Buchhandel.de ist eine Plattform der Börsenvereins-Tochter MVB. Da kann man online Bücher kaufen. Oder eBooks. Sie haben lange gebraucht, um diese halbwegs ergonomisch zu gestalten (die Suchmaschine lässt nach wie vor zu wünschen übrig). Und die gerieren sich jetzt als große Gönner der Buchblogger, denn in ihrer unendlichen Großzügigkeit erlaubt man diesen Bloggern, Buchcover für Rezensionen nutzen zu dürfen.
Nein! Doch! Oh!
Die Rahmenbedingungen sind in meinen Augen fast schon grotesk zu nennen. Zum einen muss man sich zwingend registrieren und dabei personenbezogene Daten wie den Realnamen angeben (was ist mit der gesetzlichen Vorgabe laut Telemediengesetz, Onlineangebote auch anonym oder mit Pseudonym nutzen zu können? Warum will MVB sich bei einer Anmeldung einräumen, die Kreditwürdigkeit des Blogbetreibers zu prüfen?). Zum anderen weist man darauf hin, dass Buchcover rechtssicher zu nutzen seien, wenn man sich den Vorgaben unterwirft. Auf der Seite spricht man tatsächlich konkret von »rechtssicher« und baut in meinen Augen eine reine Drohkulisse im Zusammenhang mit dem Urheberrecht auf Buchcover auf, sollte man sich nicht an ihre Vorgaben halten. Dummerweise wurde das allerdings offenbar von jemandem verfasst, der weder über technische noch rechtliche Expertise verfügt.
Die Drohkulisse verweist auf das Urheberrecht in Sachen Buchcover und auf »strafrechtliche Folgen« (ich lachte). Man kann auf der Seite lesen:
An anderer Stelle hatte ich thematisiert, dass die MVB, Tochter des Börsenvereins des deutschen Buchhandels und alleinige Ausgabestelle von ISBNs in Deutschland, sich weigert, Nummernkontingente an Einzelpersonen abzugeben – und die angebotenen einzelnen Nummern zudem noch massiv überteuert sind. Da ich das für eine Ausnutzung einer marktbeherrschenden Position hielt (und noch immer halte), fragte ich beim Bundeskartellamt nach. Die widerum wandten sich an die MVB bzw. den Börsenverein und die haben dann natürlich ihre Sicht mit den üblichen Platitüden verteidigt. Dafür benötigten sie etliche Wochen. Leider wurde mir die MVB-Replik nicht zur Verfügung gestellt, deswegen kann ich aus dem Schreiben des Bundeskartellamtes nur spekulieren, was genau vorgebracht wurde. Die Antwort des Amtes gebe ich im Folgenden wieder.
Mitte September stellte ich eine Anfrage bei einer Börsenvereins-Tochter mit dem sperrigen Namen MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH. Das ist kürzer ausgedrückt die ISBN-Agentur, es handelt sich dabei um die einzige Vergabestelle von solchen Nummern in Deutschland, mithin eine Monopolstellung.
Ich wollte als Freiberufler gern mehrere ISBNs erwerben statt nur einer einzelnen. Auf der Agenturseite fand ich die Information, dass ich ohne ein Verlag zu sein, nur einzelne ISBNs beantragen kann – zum stolzen Preis von ~ 90 Euro das Stück. Verlage kommen deutlich preiswerter an Nummernkontingente. Es entspann sich ein Emailwechsel (verzögert, weil man bis Ende September nicht geantwortet hatte und ich nochmal nachfragen musste), in dem zum einen ziemlich nebulös und ausweichend von »einzuhaltenden internationalen Vereinbarungen« zu lesen war, zum anderen wollte man bei der MVB festlegen, ob und wann ein gewerbliches Handeln vorliegt. Und das ist eine Einschätzung die hier in Deutschland genau einer zu treffen hat: Die Finanzbehörde – aber garantiert nicht der Börsenverein oder seine Tochter. Den Schriftwechsel gebe ich an dieser Stelle nicht wieder, da die Rechtslage hinsichtlich der Veröffentlichung von Emailverkehr ohne Zustimmung des Mailpartners problematisch ist.
Quintessenz der Antworten war: Ich als Freiberufler kann nur überteuerte einzelne ISBNs erwerben, will ich ein Kontingent muss ich einen Verlag gründen. Angesichts des rasanten Wandels des klassischen Buchhandels ist dieses Beharren auf uralten Durchführungsformen völlig unsinnig – das macht nur dann Sinn, wenn man beispielsweise unliebsame Independent-Konkurrenz draußen halten und schön elitär bleiben möchte.
Da hatte sich die »Tolino-Allianz« mit ihrer neuen Reihe von eReadern laut und deutlich und mit viel Werbe-Tamtam als die großartige Alternative zu Amazons Kindle präsentiert. Das kam in der Buchbranche natürlich gut an, denn die sieht den Onlineverkäufer aus den USA nicht zu Unrecht als den ganz großen Konkurrenten und verpasst keine Gelegenheit, Amazon und Jeff Bezos als die Urbösen darzustellen. Die Hoffnung lag also auf dem Tolino in seinen verschiedenen Inkarnationen als eReader und neuerdings auch Tablet.
Doch nun muss der stationäre Buchhandel feststellen, dass man sich zu früh gefreut hat und die Tolino-Allianz (bestehend aus den Schwergewichten Thalia, Weltbild, Hugendubel, Club Bertelsmann und Telekom) auch nicht besser ist, denn die Gespräche, um die Tolinos als die eReading-Plattform auch für den Buchhandel abseits der Großkopferten Allianzler zu etablieren, sind gescheitert.
Das bedeutet: die von der Tolino-Allianz eingeräumten Konditionen waren zu schlecht für die Buchhändler, die Margen miserabel. Wo da jetzt die deutliche Verbesserung gegenüber Amazon sein soll, erschließt sich mir ehrlich gesagt überhaupt nicht. Ob nun der eine oder der andere Quasi-Monopolist, sie werden immer die Vorgaben diktieren. Angeblich sollen das Tolino-Imperium (passt viel besser als »Allianz«) sogar gefordert haben, dass man neben ihrem Produkt keine anderen eReader verkaufen darf. Unfassbar.
Das Problem ist aber erneut: der Buchhandel hat wieder einmal auf einen neuen Messias gewartet und wieder einmal hat sich der als Popanz heraus gestellt. Diese Blauäugigkeit ist in ihrer Hilflosigkeit fast schon niedlich. MVB und Börsenverein täten gut daran, zusammen mit dem Buchhandel endlich ein eigenes System zu installieren (das geräteunabhängig ist), statt sich darauf zu verlassen, dass Dritte das schon machen werden. Denn Dritte wollen auch nur so viel wie möglich verdienen.
Ihr müsst jetzt ganz stark sein, liebe Leser. Diesen Test erträgt nur, wer extrem geistesstark oder völlig besoffen ist. Oder sein Hirn großzügig notleidenden Zombies gespendet hat. You have been warned!
Hereinspaziert, hereinspaziert, meine sehr geehrten Damen und Herren, in unsere einmalige Show der Absonderlichkeiten! Hier sehen Sie abstoßende Monstren ebenso, wie verwachsene Freaks, hier bleibt kein Auge trocken und hier erblicken Sie Dinge, die man anderswo totschlagen würde!
Bisher konnte man in diesem Test von Onlineshops halbwegs brauchbare Ergebniss ebenso finden, wie mangelhafte oder durchwachsene. Aber was libreka!, der von MVB – und damit vom Börsenverein des Buchhandels, MVB heisst »Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH« – betriebene Buchladen im Web bietet, ist so hanebüchen, dass das oben zu lesende Intro seine Berechtigung hat. Denn ich habe vor lauter »an den Kopf fassen« (neudeutsch: Facepalms) während des Tests jetzt haufenweise deutliche Griffstellen im Gesicht und – um bei der Freakshow zu bleiben: dieser Shop muss aus Leichenteilen mumifizierter Börsenvereins-Zombies zusammengesetzt worden sein, anders lässt sich das, was mir begegnet ist, nicht erklären.
Insbesondere sind die gleich folgenden Erkenntnisse dann witzig, wenn man sich vor Augen führt, wie MVB unter einem »über libreka!«-Link großspurig angibt:
libreka! ist die große E‑Book-Plattform für den deutschsprachigen Raum – mit einem umfassenden Leistungsangebot, das von der Information über die Möglichkeit zum Reinlesen in Bücher bis zum Kauf von E‑Books und gedruckten Büchern reicht. 1.947.526 Bücher aus über 1.763 Verlagen mit über 50 Millionen Buchseiten stehen für die Suche zur Verfügung und652.937 E‑Books zum Kauf bereit. Wer als Leser Bücher sucht, ist bei libreka! an der richtigen Adresse.
Den letzten Satz möchte ich aber sowas von bezweifeln. Wer als Leser Bücher sucht (insbesondere englische Print- oder eBooks), der ist in einem türkischen Gemüseladen besser aufgehoben, als bei libreka. Da kann man wenigstens die Inhaltsstoffe der Sucuk von der Verpackung ablesen, manchmal sogar in englisch.
Merket auf, liebe Besucher der Freakshow, wenn ich euch den degeneriertesten und verwachsensten Onlineshop in Sachen »ich kauf´ im Internet« vorstelle, den ich je gesehen habe. Bühne frei für: libreka! Unsere gedungenen Clowns werden jetzt noch schnell Valium verteilen, damit es nicht zu Hyperventilation kommt.
Auf den ersten Blick ist man noch arglos und erfreut sich an der Übersichtlichkeit und dem halbwegs hübschen und modernen Anblick der Seite. Das zeigt allerdings, dass man auch aus einem hirnlosen Zombie mit ein wenig Make Up und neuen Designer-Klamotten zumindest äußerlich einen Superstar machen kann (ähnliches betreiben Privatsender seit Jahren und auch öffentlich-rechtliche können das inzwischen ganz gut, aber das ist doch dieses … Fernsehen … iiiiihhhh!).
Aber ich schweife ab. Erfreut nimmt man erst einmal ein horizontales Hauptmenü zur Kenntnis, das nicht nur eBooks und Bücher, sondern auch »Audio«, »Video/DVD« (»BluRay« ist vermutlich zu modern für den … äh … traditionsbewussten Börsenverein), »Software« und »Weitere Medien« feil bietet. Wobei ich mir auf Anhieb unter »Weitere Medien« so gar nix vorstellen konnte. Also der Neugier nachgekommen und mal darauf geklickt.
Ahja. Unter »Weitere Medien« finde ich … Bücher. Das ist ja originell. Warum sind die nicht unter »Bücher«? Weil man unbedingt einen weiteren Menüpunkt brauchte, um wichtiger zu wirken? Oder besser sortiert? Das Menü musste voll werden? Man könnte annehmen, dass die Schlauberger, die das Portal verbrochen haben, nach dem hastigen Genuss einer Flasche Hörnertee möglicherweise dachten »Hach, wir machen den überflüssigen Menüpunkt ganz nach rechts. Mit dem Titel und dem Namen klickt da eh nie jemand drauf!« Doch: ich. Unfassbar. Verlassen wir schnell diesen Ort, denn hier lauert der Wahnsinn der »Großen Alten« des Börsenvereins und ihrer nichteuklidischen Navigation. Mir ist schon ganz schwummrig,
Mal abgesehen davon, dass sich der Inhalt auch hier liebevoll an die linke Seite des Browserfensters schmiegt, sieht die Front des Hauses eigentlich ganz gut aus. Topmenü mit Hauptnavigation, man könnte sich fragen, warum im Header »Bücher und eBooks« steht, in der Navigation jedoch eBooks vor Büchern angeordnet sind. Ist man sich seiner Prioritäten nicht ganz sicher? Grün als dominante Farbe soll einen Eindruck von Frische erzeugen. An der linken Seite zeigen sich thematische Unterteilungen, klicke ich auf Belletristik, stelle ich erstaunt fest, dass als »Themen« unter anderem »Fantastische Literatur«, »Fantasy«, »Science Fiction« und »Fantasy & Science Fiction« auftauchen. Das sind keine Kategorien, wie auf den bisher getesteten Seiten, sondern Filter, die die angezeigten Inhalte (erstmal irgendwie alles) einschränken. Eigentlich ganz pfiffig gemacht. Wähle ich irgendwas davon kann ich sogar gezielt nach Sprachen filtern und sogar nach Preisrahmen. Bei diversen Büchern wird mir die Option »reinlesen« angezeigt, damit also eine Möglichkeit, die ganz ähnlich der »Blick ins Buch«-Funktion bei Amazon ist.
Mal im Ernst und außerhalb meiner Spottereien weiter oben: wer ausschließlich auf der Hatz nach deutschen Mainstream-Büchern ist, wird hier vermutlich ganz gut bedient, denn eigentlich ist das Konzept der Suche mit nachfolgender Filterung durchaus schlüssig und das Filtern auch ganz gut umgesetzt (die eigentliche Suche aber nicht). Von der völlig unbedienbaren ergonomischen Katastrophe, die libreka! vor dem Relaunch war, ist das tatsächlich Lichtjahre entfernt. MVB hat in Sachen Bedienung offenbar bessere Leute als beim letzten Mal für die Umsetzung eingekauft – das ist aber auch wahrlich nicht schwer. Zu den unentschuldbaren Tücken der Suche (merke: Suche ist nicht gleich Filterung) kommen wir gleich.
Nur: ich möchte gern englische Bücher erwerben, sei es in Totholz- oder in elektronischer Form – dazu kommen wir jetzt und es wird kleinkariert und komisch, denn zumindest dieser Teil der Hütte bröckelt hinter der aufgestyleten Fassade ziemlich heftig.
Die Suche nach BLOOD RITES mit einer nachfolgenden Filterung »English« bringt den gesuchten Roman auf den ersten drei Seiten (also dreißig Suchergebnissen) nicht ans Tageslicht. Deswegen die Verfeinerung mit dem Autorennamen »Butcher«, das hat bisher auf den anderen Shops fast immer funktioniert. Hier jedoch: insgesamt vier Ergebnisse (der Englisch-Filter ist noch aktiv), keines (!) davon ist der gesuchte Harry Dresden-Roman.
Na gut, versuche ich also mal den im November erschienenen neuen Roman COLD DAYS. Auch hier finde ich auf den ersten Ergebnisseiten den gesuchten Titel nicht, die Suchmaschine behauptet zwar, nach »Relevanz« zu sortieren, was das für eine Relevanz sein könnte, geht mir allerdings auch nach einer ausgiebigen Meditation auf meinem Daniel Düsentrieb-Kissen nicht auf. Markiert sind bei den Treffern die einzelnen Worte »cold« und »days«, eine Suche nach beiden Begriffen zusammen scheint nicht priorisiert nach Relevanz sortiert zu werden. Wer programmiert so etwas? In einwöchigem Lehrgang zur IT-Kraft umgeschulte MVB-Manager? Auch wenn ich COLD DAYS in Anführungszeichen setze, eine übliche Vorgehensweise um Suchbegriffe zusammen zu fügen: Fehlanzeige; ebenso, wenn ich den Titel um den Autorennamen ergänze: dann gibt es neun englische Treffer, keiner davon ist der gesuchte Roman – es ist noch nicht einmal ein einziger davon von Jim Butcher.
Noch ein letzter Versuch mit CHANGES. Über 30000 Treffer in »englische Bücher« – ah ja … Verfeinerung mit dem Autorennamen: kein Treffer auf den ersten paar Seiten der Suchergebnisse. Ernüchternd.
Unter dem »Finden«-Button der Suchfunktion entdecke ich einen kleinen Link: »Erweiterte Suche«. Hier kann ich den Titel und den Autorennamen einzeln eingeben. Ich tue dies für beide vorstehenden Romane und zusätzlich noch für CHANGES, das Ergebnis ist jedesmal dasselbe:
Ihre Suchanfrage nach * und Titel »Changes« und Autor »Butcher« lieferte keine Ergebnisse. Bitte versuchen Sie es mit einem anderen Suchbegriff.
»Erbärmlich« ist wieder einmal das einzige Wort, das mir dazu einfällt. Nein, das stimmt nicht, mir fallen noch ganz andere Worte ein, aber die sind hier nicht wiedergabefähig, das verbietet mir meine Erziehung. Vermutlich nutze ich wieder eine Art und Weise des Suchens, die nicht mit den Vorstellungen der MVB-Entwickler übereinstimmt, was zulässige oder valide Suchanfragen sind (siehe die Lachnummer auf buchhandel.de). Vielleicht sollten die ein Handbuch zur Suche heraus geben. Man würde das nur vermutlich auf der Seite nicht finden.
Die Suche nach REDSHIRTS liefert drei Treffer. Der erste ist die Heyne-Ausgabe, zwei und drei muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, das ist vermutlich wieder diese okkulte MVB-»Relevanz«:
Augenblicke einer Weltreise, Helge Negele
The Pulitzer Price Archive. A History And Anthology …
Man sieht: höchst beeindruckend, was diese Suchmaschine leistet … Englische Ausgaben von REDSHIRTS sowohl als eBook wie auch als Printbuch: nix ist.
Die Suche nach Alan Dean Foster fördert ebenso wie eine nach »Foster, Alan Dean« und einer Einschränkung auf englische Bücher gerade mal 13 Treffer zutage, davon ist nicht ein einziger von Alan Dean Foster. Eine Vertipper-Suche nach »Alan Dearn Foster« liefert wie erwartet: … nix.
Ihre Suchanfrage nach »alan« »dearn« »foster« lieferte keine Ergebnisse. Bitte versuchen Sie es mit einem anderen oder allgemeineren Suchbegriff.
Danke, aber ich versuche es lieber mit Bol, Osiander oder eben doch wieder Amazon. Und: Bei diversen Büchern fehlen die Coverabbildungen.
Eigentlich habe ich an dieser Stelle des Tests schon gar keinen Bock mehr, mich weiter mit diesem halbvergammelten Untoten auseinander zu setzen, aber ich beisse die Zähne zusammen, versuche mich in einen stoizistisch-masochistischen Geisteszustand zu versetzen, der mich diese Freak-Webseite weiterhin ertragen lässt, und mache weiter. Ne Pulle Leberkleister wäre vielleicht auch eine Hilfe gewesen.
Wobei: eigentlich könnte ich mir die Tests in Sachen eBooks tatsächlich sparen, denn bei den vorgenannten Suchergebnissen wurden auch immer die eBooks mit angezeigt und sind filterbar. Deswegen in aller Kürze:
Die Suche nach ICERIGGER fördert tatsächlich ein Resultat hervor, was ist denn jetzt los? Die gesamte Trilogie in einem eBook, herausgegeben von Open Road für EUR 14,20. Die hat Amazon nicht. Die Einzelbände gibt es bei libreka nicht, bei den Amazonen allerdings schon. Das mit ICERIGGER war jedoch ein Zufallstreffer. Charles Stross´ HIDDEN FAMILY: Fehlanzeige. Scalzis REDSHIRTS: Fehlanzeige. Und sogar die beiden Bestseller THE HUNGER GAMES und A DANCE WITH DRAGONS: Fehlanzeige.
Versuchen wir noch schnell einen Klassiker: MOUNTAINS OF MADNESS von H. P. Lovecraft. Und der wird tatsächlich als eBook in einer Ausgabe von Random House gefunden, der Preis beträgt üppige 21,31 Euro, bei Amazon gibt es verschiedene Ausgaben, die preiswertesten davon kosten … 89 Cent, allerdings habe ich die Random House-Ausgabe auf Amazon nicht gefunden. Ein großer Teil der Werke Lovecrafts sind übrigens seit 2007 gemeinfrei … 21,31 Euro … ohne Worte … ich habe für eine Lovecraft-Gesamtausgabe für den Kindle 99 Cent bezahlt …
Man kann konstatieren: eklatante Preisunterschiede gibt es deswegen nicht, weil die ach so tolle eBook-Plattform des Börsenvereins in Sachen englischer eBooks extrem schlecht sortiert ist, zumindest was den Bereich Phantastik angeht.
Ich bin ja gar nicht so, gebe ihnen bei deutschen Büchern eine Chance, suche nochmal nach Alan Dean Foster und beschränke diesmal nicht auf »englisch«. Nach der Einschränkung auf »Bücher« und »Belletristik« erhalte ich 34 Treffer. Ja, das könnte hinkommen. Allerdings sind nur 12 davon tatsächlich von ihm der Rest ist von irgendwem. Noch eins? Gern: Ich suche nach »George R. R. Martin« und schränke auf »Bücher« ein, Belletristik bietet mir der Filter gar nicht an. Ergebnis: vier Graphic Novels nach Martin, dann ein Buch über Pferdesport im Nationalsozialismus (nein, kein Scherz!), eine Götz George-Biografie, erst dann die ersten beiden Romane aus der LIED VON EIS UND FEUER-Reihe. Dann ein Buch über Designmethoden und eins über Martin Gropius. Auf der zweiten Ergebnisseite kein anderes Bild, da wundert man sich nicht, dass 2475 Treffer gemeldet werden. Und so geht es weiter. An dieser Stelle hätte ich, um ein hysterisches Gekicher zu unterdrücken, erneut die bereits bemühte Flasche Leberkleister zum Einsatz kommen lassen müssen. Ergo: auch bei der Recherche in der Kernkompetenz »deutschsprachige Bücher« sind die Ergebnisse dieser Suchmaschine mit »subterran« noch sehr freundlich umschrieben.
Liebe Leute von MVB: Lucene/Solr ist eine Open Source-Suchmaschine unter Ägide des Apache-Projekts und liefert schon unkonfiguriert bessere Ergebnisse als euer Programmierer-Ejakulat!
Schauen wir noch auf die AGBs und Lieferbedingungen der Börsenvereinszombieseite:
Aus irgendwelchen nicht nachvollziehbaren Gründen bleiben gekaufte eBooks nur zwei Jahre lang herunterladbar. Das muss in Zeiten der Cloud einfach deutlich besser gehen, warum hier nicht ein zeitlich unbegrenzter Zugriff auf die zumeist mit DRM verseuchten Werke ermöglicht wird, ist nicht nachvollziehbar. Man sollte an dieser Stelle jedoch fairnesshalber anmerken, dass es bei libreka! auch eBooks gibt, die nur mit Soft-DRM versehen oder völlig frei von Kopierschutzmechanismen sind. Meine Vermutung ist, dass man sich darüber im Klaren ist, dass auch diese Seite demnächst wieder über Bord gekippt wird und man dann keinen Bock hat, die Kundendaten und ‑eBook-Lizenzen zu migrieren.
Bei der Lieferung von Büchern und den Preisen hierfür dann der Klopper: hier wird man auf die Seite buchhandel.de verwiesen, die ich an anderer Stelle bereits als völlig untauglich getestet hatte; Man weist nur darauf hin, dass man sich die Waren dann an einen Buchhändler der Wahl senden lassen kann – oder eben gegen einen Obolus nach Hause. Warum das keine Option ist, kann man in meinem Artikel zu buchhandel.de nachlesen. Diese Vorgehensweise ist natürlich völlig sinnfrei, denn warum leistet man sich eine zweite, redundante Plattform, wenn von da wieder nur auf die erste geleitet wird und beschränkt libreka nicht, wie ursprünglich gedacht, ausschließlich auf eBooks?
Fazit: Geht gar nicht. Zwar nette Filtermöglichkeiten (die Idee sollte Doktor Frankenstein in einen anderen Patienten transplantieren), aber eine komplett untaugliche Suchfunktion. Weiterhin gähnende Leere bei englischen Printbüchern und eBooks aus dem Bereich Phantastik.
Völlig indiskutabel. Man kann nur hoffen, dass diese oberflächlich geschminkte Zombie-Seite schnell von Rick Grimes mit einer großkalibrigen Feuerwaffe von ihren Leiden erlöst wird.
Was? Es ist immerhin die Seite einer Tochterfirma des »Börsenvereins des Teutschen Puchhandels« und die muss gar keine englischen Schmöker vorhalten? Was für ein Unsinn, Auswahl und Genrekompetenz sind die Stichworte, die von Amazon bedient werden – und hier sollte gerade eine Buchhandelsseite wenigstens versuchen gegen zu halten. Insbesondere, wenn englische Bücher explizit als Auswahl zur Verfügung stehen, dann muss man auch gängige Exemplare oder mindestens Bestseller finden können. Wer glaubt, Amazon eine solche maximal halbgare Seite mit maximal ungarer Suche entgegen setzen zu können, der gehört wirklich in die eingangs erwähnte Freakshow. Am besten auf einem hohen Elfenbeinturm, denn um diese Freaks zu sehen, würde zumindest ich kein Geld ausgeben wollen.
Mir ist zudem nicht wirklich klar, wie sich die gravierende Diskrepanz zwischen der genialen Filterfunktion und der grottigen Suchmaschine erklären lässt. Das fühlt sich an, als hätten unterschiedliche Entwickler daran gearbeitet und nicht miteinander kommuniziert. Und als hätten die an der Suchmaschine im Gegensatz zu denen am Filtersystem keine Ahnung von der Materie gehabt. Oder kann es sein, dass man auf irgendeine vorhandene, alte Technik zurück griff und die Filternummer nur drangefrickelt hat? Wir werden es wohl nie erfahren.
Da libreka! allerdings wie buchhandel.de von MVB betrieben wird, wundert mich hier – ehrlich gesagt – gar nichts.
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