Rant

Mini-Rant: Was läuft eigentlich in diesem deutschen SF-Fandom falsch?

Jeder, der sich inten­si­ver mit Sci­ence Fic­tion beschäf­tigt, weiß was Fan­zines sind. Fan­zines sind von Fans her­aus­ge­ge­be­ne Maga­zi­ne, die sich mit Aspek­ten der SF und ver­wand­ten Gebie­ten beschäf­ti­gen. Die gibt es seit vie­len, vie­len Jah­ren, seit man als Sterb­li­cher abseits von Ver­la­gen halb­wegs brauch­ba­ren Zugriff auf Ver­viel­fäl­ti­gungs­me­tho­den für Tot­holz bekam. Ich kann mich noch an Fan­zines erin­nern, die vor dem groß­flä­chi­gen Ent­ste­hen von Copy­shops mit Spi­ri­tus-Umdruck ent­stan­den sind. Mit Stück­zah­len, die man an vier Hän­den abzäh­len konn­te. Oder drei. Oder 20. Es gab Fan­zines mit den ver­schie­dens­ten Inhal­ten, man­che befass­ten sich sekun­där­li­te­ra­risch mit dem Ger­ne, ande­re brach­ten selbst­ver­fass­te Sto­ries, wie­der ande­re waren rei­ne Ego­zi­nes, die ver­mut­lich meis­ten ein Mix aus all dem. Fan­zines waren ein Aspekt des Gen­res und des Hob­bies, das nicht weg­zu­den­ken war – und streng genom­men bis heu­te ist.

Aber wenn wir das mal mit etwas Abstand und objek­tiv betrach­ten, dann waren das Publi­ka­ti­ons­for­men für jeder­mann, lan­ge bevor so etwas wie das Inter­net oder Self­pu­bli­shing all­ge­mein ver­füg­bar waren. Maga­zi­ne, die in eben­falls einer Art von Self­pu­bli­shing erschie­nen sind.

Und da kom­men wir zum Punkt: Ange­sichts die­ser jahr­zehn­te­lan­gen His­to­rie des Self­pu­bli­shings im deut­schen SF-Fan­dom kann ich abso­lut nicht nach­voll­zie­hen, war­um etli­che Prot­ago­nis­ten die­ses Geron­ten­stadls die­ser Grup­pie­rung heut­zu­ta­ge via Self­pu­bli­shing ver­öf­fent­lich­te Wer­ke oder Kurz­ge­schich­ten­samm­lun­gen pau­schal als »Mist« ableh­nen, ohne auch nur mal ein Blick hin­ein gewor­fen zu haben? War­um fin­den Self­pu­bli­shing-Wer­ke kei­ner­lei Berück­sich­ti­gung, wenn es um Prei­se aus dem Dunst­kreis »deut­sches SF-Fan­dom« geht, Ver­öf­fent­li­chun­gen in Fan­zines – die heu­te bis­wei­len noch wie mit Spi­ri­tus­um­druck her­ge­stellt wir­ken, selbst wenn sie eine Web­prä­senz sind – aber schon? Wird da mit zwei­er­lei Maß gemes­sen? Weil »wir das noch nie so gemacht haben«? War­um? Ich kann es ein­fach nicht nach­voll­zie­hen, denn es gibt frag­los im Bereich SF via Self­pu­bli­shing hau­fen­wei­se bemer­kens­wer­te Ver­öf­fent­li­chun­gen, sogar wel­che, die anders­wo Prei­se ein­heim­sen kön­nen. War­um wer­den die nicht zur Kennt­nis genom­men? Weil gera­de die Juro­ren für SF-Prei­se eine neue Tech­no­lo­gie wie eBooks und eBook-Rea­der als neu­mo­di­sches Teu­fels­werk ableh­nen und lie­ber ver­zückt an Dru­cker­schwär­ze und Buch­rü­cken­kleb­stoff von bedruck­tem Tot­holz schnüf­feln? Und weil sie nicht erken­nen, dass Self­pu­bli­shing so weit vom Fan­dom-Klas­si­ker Fan­zine nicht ent­fernt ist? Oder sind sie ver­grätzt, dass wir heu­te in der Lage sind, Sto­ry­samm­lun­gen via Ama­zon groß­flä­chig unters Volks zu brin­gen, statt nur zwei Hand­voll hand­ge­klam­mer­ter nach Sprit rie­chen­der Umdruck-Hef­te ver­tei­len oder per Post ver­schi­cken zu kön­nen? War­um leh­nen Urge­stei­ne, die uns frü­her mit mehr oder weni­ger schlecht kopier­ten Fan­zines zwei­fel­haf­ten Inhalts gequält haben (die aber den­noch als Fan-Arbeit selbst­ver­ständ­lich lie­bens- und bemer­kens­wert waren), heu­te ande­re Fans ab, die eigent­lich genau das­sel­be tun?

Ich ver­ste­he es nicht. Ich ver­ste­he es wirk­lich nicht.

p.s.: Nein, es geht dies­mal nicht um den DPP, selbst wenn der sich auch jah­re­lang mit Hän­den und Füßen gegen Self­pu­bli­shing gewehrt hat.

Hea­der­bild Copy­right: Sto­ckUn­li­mi­t­ed

Liebes Börsenblatt: Langweil´ mich doch bitte nicht so!

Satan und Hiob

Kur­zes Vor­wort des Redak­teurs:

Im Bör­sen­blatt durf­te mal wie­der irgend­ei­ne unbe­kann­te Autorin unter dem Titel »Ama­zon ist unnö­tig« ihre kru­den und völ­lig rea­li­täts­fer­nen The­sen dar­über ver­brei­ten, dass der Online­händ­ler das Urbö­se ist und man doch bes­ser beim »klei­nen Buch­händ­ler« kau­fen sol­le. In ihren The­sen fin­det sich der­art viel schlicht Fal­sches oder Welt­frem­des, dass mir fast die Augen geblu­tet haben. Eigent­lich woll­te ich die The­sen in einem Rant aus­ein­an­der neh­men – viel­leicht mache ich das auch noch. Doch Anja Bagus hat auf ihrem Blog bereits eine Replik auf den Arti­kel ver­fasst, den ich hier wie­der­ge­ben darf. Dafür bedan­ke ich mich.

Lie­bes Bör­sen­blatt: Ich bin wirk­lich ent­täuscht, dass wie­der ein­mal so ein lang­wei­li­ger Arti­kel über eine (mir) nichts­sa­gen­de jun­ge Dame ver­öf­fent­licht wird. Gibt es nie­man­den, der wirk­lich mal intel­li­gent etwas zu dem The­ma sagen könn­te? Aber das inter­es­siert ja wohl kei­nen, nein, man lässt aller­lei abstru­se Gestal­ten unter­ir­di­sches Zeug reden.
Ich will jetzt hier mal nicht über ama­zon als bösem Dra­chen spre­chen, über den Raub­fisch im Forel­len­teich, über den Sau­ron des Buch­han­dels. Ich möch­te, dass man auf­hört, die­se Ver­dum­mungs­phra­sen wie­der und wie­der von »Schrift­stel­lern« wie­der­ho­len zu las­sen. Die ja offen­bar tat­säch­lich auch noch in das Nest scheis­sen, in dem sie leben.

Rant: Das große Branchengeheule um die angebliche »Erpressung« durch Amazon

prozente

Die nächs­te Run­de im gro­ßen Ama­zon-Gebas­he sei­tens der Buch­bran­che ist ein­ge­läu­tet. Auf den ein­schlä­gi­gen Platt­for­men wie Börsenblatt.de und ähn­li­chen pro­du­zie­ren sich Figu­ren aus Bör­sen­ver­ein und rest­li­cher Bran­che mit Schaum vor dem Mund ob der Unver­schämt­hei­ten Ama­zons.

Doch was ist pas­siert? Fan­gen wir mal damit an, dass gera­de vor ein paar Tagen gemel­det wur­de, Ama­zon habe beim Onlin­ever­kauf von Büchern einen Anteil von unge­fähr 80%. Das ist viel. Fast schon ein Mono­pol. Und was kann man machen, wenn man fast schon ein Mono­pol hat? Na klar: an der Preis­schrau­be dre­hen. Und genau das macht Ama­zon gera­de. Der US-Kon­zern ver­langt von Ver­la­gen statt der übli­chen Rabat­te auf eBooks in Höhe von 30% nun neu­er­dings 40 bis 50 %. Ver­lan­gen kann man das mal, ein Ver­lag muss dar­auf nicht ein­ge­hen. Ama­zon reagiert auf die Wei­ge­rung, indem sie die Bücher die­ser Ver­lags­grup­pe nur ver­zö­gert aus­lie­fern.

Nein, das ist nicht nett. Echt nicht.

Und? Ich kann mich an Berich­te erin­nern, dass Tha­lia angeb­lich ganz ähn­li­che Num­mern durch­ge­zo­gen haben soll. Wenn man sich den Wün­schen der Ket­te nicht unter­warf, dann wur­den Bücher halt in der Besen­kam­mer neben dem Not­aus­gang aus­ge­stellt, statt auf pro­mi­nent plat­zier­ten Tischen. Wo blieb denn da der gro­ße Auf­schrei? Oder anders gefragt: War­um jetzt das Geheu­le? Weil es damals qua­si bran­chen­in­tern blieb und heu­te Ama­zon als bran­chen­frem­de Fir­ma das­sel­be durch­zieht – und man darf sich nur inner­halb der Buch­bran­che über den Tisch zie­hen? Oder was?

Es ist immer wie­der das­sel­be: Die Buch­bran­che, allen vor­an der Bör­sen­ver­ein, deren Ober­muf­tis regel­mä­ßig Gift und Gal­le in Rich­tung Ama­zon spei­en, hät­te sich schon vor Jah­ren auf den Arsch set­zen müs­sen, um gemein­sam eine Platt­form zu eta­blie­ren, die Ama­zon Paro­li bie­ten kann, sowohl was das Ange­bot, aber auch die immense Kun­den­freund­lich­keit angeht. Ein­zel­ne oder der legen­dä­re klei­ne Buch­händ­ler kön­nen das nicht stem­men, eine gan­ze Bran­che aber schon. Doch statt­des­sen köcheln hau­fen­wei­se Prot­ago­nis­ten eige­ne Süpp­chen, die alle­samt mehr oder weni­ger uner­folg­reich sind. War­um tun die das? Ein­fach: weil jeder von ihnen selbst das gro­ße Geld ver­die­nen will und das dem Rest nicht gönnt. Das ist kurz­sich­tig und dumm.

Genau­so kurz­sich­tig und dumm ist es, wenn man Nischen­pro­duk­te (gera­de aus dem Phan­tas­tik-Bereich) in der Buch­hand­lung nicht bekommt, weil sie in irgend­wel­chen okkul­ten Kata­lo­gen nicht gelis­tet sind. Ama­zon hat die. Dann bestel­le ich dort. Ähn­li­ches gilt für eng­li­sche Taschen­bü­cher und eBooks: wenn die beim Buch­händ­ler oder in Bran­chen­shops das dop­pel­te bis fünf­fa­che des Ama­zon-Prei­ses kos­ten, dann ist auch hier klar, wo ich kau­fe.

Der Aus­weg: Eine gro­ße Platt­form, vor­ur­teils­frei und gegen ein ange­mes­se­nes Ent­geld (und eben nicht mit völ­lig über­teu­er­ten Ein­stell- oder Jah­res­ge­büh­ren, und auch nicht mit über­zo­ge­nen Ver­kaufs­be­tei­li­gun­gen) auch für die Pro­duk­te von Klein­ver­le­gern und Indie-Autoren, kun­den­freund­li­ches Agie­ren, schnel­le Lie­fe­rung. Fai­re Ein­bin­dung auch klei­ner Buch­hand­lun­gen, denen man bei­spiels­wei­se eBook-Käu­fe antei­lig gut­schrei­ben las­sen kann. Das kann doch nicht so schwer sein, dass es in all den Jah­ren noch nicht geschafft wor­den ist? Und war­um arbei­tet kei­ner dar­an?

Solan­ge die Bran­che sich lie­ber gegen­sei­tig aus­ste­chen will, wird Ama­zon der lachen­de Drit­te blei­ben. Wenn die Bran­che nicht schnell mit einem Ange­bot wie oben skiz­ziert aus der Höh­le kommt, das aller­dings auch funk­tio­nie­ren muss (diver­se hoch­ge­hyp­te Ange­bo­te der letz­ten Jah­re waren uner­träg­li­che Rohr­kre­pie­rer, weil man vor­her nicht mal jeman­den gefragt hat, der sich damit aus­kennt), dann bleibt Ama­zons Markt­macht erhal­ten und wird sich auch noch stei­gern.

Ange­sichts der Tat­sa­che, dass die Buch­bran­che es aber seit Jah­ren nicht schafft, ein auch nur ansatz­wei­se ähn­lich attrak­ti­ves Ange­bot auf die Bei­ne zu stel­len, und auch jetzt nichts davon zu sehen ist, hal­te ich das Dau­er­ge­heu­le für pein­lich bis lächer­lich.

Ach ja, eins noch: Wenn Tors­ten Casi­mir auf boer​sen​blatt​.net bezo­gen auf den Han­del abseits Ama­zons schreibt:

Er kann mit E‑Readern über­zeu­gen, die anders als der Kind­le dem Kun­den sei­ne Frei­heit las­sen.

… dann kann ich das nur als Volks­ver­dum­mungs­ver­such wer­ten. Er hat offen­bar noch nie ver­sucht, ein mit Ado­be DRM ver­seuch­tes Buch auf einem eRea­der abseits des Kind­le zu lesen. Wenn er das für »Frei­heit las­sen« hält, kann ich nur vor­sätz­li­che Falsch­aus­sa­ge oder mas­si­ve Rea­li­täts­ver­lus­te ver­mu­ten.

Quint­essenz: Lie­be Buch­bran­che: Ruft nicht nach dem Gesetz­ge­ber. Wer­det ein­fach bes­ser als Ama­zon. Wie wäre es damit? Dann wird auch wie­der bei euch gekauft und Ama­zon könn­te kei­ne Raub­rit­ter­kon­di­tio­nen mehr ver­lan­gen (das macht dann viel­leicht wie­der irgend­ei­ne nam­haf­te Buch­han­dels­ket­te …). Wenn der Bör­sen­ver­ein hier feder­füh­rend ist, dann stoppt das viel­leicht sogar die Aus­tritts­wel­le, die es gera­de dem Ver­neh­men nach geben soll.

Ich wür­de wirk­lich gern wie­der bei euch kau­fen. Macht es mir doch ein­fach leicht, das auch zu kön­nen. Tre­tet gegen­über den Kun­den sym­pa­thisch auf. Ent­schlackt euch. Gönnt euch gegen­sei­tig Umsät­ze. Dann kann Ama­zon sehen, wo es bleibt.

p.s.: Ach ja – wenn euch das Ver­hal­ten Ama­zons so stört, dann ver­kauft doch ein­fach nicht mehr über die Platt­form? Was? 80% Markt­an­teil? Ah so …

p.p.s.: Wenn das Frei­han­dels­ab­kom­men mit den USA durch­ge­wun­ken wird, wer­det ihr euch wun­dern, was Ama­zon dann noch alles kann …

Bild »Pro­zen­te« von Pix­a­bay, CC0

 

Rant: Wir brauchen keine neue Science Fiction – die ist längst da!

sfmond CC0: http://pixabay.com/de/saturn-space-weltraum-55958/

In der FAZ lässt sich ein Gün­ter Hack läng­lich, also im tl;dr;-Stil dar­über aus, dass wir eine »neue Sci­ence Fic­tion« benö­ti­gen. Die­ses Trak­tat wird ange­rei­chert mit uner­träg­li­chen Schlau­sprech-Füll­wör­tern und arbei­tet sich an den ach so coo­len SF-Wer­ken der 70er und 80er ab (Dis­clai­mer: ich habe nichts gegen die, ganz im Gegen­teil, aber es wur­de auch danach noch coo­les Zeug geschrie­ben). Die ver­blüf­fen­de For­de­rung ist, zumin­dest so wie ich das aus dem Arti­kel und der Über­schrift ent­neh­me, dass die SF-Autoren jetzt end­lich mal rein­hau­en sol­len, um Wer­ke zu schaf­fen, die Kon­tra­punk­te zu den orwell­schen Über­wa­chungs­kon­struk­ten, die uns alle umge­ben, beschrei­ben.

Ich bekom­me spon­tan tie­fe Griffspu­ren an der Stirn und pflan­ze grö­ße­re Men­gen an Gesichts­pal­men. Und das wird im Lau­fe des Arti­kels auch nicht mehr bes­ser, wenn mir bei­spiels­wei­se ein Bild­ein­schub ver­kli­ckern will, dass Phil­ip K. Dick mit BLADE RUNNER das Gen­re »Cyber­punk« schuf (für Inter­es­sier­te: Der Titel der Vor­la­ge lau­te­te TRÄUMEN ANDROIDEN VON ELEKTRISCHEN SCHAFEN, weicht deut­lich von BLADE RUNNER ab und ist auch nicht wirk­lich Cyber­punk, wenn­gleich man davon aus­ge­hen kann, dass Autoren wie Gib­son oder Ster­ling sich davon inspi­rie­ren lie­ßen). Jedem, der auch nur ansatz­wei­se Ahnung vom The­ma hat, sei es nun SF oder Cyber­punk, muss es an die­ser Stel­le das Hirn verz­wir­beln. Ins­be­son­de­re, wenn danach aus­führ­lich über Gib­son doziert wird. Oder wie damals[tm] die Autoren alles schon vor­her­ge­se­hen haben.

Steampunk und die Verlage – Ahnungslose mit Schubladen

Ich hat­te mich hier und an ande­rer Stel­le immer wie­der mal dar­über aus­ge­las­sen, dass bei den Publi­kums­ver­la­gen der Steam­punk kei­ne Rol­le spiel­te und dass Autoren, die sich mit die­sem The­ma an sie wand­ten gna­den­los abge­lehnt wur­den: »Das will hier kei­ner lesen!«. Der Frust über die Igno­ranz deut­scher Ver­la­ge führ­te bei mir sogar dazu, dass mein Pro­jekt STEAMPUNK-CHRONIKEN aus der Tau­fe geho­ben wur­de.

Jetzt scheint es so, als hät­ten die Ver­la­ge bemerkt, dass Steam­punk eben doch ein ange­sag­tes Sub­gen­re ist und sie pum­pen in ihrer übli­chen Art und Wei­se Bücher in den Markt. Doch lei­der hat vie­les von dem, das auf dem Cover mit Zep­pe­li­nen oder Zahn­rä­dern ange­rei­chert wur­de und viel­leicht noch schnell das Label »Steam­punk« auf­ge­pappt bekommt, nicht viel mit Steam­punk zu tun. Auch hier geht es wie­der nur dar­um, mal eben ein paar Krö­ten zu ver­die­nen und »schnell ein paar Bücher zu dre­hen«, wie der Ver­käu­fer-Jar­gon ist.

Sich mit dem The­ma aus­ein­an­der­zu­set­zen, dafür ist offen­sicht­lich ent­we­der kei­ne Zeit, oder man hat kei­ne Lust dazu – von Sach­kennt­nis getrübt sind die ver­ant­wort­li­chen Redak­tio­nen in den Ver­la­gen aber ganz offen­sicht­lich nicht. Muss aus deren Sicht aber wahr­schein­lich auch gar nicht sein, solan­ge man dem ahnungs­lo­sen Leser irgend­ei­nen Kram als Steam­punk andre­hen kann – die meis­ten wer­den den Unter­schied ohne­hin nicht bemer­ken.

Man ver­ste­he mich nicht falsch, ich habe über­haupt nichts dage­gen, wenn man mit dem Ver­kauf von Büchern Geld ver­die­nen möch­te. Ich habe aller­dings etwas dage­gen, wenn der Leser durch (mei­ner Ansicht nach zumin­dest zum Teil) geziel­te Fal­sch­eti­ket­tie­run­gen für dumm ver­kauft wer­den soll.

Das Pro­blem dürf­te aber eben auch sein, dass die Ein­ord­nung des Gen­res kei­ne mit dem Line­al gezo­ge­nen Gren­zen zulässt. Steam­punk ist unscharf, ermög­licht Varia­tio­nen, ist ein Hin­ter­grund der vie­le Väter und Müt­ter hat und sich nicht nur des­we­gen einer exak­ten Defi­ni­ti­on ent­zieht – den Göt­tern des Aether sei Dank! Und das ist natür­lich etwas, mit dem die Schub­la­den­fa­na­ti­ker in den Ver­la­gen nicht gut zurecht kom­men. Dass das deut­lich bes­ser gehen kann – und muss! -, zei­gen die umtrie­bi­gen Klein- und Spe­cial-Inte­rest-Ver­la­ge.

Am Schluss möch­te ich nicht ver­schwei­gen, wie ich auf die­sen Rant gekom­men bin: Zwei von mir sehr geschätz­te Blogs, näm­lich das von Oli­ver Hoff­mann (Feder & Schwert) und der Clock­wor­ker in Form von Cap­tain Sere­nus haben das Pro­blem vor mir the­ma­ti­siert und mich zum Schrei­ben die­ses Bei­trags ani­miert. Ich rege drin­gend an, deren Wor­te zum The­ma eben­falls zu lesen!

[cc]

Bild: Steam­punks, von Kyle Cass­idy, aus der Wiki­pe­dia, CC-BY-SA

Das Börsenblatt und die Piraten …

Ich mach´s heu­te ganz kurz, ver­spro­chen (aber nur weil mir für einen län­ge­ren Rant Lust und vor allem Zeit gera­de feh­len).

Soso, lie­ber »Bör­sen­blatt-Redak­teur Micha­el Roes­ler-Graichen«, die Pira­ten haben die mehr als respek­ta­blen fast neun Pro­zent in Ber­lin also nur bekom­men, weil sie ein »coo­les Nerd-Image« haben? Das ist eine inter­es­san­te The­se, im Umkehr­schluss möch­te ich dann fra­gen, was das über die FDP aus­sagt? :o)

Im übri­gen zitie­ren Sie zum einen die Zie­le der Pira­ten­par­tei inkor­rekt. Das lässt sich ändern, indem Sie sich auf den Web­sei­ten der Par­tei über die kor­rek­ten Zie­le und Vor­stel­lun­gen infor­mie­ren. Die sind näm­lich über­aus trans­pa­rent dar­ge­stellt und übri­gens frei von jeg­li­cher Lob­by­hö­rig­keit … (da Sie in Ihrem Arti­kel behaup­ten, Ihre Ein­sich­ten von der Pira­ten-Web­sei­te und aus dem Pro­gramm zu haben, kann man sich nun fra­gen, ob Sie die Zie­le nicht ver­stan­den haben, oder sie mit Absicht ver­zerrt wie­der­ge­ben).

Zum ande­ren soll »krea­ti­ve, unter­neh­me­ri­sche Leis­tung« selbst­ver­ständ­lich hono­riert wer­den, das bezwei­felt nie­mand (Sie wer­den mir auch kei­ne gegen­tei­li­ge Posi­ti­on der Pira­ten zei­gen kön­nen, an kei­ner Stel­le). Was aller­dings nicht hono­riert wer­den muss, ist das fast schon ver­zwei­felt wir­ken­de Fest­hal­ten an Geschäfts­mo­del­len, die ange­sichts des Inter­net voll­kom­men über­holt sind, wie es zu vie­le Ver­la­ge bereits viel zu lan­ge prak­ti­zie­ren.

Abschlie­ßend möch­te ich dar­auf hin­wei­sen, dass auch ich eine grund­le­gen­de Anpas­sung des Urhe­ber­rechts für drin­gend not­wen­dig hal­te. Zum einen auf­grund der geän­der­ten Bedin­gun­gen durch das und im Netz – aber vor allem weil der Urhe­ber wie­der der Nutz­nie­ßer sei­ner Arbeit wer­den muss – und nicht mehr die Ver­wer­ter, die die Urhe­ber mit Pea­nuts abspei­sen. Letz­te­res hal­te ich übri­gens tat­säch­lich für durch­aus »unmo­ra­lisch«.

»Im Netz dro­hen fun­da­men­ta­le Wer­te zu ero­die­ren« schrei­ben Sie. Dem stim­me ich zu, das wird gesche­hen, wenn man Lob­by-höri­gen Poli­ti­kern erlaubt, das Netz nach den Wün­schen einer Wirt­schaft zu gestal­ten, die längst jedes Maß ver­lo­ren hat.

Bild: Logo der Pira­ten­par­tei, Public Domain

Rant: Der eBook-Markt braucht professionelle Qualität?

Neu­lich wur­de auf der Face­book-Sei­te zu Lean­der Wat­tigs Pro­jekt »Ich mach was mit Büchern« ein Link zu einem Blog­ein­trag auf »e‑Book-Stern« ver­öf­fent­licht. Der Ver­fas­ser Maxi­mi­li­an Bucks­tern (Pseud­onym) lässt sich dar­in über Self­pu­bli­shing aus und stellt meh­re­re Behaup­tun­gen auf, von denen eini­ge mei­ner Ansicht nach arg pau­schal sind und ande­re jeg­li­che argu­men­ta­ti­ve Basis ver­mis­sen las­sen. Ich woll­te die­se Aus­sa­gen nicht so ste­hen las­sen und möch­te an die­ser Stel­le mei­ne Anmer­kun­gen dazu aus­füh­ren.

Gleich zu Beginn wer­den Autoren die (aus­schließ­lich) digi­tal ver­öf­fent­li­chen pau­schal als »Hob­by-Autoren« abge­kan­zelt und mit dem in die­sem Arti­kel her­ab­las­send wir­ken­den Begriff »ePub­ber« bezeich­net. Der Grund für die­se Äuße­run­gen zei­gen sich spä­ter unten im Arti­kel, denn er spricht Self­pu­blishern pau­schal ab, qua­li­ta­tiv Hoch­wer­ti­ges erzeu­gen zu kön­nen und macht das dar­an fest, dass sol­che Wer­ke im Ama­zon-Shop »an der oft wenig anspre­chen­den Titel­ge­stal­tung« erkenn­bar sei­en.

Codemasters: Fail!

Wenn ich gera­de ohne­hin beim Schimp­fen bin (sie­he den Arti­kel über Sony soeben) kann ich auch gleich mit dem nächs­ten Rant wei­ter machen. Ich hat­te vor eini­ger Zeit bei der auf der Web­sei­te aus­ge­wie­se­nen Pres­se-Email­adres­se des Com­pu­ter­spie­le-Publishers Code­mas­ters dar­um gebe­ten, mich in den Pres­se­ver­tei­ler auf­zu­neh­men und wegen eines Rezen­si­ons­exem­plars nach­ge­fragt.

Das ers­te was kam, war eine Abwe­sen­heits­no­tiz von Anfang 2010 – da hät­te mir schon auf­ge­hen kön­nen, dass man die Pres­se­ar­beit bei Code­mas­ters grund­sätz­lich wohl eher stief­müt­ter­lich behan­delt.

Das zwei­te was kam war – nichts. Kei­ne Ant­wort, kei­ne Absa­ge, rein gar nichts.

Ja, ich weiß, offi­zi­ell hat Code­mas­ters bereits Anfang 2010 den Laden in Deutsch­land offi­zi­ell zu gemacht (man kann jetzt erah­nen wie­so) und an Koch Media über­ge­ben. Auf der offi­zi­el­len Web­sei­te für Deutsch­land wer­den aller­dings immer noch aktu­el­le Spie­le bewor­ben. Soll­te man dann nicht davon aus­ge­hen, dass da noch irgend­wer aktiv ist um auf Mails zu ant­wor­ten – und sei es eben Koch Media? Soll­te man nicht davon aus­ge­hen, dass dort genann­te Email­adres­sen noch jeman­den errei­chen? Bei­spiels­wei­se presse@codemasters.de?

Ich kann nur davon aus­ge­hen, dass man bei Code­mas­ters (oder dem Ver­we­ser Koch Media) nicht inter­es­siert ist, als pro­fes­sio­nel­le Vor­ge­hens­wei­se hät­te ich es dann aller­dings betrach­tet, wenn sie mir wenigs­tens geschrie­ben hät­ten, dass ich dahin gehen soll, wo der Pfef­fer wächst und es kei­ne Rezen­si­ons­exem­pla­re gibt. Sich voll­stän­dig in Schwei­gen zu hül­len hal­te ich für höchst unpro­fes­sio­nell. Soll­te die Email­adres­se ins Lee­re lau­fen ist auch das mei­ner Ansicht nach in hohem Maße unpro­fes­sio­nell.
Ich bekom­me auf­grund der Sei­te Phan­ta­News pro­blem­los Pres­se­ak­kre­di­tie­run­gen für die ver­schie­dens­ten gro­ßen Mes­sen, dar­un­ter auch die Games­com, und hau­fen­wei­se welt­weit agie­ren­de Film­stu­di­os haben mich ohne jeg­li­ches Mur­ren nach Prü­fung sofort in ihre Pres­se­ver­tei­ler auf­ge­nom­men und für ihre Pres­se­ser­ver frei­ge­schal­tet.

Nur Code­mas­ters hüllt sich hoheits­voll in Schwei­gen. Kein Pro­blem, dann eben kei­ne News, kei­ne Bespre­chun­gen, kei­ne Links und kei­ne Wer­bung, auch wenn das bei dem Laden wahr­schein­lich eh kei­nen inter­es­siert. Doch so ein­fach…

Code­mas­ters-Logo: Copy­right und TM Code­mas­ters

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