Es kann alles passieren! (Alles kann passieren!)
Tatort meets Fantasy in beschaulichen Rosenheim. Wer sich auf KOHLRABENSCHWARZ von Tommy Krappweis und Christian von Aster einlässt, sollte alle Erwartungen an bekannte Genres fahren lassen und sich mit einem offenen Geist auf etwas Neues einstellen.
Am Anfang glaubt man noch, dass sich, wie man es aus anderen Krimis gewohnt ist, die unheimlichen und mystischen Fälle doch noch irgendwie erklären lassen. Doch schließlich stellt man fest, dass die Geschichten diesen Pfad verlassen haben und man es mit echten Trollen und Zauberern zu tun bekommt.
Ein altes Märchenbuch, ein geheimnisvoller Mentor, magische Zeichen, die mit Blut an die Wand gemalt werden und jede Menge Sagengestalten auf der einen und ein mundanes Ermittlerteam auf der anderen Seite. Das ist der Stoff, aus dem normalerweise amerikanische Urban-Fantasy ist. Aber funktioniert das auch in einem deutschen, einem bayerischen, Städtchen? Ich sage: ja, das tut es.
Aufgrund der aktuellen Diskussionen um den Deutschen Phantastik-Preis habe ich mir einige Gedanken darum gemacht, wie denn die Ausrichtung eines solchen Preises aussehen könnte, und wie die Rahmenbedingungen sein müssten, damit Streit und Kontroversen minimiert werden und die Ausrichtung fair ist. Das sind an dieser Stelle – wie gesagt – erst einmal nur Ideen und Gedanken, die in konkreter Durchführung sicherlich noch optimiert werden können.
Worüber man sich bei jedem reinen Publikumspreis im Klaren sein muss: Es wird immer der- oder diejenige gewinnen, der oder die die meisten Fans aktivieren kann. Das ist so, und das ist auch durchaus nichts Schlimmes oder Negatives, und bei einem Publikumspreis immanent. Das macht deswegen nicht, weil man ohnehin nicht feststellen kann, ob irgendein Werk »das Beste« ist, denn eine qualitative Bewertung liegt immer im Auge des Betrachters.
Es sollte sich meiner Ansicht nach übrigens nicht um einen »deutschen« Preis handeln, sondern um einen, der deutschsprachige Werke auszeichnet, diese könnten selbstverständlich auch beispielsweise aus der Schweiz, Österreich oder Burkina Faso stammen. Der Name des Preises sollte das reflektieren.
In Zusammenarbeit mit Folgenreich und Glücksstern-PR präsentiert PhantaNews ein besonderes Gewinnspiel nicht nur für Hörspiel-Fans: unter dem Motto »Lern’ die Serien kennen!« verlosen wir ein CD-Paket mit einem Querschnitt durch die Hörspielserien des Labels im Wert von fast 70 Euro.
Es handelt sich also um eine einmalige Gelegenheit Folgenreichs Hörspiel-Produkte kennenzulernen; wer sie bereits kennen sollte hat die Möglichkeit ohne viel Aufwand – und vor allem kostenlos – an acht (!) aktuelle Episoden zu kommen!
Bitte weitersagen!
Im Detail geht es um die Folgenreich-Serien MARK BRANDIS, POINT WHITMARK, DON HARRIS – PSYCHOCOP, JACK SLAUGHTER, DORIAN HUNTER und GABRIEL BURNS, also um die Genres Science Fiction, Abenteuer, Grusel und Horror!
In nahezu allen Fällen, in denen man heutzutage Phantastik angedient bekommen soll, bedienen sich Verlage gerne des Hilfsmittels Genre-Schublade. Kein Wunder. Wenn sich HARRY POTTER verkauft wie geschnitten Brot, dann ist man in den Marketing-Abteilungen der Ansicht, dass der Leser mehr davon möchte und sucht in verzweifelt anmutender Weise nach ähnlichem Kram, um den dann unter dem überstrapazierten »All Age«-Etikett mit dem Zusatz »Der nächste Harry Potter« an die geifernde Fanmasse zu verhökern. Ähnliches gilt für Urban Fantasy, Romantasy, Vampire und was es für Einordnungen mehr gibt.
Als kritischer Leser gewinnt man den Eindruck, dass durch diese Vorgehensweisen nur noch Kopien von Kopien in Buchform auf den Markt geworfen werden und hauptsächlich massenkompatible Mainstream-Ware den Weg zum Phantastik-Freund findet. Außergewöhnliches muss man mit der Lupe suchen, wenn es überhaupt vorhanden ist. Klar, bei einem Großteil der Leser handelt es sich um Konsumenten, die einfach was Kurzweiliges zum Lesen haben wollen und denen mein Gesabbel über Schubladen und Mainstream völlig egal ist.
Dennoch – man hat den Eindruck, dass in den Einkäufer- und Marketingetagen der Verlage ein Stoff nur noch dann angenommen wird, wenn er an irgendwas Erfolgreiches angelehnt wurde. Wieviel hochinteressantes Zeug uns Phantastik-Anhängern dadurch verborgen bleibt, weil es nie in Druck kommt, möchte ich mir gar nicht vorstellen, bzw. weiß es, da ich amerikanische Originale lese, die den hiesigen Markt nie erreichen, obwohl sie brilliant sind.
Umso erfrischender ist es dann, wenn man endlich einmal etwas präsentiert bekommt, das zwar bekannte Versatzstücke aufweist, sich aber jeglicher Schubladen auf nahezu dreist zu nennende Weise entzieht und diese Versatzstücke aus diversen Spielarten des Genres zu einem kurzweiligen Neuen vermengt.
Die Rede ist von Sean O’Connells Roman TÍR NA NÓG.
In einer Welt, in der es vor ungefähr tausend Jahren zu einer Katastrophe kam, die für ihre heutige Struktur verantwortlich ist, macht sich ein Mitglied des Ordens der Archivare mit seinem Schüler auf den Weg, um herauszufinden, was damals tatsächlich geschah. Das ist die grobe Ausgangssituation, die Meister Aki und Schüler Cornelis im Stil einer Reiseerzählung auf einen »Roadtrip« ganz besonderer Art schickt.
Wer jetzt mault »ist doch nix neues!« der irrt gewaltig, denn bereits nach kurzer Lektüre wird vor dem staunenden Leser ein Kaleidoskop von Ideen ausgebreitet, bei denen man sich allzu oft erstmal nur verwundert am Kopf kratzen kann und sich fragt: »Wie jetzt?« Denn zum einen ist das mit der Katastrophe dann wohl doch nicht so einfach und zum anderen trifft man auf normale Menschen und eigenartige Wesen, mittelalterliche und moderne Technik, Bekanntes aus unserer Welt und Dinge, die man aus verschiedenen irdischen Mythologien kennt. Alles behutsam und nach und nach ausgebreitet und nicht am Stück mit dem Holzhammer verabreicht, und wie kongenial verquirlt das alles tatsächlich ist, erschließt sich erst im Verlauf des Romans.
Das hätte böse ins Auge gehen können, doch der Autor schafft es, dass die Geschichte eben nicht ein wirrer Mix aus allem Möglichen wird, der an sich selbst und seiner Überladenheit zugrunde geht, sondern aufgrund der Tatsache, dass alles homogen und schlüssig wirkt und im Verlauf des Romans immer mehr kleine Details aufgedeckt werden, die dem Leser ein Licht nach dem anderen aufgehen lassen, ist TÍR NA NÓG ein ganz besonderes Lesevergnügen. Im Englischen nennt man so etwas einen »Pageturner«, ich habe mich damit schwer getan, das Buch aus der Hand zu legen.
Der Erzählstil ist dabei nie überheblich, will dem Leser nicht eine gekünstelte »hohe Literatur« aufzwingen, sondern nimmt den Besucher der Welt spielerisch bei der Hand und weiß ganz klar von sich, dass er bei aller unterschwelligen Philosophie (die immer deutlicher wird, je weiter man im Roman kommt) vor allem unterhalten möchte.
Bemerkenswert ist hier unter anderem, dass sich Charaktere zum Teil sehr eindeutig über ihre Sprache identifizieren lassen, wer nicht in der besten Gegend aufwächst, der spricht auch so und deswegen sollte man sich nicht darüber wundern, wenn man im Verlauf der Erzählung auch schon mal auf Kraftausdrücke stößt. Das macht das Ganze aber nur glaubwürdiger und homogener.
Im Verlauf der Lektüre stellt man wie bereits angedeutet fest, dass die Geschichte mit ihrem Verlauf immer komplexer wird und dennoch schafft es Sean O’Connell, sich nicht an diese Komplexität zu verlieren, auch wenn man immer mehr durchblickt, was geschehen ist und was geschieht, bleibt die Story doch sehr lesbar und wird nicht klobig.
Das Buch wimmelt nicht nur von irren Ideen, sondern auch von haufenweise interessanten, liebenswerten und abstoßenden Charakteren, allen voran natürlich Schüler Cornelis, der in seiner Gutmütigkeit, anfänglichen Naivität und Gutherzigkeit wie eine Mischung aus Luke Skywalker und Parzival anmutet, aber gezwungenermaßen eine Entwicklung durchmacht und seine Unschuld verliert. Ausgesprochen gefallen hat mir aber auch Raggah, die mit ihrem losen Mundwerk und bodenständigem Loslegen einen prima Gegenpol zum zögerlichen Cornelis und dem weisen Aki bildet. Ebenfalls besonders gut kamen bei mir einige der Unsterblichen an, denen die Unmöglichkeit zu sterben dermaßen auf den Wecker geht (oder die derart gelangweilt sind), dass sie sich gern mal heftig einen auf den Knorpel schütten; davon, dass sie sich seltsame Verhaltensweisen zugelegt haben mal ganz abgesehen. Köstlich – und nachvollziehbar.
Klar gibt es Klischees in TÍR NA NÓG, aber wenn wir mal ehrlich sind, dann stehen wir alle, die wir Phantastik lesen auf Klischees, deswegen kaufen wir die ganzen Bücher doch, oder? Der Meister und sein Schüler – das haben wir schon mal irgendwo gehabt, man nennt so etwas »Archetypen«. Gegen Klischees habe ich persönlich gar nichts einzuwenden, solange sie nicht übertrieben werden und solange sie in eine kreative, kurzweilige und neuartige Rahmenhandlung eingebettet werden. Das geschieht hier.
Der aufmerksame Leser wird festgestellt haben, dass ich mich zum Inhalt von TÍR NA NÓG überaus spärlich äußere. Das hat auch seinen Grund, denn es würde einem potentiellen Käufer ganz erheblich den Spaß verderben, würde ich Konkretes aus dem Roman im Rahmen der Besprechung offen legen. Das wäre weder den Lesern noch der Geschichte gegenüber fair, deswegen muss ich leider um Details herum lavieren. Macht euch selbst ein Bild, ich garantiere, dass es in keinem Fall langweilig wird!
TÍR NA NÓG ist derzeit im Action Verlag als Hörbuch erhältlich; einen Verlag, der das Werk als Printausgabe heraus geben möchte gibt es noch nicht, bzw. befindet Sean sich in Verhandlungen. Ich kann hier nur hoffen, dass diese Verhandlungen schnell zu einem positiven Ergebnis führen: wenn dieser Roman nicht veröffentlicht wird, dann sollten die deutschen Verlage lieber gleich ganz aufhören, Phantastik heraus zu bringen, denn dieses Buch ist um Längen besser als manch anderer Schubladen-Bullshit in zehn Bänden, den man hierzulande so auf den Markt presst, um einen schnellen Euro zu machen. TÍR NA NÓG ist erfrischend anders – aber das schrieb ich bereits.
Man muss übrigens keine Angst haben, dass versucht wird, den Leser an eine Reihe mit zwanzig Bänden zu binden: Die Geschichte um Cornelis ist auf zwei Romane festgelegt. Und da komme ich dann auch zum einzigen Kritikpunkt: TÍR NA NÓG endet mit einem Cliffhanger. Argh! Der zweite Roman – TÚATHA DÉ DANANN – ist noch in Arbeit, wie soll ich denn nur die Wartezeit durchstehen, bis es endlich weiter geht? Schreib schneller, Sean!
Als Fazit spreche ich eine unbedingte Empfehlung für solche Phantastik-Freunde aus, die mal was anderes lesen/hören möchten und nichts gegen flüssig lesbare und unterhaltsame Phantastik-Abenteuerliteratur mit skurrilen Ideen einzuwenden haben. Solche Leser werden nicht enttäuscht werden. Da das Werk gedruckt noch nicht vorliegt, werden die Eiligen mit dem Hörbuch vorlieb nehmen müssen, aber auch das ist eine gute Alternative.
Zum Abschluss möchte ich mich noch ausdrücklich bei Sean O’Connell bedanken. Er hatte mir zwar die Hörbuch-Version von TÍR NA NÓG zur Verfügung gestellt, ich muss aber zugeben, dass mir für Hörbücher ein wenig die Zeit fehlt. Deswegen hatte ich einfach mal dreist nachgefragt, ob ich eine Textversion bekommen könne, um sie auf dem eReader zu goutieren. Sean hatte diesem Wunsch entsprochen und so war ich in der glücklichen Lage, den Roman auf diese Art bereits vor dem Erscheinen als Druckausgabe lesen zu können. Danke!
Den Verlagen rufe ich ausdrücklich und laut zu: DRUCKT DAS! VERDAMMT!
Meister Aki und sein junger Schüler Cornelis begeben sich auf die Suche nach den letzten Geheimnissen der Welt. Sie treffen auf kleine schwarze Puppen, die den Verstand ihrer Wirte beherrschen, auf Metamorphen, die die Gestalt ihrer Opfer annehmen, auf eine furchtbare Kreatur sowie auf eine Gruppe Unsterblicher, die vor dem Untergang der Erde Zuflucht am ungewöhnlichsten Ort des Universums gefunden hat:
Auf der geheimnisvollen Insel Tír na nÓg.
Sean O’Connell
TÍR NA NÓG
Roman / Hörbuch
Genre: Phantastik
Hörbuchlänge: 15 Stunden 13 Minuten
Preis (Hörbuch CD/DVD): 19,95 EUR
Preis (Hörbuch Mp3): 16,95 EUR
Action-Verlag
Bildnachweis:
Cover TÍR NA NÓG Action-Verlag
Foto der DVD-Cover Sean O’Connell
»Denn eins war mir längst klar geworden: in eine verwertbare Verleger-Schublade paßte das ganze Ding nicht. Doch dann stieß ich irgendwann auf die Werke von China Mieville und seine Bas-Lag-Serie und das gab mir Mut, es nochmals anzugehen. Hier war eine neue, mutige Form von Fantasy, die sich um Schubladen einen Dreck scherte.«
Im Januar 2010 verfasste ein gewisser »Sean« glücklicherweise einen Kommentar auf PhantaNews. Der dabei hinterlassene Link wortwellen.wordpress.com erweckte schon allein aufgrund des Namens mein Interesse (und weil ich grundsätzlich neugierig bin), deswegen suchte ich diese Seite auf. Eine Anfrage später hatte ich dann auch schon die Erlaubnis, eine Story mit dem Titel GESCHICHTEN FÜR DEN QUABBAKOTTR zu veröffentlichen. Danach verfolgte ich hier auf PhantaNews mit Artikeln und News die Entwicklung seines Romans TÍR NA NÓG.
TÍR NA NÓG ist inzwischen als Hörbuch im Action Verlag erschienen, die Fortsetzung TÚATHA DÉ DANANN erscheint am Horizont, ich hielt das für erklassige Gründe, Sean O’Connell mit einigen Fragen zu behelligen und die Antworten kamen in Rekordzeit.
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