Die größte Gefahr für das Internet in Deutschland sind ahnungslose Richter und Politiker

BunÂdesÂreÂgieÂrung und Co. tun sich in letzÂter Zeit damit herÂvor, dass man NetzÂinÂfraÂstrukÂtuÂren gegen »Cyber«-Angriffe schĂĽtÂzen mĂĽsÂse (kleiÂner EinÂschub: jeder der den Begriff »Cyber« im ZusamÂmenÂhang mit NetzÂtheÂmen verÂwenÂdet, demonsÂtriert, dass er keiÂnerÂlei fachÂliÂche Ahnung hat, und nur sinnÂentÂleerÂte BuzÂzwords verÂwenÂdet). Da soll es »schnelÂle EinÂgreifÂtrupÂpen« geben, zusamÂmenÂgeÂstellt aus »SpeÂziaÂlisÂten«, die aus FirÂmen rekruÂtiert werÂden solÂlen.
TatÂsächÂlich muss man allerÂdings festÂstelÂlen, dass ahnungsÂloÂse RichÂter, die sich offenÂbar das InterÂnet ausÂdruÂcken lasÂsen, aber deren UrteiÂle durch keiÂnerÂlei SachÂkenntÂnis getrĂĽbt sind, eine viel gröÂĂźeÂre Gefahr fĂĽr das InterÂnet in DeutschÂland darÂstelÂlen, als irgendÂwelÂche mehr oder weniÂger einÂgeÂbilÂdeÂten »Cyber-BedroÂhunÂgen«. Das berĂĽchÂtigÂte LG HamÂburg hat mal wieÂder einen rausÂgeÂhauÂen, da wird einem schlecht. Es bestäÂtigÂte einen urheÂberÂrechtÂliÂchen VerÂstoĂź alleiÂne durch die LinkÂsetÂzung auf eine SeiÂte, wo ein Bild nicht in der durch die CreaÂtiÂve ComÂmons-Lizenz gewĂĽnschÂten Form wieÂderÂgeÂgeÂben worÂden war. Noch mal ganz klar: Es wurÂde also nicht das Bild selbst einÂgeÂbunÂden, sonÂdern nur auf die SeiÂte verÂlinkt.
DanÂke, LG HamÂburg, da könÂnen wir das InterÂnet auch gleich ganz abschalÂten, denn die VerÂlinÂkung von InhalÂten ist DER zenÂtraÂle Punkt im Netz, darÂauf beruht es (und nicht etwa auf WerÂbeÂeinÂblenÂdunÂgen, KatÂzenÂbilÂdern, oder UrheÂberÂrechtsÂabÂzoÂcke).
Das Urteil lässt zudem viel mehr FraÂgen offen, als es klärt. GelÂten nur direkÂte Links, oder auch indiÂrekÂte? Sprich: Wenn ich eine HomeÂpage verÂlinÂke, aber auf einer UnterÂseiÂte ein proÂbleÂmaÂtiÂsches Bild steht, ist das dann abmahnÂbar? Wie soll man sich dageÂgen schĂĽtÂzen, dass InhalÂte auf SeiÂten verÂänÂdert werÂden, aber behaupÂtet wird »das war da schon immer!«?
NeuÂes AbmahnÂmoÂdell: Ich setÂze vollÂkomÂmen harmÂloÂse InhalÂte auf eine WebÂseiÂte und brinÂge DritÂte dazu, dieÂse zu verÂlinÂken. OptiÂmaÂlerÂweiÂse DritÂte, die irgendÂeiÂne Art von WerÂbung auf ihrer SeiÂte haben (da reicht schon ein PartÂnerÂlink zu AmaÂzon), damit die verÂlinÂkenÂde SeiÂte als »im weiÂtesÂten SinÂne geschäftsÂmäÂĂźig« gelÂten kann. Wenn ich ordentÂlich Links habe, stelÂle ich ein angebÂlich widerÂrechtÂlich verÂwenÂdeÂtes Bild dort ein und mache mit AbmahÂnunÂgen groĂź KasÂse.
Was ist mit SuchÂmaÂschiÂnen, die autoÂmaÂtiÂsiert auf InhalÂte verÂlinÂken? Was ist mit WerÂbeÂbanÂnern, die von entÂspreÂchenÂden SerÂvern komÂmen und autoÂmaÂtiÂsiert einÂgeÂblenÂdet werÂden?
Das Urteil betrifft ĂĽbriÂgens selbstÂverÂständÂlich auch Links auf und von soziaÂlen MediÂen wie FaceÂbook, GoogÂle+ oder TwitÂter, das gilt insÂbeÂsonÂdeÂre fĂĽr FreiÂbeÂrufÂler, oder fĂĽr gemischt berufÂlich und priÂvat genutzÂte ProÂfiÂle.
Man weiĂź gar nicht, wo man damit anfanÂgen soll zu erkläÂren, warÂum dieÂses Urteil nicht das GeringsÂte mit der ReaÂliÂtät im Web zu tun hat, und brandÂgeÂfährÂlich fĂĽr all jene ist, die InhalÂte online stelÂlen. Das bedroht die FreiÂheit und MeiÂnungsÂfreiÂheit im Netz – und das ist keiÂnesÂwegs ĂĽberÂtrieÂben. MeiÂner Ansicht nach ist das Urteil sogar ein klaÂrer VerÂstoĂź gegen die GrundÂrechÂte. Zudem wird hier ein zenÂtraÂler MechaÂnisÂmus des Web auf dem Altar völÂlig verÂalÂteÂter UrheÂberÂrechÂte geopÂfert, deren NovelÂlieÂrung an der LobÂbyÂarÂbeit der VerÂwerÂter und wilÂliÂgen, klepÂtoÂkraÂtiÂschen PoliÂtiÂkern scheiÂtert. Wäre es anders, hätÂten wir schon längst eine fair-use-KlauÂsel.
Mehr InforÂmaÂtioÂnen dazu, und das auch noch von fachÂliÂcher KomÂpeÂtenz hinÂterÂfĂĽtÂtert, die ich nicht habe, da ich kein Jurist bin, finÂdet man in einem ArtiÂkel von RechtsÂanÂwalt SchwenÂke.
Ich kann nur hofÂfen, dass sich irgendÂjeÂmand, beiÂspielsÂweiÂse HeiÂse, des TheÂmas annimmt, und es durch die InstanÂzen streiÂtet. Bis dahin freuÂen sich die Abmahn-AbzoÂcker ĂĽber die hĂĽbÂsche, richÂterÂlich geschafÂfeÂne, EinÂnahÂmeÂquelÂle.
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