Buchhandel

Tolino bleibt elitär – Buchhandel ist raus

Tolino

Da hat­te sich die »Toli­no-Alli­anz« mit ihrer neu­en Rei­he von eRea­dern laut und deut­lich und mit viel Wer­be-Tam­tam als die groß­ar­ti­ge Alter­na­ti­ve zu Ama­zons Kind­le prä­sen­tiert. Das kam in der Buch­bran­che natür­lich gut an, denn die sieht den Onlin­ever­käu­fer aus den USA nicht zu Unrecht als den ganz gro­ßen Kon­kur­ren­ten und ver­passt kei­ne Gele­gen­heit, Ama­zon und Jeff Bezos als die Urbö­sen dar­zu­stel­len. Die Hoff­nung lag also auf dem Toli­no in sei­nen ver­schie­de­nen Inkar­na­tio­nen als eRea­der und neu­er­dings auch Tablet.

Doch nun muss der sta­tio­nä­re Buch­han­del fest­stel­len, dass man sich zu früh gefreut hat und die Toli­no-Alli­anz (bestehend aus den Schwer­ge­wich­ten Tha­lia, Welt­bild, Hugen­du­bel, Club Ber­tels­mann und Tele­kom) auch nicht bes­ser ist, denn die Gesprä­che, um die Toli­nos als die eRe­a­ding-Platt­form auch für den Buch­han­del abseits der Groß­kop­fer­ten Alli­anz­ler zu eta­blie­ren, sind geschei­tert.

Eine genann­te Begrün­dung lau­tet:

»wirt­schaft­lich nicht trag­fä­hig«

Das bedeu­tet: die von der Toli­no-Alli­anz ein­ge­räum­ten Kon­di­tio­nen waren zu schlecht für die Buch­händ­ler, die Mar­gen mise­ra­bel. Wo da jetzt die deut­li­che Ver­bes­se­rung gegen­über Ama­zon sein soll, erschließt sich mir ehr­lich gesagt über­haupt nicht. Ob nun der eine oder der ande­re Qua­si-Mono­po­list, sie wer­den immer die Vor­ga­ben dik­tie­ren. Angeb­lich sol­len das Toli­no-Impe­ri­um (passt viel bes­ser als »Alli­anz«) sogar gefor­dert haben, dass man neben ihrem Pro­dukt kei­ne ande­ren eRea­der ver­kau­fen darf. Unfass­bar.

Das Pro­blem ist aber erneut: der Buch­han­del hat wie­der ein­mal auf einen neu­en Mes­si­as gewar­tet und wie­der ein­mal hat sich der als Popanz her­aus gestellt. Die­se Blau­äu­gig­keit ist in ihrer Hilf­lo­sig­keit fast schon nied­lich. MVB und Bör­sen­ver­ein täten gut dar­an, zusam­men mit dem Buch­han­del end­lich ein eige­nes Sys­tem zu instal­lie­ren (das gerä­te­un­ab­hän­gig ist), statt sich dar­auf zu ver­las­sen, dass Drit­te das schon machen wer­den. Denn Drit­te wol­len auch nur so viel wie mög­lich ver­die­nen.

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Bild Toli­no Shi­ne von Wosch21149, aus der Wiki­pe­dia, CC BY, Bear­bei­tung von mir

Snapload: Bahnbrechendes Konzept – Plastikmüll zum eBook

Snapload-Cards

Zeit für die nächs­te Gesichts­pal­me:

Auf der Suche nach Metho­den, um eBooks auch im Buch­la­den ver­kau­fen zu kön­nen, ver­steigt sich die Bran­che in immer abstru­se­re Kon­zep­te. Zuletzt soll man eBooks nur dann im Laden kau­fen kön­nen, wenn man über einen ganz bestimm­ten eRea­der ver­fügt, jetzt will man völ­lig über­flüs­si­gen Plas­tik­müll erzeu­gen.

Eigent­lich wäre es doch so ein­fach: Im Prin­zip benö­tigt man kei­ne Wer­be­trä­ger für eBooks im Laden. War­um nicht? Offen­sicht­li­cher kann es kaum sein: die Wer­be­trä­ger für eBooks sind die Papier­bü­cher, die dort ohne­hin bereits in rau­hen Men­gen her­um ste­hen. Dazu ein paar Schil­der instal­liert: »Sie möch­ten die­ses Buch als eBook kau­fen? Wen­den Sie sich an unse­re Mit­ar­bei­ter«. Die dru­cken dann einen Bon mit einem Code aus – das Kon­zept funk­tio­niert bei Pre-Paid-Kar­ten seit Jah­ren tadel­los -, den gibt man dann zu Hau­se ein und lädt das Buch auf den eRea­der. Opti­ma­ler­wei­se kann man den Code in WLAN-taug­li­chen Lese­ge­rä­ten direkt ein­ge­ben und das Buch her­un­ter laden.

Will man so etwas ver­schen­ken, druckt die Buch­hand­lung nach dem Kauf eine ver­klei­ner­te Ver­si­on des Covers aus, dar­auf der Code, und klebt das in eine Geburts­tags­kar­te, die man auf die­sem Wege gleich mit ver­kau­fen kann. Alle sind glück­lich. Es könn­te so ein­fach sein. Doch in der Buch­bran­che ist offen­sicht­lich nichts ein­fach.

eReader-Facepalm

Denn tat­säch­lich beharrt man dar­auf, dass eBooks im Laden »prä­sen­tiert« wer­den müs­sen. Zum einen erschließt sich mir nicht mal ansatz­wei­se, war­um man die ohne­hin aus­ge­stell­ten Bücher in elek­tro­ni­scher Form noch­mal aus­stel­len muss. Zum ande­ren bestehen die soge­nann­ten »Snap­Cards« nicht etwa umwelt­freund­lich aus recy­cel­tem Papier, son­dern aus – man fasst es nicht! – Plas­tik­kar­ten, in der Art von Gut­ha­ben­kar­ten für iTu­nes und Co. Ist es denn wirk­lich nötig, auf die­sem Wege noch mehr völ­lig über­flüs­si­gen Plas­tik­müll zu erzeu­gen? Hat es sich noch nicht bis zu den Sna­pload-Betrei­bern her­um gespro­chen, dass Res­sour­cen begrenzt sind und Müll­ver­mei­dung ange­sagt? Offen­bar nicht, statt­des­sen schrei­ben sie Codes für eine vir­tu­el­le Ware auf Plas­tik­kar­ten, die kei­ner­lei ande­ren Zweck erfül­len und danach weg­ge­wor­fen wer­den. Eine gigan­ti­sche, umwelt­feind­li­che Saue­rei!

Hin­zu kommt, dass bei allen vor­ge­stell­ten Kon­zep­ten noch jemand mit­ver­die­nen möch­te, sei­en es Umbreit, Epi­du oder in die­sem Fall Sna­pload. War­um wird nicht eine anbie­ter­un­ab­hän­gi­ge Struk­tur bereit gestellt, um allen Buch­händ­lern eine ein­fa­che Lösung wie den Kas­sen­bon­aus­druck (der sich als Code­aus­druck auch außer­halb von Kas­sen­sys­te­men ein­fach rea­li­sie­ren lie­ße, wenn die Ein­bin­dung für klei­ne­re Buch­hand­lun­gen zu auf­wen­dig ist – es reicht im Prin­zip ein pass­wort­ge­schütz­ter Inter­net­zu­gang zu einem Code­ser­ver) bereit­zu­stel­len? Statt gesun­dem Men­schen­ver­stand setzt man auf Müll­erzeu­gung. Unfass­bar …

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Pro­mo­fo­to Sna­pload-Cards Coyp­right sna­pload GmbH, Illus­tra­ti­on: eRea­der von mir, Face­palm von Fabio Ven­ni auf flickr, CC BY-SA

eBooks im Buchhandel – das darf alles nicht wahr sein …

eReader-Facepalm

Beim Lesen der Über­schrift und des Teasers nahm ich noch an, dass es jetzt – end­lich – soweit sei, und man eBooks ein­fach auch im sta­tio­nä­ren Buch­han­del kau­fen und auf sein Lese­ge­rät über­tra­gen kann. Das Bör­sen­blatt ver­kün­det voll­mun­dig und wer­be­wirk­sam pünkt­lich zur Buch­mes­se:

E‑Books im sta­tio­nä­ren Sor­ti­ment
Rauf auf den Rea­der
E‑Books für Kun­den in der Cloud spei­chern oder direkt im Laden auf den E‑Reader zie­hen: Das Bar­sor­ti­ment Umbreit und E‑Rea­der-Pro­du­zent Pocket­Book rüs­ten beim E‑Re­a­ding-Ser­vice im Sor­ti­ment nach.

Liest man dann wei­ter, bleibt aller­dings erneut wie­der nur, sich aus­dau­ernd an den Kopf zu fas­sen: Die­ses Ange­bot ist aus­schließ­lich im Zusam­men­hang mit dem Gerät Pocket­Book Touch Lux nutz­bar. Das ist unge­fähr so, als müss­te man in einem bestimm­ten Auto­mo­dell an einer Tank­stel­le vor­fah­ren, um Sprit zu bekom­men, oder als erhiel­te man sei­ne Kaf­fee­boh­nen nur, wenn man eine Kaf­fee­müh­le des Typs 08/​15 von Edu­scho hat. Die­se Beschrän­kung auf ein ein­zel­nes Gerät – noch nicht ein­mal auf einen Her­stel­ler – ist der­art hane­bü­chen und welt­fremd, da bleibt mir die Spu­cke weg. Zumal es sich bei Pocket­book noch nicht ein­mal ansatz­wei­se um einen Markt­füh­rer im Bereich eRea­der abseits des Kind­le-Öko­sys­tems han­delt. Das ist kei­ne tol­le Neue­rung, das ist nur noch pein­lich.

Die­se Schmer­zen … die­se unend­li­chen Schmer­zen …

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Bild: eRea­der von mir, Face­palm von Fabio Ven­ni auf flickr, CC BY-SA

Video-Interview: Tad Williams zum Thema Selfpublishing

Den Namen Tad Wil­liams kennt der Phan­tas­tik-Fan durch Epen wie die OTHERLAND- oder die OSTEN ARD-Rei­he, letz­te­re mit dem Roman DER DRACHENBEINTHRON. Wil­liams wur­de kürz­lich in einem Video-Inter­view von Media­pu­bli­shing-Stu­den­ten der Hoch­schu­le der Medi­en in Stutt­gart zum The­ma Self­pu­bli­shing befragt (und ich fra­ge mich: war­um nut­zen aus­ge­rech­net Media­pu­bli­shing-Stu­den­ten das Bild­for­mat 4:3? Aber das nur am Ran­de).

Für den Autor kommt nach sei­nen Aus­sa­gen Self­pu­bli­shing nicht in Fra­ge, da er sich auf das Schrei­ben kon­zen­trie­ren will und er beim Inde­pen­dent-Ver­le­gen zu vie­le Mar­ke­ting- und Publi­ci­ty-Din­ge neben­her machen müss­te. Außer­dem sagt der Autor: »Auch wenn alle über Self­pu­bli­shing reden, weiß nie­mand, was pas­sie­ren wird«.

http://​www​.you​tube​.com/​w​a​t​c​h​?​v​=​i​U​o​M​_​_​J​b​hqk

Doch auch wenn er eine Men­ge wirk­lich klu­ge Din­ge sagt, da irrt der Meis­ter ver­mut­lich. Erst ges­tern berich­te­te Ans­gar War­ner auf e‑book-news dar­über, dass die ver­leg­ten Titel in Sachen Self­pu­bli­shing in den USA jene der klas­si­schen Buch­bran­che bereits um ein Viel­fa­ches über­stei­gen:

… das poten­ti­el­le, bis­her unaus­ge­schöpf­te Markt­vo­lu­men lie­ge bei 52 Mil­li­ar­den Dol­lar, und damit etwa dop­pelt so hoch wie der aktu­ell von klas­si­schen Ver­la­gen erzeug­te Umsatz.
Selbst wenn man Reprint und gemein­freie Klas­si­ker her­aus­rech­net, wer­den via Self-Publi­shing schon jetzt acht mal mehr Titel ver­legt als auf klas­si­schem Weg. Die Zahl der Inde­pen­dent-Autoren über­steigt die der Ver­lags­au­to­ren sogar um das 100-fache.

Das liegt unter amde­rem dar­an, dass man Crea­teSpace-Bücher in den USA auch über das Bar­sor­ti­ment bekommt – oder ganz pro­fan aus­ge­drückt: im Buch­han­del. Eine Situa­ti­on, von der die deut­schen Self­pu­blisher nur träu­men kön­nen. Es han­delt sich um »ver­deck­ten Zah­len«, denn die US-Buch­bran­che nimmt Ver­käu­fe von Inde­pen­dent-Autoren bis­her nicht oder kaum in ihre Sta­tis­ti­ken auf – genau wie hier­zu­lan­de.

Auf e‑book-news.de heisst es wei­ter:

Fragt sich natür­lich: Und was ist mit Deutsch­land? Inter­es­san­ter­wei­se hat ja die Frank­fur­ter Buch­mes­se das Self-Publi­shing medi­en­wirk­sam zum Top-The­ma des Jah­res 2013 gemacht. In den Mes­se­hal­len selbst wer­den jedoch mal wie­der die Pro­duk­te von klas­si­schen Ver­la­gen das Bild bestim­men, ein Bild, das aber die tat­säch­li­chen Markt­struk­tu­ren ver­schlei­ern dürf­te.

Und das ist in mei­nen Augen die größ­te Lach­num­mer: die Betrei­ber der Buch­mes­se (also im Prin­zip der Bör­sen­ver­ein), erklä­ren Self­pu­bli­shing zum ganz gro­ßen Hype, tat­säch­lich möch­te man aber auf der Ver­an­stal­tung dann doch lie­ber unter sich blei­ben, so wie es schon immer war, und alte Tra­di­tio­nen pfle­gen. Man könn­te sie auch erstarr­te Struk­tu­ren nen­nen. Wenn Self­pu­bli­shing tat­säch­lich das gro­ße Ding ist, war­um lädt man die Autoren dann nicht ein, um sich auf der Mes­se zu prä­sen­tie­ren? Ein­fach: weil man selbst mit eige­nen Able­gern wie epu­b­li oder neo­books Kon­trol­le über die Indie-Autoren erlan­gen und sie nach den bran­chen­ei­ge­nen Spiel­re­geln mani­pu­lie­ren möch­te – um mit den ver­meint­li­chen Buch-Pari­as trotz­dem abzu­kas­sie­ren.

In Deutsch­land dau­ert immer alles etwas län­ger, aber es wür­de mich sehr wun­dern, wenn Self­pu­bli­shing nicht auch hier­zu­lan­de zu einem Fak­tor wer­den wür­de. Ins­be­son­de­re der Han­del wür­de gut dar­an tun, sich dem zu öff­nen.

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Mal wieder: Kauf doch beim lokalen Buchhändler statt bei Amazon …

Cover "Moonraker"

Die Lita­nei, die man immer wie­der sei­tens des Buch­han­dels und des Bör­sen­ver­eins hört: kauf lie­ber bei dei­nem loka­len Buch­händ­ler statt beim Beel­ze­bub Ama­zon. Dass die Rea­li­tät anders aus­sieht, weiß jeder Phan­tas­tik-Freund der schon ein­mal ver­sucht hat, etwas aus einem klei­ne­ren oder Spe­cial-Inte­rest-Ver­lag beim »klei­nen Buch­händ­ler um die Ecke« zu bekom­men. Ja, ich weiß, es gibt auch gute, die ihr Hand­werk ver­ste­hen und wis­sen, wie her­um man eine Maus hält. Trotz­dem sind sol­che Erleb­nis­se, wie unten geschil­dert nach mei­nen Erfah­run­gen nicht die Aus­nah­me, son­dern lei­der die frus­trie­ren­de Regel.

Der Ver­lag Cross Cult ver­öf­fent­lich nicht nur zahl­lo­se Comic-Rei­hen, son­dern auch diver­se Lizenz-Roma­ne rund um Pop­kul­tur-Phä­no­me­ne wir STAR TREK, DOCTOR WHO oder CASTLE. Und auch eine äußerst sehens- und lesens­wer­te Neu­auf­la­ge von Ian Fle­mings JAMES BOND-Roma­nen. Soeben ver­öf­fent­lich­te der Ver­lag Fol­gen­des auf Face­book:

Eben einen Anruf erhal­ten, von einem freund­li­chen Mann, der sich erkun­digt hat, ob man unse­re Titel nur direkt bei uns kau­fen kann. Er habe einen Arti­kel über die Bond-Roma­ne in der »Jun­gen Welt« gele­sen und möch­te sich nun alle erhält­li­chen Titel zule­gen. In sei­ner Stamm­buch­hand­lung hat man ihm aller­dings gesagt, dass man mit »Cross Cult« nichts anfan­gen kön­ne. Wir haben ihm gera­ten, auf unse­re Web­sei­te zu gehen, die ISBN eines Bond-Romans zu notie­ren und damit noch­mals zur Buch­hand­lung zu gehen. Löb­li­cher­wei­se möch­te er näm­lich nicht bei Ama­zon bestel­len, son­dern beim ört­li­chen Buch­händ­ler.

Lie­ber unbe­kann­ter Buch­händ­ler,

kannst Du nicht in Dein Sys­tem gehen und nach »Ian Fle­ming James Bond« suchen? Auch wenn Du den komi­schen Ver­lag »Cross Cult« nicht kennst, wer­den da alle unse­re Titel gelis­tet und Du kannst sie pro­blem­los über Libri/​KNV/​Umbreit oder direkt bei unse­rer Aus­lie­fe­rung bestel­len. All die­se Infos fin­den sich auch auf unse­rer Web­sei­te, die man eben­so pro­blem­los mit Hil­fe eines jeden inter­net­fä­hi­gen Geräts auf­ru­fen kann … Zur Not schau doch bei Ama­zon nach oder frag die Aus­kunft und ruf uns an. Dan­ke! Das ist alle­mal bes­ser, als einen Kun­den selbst auf die Suche zu schi­cken, der bei Dir gleich zehn Bücher auf ein­mal kau­fen möch­te. Eigent­lich geht man ja in eine die­ser guten alten Buch­hand­lun­gen wie Dei­ne, damit einem freund­li­ches Per­so­nal wei­ter­hel­fen kann, bei der Suche nach dem gewünsch­ten Buch. Dan­ke, lie­ber Buch­händ­ler, dass Du unse­re Titel in Zukunft bestellst und an Dei­ne Kun­den ver­kaufst oder viel­leicht sogar ein paar Exem­pla­re ins Regal stellst. Jetzt, da Du weißt, wie das geht …

Das ken­ne ich. Über­heb­li­che Buch­händ­ler oder Büch­händ­ler­ge­hil­fin­nen, die ob des geäu­ßer­ten Lese­wun­sches die Nase rümp­fen, weil es sich nicht um ver­meint­li­che Hoch­li­te­ra­tur han­delt und die über­haupt kei­nen Bock haben, sich um die Wün­sche des Kun­den zu bemü­hen. Der vor­lie­gen­de Fall ist natür­lich beson­ders abstrus, denn wenn ein Kun­de gleich einen Hau­fen Taschen­bü­cher kau­fen möch­te, soll­te es im gestei­ger­ten Inter­es­se des Buch­händ­ler lie­gen, die­sen Umsatz selbst zu machen. Kun­den in die­ser Form ein­fach weg­zu­schi­cken, das kann man nur als bor­niert und dumm bezeich­nen.

Lie­be Buch­bran­che: Arbei­tet dran! Nehmt Kun­den­wün­sche ernst! Das ist viel ziel­füh­ren­der als das dau­ern­de Ama­zon-Gebas­he und die hoh­len Wer­be­phra­sen zum The­ma »buy local«.

Update: Sie­he dazu auch Dil­bert. (mit Dank an Cynx)

Update 2: Erik Schrei­ber kom­men­tiert auf Face­book:

Da kann ich noch eins drauf set­zen, frei nach dem Mot­to, »einer geht immer«. Ich habe in der Umge­bung von Darm­stadt jede mir bekann­te Buch­hand­lung per­sön­lich auf­ge­sucht, mei­nen Ver­lag Saphir im Stahl und mich vor­ge­stellt, mei­nen klei­nen Pro­spekt dage­las­sen. Zwei Wochen spä­ter kommt ein Anruf von der Buch­händ­le­rin, sie hät­te ja noch nie etwas von mir gehört und jetzt steht da ein Kun­de und will »Der Mann­wolf von Königs­berg«, was das den für ein Buch sei …

Cover MOONRAKER Copy­right Cross Cult

Bücher: »Buy Local« – nette Idee, leider mit Fehlern …

Cover Die Stille nach dem Ton

Bör­sen­ver­ein, Buch­händ­ler und Co. über­schla­gen sich immer wie­der dabei, Ama­zon mit den ver­schie­dens­ten Mit­teln und Begrün­dun­gen mies zu machen, und hören nicht damit auf, den Kun­den dar­auf hin­zu­wei­sen, dass man doch lie­ber ein­hei­mi­sche Händ­ler und ins­be­son­de­re den loka­len Buch­han­del unter­stüt­zen möge.

Dass das abseits gro­ßer und Publi­kums­ver­la­ge aller­dings lei­der nicht funk­tio­niert, weiß jeder, der schon ein­mal ver­sucht hat, ein Buch aus einem Klein- oder Nischen­ver­lag im Buch­han­del zu bekom­men. Wenn das bei Groß­händ­lern wie KNV (Koch, Neff & Volck­mar GmbH, der größ­te Buch­groß­händ­ler in Deutsch­land) nicht gelis­tet ist, dann nutzt auch eine ISBN lei­der gar nichts – an das Buch kann man als Kun­de beim Han­del nicht her­an kom­men (zumin­dest bei den Händ­lern, die ihre Bücher bei KNV bezie­hen).

Glaubt ihr mir nicht? Dann mal ein kon­kre­ter Fall: DIE STILLE NACH DEM TON ist eine vom SFCD her­aus­ge­ge­be­ne und in der Rei­he AndroSF erschie­ne­ne Antho­lo­gie. Sie ent­hält die Geschich­ten, die mit dem SFCD-Lite­ra­tur­preis (1985 bis 1998) und dem Deut­schen Sci­ence Fic­tion-Preis (1999 bis 2012) aus­ge­zeich­net wur­den. Erschie­nen ist sie am 1. Sep­tem­ber 2012 bei Micha­el Hai­tels Ver­lag p.machinery, die ISBN lau­tet 978–3942533379.

Micha­el bekam heu­te eine Anfra­ge von einer Buch­hand­lung, die das Buch im Sep­tem­ber 2012 bestellt hat. Groß­händ­ler KNV behaup­tet bis dato, also ein geschla­ge­nes Jahr spä­ter (!), das Buch sei nicht lie­fer­bar.

Sicher, der Buch­händ­ler kann nichts dafür, aber wenn der Groß­händ­ler nicht in der Lage ist, Bücher zu beschaf­fen, wie es sei­ne Auf­ga­be wäre, dann wirft das ein deut­li­ches Licht auf das Publi­ci­ty-Geschrei der Buch­bran­che in Sachen »Buy Local«. Die Aus­sa­ge man bekä­me alles auch beim loka­len Buch­händ­ler ist schlicht­weg falsch, offen­bar auch, weil Groß­händ­ler über­haupt kei­nen Bock haben, sich mit Klein- und Indie-Ver­la­gen und deren Ange­bot ernst­haft aus­ein­an­der zu set­zen. Als Ver­le­ger wür­de ich mich fra­gen, war­um ich die Koh­le in eine ISBN über­haupt inves­tie­ren soll, wenn offen­sicht­lich inkom­pe­ten­te Zulie­fe­rer trotz Vor­han­den­seins einer sol­chen die Ware nicht bei­brin­gen kön­nen? Oder han­delt KNV etwa ein­fach nur gemäß dem neu­en Wer­be­spruch der Bran­che: »Vor­sicht, Buch!«?

Es ist davon aus­zu­ge­hen, dass es sich hier­bei nicht um einen Ein­zel­fall han­delt. Solan­ge eine der­ar­ti­ge Arro­ganz gegen­über klei­ne­ren Anbie­tern in der Bran­che herrscht, soll mir bit­te kei­ner mehr mit »Buy Local« kom­men. Denn man bekommt »lokal« nicht das, was man kau­fen möch­te, ins­be­son­de­re im Bereich Spe­cial Inte­rest und Klein­ver­la­ge. Selbst­ver­le­ger fin­den ohne­hin nicht statt. Bei Ama­zon kann man es sofort bestel­len (kommt dann direkt vom Ver­lag, kann man also alter­na­tiv auch gleich dort ordern).

Was es für die Ver­la­ge bedeu­tet, wenn deren Bücher laut KNV angeb­lich und fälsch­lich »nicht lie­fer­bar« sind, kann man sich leicht vor­stel­len … Übri­gens soll­ten auch die Buch­händ­ler drin­gend noch­mal über die­sen Sach­ver­halt nach­den­ken.

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Cover DIE STILLE NACH DEM TON Copy­right p.machinery

[aartikel]3942533375[/aartikel]

Rant: Hallo Buchhandel, wie viele Wörter sollen wir denn bitte noch entfernen?

Lang­sam wird es wirk­lich klein­ka­riert und gar nicht mehr komisch. Alber­ne Aktio­nen von Tei­len des deut­schen Buch­han­dels im Zusam­men­hang mit dem (nicht so) neu­en Erz­feind Ama­zon gab es bekann­ter­ma­ßen in letz­ter Zeit zuhauf. Dazu auch wei­ter unten mehr. Zuerst ein­mal möch­te ich aber auf den gar graus­li­chen Fall von Con­ni ein­ge­hen. Con­ni ist ein jun­ges Mäd­chen und wohnt in einer Bücher­rei­he des Carlsen-Ver­lags für Her­an­wach­sen­de (Link zu Ama­zon. Ja, das ist Absicht, vol­le Absicht). Man soll­te den­ken, dass es äußerst sinn­voll ist, wenn das in den Büchern beschrie­be­ne Leben die Rea­li­tät der jun­gen Leu­te wider­spie­gelt und nicht irgend­wel­che über­kom­me­nen All­ge­mein­plät­ze aus dem letz­ten Jahr­tau­send, wie sie in den Köp­fen der ver­staub­ten Kli­schee-Buch­händ­le­rin im maus­grau­en Gewand viel­leicht noch pro­mi­nent vor­han­den sind. Falls es die gibt. Denn wie alle, die durch das Real Lifetm lau­fen, statt in Buch­hand­lun­gen lang­sam vor sich hin zu modern, wis­sen, hat sich das Leben nicht nur der Jugend durch das Inter­net zum Teil dras­tisch geän­dert. Spie­gelt sich das nicht in moder­nen Jugend­ro­ma­nen wie­der, dann könn­te die Kli­en­tel auf den Gedan­ken kom­men, dass man einen sol­chen alt­mo­di­schen Scheiß nicht lesen möch­te.  Und mit was? Mit Recht! Nun hat doch die­se Con­ni in ihrem ers­ten Buch tat­säch­lich einen Ama­zon-Gut­schein geschenkt bekom­men. Jeder, der halb­wegs kla­ren Geis­tes ist, weiß wie her­um er eine Maus hal­ten muss und dass man das Inter­net nicht aus­dru­cken kann, wür­de die­ses Detail ver­mut­lich schlicht­weg über­se­hen, weil: ein­fach viel zu nor­mal. Wie Goog­le nut­zen. Oder Twit­ter.

Nicht so jedoch Tei­le des deut­schen Buch­han­dels, die ein Zeter und Mor­dio anho­ben, wie man es ver­mut­lich nicht mehr ver­nahm, seit Guten­berg den Buch­druck erfand und die Kopis­ten in den Klös­tern aufs Bier brau­en umschu­len muss­ten, weil ihr Gekra­kel kei­ner mehr benö­tig­te. Was hier an Gift ver­spritzt wird, will man kaum glau­ben, zumin­dest wenn man halb­wegs klar im Kopf ist:

»Wir kön­nen hier in der Buch­hand­lung nur den Kopf schüt­teln« mei­nen etwa die Sor­ti­men­te­rin­nen Anne­ma­rie Schnei­der und Jut­ta Bum­mel von Eulen­spie­gel in Hoch­heim. »Wir gehen mit viel Enga­ge­ment in Kin­der­gär­ten und Schu­len, haben in die­ser Woche mehr als zehn Klas­sen­be­su­che hier im Laden, um Kin­der und Jugend­li­che für das Lesen zu begeis­tern und bekom­men jetzt so etwas zu lesen. Was hat sich das Carlsen-Lek­to­rat dabei gedacht?« Sie und wei­te­re Buch­händ­ler wol­len die­sen Band nun nicht mehr ver­kau­fen.

Und: man fasst es kaum, der Carlsen-Ver­lag kuscht vor die­ser dreis­ten Anma­ßung, über Inhal­te von Büchern bestim­men zu wol­len und wird den Pas­sus in Neu­auf­la­gen ent­fer­nen. Wir kön­nen hier bei Phan­ta­News nur den Kopf schüt­teln.

Um mal mit Kosh zu spre­chen: Und so beginnt es …

Denn: wie weit soll das noch füh­ren? Wel­che uner­wünsch­ten Wör­ter wer­den imper­ti­nen­te Buch­händ­ler, die offen­bar end­gül­tig weit jen­seits jeg­li­cher Rea­li­tät ange­kom­men sind, in Zukunft aus Büchern her­aus zwin­gen wol­len? (Ver­la­ge sind da übri­gens nicht außen vor, gera­de erst wur­den Otfried Preuß­lers Bücher »gerei­nigt«. Was wird als nächs­tes als »untrag­bar« oder »ver­al­tet« ent­stellt?) Mit wel­chem Recht führt man sich so auf? Mit wel­chem Recht will man Autoren und Ver­la­gen ein eige­nes ver­korks­tes und zutiefst ego­ma­nes Welt­bild auf­zwin­gen? Mit wel­chem Recht ent­schei­den Buch­händ­ler, was in Büchern ste­hen darf und was nicht? Es ist jedem frei­ge­stellt zu kau­fen, wo man möch­te. Ama­zon ist ein wei­te­rer Anbie­ter, der deut­lich kun­den­freund­li­cher und kom­pe­te­ner agiert, als der gesam­te Buch­han­del zusam­men, dar­an ändert auch ein ARD-Bericht nichts, der auf erfun­de­nen Emails und mani­pu­la­tiv zusam­men­ge­schnit­te­nen Sze­nen basiert. Wie kann eine pop­li­ge Buch­han­dels­bran­che sich erdreis­ten, sol­che Num­mern abzu­zie­hen und sich auch noch mora­lisch im Recht zu füh­len?

Doch der »Fall Con­ni« ist nur die Spit­ze des Eis­bergs. Autoren, die Kind­les über ihre Web­sei­te ver­lo­sen wol­len, wer­den mit dem Boy­kott ihrer Bücher bedroht. Man muss sich in so einem Fall ganz deut­lich dar­über im Kla­ren sein: so etwas kann exis­tenz­be­dro­hend wer­den. Wer sol­che Aktio­nen durch­führt, hat kei­ner­lei mora­li­sche Berech­ti­gung, sich über Ama­zon auf­zu­re­gen, ganz im Gegen­teil.

Oder ähn­li­che Fäl­le, in denen die­se in mei­nen Augen dubio­se »Buy Local«-Initiative gegen Spar­kas­sen gei­fert, weil … genau: die­se teuf­li­sche »Kind­les« an ihre Kun­den ver­lo­sen woll­ten. Seht es ein: die Kun­den wol­len das Ding haben, und wenn ihr es noch so oft zu unter­bin­den ver­sucht.

In mei­nen Augen sind das alles gera­de­zu als mafi­ös zu bezeich­nen­de Ver­hal­ten. Was kommt als nächs­tes? Müs­sen Ama­zon-Kun­den wie ich als aus­sät­zi­ge Pari­as zukünf­tig eine oran­ge­far­be­ne Arm­bin­de mit einem gro­ßen »A« dar­auf tra­gen, damit man als Feind des buch­han­deln­den Gut­men­schen­tums sofort erkenn­bar ist und des Geschäfts ver­wie­sen wer­den kann, ver­mut­lich mit Stock­hie­ben, wenn nicht schlim­me­rem?

Wo kom­men wir hin, wenn das mit die­sen arro­gan­ten Spin­nern so wei­ter geht? Und: wol­len wir uns so etwas als Kun­den gefal­len las­sen? Glaubt man beim Buch­han­del wirk­lich, dass man mit sol­chen Scheiß­haus­ak­tio­nen Sym­pa­thien weckt? Bei mir: im Gegen­teil! Die Buch­han­dels­bran­che ist ein gro­ßes Kar­tell, dar­über soll­te man sich im Kla­ren sein. Was anders­wo als Preis­ab­spra­che straf­bar ist, wur­de dank guter Lob­by­ar­beit in ein Preis­bin­dungs­ge­setz gegos­sen, wel­ches das Kar­tell mit sei­nen Ein­heits­prei­sen lega­li­siert – und es soll mir bloß kei­ner mit der übli­chen Aus­re­de »kul­tu­rel­le Viel­falt« kom­men. Und seit­dem Ama­zon ihnen zeigt, wo es lang geht (und das trotz der auch beim Onlin­ever­sen­der glei­chen Buch­prei­se), zeigt die­ses Kar­tell, das sich nie­mals mit den Geset­zen von Ange­bot und Nach­fra­ge oder mit Preis­kämp­fen aus­ein­an­der set­zen muss­te, immer öfter sein häß­li­ches Gesicht um nichts ande­res als sei­ne Inter­es­sen durch­zu­set­zen, zur Not auch mit Nöti­gung. Denn nichts ande­res sind Boy­kott­an­dro­hun­gen in mei­nen Augen. Glaubt irgend jemand, dass das bes­ser ist, als Ama­zon? Ich nicht. Im Gegen­teil.

Man muss fai­rer­wei­se sagen, dass unter dem oben ver­link­ten Bör­sen­blatt-Arti­kel hau­fen­wei­se Kom­men­ta­re von Buch­händ­lern zu lesen sind – etli­che davon las­sen hof­fen, dass nicht alle so den­ken. Ein Licht­blick. Aber nur ein klei­ner, zumin­dest solan­ge es mög­lich ist, dass ein paar Fana­ti­ker so agie­ren kön­nen, wie sie agie­ren und damit in der Lage sind, ande­ren ihren Wil­len auf­zu­zwin­gen. Lie­be »nor­ma­le« Buch­händ­ler: Ich möch­te nicht, dass ihr aus­sterbt. Aber ein paar von euch set­zen alles dar­an.

Erbärm­lich.

Wer Zynis­mus fin­det, darf ihn sich aus­dru­cken und ver­bren­nen.

[Update 17:10 Uhr:] Auch Law­blog­ger Udo Vet­ter äußert sich auf sei­nem Blog deut­lich zur Far­ce »Con­ni«

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Zitat von der Web­sei­te des Bör­sen­ver­eins. Ver­bren­nungs­bild von Die­bold Schil­ling dem Älte­ren, auch schon seit dem 15. Jahr­hun­dert tot und des­we­gen gemein­frei. Ama­zon-Logo Copy­right Ama­zon. Bild »Face­palm« von Alex E. Pro­imos, aus der Wiki­pe­dia, CC BY

Vorsicht Börsenverein!

Gera­de war wie­der so ein Moment, an dem ich den drin­gen­den Wunsch hat­te, mit dem Kopf auf die Tisch­plat­te zu schla­gen. Zur Leip­zi­ger Buch­mes­se hob der Bör­sen­ver­ein des Deut­schen Buch­han­dels eine Kam­pa­gne mit dem Titel »Vor­sicht Buch!« aus der Tau­fe. Was das Ziel des gan­zen ist, wur­de mir aus dem Mar­ke­ting­ge­schwur­bel nicht so rich­tig klar, irgend­wie war nebu­lös her­aus zu lesen, dass man den Buch­han­del gegen­über Ama­zon stär­ken möch­te. Glau­be ich. Ich bin nicht sicher.

Doch alle Fra­gen kön­nen jetzt beant­wor­tet wer­den, denn es gibt eine Web­sei­te zur Kam­pa­gne. Dach­te ich. Habe aber die Rech­nung ohne den Bör­sen­ver­ein gemacht, des­sen Toch­ter MVB bereits mit buch​han​del​.de und libre­ka ihre Kom­pe­ten­zen … äh … ein­drucks­voll prä­sen­tiert hat­ten.

Die Web­sei­te »Vor­sicht Buch!« soll wohl modern wir­ken, mit sei­nem Absperr­band-Design und groß­flä­chi­gen Bil­dern von »Typen« (unter den Kam­pa­gnen­bil­dern eine erschre­cken­de Men­ge an Cha­rak­ter­köp­fen, die aber der­art über­zo­gen und kari­kiert dar­ge­stellt sind, dass sie unsym­pa­thisch wir­ken). Und ein klei­nes Mäd­chen auf der Start­sei­te, na klar, Kin­der zie­hen doch immer, wie jeder weiß, lesen eh nur Frau­en – und bei denen müs­sen dann doch sofort die Hor­mo­ne ein­set­zen und einen unwi­der­steht­li­chen Buch­kauf­zwang aus­lö­sen. (tri­ple face­palm)

Ich kann mir nicht erklä­ren, wie man eine der­art aus­sa­ge­lo­se Web­sei­te zusam­men­stop­peln kann, die wirkt, als wis­se man selbst nicht, was man mit der Kam­pa­gne eigent­lich wol­le. Ins­be­son­de­re auch durch die Wahl des One Page-Web­site-Kon­zepts (die der Bör­sen­ver­ein viel­leicht für den letz­ten Schrei hält, aller­dings nur bei bestimm­ten Arten von Con­tent Sinn macht), wirkt die Sei­te wie ein halt­lo­ser und vor allem wei­test­ge­hend inhalts­lee­rer Fly­er. So bringt man also ana­lo­ge Bücher ins digi­ta­le Web? Not! Eben­so wenig wie Kun­den in die Buch­hand­lun­gen.

Kon­zep­ti­ons­los ist das, was mir dazu ein­fällt, wei­ter­hin: wer soll da eigent­lich ange­spro­chen wer­den? Per­so­nen die eh schon Bücher lesen? War­um? Was ist die Aus­sa­ge der Sei­te? Was ist das Ziel der Kam­pa­gne? War­um neh­men laut Goog­le-Kar­te nur ein paar Buch­hand­lun­gen teil? Die Anzahl der Tref­fer ist mit pop­lig doch noch freund­lich umschrie­ben? War­um glän­zen gro­ße Tei­le der Kar­te durch Lee­re? War­um soll­te mich das alles inter­es­sie­ren? Wo sind mei­ne Trop­fen?

So wird das nichts, Bör­sen­ver­ein. Wer­be­me­tho­den aus den 80ern sind auch dann noch Wer­be­me­tho­den aus den 80ern, wenn man sie im Web neu anmalt. Statt hau­fen­wei­se über­flüs­si­ger Bil­der wäre es ange­bracht gewe­sen, zu infor­mie­ren. Aber mit dem Infor­mie­ren habt ihr es nicht so, oder? Sonst wür­det ihr ja mal auf mei­ne Anfra­gen per Mail ant­wor­ten … Mail. Ihr wisst schon? Die­ses neu­mo­di­sche Zeug.

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Screen­shot Web­sei­te »Vor­sicht Buch!« Copy­right Bör­sen­ver­ein des Deut­schen Buch­han­dels.

Webformate für eBook-Vorschau? Im Ernst?

Gera­de habe ich einen Arti­kel im Blog des Buch­re­ports gefun­den, der ver­schafft mir erneut Griffspu­ren an der Stirn vom dau­er­haf­ten »an den Kopf fas­sen« (neu­deutsch: Face­palm). Ver­le­ger Klaus Wre­de beklagt zu Recht, dass der Buch­han­del im Geschäft mit eBooks zu kurz kommt. Und auch die Ana­ly­se, dass man als Ver­le­ger zukünf­tig deut­lich ver­stärkt von Apple, Goog­le und Ama­zon abhän­gig sein wird, wenn man sich nicht schnell anpasst, ist noch kor­rekt. Was dann aber folgt, ist der­art rea­li­täts­fern, dass es mir als Web­ent­wick­ler, IT-Bera­ter und eBook-Her­aus­ge­ber fast schon kör­per­lich weh tut.

Da wird pos­tu­liert, dass es ein spe­zi­el­les, neu­es Web­for­mat für eBooks geben müs­se, damit der Buch­händ­ler dem Kun­den im Laden eine Lese­pro­be zei­gen kön­ne, wor­auf­hin der dann prü­fen kann, ob das Buch für ihn geeig­net ist. Es wird auch gleich via iFrame eine sol­che Lösung gezeigt. Mal abge­se­hen davon, dass die Vor­schau im iFrame an man­gel­haf­ter Ergo­no­mie kaum zu schla­gen ist, fra­ge ich mich: wozu?
Wir haben längst web­taug­li­che eBook-For­ma­te. ePub, Mobi­po­cket und ins­be­son­de­re PDF kön­nen direkt im Brow­ser ange­zeigt wer­den. Ich kann nicht mal ansatz­wei­se ver­ste­hen, wozu man hier ein neu­es For­mat oder gar eine »Web­an­wen­dung« benö­tigt? War­um nicht ein­fach die Lese­pro­be als PDF bereit stel­len, dann sieht der Kun­de genau­so sofort das Lay­out des Buches wie bei die­ser pro­prie­tä­ren iFrame-Lösung? Auch der Buch­händ­ler mit Web­shop kann Lese­pro­ben in allen For­ma­ten pro­blem­los bereit hal­ten, wenn die­se beim Ver­lag vor­han­den sind und der Shop des Händ­lers dar­auf deeplinkt. Ganz ohne »Web­an­wen­dung«.

Der Satz

Der Buch­händ­ler muss nur über wenig tech­no­lo­gi­sches Know-How ver­fü­gen, und kein Exper­te sein für E‑Book-For­ma­te, Digi­tal Rights Manage­ment und E‑Book-Rea­der.

ist eben­falls völ­lig sinn­frei, denn zur Sach­kom­pe­tenz des Buch­händ­lers gehö­ren eBooks und deren For­ma­te deut­lich eher, als das Ein­fü­gen von Code in Web­sei­ten, letz­te­res ist wohl mit »ein wenig tech­no­lo­gi­sches Know How« gemeint. Lese­pro­ben sind ohne­hin nicht DRM-geschützt (sind sie es doch, wäre das idio­tisch).
Erklä­ren kann ich mir die­se gan­ze welt­frem­de und tech­nisch hane­bü­che­ne Num­mer eigent­lich nur damit, dass Wre­de das Ver­fah­ren, also die­se omi­nö­se Web­an­wen­dung, ver­kau­fen möch­te, und das obwohl dies viel ein­fa­cher mit bereits exis­tie­ren­den Tech­ni­ken zu bewerk­stel­li­gen ist. Soll­te dem nicht so sein, besteht der Arti­kel in Hin­sicht auf die­se über­flüs­si­ge Vor­schau­funk­ti­on kei­ner­lei Rea­li­täts­check.

Wenn so wie im Blog­bei­trag beschrie­ben auch die ande­ren ange­dach­ten Lösun­gen der Bran­che für die Pro­ble­me der Buch­händ­ler mit den eBooks und ande­ren neu­en Medi­en aus­se­hen, dann gute Nacht.

Ach ja: wenn ich in eine Buch­hand­lung gehe, weil ich ein Buch kau­fen möch­te und der Händ­ler hat es nicht vor­rä­tig, dann kann es dafür nur eine Lösung geben, die dafür sorgt, dass ich das Buch bei ihm bestel­le, statt bei Ama­zon: es muss mor­gen (von mir aus auch über­mor­gen) por­to­frei in mei­nem Brief­kas­ten lie­gen. Ob das der Ver­lag über­nimmt, oder irgend­ein Bar­sor­ti­men­ter (Zulie­fe­rer) oder der Buch­händ­ler selbst (was bei klei­ne­ren selbst­ver­ständ­lich nicht mach­bar ist, aber ein Bran­chen­zu­sam­men­schluss könn­te sowas pro­blem­los stem­men – Ama­zon kann’s ja auch) ist mir egal.

Bild: Dr. Shel­don Coo­per von pul­vis auf Devi­ant­Art, CC BY-NC-ND

Buchreport: Buchhandel klagt über abwandernde eBook-Kunden

Auf Buch​re​port​.de fin­det sich heu­te ein Arti­kel mit dem Teaser »Sor­ti­men­ter kla­gen über abwan­dern­de E‑Book-Kun­den«. Was ich dar­un­ter an Aus­sa­gen lese, lässt mich wün­schen, über mehr Hän­de zu ver­fü­gen, weil ein dop­pel­tes Face­palm dafür deut­lich nicht mehr aus­reicht. Ich möch­te hier auf ein paar der Aus­sa­gen ein­ge­hen.

Die Kun­den betrach­ten uns nicht als Anlauf­stel­le für E‑Reader, dafür gehen sie ins Netz oder zum Elek­tronik­markt

Genau. Denn wenn ich in Buch­hand­lun­gen gehe, um mir eRea­der anzu­se­hen, dann sind da kei­ne. Oder nur die Leib- und Magen- eRea­der der jewei­li­gen Ket­te. Und all­zu oft fin­de ich die eRea­der nur hin­ter Glas, wie sel­te­ne Fische, statt zum Anfas­sen und Aus­pro­bie­ren. Die Prä­sen­ta­ti­on muss bes­ser wer­den, und man soll­te nicht wei­ter­hin den Ein­druck ver­sprü­hen, dass man die Mist­din­ger eigent­lich gar nicht ver­kau­fen will.

Nied­ri­ge Ren­di­te: Zwar sei­en E‑Reader fast täg­lich ein Gesprächs­the­ma, doch der Bera­tungs­auf­wand sei zu hoch und mün­de eher sel­ten im Kauf vor Ort.

Nein? Wirk­lich? Ihr wollt mir im Ernst ver­kau­fen, dass der Bera­tungs­auf­wand für einen eRea­der zu hoch ist, für ein Koch­buch zum Preis von 14,95 Euro aber nicht? Das kann nicht euer Ernst sein? Und die Ren­di­te? Na sicher kau­fe ich mei­nen eRea­der nicht bei euch, wenn der anders­wo 40 Euro preis­wer­ter ist. Ihr müsst euch mal von eurem Preis­bin­dungs­den­ken lösen, wenn ihr außer Duft­ker­zen ande­re nicht preis­ge­bun­de­ne Ware ver­kau­fen wollt. Und wenn ihr über eure Zulie­fe­rer nicht güns­tig genug an die Gerä­te kommt, dann sind die ent­we­der unfä­hig, oder sie zie­hen euch ab! Schon ein­mal ver­sucht, euch einen Über­blick über mög­li­che Bezugs­quel­len zu ver­schaf­fen, die güns­ti­ger sind, als eure Zulie­fe­rer? Mal ver­sucht, über eine Ein­kaufs­ge­mein­schaft bil­li­ger an die Gerä­te zu kom­men? Nein? Dann kein Mit­leid von mei­ner Sei­te.
Und was die Rea­der angeht: die erwer­be ich garan­tiert nicht im Elek­tronik­markt, die sind viel zu teu­er, auch wenn die Wer­bung was ande­res ver­spricht, son­dern online.

Und wenn ich schon »Bera­tungs­auf­wand« lese … ich bin noch nie in einer Buch­hand­lung kom­pe­tent zum The­ma eRea­der bera­ten wor­den. Und ich mache mir inzwi­schen einen Spaß dar­aus, in Buch­hand­lun­gen zu gehen, um dort nach den Gerä­ten zu fra­gen. Viel­leicht soll­te ich die wit­zigs­ten oder dümms­ten Ant­wor­ten mal nie­der­schrei­ben.

Ein häu­fig genann­tes Pro­blem ist, dass Stamm­kun­den ver­lo­ren gehen, weil sie sich einen E‑Reader gekauft haben und sich andern­orts mit Lese­stoff ver­sor­gen, aus Händ­ler­sicht vor allem bei Ama­zon

Ja, natür­lich ver­sor­ge ich mich anders­wo mit eBooks. Ihr habt doch gar kei­ne. Ihr könnt kei­ne Bons mit einem Key aus­dru­cken, mit­tels des­sen ich mir das Ding zu Hau­se run­ter laden kann, ihr habt kei­ne Mög­lich­kei­ten, mir am sprich­wört­li­chen »Point Of Sale« eins auf das Gerät zu laden, ich sehe noch nicht mal Epi­dus eBook-Cards bei euch im Laden ste­hen. Und bevor ich mich durch eure uner­go­no­mi­schen Web­sei­ten hang­le, kau­fe ich woan­ders.

Gegen Ama­zons Über­macht kön­ne der Han­del nicht allein ankämp­fen. Die Bran­che müs­se die Nut­zungs­be­din­gun­gen ver­ein­heit­li­chen, Her­stel­ler bes­se­re Lese­ge­rä­te frei von »Kin­der­krank­hei­ten« anbie­ten.

Allein dar­aus kann man doch schon ent­neh­men, dass Bor­niert­heit vor­herrscht. Es gibt nur ein maß­geb­li­ches For­mat abseits von Ama­zon, näm­lich ePub (zum Nach­le­sen ver­linkt). Die meis­ten Lese­ge­rä­te der aktu­el­len Gene­ra­ti­on, die kei­ne Nischen­pro­duk­te von Fir­men aus Süd-Kasach­stan sind, haben ihre Kin­der­krank­hei­ten längst hin­ter sich gelas­sen. War­um ihr nicht gegen Ama­zon ankämp­fen könnt? Sie­he alle Zei­len vor die­ser.

Als Quint­essenz: das Gejam­mer und Geheu­le ein­stel­len und ein­fach mal anfan­gen, mit Wol­len, Kom­pe­tenz und ohne »Mim­i­mi« an das The­ma her­an zu gehen. Kun­den­bin­dung ent­steht dadurch, dass die Kun­den gern zu euch gehen, weil sie sich gut bera­ten füh­len. Und dadurch, dass ihr kei­ne Mond­prei­se ansagt. Agie­ren statt jam­mern.

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Bild: eRea­der vor Buch­hand­lung von mir, Hin­ter­grund­bild gemein­frei, aus der Wiki­pe­dia

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