SHE-HULK: A Normal Amount Of Rage
Eine Kurzkritik zur ersten Folge.
Mal wieder eine neue MCU-Serie, so langsam gewöhnt man sich daran, dass sie in immer kürzerer Schlagzahl beim Streamingdienst Disney+ auftauchen. Die Popularität dieser Shows (plus STAR WARS) und die daraus resultierende Abonnentenzahl dürfte auch der Grund dafür sein, dass Disney im Glauben ist, die Abokosten schon wieder deutlich erhöhen zu können und mit einer (günstigeren) Abostufe mit Werbeeinblendungen davon zu kommen. Wir werden sehen ob das funktioniert, ich halte es für eine Frechheit. Disney scheint nicht klar zu sein, dass Zuschauer ihr Geld in der derzeit angespannten internationalen Lage möglicherweise nicht in erster Linie in einen Streamingdienst investieren werden, egal was da läuft. Aber das nur am Rande.
Allein die bereits durch den Titel beschriebene Prämisse SHE-HULK – ATTORNEY AT LAW wies darauf hin, dass das alles vielleicht nicht so ganz ernst werden würde. Und die erste Episode bestätigt das auf die beste mögliche Art. Wenn das so bleibt, dann wird es nicht nur eine Marvel- und eine Anwalt‑, sondern auch eine Comedy-Serie. Es wird auch nicht lange gefackelt, sondern als allererstes die vierte Wand durchbrochen.
In erster Linie funktioniert das durch den studiotypischen Humor, der hier aber grandios getragen wird durch die Hauptdarstellerin Tatiana Maslany. Die kennt man insbesondere aus ORPHAN BLACK, wo sie zahllose völlig unterschiedliche Klone (Kloninnen?) spielte und damit ihre Fähigkeiten unter Beweis stellte. Hier ist ihre unfassbar witzige und quirlige Art ein großer Gewinn für die Serie, insbesondere ihre Interaktionen mit Smug Hulk, äh, entschuldigung, Smart Hulk, ist für ein paar echte Schenkelklopfer gut. Sehr schön auch, wenn sie sein Mansplaining zum Thema Selbstbeherrschung auf die simpelst mögliche Art korrigiert. Es gibt bereits in der ersten Folge einige der lustigsten Dialoge aus dem MCU überhaupt zu sehen. Ansonsten macht man sich ausgiebig über das Thema Superhelden lustig und aus den Andeutungen kann man vermuten, dass auch Anwaltsserien ihr Fett wegbekommen werden.
Es wird abzuwarten bleiben, ob sie das so beibehalten, oder doch auch noch ein wenig Dramatik in die Serie Einzug hält – so wie man Marvel kennt, wird das passieren. Man wird auch sehen müssen, ob es weitere Gastauftritte von Mark Ruffalo als Hulk geben wird, denn Episode eins lebte insbesondere aus der Interaktion zwischen den beiden.
Dass die VFX der grünen Hauptfiguren an ein paar Stellen nicht ganz erwarteten aktuellen Standards entsprechen wird da zur Nebensache.
Dass die Show genau die richtigen Schalter zu drücken scheint erkennt man auch leicht aus dem Aufheulen alter weißer Männer und ewig Gestriger im Netz, die weder mit Feminismus zurecht kommen, noch mit dem fortgeschrittenen 21. Jahrhundert. Quelle für die folgende Grafik ist IMDb (man erkennt die üblichen misogynen konzertierten Aktionen), auf Rotten Tomatoes hat die erste Folge ein Top-Rating von 88%. Die Downvoter haben demnach ebenfalls ihren »normal amount of rage«. :)
Ganz großes Kino im Fernsehen.
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