …
Ich weiß. Dieser Kommentar kommt spät. Ich hänge weit hinterher mit der Erstauflage von PERRY RHODAN. Ich nähere mich gerade erst dem Heft 3100, nachdem ich das Lesen bei 2900 eingestellt hatte (an die Gründe dafür kann ich mich nicht mehr erinnern). Außerdem gibt es im Bereich SF so viel anderes cooles Zeugs zu lesen, insbesondere aus dem englischsprachigen Raum. Ich wollte es dann ab 3000 nochmal versuchen, aber es gab mehrere Punkte, die mich ärgerten, beispielsweise die Titelbild-Darstellung des neuen, viel zu jungen, Perry mit der Hackfresse, sowie der Tatsache, dass es die eBooks bei Amazon nicht im Abo gab, ich den Einzelpreis zahlen und das Heft jede Woche manuell kaufen sollte.
Irgendwann interessierte mich dann aber aufgrund der angeteaserten Thematik doch was da passieren sollte und ich erwarb zuerst den ersten Packen von 50 Heften als eBook und danach auch den zweiten. Der Preis für die 50er-Päckchen geht meiner Ansicht nach völlig in Ordnung. Leider ist die Ergonomie dabei ziemlich beim Chaotarchen, denn die 50 Hefte sind ein einzelnes eBook in dem die Navigation schwierig ist und man erfährt auch nur, wie viele Stunden man noch bis zum Ende des Gesamtpakets lesen muss, nicht wie lange man noch im Heft hat.
Irgendwann kam ich dann zu 3072 (DER ILT MUSS STERBEN) und fragte mich zuerst, wer denn der Waschbär auf dem Cover sein sollte? Ein Versuch, Fans der GUARDIANS OF THE GALAXY auf PR neugierig zu machen? Wobei: Niedlich war er ja. Am Ende des Romans dachte ich: »Ja, sicher, sie wollen uns mal wieder erzählen, dass sie Gucky umgebracht haben. Glaubt ihnen keiner.« Denn wenn eine Figur garantiert nicht aus der Serie geschrieben wird, und erst recht nicht dermaßen profan, dann ist das der Mausbiber (und ich bin immer noch sauer darüber, wie nebensächlich man sich Tekeners entledigt hatte, aber Gucky? Nie! Im! Leben!).
Denn die gesamten Vorgänge waren zu merkwürdig und es gab viel zu viele Hinweise darauf, dass hier irgendwas so gar nicht mit rechten Dingen zuging. Dazu kam, dass die Exposé-Autoren uns Leser nicht eben unsanft mit der Nase direkt darauf gestoßen hatten, dass die Cairaner irgendwie Terraner und Blues nachbauen können, auch berühmte. Ich hakte das also ab, freute mich darauf zu erfahren, wie sie den vermutlich kopierten Ilt als Original wieder aus dem Hut zaubern wollten und las weiter.
Da ich PR-Fankreise meist nicht verfolge, hatte ich deswegen auch nicht mitbekommen, was damals danach abgegangen sein musste. Offenbar schlugen die Wellen des Fan-Ärgers über den Tod des Ilts hohe Wellen. Das muss so drastisch geworden sein, dass sich die Redaktion bemüßigt fühlte, in einem Roman folgendes Statement zu veröffentlichen:
Eine Information der PERRY RHODAN-Redaktion
Die Ereignisse, die in den PERRY RHODAN-Romanen 3072 und 3073 geschildert worden sind, haben in der Fanszene hohe Wellen geschlagen. Selten haben wir so viele Rückmeldungen erhalten: als Brief, als Mail, in Form von Anrufen oder in Diskussionsbeiträgen in unserem Internet-Forum und in den sozialen Netzen. Dazu möchten wir kurz Stellung beziehen – ohne aber zu viel Inhalt zu verraten. Seit Band 3000 erzählen die PERRY RHODAN-Romane von den Cairanern, die in der Milchstraße die Geschichte verfälschen und die Erde zum Mythos erklärt haben. Vor einigen Bänden haben die Autoren eine Welt gezeigt, auf der künstliche Menschen, Blues und so weiter – sogar bekannte Figuren aus der Seriengeschichte – offensichtlich als Fake-Personen existieren. Und genau einen Band vor 3072 wird ein Planet gezeigt, auf dem Fake-Raumschiffe gebaut werden. Unser Gedanke war: Wir erzählen einen spannenden Roman, an dessen Ende Gucky stirbt. Zumindest für diejenigen, aus deren Sicht der Roman erzählt wird. Die Leser sollten, so dachten wir, aber sehr große Zweifel an diesen Schilderungen haben. Sie sollten an der »nebenbei« erfolgten Ermordung einer der beliebtesten PERRY RHODAN-Figuren zweifeln. Und dann sollten sie gespannt darauf sein, wie die Autorinnen und Autoren das Problem lösen. Leider ist uns dies nicht gelungen. Für viele Leser haben wir einen unverständlichen Schock ausgelöst: Wir haben Gucky umgebracht und der Serie damit einen fürchterlichen Schlag versetzt. Unsere Schlussfolgerung daraus: Wir haben das Szenario nicht gut genug vorbereitet. Das tut uns leid. Im vorliegenden Roman gibt es inhaltliche Hinweise darauf, was womöglich geschehen ist. Und es werden weitere Hinweise folgen – das ist hiermit versprochen!
Ich war fassungslos. Es musste schon zu massiven Reaktionen gekommen sein, also vermutlich Abokündigungen, damit man sich genötigt fühlte, so etwas schreiben zu müssen.
Ebenso fassungslos war ich darüber, dass es hier überhaupt zu so erheblich negativem Feedback gekommen war. Dass das mit Guckys Tod alles nicht mit rechten Dingen zuging, hätte jedem mit mehr als einer Handvoll Hirnzellen nach der Lektüre der Vorromane sowie den zahllosen Andeutungen im Heft klar sein müssen. Meiner Ansicht nach haben Redaktion, Exposéautoren und Autoren in der Hinführung mit zahllosen Hinweisen alles richtig gemacht, und – doch – das WAR gelungen! Dass das zu so heftigen Reaktionen durch Fans führt, die das alles nicht mitbekommen haben, lässt mich – ich wiederhole mich – äußerst fassungslos zurück und mein erster Gedanke war: »Es gehört halt eine gewisse Grundintelligenz dazu, PR zu lesen«. Sorry, not sorry.
Dieses Zurückrudern aufgrund von Fan-Mimimi schadet der Serie meiner Ansicht nach auf Dauer, denn solche Plotwinkelzüge wird es deswegen vermutlich in Zukunft nicht mehr geben, oder man wird mit Brachialgewalt darauf hingewiesen, was gerade abgeht, damit auch der dümmste Leser es versteht und nicht mit Abokündigung droht. Und das ist sehr schade, denn es hätte die Serie erzählerisch ins 21. Jahrhundert gehoben, mit Handlungstwists wie man sie beispielsweise aus modernen TV-Serien kennt. Der Redaktion kann man keinen Vorwurf mache, die müssen die Leserzahlen im Auge haben. Aber was sich die Leser gedacht haben, die trotz aller nicht eben subtilen Hinweise einen solchen Aufstand veranstalteten, dass man sich zu diesem Statement genötigt sah, will mir nicht in den Kopf.
Cover PERRY RHODAN © Pabel-Moewig Verlag KG