Rant: Das große Branchengeheule um die angebliche »Erpressung« durch Amazon

prozente

Die nächs­te Run­de im gro­ßen Ama­zon-Gebas­he sei­tens der Buch­bran­che ist ein­ge­läu­tet. Auf den ein­schlä­gi­gen Platt­for­men wie Börsenblatt.de und ähn­li­chen pro­du­zie­ren sich Figu­ren aus Bör­sen­ver­ein und rest­li­cher Bran­che mit Schaum vor dem Mund ob der Unver­schämt­hei­ten Amazons.

Doch was ist pas­siert? Fan­gen wir mal damit an, dass gera­de vor ein paar Tagen gemel­det wur­de, Ama­zon habe beim Online­ver­kauf von Büchern einen Anteil von unge­fähr 80%. Das ist viel. Fast schon ein Mono­pol. Und was kann man machen, wenn man fast schon ein Mono­pol hat? Na klar: an der Preis­schrau­be dre­hen. Und genau das macht Ama­zon gera­de. Der US-Kon­zern ver­langt von Ver­la­gen statt der übli­chen Rabat­te auf eBooks in Höhe von 30% nun neu­er­dings 40 bis 50 %. Ver­lan­gen kann man das mal, ein Ver­lag muss dar­auf nicht ein­ge­hen. Ama­zon reagiert auf die Wei­ge­rung, indem sie die Bücher die­ser Ver­lags­grup­pe nur ver­zö­gert ausliefern.

Nein, das ist nicht nett. Echt nicht.

Und? Ich kann mich an Berich­te erin­nern, dass Tha­lia angeb­lich ganz ähn­li­che Num­mern durch­ge­zo­gen haben soll. Wenn man sich den Wün­schen der Ket­te nicht unter­warf, dann wur­den Bücher halt in der Besen­kam­mer neben dem Not­aus­gang aus­ge­stellt, statt auf pro­mi­nent plat­zier­ten Tischen. Wo blieb denn da der gro­ße Auf­schrei? Oder anders gefragt: War­um jetzt das Geh­eu­le? Weil es damals qua­si bran­chen­in­tern blieb und heu­te Ama­zon als bran­chen­frem­de Fir­ma das­sel­be durch­zieht – und man darf sich nur inner­halb der Buch­bran­che über den Tisch zie­hen? Oder was?

Es ist immer wie­der das­sel­be: Die Buch­bran­che, allen vor­an der Bör­sen­ver­ein, deren Ober­muf­tis regel­mä­ßig Gift und Gal­le in Rich­tung Ama­zon spei­en, hät­te sich schon vor Jah­ren auf den Arsch set­zen müs­sen, um gemein­sam eine Platt­form zu eta­blie­ren, die Ama­zon Paro­li bie­ten kann, sowohl was das Ange­bot, aber auch die immense Kun­den­freund­lich­keit angeht. Ein­zel­ne oder der legen­dä­re klei­ne Buch­händ­ler kön­nen das nicht stem­men, eine gan­ze Bran­che aber schon. Doch statt­des­sen köcheln hau­fen­wei­se Prot­ago­nis­ten eige­ne Süpp­chen, die alle­samt mehr oder weni­ger uner­folg­reich sind. War­um tun die das? Ein­fach: weil jeder von ihnen selbst das gro­ße Geld ver­die­nen will und das dem Rest nicht gönnt. Das ist kurz­sich­tig und dumm.

Genau­so kurz­sich­tig und dumm ist es, wenn man Nischen­pro­duk­te (gera­de aus dem Phan­tas­tik-Bereich) in der Buch­hand­lung nicht bekommt, weil sie in irgend­wel­chen okkul­ten Kata­lo­gen nicht gelis­tet sind. Ama­zon hat die. Dann bestel­le ich dort. Ähn­li­ches gilt für eng­li­sche Taschen­bü­cher und eBooks: wenn die beim Buch­händ­ler oder in Bran­chen­shops das dop­pel­te bis fünf­fa­che des Ama­zon-Prei­ses kos­ten, dann ist auch hier klar, wo ich kaufe.

Der Aus­weg: Eine gro­ße Platt­form, vor­ur­teils­frei und gegen ein ange­mes­se­nes Ent­geld (und eben nicht mit völ­lig über­teu­er­ten Ein­stell- oder Jah­res­ge­büh­ren, und auch nicht mit über­zo­ge­nen Ver­kaufs­be­tei­li­gun­gen) auch für die Pro­duk­te von Klein­ver­le­gern und Indie-Autoren, kun­den­freund­li­ches Agie­ren, schnel­le Lie­fe­rung. Fai­re Ein­bin­dung auch klei­ner Buch­hand­lun­gen, denen man bei­spiels­wei­se eBook-Käu­fe antei­lig gut­schrei­ben las­sen kann. Das kann doch nicht so schwer sein, dass es in all den Jah­ren noch nicht geschafft wor­den ist? Und war­um arbei­tet kei­ner daran?

Solan­ge die Bran­che sich lie­ber gegen­sei­tig aus­ste­chen will, wird Ama­zon der lachen­de Drit­te blei­ben. Wenn die Bran­che nicht schnell mit einem Ange­bot wie oben skiz­ziert aus der Höh­le kommt, das aller­dings auch funk­tio­nie­ren muss (diver­se hoch­ge­hyp­te Ange­bo­te der letz­ten Jah­re waren uner­träg­li­che Rohr­kre­pie­rer, weil man vor­her nicht mal jeman­den gefragt hat, der sich damit aus­kennt), dann bleibt Ama­zons Markt­macht erhal­ten und wird sich auch noch steigern.

Ange­sichts der Tat­sa­che, dass die Buch­bran­che es aber seit Jah­ren nicht schafft, ein auch nur ansatz­wei­se ähn­lich attrak­ti­ves Ange­bot auf die Bei­ne zu stel­len, und auch jetzt nichts davon zu sehen ist, hal­te ich das Dau­er­ge­h­eu­le für pein­lich bis lächerlich.

Ach ja, eins noch: Wenn Tors­ten Casi­mir auf boersenblatt.net bezo­gen auf den Han­del abseits Ama­zons schreibt:

Er kann mit E‑Readern über­zeu­gen, die anders als der Kind­le dem Kun­den sei­ne Frei­heit lassen.

… dann kann ich das nur als Volks­ver­dum­mungs­ver­such wer­ten. Er hat offen­bar noch nie ver­sucht, ein mit Ado­be DRM ver­seuch­tes Buch auf einem eRea­der abseits des Kind­le zu lesen. Wenn er das für »Frei­heit las­sen« hält, kann ich nur vor­sätz­li­che Falsch­aus­sa­ge oder mas­si­ve Rea­li­täts­ver­lus­te vermuten.

Quint­essenz: Lie­be Buch­bran­che: Ruft nicht nach dem Gesetz­ge­ber. Wer­det ein­fach bes­ser als Ama­zon. Wie wäre es damit? Dann wird auch wie­der bei euch gekauft und Ama­zon könn­te kei­ne Raub­rit­ter­kon­di­tio­nen mehr ver­lan­gen (das macht dann viel­leicht wie­der irgend­ei­ne nam­haf­te Buch­han­dels­ket­te …). Wenn der Bör­sen­ver­ein hier feder­füh­rend ist, dann stoppt das viel­leicht sogar die Aus­tritts­wel­le, die es gera­de dem Ver­neh­men nach geben soll.

Ich wür­de wirk­lich gern wie­der bei euch kau­fen. Macht es mir doch ein­fach leicht, das auch zu kön­nen. Tre­tet gegen­über den Kun­den sym­pa­thisch auf. Ent­schlackt euch. Gönnt euch gegen­sei­tig Umsät­ze. Dann kann Ama­zon sehen, wo es bleibt.

p.s.: Ach ja – wenn euch das Ver­hal­ten Ama­zons so stört, dann ver­kauft doch ein­fach nicht mehr über die Platt­form? Was? 80% Markt­an­teil? Ah so …

p.p.s.: Wenn das Frei­han­dels­ab­kom­men mit den USA durch­ge­wun­ken wird, wer­det ihr euch wun­dern, was Ama­zon dann noch alles kann …

Bild »Pro­zen­te« von Pixabay, CC0

 

AutorIn: Stefan Holzhauer

Meist harm­lo­ser Nerd mit natür­li­cher Affi­ni­tät zu Pixeln, Bytes, Buch­sta­ben und Zahn­rä­dern. Kon­su­miert zuviel SF und Fan­ta­sy und schreibt seit 1999 online darüber.

18 Kommentare for “Rant: Das große Branchengeheule um die angebliche »Erpressung« durch Amazon”

sagt:

Hin­zu kommt doch noch, dass die Ver­la­ge ger­ne E‑Book-VK-Prei­se auf­ru­fen, die jen­seits der magi­schen 10-Euro-Gren­ze lie­gen. Da kriegt ein KDP-Autor oder ‑Kleinst­ver­lag bei Ama­zon nur noch 35 Pro­zent, »gewährt« Ama­zon also qua­si 65 Pro­zent Rabatt. Klas­si­sche Ver­la­ge wol­len hier wei­ter­hin nur 30 Pro­zent an Ama­zon abdrü­cken und schrei­en »Faul«. Sepus bekom­men sol­che Kon­di­tio­nen bei KDP nur bei einem VK für E‑Books zwi­schen rund 3 und 10 Euro. Wo bleibt hier eigent­lich der Auf­schrei in die ande­re Rich­tung? Sei es hin­sicht­lich der Fra­ge, ob Ama­zon + Ver­la­ge so Sepus benach­tei­li­gen, oder auch hin­sicht­lich jener, ob die der­zei­ti­gen Kon­di­tio­nen für gro­ße Ver­la­ge nicht die hohen Prei­se der E‑Books aus eben jenen Ver­la­gen zemen­tie­ren – und ob das über­haupt im Inter­es­se der Leser (und sogar der Autoren) ist.

Aber wir dür­fen wet­ten, dass die ein­schlä­gi­gen Platt­for­men der Buch­bran­che die­ser Fra­ge­stel­lung auch wei­ter­hin kei­nen Platz wid­men werden.

sagt:

Hal­lo Stefan,

Du sprichst mir aus der See­le. Ich kau­fe sehr gern bei Ama­zon ein, nicht, weil es Ama­zon ist, son­dern weil mich die immense Aus­wahl, die aus­ge­zeich­ne­te Kun­den­freund­lich­keit und die blitz­schnel­le Lie­fe­rung beein­druckt haben.
Wür­de es eine ver­gleich­ba­re Platt­form in Deutsch­land geben, die von regu­lä­rem Buch­han­del getra­gen wor­den wäre, hät­te ich es auch gern auf­ge­sucht, aber da gibt es nichts brauch­ba­res. Statt über Ama­zon zu jam­mern, soll­te sich die Buch­bran­che lie­ber auf einen gewis­sen Hin­ter­teil set­zen und eine Kon­kur­renz­platt­form zu erstel­len, die mit Ama­zon mit­hal­ten kann oder den Anbie­ter sogar über­holt. Dann gebe es einen Grund zu klagen. 

Grü­ße

Dani­el

sagt:

[…] tra­di­tio­nel­le Geschäfts­mo­del­le, kon­kur­rie­ren mit klas­si­schen und eta­blier­ten Medi­en, neh­men ihnen Umsät­ze, Reich­wei­te und damit auch Macht weg und haben so ihre Rei­bungs­flä­chen mit dem ebenso […]

sagt:

Kindle/Amazon: ich lebe in Prag, seit 23 Jah­ren und ich kann wegen des Stand­orts in Prag kei­ne deut­schen Bücher über kind­le down­loa­den. Und bei den gedruck­ten Büchern: meist kos­ten Por­to und Bank­ge­büh­ren mehr als das Buch. Von Ama­zon wur­de mir auf eine Anfra­ge dies­be­züg­lich geant­wor­tet: Machen Sie doch eine Rei­se nach Deutsch­land, Öster­reich oder in die Schweiz, dort kön­nen sie pro­blem­los deut­sche Bücher downloaden.

sagt:

Ich kann zwar nicht so ganz erken­nen, wie der vor­ste­hen­de Kom­men­tar zum Inhalt des Arti­kels passt, aber gut.

Ama­zons Geo­lo­ca­ti­on soll­te man in so einem Fall mit einem geän­der­ten DNS-Ein­trag oder der Nut­zung eines VPN umge­hen kön­nen, und schon kann man eBooks her­un­ter­la­den. Ich wür­de aller­dings davon aus­ge­hen, dass dafür ein Bank­kon­to in Deutsch­land nötig sein könn­te. Viel­leicht reicht aber auch eine Kreditkarte.

sarkytob

sagt:

Ich kann durch­aus erken­nen wie der Kom­men­tar von Mile­na Find­eis zum Arti­kel passt. Die Quint­essenz ist: Kind­le bzw. das Mobi For­mat hat Restrik­tio­nen die den Benut­zer ein­schrän­ken und nimmt damit Bezug auf den Absatz über Tors­ten Ca­si­mir. Das sich die­se Restrik­tio­nen von tech­ni­kaf­fi­nen Men­schen aus­he­beln las­sen, ändert nichts dar­an, dass sie vor­han­den sind.
Ich gehe im übri­gen davon aus, dass Herr Casi­mir die Frei­heit der Wahl des Rea­ders und des Geschäf­tes in dem ich mei­ne Ebooks kau­fe mein­te. Bei Ama­zon muss ich mir ein Kind­le oder die Kind­le App zule­gen um deren ver­kauf­te Ebooks lesen zu kön­nen und muss mei­ne Ebooks bei Ama­zon kau­fen, bei allen ande­ren kann ich jeden belie­bi­gen Rea­der nut­zen (der genau die Fea­tures hat, die mir wich­tig sind) außer halt dem Kind­le und kann mei­ne Ebooks kau­fen wo ich will, außer halt bei Amazon.
Klar ist Ado­be DRM läs­tig, aber ich per­sön­lich hat­te bis­lang noch kei­ne Pro­ble­me damit und ich lese viel. Die Daten die ich damit von mir Preis gebe, wür­de ich auf­grund des geschlos­se­nen Öko­sys­tems auch bei Ama­zon preis­ge­ben, nur der Besit­zer wäre eben ein anderer.

Klar kann ich in vie­len Fäl­len ohne gro­ßen Auf­wand die bei­den For­ma­te inein­an­der umwan­deln aber das ist wohl kaum ein Argu­ment für oder gegen eines der bei­den Systeme.

sagt:

Ich hal­te mich für äußerst tech­ni­kaf­fin und wer­de allein aus beruf­li­chen Grün­den täg­lich mit tech­ni­schen Pro­ble­men kon­fron­tiert und den­noch nervt mich Ado­be DRM jedes­mal aufs Neue. Klar kann man Ado­be DRM geschütz­te Inhal­te auch auf sein Gerät bekom­men, der Auf­wand dafür ist aber (nicht nur) in mei­nen Augen viel zu hoch und das Ver­fah­ren über­aus läs­tig. Ob man sich nun an den einen oder and ande­ren Anbie­ter bin­det, ist letzt­lich ver­mut­lich Geschmacks­sa­che. Ein Anbie­ter der mir das Leben mit DRM schwer macht (was ja auch dazu führt, dass ich die Inhal­te eben nicht auf belie­bi­gen Gerä­ten lesen kann – wo ist da die ange­prie­se­ne Frei­heit?), muss sich nicht wun­dern, wenn ich davon abse­he, sei­ne eBooks zu kaufen.

Ich habe übri­gens zwei eRea­der, einen Sony PRS-T2 und einen Kind­le Paper­white (davor bereits seit 2009 einen Han­von), ich kann Vor- und Nach­tei­le bei­der Gerä­te und deren Infra­struk­tur also durch­aus abwägen.

Da ich eng­lisch­spra­chi­ge Bücher ohne­hin nur noch im Ori­gi­nal lese (die Grün­de hier­für sind viel­fäl­tig: mise­ra­ble Über­set­zun­gen, viel zu teu­er, Auf­tei­lung von Roma­nen in meh­re­re Bücher u.v.a.m.) kom­me ich an Ama­zon ohne­hin nicht vor­bei, denn ich bin nicht bereit, die gro­tes­ken Mond­prei­se zu zah­len, die von deut­schen Anbie­tern auf­ge­ru­fen werden.

Dass man in Prag kei­ne eBooks bei Amazon.de kau­fen kann, dürf­te lizenz­recht­li­che Grün­de haben, ich gehe nicht davon aus, dass Ama­zon das nicht anbie­tet, weil sie nicht dort ver­kau­fen wol­len … Ich kann ja lei­der auch nicht bei Amazon.com mei­ne eBooks einkaufen.

sagt:

Also ich bin Autor und ver­kau­fe nur über Amazon.
Es gibt kei­ne Ein­stell- und kei­ne Jah­res­ge­büh­ren, Man hat mir auch mei­ne 70% Tan­tie­men von eBooks noch nicht gekürzt.

Wie ich mein Buch in den loka­len Buch­lä­den unter­be­kom­me, weiß ich nicht. Ver­la­ge woll­ten es nicht haben. Ama­zon druckt alles, was bestellt wird. Rich­tig gehört – Erst wird bestellt, dann wird gedruckt.
Wenn die Ver­la­ge das anders­her­um machen und des­we­gen hohe Kos­ten und vor allem Risi­ken haben – selbst Schuld.

Wenn das alles stimmt, was Du da schreibst, dann geht das ein­deu­tig gegen die Ver­la­ge ‑nicht gegen die Autoren. Und das ist doch gar nicht so schlimm, denn was machen denn Ver­la­ge schon ?
Einen Lek­tor beschäf­ti­gen, ein Cover-Desi­gnen, ein Buch drucken,
und das Buch zum Händ­ler lie­fern. Die letz­ten 3 Din­ge mach Ama­zon selbst. Ama­zon ist ein direk­ter Kon­kur­rent der Verlage,
heu­te zwar noch Teil der Lie­fer­ket­te und eher nur Händ­ler, aber es über­nimmt mehr und mehr die Funk­tio­nen der Verlage.

Ama­zon ver­sucht even­tu­ell die Ver­la­ge aus dem Geschäft zu drän­gen, damit die Autoren direkt zu ama­zon gehen. 70% bei Ama­zon sind doch schliess­lich bes­ser als 5% beim Ver­lag. Ama­zon wirbt um Autoren, Ver­la­ge wer­ben nicht um Autoren, denen geht man als Autor nur auf die Nerven.

Es ist ein­fach nur eine alt­mo­di­sche Idee, dass man für eine Buch­ver­öf­fent­li­chung einen Ver­lag bräuchte.
Gera­de die hohe Viel­falt an Büchern kann kein loka­ler Buch­händ­ler bieten,die ver­su­chen alle nur von den Best­sel­lern zu leben, Autoren mit 500 Stück Auf­la­ge ste­hen bei kei­nem Händ­ler im Regal, und nie­mand kann die­se sel­te­nen Sachen so schnell lie­fern wie amazon.Buchhändler kön­nen zwar auch bestel­len, aber da muss dann der Kun­de ein zwei­tes Mal in den Laden kommen.

Ich behaup­te mal, das Buch wird über­le­ben, aber das was sich heu­te Buch­bran­che nennt, nicht.

Das The­ma Buch­preis­bin­dung fehlt viel­leicht noch, Wenn ama­zon erst­mal die Prei­se sen­ken dürf­te, wären die loka­len Händ­ler ganz schnell Plei­te. Den gesetz­li­che Schutz des Off­line-Buch­han­dels haben wir schon. Der Preis dafür sind teu­re Bücher. Bei Apo­the­ken ist das ähnlich.

sagt:

Ich hab mich hier auf Phan­ta­News schon oft zur Buch­preis­bin­dung und zur (manch­mal man­gel­haf­ten) Qua­li­tät von Ver­lags­ar­beit geäu­ßert. Ein­fach mal die Suche bemühen.

Ich bin den Publi­kums­ver­la­gen gegen­über ja auch kri­tisch ein­ge­stellt, aber ich den­ke nicht, dass man die obi­ge Kri­tik an den Ver­la­gen so pau­schal sagen kann. Ich ken­ne Klein­ver­la­ge, gera­de aus dem Bereich Phan­tas­tik, die sind mit Herz­blut bei der Sache, geben sich Mühe, mögen ihre Autoren und machen wirk­lich gute Arbeit.

Was die Tan­tie­men bei Ama­zon angeht: ich bin gespannt, wie lan­ge die noch so gut blei­ben. Auch beim Self­pu­bli­shing hat Ama­zon ein unein­hol­ba­res Mono­pol. Und wer ein Mono­pol hat, kann die Prei­se diktieren.

Übri­gens über­nimmt Ama­zon nicht nur Funk­tio­nen der Ver­la­ge, son­dern ist bereits seit län­ge­rer Zeit auch kon­kret als Ver­lag tätig. Auch hier in Deutschland.

Ansons­ten stim­me ich damit über­ein, dass das Ange­bot Ama­zons an die Self­pu­blis­her ein sehr Gutes ist. Was den Buch­druck angeht: das geht auch bei Klein­auf­la­gen in Sachen Autoren­ex­em­pla­re güns­ti­ger als via Crea­teSpace. Ein Bericht zu dem The­ma folgt, wenn ich mei­nen gera­de lau­fen­den Test abge­schlos­sen habe.

sagt:

Die Tan­tie­men sind bei Ama­zon-Crea­teSpace übri­gens nicht fix.
Das Den­ken in Pro­zen­ten muss man ablegen.
Ama­zon macht ein Ange­bot was 1 Stück kos­tet, ganz nach­voll­zieh­bar, ein­fach so nach Sei­ten­an­zahl und danach kann ich mei­nen Preis fest­le­gen. Wenn Ama­zon sagt »kos­tet 6 Euro« dann hab ich natür­lich weni­ger Pro­zen­te, wenn ich für 10 Euro ver­kau­fe, als wenn ich für 49 Euro verkaufe. 

Was Ver­la­ge so leis­ten, weiß ich nicht, die prot­zen nicht gera­de mit Ihrer Leis­tung. Sie hat­ten es bis­her nicht nötig, Ihre Arbeits­leis­tung zu begrün­den und zu recht­fer­ti­gen. 5–10% für den Autor sind üblich – »Das ist über­all so. », »hat sich so ein­ge­bür­gert«. mehr erfährt man nicht.

D.h. ganz egal wel­che Prei­se ama­zon ein­mal fest­legt, es liegt immer im Ermes­sen des Autors, ob er dann den Buch­preis erhöht, d.h. an die Kun­den wei­ter­gibt, was zur Zeit ver­bo­ten ist, oder ob er auf Tan­tie­men verzichtet.

Lei­der fehlt durch die Buch­preis­bin­dung auch die­se Aus­pro­bier­mög­lich­keit die jeder Floh­markt­händ­ler hat »Für 49 Euro kauft es nie­mand, ich ver­su­che es mal für 39 zu ver­kau­fen«. Das ist gesetz­lich verboten.

Die Akzep­tanz solch hoher Prei­se für Fach­bü­cher in klei­nen Stück­zah­len rührt auch nur daher, dass das für einen Ver­lag sehr teu­er zu pro­du­zie­ren ist. Das ein Fach­buch 49 Euro kos­tet, sind die Leu­te gewohnt. Wer weiß wie lan­ge es dau­ert, bis die Leser sich das abgewöhnen .

Lei­der ist von Geset­zes­sei­te da noch wenig Bewe­gung drin.
Es fehlt die Lob­by. Denn der ein­zi­ge der die Self-Publis­her als Orga­ni­sa­ti­on ver­tre­ten könn­te, wäre ama­zon. Hät­te auch nicht gedacht, das ich mal sage, dass in Ber­lin noch Lob­by­is­ten fehlen.

sagt:

Ach, es gibt im Bereich Self­pu­bli­shing bereits diver­se Platt­for­men, die sich als Alter­na­ti­ve gerie­ren. Ich habe eine Men­ge davon unter­sucht und muss­te fest­stel­len, dass sie alle Nach­tei­le haben und kei­ne davon der­art vie­le Vor­tei­le bie­tet wie Amazon.

Ich fin­de den Ansatz von log.os aber sehr anspre­chend und wün­sche viel Glück. Im Moment ist da aber noch nicht abzu­se­hen, wie schnell es zu Pot­te kommt. Das kann ja noch Jah­re dauern.

sagt:

Groß­ar­ti­ger Arti­kel! Chapeau!

Die Bücher- und Ver­lags-Bran­che ist weder kun­den- noch autoren­freund­lich. Oder wie soll man es sonst nen­nen, wenn man erfährt, dass ein­ge­sand­te Manu­skript von Ver­lags­prak­ti­kan­ten unge­le­sen in den Papier­korb beför­dert wer­den? Es sei denn, man hat einen eng­lisch ange­hauch­ten Namen und war im eng­lisch­spra­chi­gen Aus­land mit sei­nem Werk bereits erfolg­reich. Auf die­sen Zug springt man ganz ger­ne auf!

Die Ver­la­ge maßen sich an, zu ent­schei­den, was der Leser lesen soll, bzw. möch­te und was nicht. Und dann wun­dern sie sich und jau­len auf, wenn sowohl Autoren als auch Leser sich an den bösen Mono­po­lis­ten wenden.

Was bleibt einem als Autor denn ande­res übrig, als zu Ama­zon zu gehen, wenn einem mit so wenig Wert­schät­zung begeg­net wird?

Herz­li­che Grüße,
Sybille

sagt:

Etwas spät gele­sen, sor­ry, aber den­noch dan­ke und ein gro­ßes Lob für die Gegen­be­we­gung: Natür­lich ist Ama­zon kein Hei­li­ger, doch die haben ihre Metho­den nur von den Ver­lags­häu­sern gelernt.

Zitat:
Wenn man sich den Wün­schen der Ket­te nicht un­ter­warf, dann wur­den Bü­cher halt in der Be­sen­kam­mer ne­ben dem Not­aus­gang aus­ge­stellt, statt auf pro­mi­nent plat­zier­ten Tischen.

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