Anlässlich der Meldung, dass Cross Cult neue STAR TREK-Romane in deutscher Sprache nicht mehr nur in Papierform sondern auch als eBooks auf den Markt bringen wird, stellte ich die Frage in den Raum, wie wohl die Qualität der Übersetzungen sei. Nicht nur etliche Kommentare auf PhantaNews sprachen sich lobend darüber aus, weiterhin schickte man mir bislang zwei Rezensionsexemplare, damit ich mir selbst ein Bild davon machen konnte.
Trotz chronischen Zeitmangels habe ich den ersten Band nun endlich durchgelesen. Es handelt sich um EIN STICH ZUR RECHTEN ZEIT, einen DEEP SPACE NINE-Roman des Garak-Darstellers Andrew J. Robinson, der im Original bereits im Jahr 2000 erschienen ist. Folgerichtig behandelt der Roman dann auch den cardassianischen Schneider und sorgt für eine Überraschung, was den Inhalt und die Umsetzung angeht, denn diese können nur als »angenehm untypisch« bezeichnet werden.
Sie überschwemmen den Markt derzeit zuhauf, Romane aus dem Bereich »Urban Fantasy«, oft mit Vampiren als Protagonisten oder Gegenspielern, aber es gibt noch eine weitere Schiene auf der momentan scheinbar alles fährt, was tippen kann: Privatdetektive, angelehnt an den Film Noir und den klassischen, einzelgängerischen Ermittler, zusätzlich gewürzt mit Übernatürlichem.
Auch »Dead Witch Walking« gehört in diese Kategorie. Rachel Morgan ist eine Hexe, die für eine Sonderabteilung der Polizei arbeitet, welche sich ausschließlich mit übernatürlichen Fällen befasst. Das ist in dieser Welt auch nichts ungewöhnliches, denn das Übernatürliche und seine Wesenheiten gehören ins ganz normale Leben und auch wenn die »normalen« Menschen weitestgehend unter sich bleiben, so gibt es doch eine gewisse Vermischung der Kulturen.
Alisha Bionda bespricht einen neuen Roman um den genialen britischen Detektiv Sherlock Holmes und seinen unvermeidlichen Partner Dr. Watson. Diesmal geht es um den Untergang der Titanic.
Klappentext:
Sherlock Holmes und Doktor Watson versuchen das Rätsel um den Untergang der Titanic im Jahr 1912 zu lösen. Dabei lernen sie Überlebende des Unglücks kennen, darunter den Kopf einer gefährlichen Verschwörung. Ihm ist die Frau auf den Fersen, die Holmes schon einmal hinters Licht geführt hat: Irene Adler, die Frau im Leben des großen Detektivs.
Zwischen Holmes und Irene Adler entbrennt erneut ein erbitterter Kampf.
In nahezu allen Fällen, in denen man heutzutage Phantastik angedient bekommen soll, bedienen sich Verlage gerne des Hilfsmittels Genre-Schublade. Kein Wunder. Wenn sich HARRY POTTER verkauft wie geschnitten Brot, dann ist man in den Marketing-Abteilungen der Ansicht, dass der Leser mehr davon möchte und sucht in verzweifelt anmutender Weise nach ähnlichem Kram, um den dann unter dem überstrapazierten »All Age«-Etikett mit dem Zusatz »Der nächste Harry Potter« an die geifernde Fanmasse zu verhökern. Ähnliches gilt für Urban Fantasy, Romantasy, Vampire und was es für Einordnungen mehr gibt.
Als kritischer Leser gewinnt man den Eindruck, dass durch diese Vorgehensweisen nur noch Kopien von Kopien in Buchform auf den Markt geworfen werden und hauptsächlich massenkompatible Mainstream-Ware den Weg zum Phantastik-Freund findet. Außergewöhnliches muss man mit der Lupe suchen, wenn es überhaupt vorhanden ist. Klar, bei einem Großteil der Leser handelt es sich um Konsumenten, die einfach was Kurzweiliges zum Lesen haben wollen und denen mein Gesabbel über Schubladen und Mainstream völlig egal ist.
Dennoch – man hat den Eindruck, dass in den Einkäufer- und Marketingetagen der Verlage ein Stoff nur noch dann angenommen wird, wenn er an irgendwas Erfolgreiches angelehnt wurde. Wieviel hochinteressantes Zeug uns Phantastik-Anhängern dadurch verborgen bleibt, weil es nie in Druck kommt, möchte ich mir gar nicht vorstellen, bzw. weiß es, da ich amerikanische Originale lese, die den hiesigen Markt nie erreichen, obwohl sie brilliant sind.
Umso erfrischender ist es dann, wenn man endlich einmal etwas präsentiert bekommt, das zwar bekannte Versatzstücke aufweist, sich aber jeglicher Schubladen auf nahezu dreist zu nennende Weise entzieht und diese Versatzstücke aus diversen Spielarten des Genres zu einem kurzweiligen Neuen vermengt.
Die Rede ist von Sean O’Connells Roman TÍR NA NÓG.
In einer Welt, in der es vor ungefähr tausend Jahren zu einer Katastrophe kam, die für ihre heutige Struktur verantwortlich ist, macht sich ein Mitglied des Ordens der Archivare mit seinem Schüler auf den Weg, um herauszufinden, was damals tatsächlich geschah. Das ist die grobe Ausgangssituation, die Meister Aki und Schüler Cornelis im Stil einer Reiseerzählung auf einen »Roadtrip« ganz besonderer Art schickt.
Wer jetzt mault »ist doch nix neues!« der irrt gewaltig, denn bereits nach kurzer Lektüre wird vor dem staunenden Leser ein Kaleidoskop von Ideen ausgebreitet, bei denen man sich allzu oft erstmal nur verwundert am Kopf kratzen kann und sich fragt: »Wie jetzt?« Denn zum einen ist das mit der Katastrophe dann wohl doch nicht so einfach und zum anderen trifft man auf normale Menschen und eigenartige Wesen, mittelalterliche und moderne Technik, Bekanntes aus unserer Welt und Dinge, die man aus verschiedenen irdischen Mythologien kennt. Alles behutsam und nach und nach ausgebreitet und nicht am Stück mit dem Holzhammer verabreicht, und wie kongenial verquirlt das alles tatsächlich ist, erschließt sich erst im Verlauf des Romans.
Das hätte böse ins Auge gehen können, doch der Autor schafft es, dass die Geschichte eben nicht ein wirrer Mix aus allem Möglichen wird, der an sich selbst und seiner Überladenheit zugrunde geht, sondern aufgrund der Tatsache, dass alles homogen und schlüssig wirkt und im Verlauf des Romans immer mehr kleine Details aufgedeckt werden, die dem Leser ein Licht nach dem anderen aufgehen lassen, ist TÍR NA NÓG ein ganz besonderes Lesevergnügen. Im Englischen nennt man so etwas einen »Pageturner«, ich habe mich damit schwer getan, das Buch aus der Hand zu legen.
Der Erzählstil ist dabei nie überheblich, will dem Leser nicht eine gekünstelte »hohe Literatur« aufzwingen, sondern nimmt den Besucher der Welt spielerisch bei der Hand und weiß ganz klar von sich, dass er bei aller unterschwelligen Philosophie (die immer deutlicher wird, je weiter man im Roman kommt) vor allem unterhalten möchte.
Bemerkenswert ist hier unter anderem, dass sich Charaktere zum Teil sehr eindeutig über ihre Sprache identifizieren lassen, wer nicht in der besten Gegend aufwächst, der spricht auch so und deswegen sollte man sich nicht darüber wundern, wenn man im Verlauf der Erzählung auch schon mal auf Kraftausdrücke stößt. Das macht das Ganze aber nur glaubwürdiger und homogener.
Im Verlauf der Lektüre stellt man wie bereits angedeutet fest, dass die Geschichte mit ihrem Verlauf immer komplexer wird und dennoch schafft es Sean O’Connell, sich nicht an diese Komplexität zu verlieren, auch wenn man immer mehr durchblickt, was geschehen ist und was geschieht, bleibt die Story doch sehr lesbar und wird nicht klobig.
Das Buch wimmelt nicht nur von irren Ideen, sondern auch von haufenweise interessanten, liebenswerten und abstoßenden Charakteren, allen voran natürlich Schüler Cornelis, der in seiner Gutmütigkeit, anfänglichen Naivität und Gutherzigkeit wie eine Mischung aus Luke Skywalker und Parzival anmutet, aber gezwungenermaßen eine Entwicklung durchmacht und seine Unschuld verliert. Ausgesprochen gefallen hat mir aber auch Raggah, die mit ihrem losen Mundwerk und bodenständigem Loslegen einen prima Gegenpol zum zögerlichen Cornelis und dem weisen Aki bildet. Ebenfalls besonders gut kamen bei mir einige der Unsterblichen an, denen die Unmöglichkeit zu sterben dermaßen auf den Wecker geht (oder die derart gelangweilt sind), dass sie sich gern mal heftig einen auf den Knorpel schütten; davon, dass sie sich seltsame Verhaltensweisen zugelegt haben mal ganz abgesehen. Köstlich – und nachvollziehbar.
Klar gibt es Klischees in TÍR NA NÓG, aber wenn wir mal ehrlich sind, dann stehen wir alle, die wir Phantastik lesen auf Klischees, deswegen kaufen wir die ganzen Bücher doch, oder? Der Meister und sein Schüler – das haben wir schon mal irgendwo gehabt, man nennt so etwas »Archetypen«. Gegen Klischees habe ich persönlich gar nichts einzuwenden, solange sie nicht übertrieben werden und solange sie in eine kreative, kurzweilige und neuartige Rahmenhandlung eingebettet werden. Das geschieht hier.
Der aufmerksame Leser wird festgestellt haben, dass ich mich zum Inhalt von TÍR NA NÓG überaus spärlich äußere. Das hat auch seinen Grund, denn es würde einem potentiellen Käufer ganz erheblich den Spaß verderben, würde ich Konkretes aus dem Roman im Rahmen der Besprechung offen legen. Das wäre weder den Lesern noch der Geschichte gegenüber fair, deswegen muss ich leider um Details herum lavieren. Macht euch selbst ein Bild, ich garantiere, dass es in keinem Fall langweilig wird!
TÍR NA NÓG ist derzeit im Action Verlag als Hörbuch erhältlich; einen Verlag, der das Werk als Printausgabe heraus geben möchte gibt es noch nicht, bzw. befindet Sean sich in Verhandlungen. Ich kann hier nur hoffen, dass diese Verhandlungen schnell zu einem positiven Ergebnis führen: wenn dieser Roman nicht veröffentlicht wird, dann sollten die deutschen Verlage lieber gleich ganz aufhören, Phantastik heraus zu bringen, denn dieses Buch ist um Längen besser als manch anderer Schubladen-Bullshit in zehn Bänden, den man hierzulande so auf den Markt presst, um einen schnellen Euro zu machen. TÍR NA NÓG ist erfrischend anders – aber das schrieb ich bereits.
Man muss übrigens keine Angst haben, dass versucht wird, den Leser an eine Reihe mit zwanzig Bänden zu binden: Die Geschichte um Cornelis ist auf zwei Romane festgelegt. Und da komme ich dann auch zum einzigen Kritikpunkt: TÍR NA NÓG endet mit einem Cliffhanger. Argh! Der zweite Roman – TÚATHA DÉ DANANN – ist noch in Arbeit, wie soll ich denn nur die Wartezeit durchstehen, bis es endlich weiter geht? Schreib schneller, Sean!
Als Fazit spreche ich eine unbedingte Empfehlung für solche Phantastik-Freunde aus, die mal was anderes lesen/hören möchten und nichts gegen flüssig lesbare und unterhaltsame Phantastik-Abenteuerliteratur mit skurrilen Ideen einzuwenden haben. Solche Leser werden nicht enttäuscht werden. Da das Werk gedruckt noch nicht vorliegt, werden die Eiligen mit dem Hörbuch vorlieb nehmen müssen, aber auch das ist eine gute Alternative.
Zum Abschluss möchte ich mich noch ausdrücklich bei Sean O’Connell bedanken. Er hatte mir zwar die Hörbuch-Version von TÍR NA NÓG zur Verfügung gestellt, ich muss aber zugeben, dass mir für Hörbücher ein wenig die Zeit fehlt. Deswegen hatte ich einfach mal dreist nachgefragt, ob ich eine Textversion bekommen könne, um sie auf dem eReader zu goutieren. Sean hatte diesem Wunsch entsprochen und so war ich in der glücklichen Lage, den Roman auf diese Art bereits vor dem Erscheinen als Druckausgabe lesen zu können. Danke!
Den Verlagen rufe ich ausdrücklich und laut zu: DRUCKT DAS! VERDAMMT!
Meister Aki und sein junger Schüler Cornelis begeben sich auf die Suche nach den letzten Geheimnissen der Welt. Sie treffen auf kleine schwarze Puppen, die den Verstand ihrer Wirte beherrschen, auf Metamorphen, die die Gestalt ihrer Opfer annehmen, auf eine furchtbare Kreatur sowie auf eine Gruppe Unsterblicher, die vor dem Untergang der Erde Zuflucht am ungewöhnlichsten Ort des Universums gefunden hat:
Auf der geheimnisvollen Insel Tír na nÓg.
Sean O’Connell
TÍR NA NÓG
Roman / Hörbuch
Genre: Phantastik
Hörbuchlänge: 15 Stunden 13 Minuten
Preis (Hörbuch CD/DVD): 19,95 EUR
Preis (Hörbuch Mp3): 16,95 EUR
Action-Verlag
Bildnachweis:
Cover TÍR NA NÓG Action-Verlag
Foto der DVD-Cover Sean O’Connell
Wie sich schon im letzten Heft andeutete werden nun langsam alle Protagonisten an einem Ort zusammen gezogen. Doch halt, nicht so schnell.
Nachdem Frequenzfolger Sinnafoch in Begleitung seiner Kriegsordonanz Kruuper und dem Okrill Philipp mittels eines unauthorisierten Transfers auf dem Handelsstern JERGALL angekommen sind, dräut sofort neuer Ärger. Zu einem droht der Wasserstoffatmer Kruuper zu ersticken, zum anderen ist der Kommandant des Handelssterns Frequenzmittler Demeiro nicht begeistert über das Erscheinen Sinnafochs. Kruuper kann in letzter Minute gerettet werden, aber Demeiro macht Sinnafoch für die Niederlage in Andromeda verantwortlich.
Demeiro ordnet daher an, dass Sinnafoch um sein Leben zu kämpfen habe. Auf einem von der Frequenz-Monarchie »befreiten«, d.h. völlig verwüsteten Planeten, mit Kruuper an seiner Seite – der Gegner ist der Okrill Philipp. Sinnafoch und Kruuper erhalten zwei leichte Handfeuerwaffen und werden in der Nähe einer Ruinenstadt ausgesetzt. Das Ziel ist das Landungsboot, mit dem Philipp ebenfalls in der Nähe abgesetzt wurde.
Ich bin mir nicht ganz klar darüber, was mit diesem Roman bezweckt werden sollte. Die Handlung des Romans ist dem Leser bereits bekannt, lediglich die Sichtweise wurde gewechselt, diesmal wird die Vernichtung der sechs Hibernationswelten nicht aus der Sicht der Terraner und ihrer Verbündeten geschildert, sondern aus der Sicht des Vatrox Vastrear, dem »Riesenarsch«.
Wir erinnern uns: Vastrear flieht vor den Terranern vom Handelsstern FATICO, dessen Kommandant er war. In Begleitung seiner beiden Ordonnanzen Bhustrin und der Klontefroderin Satwa begibt er sich nach Hibernation‑3. Der dortige Kommandant Kumoson verachtet Vastrear für seine Niederlage, den Verlust FATICOs. Deshalb nimmt er auch die Hinweise Vastrears nicht ernst, der vor den Terranern und ihren Alliierten eindringlich warnt.
Währenddessen beharken sich Bhustrin und Satwa gegenseitig, um die Gunst Vastrears zu erlangen, jedoch gelingt dies keinem der beiden. Auf Vastrear werden auf Hibernation‑3 zwei Anschläge verübt, die er beide knapp überlebt. Es kommt wie es kommen muss, der Leser weiß dies auch, die Allianz greift Hibernation‑3 an, vernichtet die Welt und sammelt Vamu von Millionen von Vatrox ein. Vastrear kann mit seinen beiden Ordonnanzen im allerletzten Augenblick via Polyportnetz flüchten und gelangt so nach Hibernation‑4.
Mit diesem Heft blendet man wieder um zu den Abenteuern Perry Rhodans in Anthuresta. Wir erinnern uns, er wurde mit dem Raumschiff MIKRU-JON von einem Haufen Psi-Materie aus TALIN ANTHURESTA, dem »Wunder von Anthuresta« geschleudert oder versetzt. Jedenfalls ist er jetzt irgendwo in der Galaxis Anthuresta.
MIKRU-JON ist von Psi-Materie umgeben, die Sonde die diese freigesetzt hat, ist immer noch an MIKRU-JON gekoppelt. Als Perry aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht, meint er die Stimme eines Kindes zu hören. Auch die anderen Besatzungsmitglieder erwachen nach und nach aus ihrer Bewusstlosigkeit und die Psi-Materie zieht sich in die angekoppelte Sonde zurück. Daher kann MIKRU-JON – zwar eingeschränkt – mit der Ortung der Umgebung beginnen.
Da ist auch gleich einiges los – wie eigentlich immer, wenn Perry irgendwohin verschlagen wird. Dieses Mal wird MIKRU-JON per Traktorstrahl in eine gut zwei Kilometer durchmessende Energiesphäre gezogen. Außerdem hätten wir da noch ein Oktaederschiff und ein globusartiges Raumschiff, die sich gegenseitig bekämpfen. Beiden Raumschiffen scheint es um die Psi-Materie zu gehen, von der MIKRU-JON noch umgeben ist. Deshalb bleibt MIKRU-JON (noch) unentdeckt.
»Denn eins war mir längst klar geworden: in eine verwertbare Verleger-Schublade paßte das ganze Ding nicht. Doch dann stieß ich irgendwann auf die Werke von China Mieville und seine Bas-Lag-Serie und das gab mir Mut, es nochmals anzugehen. Hier war eine neue, mutige Form von Fantasy, die sich um Schubladen einen Dreck scherte.«
Im Januar 2010 verfasste ein gewisser »Sean« glücklicherweise einen Kommentar auf PhantaNews. Der dabei hinterlassene Link wortwellen.wordpress.com erweckte schon allein aufgrund des Namens mein Interesse (und weil ich grundsätzlich neugierig bin), deswegen suchte ich diese Seite auf. Eine Anfrage später hatte ich dann auch schon die Erlaubnis, eine Story mit dem Titel GESCHICHTEN FÜR DEN QUABBAKOTTR zu veröffentlichen. Danach verfolgte ich hier auf PhantaNews mit Artikeln und News die Entwicklung seines Romans TÍR NA NÓG.
TÍR NA NÓG ist inzwischen als Hörbuch im Action Verlag erschienen, die Fortsetzung TÚATHA DÉ DANANN erscheint am Horizont, ich hielt das für erklassige Gründe, Sean O’Connell mit einigen Fragen zu behelligen und die Antworten kamen in Rekordzeit.
Diesmal wage ich ein kleines »Experiment«. Dieser Doppelroman von Susan Schwartz muss einfach in einem Artikel abgehandelt werden, er sticht viel zu sehr aus der Masse der PR-Romane hervor. Susan Schwartz – möglicherweise mittlerweile besser bekannt als Uschi Zietsch (Fabylon-Verlag) – ist eine ehemalige PR-Stammautorin. Nach längerer Zeit tritt sie in der PR-Serie mit einem Doppel-Gastroman in Erscheinung.
Sichu Dorksteiger ist eine zwölfjährige Ator. Die Ator bilden mit den Arki, Ana und Ashen die »Tryonische Allianz« in der Galaxis Anthuresta. Sichu wächst auf einem Bauernhof auf. Ihr Vater ist ein einflussreicher Gutsherr, Sichu ist sich sicher, später den Hof zu übernehmen. Nur manchmal kommen ihr Zweifel, ob sie nicht besser Wissenschaftlerin werden und den Weltraum erkunden sollte. Die junge Ator ist hochbegabt und kann mathematische Probleme im Handumdrehen im Kopf lösen; diese Begabung bleibt auch der Frequenz-Monarchie nicht verborgen und eines Tages erscheint ein Vatrox und holt Sichu ab.
Harry Blackstone Copperfield Dresden (benannt nach drei großen Bühnenzauberern: Harry Houdini, Harry Blackstone, Sr. und David Copperfield) ist mit dem soeben gelesenen Eintrag der einzige Magier, der im Telefonbuch von Chicago steht. Magier? Ja, richtig gelesen, und ich meine damit niemanden, der Kaninchen aus einem Hut zieht, oder mehr oder weniger jungfräuliche Damen schweben lässt, sondern einen echten Zauberer, der Feuerlanzen erzeugen und in die Geisterwelt wechseln kann. Sollte jemand ein – nennen wir es mal – „übernatürliches Problem“ haben, kann man ihn anheuern. Gegen Honorar versteht sich.
Eigentlich ist die Harry-Dresden-Reihe des Autoren Jim Butcher angelegt wie klassische Privatdetektiv-Abenteuer des Film-Noir-Genres, wie man sie von Chandler oder Hammett kennt. Zumindest sollte man dort die Wurzeln suchen, denn abgesehen von der oberflächlichen Ähnlichkeit (sarkastischer Einzelgänger nimmt Fälle an, manchmal eher unfreiwillig), hat der Schriftsteller das Setting nicht nur in ein Umfeld mit übernatürlichen Kräften extrapoliert, sondern auch was die Sprache angeht deutlich modernisiert. Harry Dresden mag ein Magier sein, aber er kennt die moderne Popkultur und so sind ihm auch auch Star Wars und Star Trek durchaus keine Fremdworte (wie man beispielsweise erkennt, wenn er einen Robe tragenden Gegenspieler flapsig-provokant als „Darth Bademantel“ bezeichnet). Er ist ja auch im richtigen Alter dafür, genau wie sein Autor Jim Butcher; der mag übrigens auch schlechte Science-Fiction-Filme, fechten, singen und Liverollenspiel (LARP), aber dazu mehr in einem anderen Artikel. Möglicherweise, denn die Agenten des Autoren sind überaus zickig, was Anfragen aus Deutschland angeht.
Dresden residiert, wie bereits geschrieben, in Chicago. Abgesehen von den Aufträgen, die – wie man sich denken kann – nicht so zahlreich sind, dass man gut davon leben könnte, arbeitet er als Consultant für die lokale Polizei. Es gibt eine Abteilung, die sich mit „ungewöhnlichen Fällen“ befasst, früher das Abstellgleis für unbeliebte Officers, denn diese Fälle sind nunmal rational nicht aufzuklären. Wer würde schon freiwillig „Vampir“, „Werwolf“, „Voodoo“ oder gar „Schwarze Magie“ in einen Polizeibericht schreiben, in dem Wissen, dass man dann unweigerlich in der Klapse landet?
Chefin der Abteilung ist Karrin Murphy, eine kleine irischstämmige Blonde, die man keinesfalls unterschätzen sollte (asiatische Kampfkunst und grosskalibrige Waffen) und die bei ihren Vorgesetzten nicht sonderlich beliebt ist. Hatte man doch auch sie auf die Position abgeschoben und jetzt hat sie in der undankbaren Stelle aufgrund der Hilfe des Magiers doch tatsächlich Erfolge aufzuweisen. Die Abschlußberichte müssen natürlich „höchst kreativ“ verfasst werden…
Harry und Karrin verbindet durch die gemeinsamen Erlebnisse eine spröde Freundschaft, wobei Butcher in ihrer Beziehung damit spielt, ob vielleicht mehr dabei herauskommt, was zu überaus unterhaltsamen Szenen führt und dem Leser die sympathischen Charaktere noch näher bringt, als sie es aufgrund der Beschreibungen ohnehin bereits sind. In ihrer Position als Leutnant der Sonderabteilung hat Murphy natürlich einen Einblick in die verborgene Wahrheit, die die meisten Menschen nicht kennen: Das „Übernatürliche“ ist kein Aberglauben, sondern – oftmals bittere – Realität.
Jim Butcher spielt in den Romanen mit so ziemlich allen Versatzstücken des Horrorgenres, mischt aber gern mal frisch und konfrontiert den Leser mit unerwarteten Neuerungen. Vampire, Werwölfe, Zombies, Geister, Schwarzmagier, Sidhe, Götter, Engel und Dämonen geben sich ein Stelldichein in seinen Romanen, zum Teil behutsam an die moderne Zeit angepasst – oder auch einfach in der klassischen Form belassen. Wobei man immer mit dem Unerwarteten rechnen sollte, manchmal werden scheinbare Feinde zu – nicht immer bequemen – Verbündeten, oder umgekehrt. Und wenn man Rat bei einem vom kleinen Volk sucht, muss man diesem im Austausch für die Information etwas geben, gut wenn der übernatürliche Gesprächspartner auf Pizza steht.
Unterhalb seiner Wohnung im Tiefparterre hat Harry ein verstecktes Labor für magische Untersuchungen und Verrichtungen angelegt. Immerhin muss man hin und wieder einen Gegenstand magisch genauer begutachten oder einen Zaubertrank anrühren. Bei der Gestaltung der Rezepte dieser Tränke ist Dresden überaus kreativ und modern, ein Anti-Müdigkeits-Gebräu kann auch schonmal Coca Cola oder Kaffee enthalten, Severus Snape würde wahrscheinlich im Grab rotieren, aber auch hier zeigt sich Butchers originelle Anpassung der üblichen Klischees in die moderne Zeit.
Im Labor residiert auch Bob, der Berater des Magiers. Bob ist ein uralter Luftgeist, der in einen Schädel gezwungen wurde und nun darin existiert. Er dient Dresden wie geschrieben als Berater, aber auch als eine Art Bibliothek des magischen Wissens. Außerdem ist er vorlaut und steht auf Pornohefte. Des Weiteren hat auch Bob eine elaborierte Hintergrundgeschichte, die in einem der Romane ansatzweise beleuchtet wurde und in der Zukunft mit Sicherheit noch eine Rolle spielen wird.
In der Welt von Harry Dresden gibt es verschiedene Organisationen und Interessengruppen, die im Verborgenen agieren und dem Helden das Leben mehr oder weniger schwer machen. An erster Stelle sei Das Weiße Konzil genannt, eine Art Dachorganisation der Magier, dessen Vorstand als Der Merlin bezeichnet wird. Man stellt bereits in den ersten Romanen fest, dass Harry zum einen nicht besonders gut auf den Haufen zu sprechen ist und dieser sich zum anderen dadurch auszeichnet erzkonservativ und ziemlich reaktionär zu sein (Ausnahmen bestätigen die Regel). Wie man es von einer uralten Magier-Organisation eigentlich auch erwarten kann.
Dresden verbrachte seine Kindheit bei einem Onkel und wurde von diesem in den magischen Künsten ausgebildet. Dummerweise musste Harry eines Tages feststellen, dass sein Onkel nicht zu den Guten gehörte, sondern der schwarzen Magie zugetan war; in einem Akt der Notwehr tötete der junge Magier seinen Ausbilder, dummerweise griff er dabei auf schwarze Magie zurück. Es gibt allerdings eine Regel bei den angeblich „Guten“ vom Weißen Konzil: Wer schwarze Magie verwendet, verliert sein Leben. Harry hatte Glück im Unglück und er fand einen Zauberer, der ihn unter seine Fittiche nahm und für ihn bürgte, weswegen er nur unter den Bann des Damokles gestellt wurde, eine Art Bewährungsphase. Dennoch steht Dresden unter der Beobachtung der Wächter, so etwas wie der Polizei des Konzils. Und auch sein persönlicher Watcher ist weder zimperlich noch sonderlich sympathisch. Und da Harry Dresden es auch bisweilen mit den strengen Regeln des Ordens nicht sonderlich genau nimmt, oder manchmal gar gezwungen ist, seine schwarzmagischen Gegenspieler mit ihren eigenen Mitteln zu schlagen, hält sich seine Beliebtheit bei der Organisation in Grenzen.
Neben den übernatürlichen Fraktionen, zu denen beispielsweise auch der Schwarze und der Rote Vampirhof und das Sommer- und Winterkönigreich der Sidhe gehören, hat er es auch mit ganz profanen Organisationen wie der Mafia zu tun, was das Leben natürlich nicht eben erleichtert. Auch die Tatsache, dass seine Patentante eine Sidhe ist, führt zu Verwicklungen.
Die Stories der aus Dresdens ich-Perspektive erzählten Romane gehen selten geradeaus und führen den Leser mit Irrungen und Wirrungen ebenso in falsche Richtungen wie den Protagonisten. Leichte Kost darf man handlungstechnisch nicht erwarten, allerdings sollte man sich auch nicht über zu schweren Lesestoff Sorgen machen, denn Butcher weiß die Handlung immer wieder durch humoristische Einlagen aufzulockern, die sich aus dem Anmerkungen des Helden ergeben, die ja, wie oben bereits angemerkt, aus Harrys Sicht geschildert sind. Somit weiß der Leser auch selten mehr als Dresden selbst.
Womit man ebenfalls auf keinen Fall rechnen sollte, sind eindimensionale Charaktere, wie man sie aus einschlägigen Heftromanserien kennt. Die Figuren der Romane besitzen immer diverse Facetten und sind selten stereotyp einfach böse oder einfach gut. Auch die Handlungen der „Bösen“ sind immer motiviert und manchmal muß man feststellen, dass diese vielleicht so übel gar nicht sind. Es finden Entwicklungen durch die Romane statt, sowohl was den Haupthelden, wie auch andere Pro- und Antagonisten angeht. Diese Entwicklungen geschehen allerdings nicht unbedingt innerhalb eines Buches, sondern ziehen sich über die Serie hin.
Die Romane aus der Reihe THE DRESDEN FILES sind alle in sich abgeschlossen, so dass man nicht zwingend mit dem ersten anfangen muss. Man sollte das aber dennoch tun, denn es gibt einen roten Faden, der sich vordergründig durch die eben genannten Entwicklungen zeigt. Butcher hat auch schon angedeutet, dass es einen „Überplot“ gibt, der sich auch abzeichnet. Trotzdem kann man bei der Lektüre der Bücher in der korrekten Reihenfolge ganz entspannt sein: Es gibt keine Cliffhanger. Am Ende des Romans wurde der aktuelle Fall immer gelöst und man muss nicht nägelkauend auf die Auflösung in einem Jahr warten. Ich finde das sehr angenehm und aus diesem Grunde kommt hier mein Vorbehalt gegenüber Serien weniger zum tragen. Außerdem: Von Harry will man einfach unbedingt immer mehr lesen!
THE DRESDEN FILES sind eine moderne und originelle Aufarbeitung bekannter Themen, deren Erzählstil deutlich an Filme und TV-Serien erinnert, was aber hervorragend funktioniert. Überaus sympathische Charaktere und witzige Ideen sorgen für ein Lesevergnügen, das seinesgleichen sucht, weswegen ich diese Serie jedem Fan des Genres nur ausdrücklich ans Herz legen kann.
Ich habe die Bücher im englischen Original gelesen und kann das jedem Interessierten eigentlich ebenfalls nur empfehlen, denn diverser Slang und Anspielungen mit Bezug auf Medien und den american way of life können nur in der ursprünglichen Sprache funktionieren. Ein kurzer Blick in übersetzte Fassungen bestätigten mich in dieser Vermutung.
So weit meine Einführung. Damit dieser Artikel nicht zu umfangreich wird, stelle ich die Romane und die danach gestaltete Fernsehserie in gesonderten Traktaten vor. Demnächst (Oktober 2008) gibt es übrigens auch Comics. Das Rollenspiel zur Serie konnte ich leider noch nicht in meine gierigen Finger bekommen.
Die Hörbücher zu den ersten Romanen wurden gesprochen von keinem Geringeren als James Marsters (Spike in BUFFY oder Brainiac in SMALLVILLE) und sind ein Hörgenuss erster Güte, denn Marsters ist die ideale Besetzung für Harry und allein der Tonfall absolut hörenswert.
Ich hoffe mit diesen Zeilen das Interesse an den überaus kurzweiligen, spannenden und witzigen Abenteuern des Harry Dresden geweckt zu haben und würde mich über Rückmeldungen der geneigten (oder dupierten) Leserschaft sehr freuen.
Storm Front
Fool Moon
Grave Peril
Summer Knight
Death Masks
Blood Rites
Dead Beat
Proven Guilty
White Night
Small Favor
Backup (Novelette, angekündigt für später in diesem Jahr, Hauptfigur ist Dresdens Bruder Thomas Raith)
Kurzgeschichten:
A Restoration of Faith
Vignette
Something Borrowed
It’s My Birthday Too
Heorot
Unveröffentlichte (angekündigte) Kurzgeschichten:
Harry’s Day Off
Untitled Story
Comics:
Welcome To The Jungle (Oktober 2008)
Bildnachweis:
Alle Coverabbildungen: Copyright RoC, a division of Penguin Group
Bild von Jim Butcher: Copyright Bluemoon Photography LLC
Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies und von eingebundenen Skripten Dritter zu. Weitere Informationen
Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest (Navigation) oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst Du Dich damit einverstanden. Dann können auch Cookies von Drittanbietern wie Amazon, Youtube oder Google gesetzt werden. Wenn Du das nicht willst, solltest Du entweder nicht auf "Akzeptieren" klicken und die Seite nicht weiter nutzen, oder Deinen Browser im Inkognito-Modus betreiben, und/oder Anti-Tracking- und Scriptblocker-Plugins nutzen.
Mit einem Klick auf "Akzeptieren" werden zudem extern gehostete Javascripte freigeschaltet, die weitere Informationen, wie beispielsweise die IP-Adresse an Dritte weitergeben können. Welche Informationen das genau sind liegt nicht im Einflussbereich des Betreibers dieser Seite, das bitte bei den Anbietern (jQuery, Google, Youtube, Amazon, Twitter *) erfragen. Wer das nicht möchte, klickt nicht auf "akzeptieren" und verlässt die Seite.
Wer wer seine Identität im Web schützen will, nutzt Browser-Erweiterungen wie beispielsweise uBlock Origin oder ScriptBlock und kann dann Skripte und Tracking gezielt zulassen oder eben unterbinden.