Enshittification: Unity Edition

Enshittification: Unity Edition

»Ens­hit­ti­fi­ca­ti­on« ist ein vom Web- und Urhe­ber­rechts-Akti­vis­ten Cory Doc­to­row gepräg­ter Begriff. Der beschreibt, wie Tech-Fir­men lock-in-Effek­te nut­zen, um die Nut­zer an ihre Platt­form zu bin­den, qua­si-Mono­po­le zu erschaf­fen und dann die Dau­men­schrau­ben anzu­zie­hen, die Ser­vice­qua­li­tät zu ver­schlech­tern oder plötz­lich Gebüh­ren zu ver­lan­gen oder zu erhö­hen. Ein Para­de­bei­spiel hier­für ist Face­book, das immer schlim­mer und unbe­nutz­ba­rer wird, aber auf­grund der Tat­sa­che, dass alle Freun­de es nut­zen und man Kon­tak­te und Grup­pen ver­lie­ren wür­de, blie­ben sogar Nut­zer dort, die es eigent­lich has­sen. Ein ande­res Bei­spiel wären Fir­men wie Ado­be oder Maxon, die ein qua­si-Mono­pol auf­bau­en und dann ihre Nut­zer in kun­den­feind­li­che Abo­mo­del­le zwin­gen, die deut­lich teu­rer sind, als der Ver­kauf der Software.

Auf­tritt Unity. Unity ist eine Game Engi­ne, also Soft­ware, mit der man Spie­le erschaf­fen kann. Bis­her waren die Bedin­gun­gen zu denen man das tun konn­te, recht ent­spannt, es gab eine kos­ten­lo­se Ver­si­on, bei der man erst ober­halb einer gewis­sen Ein­nah­me­schwel­le Lizenz­ge­büh­ren zah­len muss­te, es gab auch Pro-Stu­fen die bei­spiels­wei­se 400 Dol­lar im Jahr gekos­tet haben, das kann sich auch ein klei­nes Indie-Stu­dio, oder ein Ein­zel-Ent­wick­ler leisten.

Jetzt hat Unity ange­kün­digt, dass ab dem 1. Janu­ar 2024 pro Instal­la­ti­on bezahlt wer­den muss (erst hieß es »pro Down­load«, dazu kom­men wir gleich noch). Und natür­lich sind die­se Zwangs­ab­ga­ben gestaf­felt, je weni­ger Spie­le man absetzt, des­to mehr kos­tet jede Instal­la­ti­on – und dazu kom­men gege­be­nen­falls auch noch zusätz­li­che Gebüh­ren, abhän­gig vom Umsatz (!). Das wür­de Unity gigan­tisch mehr Geld in die Kas­sen spü­len, als das alte Modell. Nach dem neu­en Modell müss­te ein Ent­wick­ler der bis­her 400 Dol­lar im Jahr für die bezahl­te Fas­sung auf den Tisch legen muss­te bei­spiels­wei­se geschätz­te 2000 Dol­lar an Unity überweisen.

Und es ist die klas­si­sche Ens­hit­ti­fi­ca­ti­on-Stra­te­gie: Bie­te dein Pro­dukt kos­ten­los an, bis es zu einem de fac­to-Stan­dard wird und dann zieh die Dau­men­schrau­ben an, wohl wis­sen, dass Ent­wick­ler, die auf Unity gesetzt haben, erst eine ande­re Engi­ne ler­nen müss­ten, oder mit­ten im Ent­wick­lungs­pro­zess auf eine ande­re Engi­ne umstei­gen müss­ten. Und nie­mand weiß, ob Unre­al (die ande­re AAA-Engi­ne auf dem Markt) nicht dem­nächst mit einer ähn­li­chen Num­mer aus der Höh­le kommt.

Das wirft natür­lich hau­fen­wei­se Fra­gen und Pro­ble­me auf, unter ande­rem, was mit Demo-Down­loads ist, was mit Game Pas­ses ist, was mit kos­ten­lo­sen Spie­len ist (in Unity rea­li­sier­te kos­ten­lo­se Spie­le gibt es bei­spiels­wei­se auf itch.io wie Sand am Meer). Wie die Instal­la­tio­nen genau fest­ge­stellt wer­den wol­len (ver­mut­lich soll Unity ab die­sem Zeit­punkt jede Instal­la­ti­on nach Hau­se tele­fo­nie­ren, was auch Daten­schutz­fra­gen aufwirft).

Spiel­ent­wick­ler auf der gan­zen Welt sind nach­voll­zieh­ba­rer­wei­se auf­ge­bracht und pro­tes­tie­ren gegen das neue Modell. Nach Pro­tes­ten ist Unity auch bereits in Tei­len zurück­ge­ru­dert und es soll nicht mehr pro Down­load gezahlt wer­den, wie ursprüng­lich geplant, son­dern pro Instal­la­ti­on. Man hat­te dar­auf hin­ge­wie­sen, dass bös­wil­li­ge Prot­ago­nis­ten Spie­le zig­tau­send­fach her­un­ter laden könn­ten, um Ent­wick­ler zu scha­den. Auch Spie­le in Pake­ten wie Hum­ble Bund­les sol­len von den Gebüh­ren aus­ge­nom­men blei­ben, gaben Ver­tre­ter von Unity an. Dabei ist immer noch völ­lig unklar wie Unity bei­spiels­wei­se eine Instal­la­ti­on von einer Down­load­platt­form oder von itch.io von einer Instal­la­ti­on nach dem Kauf eines Hum­ble Bund­le unter­schei­den will. Man kann befürch­ten, dass Unity hier eine mas­si­ve Über­wa­chungs­in­fra­struk­tur instal­lie­ren will, um her­aus­zu­fin­den, wie oft in der Engi­ne rea­li­sier­te Games instal­liert wer­den. Und wie sol­len die Entwickler°Innen die Recht­mä­ßig­keit der von Unity erho­be­nen Gebüh­ren über alle denk­ba­ren Platt­for­men kon­trol­lie­ren kön­nen? Das ist qua­si unmöglich.

Man hat als Ent­wick­ler­stu­dio oder Solo-Ent­wick­ler auch kei­ne Chan­ce, dem zu ent­kom­men. Man muss zwar kei­ne Gebüh­ren für ver­gan­ge­ne Jah­re zah­len, aber auch für bereits exis­tie­ren­de Spie­le wer­den am dem 1. Janu­ar 2024 die­se Gebüh­ren fäl­lig. Weil sie es kön­nen und weil die Ent­wick­ler nichts dage­gen tun können.

Ganz klas­si­scher Ens­hit­ti­fi­ca­ti­on-Plot. Der sicher­lich auch damit zu tun hat, dass der ehe­ma­li­ge Elec­tro­nic Arts-Mana­ger John Ric­ci­ti­el­lo, der für sei­ne frag­wür­di­gen, kun­den­feind­li­chen Ent­schei­dun­gen und mie­se Art zu agie­ren bekannt wur­de, zum Unity-Chef gewor­den ist. Der hat­te in der Ver­gan­gen­heit sol­che sym­pa­thi­schen Din­ge von sich gege­ben, wie dass Ent­wick­ler, die nicht auf Mone­ta­ri­sie­rung set­zen, »fuck­ing idi­ots« sei­en. Allein dar­an sieht man schon, was das für eine skru­pel­lo­se, unsym­pa­thi­sche Figur ist.

Es dürf­te über­aus span­nend sein zu sehen, was jetzt pas­sie­ren wird, wie groß die Pro­tes­te gegen die­se äußerst mie­se Akti­on von Unity wer­den und was die Kon­se­quen­zen dar­aus sind. Mit Sicher­heit wird das Open Source Engi­nes wie Godot ganz erheb­li­chen Vor­schub leis­ten. Ich gehe aber auch davon aus, dass Entwickler°Innen gegen Unity kla­gen wer­den, um die­se Ens­hit­ti­fi­ca­ti­on der Game-Engi­ne zu ver­hin­dern, denn man darf zumin­dest mal in Fra­ge stel­len, ob die Ände­rung der Lizenz­be­din­gun­gen für bereits exis­tie­ren­de Spie­le über­haupt rech­tens ist.

Ich habe die kos­ten­lo­se Fas­sung der Game-Engi­ne Unity auf mei­ner Fest­plat­te zumin­dest soeben deinstalliert.

Ich gehe davon aus, dass sich Unity mit die­ser mie­sen Akti­on kei­nen Gefal­len tut und auf den abstei­gen­den Ast kom­men wird. Und das nach­dem sie ohne­hin Pro­ble­me damit hat­ten, dass immer weni­ger Ent­wick­ler ihre Platt­form nutz­ten. Wenn das die Maß­nah­me war, um den Inves­to­ren wie­der mehr Geld zu ver­schaf­fen, könn­te das schwer ins Auge gehen. Und das soll­te es auch.

Wei­te­re Arti­kel zu dem The­ma, die sich aus­führ­li­cher damit befas­sen (in eng­li­scher Sprache):

https://www.theverge.com/2023/9/12/23870547/unit-price-change-game-development

https://www.polygon.com/23870247/unity-engine-pricing-model-install-fee

https://www.ign.com/articles/why-unitys-new-install-fees-are-spurring-massive-backlash-among-game-developers

https://www.esports.net/news/industry/unity-pricing-structure/

https://www.theguardian.com/games/2023/sep/12/unity-engine-fees-backlash-response

https://kotaku.com/unity-engine-subscription-cost-unreal-godot-indie-dev-1850831032

Logo Unity und Preis­lis­te Copy­right Unity

THE ELDER SCROLLS ONLINE – ein erster Blick aufs MMO

Das Video mit dem Titel »An Intro­duc­tion To  THE ELDER SCROLLS ONLINE« führt in Form einer Doku­men­ta­ti­on in das von Fans sehn­lich erwar­te­te MMO ein. Die Zen­iMax-Ent­wick­ler schreiben:

Check out our first video of The Elder Scrolls Online — a docu­men­ta­ry-style intro­duc­tion to the game, pre­sen­ted by mem­bers of The Elder Scrolls Online Deve­lo­p­ment Team. This video covers the basics of ESO, inclu­ding a first look at the game’s Elder Scrolls-style com­bat sys­tem, mas­si­ve PvP batt­les, Mega­ser­ver tech­no­lo­gy, explo­ra­ti­on-based con­tent, and much more.

Das Video ist mög­li­cher­wei­se für Per­so­nen irgend­ei­nes Alters nicht geeignet.

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Wuppertaler Studio SilentFuture übernimmt EARTHRISE

Das Open Word- & Sand­box-MMO EARTHRISE hat­te offen­bar nicht hin­rei­chend Spie­ler über­zeu­gen kön­nen und wur­de, statt des ursprüng­li­chen Plans, es auf ein f2p-Modell umzu­stel­len, am 9. Febru­ar die­sen Jah­res vom bul­ga­ri­schen Betrei­ber Mas­thead Stu­di­os ein­ge­stellt. Mas­thead-Chef Ata­na­sov ent­schul­dig­te sich bei den Spie­lern für die Abschal­tung und eben­so dafür, dass EARTHRISE offen­sicht­lich zu früh gestar­tet wor­den war und noch unter diver­sen Kin­der­krank­hei­ten litt (ein Pro­blem, das nicht weni­ge MMOs, auch »gro­ße«, tei­len). Das ist natür­lich ins­be­son­de­re bei Sand­box-MMOs pro­ble­ma­tisch, denn die sind selbst­ver­ständ­lich bereits in Sachen Kon­zep­ti­on und Pro­gram­mie­rung weit­aus kom­ple­xer als rei­ne Themepark-Spiele.

Das Wup­per­ta­ler Ent­wick­ler­stu­dio Silent­Fu­ture hat ges­tern ver­kün­det, dass man die Rech­te an EARTHRISE erwor­ben hat und das Spiel in einer über­ar­bei­te­ten und erwei­ter­ten Fas­sung im vier­ten Quar­tal 2012 erneut auf den Markt brin­gen möch­te. Dabei will man dem MMO nicht nur ein »Face­lif­ting« ver­pas­sen, son­dern auch diver­se Aspek­te beim Game­play und der ver­wen­de­ten Tech­no­lo­gie ver­än­dern. Auch die Hin­ter­grund­ge­schich­te wird eine neue wer­den: statt in einer Post­apo­ka­lyp­se zu spie­len, han­delt die neue Fas­sung wäh­rend die­ser Kata­stro­phe. Als eines der vor­dring­lichs­ten Zie­le der Ent­wick­ler wird zudem genannt, die beim Betrieb von EARTHRISE äußerst pro­ble­ma­ti­schen Lag­pro­ble­me durch Opti­mie­run­gen des Ser­ver­codes zu besei­ti­gen. Das Spiel wird als free-to-play-Ver­si­on erneut auf den Markt kommen.

Man darf auf die neue Ver­si­on aus Wup­per­tal gespannt sein! Ich wer­de berichten.

Creative Commons License

Cover EARTHRISE Copy­right Mas­thead & SilentFuture

PRIME: BATTLE FOR DOMINUS Gameplay Videos

Vor­ges­tern habe ich das neue SF-MMO PRIME: BATTLE FOR DOMINUS erst­mals hier auf Phan­ta­News vor­ge­stellt, heu­te gibt es zwei erklä­ren­de Vide­os der Ent­wick­ler von Pitchblack, die auf Cha­rak­ter­er­stel­lung und grund­le­gen­des Game­play ein­ge­hen. Dem Ver­neh­men nach (näm­lich weil‘s am Video steht) liegt der Schwer­punkt des Spiels auf PvP.

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