Am Freitag kam er endlich, der lange erwartete Karton mit dem Oculus Rift Developer Kit 2. Von UPS über den Kanal aus England gebracht, dank der guten Vorarbeit von Oculus VR ohne jegliche Probleme mit Zoll oder ähnlichem. Und auch nur mit einer geringen Verspätung, ursprünglich war Juli avisiert worden, dass es dann Mitte August wurde, damit kann ich wohl gut leben.
Als erstes fällt natürlich auf, dass der stabile Plastikkoffer der DK1 gegen einen Pappkarton ausgetauscht wurde. Na gut, es müssen wohl Kosten gespart werden, allerdings finde ich das angesichts der Milliarden, die Facebook in das Projekt gepumpt hat, etwas merkwürdig. Der Pappkarton ist aber schön stabil und enthält eine Schaumstoffeinlage, die alle relevanten Teile aufnimmt, sodass man die Brille auch damit gut herumtragen kann. Vielleicht sollte man Regen allerdings besser vermeiden.
Im Februar 2013 hatte ich die Branchenplattform buchhandel.de besucht und einem Test unterzogen. Die Ergebnisse dieses natürlich rein subjektiven Tests sind mit »ernüchternd« nur sehr unzureichend zu umschreiben.
Damals hieß es kurz danach auf boersenblatt.net:
Wir wollen gemeinsam mit dem Buchhandel die Plattform in den nächsten Monaten komplett überarbeiten. Das betrifft zum Einen die Darstellung, die Suche und den Bestellprozess …
Da ich heute dank eines Backlinks nochmal über meinen Artikel gestolpert bin, dachte ich, ich könnte doch mal nachsehen, was sich da inzwischen getan hat, es sind ja immerhin fast 16 Monate vergangen. Mehr als genug Zeit, um die Plattform wie angekündigt zu verbessern.
Und was sehen meine Augen? Die Seite ist in exakt demselben traurigen Zustand wie zum Zeitpunkt meines Tests. Es gibt keinerlei Verbesserung oder auch nur minimalste Veränderungen an der Suche. Geänderte Bedingungen bei der Bestellung kann ich ebenfalls nicht feststellen. Auch das Design ist exakt dasselbe wie weiland, also altbacken und an den linken Rand gequetscht.
Ich habe mal die »normale«, also nicht die Profisuche, verwendet und nach »Alan Dean Foster« gesucht. Da gibt es tatsächlich Treffer. Fünf Stück. Wenn ich diese Suche bei Amazon eingebe, zeigen mir die 714 Treffer, die sich auch wirklich alle auf den US-Autor beziehen.
Bahnbrechend. Mit dieser Arbeitsverweigerung will man gegen Amazon anstinken?
Ich war zugegebenermaßen erst einmal ein wenig euphorisch, als ich las, dass Amazon für Prime-Kunden einen Video-Streaming-Zugang freischaltet, der Zugriff auf haufenweise Filme und Serien ermöglichen würde. 49 Euro sollte das im Jahr kosten, das sind gerade mal 20 Euro mehr für ein angeblich zum bisherigen Angebot erweitertes Lovefilm-Konto, also für ungefähr 1,67 Euro im Monat beliebig Video On Demand.
Als ich das dann tatsächlich zu nutzen versuchte, legte sich die Euphorie allerdings schnell.
Ihr müsst jetzt ganz stark sein, liebe Leser. Diesen Test erträgt nur, wer extrem geistesstark oder völlig besoffen ist. Oder sein Hirn großzügig notleidenden Zombies gespendet hat. You have been warned!
Hereinspaziert, hereinspaziert, meine sehr geehrten Damen und Herren, in unsere einmalige Show der Absonderlichkeiten! Hier sehen Sie abstoßende Monstren ebenso, wie verwachsene Freaks, hier bleibt kein Auge trocken und hier erblicken Sie Dinge, die man anderswo totschlagen würde!
Bisher konnte man in diesem Test von Onlineshops halbwegs brauchbare Ergebniss ebenso finden, wie mangelhafte oder durchwachsene. Aber was libreka!, der von MVB – und damit vom Börsenverein des Buchhandels, MVB heisst »Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH« – betriebene Buchladen im Web bietet, ist so hanebüchen, dass das oben zu lesende Intro seine Berechtigung hat. Denn ich habe vor lauter »an den Kopf fassen« (neudeutsch: Facepalms) während des Tests jetzt haufenweise deutliche Griffstellen im Gesicht und – um bei der Freakshow zu bleiben: dieser Shop muss aus Leichenteilen mumifizierter Börsenvereins-Zombies zusammengesetzt worden sein, anders lässt sich das, was mir begegnet ist, nicht erklären.
Insbesondere sind die gleich folgenden Erkenntnisse dann witzig, wenn man sich vor Augen führt, wie MVB unter einem »über libreka!«-Link großspurig angibt:
libreka! ist die große E‑Book-Plattform für den deutschsprachigen Raum – mit einem umfassenden Leistungsangebot, das von der Information über die Möglichkeit zum Reinlesen in Bücher bis zum Kauf von E‑Books und gedruckten Büchern reicht. 1.947.526 Bücher aus über 1.763 Verlagen mit über 50 Millionen Buchseiten stehen für die Suche zur Verfügung und652.937 E‑Books zum Kauf bereit. Wer als Leser Bücher sucht, ist bei libreka! an der richtigen Adresse.
Den letzten Satz möchte ich aber sowas von bezweifeln. Wer als Leser Bücher sucht (insbesondere englische Print- oder eBooks), der ist in einem türkischen Gemüseladen besser aufgehoben, als bei libreka. Da kann man wenigstens die Inhaltsstoffe der Sucuk von der Verpackung ablesen, manchmal sogar in englisch.
Merket auf, liebe Besucher der Freakshow, wenn ich euch den degeneriertesten und verwachsensten Onlineshop in Sachen »ich kauf´ im Internet« vorstelle, den ich je gesehen habe. Bühne frei für: libreka! Unsere gedungenen Clowns werden jetzt noch schnell Valium verteilen, damit es nicht zu Hyperventilation kommt.
Auf den ersten Blick ist man noch arglos und erfreut sich an der Übersichtlichkeit und dem halbwegs hübschen und modernen Anblick der Seite. Das zeigt allerdings, dass man auch aus einem hirnlosen Zombie mit ein wenig Make Up und neuen Designer-Klamotten zumindest äußerlich einen Superstar machen kann (ähnliches betreiben Privatsender seit Jahren und auch öffentlich-rechtliche können das inzwischen ganz gut, aber das ist doch dieses … Fernsehen … iiiiihhhh!).
Aber ich schweife ab. Erfreut nimmt man erst einmal ein horizontales Hauptmenü zur Kenntnis, das nicht nur eBooks und Bücher, sondern auch »Audio«, »Video/DVD« (»BluRay« ist vermutlich zu modern für den … äh … traditionsbewussten Börsenverein), »Software« und »Weitere Medien« feil bietet. Wobei ich mir auf Anhieb unter »Weitere Medien« so gar nix vorstellen konnte. Also der Neugier nachgekommen und mal darauf geklickt.
Ahja. Unter »Weitere Medien« finde ich … Bücher. Das ist ja originell. Warum sind die nicht unter »Bücher«? Weil man unbedingt einen weiteren Menüpunkt brauchte, um wichtiger zu wirken? Oder besser sortiert? Das Menü musste voll werden? Man könnte annehmen, dass die Schlauberger, die das Portal verbrochen haben, nach dem hastigen Genuss einer Flasche Hörnertee möglicherweise dachten »Hach, wir machen den überflüssigen Menüpunkt ganz nach rechts. Mit dem Titel und dem Namen klickt da eh nie jemand drauf!« Doch: ich. Unfassbar. Verlassen wir schnell diesen Ort, denn hier lauert der Wahnsinn der »Großen Alten« des Börsenvereins und ihrer nichteuklidischen Navigation. Mir ist schon ganz schwummrig,
Mal abgesehen davon, dass sich der Inhalt auch hier liebevoll an die linke Seite des Browserfensters schmiegt, sieht die Front des Hauses eigentlich ganz gut aus. Topmenü mit Hauptnavigation, man könnte sich fragen, warum im Header »Bücher und eBooks« steht, in der Navigation jedoch eBooks vor Büchern angeordnet sind. Ist man sich seiner Prioritäten nicht ganz sicher? Grün als dominante Farbe soll einen Eindruck von Frische erzeugen. An der linken Seite zeigen sich thematische Unterteilungen, klicke ich auf Belletristik, stelle ich erstaunt fest, dass als »Themen« unter anderem »Fantastische Literatur«, »Fantasy«, »Science Fiction« und »Fantasy & Science Fiction« auftauchen. Das sind keine Kategorien, wie auf den bisher getesteten Seiten, sondern Filter, die die angezeigten Inhalte (erstmal irgendwie alles) einschränken. Eigentlich ganz pfiffig gemacht. Wähle ich irgendwas davon kann ich sogar gezielt nach Sprachen filtern und sogar nach Preisrahmen. Bei diversen Büchern wird mir die Option »reinlesen« angezeigt, damit also eine Möglichkeit, die ganz ähnlich der »Blick ins Buch«-Funktion bei Amazon ist.
Mal im Ernst und außerhalb meiner Spottereien weiter oben: wer ausschließlich auf der Hatz nach deutschen Mainstream-Büchern ist, wird hier vermutlich ganz gut bedient, denn eigentlich ist das Konzept der Suche mit nachfolgender Filterung durchaus schlüssig und das Filtern auch ganz gut umgesetzt (die eigentliche Suche aber nicht). Von der völlig unbedienbaren ergonomischen Katastrophe, die libreka! vor dem Relaunch war, ist das tatsächlich Lichtjahre entfernt. MVB hat in Sachen Bedienung offenbar bessere Leute als beim letzten Mal für die Umsetzung eingekauft – das ist aber auch wahrlich nicht schwer. Zu den unentschuldbaren Tücken der Suche (merke: Suche ist nicht gleich Filterung) kommen wir gleich.
Nur: ich möchte gern englische Bücher erwerben, sei es in Totholz- oder in elektronischer Form – dazu kommen wir jetzt und es wird kleinkariert und komisch, denn zumindest dieser Teil der Hütte bröckelt hinter der aufgestyleten Fassade ziemlich heftig.
Die Suche nach BLOOD RITES mit einer nachfolgenden Filterung »English« bringt den gesuchten Roman auf den ersten drei Seiten (also dreißig Suchergebnissen) nicht ans Tageslicht. Deswegen die Verfeinerung mit dem Autorennamen »Butcher«, das hat bisher auf den anderen Shops fast immer funktioniert. Hier jedoch: insgesamt vier Ergebnisse (der Englisch-Filter ist noch aktiv), keines (!) davon ist der gesuchte Harry Dresden-Roman.
Na gut, versuche ich also mal den im November erschienenen neuen Roman COLD DAYS. Auch hier finde ich auf den ersten Ergebnisseiten den gesuchten Titel nicht, die Suchmaschine behauptet zwar, nach »Relevanz« zu sortieren, was das für eine Relevanz sein könnte, geht mir allerdings auch nach einer ausgiebigen Meditation auf meinem Daniel Düsentrieb-Kissen nicht auf. Markiert sind bei den Treffern die einzelnen Worte »cold« und »days«, eine Suche nach beiden Begriffen zusammen scheint nicht priorisiert nach Relevanz sortiert zu werden. Wer programmiert so etwas? In einwöchigem Lehrgang zur IT-Kraft umgeschulte MVB-Manager? Auch wenn ich COLD DAYS in Anführungszeichen setze, eine übliche Vorgehensweise um Suchbegriffe zusammen zu fügen: Fehlanzeige; ebenso, wenn ich den Titel um den Autorennamen ergänze: dann gibt es neun englische Treffer, keiner davon ist der gesuchte Roman – es ist noch nicht einmal ein einziger davon von Jim Butcher.
Noch ein letzter Versuch mit CHANGES. Über 30000 Treffer in »englische Bücher« – ah ja … Verfeinerung mit dem Autorennamen: kein Treffer auf den ersten paar Seiten der Suchergebnisse. Ernüchternd.
Unter dem »Finden«-Button der Suchfunktion entdecke ich einen kleinen Link: »Erweiterte Suche«. Hier kann ich den Titel und den Autorennamen einzeln eingeben. Ich tue dies für beide vorstehenden Romane und zusätzlich noch für CHANGES, das Ergebnis ist jedesmal dasselbe:
Ihre Suchanfrage nach * und Titel »Changes« und Autor »Butcher« lieferte keine Ergebnisse. Bitte versuchen Sie es mit einem anderen Suchbegriff.
»Erbärmlich« ist wieder einmal das einzige Wort, das mir dazu einfällt. Nein, das stimmt nicht, mir fallen noch ganz andere Worte ein, aber die sind hier nicht wiedergabefähig, das verbietet mir meine Erziehung. Vermutlich nutze ich wieder eine Art und Weise des Suchens, die nicht mit den Vorstellungen der MVB-Entwickler übereinstimmt, was zulässige oder valide Suchanfragen sind (siehe die Lachnummer auf buchhandel.de). Vielleicht sollten die ein Handbuch zur Suche heraus geben. Man würde das nur vermutlich auf der Seite nicht finden.
Die Suche nach REDSHIRTS liefert drei Treffer. Der erste ist die Heyne-Ausgabe, zwei und drei muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, das ist vermutlich wieder diese okkulte MVB-»Relevanz«:
Augenblicke einer Weltreise, Helge Negele
The Pulitzer Price Archive. A History And Anthology …
Man sieht: höchst beeindruckend, was diese Suchmaschine leistet … Englische Ausgaben von REDSHIRTS sowohl als eBook wie auch als Printbuch: nix ist.
Die Suche nach Alan Dean Foster fördert ebenso wie eine nach »Foster, Alan Dean« und einer Einschränkung auf englische Bücher gerade mal 13 Treffer zutage, davon ist nicht ein einziger von Alan Dean Foster. Eine Vertipper-Suche nach »Alan Dearn Foster« liefert wie erwartet: … nix.
Ihre Suchanfrage nach »alan« »dearn« »foster« lieferte keine Ergebnisse. Bitte versuchen Sie es mit einem anderen oder allgemeineren Suchbegriff.
Danke, aber ich versuche es lieber mit Bol, Osiander oder eben doch wieder Amazon. Und: Bei diversen Büchern fehlen die Coverabbildungen.
Eigentlich habe ich an dieser Stelle des Tests schon gar keinen Bock mehr, mich weiter mit diesem halbvergammelten Untoten auseinander zu setzen, aber ich beisse die Zähne zusammen, versuche mich in einen stoizistisch-masochistischen Geisteszustand zu versetzen, der mich diese Freak-Webseite weiterhin ertragen lässt, und mache weiter. Ne Pulle Leberkleister wäre vielleicht auch eine Hilfe gewesen.
Wobei: eigentlich könnte ich mir die Tests in Sachen eBooks tatsächlich sparen, denn bei den vorgenannten Suchergebnissen wurden auch immer die eBooks mit angezeigt und sind filterbar. Deswegen in aller Kürze:
Die Suche nach ICERIGGER fördert tatsächlich ein Resultat hervor, was ist denn jetzt los? Die gesamte Trilogie in einem eBook, herausgegeben von Open Road für EUR 14,20. Die hat Amazon nicht. Die Einzelbände gibt es bei libreka nicht, bei den Amazonen allerdings schon. Das mit ICERIGGER war jedoch ein Zufallstreffer. Charles Stross´ HIDDEN FAMILY: Fehlanzeige. Scalzis REDSHIRTS: Fehlanzeige. Und sogar die beiden Bestseller THE HUNGER GAMES und A DANCE WITH DRAGONS: Fehlanzeige.
Versuchen wir noch schnell einen Klassiker: MOUNTAINS OF MADNESS von H. P. Lovecraft. Und der wird tatsächlich als eBook in einer Ausgabe von Random House gefunden, der Preis beträgt üppige 21,31 Euro, bei Amazon gibt es verschiedene Ausgaben, die preiswertesten davon kosten … 89 Cent, allerdings habe ich die Random House-Ausgabe auf Amazon nicht gefunden. Ein großer Teil der Werke Lovecrafts sind übrigens seit 2007 gemeinfrei … 21,31 Euro … ohne Worte … ich habe für eine Lovecraft-Gesamtausgabe für den Kindle 99 Cent bezahlt …
Man kann konstatieren: eklatante Preisunterschiede gibt es deswegen nicht, weil die ach so tolle eBook-Plattform des Börsenvereins in Sachen englischer eBooks extrem schlecht sortiert ist, zumindest was den Bereich Phantastik angeht.
Ich bin ja gar nicht so, gebe ihnen bei deutschen Büchern eine Chance, suche nochmal nach Alan Dean Foster und beschränke diesmal nicht auf »englisch«. Nach der Einschränkung auf »Bücher« und »Belletristik« erhalte ich 34 Treffer. Ja, das könnte hinkommen. Allerdings sind nur 12 davon tatsächlich von ihm der Rest ist von irgendwem. Noch eins? Gern: Ich suche nach »George R. R. Martin« und schränke auf »Bücher« ein, Belletristik bietet mir der Filter gar nicht an. Ergebnis: vier Graphic Novels nach Martin, dann ein Buch über Pferdesport im Nationalsozialismus (nein, kein Scherz!), eine Götz George-Biografie, erst dann die ersten beiden Romane aus der LIED VON EIS UND FEUER-Reihe. Dann ein Buch über Designmethoden und eins über Martin Gropius. Auf der zweiten Ergebnisseite kein anderes Bild, da wundert man sich nicht, dass 2475 Treffer gemeldet werden. Und so geht es weiter. An dieser Stelle hätte ich, um ein hysterisches Gekicher zu unterdrücken, erneut die bereits bemühte Flasche Leberkleister zum Einsatz kommen lassen müssen. Ergo: auch bei der Recherche in der Kernkompetenz »deutschsprachige Bücher« sind die Ergebnisse dieser Suchmaschine mit »subterran« noch sehr freundlich umschrieben.
Liebe Leute von MVB: Lucene/Solr ist eine Open Source-Suchmaschine unter Ägide des Apache-Projekts und liefert schon unkonfiguriert bessere Ergebnisse als euer Programmierer-Ejakulat!
Schauen wir noch auf die AGBs und Lieferbedingungen der Börsenvereinszombieseite:
Aus irgendwelchen nicht nachvollziehbaren Gründen bleiben gekaufte eBooks nur zwei Jahre lang herunterladbar. Das muss in Zeiten der Cloud einfach deutlich besser gehen, warum hier nicht ein zeitlich unbegrenzter Zugriff auf die zumeist mit DRM verseuchten Werke ermöglicht wird, ist nicht nachvollziehbar. Man sollte an dieser Stelle jedoch fairnesshalber anmerken, dass es bei libreka! auch eBooks gibt, die nur mit Soft-DRM versehen oder völlig frei von Kopierschutzmechanismen sind. Meine Vermutung ist, dass man sich darüber im Klaren ist, dass auch diese Seite demnächst wieder über Bord gekippt wird und man dann keinen Bock hat, die Kundendaten und ‑eBook-Lizenzen zu migrieren.
Bei der Lieferung von Büchern und den Preisen hierfür dann der Klopper: hier wird man auf die Seite buchhandel.de verwiesen, die ich an anderer Stelle bereits als völlig untauglich getestet hatte; Man weist nur darauf hin, dass man sich die Waren dann an einen Buchhändler der Wahl senden lassen kann – oder eben gegen einen Obolus nach Hause. Warum das keine Option ist, kann man in meinem Artikel zu buchhandel.de nachlesen. Diese Vorgehensweise ist natürlich völlig sinnfrei, denn warum leistet man sich eine zweite, redundante Plattform, wenn von da wieder nur auf die erste geleitet wird und beschränkt libreka nicht, wie ursprünglich gedacht, ausschließlich auf eBooks?
Fazit: Geht gar nicht. Zwar nette Filtermöglichkeiten (die Idee sollte Doktor Frankenstein in einen anderen Patienten transplantieren), aber eine komplett untaugliche Suchfunktion. Weiterhin gähnende Leere bei englischen Printbüchern und eBooks aus dem Bereich Phantastik.
Völlig indiskutabel. Man kann nur hoffen, dass diese oberflächlich geschminkte Zombie-Seite schnell von Rick Grimes mit einer großkalibrigen Feuerwaffe von ihren Leiden erlöst wird.
Was? Es ist immerhin die Seite einer Tochterfirma des »Börsenvereins des Teutschen Puchhandels« und die muss gar keine englischen Schmöker vorhalten? Was für ein Unsinn, Auswahl und Genrekompetenz sind die Stichworte, die von Amazon bedient werden – und hier sollte gerade eine Buchhandelsseite wenigstens versuchen gegen zu halten. Insbesondere, wenn englische Bücher explizit als Auswahl zur Verfügung stehen, dann muss man auch gängige Exemplare oder mindestens Bestseller finden können. Wer glaubt, Amazon eine solche maximal halbgare Seite mit maximal ungarer Suche entgegen setzen zu können, der gehört wirklich in die eingangs erwähnte Freakshow. Am besten auf einem hohen Elfenbeinturm, denn um diese Freaks zu sehen, würde zumindest ich kein Geld ausgeben wollen.
Mir ist zudem nicht wirklich klar, wie sich die gravierende Diskrepanz zwischen der genialen Filterfunktion und der grottigen Suchmaschine erklären lässt. Das fühlt sich an, als hätten unterschiedliche Entwickler daran gearbeitet und nicht miteinander kommuniziert. Und als hätten die an der Suchmaschine im Gegensatz zu denen am Filtersystem keine Ahnung von der Materie gehabt. Oder kann es sein, dass man auf irgendeine vorhandene, alte Technik zurück griff und die Filternummer nur drangefrickelt hat? Wir werden es wohl nie erfahren.
Da libreka! allerdings wie buchhandel.de von MVB betrieben wird, wundert mich hier – ehrlich gesagt – gar nichts.
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Disclaimer: wer Satire oder Sarkasmus findet liegt nicht ganz falsch und darf sie behalten.
Ich stellte mir um Zusammenhang mit der Amazon-Diskussion die Frage: gibt es gangbare Alternativen zu Amazon für mich? Ja, ich beziehe diese Frage auf mich, der ich gern Phantastik, sowie englischsprachige Originale lese, und der ich auf eBooks stehe. Und obwohl ich auch regelmäßig Elektronik oder Games bei Amazon ordere, habe ich diese Waren ausgelassen, um halbwegs Chancengleichheit herzustellen. Unter diesen Aspekten (aber auch in Hinsicht auf Kundenfreundlichkeit und Versandkosten) habe ich deutsche Onlineshops mit Schwerpunkt »Bücher« untersucht und in vielen Fällen Gruseliges entdeckt. Ich wundere mich bereits lange nicht mehr, warum Amazon mit den hiesigen Anbietern einer trägen und konservativen Branche den Boden wischt – nach den Ergebnissen meiner Tests schon gar nicht mehr …
Die Artikel (wird ergänzt, wenn neue Tests hinzu kommen):
Via Google+ wurde ich auf bol.de hingewiesen. Bol.de und buch.de gehören zum selben Anbieter (nämlich der buch.de internetstores AG). Deswegen zeigte sich bei Stichproben, dass das Angebot nahezu identisch ist, ich würde mal davon ausgehen, dass beide Portale auf dieselben Datenbanken zurück greifen und nur das Frontend unterschiedlich gestaltet wurde. Ich habe mich deswegen bei meinem Test auf bol.de beschränkt.
Auf den ersten Blick fällt mir auf der Startseite auf, dass die Hauptnavigation nach Kategorien, die man oben horizontal findet, an der linken Seite vertikal nochmal wiederholt wird. Das wirkt seltsam redundant. Wenn man allerdings eine Kategorie anklickt, erscheint innerhalb des gewählten Kontexts links eine Subnavigation – und das macht natürlich Sinn. Die Gestaltung der Startseite ist … hm … minimalistisch und auch hier findet man den gesamten Contentblock an die linke Browserseite gekuschelt. Warum das heute noch derart viele Seitenbetreiber so machen, ist mir völlig unverständlich.
Auf der Startseite werden diverse Medien vorgestellt, jeweils drei unter den Labels »Tipps der Redaktion«, »Aktuelles« und »Bestseller«. Das geht völlig in Ordnung und ist auch immer eine gute Idee, um Verkäufe zu generieren, wenngleich auch hier die Tipps der Redaktion jegliche Begründung fehlen lassen, warum es sich gerade bei diesem Artikel um eine Empfehlung handelt.
Die Hauptmenüpunkte klappen in Form eines sogenannten »Megamenüs« auf und offenbaren ihre Subkategorien. Das ist bequem. Erfreulicherweise gibt es sowohl unter »Bücher« wie auch unter »eBooks & eReader« den Eintrag »Science Fiction & Fantasy« (unter eBooks heisst der witzigerweise »Fantasy & Science-Fiction«, warum hier die Reihenfolge eine andere ist, weiß vermutlich bei Bol keiner). Wählt man eine der Hauptkategorien, öffnet sich links eine Subnavigation, die mehr Einträge umfasst als das eben angesprochene Megamenü. Äußerst übersichtlich und so oder ähnlich muss das gemacht werden.
Das »Megamenü«
Höchst erfreulich ist, dass es hier sogar mehrere Unterkategorien gibt, nämlich »Fantasy«, »nach Reihen«, »Science Fiction«, »Vampirromane« (seufz) und »Nach Autoren«. Das ist vorbildlich. Weiterhin besteht die Möglichkeit, die angezeigten Ergebnisse nach verschiedenen Kriterien neu zu sortieren: »beste Treffer«, »»aufsteigend nach Verkaufsrang«, »absteigend nach Erscheinungsjahr«, »auf- und absteigend nach Preis« sowie »»auf- und absteigend alphabetisch«. Das sind Optionen, wie ich sie auf den anderen Shopseiten bisher vergeblich gesucht habe und das erinnert alles schon sehr deutlich an Amazon – man hat sich zweifellos an diesem Vorbild orientiert.
Seitenmenü
Wähle ich die Subkategorie »fremdsprachige Bücher« verändert sich erneut das Seitenmenü und ich kann zwischen verschiedenen Sprachen wählen. Ich klicke auf »Englische Bücher« – und bin verblüfft, denn sogar hier werden nochmals Unterkategorien angezeigt. Das wäre für mich angesichts der anderen getesteten Plattformen an dieser Stelle fast ein Grund, eine Flasche Schampus aufzumachen und zu feiern, nur leider, leider vermisse ich hier die Kategorie »SF & Fantasy«. Doch halt … Nach einem Klick auf »Belletristik« erscheint nochmals ein Submenü und dort gibt es auch einen Eintrag dafür. Okay, her mit dem Schampus und das obwohl es jetzt keine Unterteilung zwischen den beiden Genres mehr gibt. Unterhalb der Hauptnavigation finde ich sogar einen sogenannten »Breadcrumb«, der mir anzeigt, wie tief und wo in der Navigationsstruktur ich mich befinde – bei denen scheint es sich obwohl sie bei der Nutzung von komplexen Webseiten überaus hilfreich sind, um eine arkane oder okkulte Kunst zu handeln, denn sie inzwischen selten irgendwo zu finden.
Aber im Ernst: das ist bisher bei Weitem die beste Lösung, die ich bis jetzt gesehen habe und sie ist höchst ergonomisch und bequem. Durch die Menge an Subkategorien kann man sich relativ schnell genau dorthin hangeln, wohin man möchte. Andere Anbieter sollten sich hier schnell ein paar planetengroße Scheiben abschneiden, denn es zeigt, was möglich ist, wenn man jemanden beauftragt, der sich mit sowas auskennt und das Wort »Usability« nicht für eine seltene Erbkrankheit hält. Ich bin an dieser Stelle äußerst gepannt, ob der positive Eindruck so bestehen bleiben wird.
Auch hier ist wieder die erste Suche die nach BLOOD RITES von Jim Butcher. Es gibt mehrere Treffer, das Orbit-Taschenbuch, sowie Soft- und Hardcover von Roc. Das Roc-Taschenbuch wird als Sonderangebot mit »-10%« angepriesen, damit kostet es mit 7,10 Euro genau soviel wie bei Amazon; es ist lieferbar. Das Hardcover ist mit 19,20 sogar preiswerter als bei Amazon, dort werden 20,99 Euro angesagt. Ich wäre schwer beeindruckt, leider ist es bei Bol aber nicht sofort lieferbar, sondern erst in »1 – 2 Wochen«. Schade. Amazon kann liefern.
Weiter mit CHANGES, auch hier muss ich aufgrund der vielen Treffer das Suchergebnis mit dem Autorennamen verfeinern. Gefunden wird nur ein Taschenbuch, das von Roc, der Preis beträgt 7,40 Euro, es ist sofort lieferbar. Bei Amazon werden 7,20 Euro angesagt, da ist es ebenfalls lieferbar und die haben zudem das Hardcover.
Im Vergleich zu den bisherigen Shops fällt mir übrigens auf, dass ich bei den englischen Bücher bei jedem einzelnen Coverbilder angezeigt bekommen habe, das ist deutlich besser als bei den anderen Anbieter, wo es zu oft nur Platzhalter zu sehen gibt. Ich würde gern über irgend etwas motzen, aber bisher ist alles in Ordnung bis gut.
Die Suche nach REDSHIRTS fördert Soft- und Hardcover von Tor Books und Gollancz ans Licht des Bildschirms, lieferbar ist leider keines davon. Das trübt das Ergebnis, denn REDSHIRTS ist ein durchaus aktueller Roman. Die Preise sind wie folgt:
Gollancz Hardcover: 17,40 EUR
Gollancz Softcover: 9,30 EUR
Tor Hardcover: 18,30 EUR
Tor Softcover: 11,00 EUR
Zum Vergleich die Preise bei Amazon:
Gollancz Hardcover: 17,00 EUR
Gollancz Softcover: 9,00 EUR
Tor Hardcover: 17,90 EUR
Tor Softcover: 10,70 EUR
Hier also nur minimale Unterschiede beim Preis, allerdings kann Amazon liefern, Bol nicht. Nicht lieferbar ist hier übrigens in beiden Fällen die Taschenbuchausgabe bei Gollancz, aber das ist kein Wunder: die erscheint erst im Mai.
Eine Suche nach »Alan Dean Foster« funktioniert genauso gut wie eine nach »Alan Dearn Foster«, die Suchmaschine kann also »fuzzy«. Bei einer Einschränkung auf englischsprachige Bücher muss man leider feststellen, dass der größte Teil nicht sofort lieferbar ist. Die Preise sind im direkten Vergleich zum Konkurrenten im großen und ganzen in Ordnung.
Kommen wir zu den eBooks.
Die auf englische eBooks beschränkte Suche nach Alan Dean Foster bringt nur fünf Ergebnisse, das ist bei einem derart fleißigen Autor ziemlich erbärmlich. Für ICERIGGER in der Gateway-Ausgabe soll man 10,99 Euro berappen, Amazon sagt dafür nur 6,49 Euro an (ICERIGGER stammt übrigens aus dem Jahr 1974 … wie die bei Bol auf diese Preise kommen, weiß wohl nur der Q). Charles Stross´ HIDDEN FAMILY wird nicht gefunden, ebenso wenig wie Scalzis REDSHIRTS. Der Bestseller THE HUNGER GAMES von Suzanne Collins kostet 8,99 Euro, bei Amazon nur 5,65. George R. R. Martins A DANCE WITH DRAGONS wird für 27,79 angeboten, hier ist der Preis bei Amazon mit 13,99 Euro schon hoch. Das Taschenbuch bekommt man dort übrigens für vergleichsweise läppische 5,99 Euro, das ist derselbe Preis wie bei Bol.
Es sind hier auch ein paar sehr preiswerte Lizenz-eBooks zu finden, wie beispielsweise WORLD OF WARCRAFT: DAWN OF THE ASPECTS PART I für 2,70, das ist beim Konkurrenten allerdings auch für 2,21 zu haben.
Bei den eBooks sind diePreisunterschiede nicht ganz so krass wie auf manch anderen Portalen, aber immer noch deutlich und diese bewegen sich in vielen Fällen um den doppelten Preis herum. Erfreulich ist, dass auch Bol.de im eBook-Bereich gemeinfreie Klassiker kostenlos im Programm hat, das ist die erste Plattform neben Amazon, die so etwas anbietet. Daumen hoch.
Zwischendurch sei angemerkt, dass bei der Titeldetailansicht wie bei Amazon Vorschläge im Stil von »Kunden die dies kauften, haben auch das erworben« eingeblendet werden. Das ist aus meiner Sicht zuerst einmal sehr angenehm und hilfreich, allerdings war die Qualität dieser Vorschläge durchwachsen. Man könnte natürlich argumentieren, dass Bol nichts dafür kann, wenn die Kunden so erratisch einkaufen … ;)
Zum Versand: Bücher werden innerhalb Deutschlands versandkostenfrei geliefert, das ist angenehm. Allerdings gilt das wirklich nur für reine Buchbestellungen. Bei soegannnten Mischbestellungen (also Buch und noch was anderes) fallen unter 20 Euro Bestellwert drei Euro Versandkosten an, Bürobedarf wird erst ab 45 Euro ohne Versandkosten verschickt. Das ist weniger schön. Als Lieferfrist wird »ein bis drei Tage« angegeben, also normale Postlaufzeit. Ein Grund, warum Mischsendungen nicht ebenfalls kostenfrei ausgeliefert werden, will mir nicht einfallen.
Größere Absonderlichkeiten in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen sind mir nicht aufgefallen, allerdings ist es schon ein starkes Stück, dass man Versandkosten nachzahlen soll, wenn aufgrund einer Stornierung oder eines Widerrufs der Bestellbetrag unter die Portofreigrenze fällt. Außerdem sollte man bei Bol.de die AGBs mal auf Fehler in der Zeichencodierung überprüfen, ein paar der Umlaute werden mal nicht korrekt dargestellt, mal schon.
Alles in allem wird auf Bol.de eine Menge besser gemacht als auf den anderen bislang getesteten Plattformen. Auch hier sind allerdings die englischen eBooks deutlich teurer als bei Amazon und auch hier sind zahllose englischsprachige Bücher nicht vorrätig (oder gar nicht erst gelistet) und können erst nach »ein bis zwei Wochen« versandt werden. Eine echte Alternative in Bezug auf englischsprachige Bücher und eBooks ist also trotz vieler positiv zu bewertender Punkte auch Bol.de nicht, allerdings in allen anderen Punkten durchaus, zumal man hier auch beispielsweise Computer- und Konsolenspiele oder DVDs und BluRays bekommt. Die allerdings nicht versandkostenfrei – das gilt jedoch auch für Amazon, es sei denn, man ist dort Prime-Kunde.
Außerdem sollte man bedenken: wer eine Alternative zu Amazon sucht, weil man Angst vor Monopolen oder international agierenden Großkonzernen hat, der treibt mit Bol möglicherweise den Teufel mit dem Beelzebub aus, denn dahinter stand ursprünglich zu 100% der Medienriese Bertelsmann, der sich immer wieder aus den verschiedensten Gründen Kritik ausgesetzt sieht. Zwar wurde die Plattform 2002 an die »buch.de internetstores AG« verkauft, Bertelsmann hält jedoch immer noch Anteile von 26,7 %. Mit dem gleichnamigen niederländischen Internethändler bol.com hat bol.de übrigens trotz des identischen Logos nichts zu tun, denn der Holländer gehört zu Holtzbrinck und Weltbild. Den werde ich mir allerdings eventuell ebenfalls einmal ansehen, denn auch er hat englischsprachige (und sogar deutsche) Bücher (A DANCE WITH DRAGONS: 10,99 Euro, THE HUNGER GAMES allerdings mit 9,99 Euro sogar teurer als bei bol.de)
Demnächst mehr.
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Nachtrag: ich bin gerade aufgrund positiver Rückmeldungen auf die Idee verfallen, mir das Adventure-Spiel NI NO KUNI für die Playstation 3 zu kaufen. bol.de: EUR 58,99. Amazon: 49,99 … (GameStop: 59,99, Osiander: 59,99, Lehmanns: 59,99, Kohlibri: 59,99, buchhandel.de: nicht vorhanden).
Kürzlich hat ein ARD-Beitrag die Kunden verschreckt. Von unhaltbaren Arbeitsbedingungen beim Online-Versender Amazon war die Rede. Es erhob sich ein Schreien und Wehklagen und gar viele versprachen hoch und heilig, nie wieder beim Antichristen zu kaufen. Kleinverlage erhoben scheinbar mutig ihr Haupt und verließen laut lamentierend die Reihen derjenigen, die ihre Ware bei Darth Bezos feil boten.
Jetzt mal Klartext: Acht Euro fuffzich ist für Hilfsarbeiter ein Traum-Stundenlohn; die Mär, dass Amazon schlecht bezahlt mag aus der Sicht eines fest angestellten Akademikers so sein. Ausgebildete Fachkräfte wie Friseurinnen oder Bäckereifachverkäuferinnen habe einen geringeren Verdienst – dank des von der SPD durch Hartz IV geschaffenen und von der CDU gehätschelten Billiglohnsegments des Arbeitsmarktes. Der gerade von der CDU angesagte angepeilte Mindestlohn liegt bei 8,50 Euro. Noch Fragen? Die im ARD-Bericht dargestellte Spanierin sagt inzwischen, dass ihre Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen und verfälscht wurden. Sogar verdi-Funktionäre (!) sagen aus, dass das alles überzogen dargestellt worden sei. Auf konkrete Anfragen hin hält sich der Hessische Rundfunk bedeckt. Aber alle kaufen dem ach so neutralen öffentlich-rechtlichen Sender die Propaganda ab, ohne mal eine Sekunde nachzudenken oder die angeblichen Fakten zu hinterfragen. Und es entsteht der Shitstorm des manipulierten Fernsehviehs, der Symptome verteufelt, statt in der Politik die Auslöser zu kritisieren.
Sicher ist bei Amazon nicht alles toll. Im Gegenteil. Aber man sollte auf tatsächliche Probleme hinweisen, nicht welche erfinden und nicht in RTL-Manier mit dramatischer Musik unterlegen und reißerisch Probleme erfinden oder aufbauschen, wo es gar keine gibt.
Dennoch stellte ich mir in diesem Zusammenhang die Frage: kann es gangbare Alternativen zu Amazon für mich geben? Ja, ich beziehe diese Frage auf mich, der ich gern Phantastik, sowie englischsprachige Originale lese, und der ich auf eBooks stehe. Und obwohl ich auch regelmäßig Elektronik oder Games bei Amazon ordere, habe ich diese Waren ausgelassen, um halbwegs Chancengleichheit herzustellen. Unter diesen Aspekten (aber auch in Hinsicht auf Kundenfreundlichkeit und Versandkosten) habe ich deutsche Onlineshops mit Schwerpunkt »Bücher« untersucht und in vielen Fällen Gruseliges entdeckt. Ich wundere mich schon lange nicht mehr, warum Amazon mit den hiesigen Anbietern einer trägen und konservativen Branche den Boden wischt – nach den Ergebnissen meiner Tests schon gar nicht mehr …
Die Artikel (wird ergänzt, wenn neue Tests hinzu kommen):
Ebenfalls völlig unbekannt war mir die Online-Buchhandlung lehmanns.de, die ich mir an dieser Stelle vorgenommen habe. Auf den ersten Blick ist die Startseite übersichtlich, erscheint allerdings auf mich altbacken und konservativ. Webdesign geht so seit ca. 10 Jahren nicht mehr, wirklich ansprechend wirkt das nicht. Das könnte man mit ein wenig css-Fu leicht verbessern.
Ein Blick ins Menü an der linken Seite zeigt, dass dieser Shop offenbar einen Schwerpunkt auf Sach- und Fachliteratur legt, denn diese beiden Kategorien nehmen die ersten Plätze in der Navigationsstruktur ein. Die Hauptpunkte sind als sogenannte Akkordeons ausgelegt, die ihre Unterpunkte offenbaren, wenn man darauf klickt. Erfreut stelle ich fest, dass es hier eine Abteilung »Fantasy / Science Fiction« gibt. Folgt man diesem Link, entdeckt man oberhalb des Inhalts eine weitere Unterteilung in »Fantasy« und »Science Fiction«. Im Prinzip sehr schön und so, wie ich das in anderen Onlineshops gern gehabt hätte. Ergonomisch völliger Mumpitz ist in meinen Augen allerdings die Zersplitterung der Menüführung: oben auf der Seite eine Auswahl für die Medien (also Buch, eBook, Hörbücher und so weiter), links die Kategorieunterteilung und dann noch ein weiteres Menü mit Subkategorien oberhalb des Contents? Das gehört links mit in die Hauptnavigation. Die beiden kleinen Links oben hätte ich fast übersehen.
Auf der SF & F‑Startseite finden sich ein paar Beispiele, da sie jeweils eigene Titel haben, handelt es sich offenbar um eine Art Empfehlungen, angenehm finde ich, dass es hier scheinbar keine Anspruchs-Standesdünkel gibt, denn auch ein Sachbuch zu STAR WARS ist darunter. Links führen nicht nur zu den Printausgaben, sondern auch zu den eBooks der Bücher (falls vorhanden).
Ein Klick auf »Science Fiction« führt zu einer Übersicht, die ist angeblich nach »Relevanz« sortiert (sagt mir ein Dropdown am oberen Rand), was hier die Relevanzkriterien sind, erschließt sich mir allerdings nicht. Immerhin kann man auch nach »Autor«, »Titel« und »Jahr« sortieren. Die Suche findet nicht nur Printversionen, sondern auch eBooks. Dritter Treffer ist John Scalzis REDSHIRTS, das ich in meinen Tests immer als Beispiel verwendet habe, doch dazu weiter unten mehr.
Die erste Suche starte ich wie immer mit dem Begriff BLOOD RITES, dem Titel eines Harry Dresden-Romans von Jim Butcher. In der erscheinenden Liste ist der erste Treffer erst weiter unten, deswegen verfeinere ich die Suche, indem ich den Autorennachnamen anhänge. Das klappt besser, es gibt fünf Treffer. Auch hier werden nicht bei allen Treffern Coverbilder angezeigt, gefunden werden Soft- und Hardcover von Roc und Orbit, allerdings auch die von James Marsters eingesprochenen Hörbücher. Zu den Preisen: das Roc-Taschenbuch kostet 8,22 Euro, der Amazon-Preis liegt bei 7,10 Euro – Amazon kann sofort liefern, Lehmanns ebenfalls. Beim Roc-Hardcover sagt Lehmanns 21,36 an, Amazon liegt bei 20,99, das wäre ein okay-Preis, leider kann Lehmanns nicht liefern, Amazon hat auf Lager.
Weiter mit CHANGES, auch hier muss ich die Suche mit dem Autorennamen erweitern, auch hier kommen mehrere Ergebnisse, die meisten ohne Coverbild, die Roc-Taschenbuchausgabe fehlt ebenso wie das Hardcover, das Orbit-Taschenbuch kostet 11,13, Euro und ist nicht lieferbar. Bei Amazon zahlt man 10,99 Euro und kann es sofort bekommen. Nimmt man die Roc-Ausgabe ist man sogar mit nur 7,00 Euro dabei. Anmerkung zwischendurch: Die Dresden-Romane erscheinen bei Roc und Orbit, üblicherweise sind die Roc-Ausgaben deutlich preiswerter als die des anderen Verlags, deswegen fokussiere ich üblicherweise auf diese.
Die Recherche nach John Scalzis REDSHIRTS fördert sowohl die deutschen wie auch die englischen Ausgaben zutage. Das Softcover von Tor Books wird für 12,34 Euro angeboten, ist aber wieder mal nicht lieferbar. Beim Konkurrenten kostet die 10,70 Euro und ist – ich möchte fast anmerken: wie immer – lieferbar. Cover gibt es manchmal, manchmal nicht.
Bevor ich das vergesse: ich kann in der Seitenleiste nach einer durchgeführten Suche diese einschränken, beispielsweise nur auf englische Bücher. Das ist genau das, was ich möchte und wäre ein grandioses Feature – nur leider steht bei gefühlten 90% der Bücher, dass sie »in zehn bis 20 Tagen lieferbar« sind. Und das schmälert die Freude doch ganz erheblich. Beim Konkurrenten kann ich die Werke sofort bekommen.
Eine Suche nach »Alan Dean Foster« ist äußerst erfolgreich, auch nach einer Einschränkung auf englische Bücher. Wenn ich den Autorennamen falsch eingebe, findet die Suchmaschine gar nichts. Das ist schlapp. Beim korrekt eingegebenen Namen existieren zwar beeindruckende 504 Treffer, allerdings ist leider so gut wie keiner davon mit einem Cover geschmückt. Da ich Bücher die ich bereits besitze auch am Cover erkenne, ist das wenig hilfreich.
Ich bemühe die erweiterte Suche für eine Recherche nach »Alan Dean Foster« im Medienbereich »ebooks«, denn jetzt möchte ich erneut der Frage nachgehen, ob ich hier englische eBooks erwerben kann. Es werden haufenweise elektronische Bücher gefunden. Der halbwegs neue Roman »HUMAN BLEND« in der Del Rey-Ausgabe kostet – und ich traue meinen Augen kaum – 21,32 Euro. Hier muss man allerdings zugeben, dass Amazon den überhaupt nicht als eBook liefern kann. Trotzdem ist der Preis lachhaft.
Bei Charles Stross´ HIDDEN FAMILY bestätigt sich die Befürchung: englische eBooks sind auch hier geradezu aasgeierig teuer, denn es wird ein Preis von unverschämten 12,36 Euro angesagt. Dafür wird dann aber auch mal vorsichtshalber kein Cover angezeigt. Amazon bietet eine Umschlagabbildung und sagt nur 4,37 Euro an, also nur ungefähr ein Drittel des Lehmanns-Preises. Auch hier sind die englischsprachigen eBook-Versionen durch die Bank weg viel zu teuer, zum Teil muss man deutlich mehr als den doppelten Preis bezahlen. Würfeln die ihre Preise alle aus? Es kann mir niemand erzählen, dass Amazon die US-Verlage derart unter Druck setzt, dass die ePub-Preisangaben um soviel höher ausfallen, als die der Kindle-Fassungen. Zudem liegen die Preise für die elektronischen Versionen der Bücher sogar deutlich über denen der Printausgaben. Dass hier etwas ganz und gar nicht stimmen kann, sollte sogar jemandem auffallen, der glaubt, dass man die Bildzeitung für mehr als Fische einwickeln gebrauchen kann.
Verblüfft musst ich zwischendurch einen »zuletzt angesehen«-Balken entdecken. Das ist ja mal ein Feature. Nur leider werden hier falsche Hoffnungen geweckt, denn es gab Preisangaben von null Euro. Oh, dachte ich, gibt es hier etwa Promotion-Angebote für lau?
Doch beim Durchklicken zu PULSARNACHT fand ich:
Oder bei REDSHIRTS:
War also nix mit Promo-Angeboten, es handelte sich um irgendein technisches Problem.
Auch bei Lehmanns sind selbstverständlich, wie in der Branche bis auf löbliche Ausnahmen üblich, alle eBooks mit Adobe-DRM verseucht.
Noch ein Blick auf die Versandkosten: innerhalb Deutschlands liefert Lehmanns Bücher, CDs, Software und »Videos« versandkostenfrei, beim Verkauf an Endkunden bleibt das Versandrisiko bis zum Eingang beim Kunden beim Versender. Irgendwelche »schrägen« Formulierungen in den AGB finde ich nicht, leider auch keine Angaben zur Versanddauer.
Fazit: technisch ganz gut gelöst, auch wenn die Suchfunktion ein wenig besser sein könnte, was Vertipper angeht. Das Sortiment ist durchaus umfangreich und auch ältere englische Bücher werden gelistet, ebenso wie verschiedene englische Verlagsvarianten. Leider ist Lehmanns für mich aus zwei Gründen dennoch nicht einmal ansatzweise eine Alternative: zum einen sind so gut wie keine englischen Taschenbücher sofort lieferbar, alle Stichproben waren es bei Amazon. Zum anderen sind auch hier die Mondpreise für englische eBooks mit »Unverschämtheit« noch äußerst zuvorkommend umschrieben. Für mich trotz guter Ansätze keinesfalls eine Alternative.
Nachtrag: ich wurde auf Google+ von Ron Müller darauf hingewiesen, dass es sich bei Lehmanns primär um eine Fachbuchhandlung mit Spezialisierung auf wissenschaftliche Fachliteratur handelt. Deswegen seien die Suchen außerhalb ihrer Fachkompetenz. Das mag korrekt sein, ich stehe allerdings auf dem Standpunkt: wenn man eine Bellestristik-Abteilung vorhält, dann sollte man diese auch ernsthaft betreiben – sonst könnte der Eindruck entstehen, man wolle das Segment »noch eben« mitnehmen.
Um der Fachbuchkomnpetenz nachzugehen, habe ich mich zu ein paar Stichproben im Fachbuchbereich entschlossen (auch hier wieder englischsprachig, da Vergleiche mit deutschen Büchern aufgrund der Buchpreisbindung keinen Sinn machen):
DEFINITIVE GUIDE TO HTML5
Lehmanns: nicht lieferbar, EUR 42,46
Amazon: lieferbar, EUR 33,80
ADOBE PHOTOSHOP CS6 CLASSROOM IN A BOOK
Lehmanns: lieferbar, EUR 53,59
Amazon:lieferbar, EUR 36,95
Lehmanns kann bei englischsprachigen Fachbüchern offenbar eine Alternative sein, die letzten beiden Beispiele zeigen allerdings, dass man in Sachen Preis vorsichtig sein sollte.
Osiander.de hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm, noch nie davon gehört, deswegen danke für den Hinweis.
Die Startseite wirkt auf mich auf den ersten Blick sehr übersichtlich, dass ein paar Neuerscheinungen gelistet werden geht in Ordnung, ebenso wie der Slider, obwohl der aufgrund seiner Geschwindigkeit nervt. Etwas verblüfft bin ich darüber, dass in der oberen, horizontalen Menüleiste nur die Rede von »Neue Bücher« ist. Kann ich hier etwa keine älteren Bücher bekommen? Eine schnelle Suche überzeugt mich vom Gegenteil, dennoch halte ich die Formulierung für unglücklich.
Nach einem Klick auf »Neue Bücher -> Literatur« öffnet sich links ein neues, vertikales Menü mit Subkategorien. Das gefällt mir, ist übersichtlich, so muss das gehen. Und hier finde ich dann auch zum ersten Mal bei meinen Tests eine Kategorie namens »Science Fiction | Fantasy«. Ich kann mein Glück kaum fassen, es hält allerdings nicht lange an, denn eine weitere Unterteilung sucht man ebenso vergeblich, wie die Möglichkeit, nach Kriterien zu sortieren. Eine Unterscheidung mindestens zwischen SF und Fantasy wäre zu begrüßen, weitere Unterkategorien noch viel mehr. Erfreulich ist, dass an den gelisteten Büchern Vermerke darauf hinweisen, ob es ein Werk auch als eBook gibt. Das ist vorbildlich. Die Reihenfolge der Auflistung scheint mir nach Erscheinungsdatum zu sein.
Dann suchen wir mal nach BLOOD RITES. In der Suche kann ich spezifizieren, in welcher Subkategorie ich forschen möchte, beispielsweise alle, Buch, eBook, Software, aber nicht nach englischen Büchern. Erstmal Print. Erfreulicherweise werden mehrere Varianten des Romans gefunden, sowohl englische wie auch deutsche, dass bei den englischen Titeln auch noch der deutsche Name genannt wird, lässt mich daran glauben, aus Versehen in einem Paralleluniversum angekommen zu sein. Grandios. Die Taschenbuchfassung kostet 8,55 Euro, bei Amazon 7,10 Euro, hier also ein ähnlicher Preis wie bei Kohlibri. Eine Suche nach CHANGES, dem vorletzten Harry Dresden-Roman zeigt mir eine Menge Zeug, aber nicht das Gesuchte, also verfeinere ich die Suche: »CHANGES Jim Butcher«, das hilft. Die preiswerteste Fassung ist die von Roc für 8,01 Euro, die kostet bei Amazon 7,00 Euro. Das Hardcover wird für 22,95 Euro feil geboten, beim Konkurrenten 20,99 Euro. Die Preise gehen im Prinzip in Ordnung, könnten aber besser sein.
An den Büchern wird übrigens angezeigt, ob sie auf Lager sind und sofort versandt werden können oder nicht, auch das sollte lobend erwähnt werden. Leider bringen ein paar Suchen nach anderen englischen Taschenbüchern zu Tage, dass man hier allzuoft lesen muss »Lieferzeit eine Woche oder mehr«, Vergleiche mit Amazon zeigen dort eine Lagerhaltung.
Der Suchbegriff REDSHIRTS fördert diverse Treffer ans Licht, sowohl die Heyne-Ausgabe als Print und Hardcover, sowie verschiedene englische Fassungen. Die Gollancz-Version wird für 9,99 Euro angeboten, beim Konkurrenten kostet die 9,00 Euro. Leider ist das Taschenbuch bei Osiander nicht sofort lieferbar (»länger als eine Woche«), bei Amazon aber schon. Das englische eBook ist nicht zu finden. Ich vermute den Grund darin, dass Scalzi den Verlegern vorgeschrieben hat, auf DRM zu verzichten – und das mag man hierzulande eben nicht.
Beim Eintippen von »Alan Dean Foster« vertippe ich mich, es wird »Alan Diean Foster« daraus. Osiander zeigt sofort wie es gehen muss, denn ich werde gefragt: »meinten Sie Alan Dean Foster?« und bietet den Namen gleich verlinkt an. Allerdings ist der Link nicht als solcher gekennzeichnet und ich stelle das erst fest, als ich versehentlich mit der Maus darüber fahre – trotzdem: fast alles richtig gemacht! Erneut bin ich verblüfft, denn ich muss feststellen, dass ausschließlich englische Romane gelistet werden – darunter sind zu meinem Erstauen sogar englische eBooks! Und: die Taschenbücher sind alle lieferbar. Kann doch alles gar nicht wahr sein, erstmal einen Kaffee und dabei meine sichere Verbindung zur Realität überprüft. Nein, alles noch gut, ich bin offenbar nicht aus Versehen in ein anderes Universum gerutscht.
Nochmal die Gegenprobe: die Suchauswahl auf »eBooks« gestellt und »Charles Stross« eingegeben – und tatsächlich erscheinen reichlich englische eBooks im ePub-Format vom gesuchten Autoren.
Ich könnte jetzt glücklich sein, und Osiander mein Geld hinwerfen. Alles hätte so schön sein können, doch dann kommt der unvermeidliche Absturz: im Vergleich zu anderen Anbietern sind die Preise der eBooks leider deutlich zu hoch. Stross´ HIDDEN FAMILY kostet als englisches ePub 9,51 Euro, für den Kindle nur 4,37 Euro. Das ist ein Unterschied, der sich gewaschen hat: mehr als doppelt so teuer und damit leider völlig inakzeptabel. Noch ein Versuch mit englischen eBooks: THE APOCALYPSE CODEX, auch von Charlie Stross: Osiander sagt überzogene 11,35 Euro an, im Vergleich dazu ruft Amazon 5,99 Euro auf. Es hätte so schön sein können …
An dieser Stelle kann ich resumieren: in Sachen Angebot, Technik und Präsentation um Längen besser als die beiden zuvor getesteten Shops, es sind sogar verblüffenderweise englischsprachige eBooks vorhanden. Nur leider kann man deren Preise nur mit der Bezeichnung »Wucher« belegen. Oder auch Raubrittertum. Oder Wegelagerei. Es hätte also alles wirklich schön sein können, die Pflicht absolviert, bei der Kür aber leider gestürzt.
Werfen wir noch einen Blick auf die Versandkosten:
Innerhalb Deutschlands liefern wir portofrei. Lediglich bei Sendungen, die das Maß 120 cm x 60 cm überschreiten oder schwerer als 31,5 kg sind, müssen wir einen Sperrgutzuschlag von 20 Euro berechnen.
Daran ist nichts auszusetzen. Im Gegenteil. Bei einem schnellen Blick über die AGB finde ich keine keine fragwürdigen Passi.
Als Fazit: hier wird eine ganze Menge richtig gemacht, sogar fast alles, und ich könnte mir durchaus vorstellen, den Shop hin und wieder zu nutzen. Leider wird der gute Eindruck dadurch deutlich geschmälert, dass zum einen etliche englische Taschenbücher nicht vorrätig sind und keine konkreten Angaben zur Lieferzeit gemacht werden. Was als massiv negativ eingestuft werden muss und den Shop für mich im Bereich eBooks dann wieder inakzeptabel macht, sind zum anderen die völlig aus der Luft gegriffenen Mondpreise für englische eBooks im Vergleich mit den Kindle-Fassungen. Vorteilhaft wäre, wenn der Bereich SF & Fantasy noch in die beiden Genres aufgeteilt werden würde.
Aber im Vergleich zu den beiden anderen bisher getesteten Shops fraglos »Daumen hoch«. Ich stelle mir allerdings die Frage, warum Osiander.de nicht deutlich bekannter ist, verdient hätten sie es.
Zweiter Test alternativer Onlinebestellmöglichkeiten für Bücher. Diesmal habe ich mir René Kohls kohlibri.de vorgenommen, eine Seite von der ich im Netz immer wieder mal gehört hatte und die ebenso wie ihr Betreiber in der Branche offenbar als innovativ gilt. Auf Anhieb fiel mir auf, dass die ach so innovative Seite mit xt:commerce nicht gerade eine sonderlich moderne oder »innovative« Shoplösung nutzt. Und dementsprechend sieht das Design der Seite auch arg altbacken aus; hübsch und modern (oder gar »innovativ«) ist anders. Auf der Startseite werden in Kachelform prominent Bilder dargeboten, dort zeigt man irgendwelche Inhalte, die mich allesamt nicht interessieren und möglicherweise auf einen anspruchsvolleren Besucher als mich Nerd gezielt sind. Gefühlte Mitteilung: wir haben hier Anspruch. Bei mir angekommen: gähn. Typisch Deutsch.
Offensichtliche Kategorien suche ich erst einmal vergeblich, erst nach ein wenig Klicken finde ich diese links im Menü – und dann auch nur vergleichsweise grobe – unter dem Menüpunkt »Literatur«. Dafür sind Punkte wie »Kalender«, »Kunstbücher & Musik« oder »Filme, DVD und Filmbücher« gleich oben im Menü zu finden (ähnlich der »Anordnung« in einer Buchhandlung, es fehlen nur Duftkerzen. Allerdings im Web als Präsentation irgendwie merkwürdig). Der erste Navigationspunkt trägt den Titel »Auszeichnungen und Preise«, warum da nicht »Literatur« oder »Belletristik« steht, erschließt sich mir nicht. Warum sollten irgendwelche von irgendwem verliehenen Preise eine Auswirkung auf mein Kaufverhalten haben? Möglicherweise ist man der Ansicht, dass eine Preisverleihung ein Buch besonders kaufenswert macht – nach meinen Erfahrungen ist dem allerdings nicht so, eher im Gegenteil.
Unter dem Punkt »Literatur« vermisse ich jeglichen Eintrag zu Science Fiction und Fantasy. Das erinnert mich an diverse Buchhandlungen im realen Leben, wo ich ebenfalls den Eindruck vermittelt bekomme, ich komischer Freak soll doch bitte meine schrägen Fetische woanders suchen … Man könnte sich fast wie zu Hause fühlen … Auch einen konkreten Menüeintrag für englische Bücher suche ich vergebens, dabei sind die neben SF&F mein vorrangiges Interesse. Siehe oben: Freak und so … Aber ich verheimliche ja nicht, dass ich für mich eine Alternative suche und nicht für ZDF-Zombies oder Personen, die mit dem austauschbaren Angebot der Publikumsverlage tooootal zufrieden sind.
Zurück zum Thema: auf diesem Wege kann ich also nicht im von mir gewünschten Angebot stöbern, benutzerfreundlich geht anders. Dann eben über die Suche (natürlich kann ich nur Stichproben durchführen).
Hier kann ich auswählen, ob ich nach »Allem«, »Autor« oder »Titel« suchen möchte. Analog zum letzten Test suche ich nach BLOOD RITES von Jim Butcher. Tatsächlich, der zweite Treffer ist der gesuchte Roman um Harry Dresden. Zum Preis von 8,55 Euro, bei Amazon bekomme ich das Buch für 7,10 Euro. Jetzt könnte man natürlich überlegen, ob man den Mehrbetrag aufwenden möchte, um nicht bei Amazon kaufen zu müssen.
Klicke ich »Titel« an und suche erneut, wird das Suchergebnis witzigerweise deutlich schlechter, wenn man die Suchkriterien in dieser Form einschränkt, sollten die angezeigten Ergebnisse eigentlich besser werden. Sollte man annehmen, aber aus meinen beruflichen Erfahrungen mit xt:commerce weiß ich, dass das Shopsystem nicht gerade … na sagen wir mal: die technische Spitze der Verkaufsplattformen im Web darstellt.
Neuer Versuch: der Titel des letzten Harry Dresden-Romans lautet COLD DAYS. Den kann ich aber leider im Angebot gar nicht finden, was ich für außerordentlich bedauerlich halte, immerhin erschien er schon im November, also ausreichend Zeit, ihn ins Programm aufzunehmen. Beim … äh … Mitbewerber konnte ich den Roman schon ein dreiviertel Jahr vor dem Erscheinungstermin vorbestellen. Übrigens ist bei keinem der von mir gesichteten englischen Romane der Verlag vermerkt, es gibt aber beispielsweise bei den Dresden-Büchern zwei Anbieter, die sich im Preis zum Teil deutlich unterscheiden. Vielleicht meint man bei Kohlibri ja, ich müsste die Verlage an der ISBN erkennen können …
Ich bin ja nicht so, also nochmal: eine Suche nach REDSHIRTS bringt zwar den Scalzi-Roman ans Tageslicht, allerdings leider nur die deutsche Fassung – und die interessiert mich nicht.
Diverse weitere Suchen zeigen an erster Stelle immer wieder mal Bücher, die mit »unsere Empfehlung« gekennzeichnet sind. Warum die empfohlen werden, steht allerdings nicht dabei, das macht diese Empfehlung irgendwie sehr sinnlos, ein Alleinstellungsmerkmal ist das nicht. Die Beschreibung zum Charles Stross-Roman THE APOCALYPSE CODEX lautet:
Autorenportrait:
Charles Stross ist der Shooting Star unter den amerikanischen SF-Autoren und wird schon heute in eine Reihe mit den legendären Meistern des Genres, Arthur C. Clarke, Robert A. Heinlein und Philip K. Dick, gestellt.Charles Stross was born in Leeds, England, in 1964. He has worked as a pharmacist, software engineer and freelance journalist, but now writes full-time.
Ach? Das ist ja interessant, wusste ich aber dummerweise schon, eine Inhaltsangabe des Romans wäre mir deutlich lieber gewesen, um einzuschätzen ob er mich interessiert. Amazon hat da deutlich mehr zu bieten – nämlich eine Inhaltsangabe. Diese Praktik, statt des Waschzettels sich wiederholende Statements zu Autoren zu liefern, finde ich öfter. Interessant bei Stross der Preisvergleich: Kohlibri sagt 11,35 Euro an, Amazon gerade mal 8,70 Euro. Mich würde interessieren, wie dieser deutliche Preisunterschied zustande kommt oder begründet werden soll. Ich vermute: keinen Bock die Preise anzupassen.
Eine Suche nach »Perry Rhodan« bringt verblüffende 467 Treffer. Ich bin stumm vor Glück. Leider kann ich in der Sortierung keinerlei Logik erkennen. Weiterhin fehlen im Shop übrigens Möglichkeiten, eine Ergebnismenge neu zu sortieren (Preis, Beliebtheit, Medium, also beispielsweise Taschenbuch und Hardcover) – das wäre wirklich hilfreich. Ginge alles, auch mit xt:commerce.
Bis hierher würde ich das Ergebnis des Tests der Suche maximal und mit einer Menge guten Willens als »durchwachsen« bezeichnen, kein Vergleich mit der elaborierten und übersichtlichen, vielfach gestaffelten Kategorisierung bei Amazon. Dass die Bereiche SF & Fantasy sowie englischsprachige Printbücher komplett fehlen (obwohl sie da sind!) ist für mich im Prinzip in Sachen »stöbern« bereits ein Auschlusskriterium und macht die Seite schwer erträglich. Ich habe das unbestimmte Gefühl, dass man mich gängeln möchte.
Da explizit auch eBooks angeboten werden, suche ich nach einigen englischen Romanen. Vollständige Fehlanzeige, der Shop ist nicht in der Lage, solche zu liefern. Ich frage mich, was das soll? Aber auch in Sachen deutsche eBooks kann das Angebot nicht überzeugen: nach einem Klick auf »Literatur« im Menü werden mir gerade mal drei (in Zahlen: 3!) elektronische Bücher angezeigt. Der Menüpunkt »Thrill me!« liefert sage und schreibe 37 eBooks. Science Fiction und Fantasy auch hier im Menü komplette Fehlanzeige.
Auffallend sind zwei Dinge: zum einen wird man in einen anderen Bereich des Shops geleitet, wenn man auf der Startseite »eBooks»anklickt. Hier ist die Navigation eine andere (und es verschwinden die Meta-Links, beispielsweise zum Impressum). An den eBooks sucht man die vorgeschriebenen Hinweise auf eine DRM-Verseuchung vergeblich. Warum das so ist, wird aber klar, wenn man tatsächlich mal bei einem Produkt auf »Download« klickt. Dann wird man nämlich nochmal in einen ganz anderen Shop umgeleitet, diesmal sogar unter einer anderen URL: https://kohlibri.e‑bookshelf.de. Man möge mir vergeben, aber das Herumschicken zwischen Shopunterseiten und anderen Webpräsenzen wirkt wie hilflos zusammengestoppelt. Hier findet man dann allerdings am eBook nicht nur Hinweise zum Kopierschutz, sondern auch eine Kategorie namens »Science Fiction, Fantasy« – und man kann nach verschiedenen Kriterien sortieren. Was die umständliche Hampelei mit normaler Shop -> eBook-Shop -> noch ein eBook-Shop soll, erschließt sich mir jedoch nicht.
Ich wollte dann noch einen Blick auf die Versandkosten werfen und da fand ich – und man kann es nicht anders umschreiben – Unfassbares. Man kann zuerst einmal scheinbar Positives lesen:
Wir liefern portofrei nach Ihrer Wahl an alle Postanschriften in der Bundesrepublik Deutschland.
Doch dann kommt das dicke Ende:
Die Gefahr geht auf den Besteller über, sobald die Lieferung den Betrieb von Kohlibri verlassen hat, und zwar auch dann, wenn Teillieferungen erfolgen.
Das ist nun nicht nur verblüffend, sondern meiner Meinung nach ein eklatanter Verstoß gegen deutsche Verbraucherrechte, denn im BGB kann man für einen Konsumentenkauf bei einem gewerblichen Anbieter (und dabei handelt es sich bei Kohlibri fraglos) eindeutig lesen:
§ 474 – Begriff des Verbrauchsgüterkaufs
(1) Kauft ein Verbraucher von einem Unternehmer eine bewegliche Sache (Verbrauchsgüterkauf), gelten ergänzend die folgenden Vorschriften. Dies gilt nicht für gebrauchte Sachen, die in einer öffentlichen Versteigerung verkauft werden, an der der Verbraucher persönlich teilnehmen kann.
(2) Auf die in diesem Untertitel geregelten Kaufverträge ist § 439 Abs. 4 mit der Maßgabe anzuwenden, dass Nutzungen nicht herauszugeben oder durch ihren Wert zu ersetzen sind. Die §§ 445 und 447 sind nicht anzuwenden.
Ich bin nun kein Anwalt, aber die Aussage des Gesetzes ist meiner Ansicht nach eindeutig. Zudem: Das LG Landau (Urteil vom 17.02.2006, HK O 977/05) hat die von einem Online-Händler gegenüber einem Verbraucher verwendete AGB-Klausel »Versand auf Risiko des Käufers« explizit als unzulässig und wettbewerbswidrig eingestuft. Das LG Saarbrücken (Urteil v. 15.9.2006, 7 I O 94/06) hatte entschieden, dass es irreführend ist, einen unversicherten und versicherten Versand zur Wahl anzubieten, wenn nicht eindeutig klar gemacht wird, dass der Verkäufer unabhängig von Art des Versandes das Risiko trägt. Dass das in den AGB dieses Shops dennoch anders kommuniziert wird, halte ich – gelinde gesagt – für eine Unverschämtheit. Der Hintergrund ist klar: man möchte schön preiswert als Büchersendung verschicken und die ist nicht versichert – wenn futsch, dann futsch. Und deses Risiko soll dem Kunden aufgedrückt werden. Oder sollte es irgendwelche – echten oder eingebildeten – Sonderrechte für den Onlinebuchhandel geben? Ich glaube kaum.
Für mich als Kunden ist ein solches Geschäftsgebaren ein KO-Kriterium.
Fazit: keine Alternative, weder von der Ergonomie her, erst recht nicht aufgrund der Auswahl, schon gar nicht in Sachen Kundenfreundlichkeit, denn die Nummer mit dem Versandrisiko würde ich sogar für abmahnfähig halten (das Impressum, in dem jegliche Angaben zum Datenschutz fehlen, ist es ohnehin, witzigerweise steht da auch: »Preisstand: 1.7.2010« – hochaktuell!), eine Dreistigkeit ist das allemal. Ein Händler, der mich als Kunden auf diese Art hinters Licht zu führen versucht, hat, und man möge mir vergeben, dass ich es so offen sagen muss: verschissen.
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