Vergabedauer von eBook-Rechten: Verlage auch bei diesem Thema evolutionsresistent
Hintergrund der Diskussionen ist eine Besonderheit des elektronischen Publizierens: Bei gedruckten Büchern fallen die Rechte an den Autor zurück, wenn sein Buch nicht mehr lieferbar ist. Ein elektronisches Buch bleibt dagegen theoretisch unbegrenzt lieferbar. Für Autoren kann es aber durchaus interessant sein, die E‑Book-Rechte nach einiger Zeit neu vergeben zu können.
Natürlich möchte der Schriftstellerverband VS es zur Regel machen, dass Rechte für elektronische Publikationen nur zeitlich begrenzt an die Verlage vergeben werden sollen. Denn ein eBook kann per definitionem nie ausverkauft sein. Bei einem Medium, das sich aktuell in einem derartigen Wandel befindet wie das eBook, kann es sein, dass sich die Gegebenheiten innerhalb kürzester Zeit wandeln, so dass einem Autor Nachteile durch die langfristige Bindung an einen Verlag erwachsen.
Die großen Verlage stellen sich jedoch stur und wollen unbedingt unbefristete Nutzungsrechte, die Verhandlungen drohen deswegen zu scheitern. Ich frage mich, was die Verantwortlichen bei den Verlagen für Drogen nehmen? Gerade Autoren, die bereits verlegt und bekannt sind, können doch ihre Werke völlig problemlos selbst verlegen? Die glauben ernsthaft immer noch, dass sie das einzige Tor zum Leser seien und gerieren sich wie Literatur-Großgrundbesitzer gegenüber ihren baumwollpflückenden Schreibsklaven. Ich hoffe wirklich, der Schriftstellerverband bleibt hart und führt den evolutionsresistenten Verlagen ihre Forderung mit Nachdruck an geeigneter dunkler Stelle ein. Allerdings ist VS ein Teil von ver.di, und denen kann man nach meinen Erfahrungen nicht so weit trauen, wie ich einen Verleger werfen kann …