Aufgrund der aktuellen Diskussionen um den Deutschen Phantastik-Preis habe ich mir einige Gedanken darum gemacht, wie denn die Ausrichtung eines solchen Preises aussehen könnte, und wie die Rahmenbedingungen sein müssten, damit Streit und Kontroversen minimiert werden und die Ausrichtung fair ist. Das sind an dieser Stelle – wie gesagt – erst einmal nur Ideen und Gedanken, die in konkreter Durchführung sicherlich noch optimiert werden können.
Worüber man sich bei jedem reinen Publikumspreis im Klaren sein muss: Es wird immer der- oder diejenige gewinnen, der oder die die meisten Fans aktivieren kann. Das ist so, und das ist auch durchaus nichts Schlimmes oder Negatives, und bei einem Publikumspreis immanent. Das macht deswegen nicht, weil man ohnehin nicht feststellen kann, ob irgendein Werk »das Beste« ist, denn eine qualitative Bewertung liegt immer im Auge des Betrachters.
Es sollte sich meiner Ansicht nach übrigens nicht um einen »deutschen« Preis handeln, sondern um einen, der deutschsprachige Werke auszeichnet, diese könnten selbstverständlich auch beispielsweise aus der Schweiz, Österreich oder Burkina Faso stammen. Der Name des Preises sollte das reflektieren.
In diesem Jahr ist alles irgendwie anders bei der Verleihung des Deutschen Phantastik Preises. Und in meinen Augen nicht unbedingt besser.
Der erste Punkt: Um mitstimmen oder vorschlagen zu können, soll ich zwingend meinen Vor- und Nachnamen angeben. Und das gegenüber irgendeinem Eventveranstalter und ohne dass ich über eine offensichtlich und direkt verlinkte Datenschutzerklärung erkennen kann, was mit den gesammelten Daten (Email-Adresse, Name, Vorname) geschieht. Meiner Ansicht nach verstößt das gegen §13 VI des Telemediengesetzes:
(6) Der Diensteanbieter hat die Nutzung von Telemedien und ihre Bezahlung anonym oder unter Pseudonym zu ermöglichen, soweit dies technisch möglich und zumutbar ist. Der Nutzer ist über diese Möglichkeit zu informieren.
Wie wir in den vergangenen Jahren gesehen haben, wäre es technisch völlig problemlos möglich, das anonym und nur mit Nutzung einer Emailadresse und zugesandtem Hashcode durchzuführen (das hatte auch den Charme, dass man mittels des Codes nicht alles auf einmal abstimmen musste, sondern Stimmen für Kategorien auch noch später abgeben konnte). Unklar ist zudem, ob die gesammelten Daten mit der IP-Adresse zusammengeführt werden, um Betrug zu verhindern. Das wäre aber nach einem Urteil des EuGH nur mit eindeutiger und aktiver Zustimmung des Betroffenen erlaubt
»Aber wir sind doch alle nur Fans!« höre ich schon als Entkräftung. Das mag sein, aber der Seitenanbieter ist offensichtlich eine Firma. Und die unterliegt nun mal geltendem Recht.
Und dann das Verfahren:
Eine nicht näher bestimmte Jury aus Bloggern und irgendwelchen »Fachleuten« (den Aussagen der Ausrichter nach ca. 3000 Personen) ist angemailt worden und hatte eine Woche Zeit, eine Vorschlagsliste zusammenzustellen. Die ist jetzt schon auf der Seite online. Man kann allerdings trotz dieser bereits vorhandenen Liste noch neue Vorschläge machen.
Dass die bereits sichtbare, suggestive Liste gegenüber den Neuvorschlägen völlig unfair ist, darauf kam offenbar keiner. Denn die bereits vorhandenen Einträge bekommen bereits jetzt Stimmen und Sichtbarkeit, die Neuvorschläge sind aber bis Mitte April unsichtbar.
Intransparent ist zudem, was jetzt passiert. Wie entscheidet wer nach dieser Vorschlagszeit was mit der bereits vorhandenen Juryliste und den Neuvorschlägen passiert, bzw. was nach welchen Kriterien und mit welcher Gewichtung auf die Shortlist kommt?
In meinen Augen ist die Durchführung sehr unglücklich.
Meiner Ansicht nach wäre der einzig gangbare Weg gewesen:
Vorschläge nach Kategorie sammeln
Vorschläge quantitativ auswerten
Shortlist erstellen und abstimmen lassen
Die Autoren und Verlage hätten sich ohnehin wie in jedem Jahr selbst vorgeschlagen. [Edit:] Ja, und ebenfalls wie in jedem Jahr hätten diejenigen die Preise bekommen, die die meisten Fans aktivieren können.
p.s.: Wie die Rückmeldungen zeigen, ist die Benutzerführung des Formulars auch nicht sonderlich gelungen, zahlreiche Nutzer klagen, dass sie es nicht absenden können. Das liegt daran, dass man bei Eintrag eines eigenen Vorschlags gleichzeitig auch noch »keine Stimme abgeben« anhaken muss …
[Update: 19:30 Uhr] Wenn man ein wenig klickt findet man eine Datenschutzerklärung (die muss aber nach Ansicht von Rechtsexperten von jeder Seite direkt zugreifbar sein). In der steht:
Personenbezogene Daten werden von dem Anbieter nur dann erhoben, genutzt und weiter gegeben, wenn dies gesetzlich erlaubt ist oder die Nutzer in die Datenerhebung einwilligen.
Allerdings wird im Formular diese Einwilligung nicht erhoben. Zur gesetzlichen Erlaubnis: Siehe oben.
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