Ich hatte in diesem Jahr gar nicht darüber berichtet, dass schon wieder mal anlässlich der Leipziger Buchmesse die Cosplayer-Sau durchs virtuelle Dorf getrieben wurde. Mal wieder hatte irgendein Honk postuliert, dass die Cosplayer auf der seriösen Messe nichts zu suchen hätten. Und überhaupt! Ich hatte diesmal deswegen nicht berichtet, weil ich das Ganze inzwischen für einen müden PR-Stunt halte, um ins Gespräch zu kommen.
Doch jetzt bleibt mir doch mal wieder die Spucke weg. Auf der einen Seite schwadronieren die Messeveranstalter darüber, dass sie selbstverständlich wegen der Meinungsfreiheit (!!!einself!1!) auch rechte Verlage auf der Leipziger Messe zulassen müssen. Darüber kann man jetzt trefflich diskutieren, letztlich kann man davon ausgehen, dass man auf die Einnahme der horrenden Standgebühren auch von den Rechten einfach nicht verzichten möchte. Meinungsfreiheit ist aber natürlich ein viel positiver wirkender Grund, als »wir wollen Kohle generieren«. Wie gesagt: Darüber kann man diskutieren, es gibt eine Menge Für und Wider, und Meinungsfreiheit ist tatsächlich ein hohes Gut.
Während man mit den Rechten also offenbar kein Problem hat, hält es der Messeveranstalter und halten es dessen Erfüllungsgehilfen allerdings offenbar für notwendig und völlig normal, Cosplayer auf unfassbar dumme und unverschämte Art zu drangsalieren. Klar: die Wahrscheinlichkeit dass die sich wehren ist natürlich erheblich geringer als bei rechten Protagonisten, da weiß man nicht zuletzt seit der Buchmesse Frankfurt, dass die auch gern mal die Fäuste sprechen lassen. Vielleicht hat der eingesetzte Sicherheitsdienst davor Angst und schikaniert stattdessen lieber völlig harmlose Cosplayer?
Worüber ich hier rede? Über einen Erfahrungsbericht von Elise O. (Name auf Wunsch der Person geändert, Anm. d. Red.) auf Teilzeithelden.de, der mich fassungslos gemacht hat, und den man sich dringend mal durchlesen sollte. (Edit 25.01.2021: Auf Wunsch der genannten Person wurde der Artikel auf Teilzeithelden entfernt, deswegen musste ich auch hier den Link entfernen, man findet Informationen worum es ging bei hallespektrum.de).
Wenn schon Toleranz, dann bitte auch gegenüber den Fans. Angesichts solcher Übergriffe, Willkür und sexistischer Sprüche wären Maßnahmen der Messeleitung gegen den Sicherheitsdienst dringend angeraten. Aber ich wage mal einen Blick in die Kristallkugel: Es wird nichts geschehen und im nächsten Jahr dann dasselbe.
Nach dem gigantischen Debakel im Vorjahr, in dem die Veranstalter der Spielemesse völlig depperte Regeln für Cosplayer aufstellte (siehe meine beidenArtikel), denen man deutlich anmerkte, dass sie im Hauruckverfahren rausgehauen wurden und nicht wirklich durchdacht waren, will man es in diesem Jahr offenbar besser machen. Das dürfte auf die massive Kritik zurückzuführen sein, die öffentlich – auch von mir – am Veranstalter geübt wurde. Heute habe ich eine Mail erhalten, die auf die neuen Regeln für die gamescom 2017 hinweist. Da ist in meinen Augen als erstes erfreulich, dass man diesmal frühzeitig auf die Regelungen hinweist.
Weiterhin wird es einen Extraeingang samt Garderobe für Cosplayer geben, dort soll speziell geschultes Personal die Gewandungen und Accessoires bewerten. Wie gut das funktioniert, wird abzuwarten sein, von der RPC weiß ich, dass dort die Mitglieder des Wachdienstes stellenweise immer noch völlig idiotische Entscheidungen treffen und völlig unwichtige oder lächerliche Dinge bemängeln. Da hat man eher den Eindruck, dass sich ein paar junge Männer wichtig machen wollen, zudem ist hier offenbar der Nasenfaktor wichtiger als konkrete Richtlinien. Bleibt zu hoffen, dass solche Entgleisungen bei diesem »speziell geschulten« Personal nicht mehr vorkommen.
Weiterhin sind Waffenimitate nicht mehr grundsätzlich verboten (Details dazu in einem PDF der Veranstalter). zusätzlich kann man Abbildungen seiner Cosplay-Waffen dem Veranstalter vorab per Mail zusenden, um eine Einschätzung zu erhalten, ob diese zugelassen werden.
Allerdings findet sich in der Email der Satz: »Die Koelnmesse behält sich das Recht vor, im Rahmen des Hausrechts die Mitnahme von Waffenimitationen und Accessoires zu untersagen.« Womit die Unsicherheit dann wieder vorhanden ist, wenn man letztlich doch alles nach Gutsherrenart untersagen darf, was laut PDF eigentlich erlaubt ist. Wer sich also sein Waffenimitat per Email genehmigen lässt, sollte die Email mit der Genehmigung im Zweifelsfall als Ausdruck oder auf dem Smartphone dabei haben, um das nachweisen zu können.
Bei den Vorabgenehmigungen per Mail hätte ich gern Rückmeldungen von Cosplayern, ob das funktioniert und was konkret beanstandet wird.
Im Großen und Ganzen finde ich das allerdings bisher deutlich professioneller durchgeführt als im letzten Jahr. Kritik hilft also doch.
Ich gebe die nachfolgende Pressemitteilung mal relativ kommentarlos weiter, um zu zeigen, dass es neben den Veranstaltern, die den Cosplayern ohne echte Not maßgebliche Teile ihrer Gewandung wegnehmen wollen, auch welche gibt, die sich wirklich Mühe mit diesem Hobby und dessen Anhängern geben (Quelle: Bumm Film).
„Künstlerische Leitung mit Gesang“
Der offizielle Gamescom Song „Celebration Of The Game“ und das diesjährige „Cosplay Village“ haben etwas gemeinsam: Bernd das Brot Erfinder und Multitalent Tommy Krappweis
Der RTL Samstag Nacht Comedian und bekennende Nerd, Tommy Krappweis, hat auf der diesjährigen Gamescom jede Menge zu tun. „Das Cosplay Village sollte in diesem Jahr atmosphärischer gestaltet werden.“, erklärt der Grimmepreis-Träger. „Der Bundesverband für Unterhaltungssoftware BIU und die Koelnmesse wollten, dass sich die Cosplayer wohlfühlen, aber auch die anderen Besucher sollten die Möglichkeit bekommen, tiefer in das Thema Cosplay einzutauchen.“
Ein besonderes Anliegen war es dem erfolgreichen Fantasyautor und Regisseur, dass sich die großen Cosplay-Themen im Village wiederfinden: „Zu diesem Zweck haben wir mehrere fünfzehn Meter breite Themenwelten konzipiert. Man kann sich zwischen Kirschblüten entspannen, in einem Endzeit-Szenario fotografieren oder in unserer High Fantasy Deko ein lebendiges Mittelalter-Museum zum Anfassen bestaunen.“ Schon sehr früh entschied man sich trotz der filmischen Dekorationen gegen professionelle Fotodienste: „Wir wollen, dass sich Besucher mit oder ohne Cosplay überall fotografieren dürfen, ohne zusätzliche Kosten oder Schlangestehen. Die Inszenierung für eigene Fotos oder zusammen mit anderen ist doch Teil des Spaßes beim Cosplay.“
Für die Gestaltung arbeitete Krappweis eng mit dem Eventdesigner der Koelnmesse, Jörg Krum, zusammen. „Das ganze Village ist eine Teamleistung. Jörg hat die Ideen in einen ganz fantastischen Plan gegossen und tatsächlich ein richtiges Cosplay Dorf gezaubert. Der Ausstatter meiner Firma bumm film GmbH, Tim Pommorin, steuert mit seinem Team filmische Dekorationen bei. Zum Beispiel bauen wir direkt auf der Messe Mauern, die dann gleich wieder zerstört werden, um in das Endzeit-Szenario zu passen. Die Kollegen von Steinigke Showtechnik beleuchten die Welten stimmungsvoll mit tonnenweise Licht, Nebel und Effekten. Das Team der Dokomi füllt das Village mit Leben und Defcon Unlimited organisiert einen großen Cosplay Award.“
Krappweis freut sich besonders, dass auch das Thema Reenactment im Cosplay Village einen Platz hat: „Historisches Reenactment und Cosplay haben durchaus einiges gemeinsam. Beide versuchen, ihren Vorlagen nahezukommen – Ob das nun ein begrabener Wikingerfürst oder ein Character aus Naruto oder Star Wars ist. Inzwischen gibt es auch Gruppen, die sogenanntes „Reenlarpment“ betreiben – also , Live Action Role Play (Larp) in einem historischen Setting mit möglichst authentischer Gewandung und Ausstattung. Dass das Team von „Kaptorga“ rund um den erfreulich Nerd-affinen Archäologen Philipp Roskoschinski unsere Fantasy-/Mittelalterwelt mit einem lebendigen Museum bereichert, in dem man historische Rüstungen, Waffen und Alltagsgegenstände bestaunen und anfassen kann, ist ein schönes Statement und eine große Bereicherung.“
Der Ex-Comedian wird aber wenig Zeit haben, im Cosplay Dorf majestätisch auf- und abzuschreiten, denn er bestreitet zusammen mit YouTuberin Bina Bianca mehrere Auftritte pro Tag mit dem offiziellen Gamescom-Song „Celebration Of The Game“: „Wir hatten für die Games-Parodie „Hoppers“ mit Fabian Siegismund und Nino Kerl einen Song mit dem Titel „Ein Echter Wahrer Held“ produziert, der sich in Folge zu einer Art Gaming-/Cosplay-/Fantasyhymne mit hohem Motivationsfaktor im Real Life gemausert hat. Der Heldensong wurde in den letzten Jahren so abgefeiert, dass man uns jetzt mit der Produktion des ersten, offiziellen Gamescom-Songs betraut hat. Bina und ich sind sehr stolz darauf, dieses Megaevent und die gesamte Gaming Community mit „Celebration Of The Game“ musikalisch feiern zu dürfen.“
Wenn die Gamescom vorbei ist, wird Krappweis wieder in den Schneideraum zurückkehren: „Eine brandneue Miniserie mit Bernd das Brot wartet darauf, geschnitten und vertont zu werden. Und ich muss in den nächsten Wochen einen neuen Band meiner Buchserie „Ghostsitter“ fertigstellen. Darum habe ich Schlaf und Nahrungsaufnahme jetzt einfach mal komplett in den Spätherbst verlegt. Bin schon gespannt, wie das funktioniert…“
Das Gamescom Village ist während der Messe täglich geöffnet. Infos finden Sie hier: http://bit.ly/2aQtyjh
Für Interviewanfragen melden Sie sich bitte bei Tuna Alpargin von Tommys Firma bumm film: t.alpargin@bummfilm.de
Während meines Urlaubs hatte ich bei den Gamescom-Veranstaltern wegen der in meinen Augen völlig überzogenen Sicherheitsmaßnahmen angefragt und es wurde bereits festgestellt, dass Plüschtiere und Styroporvögel dann offenbar plötzlich doch keine Waffen sind. Dennoch waren weiterhin Fragen offen, deswegen hakte ich nach. Auch interessierte mich, ob es die Veranstalter tatsächlich nicht für … »ungeschickt« halten, wenn einerseits drakonische Sicherheitsregeln aufgestellt werden und andererseits ausgerechnet die Türkei als Partnerland 2016 dabei ist.
Hier nochmal meiner Anfrage:
Sehr geehrte Frau xxxx,
wird das auch öffentlich gemacht? Die Cosplayerszene ergeht sich seit gestern in erheblich kritischen Äußerungen und intensiver Diskussion über das Verhalten der Gamescom-Veranstalter und die völlig unklaren Bedingungen hinsichtlich erlaubter Gegenstände. Werden Sie diese noch deutlicher formulieren, damit die Cosplayer eine höhere Sicherheit bekommen, nicht am Eingang abgewiesen zu werden, oder Gegenstände konfisziert zu bekommen? Was ist mit Personen, die keine Kenntnis von den „Regeln“ erlangen konnten? Werden die eingezogenen Gegenstände solcher Personen gekennzeichnet, gesammelt und nach Besuchsende zurückgegeben? Oder werden inkriminierte Gegenstände vernichtet? Werden solche Personen trotz gültiger Eintrittskarte abgewiesen, wenn sie mit einer Vernichtung ihres Besitzes nicht einverstanden sind? Wie sind also die konkreten Bedingungen?
Für weitere Informationen bedanke ich mich im voraus.
Die Antwort bekam ich erst auf nochmalige Nachfrage, in dieser hatte ich meine Fragen wie folgt ergänzt:
Halten Sie es nicht für geradezu grotesk, wenn Sie für die Besucher erheblich einschränkende »Sicherheitsregeln« formulieren aber gleichzeitig ausgerechnet die Türkei als Gamescom-Partnerland für das Jahr 2016 einladen?
Sind Sie nicht der Ansicht, dass eine derart drastische und einseitige Veränderung der Veranstaltungs-AGB gemäß deutschem Recht ein gewichtiger Grund für eine Vertragsauflösung durch die Besucher ist? Sprich: Dass diese ihr Ticket zurückgeben und ihr Geld zurückverlangen können?
Sehr geehrter Herr Holzhauer,
anbei die Beantwortung Ihrer Fragen:
Die Kommunikation der verstärkten Sicherheitsmaßnahmen und verschärften Kostümbestimmungen wurden über unsere bestehenden Kanäle an die Teilnehmer der gamescom kommuniziert. Fragen und Unklarheiten, die bei uns im Call Center oder in unseren Social Media Kanälen auftreten, beantworten wir.
Sofern jemand, gemäß Ihrer Frage ein Cosplayer keine Kenntnis von den angepassten Sicherheitsmaßnahmen und Kostümbestimmungen erhalten hat, und seine Nachbildungen von Waffen oder waffenähnlichen Gegenstände zum Gelände mitbringt gilt: Vor den Kontrollstellen im Außenbereich werden Garderobenzelte aufgestellt. Hier können beanstandete Gegenstände kostenpflichtig abgegeben werden. Da Sie mit Ihrer Arbeit ja dazu beitragen, Menschen zu informieren, hier noch einmal der Hinweis für Privatbesucher:
Lasst, wenn nicht zwingend erforderlich, Taschen und Rucksäcke sowie Gegenstände aller Art, die ihr nicht zwingend für den Besuch der gamescom benötigt, bitte zu Hause, um die Wartezeiten so gering wie möglich zu halten. Denn: An den Eingängen werden noch vor Betreten des Messegeländes Kontrollmaßnahmen, inkl. Taschenkontrollen, durchgeführt. Die Kontrollen sind variabel angelegt und richten sich nach kurzfristigen Rücksprachen mit den Sicherheitsbehörden. Bitte stellt euch auf längere Wartezeiten ein und unterstützt uns, durch kein oder wenig Messegepäck, bei den Kontrollmaßnahmen. Zur Planung eurer Anreise: Die Sicherheitskontrollen starten ab 07:00 Uhr. Wartezeiten müssen eingeplant werden.
Cosplayer: Die gamescom lebt auch von der Kreativität eurer Kostüme und daher sind Cosplayer auch weiterhin herzlich willkommen. Aufgrund der Ereignisse der letzten Tage bitten wir um euer Verständnis, dass alle Nachbildungen von Waffen oder waffenähnliche Elemente in eurem Kostüm auf der gamescom 2016 nicht zugelassen sind. Wir möchten euch bitten, auch in der Stadt auf das Tragen von Nachbildungen von Waffen oder waffenähnlichen Gegenständen mit Rücksicht auf die Bewohner und Besucher der Stadt Köln zu verzichten.
Hintergrund dieser Verschärfung der Kostümbestimmungen ist es, insbesondere Kinder und Familien sowie andere Besucher der gamescom, aber auch Bewohner und Gäste der Stadt Köln, durch täuschend echte Kostüme, die teilweise auch Nachbildungen von Waffen und/oder waffenähnlichen Gegenstande beinhalten, nicht zu verängstigen. Sämtliche Nachbildungen von Waffen oder waffenähnliche Bestandteile eures Kostüms ? unabhängig von Material und Größe ? werden euch vor Eintritt in das Gelände abgenommen. Daher bitten wir euch, diese nicht mit zur gamescom zu bringen.
Walking Acts der Aussteller auf der gamescom:
Genauso wie Cosplayer soll es auf der gamescom auch weiterhin Walking Acts der Aussteller geben. Diese werden aber vorab bei uns angemeldet und mögliche Nachbildungen von Waffen oder waffenähnliche Gegenstände noch vor Beginn der gamescom geprüft und gekennzeichnet. Nach der Prüfung dürfen diese Kostümbestandteile das Messegelände während der Laufzeit der gamescom nicht mehr verlassen.
Ergänzend auf Ihre Frage zur »Ticketrückgabe«: Mit dem Erwerb einer Eintrittskarte für den Besuch der gamescom erhält man das Recht, das Messegelände zu betreten und die dort ausgestellten Produkte in Augenschein zu nehmen. Einzelne Besucher/Besuchergruppen nutzen die Messe, um Teile ihrer (Rollenspiel-)Verkleidung zur Schau zu stellen. Dies ist aber nicht Bestandteil des Vertrages. Den Ticketpreis kann man sich also nicht erstatten lassen.
Ich denke, dann sollten Ihre Fragen jetzt beantwortet sein.
Grüße
xxxx
Den größten Teil der Antwort nimmt die schlichte Wiederholung der bereits bekannten »Regeln« ein, darin ist nichts Neues zu finden. Sublimieren wir also mal die neuen Informationen:
Die Kommunikation der verstärkten Sicherheitsmaßnahmen und verschärften Kostümbestimmungen wurden über unsere bestehenden Kanäle an die Teilnehmer der gamescom kommuniziert. Fragen und Unklarheiten, die bei uns im Call Center oder in unseren Social Media Kanälen auftreten, beantworten wir.
Sofern jemand, gemäß Ihrer Frage ein Cosplayer keine Kenntnis von den angepassten Sicherheitsmaßnahmen und Kostümbestimmungen erhalten hat, und seine Nachbildungen von Waffen oder waffenähnlichen Gegenstände zum Gelände mitbringt gilt: Vor den Kontrollstellen im Außenbereich werden Garderobenzelte aufgestellt. Hier können beanstandete Gegenstände kostenpflichtig abgegeben werden.
Ergänzend auf Ihre Frage zur »Ticketrückgabe«: Mit dem Erwerb einer Eintrittskarte für den Besuch der gamescom erhält man das Recht, das Messegelände zu betreten und die dort ausgestellten Produkte in Augenschein zu nehmen. Einzelne Besucher/Besuchergruppen nutzen die Messe, um Teile ihrer (Rollenspiel-)Verkleidung zur Schau zu stellen. Dies ist aber nicht Bestandteil des Vertrages. Den Ticketpreis kann man sich also nicht erstatten lassen.
Meine Anmerkungen hierzu:
Die Kommunikation wird also kommuniziert, das ist erfreulich. Was nutzt es aber, wenn auf Anfragen in den sozialen Medien nicht geantwortet wird (mir und anderen so passiert)? Oder wenn jemand keine sozialen Medien nutzt, oder nicht jene, die die Veranstalter der Gamescom nutzen?
Dass Garderobenzelte aufgestellt werden sollen, um dort nicht genehmigte Gegenstände zu lagern, ist immerhin eine sinnvolle Informationen. Dass man dafür Geld nehmen will, kann ich allerdings nur unter »dreist« einordnen. Denn nach wie vor hat man sich um die Beantwortung der Frage gedrückt, welche Gegenstände tatsächlich beanstandet werden. Was »waffenähnlich« nach der Meinung der Veranstalter oder deren Erfüllungsgehilfen vom Sicherheitsdienst ist, wissen wir leider immer noch nicht, so dass hier eine erhebliche Unsicherheit verbleibt. Wie unprofessionell sich die Sicherheitsdienstler verhalten, haben wir zur RPC gesehen, als Besucher damit belästigt wurden, dass man Nerfs und Polsterwaffen nicht zulassen wollte (die man drinnen in großen Mengen hätte erwerben können, darüber hinaus wurden auf dem Gelände sogar Blankwaffen verkauft), und ein Besucher befragt wurde, ob der Pelz an der Gewandung von einer geschützen Tierart stamme. Daran kann man wieder sehen, dass man nicht jede eingebildete Figur zum Sicherheitler machen sollte. Hier lebten offenbar einige junge Männer Machtphantasien aus, die ihnen die Uniform eingibt. Angesichts der Verhaltensweisen zur RPC kann man sich leicht ausmalen, was mit solchen Personen zur Gamescom an den Kontrollen geschehen wird. Da werden dann Plüschtiere und Styroporvögel eben doch nach Gutsherrenart zum waffenähnlichen Objekt deklariert. Der Besucher hat ja auch keinerlei Möglichkeit, sich bei Streitfragen an irgendeine übergeordnete Instanz zu wenden, sondern muss sich den möglicherweise willkürlichen Entscheidungen beugen.
Die Hinweise, dass Cosplay nicht Teil des Eintrittspreises ist, sind natürlich am Thema vorbei. Die unilateral geänderten Bedingungen und Sicherheitsmaßnahmen gelten ja auch für ganz normale Besucher und nicht nur für Cosplayer, deswegen kann man diese Argumentation nicht gelten lassen. Die drastisch geänderten Sicherheitsregeln betreffen auch nicht gewandete Besucher (Taschenkontrollen, Warteschlangen) und stellen nach meiner Ansicht selbstverständlich eine grundlegende Änderung der Bedingungen dar, die bei Vertragsabschluss galten.
Vollkommen ignoriert hat man meine Frage nach dem Partnerland Türkei. Auf eine weitere Nachfrage, in der ich auch um Informationen zu den Garderobenpreisen bat, kam keinerlei Antwort mehr. Wie man die Preise auf der Gamescom kennt, dürften auch diese eher gepfeffert sein.
Abschließend kann ich nur feststellen, dass die Informationslage hinsichtlich »waffenähnlicher Gegenstände« weiter schlecht bleibt, da man nach wie vor aufgrund ausbleibender Informationen durch die Veranstalter nicht weiß, welche Gegenstände konkret beanstandet werden, und welche zugelassen sind.
Ich kann mich nur wiederholen: Wenn wir zulassen, dass Angst geschürt wird und wir uns unser Leben von überzogenen Sicherheitsmaßnahmen einschränken lassen, haben die Terroristen gewonnen, ohne auch nur einen Schuss abzufeuern. In jedem Jahr sterben in Deutschland zigtausende durch Verkehrs- und Haushaltsunfälle oder an Nikotin. Die Zahl der Toten auf deutschem Boden aufgrund von Islamisten in den letzten 20 Jahren liegt bei zwei (Angehörige der US-Armee auf dem Frankfurter Flughafen).
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Ich muss mich doch mal aus dem Urlaub melden … Die Veranstalter der Gamescom, die in der übernächsten Woche in Köln stattfindet, haben in der Cosplayer-Szene für einigen Aufruhr gesorgt, denn offenbar aufgrund der Anschläge der letzten Wochen wurden erst jetzt, kurz vor der Veranstaltung Regeln aufgestellt, die Cosplayern das Mitbringen von Waffenattrappen untersagen. Und nicht nur das, dasselbe gilt auch für »waffenähnliche« Gegenstände, ohne dass das weiter ausformuliert wurde, also völlig intransparente Gummianweisungen, mit denen sich vermutlich nach Gutsherrenart alles verbieten lässt.
Besonders pikant war die Antwort auf die Anfrage eine Cosplayerin, die ein Plüschtier und einen Styroporvogel mitbringen wollte und der man antwortete:
Bedauerlicherweise sehen wir uns gezwungen, die Definition »Waffe« sehr hart zu interpretieren. Dies bedeutet, dass alle von Dir aufgelisteten Gegenstände nicht zugelassen sind.
Ein Plüschtier ist eine Waffe? Das hielt ich für äußerst grotesk und fragte deswegen nach:
Sehr geehrte Frau xxxxx,
Da ich die in meinen Augen überzogen paranoide Herangehensweise der Kölnmesse in einem Artikel thematisieren werde, bitte ich um Stellungnahme zu dem als Screenshot angehängten Fall, in dem Sie einer Cosplayerin untersagen wollen, einen Gehstock aus Pappe, sowie einen Plüsch- und einen Styroporvogel mitzubringen.
Warum wird das untersagt? Handelt es sich bei Plüschtieren oder Styroporvögeln Ihrer Ansicht nach um »waffenähnliche Gegenstände«? Falls ja, bitte ich um eine Begründung. Falls nein, bitte ich um eine Begründung für das Verbot. Sind Sie nicht der Ansicht, hier vollkommen überzogen und unverhältnismäßig zu agieren?
Für Informationen bedanke ich mich im voraus. Ich weise darauf hin, dass eine Antwort in einem Artikel zitiert werden wird. Ebenso das Ausbleiben einer solchen.
—
Mit freundlichem Gruß,
Stefan Holzhauer
PhantaNews.de
Phantastische Nachrichten
Eine Antwort kam heute, die ist so kurz wie aussagearm:
Hallo Herr Holzhauer,
bitte entschuldigen Sie die Formulierung der Antwort, die in diesem Fall leider nicht ausreichend differenziert war. Plüschtiere und auch Styroporvögel sind keine waffenähnliche Gegenstände und daher als Kostümbestandteile zulässig.
Gruß,
xxxx
Aha. Na das ist doch schon einmal was. Ein Plüschtier ist also keine Waffe. Bahnbrechend. Man muss sich jetzt fragen, wie es dann zu dieser kompletten Falschaussage kommen konnte? Nachlässigkeit? Sind den Mitarbeitern der Kölnmesse diese »Cosplay-Spinner« völlig egal und man kann nach Belieben mit ihnen umspringen? Und: Natürlich bleiben dadurch die Bedingungen für Cosplayer weiterhin völlig intransparent, deswegen habe ich noch eine weitere Frage hinterhergeschickt:
Sehr geehrte Frau xxxx,
wird das auch öffentlich gemacht? Die Cosplayerszene ergeht sich seit gestern in erheblich kritischen Äußerungen und intensiver Diskussion über das Verhalten der Gamescom-Veranstalter und die völlig unklaren Bedingungen hinsichtlich erlaubter Gegenstände. Werden Sie diese noch deutlicher formulieren, damit die Cosplayer eine höhere Sicherheit bekommen, nicht am Eingang abgewiesen zu werden, oder Gegenstände konfisziert zu bekommen? Was ist mit Personen, die keine Kenntnis von den »Regeln« erlangen konnten? Werden die eingezogenen Gegenstände solcher Personen gekennzeichnet, gesammelt und nach Besuchsende zurückgegeben? Oder werden inkriminierte Gegenstände vernichtet? Werden solche Personen trotz gültiger Eintrittskarte abgewiesen, wenn sie mit einer Vernichtung ihres Besitzes nicht einverstanden sind? Wie sind also die konkreten Bedingungen?
Für weitere Informationen bedanke ich mich im voraus.
Wenn sich nun Cosplayer entscheiden, aufgrund der in meinen Augen völlig überzogenen Regeln nicht zur Gamescom zu fahren, dann ist das für die Kölnmesse keinerlei Verlust, denn schließlich sind alle Karten seit Wochen ausverkauft und die Veranstalter haben das Geld bereits. Wenn jemand nicht kommt, weil er oder sie mit den kurzfristig unilateral eingeführen Regeln nicht einverstanden ist, kann das der Kölnmesse also völlig egal sein.
Aber: Es wurde die Ansicht geäußert, dass sich die Vertragsbedingungen für den Kartenkauf durch diese Änderungen der AGB ebenfalls geändert haben, denn die neuen Regeln sind ja nicht optional, sondern bindend und werden damit Teil des Vertrags. Eine solche einseitige, nachträgliche Vertragsänderung ist so aber nicht zulässig, deswegen kann man auch meiner Ansicht nach vom Kauf zurücktreten.
(Update: Nachträgliche einseitige Vertragsänderungen sind laut deutschem Recht nicht zulässig. Und auch eine Klausel in AGB, dass diese sich einseitig ändern können, ohne dass der Vertragspartner zustimmen muss, ist laut BGH nicht zulässig: Urteil vom 11.10.2007, Az. III ZR 63/07)
Wer also jetzt aufgrund der neuen »Regeln« nicht mehr auf die Gamescom fahren möchte (und das gilt nicht nur für Cosplayer), sollte von den Veranstaltern aufgrund einseitig und unerwartet geänderter AGB sein Geld zurückverlangen. Kontaktmöglichkeiten findet man auf der gamescom-Webseite.
Insgesamt hate ich die Sicherheitsvorgaben der Kölnmesse für unverhältnismäßig. Wenn wir uns von Terroristen das Leben einschränken und den Spaß verderben lassen, haben die Terroristen gewonnen, auch ohne dass sie Anschläge verüben. Und wenn sich aufgrund der Taschen- und Latexwaffenkontrollen lange Schlangen bilden, wäre es für einen Irren ein leichtes, einen Anschlag auf eben diese Wartenden zu verüben. Das Sicherheitskonzept erscheint mir in der vorliegenden Form sehr unausgegoren und in jeder Hinsicht zu ungunsten der Besucher schnell zusammengezimmert.
Ein sehr schönes Video vom SDCC15 zeigt eine Menge Cosplayer. Man sieht mal am Stück, wie breitbandig die Fans aufgestellt sind, was Kostüme und Verkleidungen angeht.
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