Verkäufe

Die »kein Schwein kauft mehr eBooks«-Lüge

Es geht in den letz­ten Tagen durch den vir­tu­el­len Blät­ter­wald und auch in Deutsch­land wer­den die angeb­li­chen Ver­kaufs­ein­brü­che beim eBook von bestimm­ten Prot­ago­nis­ten gern auf­ge­nom­men und freu­de­strah­lend ver­brei­tet. Denn tat­säch­lich hält man ins­be­son­de­re bei gro­ßen Ver­la­gen eher nichts von den digi­ta­len Buch­va­ri­an­ten, kan­ni­ba­li­sie­ren die­se doch angeb­lich die Tot­holz­ver­käu­fe. Und über­haupt: Da sind die­se undank­ba­ren Leser noch nicht mal bereit, die ange­sag­ten Mond­prei­se für Elek­tro­bü­cher zu zah­len.

Des­we­gen ver­brei­tet man die Zah­len gern und freut sich dar­über, dass angeb­lich die Men­ge an ver­kauf­ten und gele­se­nen eBooks zurück­geht.

Doch tat­säch­lich lügt man sich (und ande­ren) ein­fach mal in die Tasche, denn den genann­ten Zah­len fehlt es an Sub­stanz – wenn man die Rea­li­tä­ten betrach­tet, sieht das ganz anders aus.

Jan Tiß­ler betrach­tet das Sze­na­rio in einem Arti­kel auf Medi­um – und kommt zu ganz ande­ren Schlüs­sen, als sie von Buch­bran­che und Qua­li­täts­me­di­en kol­por­tiert wer­den. Über­aus lesens­wert. Und im Prin­zip ja ganz ähn­lich wie das, was ich hier schon lan­ge sage: Dass die Sta­tis­ti­ken der Prot­ago­nis­ten der Buch­bran­che nicht die Rea­li­tät abbil­den, son­dern nur einen klei­nen Aus­schnitt davon. Und des­we­gen soll­te man deren Absatz­zah­len äußerst skep­tisch betrach­ten – und mal dar­über nach­den­ken, war­um sie eBooks so gern für tot erklä­ren möch­ten …

Dank an Kris­ti­an Köhn­topp fürs Fin­den.

p.s.: Ergän­zend inter­es­sant dazu die Sta­tis­ti­ken für die Jah­re 2014 bis 2016 auf aut​ho​rear​nings​.com und der Text im digi­tal­pu­bli­shin­gre­port (ab Sei­te 7), der sich auf Zah­len von Hugh How­ey und »Data Guy« bezieht.

eBook-Anteil bei Bestsellern bis 30 Prozent

Der Buch­re­port mel­det in einem News­ar­ti­kel, dass der Anteil der eBooks am Gesamt­markt in Deutsch­land nach wie vor rela­tiv gering ist und angeb­lich (es feh­len hier­zu kon­kre­te Quel­len, es wer­den nur »Schät­zun­gen von Media Con­trol« genannt) bei ca. 2%  liegt.

Inter­es­sant ist dabei aller­dings, dass das bei Best­sel­lern anders aus­sieht, hier wer­den deut­lich höhe­re Antei­le erreicht. Ran­dom House (Ber­tels­mann) nennt einen Anteil von je nach Titel 3,5 bis 12%. Bas­tei-Lueb­be spricht sogar davon, dass der eBook-Anteil bei die­sen Büchern stel­len­wei­se bei bis zu 30 % liegt. Beson­ders inter­es­sant mei­ner Ansicht nach hier die Aus­sa­ge, dass:

»Bücher, die im Print­be­reich hin­ter den Erwar­tun­gen zurück­blie­ben, digi­tal wun­der­bar funk­tio­nie­ren«

Das deu­tet offen­bar dar­auf hin, dass das Kauf­ver­hal­ten des eBook-Lesers von dem­je­ni­gen des Print­buch­nut­zers deut­lich abweicht. Für mich ist das aller­dings kei­ne wirk­li­che Über­ra­schung. Zudem hat­te Bas­tei-Lueb­be eine Art »eBook-Offen­si­ve« gestar­tet, die allein schon zu höhe­ren Absät­zen füh­ren dürf­te.

Wirk­lich inter­es­sant wäre gewe­sen, wenn man die Print­buch­ver­käu­fe der Best­sel­ler in Rela­ti­on zum Gesamt­markt gestellt hät­te, um Ver­gleichs­wer­te zu haben. Ohne die­se Anga­ben ste­hen die Zah­len ziem­lich allein auf wei­ter Flur. Den­noch kann man zumin­dest bei Best­sel­lern die Aus­sa­ge, dass eBooks ein Nischen­markt sind, nicht mehr hal­ten.

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Bild Buch und eRea­der von mir, CC BY-NC-SA

Buchabsatz in Großbritannien: nur Phantastik verkauft sich gleichbleibend gut

Die bri­ti­sche Sei­te »The Book­sel­ler« berich­tet über die Ver­käu­fe gedruck­ter Bücher im König­reich. Dabei bricht der Absatz offen­bar dras­tisch ein. Laut Niel­sen Book­Scan ging der Umsatz im August im Ver­gleich zum Vor­mo­nat um 4% zurück, im Ver­gleich zum glei­chen Monat im Vor­jahr um 8%. Die Ver­käu­fe phy­sisch vor­han­de­ner Bücher (im Gegen­satz zum eBook) sin­ken bestän­dig und die­ser Trend stei­gert sich unauf­halt­sam. Die Bran­che in Groß­bri­tan­ni­en spricht vom »Kind­le Sum­mer«. Es han­delt sich um die nied­rigs­ten Ver­kaufs­zah­len der letz­ten sie­ben Jah­re.

Inter­es­san­ter­wei­se ist ein Gen­re davon aus­ge­nom­men: die Phan­tas­tik. Book­sel­ler nennt kon­kret »Sci­ence Fic­tion und Fan­ta­sy«, bei denen Umsatz­zu­wäch­se im Ver­gleich zum Vor­mo­nat und zum Vor­jahr zu ver­zeich­nen sind und bei denen die Ver­kaufs­zah­len bestän­dig stei­gen. Unter ande­rem führt man das auf die unge­bro­che­ne Popu­la­ri­tät von Geor­ge R. R. Mar­tins Rei­he A SONG OF ICE AND FIRE zurück, hier dürf­te auch die Fern­seh­se­rie das ihre getan haben.

Ich fin­de es über­aus inter­es­sant, dass gera­de der Leser und die Lese­rin von SF & Fan­ta­sy in Groß­bri­tan­ni­en offen­bar eher auf bedruck­tes Papier zurück greift, als auf eBooks, das hät­te ich gera­de umge­kehrt ver­mu­tet. Hier­zu­lan­de soll­te man die Popu­la­ri­tät des Gen­res in der Bran­che Groß­bri­tan­ni­ens viel­leicht zur Kennt­nis neh­men… Natur­ge­mäß ist die Phan­tas­tik-Band­brei­te in eng­lisch spre­chen­den Län­dern natür­lich viel grö­ßer als hier­zu­lan­de, wo Tür­wäch­ter in den Ver­la­gen ent­schei­den, was über­setzt wird und auf den Markt kommt.

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Bild »Büche­rei« von ade­si­gna auf flickr, CC-BY-NC-SA

…und mal wieder ein Rekord für AVATAR

Poster Avatar

Ich weiß, die Berich­te über Rekor­de im Zusam­men­hang mit Came­rons Block­bus­ter nut­zen sich lang­sam ein wenig ab und ich gelo­be Bes­se­rung. Den­noch woll­te ich es mir nicht meh­men las­sen, dar­auf hin­zu­wei­sen, dass in den USA seit dem Erst­ver­kaufs­tag von AVATAR auf Sil­ber­schei­be am letz­ten Don­ners­tag mehr als 6,7 Mil­lio­nen Exem­pla­re abge­setzt wur­den; 2,7 Mil­lio­nen davon waren Blu-Rays – damit ist das die best­ver­kauf­te Blu-Ray aller Zei­ten (was noch nicht viel bedeu­tet, denn so lan­ge gibt es das Medi­um noch nicht).

Der bis­lang best­ver­kauf­te Film auf Sil­ber­schei­be war DARK KNIGHT, der brach­te es am Erst­ver­kaufs­tag auf 2.7 Mil­lio­nen Ein­hei­ten, AVATAR schaff­te in die­sem Zeit­raum 3.2 Mil­lio­nen.

Der bis­he­ri­ger Ver­kaufs­er­lös der AVA­TAR-Sil­ber­lin­ge beläuft sich auf 130 Mil­lio­nen Dol­lar.

Das zeigt zwei­er­lei: zum einen wer­den erfolg­rei­che und gut gemach­te Fil­me offen­bar auch gekauft. Zum ande­ren fragt man sich, ob noch nicht durch­ge­si­ckert ist, dass der Film in einer erwei­ter­ten Fas­sung im August noch­mals in die Kinos kommt, oder ob das den Kun­den egal ist? Aber ich hab gut reden, ich habe ihn mir ja auch sofort bestellt, denn das Ama­zon-Ange­bot war mit EUR 7,89 für die DVD her­aus­for­dernd gut…

Kino­pla­kat AVATAR Copy­right 2009 20th Cen­tu­ry Fox

Creative Commons License

Amazon und die eBooks

Kindle

Es ging als Rau­schen durch den vir­tu­el­len Blät­ter­wald: Online-Ver­sen­der und Kind­le-Mut­ter Ama­zon ver­kün­de­te, am ers­ten Weih­nachts­tag erst­mals mehr eBooks ver­kauft zu haben, als gedruck­te Bücher. Ist das tat­säch­lich so eine Sen­sa­ti­on, wie allent­hal­ben kol­por­tiert?

Ich den­ke nein, denn Ama­zon mel­det wei­ter­hin, die ver­schie­de­nen Kind­le-Inkar­na­tio­nen sei­en das meist­ver­schenk­te (!) elek­tro­ni­sche Gerät zu die­sem Weih­nachts­fest gewe­sen. Das ist auch die eigent­lich inter­es­san­te Nach­richt, dar­aus erge­ben sich auch die erstaun­li­chen eBook-Zugriffs­zah­len zum ers­ten Fei­er­tag eigent­lich auto­ma­tisch: an dem wird in den USA näm­lich tra­di­tio­nell Weih­nach­ten gefei­ert und wenn ein eRea­der unter dem Baum liegt, möch­te man natür­lich auch gleich mal die Down­load-Funk­tio­na­li­tät aus­pro­bie­ren. Die­ser Fakt dürf­te für den Boom in Sachen angeb­lich gekauf­ter eBooks bei Ama­zon der Grund sein. Man muss dem Online-Ver­sen­der die­se gan­zen Zah­len auch erst­mal abkau­fen, denn selbst­ver­ständ­lich legt man sei­ne Ver­käu­fe nicht offen und somit blei­ben die voll­mun­di­gen Mel­dun­gen erst ein­mal Mar­ke­ting und man soll­te sie mit Vor­sicht genie­ßen.

Außer­dem wur­de eben­falls gemel­det, dass es sich beim fei­er­täg­li­chen eBook-Boom mit­nich­ten um tat­säch­lich ver­kauf­te Bücher han­deln könn­te, denn haupt­säch­lich kos­ten­lo­se eBooks ste­hen bei Ama­zon an der Spit­ze der Down­load-Charts. Das wie­der­um bestä­tigt mei­ne obi­ge The­se, wie die Down­load-Spit­ze am 25.12. ent­stan­den sein könn­te…

Bild: Kind­le, Copy­right Ama­zon

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